Erbliche Tumorerkrankungen A. Baraniskin Medizinische Universitätsklinik Knappschaftskrankenhaus Bochum 12.05.2016 Klinischer Fall: Li‐Fraumeni‐Syndrom • Definition: Li‐Fraumeni‐Syndrom (LFS) ist eine autosomal‐dominant vererbbare Prädisposition zu einer Vielzahl verschiedener Tumoren (Weichteilsarkome, Osteosarkome, Hirntumore, Brustkrebs, Leukämien, adrenokortikale Karzinome). • Prävalenz: 1‐9 / 100 000 • Erstbeschreibung 1969 Klinischer Fall: Li‐Fraumeni‐Syndrom Äthiologie:Ursache des Syndroms ist eine Keimbahn‐mutation eines Tumorsuppres‐ sorsgens, das für das p53‐Protein kodiert • Die zentrale Funktion von p53 ist es, Zellen, die genetische Schäden aufweisen, nicht mehr zur Vermehrung zuzulassen: „Wächter des Genoms“, „Gatekeeper“ Klinischer Fall: Li‐Fraumeni‐Syndrom • Das Risiko im Alter von 30 Jahren an einem Krebsleiden zu erkranken beträgt 50% und ist somit im Vergleich zur Gesamtbevölkerung (0,5%) 100 fach erhöht. • Wenn man die erste Neoplasie überlebt, dann besteht die Wahrscheinlichkeit von 67%, dass in den nächsten 20 Jahren eine zweite Neoplasie entwickelt. Lahat G et al.: Sarcoma epidemiology and etiology: potential environmental and genetic factors. Surg Clin North Am. 2008 Jun;88(3):451-81 Erbliche Krebserkrankungen Deutsches Ärzteblatt, 2015 Erbliche Krebserkrankungen Deutsches Ärzteblatt, 2015 HNPCC „hereditary non polyposis colorectal cancer“ • HNPCC ist für ca. 5% der KRK verantwortlich, also für ca. 2500 Patienten jährlich • Autosomal dominanter Erbgang • Jede 500. Person in der asymptomatischen Population ist Träger einer Mutation im MMR‐Gen • Frühe Manifestation: Alter bei 44 bei Krebsdiagnose • syn‐/metachrone KRK bei 25‐30% • Penetranz der Erkrankung bei 85‐90% HNPCC „hereditary non polyposis colorectal cancer“ Deutsches Ärzteblatt, 2015 HNPCC „hereditary non polyposis colorectal cancer“ Deutsches Ärzteblatt, 2015 HNPCC Kontrolluntersuchungen Koloskopie alle 3 Jahre vs. Keine Kontrolle Screening, mut + Screening, all Control, all Control, mut. + Incidence: RR 0.38 Mortality: RR 0.34 Järvinen, et al., Gastroenterology 2000 HNPCC Optionen zur Krebsprophylaxe 315 Frauen mit HNPCC, 61 mit Hysterektomie, 47 unterzogen sich einer Salpingo‐Oophorektomie Schmeler et al. N Engl J Med 2006;354:261‐9 HNPCC Kontrolluntersuchungen Merok et al. Annals of Oncology 2013;24:1274‐82 HNPCC PD‐L1‐Inhibitor Pembrolizumab bei MSI‐Patienten MMR-Deficient CRC MMR-Proficient CRC Objective response rate 62% 0% Disease control rate 92% 16% 100 Percent Survival 80 60 Mismatch repair‐deficient CRC 40 Mismatch repair‐proficient CRC 20 0 0 5 10 Months 15 20 Le DT et al. N Engl J Med 2015;372:2509‐2520 HNPCC‐Zentren Leipzig Bochum Düsseldorf Dresden Bonn Heidelberg Regensburg München Familiärer Brust‐ und Eierstockkrebs • In Deutschland erkrankt ungefähr jede zwölfte Frau im Laufe ihres Lebens am Brustkrebs • Ca. 5% der Brustkrebserkrankungen basieren auf BRCA1‐ und BRCA2‐Mutationen • Trägerinnen einer Mutation in BRCA1 oder BRCA2 haben ein Risiko von bis zu 80 Prozent, im Laufe des Lebens an Brustkrebs, und von 20 bis 40 Prozent, an Eierstockkrebs zu erkranken • In der Regel erkranken männliche Anlageträger nicht, können aber die Mutation an ihre Nachkommen weitergeben. Familiärer Brust‐ und Eierstockkrebs Deutsches Ärzteblatt, 2015 Familiärer Brust‐ und Eierstockkrebs Deutsches Ärzteblatt, 2015 Familiärer Brust‐ und Eierstockkrebs Patientinen mit Ovarialkarzinomen und Nachweis von BRCA‐Mutationen zeigen längeres Gesamtüberleben (HR=0,67) und verlängertes progressionsfreies Überleben (HR=0,67) Familiärer Brust‐ und Eierstockkrebs Prophylaktische Operationen Deutsches Ärzteblatt, 2015 Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit