Fischer / Lilje Hunde in Bewegung Reading excerpt Hunde in Bewegung of Fischer / Lilje Publisher: Kosmos Verlag http://www.narayana-verlag.com/b11286 In the Narayana webshop you can find all english books on homeopathy, alternative medicine and a healthy life. Copying excerpts is not permitted. Narayana Verlag GmbH, Blumenplatz 2, D-79400 Kandern, Germany Tel. +49 7626 9749 700 Email [email protected] http://www.narayana-verlag.com BAU UND ARBEITSWEISE Bindegewebe Ein Muskel besteht aus zwei Gewebetypen: Bindegewebe und Muskelgewebe. Muskelgewebe dient der Krafterzeugung, das zugfeste Bindegewebe hingegen der Kraftübertragung. Bindegewebe umhüllt die unterschiedlichen funktioneilen Bausteine und befestigt die Muskulatur an den Knochen. Das Bindegewebe, welches den Muskel als Ganzes überzieht, nennt man Epimysium. Muskelfaszikel sind von einer weiteren Bin-degewebsschicht umhüllt, dem Perimysium, welches den Muskel in abgrenzbare Einheiten gliedert. Diese Untergtiederung wird beschrieben, wenn man von faserigem Fleisch spricht. Zwischen den einzelnen Muskelfasern findet sich eine dritte Schicht meist lockeren Bindegewebes, das Endomysium. Jede Muskelfaser hat schließlich eine schlauchartige Hülle, das Sarkolemm. Dieses entspricht der Zellmembran. Dadurch, dass der geschachtelte Aufbau des Bindegewebes die einzelnen Bauebenen eines Muskels widerspiegelt, kann aus der Anordnung des Bindegewebes auch auf die Faserrichtung im Muskel geschlossen werden. Faszien sind aber weit mehr als nur Hüllen um die Muskeln. Sie sind mit vielen Me-chanorezeptoren bestückt, viele auch mit glatten Muskelzellen und sie sind die Bindestelle des Muskels zum vegetativen Nervensystem (Schleip2003). Die Befestigung eines Muskels am Knochen geschieht entweder in Form von flächigen, straffen, geflechtartigen Aponeurosen (flächige Sehnen) oder durch parallelfaserige Sehnen. Sehnen erhalten die parallelfaserige Struktur durch die mechanische Beanspruchung in einer Vorzugsrichtung. Die Bindegewebsfasern sind dann sehr dicht gepackt, und zusätzliche, elastische Fasern bringen das gedehnte Bindegewebe in seine Ausgangslage zurück. Topographie der Muskeln Mit der topographischen Myologie wird die Lage und Anordnung der Muskeln im Körper beschrieben. Als Menschen in der Renaissance begannen, den menschlichen Körper kunstvoll zu zerlegen, beschrieben sie die Muskulatur wie eine Landschaft und benannten die bei der Sektion einzeln darstellbaren Muskeln. Die Benennung war für die kleine Gruppe der damals Gebildeten wohl verständlich, wenn beispielsweise ein Muskel „Musculus cuccularis" hieß, weil er beim Menschen am Rücken die Form einer Mönchskapuze hatte. Heute erschließt sich die damalige Begriffswelt meist nur schwer oder, da zudem die Muskeln beim Hund mit den Namen aus der menschlichen Anatomie beschrieben werden, meist gar nicht. Allmählich entstand die vollständige Beschreibung der menschlichen und auch der tierischen Muskulatur. Erstaunlicherweise werden auch nach fast fünfhundert Jahren immer noch Wissenslücken in der topographischen Myologie entdeckt und diese in immer detaillierterer Weise beschrieben. Grundsätzlich werden Muskeln nach ihrem Ursprung und Ansatz und nach ihrer Versorgung mit Nerven charakterisiert. Der Ursprung ist dabei als proximaler Ort definiert. Jedem Muskel wird der lateinische Name gegeben, den er - wenn vorhanden - auch beim Mensch trägt und den er dort zuerst erhielt. Der Muskelname wird durch das lateinische „Musculus" kurz M. oder im Plural „Mus- Leseprobe von Martin S. Fischer und Karin E. Lilje „Hunde in Bewegung“ Herausgeber: Medizinischer Verlag Stuttgart Leseprobe erstellt vom Narayana Verlag, 79400 Kandern, Tel: 0049 (0) 7626 974 970-0 culi" kurz Mm. eingeleitet. Auch wenn der Muskel beim Hund anders aussieht als beim Menschen, einen anderen Ursprung oder Ansatz hat oder sonst modifiziert ist, bekommt er denselben Namen wie in der menschlichen Muskulatur, er wird mit dem humanen Muskel „homologisiert". Entscheidendes Kriterium hierbei ist die Lage und die Nervenversorgung. So hat der Musculus (kurz M.) biceps brachii beim Menschen -wie der Name lateinisch besagt-zwei Köpfe, beim Hund dagegen nur einen. Der M. triceps brachii hat beim Hund vier und nicht drei Köpfe - die anatomischen Namen können also fehlleiten. Die weltweit gültige Konvention (Nomina anatomica veterinaria) erlaubt keine Umbenennung von Muskeln, um eine weltweite Verständigung mit den lateinischen Namen möglich zu machen. Auf die Funktion eines Muskels geben bereits Ursprung und Ansatz einen Hinweis. Werden die Muskeln graphisch oder gedanklich verbunden und diese Strecke dann verkürzt, ist die mögliche Wirkung eines Muskels bei seiner Kontraktion erkennbar. Er kann beispielsweise (Extensor), Beuger Heranzieher (Flexor), Strecker (Adduktor), Nachaußenbeweger (Abduk-tor), Senker (Depressor) oder Heber (Le-vator) sein. Damit ein Muskel gerichtete Arbeit verrichten kann, müssen andere Muskeln oder bestimmte Vorrichtungen am Gelenk den Ursprung oder Ansatz feststellen, da sonst ein Muskel bei Verkürzung die beiden Enden nur zueinander ziehen würde. Manchmal reicht es auch schon, dass ein Punkt (meist der körpernahe liegende Ursprung) viel mehr Masse hat, so dass er sich nur unwesentlich bewegt. Die Aufgabe eines Muskels kann häufig auch darin bestehen, eine Gelenkbewegung zu verhindern, zum Beispiel ein Gelenk gegen die Einwirkung der Schwerkraft zu stabilisieren oder dieser einen kontrollierten Widerstand entgegenzusetzen. Nicht zuletzt kann die Wirkung eines Beinmuskels während der Vorschwing-phase ohne Bodenkontakt eine andere sein als während der Stemmphase mit Bodenkontakt. Ein Muskel ist also eine topographische Struktur, welche als anatomisch abgrenzbare Einheit eigens benannt wurde. Ein sind zwischen 20 und die alle 50 Muskelfasern gleichbenannter Muskel wird bei allen Säugetieren zusammengefasst, (und häufig bei allen Wirbeltieren) von dem oder den verlaufen gleichen Nerven versorgt. Die Funktionsweise eines bestimmte Richtung zur Kraftentfaltung vorgeben. Die Muskels erschließt sich nicht allein aus der Kenntnis einzelnen Muskelfaszikel innerhalb eines Muskels seiner Lage, sondern häufig erst durch das Zerlegen können des Fleisches in seine funktioneilen Bausteine und die orientiert sein. Sie sind nur sehr selten parallel oder in Analyse seiner mechanischen und physikalischen Zugrichtung des Muskels Eigenschaften. notwendig, da ein Muskel ja nur selten einen punktu- und dem hingegen in parallel Muskelfaszikel zueinander somit verschiedenen angeordnet. eine Richtungen Dies ist ellen Ursprung oder Ansatz besitzt, und daher Kräfte Muskelfaszikel in verschiedenen Richtungen auf Der Mi/skelfaszikel bestimmt die Richtung, genauer Knochen übertragen werden müssen. Da in vielen gesagt den Vektor der Kraftübertragung. In einem Muskeln die Faszikel wie bei einer Vogelfeder schräg Muskelfaszikel, auch Muskelfaserbündel genannt, zur Längsrichtung verlaufen, spricht man Leseprobe von Martin S. Fischer und Karin E. Lilje „Hunde in Bewegung“ Herausgeber: Medizinischer Verlag Stuttgart Leseprobe erstellt vom Narayana Verlag, 79400 Kandern, Tel: 0049 (0) 7626 974 970-0 Sehnen oder vereinfacht von Fiederung. Tatsächlich ist die Anordnung der Muskelfaszikel ungleich komplexer. Die Schwierigkeit, die Hauptübertragungsrichtung der Kraft eines Muskels zu erkennen, wird zusätzlich dadurch erhöht, dass sich die Faszikel bei der Kontraktion des Muskels nicht nur einfach verkürzen sondern auch ihren Fiederungswinkel verändern (Stark 2007). Muskelfaser Die Muskelfasern spiegeln die zelluläre Ebene der Muskulatur wieder. Sie können unterschiedlich aufgebaut sein und arbeiten, so dass sie in verschiedene Typen eingeteilt werden. Innerhalb der Wirbeltiere werden tonische und phasische Muskelfasern unterschieden. Da bei Hunden, wie bei allen Säugetieren, in der Skelettmuskulatur nur phasische Muskelfasern, auch Zuckungsfasern genannt, vorkommen, wird im folgenden Text auch nur auf diese eingegangen. Phasische Muskelfasern besitzen tausende von Zellkernen, sie können bis zu zehn Zentimeter lang werden und haben in der Regel einen Durchmesser von etwa 1/20 Millimeter, also 45 bis 60 Mikrometer. Der Durchmesser von Muskelfasern ist interessanterweise nicht von der Körpergröße abhängig, sondern von verschiedenen Faktoren wie den Transportstrecken von Sauerstoff und Nährstoffen, dem Verhältnis von Faservolumen zu Faseroberfläche und anderen (Goldspink 1977, Kimura 1993, Marx et al. 2006). Die Ansicht von Kimura (1993), dass Hunde im Vergleich zu anderen Säugetieren auffallend dünne Muskelfasern besäßen, wurde durch andere Arbeiten nicht bestätigt. Die Querschnittsfläche einer Muskelfaser hängt vom Fasertyp, der Faserposition im Muskef und vom Muskel selbst ab, sie beträgt in der Regel zwischen 0,0015 mm2 (1,5 um2) und 0,0019 mm2 (1,9 pm2) (Marxetal. 2006). Auch der individuelle Trainingszustand bestimmt die Größe des Faserquerschnitts. Durch Training kann der Querschnitt zunehmen, die Anzahl der Fasern ändert sich hingegen nicht. Training und Ernährung sind die wichtigsten Einflußfaktoren auf die Größe von Muskelfasern (Hoppeier & Flück 2002). In einer Studie an arktischen Schlittenhunden zeigen Gerth et al. (2009), dass im Sommer Muskela- Leseprobe von Martin S. Fischer und Karin E. Lilje „Hunde in Bewegung“ Herausgeber: Medizinischer Verlag Stuttgart Leseprobe erstellt vom Narayana Verlag, 79400 Kandern, Tel: 0049 (0) 7626 974 970-0 Fischer / Lilje Hunde in Bewegung 208 pages, hb publication 2011 More books on homeopathy, alternative medicine and a healthy life www.narayana-verlag.com