Reduktionismen und Antworten der Philosophie Herausgegeben von Wilfried Grießer Königshausen & Neumann PDF compression, OCR, web optimization using a watermarked evaluation copy of CVISION PDFCompressor Gedruckt mit Unterstützung des Bundesministeriums für Wissenschaft und Forschung in Wien. Wilfried Grießer (Wie Reduktionismus - ,,Schz Einleitende Worte des 1 Christian Kanzian (Un Reduktion und Rekonst Markus Seidl (Universi Komplexität und schemi Uberlegungen in naturze Rodrigo A. dos S. Gou A constraint on reductiv of the special sciences Bibliograjische Information der Deutschen Nationalbibliothek Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.d-nb.de abrufbar. Wolfgang Neuser (TU Reduktionismus als Beg- Dieter Wandschneider Reduktionismus in der ¡ Patrizia Giampieri-Deui Nicht-reduktive Zugänge und der Philosophie des Peter Heuer (Università Inwiefern sind Lebewese Würzburg 2012 Gedruckt auf säurefreiem, alterungsbeständigem Papier Umschlag: skh-softics / coverart Umschlagabbildung: Original Farbholzschnitt ,Reduktion", 15 x 21 cm, Sabine Krist, 2005 Bindung: Zinn - Die Buchbinder GmbH, Kleinlüder Alle Rechte vorbehalten © Verlag Königshausen & Neumann GmbH, Dieses Werk, einschließlich aller seiner Teile, ist urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung außerhalb der engen Grenzen des Urheberrechtsgesetzes ist ohne Zustimmung des Verlages unzulässig und strafbar. Das gilt insbesondere für Vervielfältigungen, Ubersetzungen, Mikroverfilmungen und die Einspeicherung und Verarbeitung in elektronischen Systemen. Printed in Germany ISBN 978-3-8260-4738-1 www.koenigshausen-neumann.de www.buchhandel.de www.buchkatalog.de PDF compression, OCR, web optimization using a watermarked evaluation copy of CVISION PDFCompressor Thomas Posch (Univers Uber zwei Grundbeding Thamar Rossi Leidi (Un Die metaphysische Notw Eine Art von Modalredt4 Dieter Wandschneider (Aachen) in the philosophy of biology, ley 1974 )fl, Bloomington 1973 lynamicum, hrsg. E. Rudolph Reduktionismus in der Hirnforschung - das ,Ego-Tunnel'-Verdikt 842/1845), hrsg. A. von Oet- Zusammenfassung the natural sciences, in: Sci, Madison 1949 art/Weimar 1995 pien der Physik, übers. Volkef., IV, Ges. II blem und die Einheit der der Naturwissenschaften, r 989 orisches Wörterbuch der PhiBd. 8, 370-383. 4etzler Philosophie Lexikon, Burkard, Stuttgart/Weimar 12, Lzyklopädie Philosophie und , J.: Stuttgart/Weimar 1995/ Ein Reduktionismus-Exempel von paradigmatischem Rang bietet heute zweifellos die Hirnforschung, wenn sie Gefühl, Bewusstsein, Selbst- und Weltverständnis auf Hirnprozesse herunterdeutet, also rein naturalistisch interpretiert. Thomas Metzingers ,Ego-Tunnel'-These ist ein eindrückliches Beispiel einer solchen reduktionistischen Anthropologie, in der menschliches Welt- und Selbstverhältnis in die Immanenz neuronaler Prozesse eingeschlossen werden. Damit einher geht die völlige Vernachlässigung systemischer Emergenz, die einen Zugang zum Verständnis höherstufiger, insbesondere auch psychischer Phänomene eröffnet, wie hier an elementaren Formen des Psychischen - Wahrnehmung und Empfindung - verdeutlicht wird. Prinzipielle Uberlegungen zur Emergenz von Ideellem auf physischer Grundlage begründen das Bedürfnis einer nichtnaturalistischen Natur-Ontologie, wobei die Wahl hier auf eine objektividealistische Positition des Hegelschen Typs fällt, die begründungstheoretisch vor anderen Ansätzen ausgezeichnet ist. Abstract No doubt the brain research today provides an example of reductionism of paradigmatic rank, down-interpreting feeling, consciousceness, selfand world-understanding to brain-processes in a purely naturalistic way. Thomas Metzinger's 'ego-tunnel'-thesis affords an impressive example of such a reductionistic anthropology in which human self- and worldrelationship are shut into the immanence of neuronal processes. Attended by this is the complete disregard of systemic emergence that opens an access to the understanding of higher level phenomena, especially of the psychic, revealed here in elementary forms of which - perception and feeling. Fundamental considerations concerning the emergence of ideal entities on a physical basis motivate the need of a non-naturalistic ontology of nature. Here the choice is taken for an objective-idealistic position of the Hegelian type, which is grounding-theoretically preferred compared to other approaches. 69 PDF compression, OCR, web optimization using a watermarked evaluation copy of CVISION PDFCompressor Schlüsseiwörter: Reduktionismus, Hirnforschung, Ego-Tunnel, Metzinger, neuronal, naturalistisch, Emergenz, psychisch, Wahrnehmung, Empfindung, objektiv-idealistisch, Hegel, Natur-Ontologie, Logik Keywords: Reductionism, brain research, ego-tunnel, Metzinger, neuronal, naturalistic, emergence, psychic, perception, feeling, objectividealistic, Hegel, ontology of nature, logic Einleitung Selbstmodell im Ego-Tunnel Anthropologischer Reduktionismus Vernachlässigung des Emergenzaspekts Zur Emergenz von Wahrnehmung und Empfindung Emergenz von Ideellem Objektiv-idealistische Naturontologie Literatur Mind and the Myth of th benennt die zentrale These gleich im ersten Satz formi Selbst nicht gibt" und desh sei (13)2. Der im Haupttite schließung des Bewusstseim sein, in solipsistischer Exist1 Wirklichkeit" (289). Ich werde im Folgend analysieren und kritisieren. fassung skizzieren, die den Blick nimmt und Psychischmen - im Rahmen einer Hegelschen Typs - expliziert 2. Selbsi 1. Einleitung Ein Reduktionismus-Exempel von paradigmatischem Rang bietet heute zweifellos die Hirnforschung, wenn sie Gefühl, Bewusstsein, Selbst- und Weltverständnis auf Hirnprozesse herunterdeutet, also rein naturalistisch versteht. Sicher, die Relevanz neuronaler Vorgänge für unsere gesamte Existenz ist unübersehbar, aber physiko-chemisch gar nicht fassbar. Insofern scheint mir der Reduktionismus-Vorwurf, wenn irgendwo, dann sicher mit besonderem Recht gegen die Hirnforschung erhoben werden zu können. Von Bedeutung ist dabei der besondere funktionale Stellenwert des Gehirns für den Menschen. Das Herz, das früher als sein Zentrum galt, hält ihn nur im Dasein. Das Gehirn hingegen steht für die inhaltliche Modellierung menschlichen Selbst- und Weltverständnisses. Dies ist zweifellos der Grund dafür, dass sich die Hirnforschung heute für legitimiert hält, über zentrale anthropologische Fragen - Bewusstsein, Seibstidentität, Willensfreiheit etc. - zu urteilen und traditionelle Antworten mit dem Pathos moderner Wissenschaftlichkeit als obsolet abzutun - ich denke etwa an die Publikationen von Wolf Singer und Gerhard Roth.' Diese Einstellung soll hier näher ins Auge gefasst werden, und zwar am Beispiel des 2009 in 7. Auflage erschienenen Buchs von Thomas Metzinger: Der Ego Tunnel. Eine neue Philosophie des Selbst: Von der Hirnforschung zur Bewusstseinsethik'. Der Untertitel ,The Science of the Anhand eines 1998 von Matt. führten Experiments mit ei seine Auffasung bezüglich d verdeckt und wird gestreiche Hand gestreichelt, die jedoch band die sichtbare, aber ihm eigene. Die Illusion ist perfekt; virtuelle Hand als die eigene dass eine entsprechende Re1 Probanden aufgebaut und in Körperbild, das er von sich innere Bild der Person-als-G oder ,Selbst', so wie es im Inhalte seien ,,durch das zu siert" (19) und damit eines Standpunkt" einnimmt und S iert (22). Es gibt also eine Instanz Sinn zukommt, und Metzin Situation in der Tat immer i 2 Vgl. z.B. Roth 1997; 2009; Singer 2002; 2003. 