##Titelbild## 2 Eckpunkte der Weltgeschichte in synchronoptischer Darstellung Herausgegeben von Dr. Heinrich Eichenberger ISBN-10 3-92639-61-X ISBN-13 9783-92639-61-X Herausgeber: Heinrich Eichenberger, Luzern Umschlagentwurf: Robin Schäfer, Berlin Druck und Bindung: Steinmeier GmbH, Deiningen Geschichtliche Daten zusammengestellt nach Wikipedia und anderen Quellen. Der Text von Wikipedia ist unter der Lizenz „Creative Commons Attribution/Share Alike“ verfügbar; http://de.wikipedia.org/wiki/Wikipedia: Lizenzbestimmungen_Commons_Attribution-ShareAlike_3.0_Unported zusätzliche Bedingungen können anwendbar sein. Wikipedia ist ein eingetragenes Warenzeichen. Hubert W. Holzinger-Verlag, Berlin http://www.holzinger-verlag.de Tel. 030-2167513 Preis: 8,90 Euro 3 Herzlich willkommen, liebe Leserin und lieber Leser! Die Geschichte ist ein Universum, ein unübersehbares Meer von Daten und Fakten. Es gilt, eine Übersicht zu schaffen. Das heißt, die Komplexität muss erstens durch eine Auswahl reduziert und zweitens zueinander in Beziehung gebracht werden. Geschichte darstellen heißt somit immer, aus der Fülle von Fakten eine subjektive Auswahl zu treffen. Die Fakten betreffen: • Strömungen • Ereignisse • Persönlichkeiten und ihre Handlungen Geschichte kann als Reihenfolge von interaktiven Ereignissen und Aktivitäten von Persönlichkeit gesehen werden, die in kulturellen, religiösen und zivilisatorischen Strömungen ablaufen, diese beeinflussen und von diesen beeinflusst werden. Die vorliegende Fibel enthält nur generell bekanntes geschichtliches Wissen in Stichworten und keine neuen Erkenntnisse oder Theorien. Die Fakten und die Kommentare stammen aus einer Vielzahl allgemein zugänglicher Kompendien. Originell sind ihre synchronoptischen Darstellungen und die Konzentration auf kleinem Raum. So wird aufgezeigt, welche Ereignisse und Fakten in welchen Teilen der Welt zu welchem Zeitpunkt stattgefunden haben und welche Persönlichkeiten wo und wann und in wechselseitigem Zusammenhang zueinander gewirkt haben. Zudem werden die wichtigsten Strömungen auch als Zusammenfassungen dargelegt. Der Beizug historischer Karten und vertiefender Kompendien ist empfehlenswert. Generell erfolgt die Betrachtung aus eurozentrischer Perspektive. Als weiterer bedeutender Faktor wird der Einfluss der Klimaschwankungen auf das Verhalten der Völker angedeutet. Auch werden wichtige Erfindungen aufgeführt. Die zeitvergleichende Aufzählung der Eckpunkte in Stichworten eignet sich als übersichtliches Repetitorium für geschichtlich Interessierte jeden Alters. Oftmals überschneiden sich die Zeiträume und bestimmte Ereignisse können sich in mehreren geografischen Gebieten auswirken. Es ist gerade die Idee der synchronoptischen Darstellung, derartige Vorkommnisse mehrfach sichtbar zu machen. 4 Download Graphik: Fotolia LLC © Felix Jork Es besteht die Möglichkeit, den gesamten Inhalt der Fibel als Pdf-Datei herunterzuladen, um sie anschließend in ein Schreibprogramm zu kopieren. Damit werden die Daten beliebig editierbar. Leser wären damit in der Lage, die Zeittabellen nach ihrem Belieben zu zoomen, zu verändern und auszudrucken. Besuchen Sie dazu unsere Seite www.eckpunkte-der-weltgeschichte.de Auswahl und Darstellung der Fakten und Kommentare: Dr. Heinrich Eichenberger 5 INHALTSVERZEICHNIS DER FIBEL Die Geschichte wurde in fünf Zeiträume unterteilt. Kommentare und synoptische Darstellungen (Synopsen) erläutern die Epochen: Zeitraum der Betrachtung Seite I. Das Altertum 1.1 Altertum und Antike – Kommentar 10.000 – 500 v. Chr. 7 1.2 Die ältesten Kulturen bis 500 v. Chr. – Synopse 10.000 – 500 v. Chr. 8 1.3 Das griechische und das römische Zeitalter von 500 v. Chr. bis 500 n. Chr. – Synopse 500 v. Chr. – 500 n. Chr. 10 II. Das Mittelalter 2.1 Die Völkerwanderung mit ihren Staatsgründungen – Synopse 200 – 700 14 2.2 Von Westrom zu Ostrom – Synopse 300 – 1050 16 2.3 Frühmittelalter – Synopse 500 – 1250 18 2.4 Niedergang Ostroms – Synopse 1045 – 1453 20 2.5 Spätmittelalter – Kommentar 1250 – 1500 22 III. Die Neuzeit 3.1 Aufbruch in die Neuzeit – Synopse 1300 – 1600 24 3.2 Der Dreißigjährige Krieg – Kommentar 1618 – 1648 26 3.3 Der Dreißigjährige Krieg – Synopse 1618 – 1648 28 3.4 Das Zeitalter der Aufklärung – Kommentar 17. – 18. Jh. 29 3.5 Der Absolutismus – Synopse 1700 – 1800 30 3.6 Die Französische Revolution – Kommentar 1789 – 1799 32 3.7 Das Zeitalter Napoleons – Synopse 1791 – 1815 34 3.8 Das Ende Napoleons und der Wiener Kongress – Synopse 1814 – 1815 36 6 Zeitraum der Betrachtung Seite IV. Vom Wiener Kongress bis zum Völkerbund 4.1 Die Neuordnung Europas auf dem Wiener Kongress – Kommentar 1815 38 4.2 Restauration, Regeneration, Demokratisierung in Europa und den USA – Synopse 1815 – 1870 40 4.3 Die Nationalstaaten in der 2. Hälfte des 19. Jh. – Kommentar 1871 – 1914 42 4.4 Die Nationalstaaten in der 2. Hälfte des 19. Jh. – Synopse 1867 – 1913 44 4.5 Der Erste Weltkrieg, der Friedensvertrag von Versailles – Synopse 1914 – 1918 46 4.6 Die Zeit des Völkerbundes (1920–1946) – Kommentar 1920 – 1934 48 4.7 Vom Friedensvertrag von Versailles bis zum Zweiten Weltkrieg – Synopse 1919 – 1939 50 V. Vom Zweiten Weltkrieg bis zur Gegenwart 5.1 Der Zweite Weltkrieg – Kommentar 1939 – 1945 52 5.2 Der Zweite Weltkrieg – Synopse 1939 – 1946 54 5.3 Die Nachkriegszeit und der west-östliche Gegensatz – Kommentar 1945 – heute 56 5.4 Von der Nachkriegszeit bis zur Gegenwart – Synopse 1945 – heute 58 5.5 Die große Wende: Perestroika und das Ende der Sowjetunion und die Herausforderungen des 21. Jahrhunderts – Kommentar seit 1989 60 7 1.1 Einführung zu Altertum und Antike Altertum bezeichnet den historischen Zeitraum der mediterran-vorderasiatischen Zivilisationen zwischen Frühgeschichte (vor Mitte 4. Jahrtausend v. Chr.) bis zum Mittelalter (ab 6./7. Jahrhundert). Der Begriff Antike – vor allem klassische Antike – bezeichnet hingegen ausschließlich das griechisch-römische Altertum (je nach zeitlicher Abgrenzung ab 12. oder 8. Jahrhundert v. Chr.). Der umfassendere Begriff „Altertum“ umfasst somit auch diese Epoche – aber ohne Kelten und Germanen und ohne die mesoamerikanischen Hochkulturen. Am Anfang des Altertums steht die Erfindung der Schrift und die Bildung der altorientalischen Reiche Vorderasiens – Mesopotamien (Sumer, Babylonien, Assyrien), Iranisches Hochland, Levante und Kleinasien/Anatolien (Hethiterreich, Phrygien, Lydien, Luwien) – sowie Ägypten. In die Endzeit von Altertum und Antike fällt der Zerfall des römischen und sassanidischen Staatengefüges während der Völkerwanderung und der arabischen Expansion (Untergang Westroms 476/480; Tod Justitians 565; Vernichtung des Sassanidenreichs 651). Die Übergangszeit zwischen Antike und Mittelalter (vom Ende des 3. bis zum Anfang des 7. Jahrhunderts) wird mit Spätantike bezeichnet. Die Bronzezeit Die Dominanz, die das Kupfer noch bis ins zweite Jahrtausend v. Chr. besaß, ging allmählich auf die Bronze über. Zu ihrer Herstellung benötigte man neben dem inzwischen nahezu allgegenwärtigen Kupfer, das nun Gegenstand systematischen Bergbaus war, auch Zinn, das in Mesopotamien vermutlich aus dem westlichen Iran oder aus Usbekistan eingeführt wurde. Die Eisenzeit Zu diesem Zeitpunkt gewann die Eisenverarbeitung zunehmend an Bedeutung. Der Übergang in die Eisenzeit verlief fließend, doch um 1000 v. Chr. hatte das Eisen die Bronzeverarbeitung in dem vorderasiatischen Raum verdrängt. Mittelmeerraum Im Mittelmeergebiet fanden zu dieser Zeit grundlegende Veränderungen statt. Im 10. Jahrhundert v. Chr. begann die Kolonisierung durch die Phönizier in Nordafrika und auf der Iberischen Halbinsel. Diese Kolonisierung ist wohl auf den stetigen Handel zurückzuführen. Am Ende dieser Entwicklungen standen meist demokratische Ordnungen in den einzelnen Stadtstaaten (z. B. Athen), aber auch autoritäre Systeme. Im Allgemeinen wird die griechische Klassik als Ursprung und Ausgangspunkt der abendländischen Kultur angesehen. Unter griechischem Einfluss veränderten sich auch in Italien die Strukturen. Um 900 v. Chr. bildete sich die Kultur der Etrusker aus den eisenzeitlichen Vorläufern der Villanova-Kultur. Vorderer Orient Dareios I. gelang es, den Raum in einem Reich zu vereinen und bis zum Indus im Osten und in die Kyrenaika im Westen auszudehnen. Eine tiefgreifende Restauration des Reiches wurde jedoch durch seine Ermordung verhindert, und wenige Jahre später wurde das Gebiet 334 v. Chr. von Alexander dem Großen erobert. Das Römische Reich Rom wurde 753 v. Chr. gegründet. Ursprünglich war Rom ein von Königen regierter Stadtstaat, der sich 510 v. Chr. zur Republik entwickelte. Mit der wirtschaftlichen und politischen Expansion entstanden Rivalitäten zum Machtanspruch Karthagos. Dieser wurde von 264 bis 202 v. Chr. in drei Kriegen ausgetragen mit Rom als Sieger. Nach einer Epoche der politischen Instabilität mit wechselnden Machtkoalitionen, schließlich der Ermordung Caesars 44 v. Chr., beginnt die Römische Kaiserzeit. Sie erreicht im 1. und 2. Jh. den Höhepunkt und unter Trajan 98–117 n. Chr. die größte Ausdehnung des Reichs. Westrom wird nach 300 n. Chr. von Ostrom schrittweise abgelöst. 8 1.2 Die ältesten Kulturen bis 500 v. Chr. Zeitraum Mesopotamien, Persien Klima ab 10000 9500–6500 humide Periode in der Sahara 4100–3400 im Norden Kälteeinbruch 3000– 1100 Flusskulturen Wasser heißt Leben und Verkehr Ackerbau und Haustierhaltung, Voraussetzung für Hochkulturen, ab 3000 Aufspaltung in Ackerbauern und Viehzüchter Erste Städte 1450 Hethiterreich umfasst Griechenland, Türkei, Nordsyrien Ägypten Kleinasien, Kreta, Griechenland Italien/Rom, West- und Mitteleuropa Flusskulturen Wasser heißt Leben und Verkehr Ackerbau und Haustierhaltung, Voraussetzung für Hochkulturen, ab 3000 Aufspaltung in Ackerbauern und Viehzüchter 3500 Töpferscheibe 3200 Wagenrad 3100 Sumerer – Kisch, Ur, Keilschrift 3300–2200 3000 erste Hochkulturen, Bronze Klima Opti2650 Sargon I. besiegt Sumemum im Mitrer, Gründung Altbabylon 1700, telmeerraum Hammurabi *) 1600 Neues Reich 1650 Eroberung Babylons 2000–1600 durch die Hethiter, extreme Dürre 1500 Perser (Arier) übernehmen Iran in Nordafrika 1500–1100 Klima Pessimum **) Syrien, Palästina, Phönizien Erste Städte 2700 Gründung von Tyrus (Tyros im Libanon) ab 1700 Aufbau des assyrischen Reichs 1450 Hethiter in Syrien 1350 Zeitalter Moses, Vorrücken der Hebräer gegen Kanaan 1250 Hethiter gegen Ägypter im Raume Syrien 1223 Ägypten unterwirft Palästina. Israelisches Zeitalter der Richter 1200–1100 Eisenzeit I 3000–2000 Altes Reich Hieroglyphen 2640 Pyramiden 2000–1800 Mittleres Reich ab 1600 Neues Reich Flusskulturen Wasser heißt Leben und Verkehr 1272 Ramses II., Friede mit Hethitern Ackerbau und Haustierhaltung, Voraussetzung für Hochkulturen, ab 3000 Aufspaltung in Ackerbauern und Viehzüchter 3300 Frühminoische Zeit Das griechische Altertum 3000–1100 griechische Bronzezeit 2650 Handel mit Ägypten 1700 Reich der Hethiter ganz Kleinasien (indoeuropäische Sprache) 2500–800 Bronzezeit China: 2500 Seidenraupenzucht Indien: 2500–1500 Induskultur, (Harappa) China: 2100–1800 Xia-Dynastie 2000–1200 Mykenische Kultur 1600–1450 Kretische Kultur 1479–1458 Hatschepsut 1350 Tutenchamun, Nofretete China, Indien 1150 Eisenzeit Dorische Wanderung Bildung neuer politischer Ordnungen 1700 Pfahlbauten in der Schweiz 1200 Einwanderung der (indogermanischen) Italiker aus dem Norden 1700–1025 ShangDynastie Chinesische Schriftzeichen 9 Zeitraum Klima 1100–500 Mesopotamien, Persien Syrien, Palästina, Phönizien 1100 Assyrisches Großreich, Hauptstadt Ninive (Tigris) 1100 Optimum der Bronzezeit 1000 Perser erobern Babylon und Ägypten *) Ägypten 1100 2. griechische Kolonisation in Kleinasien 1100 Assyrisches Großreich 1000 Saul, David, Salomon Das griechische Mittelalter 1000–900 Eisenzeit II 800 Gründung Karthago 900–300 Pessimum bis Eisenzeit **) *) Klimaoptimum = Wärmeperiode **) Klimapessimum = Kälteperiode 722 Sargon II., Juden in assyrischer Gefangenschaft 662 Ägypten assyrische Provinz 608 Ende des assyrischen Reichs 614 Zerfall und Machtübernahme durch Babylonier 639–532 Babylonische Gefangenschaft der Juden 586 Nebukadnezar erobert Jerusalem 625 Neubabylon 586 Nebukadnezar 587–450 Eisenzeit III 529 Perserreich 525 Ägypten persisch 525 Persisch Ganzer Raum ab 539 Persisch Kleinasien, Kreta, Griechenland 750–550 3. Griechische Kolonisationsperiode Mittelmeer und Schwarzmeerküste, Kultur unter Führung der kleinasiatischen Ionier, panhellenisches Nationalgefühl durch Religion, Recht, Sprache, Recht und Sitte. Verbreitung nach Byzanz (gegr. 660) und Sizilien. Politisch selbständige Tochterstädte. 