Institut für medizinische & molekulare Diagnostik AG. Zürich Laborgemeinschaft Info Bordetella pertussis / Bordetella parapertussis 1. Bedeutung Bordetella pertussis wurde 1906 von Bordet und Gengou als Erreger des Keuchhustens beschrieben. Bradford und Slavin isolierten 1937 einen eng verwandten Keim, nämlich Bordetella parapertussis, bei Patienten mit klinisch dem klassischen Keuchhusten sehr ähnlicher, aber milderer Erkrankung. Der Keuchhusten ist eine hochkontagiöse Infektion der Atemwege. Die WHO schätzt die Zahl der Fälle pro Jahr auf etwa 60 Millionen, bei _ bis 1 Million Patienten – meist ungeimpften Kleinkindern der Dritten Welt – verläuft die Erkrankung tödlich [1]. Mit der in den 50er Jahren in den Industrieländern eingeführten Pertussisimpfung im Säuglingsalter wurden die Inzidenz und vor allem die Zahl der schweren Verläufe drastisch gesenkt. Die Impfung schützt jedoch nur vorübergehend. Mit zunehmendem Alter nimmt ihre Wirksamkeit ab, d.h. es sind nicht mehr nur Kinder, sondern vermehrt auch Jugendliche und Erwachsene betroffen [2]. Geimpfte erkranken mit milderen bzw. untypischen Symptomen, wie sie für Infektionen mit Bordetella parapertussis beobachtet wurden [3,4] und die auch durch ganz andere Erreger respiratorischer Erkrankungen verursacht sein können. Eine rein klinische Diagnose Pertussis ist bei derart "unspezifischen Hustenerkrankungen” [4] nicht mehr möglich. Ohne adäquate Laboruntersuchung bleiben diese Patienten unerkannt und spielen eine wichtige Rolle bei der Verbreitung der Infektion. Die Übertragung von Bordetella pertussis und Bordetella parapertussis erfolgt aerogen durch Tröpfchen. Der Mensch ist die einzige Infektionsquelle. Die Erkrankungen sind nicht an Jahreszeiten gebunden. Sie treten sporadisch oder epidemisch auf. Grössere Epidemien werden alle 3-4 Jahre beobachtet. 2. Nachweismethoden Die PCR ermöglicht rasch den empfindlichen und spezifischen Erregernachweis und ist der Kultur in jeder Hinsicht überlegen. Ihr Stellenwert in der Diagnostik ist inzwischen sehr gut dokumentiert und bezüglich klinischer Aussagekraft an grossen Kollektiven – WebSite www.lg1.ch Literatur All Content Copyright© LG1 März 2000 <-- Die Kultur auf Spezialnährmedien ist zwar 100% spezifisch, aber wenig empfindlich (30-60%). Sie ist anspruchsvoll und benötigt mehrere Tage. Ausserdem ist der einwandfreie Transport der äusserst fragilen Erreger problematisch. Die Empfindlichkeit der Kultur nimmt mit zunehmender Krankheitsdauer ab. Bei geimpften Patienten mit atypischen Symptomen ist sie nicht zuverlässig [5]. Methoden des Antigennachweises mit Immunfluoreszenz und Enzymimmunoassay sind wenig sensitiv und wegen Kreuzreaktionen mit andern Bakterien auch nicht ausreichend spezifisch. Die Serologie ist gut etabliert, erlaubt allerdings selten die Diagnose in der Akutphase. 1 insbesondere auch an geimpften Patienten jenseits des Kindesalters mit untypischer Symptomatologie - nachgewiesen [4,5]. Die Interpretation einer positiven PCR stellt keine Probleme, da weder für Bordetella pertussis noch für Bordetella parapertussis chronische Träger gefunden wurden. 3. Therapie Infektionen mit Bordetella pertussis und B. parapertussis werden mit Erythromycin oder Trimethoprim/Sulfamethoxazol behandelt [6]. 4. Untersuchungsmaterialien Folgende Materialien sind für eine Untersuchung auf Bordetella pertussis und Bordetella parapertussis geeignet: Sputum Rachen-/Nasopharynxabstrich Nasopharyngealsekret Bronchial-/Trachealsekret/-aspirat Bronchoalveoläre Lavage BAL Abstriche werden ins PCR-Standard-Transportmedium eingebracht und darin energisch suspendiert. Alle übrigen Proben werden nativ in sterilem Behälter versandt. Literatur: [1] R. Parton. Bordetella. In: Topley & Wilson’s Microbiology and Microbial Infections, 9th edition 1998, Vol. 1, p. 901-918. L. Collier, A. Balows, M. Sussmann (ed.), Arnold, London. [2] S.W. Wright, K.M. Edwards, M.D. Decker, M.H. Zeldin. Pertussis infections in adults with persistent cough. JAMA 1995, 273: 1044-1046. [3] U. Heininger, K. Stehr, S. Schmitt-Grohé, C. Lorenz, R. Rost, P.D. Christenson, M. Überall, J.D. Cherry. Clinical characteristics of illness caused by Bordetella parapertussis compared with illness caused by Bordetella pertussis. Pediatr. Infect. Dis. J. 1994, 13: 306-309. [4] G. Schmidt-Schläpfer. Polymerase chain reaction für Bordetella pertussis. Ein neues Instrument für das Keuchhustenmonitoring durch Sentinella in der Schweiz. Bulletin BAG 1998, Nr. 5: 9-13. [5] G. Schmidt-Schläpfer, J.G. Liese, F. Porter, S. Stojanov, M. Just, B.H. Belohradsky. Polymerase chain reaction (PCR) compared with conventional identification in culture for detection of Bordetella pertussis in 7153 children. Clin. Microbiol. Infect. 1997, 3(4): 462-467. [6] J.P. Sanford, D.N. Gilbert, M.A. Sande. Guide to antimicrobial Therapy. Antimicrobial Therapy Inc., Dallas, 1997. WebSite www.lg1.ch Literatur All Content Copyright© LG1 März 2000 2