70 PDF compression, OCR, web optimization using a watermarked evaluation copy of CVISION PDFCompressor Nicht näher qualifizierte Seite gelegte Monographie: Metzing Vgl. hierzu auch Metzinger 191 ;chung, Ego-Tunnel, Metzinchisch, Wahrnehmung, EmpOntologie, Logik ego-tunnel, Metzinger, neuerception, feeling, objectiv- Mind and the Myth of the Self' der amerikanischen Originalausgabe benennt die zentrale These des Buchs deutlicher, nämlich Metzingers gleich im ersten Satz formuliertes Verdikt, ,,dass es so etwas wie das' Selbst nicht gibt" und deshalb der ,,Mythos des Selbst zu zertrümmern" sei (13)2. Der im Haupttitel genannte ,,Ego-Tunnel" soll dann die Einschließung des Bewusstseins in die Virtualität jenes selbst-losen Gehirns sein, in solipsistischer Existenz ,,ohne direkten Kontakt mit der äußeren Wirklichkeit" (289). Ich werde im Folgenden zunächst Metzingers Deutung darlegen, analysieren und kritisieren. Anschließend werde ich eine alternative Auffassung skizzieren, die den Systemcharakter von Hirnprozessen in den Blick nimmt und Psychisch-Geistiges als höherstufiges Emergenzphänoim Rahmen einer objektiv-idealistischen Naturontologie des men Hegelschen Typs expliziert. - pfindung - 2. Selbstmodell im Ego-Tunnel .natischem Rang bietet heute ühl, Bewusstsein, Selbst- und deutet, also rein naturalistisch Vorgänge für unsere gesamte misch gar nicht fassbar. Insorwurf, wenn irgendwo, dann irnforschung erhoben werden e funktionale Stellenwert des früher als sein Zentrum galt, egen steht für die inhaltliche [tverständnisses. Dies ist zweiorschung heute für legitimiert Bewusstsein, Seibstidentiri ditionelle Antworten mit dem obsolet abzutun ich denke md Gerhard Roth.1 uge gefasst werden, und zwar enen Buchs von Thomas Metphie des Selbst: Von der Hirnntertitel The Science of the - - Anhand eines 1998 von Matthew Botvinick und Jonathan Cohen durchgeführten Experiments mit einer künstlichen Hand erläutert Metzinger seine Auffasung bezüglich des Selbst (17): Eine Hand des Probanden ist verdeckt und wird gestreichelt. Synchron damit wird auch eine künstliche Hand gestreichelt, die jedoch sichtbar ist. Nach einiger Zeit hält der Proband die sichtbare, aber ihm nicht zugehörige künstliche Hand für seine eigene. Die Illusion ist perfekt; selbst die gemessene Hirnaktivität weist die virtuelle Hand als die eigene aus. Metzinger erklärt dieses Phänomen so, dass eine entsprechende Repräsentation der Kunsthand im Gehirn des Probanden aufgebaut und in sein phänomenales Selbstmodell" - also das Körperbild, das er von sich selbst hat integriert wird (18)3. »Dieses innere Bild der Person-als-Ganzer« sei ,das phänomenale Ego, das Ich' oder ,Selbst', so wie es im bewussten Erleben erscheint" (22). Seine Inhalte seien »durch das zusätzliche Gefühl der Meinigkeit charakterisiert« (19) und damit eines »Zentrums", eines Selbst, das einen ,,eigenen Standpunkt" einnimmt und so eine ,,,Erste-Person-Perspektive" konstituiert (22). Es gibt also eine Instanz, der ,Selbst'-Charakter in dem angegebenen Sinn zukommt, und Metzinger nimmt zur Erläuterung der personalen Situation in der Tat immer wieder Bezug darauf. Aber in welchem Sinn - 2 Nicht näher qualifizierte Seitenangaben beziehen sich stets auf die hier zugrunde gelegte Monographie: Metzinger 2009. Vgl. hierzu auch Metzinger 1993, 3. Kap. 71 PDF compression, OCR, web optimization using a watermarked evaluation copy of CVISION PDFCompressor übt er dann Kritik am Selbst-Konzept? Was sich hierzu im Text findet, sind wiederholte Formulierungen, das Selbst dürfe nicht als ein ,,kleines Männchen im Kopf" vorgestellt werden (22f.; ähnlich 13, 180, 290). Ist das die emphatisch angekündigte ,Zertrümmerung' eines ,Mythos des Selbst'? Gemeint ist offenbar, dass das Selbstzentrum der Person nicht wiederum als Person in der Person gedeutet werden dürfe, und ich frage mich, ob es jemals einen Philosophen gab, der eine solche - in einen unendlichen Regress führende - Vorstellung für sinnvoll hielt. An anderer Stelle formuliert Metzinger, es gebe in uns »kein substanzielles Selbst, das unabhängig vom Körper existieren könnte" (291). Aber auch hier: Wer wollte etwas Derartiges vernünftigerweise behaupten? Zentral sind für Metzinger letztlich die Gehirnfunktionen. Das von ihm eingeführte ,phänomenale Selbstmodell' sei ein ,,integriertes inneres Bild von uns" (22) und als solches eben auch ein Konstrukt des Gehirns, wobei aber die Transparenz des phänomenalen Selbstmodells wesentlich sei. Damit ist gemeint, dass das Selbstmodell zwar unsere Erlebnisperspektive bestimmt, aber selbst niemals als Selbstmodell erlebt wird, weil ,,wir uns des Mediums, durch das uns Informationen erreichen, nicht bewusst sind" (22). Metzingers ,,zentrale These« lautet also (22), dass das Selbstmodell ,,in unserem Gehirn fast vollständig transparent« (23), dh. wirksam, aber selbst nicht gegenständlich ist. Mithin, so schließt Metzinger nun weiter, stehen wir »nicht in direktem Kontakt zur äußeren Wirklichkeit oder mit uns selbst", sondern ,,leben unser bewusstes Leben im Ego-Tunnel" (22, Hvh. D.W.). Und das heißt, wir sehen ,,nur das, was unser Realitätstunnel uns zu sehen erlaubt" (24), wobei wir freilich stets ,,das deutliche und stabile Erleben [haben], nicht in einem Tunnel zu sein, sondern tatsächlich und unmittelbar in Verbindung mit der äußeren Wirklichkeit zu stehen" (26). Doch dies sei nur ,,eine altmodische Art von romantischer Folklore« (25). Dass die Leugnung eines Realitätsbezugs freilich in einem prinzipiellen Sinn fehlgeht, wird in Metzingers Text selbst in paradoxer Weise deutlich: In wiederholten, ähnlich lautenden Formulierungen der Art: »Wir können den Ego-Tunnel nicht verlassen, weil es niemanden gibt, der ihn verlassen könnte" (289; z.B. auch 21, 73, 160) widerspricht sich der Autor selbst. Denn er setzt damit zumindest für sich selbst eine Tunnel-externe Sicht voraus, deren Möglichkeit er in seiner Aussage zugleich bestreitet. Und zudem soll dies eine relevante Erkenntnis sein, nicht lediglich ein scheinhafter Reflex der physisch realen Neuronenaktivität.4 Die ,Ego-Tunnel'-These ist im Ubrigen, wie die genauere Lektüre