HUNGER UND KOMMUNIKATION Hedeler, Barbara HUNGER UND KOMMUNIKATION Die Landwirtschaft in ihrer heutigen Form wäre ohne eine Düngung mit Stickstoff und Phosphor nicht möglich gewesen. Doch trotz der enormen Produktions-Potentiale der globalen Landwirtschaft leiden auch Anfang des 21. Jahrhunderts noch immer rund 800 Millionen Menschen Hunger. Weshalb also ist die Welt nicht in der Lage, die Lebensmittel gerecht über den Planeten zu verteilen? Wo liegen die Gründe für die Verteilungs- und Zugangsproblematik? Medien, Politik, Wirtschaft und letztendlich die Weltgemeinschaft scheinen sich zwar der Probleme bewusst zu sei, doch ist eine Lösung weit entfernt. Dabei spielt vor allem die Kommunikation eine entscheidende Rolle, denn wenn Zusammenhänge nicht klar kommuniziert und Ursache und Wirkung nicht deutlich unterschieden werden, bilden Hunger und Armut ein undurchsichtiges Problemfeld, bei dem Lösungsansätze nur schwer zu finden sind. In diesem Beitrag wird die Hungerproblematik daher aus einem anderen Blickwinkel betrachtet: der Kommunikation. In einer kurzen Zeitreise erfolgt eine Darstellung der übermittelten Theorien und Kausalitätsketten einzelner Institutionen, Nichtregierungsorganisationen und politischer Gruppierungen. Hierbei findet besonders die jeweils unterschiedliche Herangehensweise an die Thematik Beachtung. Das chemische Element Stickstoff stellt im Pflanzenbau einen entscheidenden Faktor dar. Ein Mangel an Stickstoff führt zu vermindertem Pflanzenwachstum. In der heutigen Welt wird dies häufig als die Ursache der globalen Hungerproblematik betrachtet. Eine vermehrte Verwendung von Stickstoffdüngern würde demnach zu höheren Ernteerträgen und einer geringeren Hungerproblematik weltweit führen. Doch angesichts der Tatsache, dass jeder Bundesbürger knapp 82kg Lebensmittel pro Jahr wegwirft und die Landwirtschaft mittlerweile ihre Felder für Energiepflanzen anstelle von Lebensmitteln nutzen kann, scheint die landwirtschaftliche Produktion zumindest nicht die Hauptursache des Hungers sein zu können. Vergangenheit Der globale Hunger ist eine zu allen Zeiten viel diskutierte Tatsache und wird es bis zu seiner vollständigen Beseitigung bleiben. Bereits in der Vergangenheit fand eine intensive Auseinandersetzung mit der Thematik statt. „Deutsche Chemiker besiegen Hunger in der Welt.1“ Anfang des 20. Jahrhunderts zeichnete sich durch das steigende Bevölkerungswachstum in Kombination mit fehlenden Düngemitteln eine Hungerkatastrophe ab2. Das von Fritz Haber und Carl Bosch entwickelte Verfahren, Stickstoff aus der Luft zu binden und 1 2 vgl. Albrecht (2008). Albrecht (2008). pflanzenverfügbar weiterzuverarbeiten - später mit mehreren Nobelpreisen ausgezeichnet wurde als Ausweg aus der Krise gefeiert3. Damit konnte mangelnde Stickstoffversorgung der Pflanzen als hemmender Faktor für die landwirtschaftliche Produktion in großem Stil überwunden und die Erträge der Landwirtschaft deutlich gesteigert werden. Dennoch gibt es auch heute, rund 100 Jahre nach der Erfindung des Haber-Bosch-Verfahrens noch Hunger in der Welt. Ist die Ursache des Hungers vielleicht doch nicht nur ein einfaches Problem, das sich durch die Beseitigung des Mangels an Düngemitteln lösen lässt? Natürliche Regelung des Bevölkerungswachstums: Das Malthusianische Theorem (1905) Weitaus früher beschäftigte sich Thomas Robert Malthus, ein britischer Ökonom zur Zeit der frühen Industrialisierung, mit der Thematik und stellte dazu eine umstrittene These auf. Er betrachtete den Hunger als eine Folge des