Inter Medical Report Über 10 Jahre Buprenorphin in der Schmerztherapie Das einzige transdermale Opioidpflaster mit 4-Tage-Wirkung che Option zur Behandlung von Patienten mit mittelstarken bis starken chronischen Schmerzen etablieren. Während dieser Zeit wurde das Analgetikum intensiv erforscht – und die Ergebnisse lassen Buprenorphin in einem neuen Licht erscheinen. Widerlegt werden konnte u.a., dass n Buprenorphin einen CeilingEffekt bei der analgetischen Wirkung zeige und nicht mit reinen µ-Agonisten kombinierbar sei.1,2 Vielmehr konnte gezeigt werden, dass in Kombination von Buprenorphin mit anderen Opioiden es zu additiven oder supraadditiven analgetischen Effekten kommt.3 Weitere Untersuchungen belegen, dass Vor mehr als zehn Jahren wurde das erste buprenorphinhaltige Matrixpflaster Transtec® mit einer Wirkdauer von 72 Stunden in der Schweiz eingeführt. 2006 erfolgte dann die Zulassung eines transdermalen Systems mit einer Applikationsdauer von vier Tagen. Damit ermöglicht das Originalprodukt – als bis heute einziges hoch dosiertes Opioidpflaster – eine Therapie mit zwei festen Wechseltagen in der Woche. Eine deutliche Verbesserung für den Patienten und das Pflegepersonal. Mit der Einführung des Matrixpflasters Transtec® im Jahre 2000 konnte sich transdermales Buprenorphin als wirksame und vergleichsweise gut verträgli- Transtec® – Umrechnungstabelle Opoid Transtec® Äquivalente Tagesdosierungen (Oral in mg/TTS in µg/h) 8,75 (0,2 mg) Fentanyl TTS 17,5 (0,4 mg) 12,5 (0,3 mg) 35 (0,8 mg) 25 (0,6 mg) 52,5 (1,2 mg) 50 (1,2 mg) 70 (1,6 mg) 105 (2,4 mg) 75 (1,8 mg) 100 (2,4 mg) Morphin oral 20 40 80 120 160 180 Oxycodon oral 10 20 40 60 80 120 10 16 100 200 400 Hydromorphon oral Tramadol oral 32 adaptiert nach Sittle et al11 tagabend – für die überwiegende Mehrzahl ihrer Patienten als bedeutend oder sehr bedeutend ein.10 n Buprenorphin durch eine k-antagonistische Wirkung eine vergleichsweise günstige ZNS-Verträglichkeit aufweist4, n eine interventionspflichtige Beeinflussung der Atmung bei einer Monotherapie in der Regel nicht zu erwarten ist5 und n die klinische Wirkstärke im Vergleich zu Morphin 1:100 beträgt.6 Damit sind transdermales Buprenorphin und Fentanyl direkt vergleichbar. Wirksam und anwenderfreundlich Transdermales Buprenorphin bietet weitere Vorteile gegenüber anderen Opioiden. Buprenorphin wird nicht, wie die meisten anderen Opioide, hauptsächlich renal eliminiert, sondern über die Leber ausgeschieden.7 Die Buprenorphindosis muss deshalb bei Patienten mit Niereninsuffizienz nicht angepasst werden. Der Einsatz von Transtec ist daher auch bei älteren Patienten in besonderem Mass geeignet. Weiter zeigt Buprenorphin im Modell keine immunsupressive Wirkung8 und die Opioid-typische Neben- Referenzen: 1 Budd K Evid Based Pract 2002: 1–24 2 Freye E, Opioide in der Medizin; Springer Medizin Verlag Heidelberg, 7. Auflage 2008 3 Kögel B. et al. Eur J Pain 2005 4 Johnson RE, Fudala PJ, Payne R, J Pain Symptom Manage 2005; 29: 297–326 5 Dahan A et al., Br J Anaesth 2005; 94: 825–834 6 Sittl R, Palliat Med 2006; 20 Suppl 1: s25–30 7 Mercadante S, Arcuri E. Opioids and renal function. J Pain 2004; 5: 2–19 8 Pergolizzi J, et al. Pain Practice 2010 9 Griessinger N, Sittl R, Likar R, Curr Med Res Opin 2005; 21: 1147–1156 10 Tschirner M, Ritzdorf I, Brünjes R, MMW Fortschritt Med 2008, 150 Suppl 3: 142–148 11 Sittl et al., Equipotent doeses of transdermal fentanyl and transdermal buprenorphine in patients with cancer and noncancer pain: results of a retrospective cohort study. Clinical Therapeutics 2005; 225–237 wirkung Obstipation, welche für die Patienten sehr belastend sein kann, ist unter Buprenorphin vergleichsweise seltener als unter Fentanyl.9 In einer Anwendungsbeobachtung wurden mehr als 13 000 Patienten wegen chronischer Schmerzen mit Transtec® behandelt.9 Bei der ersten Kontrolluntersuchung gaben 71 % und bei der Abschlussbeurteilung 80 % eine gute oder sehr gute Schmerzlinderung an. Nach Einführung des 4-Tage-Pflasters Transtec® stuften Ärzte den festen Wechselrhythmus – z.B. immer Montagmorgen und Donners- Fazit für die Praxis Buprenorphin grenzt sich nicht nur durch seine besonderen Substanzeigenschaften von anderen klassischen starken Opioiden ab. In Form des Matrixpflasters Transtec® mit einer zugelassenen Applikationsdauer von vier Tagen ermöglicht es den Patienten zudem als einziges transdermales Opioid, die Pflaster an zwei festen Wochentagen zu wechseln. Interview mit Dr. Reinhard Sittl, Leitender Oberarzt am Schmerzzentrum des Universitätsklinikums Erlangen Langzeittherapie: Geringere Dosierung durch Antihyperalgesie Sie selbst und Kollegen haben sich intensiv mit Buprenorphin befasst. Welches sind die wichtigsten Forschungsergebnisse? Dr. Sittl: Um Buprenorphin rankten sich lange Zeit viele Mythen. So hiess es, die Substanz liesse sich wegen eines Ceiling-Effekts in der analgetischen Wirkung bei starken Schmerzen nicht hoch genug dosieren. Eine weitere Irrmeinung war, dass antagonistische Effekte auftreten, wenn man es mit anderen Opioiden kombiniert. Tatsächlich sind aber selbst bei einer hoch dosierten Therapie mit transdermalem Buprenorphin noch mehr als zwei Drittel der µ-Opioid-Rezeptoren unbesetzt. Man kann es deshalb sehr wohl mit reinen µ-Agonisten kombinieren. Ein Ceiling-Effekt in der analgetischen Wirkung exis- tiert im therapeutischen Dosisbereich nicht. Tatsächlich vorhanden ist ein Ceiling- Effekt aber bei der Atemdepression. Die Gefahr einer klinisch relevanten AtemEinschränkung oder gar eines Atemstillstandes ist deshalb unter Buprenorphin deutlich geringer als unter Fentanyl. Buprenorphin- und Fentanylpflaster unterscheiden sich auch in der Galenik. Ist das relevant? Ja, das ist es. Für den Einsatz von transdermalem Buprenorphin spricht aber vor allem die Substanzeigenschaft, die Wolfgang Koppert, und andere Kollegen nachgewiesen haben – und das ist der antihyperalgetische Effekt. Durch ihn sind bei einer Langzeittherapie deutlich geringere Dosissteigerungen erfor- derlich als bei anderen Opioiden, die das Schmerzempfinden der Patienten teilweise sogar erhöhen Dr. Reinhard Sittl, Leitender Oberarzt am Schmerzzentrum des Universitätsklinikums Erlangen können. Ein weiterer Vorteil von Buprenorphin vor allem bei älteren Patienten: Es ist auch bei Niereninsuffizienz ohne Dosisanpassung einsetzbar. Gibt es andere klassische starke Opioide mit ähnlich günstigen Eigenschaften? In der Gesamtheit betrachtet, meines Erachtens nicht. Für Patienten mit Niereninsuffizienz käme noch Hydromorphon in Frage. Wegen der antihyperalgetischen Eigenschaften und des begrenzten Effekts auf die Atmung nimmt Buprenorphin jedoch eine Sonderstellung ein. Was bedeutet die Einführung des 4 Tage-Pflasters Transtec® im Jahr 2005 in Deutschland? 2005 war aus meiner Sicht ein Meilenstein, da uns erstmals ein Opioidpflaster zur Verfügung stand, dessen Wirkung bei konstanten Serumspiegeln vier Tage lang anhielt. Vorher haben die Patienten oder das Pflegepersonal die Pflaster spätestens nach drei Tagen gewechselt – mit der Folge, dass sie immer an anderen Wochentagen daran denken mussten. Nun können sie die Pflaster an zwei festen Wochentagen austauschen. Für welche Patienten ist transdermales Buprenorphin aus Ihrer Sicht besonders geeignet? Wegen der hohen Dosisstabilität eignet es sich für alle Patienten mit mittelstarken oder starken Schmerzen, die voraussichtlich über einen längeren Zeitraum behandelt werden müssen. Mittel der ersten Wahl ist es bei Patienten mit eingeschränkter Nierenfunktion. Voll zum Tragen kommt das günstige Sicherheitsprofil von Buprenorphin ausserdem bei jenen, die Medikamente einnehmen die die Atemfunktion beeinflussen könnten. Kurzinformation Transtec® TTS Opioides Analgetikum (Wirkstoff Buprenorphin) in einem transdermalen therapeutischen Matrix-System (TTS); untersteht dem Bundesgesetz über die Betäubungsmittel und psychotropen Stoffe. Vor der Anwendung von Transtec® soll das Arzneimittel-Kompendium der Schweiz konsultiert werden. Indikationen: Mittelstarke bis starke prolongierte Schmerzen bzw. ungenügende Wirksamkeit nicht-opioider Analgetika und schwacher Opioide. Dosierung: Prinzipiell sollte die Transtec Pflasterstärke der Schmerzintensität und individuellen Empfindlichkeit des Patienten angepasst sein. Jedes Transtec Pflaster soll kontinuierlich bis zu 96 Stunden getragen werden. Nachdem das vorangegangene Pflaster entfernt wurde, ist ein neues Transtec Pflaster an einer anderen Stelle anzubringen. Bevor auf dieselbe Hautstelle wieder ein neues Pflaster appliziert wird, sollten mindestens 2 Anwendungen vergangen sein. Kontraindikationen: Überempfindlichkeit gegen Buprenorphin oder einen der Hilfsstoffe; stark eingeschränkte Atemfunktion; Patienten, die in den vergangenen 2 Wochen mit MAO-Hemmern behandelt wurden; Myasthenia gravis; Delirium tremens; bei Schwangerschaft. Transtec darf bei opioidabhängigen Patienten sowie zur Drogensubstitution nicht angewendet werden Vorsichtsmassnahmen: Bei der Anwendung potenter Opioide in der Schmerztherapie ist die entsprechende medizinische Sorgfaltspflicht vorausgesetzt. Unerwünschte Nebenwirkungen: Opioidtypische Nebenwirkungen wie Übelkeit, Schwindel, Müdigkeit, Erbrechen, Verstopfung und lokale Hautreaktionen wie Erythem oder Juckreiz. Bei Überdosierung ist die Entfernung des Pflasters und eine stete Überwachung notwendig. Packungen: 4 und 8 TTS (Pflaster) zu 35 g/h; 52.5 µg/h; 70 µg/h Buprenorphin. A† Ausführliche Angaben siehe Arzneimittel-Kompendium der Schweiz. Vertrieb: Grünenthal Pharma AG, 8756 Mitlödi IMPRESSUM | Idee und Konzeption: INTER MEDICAL, Grosspeterstrasse 23, Postfach, 4002 Basel · Information: Grünenthal Pharma AG · Objektleitung: Dr. med. Christine Mücke · Redaktion: Dr. Matthias Herrmann, Winfried Powollik · Layout & Produktion: Patrik Brunner © Nachdruck – auch auszugsweise – nur mit schriftlicher Genehmigung des Verlages · MT 47/2011