800 Übernahme der Schrift der Phönizier 700–600 Homer Ilias und Odyssee, Sappho, Lesbos Vermenschlichung der Gottesvorstellung, menschengestaltige Kultbilder bilden den griechischen Tempel, Fehlen eines Priesterstandes, aber Seher und Orakel 600–500 Ionische Naturphilosophen verwerfen Tradition und begründen wissenschaftliches Denken. Thales von Milet, Heraklit von Ephesus, Pythagoras von Samos 600 Spartanischer Staat 550 Peloponnesischer Bund 625 Drakons Gesetze 594 Solonische Verfassung Sparta Landmacht Athen Seemacht Italien/Rom, West- und Mitteleuropa 1000 Villanova-Kultur Beginn Eisenzeit China, Indien Schrittweiser Aufbau der Seidenstraße, Achse zum westöstlichen Austausch von Gütern, Handwerk und Religionen 800–400 ältere Eisenzeit, Hallstattkultur Rom von der Gründung 753 bis zur Republik 1025–722 Östliche Zhou-Dynastie 900 Beginn der Eisenzeit 750–550 Besiedlung Siziliens Indien: 800–500 Brahmanismus – Vorläufer durch die Griechen des Hinduismus 600 Etrusker 772–256 ZhouAltrömischer Staat, Familie, Dynastie Patriarchat, Kurie, Plebejer, 722 Beginn der ChunPatrizier, Senat, König Qui-Periode 650 Griechen in Messina 750–550 3. Griechische Kolonisationsperiode Mittelmeer und Schwarzmeerküste, Verbreitung nach Byzanz, Sizilien, politisch selbständiChina: 551 - 470 Konge Tochterstädte fuzius 510 Vertreibung der Könige, Rom Republik mit zwei Kon- Indischer Subkontinent Buddhismus suln, Prätoren, Senat, im Krieg ein Diktator für 6 Monate 10 1.3 Das griechische und das römische Zeitalter von 500 v. Chr. bis 500 n. Chr. Zeitraum Klima 500–300 Seit 900 v. Chr. bis 300 v .Chr. Klimapessimum bis zur Eisenzeit**) Mesopotamien, Persien 521 Darius I. 490–448 Perserkriege, Xerxes, Salamis (Zypern) 486–465 größte Ausdehnung Persiens . . . . .. . . . . 356–323 Alexander d. Große . . . . 333–332 Issos (Iskenderun), Libanon, Ägypten Syrien, Palästina, Phönizien 486 Persien größte Ausdehnung Karthago beherrscht westliches Mittelmeer, Sizilien, Sardinien, Korsika, Südspanien 480 Karthago von Syrakus besiegt . 356–323 Alexander d. Große . . . . 333–332 Issos (Iskenderun), Libanon, Ägypten Ägypten 525 Ägypten wird eine persische Provinz. . . . . . . . . . . . . . . 356–323 Alexander d. Große . . . . 333–332 Issos (Iskenderun), Libanon Kleinasien, Kreta, Griechenland Die griechische Blütezeit 490–448 Perserkriege 490 Marathon 480 Salamis (Athen) 449 Salamis (Zypern) 450–429 Perikles Demokratie, kulturelle Vorherrschaft Athens, Euripidos, Sophokles, Herodot, Phidias 431–404 Peloponnesischer Krieg 412 Bündnis SpartaPersien siegt, 404 Spartas Sieg und Hegemonie 400–320 Sokrates, Platon, Aristoteles 356–323 Alexander der Große 338 Hegemonie Makedoniens 334 Feldzug gegen Persien 333–332 Issos (Iskenderun), Libanon, Ägypten 327–325 indischer Feldzug 323–301 Diadochenkämpfe Antigonos in Issos besiegt, Lysimachos Makedonien und Kleinasien, Ptolemaios Ägypten, Seleukos Syrien und Persien 301 Issos (Phrygien) Italien/Rom, West- und Mitteleuropa Das Christentum im Römischen Staat China, Indien 500–275 Rom erobert Italien Rom übernimmt griechisches Alphabet 500 Vertreibung der Könige 500–300 Ständekampf Kampf zwischen Patriziat und Plebejern 450 Zwölftafelgesetz Die Antike wurde in allen Kulturen vom Glauben an Götter und Geister geprägt. China: 486 Kanalsystem 390 Einfall der Gallier (Kelten) wegen Klimapessimum über die Alpen, erster Angriff auf Etrusker, dann auch die Römer, Rom 7 Monate besetzt, Expansion Roms während Jahrzehnten gebremst 366 erster plebejischer Konsul 358 erster plebejischer Diktator 351 Plebejer im Census 337 Plebejischer Prätor 356–323 Alexander der Große 327–325 indischer Feldzug 300 Ständeausgleich, Weg durch die Institutionen abgeschlossen 11 Zeitraum Klima Mesopotamien, Persien 300–100 301 Ptolemäer/Seleukiden 300 321 Seleukidenreich Klimawechsel von kalt zu warm von 300 v.Chr. bis 400 n.Chr. römisches Optimum *) Syrien, Palästina, Phönizien Ägypten 301 Ptolemäisches Reich bis Niedergang ab 187 bis 63 v. Chr. 200 150 100 124–88 Partherkönig Mithridates II. von Pontus eröffnet 115 die Seidenstraße 300–280 Hellenismus Alexanderstädte, Sprache, Kultur, Aristarch (heliozentrische System), Euklid, Archimedes, Geografie und Naturwissenschaften, Stoa, Weltvernunft, Kosmopolit, Epikur, Glück, Genuss, Freundschaft, Welthandel, Rhodos, Korinth, Alexandria Der politische Untergang des Griechentums Ablösung der griechischen durch die römische Herrschaft von 300 v. Chr. bis 133 v. Chr. 279–278 Einbruch der Kelten 275 Pyrrhus unterliegt Rom 241 Rom gewinnt karthagischen Teil Siziliens 250 250–238 das antike iranische Volk der Parther erobert das Territorium. Kleinasien, Kreta, Griechenland Ptolemäisches Reich bis zur Eroberung durch Rom 47 v. Chr. 148 Makedonien wird römische Provinz 133 Pergamon an Rom Italien/Rom, West- und Mitteleuropa Römisches Zeitalter: Ablösung der griechischen durch die römische Herrschaft von 300 v. Chr. bis 133 v. Chr. Das Christentum im Römischen Staat China, Indien Die Antike wurde in allen Kulturen vom Glauben an Götter und Geister geprägt. 275 Pyrrhus unterliegt Rom, das Großgriechenland unterwirft 272 Tarent und Süditalien Rom gegen Karthago: 300–133 Verstärkter Einfluss der griechischen Kultur auf Rom, Intelligenzia griechisch, Hellenisierung von Religion, Humanismus, Kunst, Literatur Plautus, Cato d. Ä., Cicero, Rechtsordnung 264–241 1. Punischer Krieg 238 Sardinien und Korsika römisch 226 Ebro Grenze Rom/Karthago 222 Illyrien und Gallia Cisalpina römisch 220 Sagunt, Bündnis mit Rom (Valencia) 219 Hannibal erobert Sagunt 218–201 2. Punischer Krieg 217 Übergang über die Alpen mit Elefanten – nur möglich wegen klimatischem Optimum und weitestgehend eisfreien Übergängen. Sieg Hannibals am Trasimenischen See, Abfall der Verbündeten von Rom 203 Rom verbündet mit Massinissa (Numidiern/Hinterland von Tunesien), Zangenangriff auf Karthago 200–133 Rom beherrscht östliches Mittelmeer 149–146 3. Punischer Krieg Karthago wird römische Provinz 148 Makedonien römische Provinz 133 Pergamon des Attilos an Rom 111–105 Krieg mit König Jughurta von Numidien (Ost-Algerien/ West-Tunesien) 113–101 Einfall der germanischen Cimbern und keltischen Teutonen in Südgallien 221–206 Qin-Dynastie China geeint 206 v. Chr.– 9 n. Chr. Westliche HanDynastie 12 Zeitraum Klima Mesopotamien, Persien 100 v. Chr. – 30 n. Chr. 60 66 Pompeius besiegt Mithridates. Parther behaupten sich als Regionalmacht. 50 Syrien, Palästina, Phönizien Ptolemäer/ Seleukiden bis zur Eroberung durch Rom 64 v. Chr. 73 v. bis 4 v. Chr. Herodes I. römischer Vasall über Palästina 64 Syrien römische Provinz Ägypten Christus, Evangelisten, Apostel 30 v. Chr. Jahr 0 1. und 2. Jh. Niedergang, durch ständige Angriffe Roms und von Norden geschwächt Italien/Rom, West- und Mitteleuropa Beamtenadel und Bürgerkriege von 133 v. Chr. bis 31 v. Chr. Die Größe des Reiches bewirkt die Entstehung eines Beamtentums, das im Senat die Führung erringt. Wirtschaftlich bildet diese Nobilität den Stand der Großgrundbesitzer, Korruption, vergebliche Reformversuche. 66 Römische Herrschaft in Kleinasien, Syrien, Palästina 64 Seleukidenreich durch Pompeius römische Provinz 47 Caesar in Ägypten (Kleopatra) 40 v. Chr. Kleinasien, Kreta, Griechenland 48–47 Caesar in Ägypten 76–61 Regiment des Pompeius 72 Spartacus, 73 Spanische Kolonie konsolidiert, 67 Sieg über die Seeräuber, 66 Pompeius besiegt Mithridates von Pontus (Schwarzmeer Südküste), Römische Herrschaft in Kleinasien, Syrien, Palästina 64 Seleukidenreich durch Pompeius römische Provinz, 63 Konsul Cicero vernichtet Catalina 60–49 Erstes Triumvirat Pompeius, Crassus, Caesar, 58-51 Gallien (52 Versingetorix) 49–44 Monarchie Caesars 49 Rubico, Caesar besiegt Pompeius in Spanien. 47 Caesar nach Ägypten (Kleopatra), Pompeius ermordet. 45 Caesar lässt alle Ämter auf sich übertragen. 44 Ermordung Caesars 43 Zweites Triumvirat Antonius, Octavianus, Lepidus, 31 Seeschlacht bei Actium Das Christentum im Römischen Staat Die Antike wurde in allen Kulturen vom Glauben an Götter und Geister geprägt. Indien: Buddhismus China: 105 Papier Das Christentum begründete die Zeitwende und eroberte in 3 Jahrhunderten seine Bedeutung im Römischen Staat. 9–24 v. Chr. Xin-Dynastie 24–220 n. Chr. Östliche HanDynastie Die Kaiserzeit von 31. v. Chr. bis 500 n. Chr. 31 v. Chr.– 68 n. Chr. Julisch-Claudisches Haus 31 v.–14 n. Chr. Caesar Octavianus Augustus Imperator Teilung der Herrschaft zwischen Kaiser (Militär, Polizei, Provinzen) und Senat (Inneres u. Staatsfinanzen) 9 Varus verliert 3 Legionen im Teutoburger Wald., als Folge Ausbau der Rhein-Donau-Grenze Zeit des Augustus heißt goldenes Zeitalter der lateinischen Literatur mit Maecenas, Vergilius, Ovidius, Livius 14 Augustus †, keine Thronfolgeordnung 14–37 Tiberius (Stiefsohn des Augustus) China, Indien 4. v. Chr. Jesus von Nazaret 13 Zeitraum Klima Mesopotamien, Persien Syrien, Palästina, Phönizien Ägypten Kleinasien, Kreta, Griechenland Christus, Evangelisten, Apostel 30–325 n. Chr. 70 n. Chr. 90 n. Chr. 100 n. Chr. 200 n. Chr. Klima: von 300 v. Chr. bis 400 n. Chr. römisches Optimum 300 n. Chr. 98–117 Trajan größte Ausdehnung des Reiches mit Armenien, Mesopotamien 98–117 Trajan größte Ausdehnung des Reiches mit Armenien, Mesopotamien 98–117 Trajan größte Ausdehnung des Reiches mit Dacien (Trajansäule), Armenien, Mesopotamien 222–235 Severus Alexander, Kampf gegen Sassaniden Ab 224 Sassaniden errichten Großreich über heutigem Iran und Irak 325 Konzil von Nicaea Italien/Rom, West- und Mitteleuropa 37–41 Caligula (Sohn des Germanicus, von Prätorianern ermordet) 41–54 Claudius Eroberung Britanniens und Marokkos 54–68 Nero (Stiefsohn des Claudius und 2. Gattin Agrippina) 64 Brand Roms, erste Christenverfolgung, Nero tötet Bruder und Mutter, Seneca (†). 68–69 Dreikaiserjahr: Galba, Otho, Vitelius 69–96 Die Flavier 69–79 Vespasian 70 Zerstörung von Jerusalem, Titusbogen 79 Herculaneum, Pompeii, Stabiae durch Vesuv verschüttet 79–81 Titus 81–96 Domitian, erbaut Limes 96–180 Adoptivkaiser 96–98 Nerva 98–117 Trajan größte Ausdehnung des Reiches mit Dacien (Trajansäule), Armenien, Mesopotamien - Tacitus, Juvenal, Plinius 117–138 Hadrian, Freund der Wissenschaft und Architektur, Engelsburg, Basiliken, Wasserleitungen, Hadrianswall in Britannien 138–161 Antonius Pius, Zeit der Pax Romana 161–180 Marcus Aurelius Stoa 180–235 Haus des Septimus Severus 180–192 Commodus (Sohn Marc Aurels) 193–211 Septimus Severus (Leptis magna, Libyen) 211–217 Caracalla 217–222 Elagabal, Oberpriester eines syrischen Sonnengottes 222–235 Severus Alexander, Kampf mit neupersischen Sassaniden 235–284 Militäranarchie 249–251 Decius, allgemeine Christenverfolgung 260 Alamannen durchbrechen den Limes und zerstören Augusta Raurica und Aventicum. 270–275 Aurelianus befestigt Rom, vertreibt Alamannen, zerstört das Reich der Zenobia in Palmyra. 276–282 Probus siedelt Germanen in großer Zahl im Reiche an. 284–305 Diokletian: Absolute Monarchie, Wiederbefestigung der Reichsgrenzen, Vervierfachung des Heeres 303 allgemeine Christenverfolgung Das Christentum im Römischen Staat 33 (mutmaßlich) Tod Christi Evangelisten, Apostel 64 Nero, Brand Roms, erste Christenverfolgung 81–96 Domitian: Verfolgung, Hinrichtung des Konsuls Flavius Clemens 98–117 Trajan verschont Christen, verfolgt nur Renitente. 161–180 Marcus Aurelius verfolgt Christen auf Druck heidnischer Bevölkerung. 202 Septimus Severus verbietet Übertritt zum Christentum. 250 Decius verfolgt Christen konsequent im gesamten Reich. 257–258 Valerianus verfolgt den Klerus und die höheren Stände. 