zeigt, keineswegs eindeutig, sondern lässt mindestens zwei Lesarten zu: (1) Wir haben nur partiellen Zugang zur Wirklichkeit - sozusagen nur innerhalb eines Tunnels dur Beschränkungen der spezifisc dells.5 (2) Wir haben gar keine dem sind in der neuronalen F gen.6 Beide Lesarten, die y finden sich im Text, allerdi Variante (2), die der ,Tunnel'-, 3. Lesart (1) dürfte kaum auf W zifische Sinnesorganisation eu tenz-irrelevante Inputs ausbli gegen geeignet verstärkt (vgl. Lesart (2) hingegen steht lung von Metzingers Entwu untergehenden Sonne" sei »k dem des ,,inneren Modells de unser Gehirn erzeugt wird. D vor Ihren Augen, gibt es nur lung, eine wild wogende Mi ,,Was in Wirklichkeit geschic Gehirn einen Tunnel durch bohrt und im Verlauf dieses sagen in verschiedenen Farbt flung. Nur für das Auge des B Nun, diese Sicht entspri schaftlichen Allgemeinverstan sind essentiell physiologisch mene. Doch des Pudels Kern i Metzinger daraus zieht:7 »Lei sches Datenformat ... das Egc Ereignis ein Aktivierungsr Damit ist es heraus - mit eri etwa auf ,,erfolgreiche Versuci religiöse Erfahrungen hervor durchgeführtes Experiment n bin) hatte Gefühle von ,,absol \ - 6 Vgl. hierzu auch die kritischen Überlegungen in Wetze! 2007, Kap. 4. 72 PDF compression, OCR, web optimization using a watermarked evaluation copy of CVISION PDFCompressor Anthropo] ZB. 21,24f. ZB. 22, 26f., 38f., 41ff., 289. Vgl. hierzu auch Metzinger 199 sich hierzu im Text findet, dürfe nicht als ein kleines f.; ähnlich 13, 180, 290). Ist merung' eines Mythos des stzentrum der Person nicht werden dürfe, und ich frage in einen der eine solche für sinnvoll hielt. An anderer kein substanzielles Selbst, das (291). Aber auch hier: Wer iaupten? Gehirnfunktionen. Das von sei ein ,integriertes inneres i ein Konstrukt des Gehirns, [en Selbstmodells wesentlich ell zwar unsere Erlebnisperelbstmodell erlebt wird, weil ormationen erreichen, nicht tse" lautet also (22), dass das andig transparent" (23), dh. - r, stehen wir ,nicht in direkr mit uns selbst", sondern 1" (22, Hvh. D.W.). Und das tunnel uns zu sehen erlaubt« und stabile Erleben [haben], sächlich und unmittelbar in stehen" (26). Doch dies sei olldore" (25). freilich in einem prinzipiel[bst in paradoxer Weise deutrmulierungen der Art: »Wir I es niemanden gibt, der ihn widerspricht sich der Autor :h selbst eine Tunnel-externe Aussage zugleich bestreitet. tnis sein, nicht lediglich ein )nenaktivität.4 , wie die genauere Lektüre iindestens zwei Lesarten zu: rirl,Jichkeit sozusagen nur L innerhalb eines Tunnels durch die Wirklichkeit -, bedingt durch die Beschränkungen der spezifischen Sinnesorganisation und des Selbstmodells.5 (2) Wir haben gar keinen Zugang zur Wirklichkeit, wie sie ist, sondern sind in der neuronalen Realitäts-Simulation des Ego-Tunnels gefangen.6 Beide Lesarten, die verschiedentlich auch durcheinandergehen, finden sich im Text, allerdings mit Preferenz für die dramatischere Variante (2), die der Tunnel'-Metapher mehr entspricht. 3. Anthropologischer Reduktionismus Lesart (1) dürfte kaum auf Widerspruch stoßen: In der Tat wirkt die spezifische Sinnesorganisation eines Tierorganismus wie ein Filter, der existenz-irrelevante Inputs ausblendet, existentiell wesentliche Signale hingegen geeignet verstärkt (vgl. Kap. 5). Lesart (2) hingegen steht für die wesentlich reduktionistische Einstellung von Metzingers Entwurf. ,,Das zarte aprikosenfarbene Rosa der untergehenden Sonne" sei keine Eigenschaft des Abendhimmels", sondern des ,inneren Modells des Abendhimmels, eines Modells, das durch unser Gehirn erzeugt wird. Der Abendhimmel ist farblos. ... Da draußen, vor Ihren Augen, gibt es nur einen Ozean aus elektromagnetischer Strahlung, eine wild wogende Mischung verschiedener Wellenlängen" (38). ,,Was in Wirklichkeit geschieht, ist, dass das visuelle System in Ihrem Gehirn einen Tunnel durch die unvorstellbar reichhaltige Wirklichkeit bohrt und im Verlauf dieses Vorgangs die Innenwände des Tunnels sozusagen in verschiedenen Farbtönen anmalt. Phänomenale Farbe. Erscheinung. Nur für das Auge des Bewusstseins" (39). Nun, diese Sicht entspricht zunächst einmal dem heutigen wissenschaftlichen Allgemeinverständnis. Sinnliche Qualitäten wie Farben etc. sind essentiell physiologisch und letztlich neuronal induzierte Phänomene. Doch des Pudels Kern ist hier die anthropologische Konsequenz, die Metzinger daraus zieht:7 ,,Letztlich ist subjektives Erleben ein biologisches Datenformat ... das Ego ist lediglich ein komplexes physikalisches Ereignis - ein Aktivierungsmuster in unserem Nervensystem" (290). Damit ist es heraus mit erheblichen Weiterungen: Metzinger verweist etwa auf »erfolgreiche Versuche", durch Gehirnstimulierung »sogenannte religiöse Erfahrungen hervorzurufen« (306). Ein anderes, in Harvard durchgeführtes Experiment mit einer psychoaktiven Substanz (Psilocybin) hatte Gefühle von »absoluter Ehrfurcht, Verehrung und Heiligkeit" - - 6 etze1 2007, Kap. 4. ZB. 21, 24f. ZB. 22, 26f., 38f., 41ff., 289. Vgl. hierzu auch Metzinger 1993, Kap. 2.1.3. 73 PDF compression, OCR, web optimization using a watermarked evaluation copy of CVISION PDFCompressor zur Folge, und zahlreiche Probanden stuften die damit verbundene Erfahrung als das spirituell bedeutsamste Erlebnis ihres gesamten Lebens ein" (316). Für Metzinger stellt sich damit die Frage: ,,,Was ist ein guter Bewusstseinszustand'?" (326). Denn der lässt sich neurologisch nach Belieben erzeugen. Worauf Metzinger hinaus will, wird durch die folgenden Formulierungen deutlich, die ich hier ebenfalls ausführlich wiedergebe: »Zumindest im Prinzip können wir unseren eigenen Ego-Tunnel nach Wunsch entwerfen, indem wir an der Hardware herumbastein . . . Um eine spezifische Form von phänomenalem Inhalt zu aktivieren, müssen wir zuerst herausbekommen, welches neuronale Subsystem im Gehirn diesen repräsentionalen Inhalt unter normalen Bedingungen trägt. Ob es sich bei dem gewünschten phänomenalen Inhalt um religiöse Ehrfurcht, ein unaussprechliches Erlebnis von Heiligkeit, den Geschmack von Zimt oder eine bestimmte Form von sexueller Erregung handelt, spielt dabei keine besondere Rolle. Was ist Ihre Lieblingsregion im Phenospace, im Raum möglicher Bewusstseinszustände?" (308). Und das sind dabei die Visionen für die Zukunft: ,,Vielleicht gelingt es uns eines Tages, bessere Meditationstechniken zu entwickeln als die tibetanischen Mönche" (332) - ,,keine Kerzen, keine Räucherstäbchen, keine Glöckchen" (331). ,,Könnte die streng reduktionistische Neurowissenschaft vielleicht eine Form der Turbo-Meditation entwickeln, die Mönchen dabei hilft, bessere Mönche zu sein, und Mystikern, bessere Mystiker zu sein?" (336). Das Programm einer solchen reduletionistischen Neuro-Anthropologie dürfte damit hinlänglich klar umrissen sein: Alles, was uns als Menschen begegnen