Die aktuelle Sonntagssprechstunde Muskelverletzungen Von Dr. med. Stephan Fuchs Im Leistungssport können Muskelrisse eine langfristige Trainingspause verursachen. Gerade Fußballspieler trifft es häufig, und auch bei der derzeitigen WM in Südafrika gibt es wieder Beispiele. Die Skelettmuskulatur ist das größte Organ des Körpers, die Muskeln dienen nicht nur zur Bewegung der Extremität. Ein großer Teil des Stoffwechsels findet dort statt. Sie sind wichtig für die geordnete und verschleißarme Funktion der Gelenke. Neuere Forschungen geben auch Hinweis dafür, dass eine gesunde Muskulatur auf neuroendokrinem Wege sogar die Stimmungslage des Menschen beeinflusst. Woraus besteht ein Muskel? Das spezialisierte Muskelgewebe besteht im Wesentlichen aus zwei kammartig strukturierten komplexen Eiweißsystemen (Aktin und Myosin), welche jeweils mit den „Kammzähnen" ineinander verhakt sind. Durch Energie- verbrauch können diese Zähne zueinander bewegt werden, so dass eine Verkürzung des Muskels entsteht, dies ist dann die von uns wahrgenommene Muskelanspannung. Der Muskel ist in sog. motorischen Einheiten organisiert, d. h. jeder Nervenfaser ist eine bestimmte Anzahl von Muskelfasern zugeordnet. Ein wesentlicher Trainingseffekt ist die sog. intramuskuläre Koordinierung. Durch geeignetes Training ziehen nicht einzelne Muskelfasern ungeordnet, sondern sämtliche Fasern des Muskels zum gleichen Zeitpunkt. Dieser spezialisierte Bauplan bedingt eine problematische Ausheilung von Muskelverletzungen, eine Wiederherstellung von Muskelgewebe ist im Körper nicht uneingeschränkt möglich. ten, bei exzentrischen Belastungen (Bergabgehen, StoppBewegungen beim Tennis, etc.). Hierbei treten mikroskopisch kleine Muskelverletzungen auf, welche als schmerzhaftes Schweregefühl in den nächsten Tagen verspürt wird. Muskelverletzungen können neben körperlicher Untrainiertheit bedingt sein durch Störung der Muskelkoordination, hier kommen auch rein funktionelle Wirbelsäulenprobleme infrage. Auch ohne hochgradige Lähmung kann z. B. eine Bandscheibenveränderung eine Verletzungsanfälligkeit des versorgten Muskels verursachen. Ernährungs- und Diätfehler können zudem eine erhöhte Verletzlichkeit der Muskulatur bedingen. Wie entsteht eine Muskelverletzung? Fast jeder hat schon einmal einen sog. Muskelkater erlebt, insbesondere beim ungeübten Tre- Welche Arten von Muskel Verletzungen gibt es? Vom bereits beschriebenen Muskelkater (delayed-onset-musclesoreness) wird die Muskelverhär- tung, die Zerrung, der Muskelfaser und Bündelrisse bis hin zum knöchernen Muskelausriss unterschienen. Insbesondere zur Vermeidung einer zu frühen Belastung des Narbengewebes, d. h. zur genaueren Festlegung der notwendigen Trainingspause, macht eine gezielte Diagnostik Sinn. Welche Untersuchungsmöglichkeiten gibt es? Neben der genauen körperlichen Untersuchung sowohl des betroffenen Muskels als auch der Suche nach sog. Kettensymptomen (Abfolge schmerzhafter Muskelverspannungen, beispielsweise bei Wirbelsäulenerkrankungen), gehört die Ultraschalluntersuchung zu den Standardverfahren. Bei ausgeprägteren Verletzungen erscheint zur genaueren Differenzierung die exakte Dokumentation der Schädigung im MRT hilfreich. Wie kann eine Muskelverletzung behandelt werden? Essentiell ist das Meiden einer zu frühen Belastung, gerade im Leistungssport kann durch genaue Diagnostik die notwendige Trainingspause besser definiert werden. Es gibt Hinweise, dass systemische oder lokale entzündungshemmende Behandlung die Heilungsphase verkürzt. Begleitende, schmerzhafte Muskelverhärtungen können manualmedizinisch oder mittels Akupunktur ebenfalls angegangen werden. Selten ist eine operative Behandlung erforderlich. Wie lange muss sich der Verletzte körperlich schonen? Diese Frage wird dem aufmerksamen Beobachter insbesondere einiger Fälle der Bundesliga nicht entgangen sein, bei denen eine zu frühe Belastungsaufnahme der Berufssportler zu einer wiederkehrenden Verletzungsfolge führen. Letztendlich muss hier die Sportpause abhängig vom Ergebnis der beginnenden Untersuchung erfolgen. Dr. med Stephan Fuchs Mitglied im Ärztenetzwerk