enormen Bevölkerungswachstums4. Dies weist ein exponentielles Wachstum auf, die Nahrungsmittelproduktion steigt jedoch nur linear an Abbildung 1: Malthus' Theorie der Unterernährung Quelle: Eigene Darstellung nach Haggett 1983. (vgl. Abbildung 1). In der Folge kommt es zu einer Unterernährung, die durch „checks“ gemindert werden kann: Das Bevölkerungswachstum kann durch Hungersnöte, Kriege oder andere Naturkatastrophen zumindest gehemmt werden. Ist das Wachstum der Weltbevölkerung zu groß, stellt sich durch die Unterernährung und deren Auswirkungen wieder ein Gleichgewicht ein5. Aus heutiger Sicht ist diese Theorie allein schon unter sozialen und moralischen Aspekten nicht mehr vertretbar. Zudem werden weltweit inzwischen ausreichend Nahrungsmittel produziert, wodurch die zentrale Aussage der Theorie entkräftet ist. Rein rechnerisch sollte die Problematik der Unterernährung inzwischen also beseitigt sein6. Da jedoch diese Thematik heute, vor dem Hintergrund der weltweiten Hungeraufstände 2008, eine unverminderte Aktualität erfährt, gibt es auch gegenwärtig einige Ansätze der Theoriebildung und vor allem der Ursachen-Forschung und ihrer Kommunikation. 3 Albrecht (2008). Malthus (1905). 5 Malthus (1905). 6 Harrison & Pearce (2000). 4 Gegenwart Von den eindimensionalen Ursachen des Welthungers und entsprechenden Schuldzuweisungen und Strategien zu dessen Beseitigung wurde inzwischen Abstand genommen. Eine Vielzahl von Institutionen und Organisationen beschäftigt sich heutzutage mit den Hintergründen und Zusammenhängen im Bereich der Hungerproblematik. Ideen und Strategien gibt es hierbei viele – diese scheitern jedoch meist in der konkreten Umsetzung aus den unterschiedlichsten Gründen. Eine Lösung lässt weiter auf sich warten. Ausbringung von Düngemitteln für verbessertes Pflanzenwachstum Abbildung 2: Ausbringung von Düngemitteln für verbessertes Pflanzenwachstum Quelle: Kurt Bouda, pixelio.de Eine der bereits angesprochenen Ursachen für das Hungerproblem ist auch gegenwärtig die Versorgung von Pflanzen mit Düngern. Die Düngemittelindustrie verspricht eine Lösung des Problems. Die Global Player der Düngemittelindustrie - sechs Großkonzerne beherrschen rund 77% des Weltmarktes – führen folgende Argumentation an: Die weltweite Nahrungsmittelproduktion ist unzulänglich, zur Lösung des Problems dienen Produktionssteigerungen7. Diese erfolgen einerseits durch eine möglichst hohe Industrialisierung der Landwirtschaft unter Verwendung von Düngeund Pflanzenschutzmitteln. Andererseits ist eine liberalisierte Ordnung des weltweiten Agrarmarkts notwendig, um zur Reduktion des Hungers beitragen zu können8. Logische Konsequenz aus dieser Argumentation ist der höhere Vertrieb von Düngemitteln. Diesen Punkt bearbeitet die Düngemittelindustrie naturgemäß intensiv. Daher kann aus Sicht der Düngemittelindustrie lediglich die Politik in Anbetracht des zweiten Punktes weiter gefordert sein. Auch für die Düngemittelindustrie kann also nicht eine landwirtschaftliche Ertragssteigerung allein Lösung für die weltweite Hungerproblematik sein. 7 8 Ziegler (2011). Ziegler (2011) „Gibt es ein Menschenrecht auf Wurst?