und bewegen kann, sind Reflexe neuronaler Prozesse. Im Zuge wissenschaftlichen Fortschritts können diese zunehmend präziser manipuliert werden, um beliebig gewünschte Erlebnisse zu produzieren. Das eigentlich Wichtige sind danach die Gehirnprozesse selbst. Metzinger sieht, dass damit auch ethische Probleme impliziert sind, von denen wir heute noch kaum etwas ahnen - Gegenstand einer noch zu entwickelnden Neuroethik (321) oder, wie er vorschlägt, ,,Bewusstseinsethik" (326), die als eine ,,,normative Neurophänomenologie" zu verstehen sei (327). In der Tat wäre diese zweifellos wichtig und dringlich. Doch vorweg akzeptiert ist damit auch das dahinter stehende neurotrope Menschenbild, wie ich es nennen möchte: Das anthropologische Interesse gilt nicht mehr primär dem Phänotypus Mensch und seiner Lebensführung, sondern ist auf die neurologische Topik und Dynamik des Gehirns hin verlagert. Anthropologie, so verstanden, ist nicht mehr die Lehre vom Menschen, sondern die von der Abhängigkeit seines Erlebens von Gehirnprozessen und deren neurologischer Steuerung. Um nicht missverstanden zu werden: Dass allem Erleben physische Gehirnprozesse zugrunde liegen und diese pharmakologisch oder elektro- 74 PDF compression, OCR, web optimization using a watermarked evaluation copy of CVISION PDFCompressor physiologisch kontrolliert un ten. Aber was hier propagie Leben, reduziert auf bloße neurotrope Menschenbild ist logie, die Metzinger eupherr umschreibt (297). 4. Vernachläs Nun ist ,,Reduktion", wie M zwischen Theorien ... und nic, sich die Frage nach dem th schen Reduktionismus, mit d explizites Thema des Metzin chend deutliche Hinweise h Grundannahmen der Naturw sum einen ihm innewohnendc sikalische Gegenstände und \1 das sei es, ,,was Wesen mit Sc glauben können" (193). 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Aber was hier propagiert wird, ist nicht reales, sondern virtuelles Leben, reduziert auf bloße Neuro-Simulation. Das zugrunde liegende neurotrope Menschenbild ist Ausdruck einer reduktionistischen Anthropologie, die Metzinger euphemistisch als ,,rationale Neuroanthropologie" umschreibt (297). 4. Vernachlässigung des Emergenzaspekts Nun ist ,,Reduktion", wie Metzinger zu Recht bemerkt, ,,eine Beziehung zwischen Theorien ... und nicht zwischen Phänomenen" (35). Damit stellt sich die Frage nach dem theoretischen Hintergrund des anthropologischen Reduktionismus, mit dem wir es hier zu tun haben. Dies ist nicht explizites Thema des Metzingerschen Buchs, aber es finden sich hinreichend deutliche Hinweise hierzu: Folgt man den rein physikalischen Grundannahmen der Naturwissenschaft, dann besitzt nichts im Universum einen ihm innewohnenden Wert, und nichts ist ein Ziel an sich. Physikalische Gegenstände und Vorgänge sind alles, was es gibt" - und genau das sei es, ,,was Wesen mit Selbstmodellen wie den unseren einfach nicht glauben können" (193). Doch es sei ,,die eigentliche Pointe eines streng reduktionistischen Ansatzes" (zu dem Metzinger sich hiermit ausdrücklich bekennt). ,,Wenn man das naturwissenschaftliche Weltbild ernst nimmt, dann existiert so etwas wie Ziele' nicht, und es gibt auch niemanden, der eine Handlung auswählt oder spezifiziert. ... Alles, was wir in Wirklichkeit haben, ist dynamische Seibstorganisation. Dieser Vorgang als solcher hat nicht nur kein Ziel, er ist auch völlig ich-frei" (192). Letztlich folgt [er] den Gesetzen der Physik" (193). Ich habe auch diese Formulierungen ausführlicher zitiert, weil sie in aller wünschenswerten Deutlichkeit eine essentiell naturalistische Grundeinstellung sichtbar machen. Danach existieren letztlich nur physikalische Zustände und Prozesse. Ideelles, Geistiges ist darin nicht essentiell enthalten. Tritt Derartiges in Erscheinung, wie das im Fall des Gehirns ja typischerweise gegeben ist, dann kann dies nur als illusiondres Epiphänomen des Physischen gedeutet werden, mithin als etwas, das uns fälschlicherweise nur so erscheint. Ideelles ist hier somit auf Physisches reduziert. Sicher, die physikalisch vorgehende Analyse wird stets auf physikalische Konstituenten stoßen. Aber, so Ludwig von Bertalanffy, der Begründer der modernen Systemtheorie, ,,wir glauben oft, dass wir dann, wenn wir eins genau studiert haben, auch alles über zwei wissen, denn zwei' ist eins und eins'. Dabei vergessen wir aber, dass wir noch das und' zu untersuchen haben". Systemtheorie, so Bertalanffy, ,ist das Studium des und', das heißt: der Organisation" (Bertalanffy 1970, 90), also der 75 PDF compression, OCR, web optimization using a watermarked evaluation copy of CVISION PDFCompressor Kopplung physischer Teile zu einem System. In der Tat begegnen uns in der physischen Realität durchweg Strukturen, die ihrerseits in Komponenten zerlegt werden können, und diese ebenfalls wieder usf. Was wir vorfinden, sind also wesentlich Systeme, Kompositgebilde aus elementareren Komponenten. Das würde Metzinger nicht in Zweifel ziehen, doch er übersieht die damit implizierten Konsequenzen. Die Gemeingewissheit, dass das Ganze mehr ist als die Summe seiner Teile, ist auch in physikalischer Hinsicht relevant. Denn das Gesamtsystem ist grundsätzlich durch andere Gesetzlichkeiten charakterisiert als seine Subsysteme, durch die es konstituiert ist. Systemgesetze sind Ganzheitsgesetze, die für eine bestimmte Systemganzheit spezifisch sind. Wenn ich den Einschaltknopf eines Radios drücke, geschieht etwas anderes als beim Drücken eines Türöffners. Im System sind elementarere Gesetzlichkeiten in je spezifischer Weise ,zusammengeschaltet' und ergeben eine neue, für dieses bestimmte System spezifische Systemgesetzlichkeit. Die Systemtheorie hat dafür den Begriff der Emergenz, den ich hier in einem sehr allgemeinen, schwachen' Sinn verwende. Durch Emergenz entstehen neue, systemspezifische Gesetzlichkeiten, die als solche gewissermaßen über' den elementaren Naturgesetzen angesiedelt sind - auch wenn sie auf diesen basieren. Was Paul A. Weiss ebenfalls einer der frühen Protagonisten der Systemtheorie - mit Bezug auf das lebende System bemerkt, gilt für physische Systeme generell: Es gibt hier kein Phänomen, ,,das nicht molekular wäre; aber es gibt auch keines, das ausschließlich molekular wäre. Es kann schon einmal geschehen, dass man vor lauter Bäumen den Wald nicht sieht, aber es ist eine sehr ernste Sache, wenn man dann die Existenz des Waldes einfach leugnet" ('Weiss 1970, 20). ist der Übergang zu einer neuen Systemebene also mit der Emergenz neuartiger Gesetzlichkeiten verbunden, dann gilt das jedenfalls auch für das System Gehirn'. Zwar sind die neuronalen Prozesse sämtlich physikochemischer Natur, aber bei der Betrachtung ganzer Neuronenverbände und Ereigniscluster sind Emergenzphänomene zu gewärtigen. Unter diesem Aspekt muss es schon überraschen, dass der Emergenzbegriff in Metzingers Uberlegungen überhaupt keine Rolle spielt.8 Diese Vernachlässigung des Emergenzaspekts bestätigt die schon konstatierte essentiell reduktionistische Einstellung. Wer in anthropologischer Perspektive nur die Realität der Neuroprozesse im menschlichen Gehirn sieht, verkennt die durch eben diese Prozesse etablierte neue 8 Er tritt nur ein einziges Mal auf, aber nicht in Metzingers eigenen Ausführungen, sondern beiläufig in einem Statement von Allan Hobson anlässlich eines von Metzinger durchgeführten Interviews, das hier mit abgedruckt ist (228), sowie in der zugehörigen Erläuterung zum Begriff der Emergenz in den Anmerkungen (353f.). 