303 Diokletian: letzte Christenverfolgung China, Indien Indien: Be- und Entwässerungssysteme, rechtwinkliges Straßennetz, mehrstöckige Häuser China: 280–316 Westliche Jin-Dynastie, Bau der Chinesischen Mauer – Anfänge 220–280 Zeit der drei Reiche 14 2.1 Die Völkerwanderung mit ihren Staatsgründungen von 200 bis 700 Durch Klimapessimum (Kälteperiode von ± 2 Grad und Trockenheit in Zentralasien) ausgelöste Völkerwanderung von Osten nach Westen und Südwesten bis Spanien und Nordafrika. Züge der Hunnen, Goten, Wandalen, Burgunder, Langobarden, Franken, Alamannen, Angelsachsen überlagern ab 200 die Geschichte des Römischen Reichs. Dauer nach Völkern und Gebieten unterschiedlich. Erste Wanderungen schon früher und dauerten bis ins 8. Jahrhundert. Zeitraum Hunnenreich Westgoten Ostgoten Wandalen Burgunder Langobarden ab 170 Wandalen verlassen Schlesien und ziehen nach Ungarn ab 200 Zug aus dem Raum Brandenburg mit den Wandalen ins Rhein-DonauGebiet 278 Gründung eines Reichs in Worms ab 200 Zug aus Norddeutschland zur Elbe und Mähren zur ungarischen Tiefebene Franken Alamannen Klima 200–450 400–600 Klimapessimum ab 150 Zug der Goten von Südschweden und dem Weichselgebiet nach Südrussland 300 400 450 350 arianischer Gotenbischof Alfilas bekehrt Goten zum arianischen Christentum, gotische 375 Einfall der mon- Bibelübersetzung. 378 Westgoten golischen Hunnen. Unterwerfung der weichen Hunnen aus, südlich der Ostgoten in Südrussland, VerdränDonau von Römern gung der Westgoten angesiedelt. Sie besiegen oströmischen Kaiser Valens bei Adrianopolis. 410 Plünderung Roms durch Alarich 415 Westgoten in Südgallien und Spanien Angelsachsen Ab 200 im Raum Hessen, von Caracalla 213 am Main besiegt 260 Eroberung des Limes 260–496 Einfälle in Gallien und Rhätien, langsames Vordringen ins Elsass und die Schweiz ab 400 Zug nach Andalusien 375 Einfall der mongolischen Hunnen. Unterwerfung der Ostgoten in Südrussland, Verdrängung der Westgoten 453 † Attila, Ostgoten frei 429 Geiserich gründet Wandalenreich in Nordafrika (Karthago). 430 Augustin † (Römischer Bischof) 455 Plünderung Roms, Seereich im westlichen Mittelmeer 436 Zerstörung durch die Hunnen 443 Aetius siedelt Burgunder in Savoyen und der heutigen Westschweiz an. ab 400 Salische Franken ziehen von den östlichen Gebieten des Rheins nach Nordfrankreich (Merowinger). nach 400 Abzug der Römer aus Britannien; Angeln und Sachsen aus Norddeutschland besiedeln den Süden und Osten Englands, sieben Königreiche. 15 Zeitraum Hunnenreich Westgoten Ostgoten Wandalen Burgunder Klima 450–700 500 445 Attila schafft das hunnische Großreich mit Zentrum heutiges Ungarn, Züge von Persien bis an den Rhein. Ostrom tributpflichtig 507 Frankenkönig Chlodwig besiegt Westgoten und drängt sie über die Pyrenäen. 451 Niederlage Attilas in der Champagne gegen Aetius und Westgoten, Rückkehr nach Ungarn 452 Einfall Attilas in Italien. Gründung Venedigs 453 Attila †, Zerfall des Hunnenreichs 489–526 Theoderich d. Gr. fällt in Italien ein und gründet Ostgotenreich (Ravenna), baut Kirchen, versucht germanische und römische Kultur zu vereinigen. 536 Oströmischer Kaiser Justinian bekämpft Ostgoten, (Belisar s. Ostrom). 600 555 Ostgoten vernichtet 700 Langobarden 711 Araber besiegen Westgoten in Jerez de la Frontera, Spanien arabisch 500 Blüte des Burgunderreichs mit Genf und St. Maurice 534 Gelimer, Geiserichs Urenkel wird von Belisar besiegt (s. Ostrom) 534 Söhne Chlodwigs erobern das Burgunderreich. 568 König Alboin fällt in Lombardei ein, Pavia Krönung; Langobardische Staaten auf der Halbinsel, Dauernde Zersplitterung Italiens Franken 481–511 Chlodwig wird einziger Frankenkönig und einigt Gallien. 486 Sieg über letzten römischen Statthalter Sagyrius 496 Sieg über die Alamannen 507 Sieg über die Westgoten, Chlodwig wird erster römischkatholischer Germanenfürst; dadurch Unterstützung durch Kirche 531–534 Chlodwigs Söhne erobern Thüringen und Burgund. Alamannen Angelsachsen 496 Chlodwig besiegt Alamannen bei Straßburg, Elsass fränkisch 536 gesamtes alamannisches Gebiet fränkisch ab 600 Christianisierung durch irische Mönche Kolumban und Gallus ab 600 Christianisierung von Rom aus durch Papst Gregor d. Gr., blühende Klosterkultur 674–754 Bonifazius wird zum Apostel der Deutschen (Erzbischof in Mainz). 16 2.2 Von Westrom zu Ostrom von 300 bis 1050 Während der Völkerwanderung und den Staatsgründungen greift das Christentum von Rom auf die neuen Staaten aus. Das Frühmittelalter in Europa, die schrittweise Ablösung Westroms durch Ostrom und dessen jahrhundertelanges Ringen mit Persien, dazu ab dem 7. Jh. die Islamische Expansion zu Lasten Ostroms und Persiens, prägen mit allen Wechselwirkungen eine Zeitspanne von über 1000 Jahren. Sie werden in den Synopsen 2.2 und 2.3 dargestellt. Zeitraum Klima 300–600 Mesopotamien, Persien, Syrien, Phönizien, Ägypten, Nordafrika ab 311 alle römischen Gebiete christianisiert ab 224 Sassaniden errichten Großreich als 2. persisches Großreich über heutigem Iran, Irak und die arabische Halbinsel als Vasall. Ständige Bedrohung aus dem Kaukasus und von Nordosten durch Stämme aus Zentralasien 400–600 KlimaPessimum Das Großreich der Sassaniden bestand zwischen dem Partherreich nach dem 2. Jh, und der arabischen Eroberung 651. Syrien und Phönizien blieben bis zur Islamischen Expansion 632 byzantinisch Ostrom/Byzanz, Kleinasien 306–337 Konstantin der Große ab 311 Römische Gebiete christianisiert 311 Toleranzedikt 313 Christentum wird Staatsreligion 325 Konzil von Nicaea 330 Einweihung Konstantinopels als Neues Rom/Ost-Rom 361 Julianus Apostatas letzter Versuch zur Rückkehr zum Heidentum, fällt gegen die Perser 395 Arcadius, Griechisch wird Amtssprache 405 Oströmisches Reich Ägypten und Nordafrika blieben bis zur Islamischen Expansion 640–697 byzantinisch. 500 600 500–640 Fortwährender Kampf zwischen Sassaniden und Römern 527–565 Kaiser Justinian stellt Imperium im Mittelmeer wieder her, Zentrum Ostrom. 534 Feldherr Belisar erobert Nordafrika zurück. Zerstörung des Wandalenreichs. 626 gescheiterte Belagerung Konstantinopels durch Perser 627 Byzantinischer Kaiser Flavius Heraklius (575–641), ab 610 Kaiser, schlägt Sassaniden (Perser) bei Ninive (Irak). Beide Reiche entscheidend geschwächt. Byzanz demobilisiert aus wirtschaftlichen Gründen, daraus militärisches Vakuum. 474–491 Zeno der Isaurier, ein Volk im Süden Kleinasiens, oströmischer Kaiser, beauftragt Ostgoten Theoderich, Italien zu erobern. Anastasios I, Kaiser 491–518, erhebt Anspruch auf das verlorene Westreich. Kampf gegen die Ostgoten. Theoderich d. Gr. beherrscht Italien, erkennt aber Prinzip der Reichseinheit an. 500–640 Permanenter Kampf gegen die Perser 527–565 Justinian I. stellt Imperium im Mittelmeer wieder her, Zentrum Ostrom. 534 Feldherr Belisar erobert Nordafrika zurück. Zerstörung des Wandalenreichs. Blüte der byzantinischen Kunst 537 Hagia Sophia, San Vitale (Ravenna), Sammlung des römischen Rechts (Corpus iuris civilis) 568 Einfall der Langobarden in Italien Italien/Rom/Westeuropa 306–337 Konstantin der Große ab 311 Römische Gebiete christianisiert 311 Toleranzedikt 313 Christentum wird Staatsreligion Asien 316–420 Östliche Jin-Dynastie 330 Einweihung Konstantinopels als Neues Rom/Ost-Rom 420–589 Nördlich364–375 Valentinianus I. überträgt Brusüdliche Dynastien der Valens Ostrom. Einbruch der Hunnen in Europa, Westgoten südlich der Donau angesiedelt. 379–395 Theodosius der Große: Gotenfreund und letzter gesamtrömischer Kaiser, hellenistische Philosophie. 410 Rom vom Westgoten Alarich geplündert 451 Aetius siegt über Hunnen bei Châlon, 452 Einfall Attilas in Italien, Gründung Venedigs 455 Plünderung Roms durch Wandalen Ende Weströmisches Reich 476 Germane Odoaker setzt letzten Schattenkaiser ab – Romulus Augustulus, und regiert unter Zustimmung des oströmischen Kaisers. 489–493 Ostgote Theoderich der Große in Ravenna 555 Belisar vernichtet Ostgoten in Ita589–618 lien, erobert Südspanien von Westgoten, Sui-Dynastie 568 Einfall der Langobarden in Italien 17 Zeitraum Mesopotamien, Persien, Syrien, Phönizien, Ägypten, Nordafrika 600– 1050 Islamische Expansion von 630 bis 750 Mohammed 570–632 700 800 900 1000 1045 622–632 Eroberung der arabischen Halbinsel 632–661 Kalifat mit Palästina, Syrien, Jordanien, Irak, Iran, Armenien, Aserbaidschan, Osttürkei, Turkmenistan 661–750 Unter Kalifat der Abbasiden Nordafrika, Spanien, 636 Arabischer Sieg über Oströmer in Jordanien, 638 Jerusalem, 640 Ägypten 651 Entscheidende Niederlage der Sassaniden gegen die Araber. Taktische Überlegenheit der beweglichen arabischen Kavallerie gegen die gepanzerten Reiter der Perser (und Römer), 654 Zypern, Rhodos nach siegreichen Seegefechten, 674–678 und 717– 718 erfolglose Belagerung Konstantinopels, dadurch Stopp der arabischen Expansion in Kleinasien. 697 Karthago, Marokko, 711 Gibraltar, Westgoten geschlagen, 712 Spanien gefallen, 732 in Tours und Poitier durch Karl Martell gestoppt. 756 Andalusien und Maghreb vom Kalifat unabhängig 712 Vorstoß über Usbekistan bis an die Grenzen Indiens und Chinas. In Kirgistan Sieg über chinesisches Heer. Entstehung eines islamischen Raums in Zentralasien. 750 Abbasiden, Perser, Sunniten, Haschemiten übernehmen Kalifat. 8. und 9. Jh. Blütezeit des Islam, Kultur, Wissenschaft, Wirtschaft, Muslime übernehmen das wissenschaftliche Erbe der Griechen und Römer 754 persisch/arabisches Großreich, 762 Zentrum Bagdad, Niedergang durch innere Kämpfe 900 Kalifat nur noch Irak, Iran, Syrien 976–1025 Basileios unterwirft Bulgarenreich und erobert Kleinasien, Syrien, Süditalien zurück 1055 Übernahme der Macht in Bagdad durch die Seldschuken Ostrom/Byzanz, Kleinasien 627 Heraklius schlägt Perser bei Ninive. 634 Araber erobern Syrien. 673 Konstantinopel von Arabern belagert 718 Zweite vergebliche Belagerung 754 Pippin schenkt dem Papst oströmisches Gebiet und gründet so den Kirchenstaat. Oströmisch bleiben nur noch Venedig und Süditalien. 800 Ephesus verlandet 860 Bulgaren und Mähren erhalten slawisches Alphabet und Bibelübersetzung 878 Syrakus wird arabisch. 867–1081 Blüte Ostroms unter makedonischer Dynastie 972 Otto II. von Sachsen heiratet byzantinische Prinzessin. Italien/Rom/Westeuropa Islamische Expansion: 697 Karthago, Marokko, 711 Gibraltar, Westgoten geschlagen, 712 Spanien gefallen, 732 in Tours und Poitier durch Karl Martell gestoppt. 618–907 Tang-Dynastie 717–741 Kirchlicher Kampf zwischen Bilderverehrern und Bilderstürmern 754 Pippin schenkt dem Papst oströmisches Gebiet und gründet so den Kirchenstaat. Oströmisch bleiben nur noch Venedig und Süditalien. 972 Otto II. von Sachsen heiratet byzan976–1025 Kaiser Basileios II., Mazedonier, tinische Prinzessin. unterwirft Bulgarenreich und erobert Kleinasien, 976–1025 Basileios unterwirft BulgarenSyrien, Süditalien zurück. reich und erobert Kleinasien, Syrien, Süditalien zurück. 989 Vladimir, Großfürst von Kiew, heiratet by989 Vladimir, Großfürst von Kiew, heirazantinische Prinzessin, wird Christ. Christianitet byzantinische Prinzessin, wird Christ. sierung Russlands von Byzanz aus, byzantiniChristianisierung Russlands von Byzanz scher Einfluss auf Kultur im Abendland aus, byzantinischer Einfluss auf Kultur im Abendland 1045 Bruch zwischen der Römischen Kirche und Byzanz Asien 1045 Bruch zwischen der Römischen Kirche und Byzanz 907–960 Die Fünf Dynastien 960–1279 SongDynastie 18 2.3 Frühmittelalter In Europa ab 500 bis 1250 nach dem Untergang Westroms/Ablösung durch Byzanz im Zentrum des Ringens im Nahen Osten (s. Synopse 2.2) Zeitraum Klima Heiliges Römisches Reich HRR 700–1300 MA-Wärmeoptimum, Wikinger, in England Weinbau 732 Karl Martell 751 Pippin der Kleine 732 Araber gestoppt in Tours und Poitiers 1000 1050 1100 Das Deutsche Kaisertum HRR 800 bis 1806 (1000-jährig) 919–1024 Sächsisches Herrscherhaus 919–936 Heinrich I., 936–973 Otto I., der Große, Laieninvestitur, 951 Eroberung Italiens, 955 Sieg über Ungarn bei Augsburg, 962 Kaiserkrönung in Rom 973–983 Otto II., 983–1002 Otto III. 1002–1024 Heinrich II., Förderer der Kluniazenser (Cluny), vereinigt Burgund und Basel mit dem Reich 1024–1125 fränkische (salische) Kaiser 768–814 Karl der Große 800 Krönung in Rom, fränkisches Weltreich 843–987 Karolinger Auflösung in Feudalherrschaften Rom/Italien, Spanien/Portugal 507 Frankenkönig Chlodwig drängt Westgoten über Pyrenäen. Russland, Bulgarien, Polen Skandinavische Normannen plündern europäische Küsten. 711 Spanien arabisch 717–741 Kirchlicher Kampf zwischen Bilderverehrern und Bilderstürmern 754 Pippin schenkt dem Papst oströmisches Gebiet und gründet so den Kirchenstaat. Oströmisch bleiben nur noch Venedig und Süditalien. 