Labordiagnostik von H. pylori Infektionen

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für ärztliche Fortbildung
AKADEMIE-INFO
Ausgabe 09/2007
Themen dieser Beilage
Labordiagnostik von
H. pylori Infektionen
Labordiagnostik von
H. pylori Infektionen
Homozystein:
Ursache oder Risikoindikator
bei Gefäßerkrankungen?
Veranstaltungen der synlab
Akademie
Noch vor einigen Jahrzehnten galt das Magengeschwür als die
klassische psychosomatische Erkrankung und ganze Heerscharen
von Psychologen waren damit beschäftigt, Magenkranke zu behandeln. Erst 1982 gelang es zwei australischen Medizinern, ein
Bakterium aus dem Magensaft anzuzüchten. Zwar überwog zunächst weiterhin die Skepsis; nachdem sich aber die Fälle gehäuft
hatten, in denen eine antibiotische Therapie zur Heilung eines
chronischen Magengeschwürs führte, wurde allgemein akzeptiert,
dass das Magengeschwür vor allem Folge einer bakteriellen Infektion ist. Die herausragende Bedeutung dieser Entdeckung lässt
sich auch daran absehen, dass den Entdeckern des Bakteriums im
Jahr 2005 der Nobelpreis für Medizin verliehen wurde.
Inzwischen ist klar, dass das in der Zwischenzeit Helicobacter pylori genannte Bakterium für die Mehrzahl aller Magengeschwüre
verantwortlich ist und auch die Ausbildung von Magenkrebs und
»MALT Lymphom« fördert. Allerdings weist bei weitem nicht jeder
besiedelte Mensch Symptome auf. Das wäre auch furchtbar, da in
den so genannten Entwicklungsländern bis zu 90 % der Bevölkerung mit H. pylori besiedelt sind. In unseren Breiten waren die Zahlen früher ähnlich hoch, seit den Nachkriegsjahren verminderten
sich die Besiedlungsraten kontinuierlich, wahrscheinlich auf Grund
der gebesserten hygienischen Bedingungen.
»Gut« und »böse« – auf die Pathogenitätsfaktoren kommt es an
Nicht alle Bakterien die H. pylori heißen, sind untereinander
gleich, und ob jemand symptomatisch wird, scheint vor allem daran zu liegen, ob der jeweilige H. pylori Stamm bestimmte Pathogenitätsfaktoren produziert oder nicht. Wenn jemand einen »guten«
Stamm in sich trägt, vermindert er die Gefahr sich mit einem »bösen« Stamm zu besiedeln, da der »böse« Stamm gewissermaßen
keinen Lebensraum findet - die zu besetzende ökologische Nische ist bereits ausgefüllt. Aus diesem Grund empfehlen die ➤
Managerkrankheit? Magengeschwüre
hängen auch mit Stress zusammen. Vor
allem aber mit einer H. pylori Infektion.
entsprechenden Fachgesellschaften eine nachgewiesene H.
pylori Besiedlung nur dann zu behandeln, wenn Symptome
eines chronischen oder rezidivierenden Magengeschwürs
vorliegen. Da nur höchstens jede eintausendste besiedelte
Person (weniger als 0,1 Prozent) damit rechnen muss, einen
H. pylori begünstigten Magenkrebs zu bekommen, wird eine
Behandlung als Maßnahme zur Krebsvorbeugung explizit
nicht empfohlen.
Ob und wann eine Untersuchung auf H. pylori erfolgen soll,
hängt im Wesentlichen auch vom Alter der betroffenen Person ab. Da bei Personen mit einem Alter von 45 Jahren oder
mehr auch andere Ursachen chronische Magenbeschwerden
auslösen können, wird für diesen Personenkreis empfohlen,
immer eine Magenspiegelung durchzuführen. Hierbei kann
aus entnommenen Gewebeproben der Nachweis von H. pylori leicht erbracht werden bzw. versucht werden, den Keim
anzuzüchten. Dieses Vorgehen sollte deshalb erfolgen, um im
Fall des Nachweises zu vermeiden, sich z.B. mit der Diagnose
»H. pylori verursachte Gastritis« zu begnügen und evtl. eine
Magenkrebserkrankung zu übersehen. Dass Magenkrebs
durchaus relevant ist, sei am Beispiel des unlängst verstorbenen Schauspielers Ulrich Mühe verdeutlicht. Der Hauptdarsteller des Oscar prämierten Films »Das Leben der Anderen«
starb im Alter von nur 54 Jahren an Magenkrebs.
den leiden. Gerade bei Kindern lassen sich die Symptome
häufig schwer zuordnen und äußern sich in Form von »Bauchschmerzen«, Übelkeit und Appetitlosigkeit, also durch Symptome, an denen irgendwann einmal jedes Kind leidet. Somit
sollte gerade bei Kindern und chronischen Bauchbeschwerden auch an eine H. pylori Besiedlung gedacht und eine Testung durchgeführt werden.
Die »drei A’s« der Diagnostik
von Helicobacter pylori
Folgende Untersuchungen sind derzeit Praxisroutine:
Antikörpertest
Da eine H. pylori Besiedlung regelhaft zur Antikörperbildung
führt und eine Besiedlung ohne entsprechende antibiotische
Therapie nicht von allein verschwindet, kann eine H. pylori
Besiedlung mit dem Nachweis spezifischer Antikörper aus
dem Blut erfolgen (IgG, IgA).
Antigentest
Daneben können bakterielle Bestandteile über den Antigentest aus einer Stuhlprobe nachgewiesen werden.
Atemtest
Schließlich lässt sich noch eine außergewöhnliche Stoffwechselleistung von H. pylori ausgenutzen: Um im Magen überleben zu können, spaltet H. pylori ständig im Gewebe vorkommenden Harnstoff. Dabei wird Kohlendioxid frei, der über
die Lunge abgeatmet wird. Patienten erhalten eine Lösung zu
trinken, die C13-markierten Harnstoff enthält. Helicobacter
spaltet auch diesen Harnstoff, entsprechend markierte CO2Moleküle können in der ausgeatmeten Luft nachgewiesen
werden. Die Trinklösung soll deutlich besser schmecken, als
der Inhaltsstoff vermuten lässt.
Nach erfolgter antibiotischer Therapie können der Antigentest
und der Atemtest genutzt werden, um den Therapieerfolg zu
kontrollieren. Antikörper sind dafür weniger geeignet, weil sie
auch noch längere Zeit nach erfolgreicher Sanierung messbar bleiben.
Kontakt
Aus diesen Überlegungen ergibt sich, dass für eine Untersuchung auf H. pylori also insbesondere Personen unter 45 Jahren in Frage kommen, die an chronischen Magenbeschwer-
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Labordiagnostik von H. pylori Infektionen
PD Dr. med. Dr. rer. biol. hum. Stefan Borgmann
synlab Weiden
E-Mail: [email protected]
Telefon 0961/30 9-0
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