76 PDF compression, OCR, web optimization using a watermarked evaluation copy of CVISION PDFCompressor anthropische Systemebene mil lichkeiten. Dabei sind die Bewusstseinseinheit, Körperb che Erfahrungen, Empathie e durchaus beredte Beispiele f Seinsformen auf der Grundla nismus besteht hier darin, d eigentliche Wesen jener werden. Damit wird diesen ei Folge, dass sie nur noch als scheinhafte Realität zugebili Egotunnels' und eines nur ii dieser reduktionistischen Ein sichtlich weithin geteilt wird. 5. Zur Emergenz voi In der Perspektive des Emer temgesetzen, also von höhei elementaren Naturgesetze z ganz neue Phänomene hervo auf physischer Basis ist damit denkbar geworden. Ich möcli Psychischen, nämlich Wahrrn ren und in knappen Uberleg skizzieren. Die Fähigkeit der Wahr weil sie, im Unterschied zu P bewegen und ihre Bewegun ihrer Selbsterhaltung kontr dafür ist eine spezifische Sin Organismus und dessen Un zumindest eine gehirnartige Sinnesdaten. Aufgabe der anil sicherung, nicht die exakte Einen, dass Information, di benötigt, ihn also nur unnöti fern hat die Wahrnehmung, Zum Andern müssen spezif seines Genpools betreffende ger wichtigen erhalten, etwa In der Tat begegnen uns in n, die ihrerseits in Kompobenfalls wieder usf. Was wir positgebilde aus elementare- iehen, doch er übersieht die ingewissheit, dass das Ganze h in physikalischer Hinsicht ;ätzlich durch andere Gesetzne, durch die es konstituiert für eine bestimmte Systemchaltknopf eines Radios drü:en eines Türöffners. Im SysWeise ,zur je spezifischer System bestimmte für dieses Begriff den itheorie hat dafür Llgemeinen, ,schwachen' Sinn emspezifische Gesetzlichkeielementaren Naturgesetzen ,asieren. Was Paul A. Weiss r Systemtheorie - mit Bezug iysische Systeme generell: Es ular wäre; aber es gibt auch s kann schon einmal gescheI nicht sieht, aber es ist eine enz des Waldes einfach leugiebene also mit der Emergenz n gilt das jedenfalls auch für n Prozesse sämtlich physiko- ganzer Neuronenverbände ne zu gewärtigen. Unter diedass der Emergenzbegriff in lotie spielt.8 aspekts bestätigt die schon ellung. Wer in anthropologiiroprozesse im menschlichen ese Prozesse etablierte neue tg {etzingers eigenen Ausführungen, Hobson anlässlich eines von Metabgedruckt ist (228), sowie in der enz in den Anmerkungen (353f.). anthropische Systemebene mit ihren gänzlich neuen Qualitäten und Möglichkeiten. Dabei sind die von Metzinger behandelten Phänomene Bewusstseinseinheit, Körperbild, Selbstmodell, Meinigkeit, außerkörperliche Erfahrungen, Empathie etc. bis hin zu Bewusstseinsmanipulationen durchaus beredte Beispiele für die Emergenz neuartiger, höherstufiger Seinsformen auf der Grundlage neuronaler Prozesse. Doch der Reduktionismus besteht hier darin, dass die neuronalen Aktivitäten selbst als das eigentliche Wesen jener emergenten, höherstufigen Formen betrachtet werden. Damit wird diesen ein Eigenwert grundsätzlich aberkannt mit der Folge, dass sie nur noch als Epiphänomene betrachtet werden, denen nur scheinhafte Realität zugebilligt wird. Die prätendierte Virtualität eines ,Egotunnels' und eines nur illusionären Selbst sind unmittelbarer Reflex dieser reduktionistischen Einstellung, die von der Hirnforschung offensichtlich weithin geteilt wird. 5. Zur Emergenz von Wahrnehmung und Empfindung In der Perspektive des Emergenzbegriffs wird die Möglichkeit von Systemgesetzen, also von höherstufigen Gesetzlichkeiten sichtbar, die die elementaren Naturgesetze zwar voraussetzen, aber auf dieser Grundlage ganz neue Phänomene hervorbringen. Die Möglichkeit von Psychischem auf physischer Basis ist damit noch keineswegs gezeigt, aber so immerhin denkbar geworden. Ich möchte dies am Beispiel elementarer Formen des Psychischen, nämlich Wahrnehmung und Empfindung, näher konkretisieren und in knappen Uberlegungen so etwas wie ein Grundmodell dafür skizzieren. Die Fähigkeit der Wahrnehmung kommt typischerweise Tieren zu, weil sie, im Unterschied zu Pflanzen, ihre Nahrung suchen, sich also fortbewegen und ihre Bewegungen über die Außenwahrnehmung im Sinn ihrer Selbsterhaltung kontrollieren und steuern müssen. Erforderlich dafür ist eine spezifische Sinnesorganisation, die an die Bedürfnisse des Organismus und dessen Umwelt angepasst ist, sowie ein Gehirn (oder zumindest eine gehirnartige Instanz (FAZ 2011)) zur Verarbeitung der Sinnesdaten. Aufgabe der animalischen Wahrnehmung ist also Subsistenzsicherung, nicht die exakte Abbildung der Realität. Das bedeutet zum Einen, dass Information, die dieser bestimmte Organismus gar nicht benötigt, ihn also nur unnötig belasten würde, ausgeblendet wird - insofern hat die Wahrnehmung, wie schon erwähnt (Kap. 3), Filterfunktion. Zum Andern müssen spezifische, das Uberleben des Individuums und seines Genpools betreffende wichtige Signale Priorität vor anderen, weniger wichtigen erhalten, etwa bei Gefahr, Hunger oder die Fortpflanzung 77 PDF compression, OCR, web optimization using a watermarked evaluation copy of CVISION PDFCompressor betreffend. Dementsprechend werden wahrgenommene Objekte mit subjektiven Anmutungsqualitäten attraktiv oder aversiv - ausgestattet. Das bedeutet also, dass die Wahrnehmung grundsätzlich subjektiv getönt ist. Anknüpfend an Metzingers Sprachgebrauch könnte man insofern von einem Wahrnehmungs-Tunnel sprechen. Das Tier ist darin gleichsam befangen, dies freilich nicht so, dass es im Sinn der oben charakterisierten Tunnel-Lesart' (2) ohne allen Kontakt zur Realität wäre, sondern mit partiellem Realitätskontakt im Sinn der Lesart (1): Nur so kann die Wahrnehmung leisten, wozu die Evolution sie entwickelt hat - Kontrolle und Steuerung des realen Verhaltens in der realen Umwelt des realen Tiers. Das betrifft zunächst die Außenwahrnehmung des Tiers. Doch alle Außen-Eindrücke müssen im Sinn der Selbsterhaltung auch bewertet werden, damit es auf Gefahren angemessen reagieren kann. Die Anmutungsqualitäten der Außenwahrnehmung weisen schon in diese Richtung. Bei höheren Tieren ist nun offenbar die Möglichkeit gegeben, dass die interne Bewertung in die Außenwahrnehmung mit eingeblendet wird mit der Folge, dass die Bewertung des Außeneindrucks mit wahrgenommen wird. Der Tasteindruck etwa beim Berühren einer heißen Herdplatte wird dann mit der dadurch induzierten Temperaturbewertung zu heiß!' verknüpft und wird so zu einer Schmerzempfindung. Die Empfindung ist sonach die Verbindung der Außenwahrnehmung mit ihrer internen Bewertung und hat dadurch subjektiven Charakter angenehm, schmerzhaft, süß, eklig, heiß etc. Die interne Bewertung wird in dieser Weise also selbst explizit wahrnehmbar - was auf einer primitiveren Organisationsstufe zunächst nicht gegeben ist: Die interne Bewertung führt dort zu einem reflexartigen Verhalten - Aggression, Flucht etc., während qua Empfindung, im Unterschied zu der recht holzschnittartigen ReflexReaktion, ganz neue Formen der Feinsteuerung des Verhaltens möglich werden. Mit der Empfindung wird also die interne, existentiell auf das organismische Selbst bezogene Bewertung nun für das Tiersubjekt selbst explizit wahrnehmbar. Explizite Wahrnehmbarkeit der eigenen inneren Befindlichkeit ist aber genau das, was wir unter dem Psychischen verstehen. Mit der Empfindung ist so der Beginn des Psychischen in der Natur markiert. Qua Empfindung - und im Grund schon in den Anmutungsqualitäten der Wahrnehmung, dort aber gleichsam noch ,verschlüsselt'1° - ist eine psychische Innendimension konstituiert, die als solche wahrnehmungsmäßig präsent ist. - - von daher wird der Selektionsdruck zur Emergenz von Empfindung in der Tier10 evolution verständlich (vgl. Wandschneider 2008, Kap. 7.3). vgl. Wandschneider 2008, Kap. 7.2. 78 PDF compression, OCR, web optimization using a watermarked evaluation copy of CVISION PDFCompressor Der für die Wahrnehi dadurch einerseits noch versi der Außenwelt, sondern nur Seite sind Empfindungen nic Gehirnprozesse, sondern In] tung, nochmals: für das real realen Umwelt. Wahrnehmung und Em1 chischen und deshalb in be: Psychischem auf der Basis nicht geleistet ist, besteht m. Strukturen menschlichen Be hen, über die Hirnforscher ri Dass es sich hierbei um dem Systemcharakter der Sin Tiersubjekts und ihrer spezi organismus. Die Bewertung sches Selbstsein fokussiert und hat insofern die Funktio tionszusammenhang realisie andern Gehirnprozessen, Se trollfunktion besitzt, ist w organ ismischen System geschi genzphän omen zu begreifen. neuronales Prozessgeschehei Verulkungs-Diktion - als ei ist somit eine reduktionistis rakter von Gehirnprozessen hg verkennt. 6. En Wenn hier die Möglichkeit durchgängig physischen Basi damit nicht doch auf Physis tesianisch-naturalistische Verl In diesem Zusammenh Wenn die physisch-kausal i Psychischen hervorgebracht men, dass das Physische n ;enommene Objekte mit subaversiv - ausgestattet. nung grundsätzlich subjektiv hgebrauch könnte man insohen. Das Tier ist darin gleichim Sinn der oben charakterikt zur Realität wäre, sondern Lesart (1): Nur so kann die ie entwickelt hat - Kontrolle r realen Umwelt des realen /»nung des Tiers. Doch alle terhaltung auch bewertet werieren kann. Die Anmutungs:hon in diese Richtung. je Möglichkeit gegeben, dass Innung mit eingeblendet wird eneindrucks mit wahrgenomhren einer heißen Herdplatte nperaturbewertung ,zu heiß!' ,findung. 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Wahrnehmung und Empfindung sind elementarste Formen des Psychischen und deshalb in besonderer Weise geeignet, die Emergenz von Psychischem auf der Basis physischer Systeme zu studieren. Bevor das nicht geleistet ist, besteht m.E. wenig Hoffnung, die weitaus komplexeren Strukturen menschlichen Bewusstseins und geistiger Prozesse zu verstehen, über die Himnforscher munter philosophieren. Dass es sich hierbei um Emergenzphdnomene handelt, ergibt sich aus dem Systemcharakter der Sinnesorganisation und Bewertungsfunktion des Tiersubjekts und ihrer spezifischen Leistungen im Rahmen des GesamtOrganismus. Die Bewertung der Außeneindrücke etwa ist auf sein spezifisches Selbstsein fokussiert - als essentielles Ziel seiner Selbsterhaltung und hat insofern die Funktion einer Selbstinstanz, die als neuronaler Funktionszusammenhang realisiert ist. Dass dieser aber, im Unterschied zu andern Gehirnprozessen, Selbstcharakter und damit höchstrangige Kontrollfunktion besitzt, ist wesentlich seinem Stellenwert im neuronalen organ ismischen System geschuldet und in diesem Sinn in der Tat als Emergenzphänomen zu begreifen. Eine solche Selbstinstanz entweder als bloß neuronales Prozessgeschehen zu denken oder - entsprechend Metzingers Verulkungs-Diktion - als ein kleines Männchen im Gehirn vorzustellen, ist somit eine reduktionistische Pseudoaltemnative, die den Emergenzcharakter von Gehirnprozessen im Rahmen des organismischen Systems völlig verkennt. 6. Emergenz von Ideellem Wenn hier die Möglichkeit der Emergenz von Psychischem auf einer durchgängig physischen Basis geltend gemacht wird: Wird das Psychische damit nicht doch auf Physisches reduziert? ist das nicht ebenfalls eine cartesianisch-naturalistische Verkürzung des Psychischen? In diesem Zusammenhang zunächst eine pragmatische Uberlegung: Wenn die physisch-kausal wirkende Evolution Wesen mit Formen des Psychischen hervorgebracht hat, ist es dann nicht naheliegend anzunehmen, dass das Physische nicht lediglich dumpfe Materie ist, sondern genz von Empfindung in der Tier, Kap. 7.3). 79 PDF compression, OCR, web optimization using a watermarked evaluation copy of CVISION PDFCompressor immer schon das Potential zur Entwicklung von Psychischem ä11 Damit aber stellt sich zugleich die grundsätzliche Frage nach der Verfasstheit des Naturseins, also einer adäquaten Nattrontologie. Blicken wir kurz zurück. Wenn Psychisches hier als Emergenzphänomen gedeutet wurde, dann sind dafür Systemgesetzlichkeiten geltend gemacht worden, die als solche auf der ,Zusammenschaltung' elementarerer Naturgesetzlichkeiten beruhen. Entscheidend ist somit zuletzt die Gesetzmäßigkeit des Naturseins; das ist hier die grundlegende Prämisse die der Naturalismus im Ubrigen teilt. Für diesen aber ist die Gesetzmäßigkeit eher eine mathematische Formel im Kopf des Wissenschaftlers, und als Naturrealität lässt er nur die realen physischen Zustände und Prozesse selbst gelten. Doch lässt sich physisches Sein von seiner Gesetzlichkeit trennen? Beides gehört offenbar wesensmäßig zusammen. Aber dann hat jedes Ding nicht nur physische Realität, sondern in Form der ihm zugrunde liegenden Gesetzmäßigkeit stets auch eine ideelle Dimension, die als solche über den Jeweils faktisch realisierten Zustand weit hinausreicht: Aus Wasser kann Eis oder Dampf werden, aus dem Sandkorn ein Transistor, kurzum: Qua Naturgesetzlichkeit enthält das Natursein stets auch Möglichkeit und damit eine latente ideelle Dimension. Aber das Ideelle existiert nicht nur latent in der Immanenz elementarer Materie, sondern kann auch explizit in Erscheinung treten. Ich möchte das an einem technischen Exempel, einem Thermometer, kurz erläutern gewiss ein sehr simples Beispiel, das wenig philosophischen Charme verstrahlt; aber immerhin hat einer der Großen der Philosophie, Cusanus, etwa die Waage oder auch einen Löffel zur Exemplifizierung philosophischer Uberlegungen herangezogen (Cusanus (W) und (G)). Was also ist kennzeichnend für ein Thermometer? Es enthält eine Skala mit Markierungen, die Temperaturwerten entsprechen. Realisiert ist aber nur die eine Temperatur, die das Thermometer jeweils faktisch misst. Die andern Markierungen auf der Thermometerskala bezeichnen Temperaturwerte, die aktuell nicht realisiert sind. Diese Markierungen selbst sind physisch real, aber auf der Thermometerskala weisen sie zugleich über ihr reales Sein hinaus, nämlich auf die ihnen jeweils zugeordneten Temperaturwerte, mit andern Worten: Sie sind Zeichen, denen Temperaturwerte als Bedeutungen zugeordnet sind. Konstituiert ist diese Zuordnung durch das System des Thermometers; nur im kausalen Kontext dieses Systems haben die Markierungen den Charakter von Zeichen, deren Bedeutungen aufgrund der Systemgesetzlichkeit des Thermometers Temperaturwerte sind. Nun sind Bedeutungen aber nichts Reales, sondern ideeller Natur, und das heißt: Auch ein schlichtes, physisch-reales System, wie es ein Eine knappe diesbezügliche Bemerkung findet sich auch bei Metzinger (301). 80 PDF compression, OCR, web optimization using a watermarked evaluation copy of CVISION PDFCompressor Thermometer ist, enthält sc immanent zugrunde liegen Ideelles in Gestalt der Skab Markierungen sind sie seib verknüpften Bedeutungen i sem Fall mögliche Temperai Der technische Char irrelevant, hat nur den Zusammenhänge lassen sich liche ist kraft seiner gesetz bestimmten Systemkonstel] zeigt, auch expliziter in der gen repräsentieren, in Ersc Emergenz von Ideellem. Auf der Stufe höherer legt, einen Verständniszuga dafür relevanten neuronale funktionen des Tiersubjekt solche aber zugleich rep räsei chenfunktion und verweisei Außenwahrnehmung auf U dung auf interne Bewertung als eine spezifische Form d neuronaler Prozesse zu begi sche, sondern das, was sie i Bedeutungsgehalte. Auch hier mag der Re damit gerade der Emergenza tive haben die neuronalen ¡ tion. Ihre Bestimmung ist, I gehalte und Bedeutungsverl eben nur im höherstu.fìgen s tungssystems der organismi da neuronal so oder anders i vielmehr existentielle Relevar den entscheidenden Unters tionismen aus, die in den N sehen. g von Psychischem enthält?" ;ätzliche Frage nach der Vern Naturontologie. dsches hier als Emergenzphä- ystemgesetzlichkeiten geltend ;ammenschaltung' elementareieidend ist somit zuletzt die r die grundlegende Prämisse diesen aber ist die Gesetzmäin Kopf des Wissenschaftlers, physischen Zustände und Proies Sein von seiner Gesetzlichsmäßig zusammen. 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Als Markierungen sind sie selbst zwar real, aber hinsichtlich der mit ihnen verknüpften Bedeutungen ist darin zugleich Ideelles präsent, also in diescm Fall mögliche Temperaturwerte, die aktuell gar nicht realisiert sind. Der technische Charakter des betrachteten Beispiels ist hierbei irrelevant, hat nur den Vorteil theoretischer Transparenz. Analoge Zusammenhänge lassen sich in der gesamten Natur aufzeigen. Alles Wirkliche ist kraft seiner gesetzmäßigen Natur von Ideellem durchwaltet. In bestimmten Systemkonstellationen kann dieses Ideelle, wie das Beispiel zeigt, auch expliziter in der Form von Zeichen, die als solche Bedeutungen repräsentieren, in Erscheinung treten - eine elementare Form der Emergenz von Ideellem. Auf der Stufe höherer Tiere bietet der Emergenzbegriff, wie dargelegt, einen Verständniszugang für die Entwicklung von Psychischem. Die dafür relevanten neuronalen Funktionen der Sinnes- und Bewertungsfunktionen des Tiersubjekts sind zunächst einmal reale Prozesse, die als solche aber zugleich repräsentierenden Charakter haben, db. sie haben Zeichenfunktion und verweisen damit auf Bedeutungsgehalte - im Fall der Außenwahrnehmung auf Umgebungs-Tatbestände, im Fall der Empfindung auf interne Bewertungen der Außeneindrücke. Psychisches ist damit als eine spezifische Form der Emergenz von Ideellem auf der Grundlage neuronaler Prozesse zu begreifen. Also nicht diese selbst sind das Psychische, sondern das, was sie repräsentieren, die ihnen korrespondierenden Bedeutungsgehalte. Auch hier mag der Reduktionismusvorwurf naheliegen, doch wäre damit gerade der Emergenzaspekt verkannt. In emergentistischer Perspektive haben die neuronalen physischen Prozesse lediglich dienende Funktion. Ihre Bestimmung ist, Bedeutungsträger zu sein und so Bedeutungsgehalte und Bedeutungsverknüpfungen zu realisieren, die ihren Sinn aber eben nur im höherstufigen systemischen Kontext des Sinnes- und Bewertungssystems der organismischen Existenz eines Tiersubjekts haben. Was da neuronal so oder anders blinkt und feuert, hat für das Tiersubjekt selbst vielmehr existentielle Relevanz. Die emergen tistische Perspektive macht hier den entscheidenden Unterschied gegenüber hirnphysiologischen Reduktionismen aus, die in den Neuroprozessen selbst das relevante Geschehen sehen. ieales, sondern ideeller Natur, isch-reales System, wie es ein sich auch bei Metzinger (301). 81 PDF compression, OCR, web optimization using a watermarked evaluation copy of CVISION PDFCompressor 7. Objektiv-idealistische Naturontologie Der naturalistischen Einstellung liegt eine naturalistische Naturontologie zugrunde. Das Natursein ist danach das schlechthin Nicht-Ideelle, und die Gesetzmäßigkeit der Natur ist nur ein theoretisches Modell im Kopf des Wissenschaftlers. In dieser Perspektive ist das Auftreten von Psychisch-Ideellem in der Natur entweder undenkbar oder mit physischen neuronalen Prozessen überhaupt identisch. Beides ist unangemessen und inakzeptabel, wie die seit Jahrzehnten geführte Debatte zum ,Body-MindProblem' immerhin deutlich gemacht hat. Eine Lösungsperspektive, so hat sich gezeigt, bietet hier der Emergenzbegriff. Emergenz ist aber an Systemgesetze und damit letztlich an Naturgesetzlichkeit - und zwar als intrinsische Eigenschaft des Naturseins selbst - gebunden. Damit ist eine andere, nicht-naturalistische Naturontologie gefordert: eine solche, in der das Natursein von vornherein die Möglichkeit von Ideellem enthält. Lässt sich aber etwas Derartiges begründen? Eine solche Naturontologie verweist, wie ich der Vollständigkeit halber abschließend nur noch in extremer Verkürzung skizzieren möchte, auf eine objektiv-idealistische Position des Hegelschen Typs.'2 Ihr begründungstheoretisch entscheidender Vorzug ist darin zu sehen, dass sie von der Unhintergehbarkeit der Logik ausgeht - einer fundamentalen Logik, die nicht lediglich ein formales Konstrukt auf der Grundlage angenommener Axiome ist, sondern eine allem Argumentieren