774 Karl d. Gr. erobert Langobardenreich in Oberitalien, † König Desiderius 871–901 Alfred d. Gr., Dänenbesieger, Blüte des geeinten Angel911 Festsetzung der Normannen in sachsenreichs 878 Syrakus wird arabisch. 911 Festsetzung der Normandie der Normannen in der Normandie 987–1328 Karpetinger 1000 Normannen 976–1025 Basileios von 1002–1024 Heinrich II., Förderer der in Grönland und Nordamerika Byzanz unterwirft BulgaKluniazenser (Cluny), vereinigt renreich und erobert KleinBurgund mit dem Reich 1029 Normannen asien, Syrien, Süditalien 1029 Normannen in Süditalien zurück. in Süditalien 1045 Bruch zwischen der Römischen Kirche und Byzanz (Leo IX). Ost-Rom/ Byzanz, Levante Asien (Synopse nach Ländern unterbrochen) 552–745 Teile Russlands im Großbulgarischen Reich 687 Pippin der Mittlere 700 900 England, Normannen 500 Burgunderreich, Genf, St. Maurice 481–511 Chlodwig, salische Franken nach Nordfrankreich, erster germanischer Christ 500– 1000 800 Frankreich 571–632 Mohammed Araber erobern 634 Syrien, 637 Jerusalem, 640–700 Ägypten und Nordafrika. 589–618 Sui-Dynastie 618–907 TangDynastie 700 Porzellan 860 Bulgaren und Mähren erhalten slawisches Alphabet und Bibelübersetzung 862–1598 Russland der Ruriks 862 Rurik gründet in Nowgorod Normannenreich. Im 10. Jh. Kiew Hauptstadt. 989 Christianisierung Russlands von Byzanz aus 1000–1370 Piasten in Polen 972 Otto II. von Sachsen heiratet byzantinische Prinzessin. 976–1025 Basileios unterwirft Bulgarenreich und erobert Kleinasien, Syrien, Süditalien zurück. 989 Vladimir, Großfürst von Kiew, heiratet byzantinische Prinzessin, wird Christ. Christianisierung Russlands von Byzanz aus, byzantinischer Einfluss auf Kultur im Abendland 1045 Bruch zwischen Rom und Byzanz (Leo IX.) 907–960 Die Fünf Dynastien 960–1279 SongDynastie 1000 Buchdruck 19 Zeitraum 1100– 1250 1100 1150 Heiliges Römisches Reich HRR Frankreich England, Normannen 1056–1106 Heinrich IV. 1073–1085 Papst Gregor VII., mächtige Stellung des Papsttums 1077 Heinrich nach Canossa 1096–1099 1. Kreuzzug 1106–1125 Heinrich V. 1076–1122 Investiturstreit bis Wormser Konkordat m. Heinrich V. 1066 Normannen erobern England in Hastings, fortan endlose Rivalität. 1060–1100 Kreuzzüge französischer Ritter nach Spanien, 1. Kreuzzug, Gottfried von Bouillon wird Beschützer des Heiligen Grabes in Jerusalem, geistlicher Ritterorden, Johanniter, Templer. 1066 Franz. Normannen erobern England in Hastings. 1138–1250 staufische Kaiser 1138–1152 Konrad III. sucht Oberhoheit des Staates über Kirche, Streit mit Papst Alexander III. 1162 Zerstörung Mailands 2. Kreuzzug von Louis VII. mit Kon1147–1149 2. Kreuzzug mit Louis rad III. bleibt erfolglos. VII. 1200 1300 1152–1190 Friedrich I. Barbarossa gegen Heinrich Löwenherz 1209–1218 Otto IV. HRH 1189–1192 3. Kreuzzug Barbarossa + Heinrich Löwenherz um 1200 Blüte der mittelhochdeutschen Literatur, Nibelungen 1204 4. Kreuzzug 1215–1250 Friedrich II. 1218 Aussterben der Zähringer (Verwandte der Staufer), Bern wird Reichsstadt 1228–1229 5. Kreuzzug König v. Jerusalem 1240 Friedrich II. in Sizilien, 1250–1273 Interregnum 1273 Rudolf Habsburg 1214 Philipp II. August schlägt Otto IV., England verliert alles nördlich der Loire. 1226–1270 Louis IX. 1248–1254 6. Kreuzzug ca. 1250 Universität Paris, Thomas Aquin, Albertus Magnus ab 1250 Zerfall der Papstmacht, Papst abhängig von Frankreich 1076–1085 Gregor VII. 1077 Canossa 1076–1122 Investiturstreit 1162 Zerstörung Mailands, Papst Alexander III. Russland, Polen 1189–1199 Richard I Löwenherz 1215 Magna Charta, Kirche, Adel, Städte eingeschränkt, keine willkürliche Verhaftungen, Oberund Unterhaus 1295 Einberufung des ersten Parlaments 1204 Verwüstung Konstantinopels durch Venetianer im 4. Kreuzzug (Papst Innozenz III.) 1210 Franz von Assisi, um 1200 Franziskaner, Dominikaner, Thomas von Aquin Friedrich II. Italien, Apulien, Sizilien 1242 bis Adria ab 1250 Zerfall der Papstmacht 1212 Wende nach Sieg der Königreiche Kastilien, Navarra, Aragon, Leon Las Navas de Tolosa (Jaén) Byzanz, Levante Vom 10. bis 13. Jh. Kiewer Reich 11. Jh. + 12 Jh. Seldschuken 1000–1370 Piasten 1096–1099 1. Kreuzzug, Zusammenstöße mit Kreuzfahrern 1147–1149 2. Kreuzzug Konrad III. + Louis VII. Seit dem 8. Jh. Kampf um Vorherrschaft auf der Iberi- 1155–1227 schen Halbinsel zwischen Dschingis Khan Nachfahren der Westgoten und muslimisch-arabischen Eroberern 1268-1314 Philipp IV 1270 7. Kreuzzug Rom/Italien, Spanien/Portugal 1220–1480 Chanat der Goldenen Horde, mongolische Fremdherrschaft 1236 Mongolen erobern größten Teil Russlands. 1240 Osteuropa 1242 bis Adria 1189–1192 3. Kreuzzug 1204 Verwüstung Konstantinopels im 4. Kreuzzug (Venetianer/Papst Innozenz III.) 1228–1229 5. Kreuzzug König v. Jerusalem 1192–1489 HRR KGR Zypern, 1208 Genoveser Stützpunkt auf Zypern 1204–1261 Lateinisches Kaisertum 1258 Mongolen in Bagdad, vernichten Kalifat der Abbasiden Asien 12. und 13. Jh. Mongolische Eroberungen 1211–1234 Krieg gegen Nordchina 1220 Gründung der mongolischen Hauptstadt Karakorum 1278-1369 YuanDynastie 1236 Mongolen erobern größten Teil Russlands. 20 2.4 Niedergang Ostroms: Das Ende von Byzanz (1045 bis 1453) – Entstehung des Osmanischen Reichs ab 1299 Zeitraum Klima 1000-1350 1000 1050 Mesopotamien, Persien, Syrien, Phönizien Ägypten, Nordafrika 1055 Seldschuken beherrschen ganz Persien und Irak. Sie werden Schutzmacht als Sultanat der Kalifen von Bagdad. 1060–1072 Krieg um Anatolien gegen Byzanz 1071 Süditalien an Normannen verloren 1081–1204 Dynastie der Komnenen in Trapezunt, 1096/99 Zusammenstöße mit Kreuzfahrern 1071 Süditalien an Normannen verloren 1096/99 Zusammenstöße mit Kreuzfahrern 1204 Verwüstung Konstantinopels durch Venetianer im 4. Kreuzzug 1204–1261 Lateinisches Kaisertum, Baldwin von Flandern, vom Abendland eingesetzt 1204 Verwüstung Konstantinopels durch Venetianer im 4. Kreuzzug 1204–1261 Lateinisches Kaisertum, Baldwin von Flandern, vom Abendland eingesetzt China, Indien, Zentralasien Ab 1144 Niedergang der Seldschuken wegen Nachfolgezwisten 1171–1249 Die Ayyubiden, ein Kurdenstamm, bildet Teil des Kalifats, Zentrum des islamischen Widerstandes gegen die Kreuzzüge. 1200 1250 1300 1307 Sultanat von Konya von Osmanen übernommen 1350 Italien/Rom, West- und Mitteleuropa 1030 Seldschuken, ein Volk aus Usbekistan und Kasachstan, treten 985 zum sunnitischen Islam über und fallen in Nordostpersien ein. 1100 700–1300 mittelalterliches Wärmeoptimum, Wikinger besetzen Grönland, in England Weinbau Kleinasien, Byzanz/Ostrom, Osmanisches Reich 1250 Mamelucken, ursprünglich türkische Militärsklaven, übernehmen die Macht. Gegen 1300 vernichten sie die letzten Kreuzfahrerstationen im Vorderen Orient. 1261 Michael Palaeologus beendet Lateinisches Kaisertum. 1282 Turkvölker erobern Westanatolien 1299 Gründung des Osmanischen Reichs mit Sultanat 1307 Sultanat von Konya von Osmanen übernommen Marco Polo reist in den Fernen Osten. 1260 Großkhan der Mongolen wird Kaiser von Nordchina, Hauptstadt Peking 1274 und 1281 gescheiterte Angriffe auf Japan 1279 in Südchina Sung Dynastie beseitigt 1279–1294 Kublai Khan, Kaiser von ganz China, wird Buddhist. Marco Polo im Fernen Osten 21 Zeitraum Mesopotamien, Persien, Syrien, Phönizien Ägypten, Nordafrika 1350–1453 Kleinasien, Byzanz/Ostrom, Osmanisches Reich Italien/Rom, West- und Mitteleuropa 1279–1368 Yuan-Dynastie (Mongolen-Fremdherrschaft) 1361 Adrianopolis türkische Hauptstadt 1389 Sultan Murad I. schlägt Serben auf Amselfeld, Sohn Bajazet 1368 Untergang der YuanDynastie und Ende der mongolischen Herrschaft in China 1391–1397 Sultan Bajazet I. belagert und bekämpft Byzanz, wird aber vom Usbeken Timur (Transoxanien, 1336–1405) geschlagen. 1396 König Sigismund (1433–1437 Kaiser HRR), mit polnischen und französischen Truppen, will Türken aus Balkan vertreiben und Byzanz entsetzen und wird in Bulgarien (Nikopolis) geschlagen. 1397 Bajazet I. belagert und bekämpft Byzanz, wird aber vom Usbeken Timur (1336– 1405) geschlagen. 1400 ab 1400 Grenzstreit und Bau der Großen Chinesischen Mauer 1396 König Sigismund von Ungarn, mit polnischen und französischen Truppen, will Türken aus Balkan vertreiben und Byzanz entsetzen und wird in Bulgarien (Nikopolis) geschlagen. 1439 Konzil von Florenz, keine Union von Weströmischer und Oströmischer Kirche 1450 1453 Mohammed II. erobert Byzanz 1498 entdeckt Vasco da Gama den Seeweg nach Indien. Der Vordere Orient verliert den Handel auf dem Landweg. 1500 1498 entdeckt Vasco da Gama den Seeweg nach Indien. Ägypten verliert Handel und verarmt. und verlegt die Hauptstadt des Osmanischen Reichs von Edirne (Adrianopolis) nach Konstantinopel. China, Indien, Zentralasien 1453 Mohammed II. erobert Byzanz 1368–1644 Ming-Dynastie 22 2.5 Spätmittelalter 1250 bis 1500 Der westeuropäische mittelalterliche Rechts- und Kriegerstaat überlässt Schule und Sozialwesen der Kirche. Nach Beendigung des Investiturstreits 1122 steht die Kirche wie ein Staat mit eigenem Recht, dem Corpus Iuris Canonici, neben dem Staat; Kluniazenser (Cluny 910), Franziskaner, Dominikaner mit der Hauptaufgabe der Mission und Seelsorge. Im 12. und 13. Jh. ist die Kirche die überragende Auftraggeberin der Kunstschaffenden. Daher ist Kunst religiös und erweiterter Gottesdienst. Im romanischen Stil bildet die altchristliche Basilika mit Kreuzform den Grundriss: Cluny, Autun, Arles, Vézelay, Speyer, Mainz, Worms. Im gotischen Stil sind es Spitzbogen und Pfeiler: Es sind vollendete Symbole der mittelalterlichen Frömmigkeit: St. Denis 1140, Notre Dame 1170, Chartres, Reims, Amiens, Straßburg 1230, Köln 1248. Im 9. und 10. Jh. werden aus ehemaligen Römerstädten befestigte Sitze von Bischöfen und Adeligen. Sie sind Ausgangspunkt städtischer Entwicklung, zunächst ohne rechtliche und wirtschaftliche Unterschiede zur Landschaft, also weder Gewerbe noch Handel. Im 11. Jh. Wiederaufbau des Handels mit Konstantinopel, Venedig, Italien, Russland, Ostsee, Flandern. Förderung des Handels durch Kreuzzüge. Städte mit Befestigungen, Marktrecht und Marktfriede; Steuerwesen, Recht auf Selbstverwaltung, Zunftwesen. Ist der Zentralstaat schwach, entstehen starke Stadtstaaten: im Heiligen Römischen Reich Deutscher Nation (HRR) die Freien Reichsstädte wie Nürnberg, Straßburg oder Frankfurt am Main, in der Schweiz Zürich, Bern, Basel. Erst 1356 erlässt Kaiser Karl IV. als Ordnungsfaktor die Goldene Bulle, eine Art Grundgesetz des Heiligen Römischen Reiches. Darin wurden die sieben Kurfürsten, die die Königswahl bestreiten sollten, verbindlich festgelegt. Im 13. Jh. schließen sich die Städte zu mächtigen Bünden zusammen, wie die Hanse unter der Führung von Lübeck von London bis zur Ostsee und Nowgorod. Ab 1500 Niedergang der Stadtbünde mit dem Aufkommen der Nationalstaaten mit starkem Machtzentrum. In der Stadt entsteht die bürgerliche Kultur, nichtkirchliche Schulen, bürgerliche Kunst, Rathäuser, Bürgerhäuser. Ersatz des Lateins durch die Nationalsprache in Urkunden. In der Stadt wachsen die neuzeitliche Kultur und die neuzeitlichen Staaten heran. Die Stadt übernimmt eine führende Rolle während der Renaissance und der Reformation. Es entsteht der urbane Mensch. Auf diesem kulturellen, gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Nährboden entsteht ein Klima des Aufbruchs. Die nun möglich gewordene Arbeitsteilung und Spezialisierung fördert Handwerk, Wissenschaft, Forschung. Der Buchdruck wirkt als Multiplikator bei der Verbreitung des Wissens, ermöglicht den Austausch von Erkenntnissen und Ideen. Ohne Buchdruck keine Flächenwirkung der Reformation. Es entstehen die ersten brauchbaren Weltkarten. Sie sind eine Voraussetzung für die kommenden Entdeckungen. Frankreich entwickelte sich im 13. Jh. zur bedeutendsten politischen Kraft in Westeuropa. Bereits in der späten Stauferzeit hatte Frankreich im Grenzraum zum römisch-deutschen Reich eine Expansionspolitik betrieben, wobei die Intensität nach 23 dem Tod Friedrichs II. zunahm. Zwischen König Philipp IV. und Papst Bonifatius VIII. kam es zu Beginn des 14. Jahrhunderts zum Konflikt um die Vorherrschaft. Bonifatius erließ die berühmte päpstliche Bulle Unam Sanctam, worin der absolute Führungsanspruch des Papsttums auch in weltlichen Fragen postuliert wurde, doch gelang es Philipp, den Papst zeitweilig festzunehmen. Dieser und seine Nachfolger konnten sich gegen den französischen König grundsätzlich nicht behaupten, was zum Avignonesischen Papsttum führte. Im 14. Jh. bis zur Mitte des 15. Jh. fand auf den Britischen Inseln und in Frankreich ein hartnäckiges Ringen an zwei Fronten statt. Zunächst die Auseinandersetzung zwischen England und Schottland, die 1314 in der Unabhängigkeit Schottlands endete. Von 1328 bis 1453 dauerte der 100-jährige Krieg um die Abgrenzung der Einflussgebiete zwischen England und Frankreich auf dem Festland. Bis 1360 eroberten die Engländer dank überlegener Kriegskunst weite Teile Frankreichs, wurden aber in einem Abnützungskrieg bis zum Ende des 14. Jh. wieder an den Ärmelkanal zurückgedrängt. Heinrich V. von England schlug jedoch die Franzosen 1415 bei Azincourt vernichtend und drehte den Kriegsverlauf erneut. Der Vormarsch kam schließlich durch Vermittlungen und dem Widerstand unter dem Einfluss von Jeanne d’Arc zum Stehen und Englands Versuch einer Vereinigung mit Frankreich war gescheitert. 1453 Rückzug der Engländer auf Calais als letzten kontinentalen Stützpunkt. Auf der Iberischen Halbinsel herrschte seit dem 8. Jh. ein Kampf um die Vorherrschaft auf der Iberischen Halbinsel zwischen den Nachfahren der Westgoten und den muslimisch-arabischen Eroberern (Islamische Expansion). 1212 gelingt die Wende mit dem Sieg der Königreiche Kastilien, Navarra, Aragon, León und französischen Hilfstruppen bei Las Navas de Tolosa (Provinz Jaén) unter Alfonso VIII. von Kastilien. Schrittweise wurden Córdoba, Sevilla, Valencia, Algarve, Murcia, Granada durch Kastilien, Argón und Portugal eingenommen. Ab 1265 wird das Sultanat Granada tributpflichtiger Vasallenstaat. 1469 heirateten Isabella I. von Kastilien und Ferdinand II. von Aragon – Los Reyes Católicos – und bildeten damit das Territorium des modernen Spanien. 1492 wurden die Mauren von Granada vertrieben, die Reconquista (Wiedereroberung) war damit abgeschlossen. Der Sieg über Granada wirkte über Spanien hinaus. Das militärische Potenzial wurde für neue Aufgaben frei. Portugal hatte während des 15. Jahrhunderts langsam die Küste Afrikas erforscht und 1498 fand Vasco da Gama den Seeweg nach Indien. Die spanischen Herrscher begegneten dieser Herausforderung, indem sie Kolumbus’ Expedition unterstützten, der einen westlichen Seeweg nach Indien suchte – er entdeckte Amerika im selben Jahr, in dem Granada fiel. Spanien und Portugal profitierten von der strategischen Schwäche Frankreichs und Englands, die durch den 100-jährigen Krieg gebunden und entkräftet waren. In Italien wuchs Florenz durch seine Finanzgeschäfte zum mächtigsten der Stadtstaaten heran. Die in Florenz herrschende Familie der Medici förderte die Künste und wurde dadurch eine Triebkraft der Renaissance. Mit der Rückkehr des Papsttums nach Rom 1378 wurde diese Stadt ein weiteres Mal politische und kulturelle Metropole. Renaissance, Buchdruck, Reformation, Entdeckungen, Expeditionen, abendländische Expansion bedingen und fördern einander wechselseitig. Daraus resultiert der Aufbruch in die Neuzeit. 24 3.1 Aufbruch in die Neuzeit – 1300 bis 1600 Die Erfindung des Buchdrucks war die Voraussetzung zur Reformation und der Verbreitung der Wissenschaft. Der Aufbruch in der Kunst brachte die Renaissance in Italien. Der Zeitgeist förderte die Schifffahrt und schaffte erste Schritte der abendländischen Expansion von Spanien und Portugal. Ein wichtiges Handelsprodukt waren schon seit Jahrhunderten die orientalischen Gewürze, also Pfeffer, Muskat, Nelken, Zimt. Sie dienten zum Würzen und zur Konservierung und waren Grundlage für Arzneimittel. Die Kirche benötigte Myrrhe und Weihrauch. Traditionelle Handelswege führten über persische, arabische und osmanische Gebiete. Die Eintrittspforte nach Europa kontrollierten die Venetianer. Mit der Schifffahrt wurden die Überlandrouten von Asien nach Europa, wie die Seiden- und Weihrauchstraße, plötzlich unrentabel. Zeitraum Klima 1300– 1500 1300–1860 europäisches Klimapessimum Wikinger verlassen Grönland ca. 2 ºC weniger als normal 1450 HRR Heiliges Römisches Reich Frankreich 1316–1378 Karl IV. 1356 Goldene Bulle mit 7 Kurfürsten 1378–1400 Wenzel Zerfall des Reichs 1378–1415 Großes abendländisches Schisma 1309–1377 Papsttum in Avignon 1326 Karpetinger ex 1378–1415 Großes abendländisches Schisma 100-jähriger 100-jähriger Krieg 1328–1453 Krieg 1328–1453 1. Phase 1337– 1. Phase 1337–86 1386 1438–1806 HRR 2. Phase 1415– vom Haus Habsburg 2. Phase 1415– regiert 1435 (Azincourt), 1435 (Azincourt), Henry V. 1413–22 Henry V. 1413–22 1410–37 Sigismund, 3. Phase 1436– 3. Phase 1436– Hus, Wiklif 1453 (Jeanne 1453, Frankreich 1414–18 Konzil von d’arc) Frankreich siegt, England Konstanz siegt, Frankreich geeint, englische 1419–36 Hussiten ohne engl. Besitz Sprache, Adel Krieg geschwächt 1438–39 Albrecht 1423–83 Louis XI. II. 1440–93 Friedrich 1474 Friede III., durch UnfähigHabsburg mit keit weiterer Zerfall Eidgenossendes Reichs schaft; damit freie 1450 Buchdruck Gutenberg 1500 England 1474 Friede mit Eidgenossen Hand gegen Burgund 1477 Karl der Kühne † 1492 Raleigh, Drake Schweiz Rom, Italien Spanien, Portugal 1291 Gründung der Eidgenossenschaft, 1308 Mord an Albrecht I. 1315 Morgarten 1332 Luzern 1351–53 Zürich, Glarus, Zug, Bern 1386 Sempach vs. Leopold III. von Österreich 1265–1321 Dante/1304–74 Petrarca 1415–1498 Portugiesen bis Indien 1492 Kolumbus entdeckt Amerika 1415 Eroberung des Aargaus 1436–50 alter Zürichkrieg 1460 Thurgau 1474 Friede mit Österreich 1476–77 Karl der Kühne, Krieg u. † 1481 FR, SO 1499 Schwabenkrieg 1501 BS, SH 1513 Appenzell (1597 in AI/AR) → 8 Alte Orte 1469–1527 Machiavelli Florenz Früh– renaissance Quatrocento Giotto, Fra Angelico, Botticelli Cinquecento Hochrenaissance in Italien 1475–1564 Michelangelo 1452–1519 Leonardo da Vinci, Tizian 1494 Papst Alexander VI. teilt die Neue Welt zwischen Spanien und Portugal im Vertrag von Tordesillas. König Heinrich der Seefahrer 1394–1460 initiiert die Entdeckungsfahrten des 15. und 16. Jh. Die Portugiesen erschließen den Seeweg nach Indien, den Gewürzinseln (Molukken). Die Route führte um das Kap, Ostafrika, Arabisches Meer, Goa, Südindien, Ceylon, Golf von Bengalen, Straße von Malakka, Sundainseln zu den Molukken. Russland, Polen Kleinasien, Osmanen USA, China/Japan Russland: bis 1240 Kiewer Reich 1361 Adrianopolis Hauptstadt der Türken 1240–1480 Mongolenherrschaft, Chanat der Goldenen Horde 1396 Sieg der Osmanen über Sigismund bei Nikopolis in Bulgarien 1368–1644 Ming-Dynastie, Kampf gegen mongolische Fremdherrschaft, Wiederaufbau von Landwirtschaft und Verwaltung 1468 Ostmongolen von Mittelasien bis Ural 1480 Kiew zerfällt, Moskau Sitz des Metropoliten 1402–1413 Osmanisches Interregnum Polen: 1333–1370 Kasimir der Große Russland: 1480–1703 Moskauer Reich 1462–1505 Iwan III. einigt Nordrussland, sieht sich als Fortsetzer von Ostrom mit byzantinischem Doppeladler, italienische Architekten 1451 Mehmed II. 1421 Peking Hauptstadt 1453 Fall von Byzanz, Konstantinopel wird Hauptstadt 1460 Peloponnes 1470 Albanien 1475 Krim 1484 Schwarzmeer osmanisches Binnenmeer 1489 Zypern von Venedig an Osmanen 1468 Ostmongolen von Mittelasien bis Ural 25 Zeitraum Klima 1500– 1600 Missernten und Überschwemmungen in Europa, Unterbrechungen 1525 und 1540 mit Hitzesommern und extremer Trockenheit 1550 1600 HRR Heiliges Römisches Reich 1493–1519 Maximilian I. heiratet Johanna, Tochter und Erbin der Reyes Catolicos Reformation 1483–1546 Luther, 1517 mit 95 Thesen 1508–19 Maximilian I. 1500–58 Karl V., 1519–56 Kaiser 1521 Worms, Reichstag 1521–1544 Franz I. vs. Universalmonarchie Karl V. 1524 Luther vs. Erasmus, Prädestination vs. freier Wille 1525 Bauernkrieg Renaissance, Albert Dürer, Holbein, Cranach, Kopernikus 1529 1. Türkische Belagerung Wiens 1531 Schmalkaldischer Krieg 1555 Augsburg, cuius regio eius religio 1556 Abdankung Karl V. 1556–1564 Bruder Ferdinand I., Kaiser 1564–76 Maximilian II. 1576–1612 Rudolf II. 1608 Protestantische Union, katholische Liga Frankreich 1498–1515 Louis XII. 1515–47 Franz I. Kampf gegen Universalmonarchie Karl V. 1541 Franz I. Expedition nach Kanada 1555 Verwüstung Havannas England Schweiz 1507 Londoner Börse 1505 Schweizer Garde in Rom 1510 Papst Julius II. Bund gegen 1534 Heinrich Franzosen VIII., anglikani1513 Novarra sche Staatskirche 1515 Marignano gegen Franz I. 1547–1553 Edu1516 Friede mit ard VI. verbreitet Frankreich Reformation. 1519 Zwingli Calvinismus ersetzt Lutherismus, 1521 Soldbündnis Gegenreformation mit Frankreich 1529/1531 1. u. 2. scheitert. Kappeler Krieg, teilweise Rekatholisierung 1553 Englische 1509–64 Calvin Seefahrer via 1536 Reformator, Archangelsk und Calvinismus im Moskau nach Wirtschaftsleben: Indien 1558–1603 Elisa- Zinsen erlaubt, Arbeitspflicht und beth I., England Sparsamkeit Seemacht 1560 John Knox, schottische Staatskirche 1562–98 Hugenottenkriege 1587 Maria Stu1589–1792 Bour- art, Schwägerin bonen Filipp II., hingerichtet 1588 Armada 1589–1610 Henry gesunken, angliIV. kanische Kirche 1598 Edikt von gerettet, niederNantes mit ländischer und Gleichstellung englischer CalviKatholiken und nismus breitet Protestanten sich in Nordamerika aus. 1586 Borromäischer Bund der sieben katholischen Kantone unter Ludwig Pfyffer gründet Allianz mit Spanien. Rom, Italien 1527 Sacco di Roma, Ende der Renaissance Spanien, Portugal Vasco da Gama 1498, 1506– 1570 Casa da India königliches Monopol 1500–57 Portugal in Brasil, Kanton, Macao, Japan 1500-1556 Karl V./Carlos I 1519 Spanien mit Maghalhan 1519–22 Cortez in Mexiko, 1525 Buenos Aires 1530–32 Pizarro in Peru, 1529 Philippinen, 1540 Ignacio Portugal, Movon Loyola lukken, Ge1542 Inquisition würzroute 1545–1563 1566–1609 Konzil von NiederländiTrient scher Freiheitskampf 1602 Holländischostindische Handelskompanie, Java, Kapstadt, Ceylon Holländische Malerei, Rembrandt 1571 Lepanto Don Juan de Austria, Sohn Karl V. 1588 Armada sinkt 1600 spanische Literatur Russland, Polen Polen: 1386–1570 Jagellonen mit Litauen Russland: 1533–1584 Iwan IV., der Schreckliche, erobert Sibirien. Geistiger Despotismus der Kirche, asiatische Zustände des Staates Kleinasien, Osmanen USA, China/Japan 1520–1566 Suleyman I. Höhepunkt osmanischer Macht und Kultur 1529 1. Türkische Belagerung Wiens 1556 Belagerung Malta 1569 Kreta von Venedig an Osmanisches Reich 1513 Portugiesen in China 1571 Lepanto, entscheidende 1601 Jesuiten in Niederlage zur See China Das Osmanische Reich wird als Seemacht unbedeutend, bleibt aber Landmacht. 1573 Zypern von Venedig an Osmanen 1683 2. Belagerung Wiens 1598 Aussterben der Ruriks, Thronwirren 1557 Macao port. 1578 durch Tibeter Dalai Lama Verbreitung des Buddhismus 1644-1911 Qing-Dynastie (MandschuFremdherrschaft), Konsolidierungsversuche 17. Jh. Mandschu 1644 Mandschu erobern Peking, Beginn der QingDynastie 1756 Eroberung des gesamten Reiches durch Mandschu 26 3.2 Der Dreißigjährige Krieg von 1618 bis 1648 Der Dreißigjährige Krieg von 1618 bis 1648 war ein Konflikt um Hegemonie oder Gleichgewicht zwischen den Mächten Europas und zugleich ein Religionskrieg. In ihm entluden sich sowohl die Gegensätze zwischen der Katholischen Liga und der Protestantischen Union innerhalb des Heiligen Römischen Reiches als auch der habsburgisch-französische Gegensatz auf europäischer Ebene. Gemeinsam mit ihren jeweiligen Verbündeten in Deutschland trugen die habsburgischen Mächte Österreich und Spanien ihre dynastischen Interessenkonflikte mit Frankreich, den Niederlanden, Dänemark und Schweden aus. Eigentlicher Auslöser des Krieges war der Ständeaufstand in Böhmen von 1618. Kaiser Rudolf II. hatte 1609 den böhmischen Ständen Religionsfreiheit zugesichert. Sein ab 1612 regierender Bruder Matthias versuchte aber, die von seinem Vorgänger gemachten Zugeständnisse an die böhmischen Stände wieder rückgängig zu machen. Als er die Ausübung der evangelischen Religion überhaupt verbot und in die Verwaltung der Städte eingriff, stürmten am 23. Mai 1618 bewaffnete Adelige die Prager Burg. Dabei wurden drei kaiserliche Beamte aus dem Fenster geworfen (Prager Fenstersturz). Die Opfer überlebten, der Angriff kam aber einem symbolischen Angriff auf den Kaiser selbst gleich und löste die epochale Kettenreaktion aus. Die Feldzüge und Schlachten fanden überwiegend auf dem Boden des Reiches statt. Die Kriegshandlungen selbst, aber auch die durch sie verursachten Hungersnöte und Seuchen verheerten und entvölkerten ganze Landstriche des Reiches. In Süddeutschland etwa überlebte nur ein Drittel der Bevölkerung. Alle wirtschaftlichen und sozialen Verhältnisse wurden völlig umgestürzt. Die durch den Krieg betroffenen Territorien und das Reich als Ganzes brauchten mehr als ein Jahrhundert, um sich von den Kriegsfolgen zu erholen. Der Dreißigjährige Krieg endete mit dem Westfälischen Frieden am 24. Oktober 1648. Der Westfälische Friede und die Kriegsfolgen Im Westfälischen Frieden wurde neben der katholischen und der lutherischen nun auch die calvinistische Konfession im Reich als gleichberechtigt anerkannt. Die neue Großmacht Schweden erhielt Vorpommern, Stettin mit der Odermündung, die Stadt Wismar sowie das Erzbistum Bremen. Dänemark wurde übergangen. Spanien einigte sich mit den Generalstaaten (niederländisches Parlament) auf eine staatliche Unabhängigkeit. Österreich trat an Frankreich das Elsass ab. Eine katholische Hegemonie über das Reich wurde vereitelt. Ansonsten änderte sich im Reich im Vergleich nicht viel, das Machtsystem zwischen Kaiser und Reichsständen wurde zu Lasten des Reichs und zugunsten der Landesfürsten neu austariert, was den Absolutismus förderte. Die friedenssichernde Funktion im System der europäischen Mächte blieb erhalten, der Umgang der Konfessionen wurde neu geregelt. Abkehr von Waffengewalt zwecks konfessioneller Einigung. Frankreich hingegen wurde zum mächtigsten Land Westeuropas. Die Generalstaaten und die Eidgenossenschaft schieden aus dem Reichsverband aus, was für die Eidgenossenschaft jedoch nur die formelle Feststellung eines Umstandes war, wie er seit dem Ende des Schwabenkrieges von 1499 war. 27 Eine noch offene Frage blieb bei Friedensschluss die Demobilisierung der Söldnertruppen, also ihre Entwaffnung, Rückführung und Bezahlung, wollte man nicht die Gefahr unkontrollierter Freischärler in Kauf nehmen. Das Problem wurde in den Folgemonaten in einem gesonderten Kongress in Nürnberg geklärt. Die frühmodernen Staaten Europas verfügten nämlich zu Beginn des 17. Jahrhunderts weder in finanzieller noch in administrativer Hinsicht über Strukturen, die effizient genug gewesen wären, um stehende Heere von der Größe zu unterhalten, wie sie der Dreißigjährige Krieg erforderlich machte. Die Finanzierung der riesigen Söldnerarmeen stützte sich auf die wirtschaftliche Kraft der durchstreiften Gebiete, die in kurzer Zeit ausgeblutet waren. Die Heere trieben unbesehen Abgaben und Kontributionen in Form von Geld und Naturalleistungen ein. Beide Seiten trachteten daher, die Kriegshandlungen möglichst in Feindesland hineinzutragen. Je länger der Krieg dauerte, desto mehr wuchs sich diese Praxis zu willkürlicher Plünderung mit allen Begleiterscheinungen von Raub und Mord aus. Da die Kriegszüge vor allem auf dem Territorium des Deutschen Reiches stattfanden, wurden weite Teile des Landes stark verwüstet. Nach heutigen Erkenntnissen kostete der Krieg etwa drei bis vier Millionen zivile Menschenleben bei einer Gesamtbevölkerung im Reichsgebiet von rund 17 Millionen. Die meisten Opfer forderten die Seuchen ab 1634. Zu den Gewinnern des Konfliktes zählte unter anderem die Stadt Hamburg, die große Teile des Handels mit Mitteldeutschland auf sich konzentrieren konnte. Wenig beachtet, aber von großem Schaden für das Reich, war, dass mit der Unabhängigkeit der Niederlande und dem Verlust wichtiger Küstenregionen und Ostseehäfen an Schweden praktisch alle großen Flussmündungen unter fremdem Einfluss standen. Die deutschen Staaten hatten kaum Zugang zur Hohen See und waren damit weitgehend vom überseeischen Handel ausgeschlossen. Deutschland hatte damit nicht nur den Einfluss über seine eigenen Geschicke an die umgebenden Mächte verloren, es war auch wirtschaftlich von den Chancen abgeschnitten, die der Seehandel und der Erwerb von Kolonien anderen Nationen wie England, Schweden und den Niederlanden eröffnete. Damit blieb Deutschland bis weit ins 19. Jh. eine Kontinentalmacht. Frankreich, England, Schweden und die Niederlande konnten sich nach dem Dreißigjährigen Krieg zu Nationalstaaten entwickeln. Mit dem aufblühenden Handel ging in diesen Ländern ein Aufschwung des liberalen Bürgertums einher, dessen Ausbleiben für Deutschland kaum ermessliche geschichtliche und gesellschaftliche Folgen hatte. Das Reich bildete weiterhin einen lockeren Verbund von Fürstentümern. Wenn dieser Verbund zum wesentlichen Friedensfaktor im Europa der nächsten 150 Jahre wurde, so geschah das auch auf Kosten der wirtschaftlichen Chancen Deutschlands. Der Dreißigjährige Krieg hat sich in weiten Teilen Europas, aber vor allem in Deutschland, tief in das geschichtliche Gedächtnis der Menschen eingeprägt und in unzähligen Darstellungen in Literatur und Kunst, militärwissenschaftlichen, soziologischen und volkswirtschaftlichen Studien Eingang gefunden. 28 3.3 Der Dreißigjährige Krieg – 1618 bis 1648 Trend zum Absolutismus mit dem Spanischem Erbfolgekrieg als eine Folge Zeitraum Klima 1600– 1750 1300–1860 600 Jahre europäisches Klimapessimum 1620 1630 1640 1650 1660 1670 HRR 1609 Religionsfreiheit in Böhmen 1612–1619 Matthias (Bruder Rudolf II.) 1618–1648 Dreißigjähriger Krieg 1619–1637 Ferdinand II. 1618–1623 Böhmischpfälzischer Krieg 1620 Tilly, Sieg am Weißen Berg 1624–1629 Dänischniedersächsischer Krieg 1626 Wallenstein 1630–35 Schwedischer Krieg 1632 Gustav II. Adolf † 1635 Friede zu Prag, Ende des Religionskrieges 1637–1657 Ferdinand III. 1640–1688 Friedrich Wilhelm, der große Kurfürst 1648 Westfälischer Friede: Katholisch, Lutherisch und Calvinistisch im HRR gleichgestellt 1653–1654 Ferdinand IV. 1658–1705 Leopold I. 1683 2. Türkische Belagerung Wiens, Prinz Eugen 1699 Sieg über die Türken 1701 Kurfürst Friedrich König in Preußen 1680 1690 1700 1701–1714 Spanischer Erbfolgekrieg England, Holland, Preußen, Dänemark, Portugal, Savoyen auf Seite Leopolds gegen Bourbonen Frankreich 1598 Edikt von Nantes mit Gleichstellung von Katholiken und Protestanten durch Henry IV. (siehe Seite 23). 1614 Richelieu 1610–1643 Louis XIII. 1643–1715 Louis XIV. L’état c’est moi, Armee, Provinzverwaltungen und Akademien dem König unterstellt; Merkantilismus unter Colbert, klassische französische Literatur: Corneille, Molière, Racine, Lafontaine 1648 Frankreich erhält Elsass 1667–68 Krieg gegen Spanien 1685 Edikt von Nantes widerrufen 1701–1714 Spanischer Erbfolgekrieg Leopold I., England, Holland, Preußen, Dänemark, Portugal vs. Bourbonen Louis XIV. England 1600 Ostindische Handelskompanie 1606 Jakob I. (James I.) Virginia Kultur: Englische Renaissance, Shakespeare 1603–1624 Haus Stuart 1603–1625 Jakob I. (James I.) 1620 Puritaner nach Massachusetts, New Plymouth, New England 1625–1649 Karl I. 1649–53 Republik mit Oliver Cromwell, Karl † 1660 Rückkehr der Stuarts mit Charles II., Habeas-CorpusAkte Schweiz Spanien, Portugal 1580–1640 Vereinigung durch Personalunion unter Phillipp II. und erhält damit alle portugiesischen Kolonien, vor allem Brasilien 1618 Ausbruch des Dreißigjährigen Krieges 1620 Bündner Wirren (Synopse nach Ländern unterbrochen) Kleinasien, Osmanen Strategischer Niedergang seit Lepanto 1571 Russland: 1613–1917 Haus Romanow 1613 Michael Romanow 1700 König Karl II. stirbt kinderlos. Kaiser Leopold I. und Louis 1685–1688 Jakob II. XIV., Söhne spanischer (James II.) Prinzessinnen, beanspruchen Erbe. Testament lautet Absolutismus in Absolutistische auf Philipp V., Enkel von England Tendenzen in den Louis XIV. gescheitert Städten; Resultat: 1701–1714 Spanischer 1653 Bauernkrieg Erbfolgekrieg 1700 konstitutionelle 1656 1. Villmerger England, Holland, Preußen, Monarchie Krieg, Städte Dänemark, Portugal, Sa1704 Im Spanischen unterschätzen voyen auf Seite Leopolds Erbfolgekrieg beZentralschweizer gegen Bourbonen setzt England Gib1704 England besetzt Gibraltar. raltar. (Synopse nach Ländern unterbrochen) 1601 Jesuiten in China USA: 1606 Jakob I. (James I.) Virginia 1620 Massachusetts, New Plymouth, New England Schweden: 1630 Gustav Adolf 1648 Westfälischer Friede Die Niederlande scheiden aus HRR aus, genannt Generalstaaten, konfessionell unabhängig. Mongolen, China/Japan, USA Asien: 1368–1644 Ming-Dynastie Flämische Hochkultur, Malerei, Handel, Handwerk Die Schweiz bleibt vom Krieg weitgehend unberührt. 1648 Westfälischer Friede Eidgenossenschaft tritt aus dem Deutschen Reichsverband aus (wie die Niederlande). J. R. Wettstein Russland, Polen, Schweden 1648 Westfälischer Friede Schweden erhält deutsche Ostseeanstößer. Russland/Osmanen: 1672–1725 Zar Peter I. Krieg gegen Türken 1695 Asow an Russland und damit Anstoß an Schwarzes Meer 1699 Frieden von Karlowitz mit Türken. Diese verlieren Ungarn, Dalmatien, Peleponnes an Venedig und Podolien (Moldawien) an Polen. Polen: 1670–1733 August der Starke,1696 Kurfürst 1700–33 König von Polen als August II. 1683 2. Türkische Belagerung Wiens, Prinz Eugen 1683–99 Angriffskrieg Österreichs und Sieg Türken Asien: 1644–1911 Qing-Dynastie (MandschuFremdherrschaft) Konsolidierungsversuche 1695 Asow an Russland und damit Anstoß an Schwarzes Meer 1691 Unterwerfung der Mongolen unter Qing-Dynastie 1699 Frieden von Karlowitz: Verlust von Ungarn, Dalmatien, Peleponnes, Moldawien an Polen 17. Jh Mandschu 1644 Mandschu erobern Peking, Beginn der QingDynastie 29 3.4 Das Zeitalter der Aufklärung – 17. bis 18. Jahrhundert Das Zeitalter der Aufklärung bezeichnet eine Epoche in der geistigen Entwicklung der westlichen Gesellschaft im 17. und 18. Jahrhundert, die besonders durch das Bestreben geprägt ist, das Denken mit den Mitteln der Vernunft von althergebrachten, starren und überholten Vorstellungen, Vorurteilen und Ideologien zu befreien und Akzeptanz für neu erlangtes Wissen zu schaffen. Aufklärung im Allgemeinen: Unter Aufklärung versteht man einen sowohl individuellen wie gesellschaftlichen, geistigen Emanzipationsprozess, der darauf abzielt, allein auf dem Glauben an Autoritäten beruhende Denkweisen kritisch zu hinterfragen und sich, nach einem Satz von Kant, „seines eigenen Verstandes zu bedienen“. Der aufgeklärte Mensch soll nicht mehr den Vorgaben der weltlichen und geistlichen Obrigkeiten oder Mode und Zeitgeist vertrauen, sondern nach Kants Definition aus „seiner selbst verschuldeten Unmündigkeit“ herausgehen und sein Leben und Denken selbst bestimmen. Die Aufklärung war geprägt durch eine Bewegung der Säkularisierung und eine Abkehr von der absolutistischen hin zu einer demokratischen Staatsauffassung und dem Aufkommen des Liberalismus mit seinem Konzept der Menschen- und Bürgerrechte. Die Bewegung trat für ein vernunftgemäßes Denken und gegen Vorurteil und religiösen Aberglauben ein. Wissenschaft und Bildung sollten gefördert und in allen Volksschichten verbreitet werden. Die Aufklärung ging zunächst vor allem von England, Frankreich und den Niederlanden, später auch von Deutschland aus. In Österreich zählte Joseph II. zu den aufgeklärten Absolutisten. Leider dauerte sein Wirken nur von 1780 bis 1790. Seine Neuerungen wurden von den Nachfolgern wieder rückgängig gemacht. Voltaire war ein unerbittlicher Gegner der Kirche und ein Erneuerer der Geschichtsschreibung. Einen großen Teil seines guten Rufs verdankt er seinem erfolgreichen Kampf gegen krasse Irrtümer bzw. Willkürurteile der Justiz. Die wichtigsten Voraussetzungen für die Aufklärung waren die vorausgegangene Renaissance, die neuen Entdeckungen in Übersee und das daraus entstandene neue Weltbild, die Papierherstellung und der Buchdruck. So wurde der Bucherwerb auch für das bürgerliche Publikum erschwinglich, ein Verlagswesen mit Zeitungsproduktion entstand. Als eine der wichtigsten Errungenschaften der Aufklärung gilt die Verabschiedung der ersten demokratischen Verfassungen der Neuzeit in den USA 1787, Polen 1791 und Frankreich 1791. Jean-Jaques Rousseau leistete wichtige Denkanstöße. Er wird jedoch nicht von allen als Aufklärer bezeichnet. In seiner Schrift über die Wissenschaften und die Künste von 1750 verneinte er die Frage, ob diese zum moralischen Fortschritt der Menschheit beigetragen hätten. Seine politischen Schriften beeinflussten maßgebliche Vertreter der Französischen Revolution. 30 3.5 Der Absolutismus Stagnation in Wirtschaft und Gesellschaft mit vielen Kriegen im 18. Jahrhundert Zeitraum Klima Erfindungen 18. Jh. 1300–1860 600 Jahre europäisches Klimapessimum 1735 GB Roheisen aus Erz mittels Steinkohle 1742 GB härtbarer Stahl 1752 US Blitzableiter HRR Preußen/Österreich 1705–11 Joseph I. HRR 1711–14 Karl III. (Spanien) als Karl VI. HRR bewirkt Renversement des Alliances gegen Habsburg. 1713–40 Friedrich Wilhelm I. König in Preußen 1714 Friede von Utrecht beendet den spanischen Erbfolgekrieg, Habsburg gegen Frankreich, Einkesselung 1742–1745 Karl VII. 1717/40–80 Maria Theresia ∞ Franz-Stefan Lothringen 1736 Russland und Österreich gegen Türkei. Türkei mit moderner französischer Artillerie 1740–86 Friedrich II. der Große, König von Preußen, ein aufgeklärter Monarch 1740–42 1. schlesischer Krieg 1744–45 2. schlesischer Krieg Frankreich 1711–1714 Seemächte gegen Habsburg England Schweiz 1707 England und Schottland vereinigt Ancien Régime mit absolutistischem Patriziat in einigen Städten und Kantonen 1713/14 Friede von Utrecht: Spanien und Kolonien bei 1714 Friede Utrecht Phillip V., Österreich Ö mit NL, Mailand, Niederlande, MaiNeapel, Sardinien, land, Neapel, SardiPreußen Neuenburg nien, Preußen Neuund Königskrone enburg und Königskrone, England 1715–1774 Louis Kanada, Gibraltar, XV. Monopol für Negerhandel nach Spanisch-Amerika Gleichgewicht auf dem Kontinent erreicht 1712 2. Villmerger Krieg, Sieg der Städte 1708–1777 Albrecht v. Haller Italien, Spanien 1700-1746 Fernandez IV, wirtschaftlicher Aufschwung 1711–1714 Seemächte gegen Habsburg 1714 Friede Utrecht: Spanien behält Kolonien 1720 Königreich Sardinien-Piemont 1714–27 Georg I. von Hannover 1727–1760 G. W. Pitt 1746-1753 Ferdinand IV, wirtschaftlicher Aufschwung in Spanien Russland/ Polen/Schweden, Osmanen 1682–1725 Peter I. 1703 St. Petersburg 1700–1721 Nordischer Krieg Russland vernichtet mit Polen, Dänemark-Norwegen die schwedische Vormachtstellung und gewinnt das Baltikum. 1711 Während des Nordischen Krieges besiegen die Osmanen russisches Heer in Rumänien. Asow, 1695 von den Osmanen gewonnen, geht wieder verloren. 1725–62 Elisabeth 1733–35 polnischer Thronfolgekrieg, Karl VI. unterstützt Friedrich August III. v. Sachsen. 1736 Russland und Österreich gegen Türkei, Türkei mit moderner französischer Artillerie Krim und Asow russisch, Nordserbien und Walachei wieder türkisch 1739 Frieden von Belgrad: Krim und Asow russisch, Peloponnes wieder an Venedig zurück USA, China, Japan (Synopse nach Ländern unterbrochen) China: 1644–1911 Qing-Dynastie (MandschuFremdherrschaft) 1756 Eroberung des gesamten Reiches durch Mandschu 31 Zeitraum Erfindungen 18. Jh. 1765 GB Dampfmaschine 1768 GB Spinnmaschine 1785 GB mech. Webstuhl 1794 F Optischer Telegraph 1794 F École polytechnique HRR Preußen/Österreich 1756–1763 7-jähr. Krieg zwischen Österreich, Frankreich, Schweden, Russland gegen Preußen, England in Europa Parallel dazu EnglischFranzösischer Kolonialkrieg in Amerika und Indien 1763 Friede von Hubertusburg 1772–1795 Landerwerb Preußens aus der Aufteilung Polens 1772 1.Teilung Polens Frankreich Schweiz 1756–63 engl.franz. Kolonialkrieg in Amerika und Indien, parallel 7-jähr. Krieg in Europa Montesquieu, Rousseau, Voltaire 1756–63 engl.franz. Kolonialkrieg in Amerika und Indien, parallel 7-jähr. Krieg in Europa 1760–1820 George III. 1760–1806 W. Pitt 1769–1821 d. J. Napoleon Bonaparte Verlust der nord1774–1792 Louis amerikanischen XVI. Kolonien 1776 J. Necker Finanzen 1789 Bastille 1789–1791 Frank1780–90 Joseph II., Förderer reich konstitutionelle der Aufklärung. Gesetze von Monarchie den Nachfolgern rückgängig 1792 Sturm auf gemacht (Josephismus) 1790–92 Leopold II. Tuilerien, Abschaf1792–1806 Franz II. fung der Monarchie 1793 Louis XVI. † 1793 2. Teilung Polens 1794 Fouché 1794 Robespierre 1795 3. Teilung Polens 1795 Directoire (à 5) 1786 Friedrich Wilhelm II., König von Preußen 1797 Friedrich Wilhelm III., König von Preußen England 1799–1804 Napoleon 1. Consul Italien, Spanien Italien Spielball der europäischen Mächte Russland/ Polen/Schweden, Osmanen 1756–63 7-jähr. Krieg zwischen Österreich, Frankreich, Schweden, Russland gegen Preußen, England 1762–96 Katharina II. 1763 Friede von Hubertusburg 1768 Russisch-Türkischer Krieg Russland voller Zugang zum Schwarzen Meer 1765 James Watt John Locke, liberaler Denker, stiftete Grundidee für die Industrialisierung 1772 1. Teilung Polens USA, China, Japan (Synopse nach Ländern unterbrochen) USA: 1756–63 engl. Kolonialkrieg in Amerika und Indien parallel zum 7jähr. Krieg in Europa 1773–1783 Unabhängigkeitskrieg, 13 Neuenglandkolonien 1776 Unabhängigkeit 1789–97 George Washington 1803 Union kauft Louisiana von Frankreich. 1783 Russland annektiert die Krim 1792 Frieden von Jassy, Russland nimmt von der Türkei Dnjepr und Bug 1793 2. Teilung Polens 1798 Einmarsch der Franzosen 1798–1803 Helvetik Masséna in Zürich Suworow 1795 3. Teilung Polens 1796–1801 Zar Paul I. † 1801–1825 Alexander I. 1812–1814 Krieg gegen England, USA erfolgreich 32 3.6 Die Französische Revolution Der Begriff „Französische Revolution“ bezieht sich auf den historischen Zeitraum zwischen 1789 und 1799 in Frankreich. Die Revolution ist ein Marker für den Übergang von der frühen Neuzeit zur Moderne und stellt eine der wichtigsten Zäsuren in der Geschichte Europas dar. Nicht nur im Bewusstsein der Franzosen hat diese Revolution eine enorme Bedeutung. Mit der Erklärung der Menschen- und Bürgerrechte vom 26. August 1789 wurden auf dem europäischen Kontinent jene Prinzipien bekräftigt und gegen absolutistische Monarchien in Stellung gebracht, die in der Unabhängigkeitserklärung der nordamerikanischen Kolonisten angelegt waren und die heutzutage von den Vereinten Nationen weltweit propagiert und eingefordert werden. Im Zeitraum vom 14. Juli 1789 (Sturm auf die Bastille) bis zum 9. November 1799 (Beginn der Herrschaft Napoleons) vollzog sich der Übergang in Etappen, in denen Frankreich von der absoluten Monarchie zur Republik wechselte. • • • Die erste (1789–1791) stand im Zeichen des Kampfes für bürgerliche Freiheitsrechte und für die Schaffung einer konstitutionellen Monarchie. Die zweite (1792–1794) führte angesichts der inneren wie äußeren gegenrevolutionären Bedrohung zur Errichtung einer Republik mit radikaldemokratischen Zügen und zur Ausbildung einer Revolutionsregierung, die mit Mitteln des Terrors und der Guillotine alle „Feinde der Revolution“ verfolgte. In der dritten Phase, der Direktorialzeit (1795–1799), behauptete eine von besitzbürgerlichen Interessen bestimmte politische Führung die Macht nur mühsam gegen Volksinitiativen für soziale Gleichheit einerseits und gegen Bestrebungen zur monarchistischen Restauration andererseits. Ausschlaggebender Ordnungs- und Machtfaktor wurde in dieser Lage zunehmend das in den Revolutionskriegen entstandene Bürgerheer, dem Napoleon Bonaparte seinen Aufstieg und den Rückhalt bei der Verwirklichung seiner sich über Frankreich hinaus erstreckenden politischen Ambitionen verdankte. Obwohl die Republik umfänglich und dauerhaft erst 1871 etabliert werden konnte, veränderte die Revolution die Gesellschaft Frankreichs und Europas grundlegend. Hier wurde das Modell der modernen Staats- und Gesellschaftsordnung geschaffen. Die Errungenschaften der Revolution wie persönliche Freiheit, Meinungs- und Pressefreiheit und Gleichheit aller Bürger vor dem Gesetz, eine gleiche Besteuerung, das allgemeine Wahlrecht, das Selbstbestimmungsrecht des Volkes, die Bindung des Staates an eine Verfassung und die Berufs- und Gewerbefreiheit (Grundrechte) sind heute fundamentaler Teil des Bewusstseins der Bürger der westlichen Demokratien und, zumindest auf dem Papier, Grundlage des Rechtes der meisten Staaten der Erde. Die Französische Revolution war der Höhepunkt eines langen schwelenden Konflikts. Die französische Bevölkerung war hierarchisch in drei Stände aufgeteilt, die sehr unterschiedliche Rechte hatten: Alleiniger Herrscher war König Ludwig XVI. Adel und geistige Würden- 33 träger mussten keine Steuern zahlen und hatten Zugang zu Staatsämtern. Die gut verdienende Bourgeoisie zahlte Steuern, hatte aber kein politisches Mitspracherecht. Für die Wirtschaft Frankreichs war das Bürgertum von entscheidender Bedeutung. Der Staatsbankrott stand unmittelbar bevor und konnte nur von einer modernen Wirtschaftsordnung frei von den Fesseln durch die privilegierten Stände abgewendet werden. Missernten und strenge Winter ließen 1788/89 die Brotpreise für die Massen unerschwinglich werden, was sozialen Zündstoff lieferte. Zu dem Schuldenberg erheblich beigetragen hatte die Beteiligung der französischen Krone am Unabhängigkeitskrieg der amerikanischen Kolonisten gegen das britische Mutterland. Zwar war die beabsichtigte Niederlage und machtpolitische Schwächung des Handels- und Kolonialmacht-Rivalen eingetreten, aber der Preis für das Regime Ludwigs XVI. war ein doppelter: Nicht nur wurden die Staatsfinanzen dadurch zusätzlich enorm belastet, auch die aktive Beteiligung französischer Militärs an den Befreiungskämpfen der amerikanischen Kolonisten und die Beachtung von deren Anliegen in der meinungsbildenden französischen Öffentlichkeit schwächten die Position der absolutistischen Herrschaft auch auf ideologischer Ebene nachhaltig. Die Aufklärung war eine entscheidende mentale Ursache der französischen Revolution. Freiheit, Gleichheit, Brüderlichkeit. Unter dieser Parole verweigerten die französischen Bürger dem König den Gehorsam. Die Revolution war ausgebrochen. Sie brachte jedoch dem Volk weder die erhoffte Freiheit noch das erhoffte Ende der wirtschaftlichen Nöte der unteren Schichten, sondern endete in der Terrorherrschaft unter Robespierre, die durch ein Direktorium und nach wenigen Jahren durch die Alleinherrschaft Napoleons abgelöst wurde. Er behielt aber wesentliche Errungenschaften der Französischen Revolution bei und etablierte diese auch in anderen europäischen Staaten, zum Beispiel den Code civil als erstes Beispiel eines bürgerlichen Gesetzbuches (BGB). Der Absolutismus förderte zwar durch das Mäzenatentum der Monarchen die Künste, brachte aber in Gesellschaft und Wirtschaft Stagnation. Adel und Klerus umklammerten ihre Pfründe und verhinderten alle Entwicklungen. Absolutistische Reiche standen auf tönernen Füßen und wurden von der Revolution weggefegt. Dazu gehörte auch das Ancien Régime in der Schweiz. Aufgeklärte Monarchen wie Friedrich II. von Preußen und Joseph II. von Österreich priesen und pflegten Toleranz. Auch Katharina II. von Russland zählte zu ihnen, verehrte Montesquieu, lehnte aber Gewaltenteilung für Russland ab. Ein weiterer Auslöser wurde durch den Einfluss der amerikanischen Revolution gesehen. Französische Offiziere kehrten 1783 aus Amerika zurück und schilderten die USA als das Land der Tugend und der Freiheit. Der Ruf nach Menschenrechten, nach einer Verfassung, die dem Volk ein Kontrollrecht über die Führung des Staates bringen soll, wird in Frankreich verbreitet. Die Schockwelle erfasst ganz Europa. Das Scheitern des Absolutismus in England, die liberale Verfassung des jungen Amerika und Säkularität in Weltbild und Staatsführung erwiesen sich als die besten Voraussetzungen für eine erfolgreiche Wirtschaft und Gesellschaft im 19. und 20. Jahrhundert. Restaurative Kräfte nach dem Wiener Kongress und absolutistische Machtstrukturen in Staat, Wirtschaft, Gesellschaft und Religion wirkten reaktionär. 34 3.7 Das Zeitalter Napoleons (1791 bis 1815) Zeitraum Klima Erfindungen 1790 1300–1860 600 Jahre europäisches Klimapessimum Ende 18. Jh., Getreidepreise auf Höchststand 1795 1800 1806 CH Erschmelzung Werkzeugstahl 1807 USA brauchbares Dampfschiff 1805 HRR Österreich, Preußen 1790–92 Leopold II. 1792–1806 Franz II. 1793 Erste Koalition von Österreich-Preußen, England, Holland, Spanien, Sardinien und erklären Frankreich den Krieg 1794 Franzosen erobern Rheinufer und 1795 Holland ist neu Batavische Republik. Friede von Basel mit Basel. 