“ (vgl. WWF 2013) Abbildung 3: Übermäßiger Fleischkonsum der westlichen Welt Quelle: Thomas Siepmann, pixelio.de Diese und weitere Fleischfragen stellt der WWF (World Wildlife Fund) und hebt damit einen weiteren Aspekt der Hungerkrise in den Vordergrund9. Der WWF sieht neben einigen anderen Ursachen den weltweiten Konsum tierischer Erzeugnisse als Verursacher des globalen Hungers. Zur Produktion von Fleisch, Milch und Eiern werden große Flächen für die Haltung von Tieren und die Herstellung von Futtermitteln benötigt. Allein die Deckung der Nachfrage nach Fleisch in Deutschland bedeutet einen Flächenverbrauch in der Größenordnung Österreichs10. Tatsächlich werden die benötigten Futtermittel nicht in Deutschland selbst angebaut, sondern vor allem aus Südamerika bezogen, wo wertvolle Ökosysteme wie der Regenwald gerodet werden, um die Produktion sicherzustellen11. Der Fleischkonsum der westlichen Welt, so die Argumentation des WWF, ist demnach neben der Zerstörung des Regenwaldes und anderer Ökosysteme auch für den weltweiten Hunger verantwortlich. Denn auf den Flächen, auf denen Futter für Mastbetriebe angebaut wird, könnten auch Nahrungsmittel für die lokale Bevölkerung wachsen. Das Fleisch eines Rindes kann wesentlich weniger Menschen ernähren, als es das Getreide könnte, das auf derselben Fläche anstelle des Viehfutters angebaut würde. 9 WWF (2013). WWF (2013). 11 WWF (2013). 10 „Freuen Sie sich über steigende Lebensmittelpreise?“ (vgl. Attac 2013) Abbildung 4: Werbung der Deutschen Bank für Spekulationen auf dem Agrarmarkt Quelle: Attac 2013 Attac, eine globalisierungskritische Bewegung, sieht die hauptsächliche Ursache für den weltweiten Hunger in den Nahrungsmittelspekulationen. Banken und Fonds bieten verschiedene Anlagefonds auf Agrarrohstoffe an und tragen somit zu deutlichen Preissteigerungen auf dem Weltmarkt bei12. Während die Anlagen der Erzielung überdurchschnittlich hoher Renditen dienen, bedeuten steigende Lebensmittelpreise eine deutliche Verschärfung der weltweiten Hungerproblematik. Zum Vergleich: In Entwicklungsländern müssen die Menschen durchschnittlich 50-80 Prozent ihres Einkommens für Nahrungsmittel ausgeben, in Deutschland lediglich 12 Prozent 13. Vor allem die Preise für Grundnahrungsmittel wie Reis steigen seit mehreren Jahren immer weiter an. Attac kritisierte 2008 besonders eine Werbekampagne der Deutschen Bank für Agrarrohstoff-Fonds (vgl. Abbildung 4). Auf Bäckereitüten wurde für die Geldanlage im Agrarrohstoffsektor geworben. Die Deutsche Bank musste damals auf Druck der Öffentlichkeit die Werbung zurücknehmen, wies jedoch jegliche Verantwortung von sich. In einem Interview mit „Die Welt“ nahm die Deutsche Bank Stellung: Die Preissteigerungen auf 12 13 Attac (2013). Bundeszentrale für Politische Bildung (2011). den Agrarrohstoffmärkten resultierten vor allem aus Naturkatastrophen, so die Chefetage der Deutschen Bank im September 201214. Klimawandel als Ursache für den Welthunger Abbildung 5: Besonders die ärmeren Regionen der Erde sind vom Klimawandel stark betroffen Quelle: Albrecht E. Arnold, pixelio.de Oxfam, eine unabhängige, weltweit agierende Hilfsorganisation sieht den weltweiten Hunger und dessen zukünftige Verschärfung als Resultat des Klimawandels (vgl. Abbildung 5). So führt der Klimawandel besonders in den von Hunger betroffenen Regionen der Erde zu erheblichen Auswirkungen15. Temperaturerhöhungen und eine zunehmende Variabilität der Niederschläge werden sich in einem Rückgang der Ernteerträge abzeichnen. Dadurch müssen mehr Nahrungsmittel zugekauft werden, abnehmende Ernten korrelieren jedoch auch mit steigenden Lebensmittelpreisen. Allerdings fehlen gerade in den von Hunger betroffenen Gebieten finanzielle Ressourcen, um Lebensmittel zuzukaufen: In vielen Entwicklungsländern belaufen sich die Ausgaben der Bevölkerung für Nahrungsmittel bereits heute auf 70-80 Prozent des gesamten Einkommens, Zukäufe und Preissteigerungen durch den Klimawandel würden die Hungerproblematik also deutlich verschärfen16. 