vorausliegende Logik, die deshalb nicht bestritten werden kann, weil dafür ebenfalls argumentiert, sie dafür also schon vorausgesetzt werden muss. Das System dieser fundamentalen Logik im Ganzen besitzt somit Absolutheits charakter. Es ist gleichsam das Reich des rein Ideellen, das von Hegel als absolute Idee charakterisiert wird. Die Absolutheit, also Un-Bedingtheit des Ideellen bedeutet aber, dass es nicht durch Anderes, also Nicht-Ideelles bedingt ist. Insofern ist in der Absolutheit des Ideellen stets der - negative - Bezug auf Nicht-Ideelles mit enthalten: Im Absolutheitscharakter des Ideellen ist das Nicht-Ideelle als sein Gegenpol so dialektisch mitgesetzt. abstreifen und hinter sich lass gen. Dem entspricht naturont Naturseins, das seiner Ers chein Wesen nach aber ideellen Chai der Natur begegnet. Eine Hegelschen Typs bietet somit Existenz der Natur, sondern au der Geschichte der Philosophi und vereinfacht zu dieser zent: kutierten Pointe des objektiv-i Die erwähnte Ambivalenz nun gleichsam einen Drive, ei seins aufzuheben und das ihm zu lassen, sozusagen eine in Das mag seltsam klingen, ist meint, ist der Trend zur Entsti seelischem Sein und, im Auftrc des Geistigen. Das Natursein geistiges Sein in ihm als Zielb bemerkt, zugleich eine Affin anthropischen Prinzip erkennb eigentlicheTelos der Natur beg Ich muss es hier bei die idealistischen Naturontologie grundlegender Perspektivenwe stellung gibt es nur die physis enthält das Physische von Gesetzlichkeit, das die Tenden die ihrerseits qua Emergenz h der Entwicklung von Psychisc nalen Ebene kulminiert diese idealistischer Perspektive dar, bringt, was im Natursein imm Aber was ist das Nicht-Ideelle? ist das Ideelle durch begrifflichen Zusammenhang charakterisiert, ist das Nicht-Ideelle demgegenüber ein Auseinandersein, wie es empirisch in der räumlich-zeitlichen Verfasstheit des Naturseins realisiert ist. In diesem Sinn ist die Natur grundsätzlich als das Nicht-Ideelle und so gewissermaßen als ewiges Begleitphänomen des Ideellen zu verstehen. Zugleich ist deutlich, dass es als Nicht-Ideelles das Ideelle voraussetzt. Das Nicht-Ideelle kann das Ideelle sozusagen nicht 12 Grundsätzlich und umfassend hierzu Hösle 1987a; 1987b; vgl. auch Wandschneider 1985; 2008. 82 PDF compression, OCR, web optimization using a watermarked evaluation copy of CVISION PDFCompressor 13 Zum anthropischen Prinzip z.B. aturontologie iaturalistische Naturontologie hlechthin Nicht-Ideelle, und theoretisches Modell im Kopf e ist das Auftreten von Psydenkbar oder mit physischen Beides ist unangemessen und i-te Debatte zum ,Body-MindEine Lösungsperspektive, so begriff. Emergenz ist aber an rgesetzlichkeit - und zwar als st - gebunden. Damit ist eine e gefordert: eine solche, in der eit von Ideellem enthält. Lässt ,ie ich der Vollständigkeit hal- rkürzung skizzieren möchte, [egelschen Typs.12 Ihr begrünt darin zu sehen, dass sie von einer fundamentalen Logik, auf der Grundlage angenomrgumentieren vorausliegende n kann, weil dafür ebenfalls esetzt werden muss. Das Sysbesitzt somit Absolutheitscha[eellen, das von Hegel als absoheit, also Un-Bedingtheit des i Anderes, also Nicht-Ideelles des Ideellen stets der - nega- - :en: Im Absolutheitscharakter egenpol so dialektisch mitge- abstreifen und hinter sich lassen, sondern bleibt notwendig darauf bezogen. Dem entspricht naturontologisch eine konstitutive Ambivalenz des Naturseins, das seiner Erscheinung nach ein reales Auseinander ist, seinem Wesen nach aber ideellen Charakter besitzt, der uns als Gesetzm4ßigkeit der Natur begegnet. Eine objektiv-idealistische Naturontologie des Hegelschen Typs bietet somit nicht nur eine rationale Erklärung für die Existenz der Natur, sondern auch für deren Gesetzmaßigkeit. Beides ist in der Geschichte der Philosophie ohne Parallele. - Soviel extrem verkürzt und vereinfacht zu dieser zentralen, wenn auch bis heute kontrovers diskutierten Pointe des objektiv-idealistischen Systementwurfs. Die erwähnte Ambivalenz des Naturseins begründet Hegel zufolge nun gleichsam einen Drive, eine Tendenz, das Auseinander des Naturseins aufzuheben und das ihm zugrunde liegende Ideelle selbst erscheinen zu lassen, sozusagen eine in der Natur wirksame Idealisierungstendenz. Das mag seltsam klingen, ist uns aber wohlvertraut. Was Hegel hier meint, ist der Trend zur Entstehung komplexerer Strukturen, von Leben, seelischem Sein und, im Auftreten des Menschen, schließlich von Formen des Geistigen. Das Natursein ist demnach so beschaffen, dass seelischgeistiges Sein in ihm als Zielbestimmung angelegt ist - womit, nebenbei bemerkt, zugleich eine Affinität dieser Philosophie zum sogenannten anthropischen Prinzip erkennbar wird, das den menschlichen Geist als das eigentlicheTelos der Natur begreift.13 Ich muss es hier bei dieser denkbar knappen Skizze der objektividealistischen Naturontologie belassen. Wesentlich ist, dass damit ein grundlegender Perspektivenwechsel möglich wird: In naturalistischer Einstellung gibt es nur die physische Realität. Objektiv-idealistisch hingegen enthält das Physische von vornherein das ideelle Moment naturaler Gesetzlichkeit, das die Tendenz zur Evolution von Strukturen begründet, die ihrerseits qua Emergenz höherstufige Phänomene zur Folge haben. In der Entwicklung von Psychischem und zuletzt Geistigem auf der neuronalen Ebene kulminiert diese Tendenz, die, so stellt es sich in objektividealistischer Perspektive dar, durch Emergenz nur das zur Erscheinung bringt, was im Natursein immer schon als Möglichkeit angelegt ist. as Ideelle durch begrifflichen cht-Ideelle demgegenüber ein Lumlich-zeitlichen Verfasstheit ist die Natur grundsätzlich als is ewiges Begleitphdnomen des dass es als Nicht-Ideelles das a das Ideelle sozusagen nicht 7a; 1987b; vgl. auch Wandschneider 13 Zum anthropischen Prinzip z.B. Breuer 1984; Davies 2008; Wandschneider 2011. 83 PDF compression, OCR, web optimization using a watermarked evaluation copy of CVISION PDFCompressor 8. Literatur Bertalanffy, Ludwig von (1970) Gesetz oder Zufall: Systemtheorie und Selektion, in: Koestler/Smythies (ed. 1970), 71-95 Breuer, Reinhard (1984) Das anthropische Prinzip. Der Mensch im Fadenkreuz der Naturgesetze. Frankfurt/M., Berlin, Wien 1984: Uilstein Cusanus (W) Der Laie und die Experimente mit der Waage, in: Philosophisch-Theologische Schriften, Bd. III (ed. Gabriel, Leo). Wien 1967: Herder Cusanus (G) Der Laie über den Geist, in: Philosophisch-Theologische Schriften, Bd. III (ed. Gabriel, Leo). Wien 1967: Herder Davies, Paul (2008) Der kosmische Volltreffer. Warum wir hier sind und das Universum wie für uns geschaffen ist. Frankfurt/M. 2008: Campus Verlag FAZ (2011) Alles sehen ohne Gehirn. Die raffinierten Linsenaugen der WUrfelquallen, in: FAZ y. 15. 6. 2011, S. 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