Reisediarrhö Diarrhö ist auf Reisen die häufigste

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Reisediarrhö
Diarrhö ist auf Reisen die häufigste Gesundheitsstörung überhaupt –
zwischen 20 und 50 Prozent der Reisenden sind betroffen. Dabei ist die
Rate stark vom Reiseziel abhängig, besonders häufig sind Darminfekte
in tropischen und subtropischen Gebieten. In Südamerika, Asien und
Afrika erkranken bis zu 50 Prozent, in Mittelmeerländern und auf den
karibischen Inseln zwischen 10 und 15 Prozent und in Nordamerika und
Europa nur rund 2 Prozent. Neben dem Land spielen auch Alter,
Reisedauer, Essverhalten und Qualität der Unterkunft eine Rolle. Als
besonders gefährdet gelten ältere Personen, Kleinkinder,
Immungeschwächte und Patienten mit einer schweren Grunderkrankung.
Auslöser der Diarrhö sind in 60 bis 80 Prozent der Erkrankungen
Bakterien, vor allem Enterotoxin produzierende Escherichia coli (ETEC),
Salmonellen, Shigellen, Campylobacter oder Vibrionen. Etwa 10 bis 20
Prozent der Darminfekte gehen auf Viren zurück, hauptsächlich auf
Rotaviren, seltener auch Noroviren (Norwalk-ähnliche Viren). Nur in 5 bis
10 Prozent der Fälle sind einzellige Protozoen wie Giardia lamblia,
Entamoeba histolytica oder
Cryptosporidium parvum
verantwortlich. Die Erreger werden
fäkal-oral über kontaminierte
Lebensmittel oder Getränke
übertragen.
Meist in der ersten Urlaubswoche, aber auch später oder erst nach
Rückkehr aus dem Urlaub setzt die Erkrankung plötzlich ein. Diarrhö ist
definiert als ungeformter Stuhl, der mehr als dreimal pro Tag auftritt.
Dieses Leitsymptom kann von Unterleibskrämpfen, Schwindel,
Blähungen, Erbrechen und allgemeinem Krankheitsgefühl begleitet sein.
Zum Teil tritt auch Fieber auf. Meist endet die Erkrankung bereits nach
drei bis vier Tagen von allein. Nur etwa 10 Prozent der Infektionen halten
länger als eine Woche und etwa 2 Prozent länger als einen Monat an,
informieren die amerikanischen Centers for Disease Control and
Prevention (CDC) in ihrer Informationsbroschüre „Travelers’ Diarrhea“.
Durchfallerkrankungen werden nach ihrer Dauer in akute (weniger als 14
Tage) und chronische Diarrhö (länger als vier Monate) unterschieden.
Die chronische Form geht meist auf Parasiten, selten auf Bakterien
zurück. Für die akute Form sind die bakteriellen, viralen und einige
einzellige Erreger verantwortlich. Darüber hinaus kann aber auch eine
Lebensmittelvergiftung vorliegen. Diese hat eine ausgesprochen kurze
Inkubationszeit und wird hauptsächlich durch Salmonellen,
Staphylokokken und Clostridien ausgelöst. In seltenen Fällen scheint
kein Erreger für die Erkrankung verantwortlich zu sein. Inwieweit eine
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Umstellung der Diät, der Jetlag oder Erschöpfung eine Rolle spielen, ist
bisher noch nicht wissenschaftlich untersucht.
Je nach Erregertyp geht die Diarrhö auf verschiedene
Schädigungsmechanismen zurück. Manche Pathogene bilden
Enterotoxine, manche schädigen das Darmepithel und können in den
Organismus eindringen. Bei der nicht invasiven Form befallen die
Erreger – hauptsächlich ETEC, Vibrio cholerae, Staphylococcus aureus –
den Dünndarm, können aber nicht durch das Darmepithel gelangen.
Kennzeichnend für diese Form ist eine wässrige starke Diarrhö. Weitere
Symptome wie Fieber, Krämpfe oder Blut im Stuhl treten selten auf.
Shigellen, Salmonellen oder Campylobacter lösen die invasive Form der
Diarrhö aus. Die Erreger schädigen die Schleimhaut und dringen in den
Organismus ein. Daher ist die meist blutige, schleimige Diarrhö von
Fieber, Krämpfen und starkem Stuhldrang begleitet.
Beratung in der Selbstmedikation
„Reisediarrhö ist ein sehr praxisrelevantes Thema für Apotheker, denn
etwa zwei Drittel der Betroffenen suchen keinen Arzt auf und behandeln
sich selbst“. Einigen Patienten sollten Apotheker aber auf jeden Fall zu
einem Arztbesuch raten. Gefährlich können Durchfallerkrankungen für
Kinder unter sechs Jahren, Menschen über 75 Jahren sowie chronisch
Kranken und Immunsupprimierten werden. Dringend einen Arzt
aufsuchen sollten auch Patienten mit blutigen Durchfällen oder
Symptomen, die sich in 48 Stunden nicht bessern.
Auch über eine geeignete Prävention von Durchfallerkrankungen können
Apotheker Fernreisende informieren. Die meisten Infektionen ließen sich
durch vernünftiges Essverhalten, durch Personen- und
Lebensmittelhygiene verhindern. Nicht alle Fälle von Diarrhö seien
hierdurch zu vermeiden, doch das Infektionsrisiko sinke stark ab.
Antibiotika sind eine Möglichkeit bakterielle Infektionen zu vermeiden. Sie
schützen Studien zufolge mit einer Sicherheit von 60 bis 100 Prozent.
Sie sind allerdings nur gegen bakterielle Erreger und nicht gegen Viren
oder Parasiten wirksam. Außerdem hat diese Art der Prophylaxe den
Nachteil, dass sie Nebenwirkungen verursachen kann, teuer ist und die
Resistenzbildung weiter vorantreibt. Daher wird in Österreich und
Deutschland die Prävention von Durchfallerkrankungen mit Antibiotika im
Normalfall nicht empfohlen. Auch die CDC (Centers for Disease Control
and Prevention) raten von einer präventiven Antibiotikatherapie vor allem
wegen der Resistenzbildung ab. In Ausnahmefällen könnte eine
Prophylaxe bei Immunsupprimierten und Personen mit schweren
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Grunderkrankungen sinnvoll sein. Als Mittel der Wahl gilt Ciprofloxacin
(zweimal 500 mg pro Tag) bzw. Rifaximin (Colidimin).
Probiotika nicht empfohlen
Weniger Nebenwirkungen und Kosten verursachen dagegen Präparate
mit Saccharomyces boulardii oder Lactobacillen. Doch ob die Probiotika
Durchfallerkrankungen wirksam verhindern, ist derzeit noch umstritten.
Je nach Studie zeigen die Präparate eine Wirksamkeit von 0 bis 60
Prozent. Die Empfehlung in Deutschland lautet, dass eine Prophylaxe mit
Probiotika nicht sinnvoll ist. Bei dringendem Vorbeugewunsch seien
Saccharomyces-Präparate (z.B. YOMOGI aus der Apotheke Andritz) am
ehesten geeignet. Immunsupprimierte sollten auf die Einnahme von
Probiotika allerdings verzichten, da in Einzelfällen schon Fungämien
aufgetreten sind.
Motilitätshemmer wie Loperamid schützen nachgewiesenermaßen nicht
vor Durchfallerkrankungen, informieren die CDC. Studien zeigten, dass
sie die Inzidenz sogar erhöhen.
Flüssigkeitsverluste ausgleichen
Reisediarrhö ist meist eine gutartige und selbstlimitierende Erkrankung,
weshalb eine kausale Therapie meist nicht notwendig ist. Wichtigste
Maßnahme ist jedoch, die durch die Durchfälle entstandenen
Flüssigkeitsverluste auszugleichen und eine mögliche Dehydratation zu
vermeiden. Hierfür sind vor allem orale Rehydratations-Präparate wie
Normolyt® oder Normhydral® geeignet. Die Produkte sind allerdings nur
für Säuglinge, Kleinkinder und Schwangere zu empfehlen. Bei
Erwachsenen hätten sie in Studien keine Vorteile gegenüber Brühe, Saft
oder Tee gezeigt. Bei der Abgabe der Präparate sollten Apotheker vor
allem darauf achten, dass der Natriumgehalt 60 mmol/l beträgt und nicht
wie von der Weltgesundheitsorganisation (WHO) empfohlen 90 mmol/l.
Diese höhere Dosierung kann zur Hypernatriämie führen.
Antibiotika zur Behandlung der Reisediarrhö sollten Reisende nur
mitnehmen, wenn keinerlei Möglichkeit besteht, im Urlaub einen Arzt
aufzusuchen. Mittel der Wahl ist auch in diesem Fall Ciprofloxacin und
Colidimin. Es verringert die Schwere der Symptome deutlich und die
Dauer um etwa ein bis drei Tage. Allerdings sind Antibiotika wegen der
Gefahr der Resistenzbildung sparsam einzusetzen: Indiziert ist eine
Therapie nur bei schweren Grunderkrankungen oder schweren Verläufen
mit blutigem Stuhl und Fieber. Zum Teil kann die Enterotoxinbildung und
die Symptomatik unter Therapie sogar zunehmen, informieren die CDC.
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Den höchsten Stellenwert in der symptomatischen Therapie von
Durchfallerkrankungen hat Loperamid (Imodium) – wegen seiner
schnellen und hohen Wirksamkeit. Der Motilitätshemmer verringert die
Schwere und die Dauer der Symptome deutlich. Für Schwangere und
Kinder unter zwei Jahren wird er allerdings nicht empfohlen. Nicht
einzusetzen ist Loperamid außerdem bei Infektionen mit Invasion der
Schleimhaut, die an schleimig-blutigem Stuhl und hohem Fieber zu
erkennen ist. Das Präparat kann hier den Krankheitsverlauf verlängern
ebenso bei bakteriell bedingtem Durchfall, da die Bakterien noch länger
im Körper verbleiben.
Probiotika sind dagegen nicht zur Behandlung von Reisediarrhö zu
empfehlen, da ihre Wirksamkeit nicht ausreichend belegt ist. Nur bei
Rotavirus-Infektion von Kleinkindern haben Präparate mit Lactobacillus
rhamnosus GG Erfolg gezeigt und die Symptomdauer um ein bis zwei
Tage verkürzt.
Aktivkohle war den Motilitätshemmern in mehreren Studien eindeutig
unterlegen. Aktivkohle sei nachgewiesenermaßen unwirksam gegen
Diarrhö, informieren die CDC. Die Kombination aus Kaolin und Pektin
verfestige zwar den Stuhl, vermindere aber weder die Unterleibskrämpfe
noch die Frequenz des Stuhlgangs und verkürze auch nicht den
Krankheitsverlauf.
Häufige Todesursache
In Industrieländer und bei Reisenden aus Industrieländern verlaufen
Durchfallerkrankungen meist gutartig und klingen von selbst ab. In
Entwicklungsländern stellen sie dagegen eine der häufigsten
Todesursachen überhaupt dar: Jährlich sterben Schätzungen zufolge
rund sieben bis zwölf Millionen Menschen direkt oder indirekt an Diarrhö,
davon sind etwa fünf bis acht Millionen Kinder. In Europa und
Nordamerika sind Durchfallerkrankungen mehr ein sozioökonomisches
Problem. Hier erkrankt jeder Einwohner etwa 1- bis 1,5-mal im Jahr an
Darminfekten, was insgesamt zu rund 3,5 Millionen
Krankheitsbescheinigungen führt. Nur bei älteren Patienten tragen die
Erkrankungen wesentlich zur Mortalität bei.
Hygiene ist oberstes Gebot
Da die häufigste Erregerquelle für Reisediarrhö kontaminierte Getränke
und Lebensmittel sind, lässt sie sich mit einfachen hygienischen
Maßnahmen meist vermeiden. In Ländern mit unzureichenden sanitären
Bedingungen sollten Reisende nur abgekochtes Wasser, frisch
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gekochten Tee oder Kaffee und abgefüllte Getränke wie Mineralwasser,
Cola und Saft trinken. Bei Flaschen ist darauf zu achten, dass die
Verschlüsse intakt sind. Alkohol in jeder Form ist in der Regel
unbedenklich. Auf Eiswürfel ist grundsätzlich zu verzichten, da sie meist
aus Leitungswasser hergestellt sind. Dieses sollte auch in guten Hotels
weder zum Trinken noch zum Zähneputzen verwendet werden.
Besonders risikobehaftete Speisen sind Salate, Obst, ungekochtes
Gemüse und Meerestiere sowie unvollständig gegartes Fleisch, vor allem
Geflügel. Gegen frisches, selbst geschältes Obst ist nichts einzuwenden.
Von unpasteurisierter Milch und allen Milchprodukten ist abzuraten.
Obwohl der pH-Wert von Joghurt und Lassi für das Wachstum von
Keimen ungünstig ist, können auch diese Lebensmittel Krankheitserreger
enthalten.
Nahrungsmittel sollten insgesamt gründlich gekocht und heiß gegessen
werden. Lange warm gehaltene Speisen können durchaus eine
Infektionsquelle darstellen. Grundsätzlich zu meiden sind Speisen von
Straßenhändlern. Insgesamt gilt die eiserne Regel für Tropenreisende:
„Koch es, schäl es oder vergiss es“.
Außerdem ist die Körperhygiene wichtig: Die Hände sollten grundsätzlich
nach dem Besuch der Toilette, vor der Zubereitung von Speisen und vor
dem Essen gründlich mit Wasser und Seife gewaschen werden. Für die
Händereinigung unterwegs eignen sich feuchte, eventuell mit
Desinfektionsmittel versetzte Reinigungstücher.
Fragen Sie uns nach detaillierten Empfehlungen bevor Sie auf Urlaub fahren; wir
helfen Ihnen gerne weiter!
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