14 Die Welt (2012). Oxfam (2012). 16 Oxfam (2012). 15 Biosprit und Cash Crops: Auswirkungen auf die Ernährungssituation in Produktionsländern Abbildung 6: Anbau von Monokulturen Quelle: Karin Jung, pixelio.de Greenpeace vertritt die These, dass der weltweite Hunger eine Ursache der globalisierten Agrarmärkte ist. Der Anbau und Preis einzelner Agrarrohstoffe wird zunehmend am Weltmarkt geregelt, ebenfalls sind wie auch in anderen Branchen möglichst geringe Produktionskosten wettbewerbsentscheidend. Besonders in Entwicklungsländern bietet sich daher der Anbau von Cash Crops an - Pflanzen, deren Anbau für den Export in andere Länder bestimmt ist17 (vgl. Abbildung 6). Diese Cash Crops werden in den Industrieländern als Nahrungs-und Futtermittel oder als Energierohstoffe weiterverarbeitet. In den Entwicklungsländern selbst bedeutet diese Entwicklung jedoch einen Rückgang der Flächen zur Nahrungsmittelproduktion, fruchtbares Land wird primär zum Anbau von Agrarrohstoffen genutzt. Greenpeace verdeutlicht diese Aussage anhand eines Beispiels: In Indien sollen aus einem Bundesstaat rund 20 Millionen Menschen dem Anbau von Cash Crops weichen, unterstützt wird das Vorhaben, so Greenpeace, von der britischen Regierung und der Weltbank zur Sicherung einer günstigen Rohstoffversorgung der industriellen, westlichen, Nahrungsmittelkonzerne18. Auch die gestiegenen Maispreise in Mexiko im Jahr 2007, die zu zahlreichen Massenprotesten und Kundgebungen führten, sind auf den Anbau von Cash Crops und damit das verringerte lokale Angebot von Mais zurückzuführen19. 17 Greenpeace (2003). Greenpeace (2003). 19 Spiegel Online (2007). 18 „Ein Kind, das heute an Hunger stirbt, wird ermordet.“ Jean Ziegler (2011) Die Dramatik der Hungerproblematik formuliert Jean Ziegler, ehemaliger UNOSonderberichterstatter für das Recht auf Nahrung, ganz deutlich. Wie der Weltagrarbericht 2008 belegt, werden weltweit ausreichend Lebensmittel produziert, jedoch sind sie für viele Menschen nicht verfügbar. Aktuell leiden jedoch noch immer fast eine Milliarde Menschen an Mangel- und Unterernährung20. Die Ursache dafür ist in der mangelhaften Verteilung der Nahrungsmittel weltweit zu sehen. So sind das globale Wirtschafts- und Handelssystem sowie die Politik Ursache für den Hunger in der Welt. Warum also wird der weltweite Hunger nicht als das kommuniziert, was er wirklich ist? Abbildung 7: Verteilungsproblem: Nahrungsmittel im Überfluss Quelle: Rolf van Medis / pixelio.de In der Öffentlichkeit werden viele Gründe als Ursache des weltweiten Hungers kommuniziert. Der eigentliche Faktor, die ungerechte Verteilung der Nahrungsmittel, wird nur selten übermittelt. Die bislang dargestellte Kommunikation lanciert also strenggenommen an der Wahrheit vorbei. Anstatt dessen werden Probleme als Ursache für den weltweiten Hunger kommuniziert, die einen hohen Grad an Komplexität aufweisen und deren Beseitigung nicht minder verflochten und somit einfacher ist. Eine Lösung des Problems zeichnet sich dadurch allerdings nicht ab. Das globale Handelssystem bedarf also einer Überarbeitung. Steigende Lebensmittelpreise aufgrund von Spekulationen und Cash Crops lassen die lokal produzierten Lebensmittel unerschwinglich für die lokale Bevölkerung werden. Gleichzeitig sind die global produzierten Lebensmittel aufgrund ihrer Produktionsweise ebenfalls zu teuer für die Menschen in Entwicklungsländern. Das globale System lässt diese Problematik immer drängender werden, denn es bleiben wie immer die ärmsten Bevölkerungsschichten auf der Strecke, während einige Wenige Nahrungsmittel im Überfluss haben. Würde der Hunger konsequent als Verteilungsproblem kommuniziert, würde deutlich, dass die westlichen Gesellschaften ihr gesamtes Ernährungssystem umstellen müssten. Allein in Deutschland landen rund 82 kg Lebensmittel pro Kopf jährlich im Müll21 (vgl. Abbildung 7). Dieses Problem wird zwar vereinzelt in den Medien kommuniziert, auch 20 21 World Food Programme (2013). Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit (2012). Landwirtschaftsministerin Ilse Aigner beschäftigte sich damit 201222, Unternehmungen zu einer Änderung des Systems lassen bislang jedoch auf sich warten. ZUKUNFT Heutzutage werden rein theoretisch für rund 12 Milliarden Menschen Lebensmittel produziert23. Bei einer aktuellen Weltbevölkerung von sieben Milliarden Menschen also ausreichend Nahrung für alle. In Zukunft könnte sich jedoch ein anderes Bild abzeichnen: Allein in Deutschland gehen täglich 94 Hektar wertvoller Ackerflächen verloren24. Damit muss die Produktion der Lebensmittel für deutsche Verbraucher weiter in andere Länder ausgelagert werden. In diesen Ländern jedoch werden dafür wertvolle Naturräume zerstört und der Export der angebauten Nahrungsmittel lässt das Angebot auf den eigenen Märkten schrumpfen. Auch die landwirtschaftliche Fläche in anderen Ländern ist nicht endlos verfügbar. Eine Anpassung der landwirtschaftlichen Produktion an die tatsächlichen Bedürfnisse der Verbraucher ist also auf lange Sicht die einzige Möglichkeit zur Lösung. Die landwirtschaftliche Überproduktion und die Verschwendung der Lebensmittel haben keinen Platz mehr auf der Erde. „Wir werden uns ökologisch ernähren oder gar nicht mehr.“ 25 Der Agrarwissenschaftler und Ökolandwirt Felix zu Löwenstein (2011) sieht das Ernährungssystem der Zukunft in der ökologischen Landwirtschaft. Die Sicherung der Nahrungsmittelproduktion bedarf einer konsequenten Änderung des Systems hinsichtlich eines nachhaltigeren Umgangs mit den natürlichen Ressourcen. Dazu bedarf es eines politischen und gesellschaftlichen Wandels. 22 Bundesministerium für Ernährung, Landwirtschaft und Verbraucherschutz (2012). Ziegler (2011). 24 Top Agrar Online (2013). 23 25 zu Löwenstein (2011). UNO: Milleniums-Entwicklungsziele zur Bekämpfung des Hungers Abbildung 8: Zielsetzung der UNO: Reduktion des weltweiten Hungers Quelle: Jerzy Sawluk, pixelio.de Die Organisation der Vereinten Nationen (UNO) verfolgt einen umfassenden Ansatz zur Lösung der weltweiten Unterernährung. Anhand von acht Millenniums-Entwicklungszielen soll der weltweite Hunger bis zum Jahr 2015 halbiert werden, als Vergleichswert dient hierzu 199026. Die Erreichung dieses Ziels ist eng verknüpft mit der Bekämpfung der weltweiten Armut. Bislang liegt die tatsächliche Entwicklung jedoch hinter den Zielsetzungen zurück. Weitere Entwicklungsziele sind die Reduktion der Kindersterblichkeit, eine verbesserte Gesundheitsvorsorge für Mütter und die Förderung der ökologischen Nachhaltigkeit. Neben den Entwicklungszielen ist die Bekämpfung der Unterernährung auch in der allgemeinen Erklärung der Menschenrechte von 1948 indirekt verankert. So wird allen Menschen das Recht auf einen angemessenen Lebensstandard, worunter auch eine ausreichende Ernährung fällt, zugestanden27. Dieses Grundrecht kann nur durch die Lösung der weltweiten Unterernährung gesichert werden. 