Das Fairness-Konzept: Rechtliche Grundlagen und ökonomische Effizienz Der Wert von Fairness in der ökonomischen Forschung Martin Pfeuffer 1. Workshop im Rahmen des BÖL-Projektes Preisgestaltung in risikobehafteten Wertschöpfungsketten: Innovative Ansätze für eine faire Preisfindung in der ökologischen Milchwirtschaft FKZ: 08OE127 16.09.2010 Landwirtschaftliche Marktlehre Fair Organic Pricing – Workshop September 2010 2 Agenda: Fairness in der 1. Ökonomie 2. Spieltheorie 3. Befragungen Landwirtschaftliche Marktlehre Fair Organic Pricing – Workshop September 2010 3 Neoklassische Sicht Fairness kommt in der Neoklassik nicht vor tatsächlich: in Experimenten zeigen sich im Marktspiel kaum Abweichungen Grundannahmen: • Preis als Signal von Knappheit • G Gerechtigkeit hti k it erstt als l V Verteilungsgerechtigkeit t il hti k it iim Nachhinein Æ Pareto optimales Ergebnis Landwirtschaftliche Marktlehre Fair Organic Pricing – Workshop September 2010 4 Fairness F i und d Gerechtigkeit G hti k it kommt k t ins i Spiel S i l Innerhalb des Neo-Klassischen Ökonomie Bei Marktunvollkommenheiten Æ „unfaire Preise“ ? • Nachfrage bzw. Anbietermacht • Gestörte Faktormärkte • Externe Effekte(Umwelt und Sozialdumping) Landwirtschaftliche Marktlehre Fair Organic Pricing – Workshop September 2010 5 Fairness F i und d Gerechtigkeit G hti k it kommt k t ins i Spiel S i l Innerhalb des Neo-Klassischen Ökonomie Bei Marktunvollkommenheiten Æ „unfaire Preise“ ? Æ Begründung für „Fair Trade“ mit Entwicklungsländern • Nachfrage bzw. bzw Anbietermacht Internationales Nachfrage Monopol • Unvollkommene Faktormärkte z.B. Zugang zu Krediten oder Arbeitsmärkten • Externe Effekte Umwelt- und Sozialdumping Æ Domestik Fair Trade? Landwirtschaftliche Marktlehre Fair Organic Pricing – Workshop September 2010 6 F i Fairness und d Gerechtigkeit G hti k it kommt k t ins i Spiel S i l Außerhalb der Neo-Klassischen Ökonomie Verhaltensannahme = „homo oeconomicus“ rein i egoistischer i ti h Nutzenmaximierer N t i i Æ nicht i ht erfüllt füllt Menschen verhalten sich oft anders! Æ Die Verhaltensannahmen sind modellhaft Wie weit weichen die Annahmen von dem Realität ab? Hat es Auswirkungen für die Aussagekraft? Æ Die experimentelle Spieltheorie untersucht dies! Landwirtschaftliche Marktlehre Fair Organic Pricing – Workshop September 2010 7 Grundlegende: Fairness-Spiele • DiktatorDikt t Spiel S i l • DilemmaDil S i l (Gefangenendilemma) Spiel (G f dil ) • UltimatumUlti t S i l Spiel Landwirtschaftliche Marktlehre Fair Organic Pricing – Workshop September 2010 8 Ultimatum-Spiel Spielanordnung: Spieler 1 hat die Aufgabe, Aufgabe einen bestimmten Geldbetrag zwischen sich und Spieler 2 aufzuteilen. Spieler 2 muss danach über die Annahme dieses Vorschlags g entscheiden: • Zustimmung: Geld wird nach Vorschlag von Spieler 1 ausgezahlt • Ablehnung: Beide gehen leer aus Landwirtschaftliche Marktlehre Fair Organic Pricing – Workshop September 2010 9 Resultat des Ultimatum-Spiels Erwartetes Ergebnis g bei ökonomisch rationalem Verhalten: • Spieler 1 behält fast alles für sich und überlässt Spieler 2 einen Minimalbetrag • Spieler 2 maximiert seinen Nutzen durch Annahme („immer noch besser als gar nichts“) Landwirtschaftliche Marktlehre Fair Organic Pricing – Workshop September 2010 10 Resultat des Ultimatum-Spiels T ä hli h E Tatsächliches Ergebnis b i des d S Spiels i l in i Experimenten: E i • Spieler S i l 1 bietet bi t t einen i Betrag B t für fü Spieler S i l 2, 2 der deutlich über dem Minimalbetrag liegt Æ häufig zwischen 30 % und 50 % • Spieler 2 lehnt Angebote mit einem geringen Betrag(< 30 % - insb. < 10 %) kategorisch ab und verzichtet damit auf Geld Landwirtschaftliche Marktlehre Fair Organic Pricing – Workshop September 2010 11 Resultat des Ultimatum Ultimatum-Spiels Spiels T ä hli h E Tatsächliches Ergebnis b i des d S Spiels i l in i Experimenten: E i • Spieler S i l 1 bietet bi t t einen i Betrag B t für fü Spieler S i l 2, 2 der deutlich über dem Minimalbetrag liegt Æ häufig zwischen 30 % und 50 % • Spieler 2 lehnt Angebote mit einem geringen Betrag(< 30 % - insb. < 10 %) kategorisch ab und verzichtet damit auf Geld (F h 2006) (Fehr Landwirtschaftliche Marktlehre Fair Organic Pricing – Workshop September 2010 12 Resultat des Ultimatum-Spiels 80% 70% 60% 50% 40% 30% % 20% 10% 0% 0 1 2 3 4 Diktatorspiel 5 6 Ultimatumsspiel (Ockenfels 1999) Landwirtschaftliche Marktlehre Fair Organic Pricing – Workshop September 2010 13 Was kann W k in i den d Fairness-Spielen F i S i l nachgewiesen werden? Diktator- Spiel - Altruismus Dilemma- Spiele: Gefangenendilemma - positiv reziprokes Verhalten Ultimatum- Spiel - negativ reziprokes Verhalten Landwirtschaftliche Marktlehre Fair Organic Pricing – Workshop September 2010 14 Was ist festzuhalten? ¾ Häufig sogar die Mehrheit sind reine Nutzenmaximierer und haben keine Fairnesspräferenzen ¾ In I allen ll E Experimenten i t heterogen! h t ! ¾ Stark von Bedingungen abhängig − Teilnehmeranzahl, Kommunikation, Transparenz, Betrag aber auch Personenkreis - nicht festgelegt ¾ Scheinbar keine einheitlichen Verhaltensannahmen möglich Æ Für spezifische Antworten sind Befragungen nötig - Fairness lässt sich nicht intuitiv vorhersagen! Landwirtschaftliche Marktlehre Fair Organic Pricing – Workshop September 2010 15 Kann Fairness Effizienz widersprechen ? − Ökonomisch wäre die Wertung genau andersherum! F i Gestaltung Faire G t lt kann k auchh mit it Verlusten V l t verbunden b d sein. i (KAHNEMAN et al.1986) Landwirtschaftliche Marktlehre Fair Organic Pricing – Workshop September 2010 16 W kann Was k Preiserhöhungen P i höh begründen? b ü d ? Opportunitätskosten Reale Kosten sehr unfair etwas unfair akzeptabel komplet fair 0% 20% 40% 0% 20% 40% Opportunitätskosten oder Veränderung von Marktpreisen, ohne reale Kosten werden kritisch ggesehen! Æ Kopplung an z.B. konventionelle Milchpreise? (KAHNEMAN et al.1986) Landwirtschaftliche Marktlehre Fair Organic Pricing – Workshop September 2010 17 Wie ist das Fairness-Empfinden Fairness Empfinden bei Preisen? Hypothesen : 1. Aufschlagskalkulation wird als fair empfunden. 2 Streng 2. St gilt ilt di dies vor allem ll fü für Hä Händler dl und d nicht i ht fü für Produzenten. 3. Einkaufsersparnisse f sollten eher weitergegeben werden als Effizienzverbesserungen. Landwirtschaftliche Marktlehre Fair Organic Pricing – Workshop September 2010 18 Wird eine Aufschlagskalkulation als fair empfunden? 70% 60% 50% 40% Laden 30% Großhandel 20% Schreiner 10% Fabrik 0% Aufschlags Kalkulation keine Änderung Fair Preis ( (%Einsparung) p g) Ersparnis (KAHNEMAN et al.1986) Landwirtschaftliche Marktlehre Fair Organic Pricing – Workshop September 2010 19 Wie ist das Fairness Empfinden bei Preisen? Hypothesen yp : 1. Aufschlagskalkulation wird als fair empfunden Æ ca. ca die Hälfte sagt nicht notwendig Æ Best-Weak-Regel – Zielgruppe? 