26 27 UN-Millenniumkampagne (2013). Art.25, Abs.1, Allgemeine Erklärung der Menschenrechte. Weltweites Grundeinkommen zur Bekämpfung des Hungers Abbildung 9: Einführung eines weltweiten Grundeinkommens zur Bekämpfung des Hungers Quelle: Thomas Klauer, pixelio.de Einen anderen Lösungsansatz verfolgt die internationale Menschenrechtsorganisation FIAN28. Basierend auf dem Menschenrecht auf angemessene Ernährung wird die Einführung eines weltweiten Grundeinkommens als Lösungsstrategie kommuniziert. Jedem Menschen weltweit soll ein Einkommen in Abhängigkeit der Lebenshaltungskosten in den jeweiligen Heimatregionen gezahlt werden, wodurch die Deckung des Nahrungsbedarfes garantiert wird. Die Finanzierung beläuft sich auf 1% des nationalen Bruttoinlandsproduktes, in ärmeren Ländern wird die Finanzierung durch Aufwendungen der internationalen Staatengemeinschaft gesichert. Dieser Ansatz wird von weiteren Organisationen favorisiert und als Lösung der weltweiten Unterversorgung präsentiert. Aber auch wenn sich dieser Vorschlag durchsetzen sollte, wird sich an der Ursache des Hungers nichts ändern. Hier werden lediglich die Folgen zu bekämpfen versucht. 28 FIAN (2005). Literatur: Albrecht J. (2008): 100 Jahre Haber-Bosch-Verfahren. Brot und Kriege aus der Luft. In: Frankfurter Allgemeine Zeitung, 14.10.2008. http://www.faz.net/aktuell/wissen/physik-chemie/100-jahre-haber-bosch-verfahren-brot-und-kriegeaus-der-luft-1713668.html (17.1.2013) Attac (2013): Hungerprofite. Nahrungsmittelspekulationen und Landgrabbing. http://www.attac.de/aktuell/bankwechsel/bankenkritik/hungerprofite/ (9.1.2013) Bundesministerium für Landwirtschaft und Verbraucherschutz 2012: Das Mindesthaltbarkeitsdatum ist kein Verfallsdatum. http://www.bmelv.de/SharedDocs/Pressemitteilungen/2012/76-AI-Aufklaerungsaktion-zumMindesthaltbarkeitsdatum.html (27.2.2013) Die Welt (2012): http://www.welt.de/wirtschaft/article109257955/Wir-sind-nicht-verantwortlich-fuer-denWelt-Hunger.html (12.1.2013) FIAN (2005): Basic Food Income: option or Obligation? http://www.fian.org/resources/documents/others/basic-food-income-2013-option-or-obligation/pdf (11.1.2013) Greenpeace (2003): Unsere Nahrung in der Globalisierungsfalle. Was die wirtschaftsdominierte Globalisierung für die Umwelt bedeutet. http://www.greenpeace.de/themen/gentechnik/konzerne/artikel/unsere_nahrung_in_der_globalisierung sfalle/ (18.1.2013) Haggett ,P. (1983): Geographie. Eine moderne Synthese. New York. Zu Löwenstein, F. (2011): Food Crash. Wir werden uns ökologisch ernähren oder gar nicht mehr. München. Malthus T. R. (1905): Eine Abhandlung über das Bevölkerungsgesetz. 6. engl. Aufl., Jena. Nature Geoscience (2008): http://www.nature.com/ngeo/journal/v1/n10/full/ngeo325.html (5.1.2013) Oxfam (2012): Verdorrte Felder, leere Teller. Wie der Klimawandel Ernährungssicherheit gefährdet. http://www.oxfam.de/sites/www.oxfam.de/files/oxfam_infoblatt_klimawandel-hunger_final.pdf (Zugriff 10.1.2013) Top Agrar Online (2013): http://www.topagrar.com/news/Home-top-News-Jeden-Tag-gehen-94-haAckerflaeche-verloren-318046.html UN-Millenniumkampagne (2013): Die UN-Millenniumentwicklungsziele. http://www.un-kampagne.de/index.php?id=90 (10.1.2013) Weltagrarbericht (2008): http://www.weltagrarbericht.de/themen-des-weltagrarberichtes/ueber-denweltagrarbericht.html (10.1.2013) World Food Programme (2013): Hunger. http://de.wfp.org/hunger (27.2.2013) WWF (2013): http://fleischfrage.wwf.de/worum-gehts/fleisch-hunger/ (5.1.2013) Ziegler J. (2011): Wir lassen sie verhungern. Die Massenvernichtung in der dritten Welt. München.