2 Streng gilt dies vor allem für Händler und nicht für 2. Produzenten Æ Auch bei Handel nur teilweiße teilweiße, Unterscheidung eher - Small is Beautifull 3 Einkaufsersparnisse sollten eher weitergegeben werden 3. als Effizienzverbesserungen Æ geringer Unterschied Landwirtschaftliche Marktlehre Fair Organic Pricing – Workshop September 2010 20 Fairness in der Ökonomie? • In der neoklassischen Theorie • Marktunvollkommenheiten • Außerhalb des Modells bei veränderten Verhaltensannahmen • In der Spieltheorie • Heterogene Ergebnisse mit vielen Nutzenmaximierern • Stark von Umwelt und Ausgestaltung abhängig • Verallgemeinerung von Verhaltensannahmen kaum möglich • In Befragungen • Nicht immer effizient • Reale Kosten werden akzeptiert • Aufschlagskalkulation nicht für alle zwingend Landwirtschaftliche Marktlehre Fair Organic Pricing – Workshop September 2010 21 Vielen Dank für die Aufmerksamkeit Unfair! – ich auch? Landwirtschaftliche Marktlehre Fair Organic Pricing – Workshop September 2010 22 Diskussionspunkte • Ökonomische Argumentation? g auf den Verbraucher • Bezugnehmend • Differenzierung zwischen WSK intern und extern • Ausgestaltung um faire Wahrnehmung zu erhalten Landwirtschaftliche Marktlehre Fair Organic Pricing – Workshop September 2010 23 Seite 24 Landwirtschaftliche Marktlehre Fair Organic Pricing – Workshop September 2010 16. September 2010 Fairness: Was ist „fair“? Normatives Werturteil! Grundregel: Relativ besser gestellt sein! instrumenteller Charakter - Definition: Philosophische Grundlage: entspricht dem Kantschen Ansatz „Konkurrenzfairness“ Kategorisierung von fairem Verhalten: formell – informell bedingt – unbedingt Seite 25 Landwirtschaftliche Marktlehre Fair Organic Pricing – Workshop September 2010 16. September Fairness: Erkenntnisse aus der Spieltheorie U t welchen Unter l h Bedingungen B di setzt t t sich i h Fairness F i durch? d h? • Wenige Marktteilnehmer • Unvollkommene Verträge • Transparenz - Es kommt auf das Wie an! Kooperationsgewinne - z.B. Dilemma-Spiele Egoistische Verhaltensannahmen - Auch dann kommt keine Kooperation zu Stande! Sind Kooperationsgewinne gegeben? Seite 26 Landwirtschaftliche Marktlehre Fair Organic Pricing – Workshop September 2010 16. September Fairness: Erkenntnisse aus der Spieltheorie E gibt Es ibt ein i Präferenz P äf für fü Fairness F i • Reziprokes Verhalten (Ultimatum-Spiel) • Häufig altruistisch (Diktator-Spiel) Aber: Markt-Spiel Ergebnisse g wie in ökonomischer Theorie -kein faires VerhaltenWer sich durchsetzt - umweltabhängig Seite 27 Landwirtschaftliche Marktlehre Fair Organic Pricing – Workshop September 2010 16. September Fairness: Erkenntnisse aus der Spieltheorie E gibt Es ibt ein i Präferenz P äf für fü Fairness F i • Reziprokes Verhalten (Ultimatum-Spiel) • Häufig altruistisch (Diktator-Spiel) Aber: Markt-Spiel Ergebnisse g wie in ökonomischer Theorie -kein faires VerhaltenWer sich durchsetzt - umweltabhängig Seite 28 Landwirtschaftliche Marktlehre Fair Organic Pricing – Workshop September 2010 16. September Was können Preiserhöhungen begründen? Begründungen mit Opportunitätskosten oder Veränderung von Marktpreisen, die sich nicht in realen Kosten wiederspiegeln werden kritisch gesehen? Seite 29 Landwirtschaftliche Marktlehre Fair Organic Pricing – Workshop September 2010 16. September 2010 Wird eine Aufschlagskalkulation (ausschließlich) als Fair empfunden? - Best Weak • . ) Seite 30 Landwirtschaftliche Marktlehre Fair Organic Pricing – Workshop September 2010 16. September 2010 Landwirtschaftliche Marktlehre Fair Organic Pricing – Workshop September 2010