1795 3. Teilung Polens Frankreich 1792 Kriegserklärung an Österreich und Preußen Sieg in Malmy, Einnahme von Mainz und Brüssel 1793 nach der Hinrichtung von Louis XVI. 1793 Erste Koalition von Österreich-Preußen, England, Holland, Spanien, Sardinien gegen Frankreich 1793 Bonaparte erobert Toulon von England zurück. 1794 Frankreich erobert Rheinufer. 1796 Kirchenstaat besetzt 1795 Eroberung von Holland, neu Batavische Republik. Friede von Basel. 1796 Oberitalien – Zisalpinische Republik, Kirchenstaat besetzt, Papst Pius VI. abgesetzt. 1799 Zweite Koalition mit Öster- 1797 Friede zu Campo Formio – Österreich tritt reich, Russen, England, Portugal, Belgien, Lombardei ab und erhält Venedig. Neapel, Türkei. Österreich und 1798 Ägypten. Um England von Indien abzuRussen unter Suworoff siegen in schneiden, Flotte wird aber bei Abukir durch Italien, werden aber in Zürich Engländer vernichtet. 1799 Zweite Koalition mit Österreich, Russen, durch Masséna besiegt. England, Portugal, Neapel, Türkei. Österreich 1803 Reichsdeputationshaupt– und Russen unter Suworoff siegen in Italien, schluss: Napoleon befiehlt Säku- werden aber in Zürich durch Masséna besiegt. larisation der geistlichen Fürsten- 1799 Napoleon 1. Consul tümer, Stärkung der mittleren 1800 Sieg bei Marengo, Italien zurückerobert, Staaten Bayern, Württemberg Sieg bei Hohenlinden (20 km östlich München) 1804–35 Franz I. von Österreich mit Bedrohung von Wien und zwingt Österreich zum Frieden, 1801 Friede von Lunéville mit Bestätigung des Friedens von Campo Formio. 1802 Friede von Amiens: England behält Ceylon und Trinidad. Napoleon stellt Kirchenstaat und Neapel wieder her und soll Malta erhalten. 1803 Reichsdeputationshauptschluss: Napoleon befiehlt Säkularisation der geistlichen Fürstentümer, Stärkung der mittleren Staaten Bayern, Württemberg, Baden. England Schweiz Italien, Spanien Russland, Schweden 1793 Erste Koalition von Österreich-Preußen, England, Holland, Spanien, Sardinien vs. Frankreich 1793 Bonaparte erobert Toulon von England zurück. 1793 Erste Koalition Spanien, Sardinien 1796 Oberitalien – 1796–1801 Paul I. (Sohn Katharina II.) Zisalpinische Republik 1996 Kirchenstaat besetzt, Papst Pius VI. abgesetzt, 1799 † in Valence 1798 Ägypten. Um England von Indien abzuschneiden, Flotte wird aber bei Abukir durch Engländer vernichtet. 1797 Friede zu Campo Formio, Österreich tritt Lombardei ab gegen Venedig 1798 Einzug in Bern zwecks Finanzierung des Ägypten1799 Zweite feldzugs. Koalition mit 1798–1803 Helvetische Österreich, RusRepublik, sen, England, Portugal, Neapel, Österreich und Russen unter Türkei. Suworoff siegen 1800 Irland zu in Italien, werEngland den aber in 1802 Friede von Amiens: England Zürich durch behält Ceylon und Masséna beTrinidad. Napole- siegt. on soll Malta erhalten. 1799 Zweite Koalition Österreich, Russen, England, Portugal, Neapel, Türkei Österreich und Russen unter Suworoff siegen in Italien, aber in Zürich durch Masséna besiegt. 1799 Zweite Koalition Österreich und Russen unter Suworoff siegen in Italien, 1800 Sieg bei Marengo, Italien zurückerobert 1801–25 Alexander 1802 Friede von Amiens: Napoleon I. stellt Kirchenstaat und Neapel wieder her. 1805 Napoleon König von Italien China, USA (Synopse nach Ländern unterbrochen) China: 1644–1911 QingDynastie (MandschuFremdherrschaft) 35 Zeitraum Klima Erfindungen 1805 HRR Österreich, Preußen 1805 Dritter Koalitionskrieg: Österreich, England, Russland, Schweden gegen Frankreich, Spanien, süddeutsche Staaten 1806 Frankreich 1804 Napoleon krönt sich zum Kaiser 1805 Dritter Koalitionskrieg: Österreich, Eng- land, Russland, Schweden gegen Frankreich, Spanien, süddeutsche Staaten 1805 Nelson vernichtet französische Flotte bei Tra1805 Dreikaiserschlacht Auster- falgar, Seeherrschaft Englands litz: Napoleon, Alexander I., Franz II., 1805 Dreikaiserschlacht Austerlitz: Napoleon, Friede zu Pressburg, Tirol und Vorarl- Alexander I., Franz II., Friede zu Pressburg, Tirol und Vorarlberg an Bayern, Vorderösterreich an Württemberg an Bayern, Vorderösterreich an Württemberg und Baden, Venetien an berg und Baden, Venetien an Königreich Italien Bayern und Württemberg werden Königreiche, Baden Königreich Italien; Bayern und WürtGroßherzogtum. temberg werden Königreiche, Baden 1805 Napoleon König von Italien Großherzogtum, Protektor Napoleon. 1806 Süd- und Westdeutsche bilden Bund unter 1806 Ende des HRR 1806–07 Krieg gegen Preußen (Fried- Protektor Napoleon. rich Wilhelm III.) und Russland, Sieg bei Jena und Auerstädt über Preußen. 1806–07 Krieg gegen Preußen und Russland, Sieg bei Jena und Auerstädt über Preußen. Napoleon Napoleon verfügt Kontinentalsperre gegen England. 1807 Friede von Tilsit. verfügt Kontinentalsperre gegen England. 1807 Sieg über Russland bei Friedland (Ostpreußen), 1808 Erfurt, deutsche Fürsten huldimit Friede von Tilsit. Preußen verliert alles westlich gen Napoleon, 1805 Napoleon König der Elbe und die Erwerbungen aus den Teilungen von (österreichischem) Italien. Polens außer Westpreußen. Neu: Königreich Westfa1808–1814 Preußens nationale Erlen, Großherzogtum Warschau, beide mit Sachsen im neuerung, Fichte, von Stein, GneiseRheinbund nau, Scharnhorst, Jahn, Kleist, Uni1808 Unterwerfung Spaniens, Bruder Joseph als versität Berlin König, 1808–1814 Aufstand der Spanier 1809 Andreas Hofer in Tirol 1810 Holland und Hansestädte Frank- 1809 Sieg am Wagram (Niederösterreich), Napoleon in Wien, Friede von Wien: Illyrien verloren, Kirchenreich einverleibt staat teils an Königreich Italien, teils an Frankreich 1810 Holland und Hansestädte Frankreich einverleibt 1812 Feldzug gegen Russland 1812 Frankreich mit Rheinbund, Preußen, Österreich, 07.09.1812 Sieg bei Borodino, 15.09.1812 Brand Moskaus, 19.10.1812 Rückzug und Desaster, 1813 Abfall Preußens und Österreichs, Völkerschlacht bei Leipzig: entscheidende Niederlage. Russen und Österreicher ziehen durch die Schweiz. 1813 Schlacht bei Leipzig 1815 Schlacht bei Waterloo 1815 1812 Feldzug gegen Russland Frankreich mit England 1815 Schlacht bei Waterloo Italien, Spanien Russland, Schweden 1805 Dritter Koa- 1803–1813 Mediation, 6 neue litionskrieg: 1805 Dritter Koa- 1805 Dritter Koalilitionskrieg: tionskrieg: Öster- Österreich, England, Russland, Schweden gegen Frankreich, Spanien, süddeutsche Staaten Österreich, England, Russland, Schweden gegen Frankreich, Spanien, süddeutsche Staaten Kantone, Militärdefensivallianz. Die Schweiz stellt permanent drei Regimenter. 1805 Trafalgar Admiral Nelson, entscheidende Niederlage der französischen Flotte 1806-1813 Spanischer Unabhängigkeitskrieg 1807 Napoleon verfügt Kontinentalsperre gegen England. 1809 Sieg am Wagram (Niederösterreich), Napoleon in Wien Friede von Wien: Illyrien verloren, Kirchenstaat teils an Königreich Italien, teils an Frankreich 1808–1814 Aufstand der Spanier, unterstützt durch Engländer 1812 Feldzug gegen Russland Rheinbund, Preußen, Österreich, 07.09.1812 Sieg bei Frankreich mit Rheinbund, PreuBorodino. 15.09.1812 Brand Moskaus, 19.10.1812 ßen, Österreich Rückzug und Katastrophe 1813 Abfall Preußens und Österreichs 16.–18.10.1813 Völkerschlacht bei Leipzig: entscheidende Niederlage Schweiz 1815 Schlacht bei Waterloo Wellington 1812 Feldzug gegen Russland Schweizer Regimenter decken Napoleons Rückzug über die Beresina. reich, England, Russland, Schweden gegen Frankreich, Spanien, süddeutsche Staaten 1805 Dreikaiserschlacht Austerlitz: Napoleon, Ale- China, USA USA: 1803 Union – Präsident Jefferson – kauft Louisiana von Frankreich. xander I., Franz II., Friede zu Pressburg, Russland nicht tangiert. 1806–07 Krieg der Franzosen gegen Preußen und Russland, Sieg bei Jena und Auerstädt über Preußen. Napoleon verfügt Kontinentalsperre gegen England. 1807 Sieg über Russland bei Friedland (Ostpreußen), mit Friede von Tilsit 1812 Feldzug gegen Russland 15.–20.09.1812 Brand Moskaus, 19.10.1812 Rückzug – Desaster, 1813 Abfall Preußens und Österreichs, 16.– 18.10.1812 Völkerschlacht bei Leipzig: entscheidende Niederlage 1815 Schlacht bei Waterloo 1812–1814 Krieg gegen England, USA erfolgreich 36 3.8 Das Ende Napoleons und der Wiener Kongress Schweiz Europäische Kleinstaaten, Italien/Spanien Russland/ Polen, Schweden HRR Österreich, Preußen Frankreich England 1814 31.3. Einzug der Verbündeten in Paris, Napoleon dankt ab und erhält Insel Elba als Fürstentum. 1814 31.3. Einzug der Verbündeten in Paris, Napoleon dankt ab, erhält Insel Elba als Fürstentum. 1814 31.3. Einzug der Verbündeten in Paris, Napoleon dankt ab, erhält Insel Elba als Fürstentum. Erster Pariser Friede: Frankreich tritt alle nach 1792 gemachten Eroberungen ab. 1814 Erster Pariser Friede: Frankreich tritt alle nach 1792 getätigten Eroberungen ab, Restauration der Bourbonen mit Louis XVIII. (1814–1824) 1814 Erster Pariser Friede: Frankreich tritt alle nach 1792 gemachten Eroberungen ab. Erster Pariser Friede: Frankreich tritt alle nach 1792 gemachten Eroberungen ab. 1815 18.6. Waterloo, Sieg von Wellington und Blücher, Napoleon als Kriegsgefangener nach St. Helena, Napoleon † 1821 1815 18.6. Waterloo, Sieg von Wellington und Blücher, Napoleon als Kriegsgefangener nach St. Helena, Napoleon † 1821 1812-1813 Wellington vertreibt Franzosen aus Spanien 1814 31.3. Einzug der Verbündeten in Paris, Napoleon dankt ab, erhält Insel Elba als Fürstentum. 1815 1.3. Rückkehr Napoleons (Kaiserreich der 100 Tage) 1815 18.6. Waterloo, Sieg von Wellington und Blücher, Napoleon als Kriegsgefangener nach St. Helena, Napoleon † 1821 Zweiter Pariser Friede: Frankreich tritt – Saarbrücken und Saarlouis an Preußen, – Landau an Bayern, – Savoyen und Nizza an Sardinien ab. – zahlt Kriegsentschädigung und gibt Kunstschätze zurück. 1815 18.6. Waterloo, Sieg von Wellington und Blücher, Napoleon als Kriegsgefangener nach St. Helena, Napoleon † 1821 Zweiter Pariser Friede: Frankreich tritt Saarbrücken und Saarlouis an Preußen ab, Landau an Bayern, Savoyen und Nizza an Sardinien, zahlt Kriegsentschädigung und gibt Kunstschätze zurück. Zweiter Pariser Friede: Frankreich tritt Saarbrücken und Saarlouis an Preußen ab, Landau an Bayern, Savoyen und Nizza an Sardinien, zahlt Kriegsentschädigung und gibt Kunstschätze zurück. Zweiter Pariser Friede: Frankreich tritt Saarbrücken und Saarlouis an Preußen ab, Landau an Bayern, Savoyen und Nizza an Sardinien, zahlt Kriegsentschädigung und gibt Kunstschätze zurück. Zweiter Pariser Friede: Russland geht leer aus. 37 HRR Österreich, Preußen Frankreich England Schweiz Europäische Kleinstaaten, Italien/Spanien 1815 Wiener Kongress 1815 Wiener Kongress Metternich: Ziel ist die Restauration, Habsburg als Zentralstaat, d. h. weder Demokratie noch Nationalstaat Österreich verzichtet auf Belgien und Vorderös1815 Wiener Konterreich (Fricktal, Baden, Württemberg), erhält dafür Tirol, Mailand, Illyrien, Salzburg, Venetien gress zurück. Bildung des lombardisch-venezianischen König- Talleyrand reichs Preußen verzichtet auf Neu-Ost-Preußen und erhält die Rheinprovinz, Westfalen und halb Sachsen. Bayern erhält Nürnberg und Augsburg Heilige Allianz Zar Alexander I., Franz I., Friedrich Wilhelm III. für Religion und Recht, Menschenliebe und Frieden 1815 Wiener Kongress 1815 Wiener Kongress Immerwährende Neutralität, Pictet de Rougemont England beherrscht Weltmeere und ist erste Kolonialmacht, behält Helgoland, Malta, Ceylon drei neue Kantone, und Kapprovinz total 22 Holland und Belgien werden zum Königreich der Niederlande vereinigt unter Wilhelm von Oranien. Restauration von Königreich Sardinien-Piemont Bourbonen in Süditalien und in Spanien Habsburger in der Toskana, Modena, Parma Pius VII. erhält den Kirchenstaat zurück und restituiert die Jesuiten. 1815 Griechenland unabhängig Russland/ Polen, Schweden 1815 Wiener Kongress Preußen verzichtet auf NeuOst-Preußen zugunsten von Russland. Russland erhält das Herzogtum Warschau als Königreich Polen (Personalunion – Kongresspolen). Schweden und Norwegen in Personalunion verbunden, General Bernadotte als Karl IV. Heilige Allianz Zar Alexander I., Franz I., Friedrich Wilhelm III. für Religion und Recht, Menschenliebe und Frieden 38 4.1 Die Neuordnung Europas auf dem Wiener Kongress von 1814 bis 1815 Der Wiener Kongress vom 18. September 1814 bis 9. Juni 1815 legte in Europa die Grenzen neu fest und definierte neue Staaten. Anlass war die Niederlage von Napoleon Bonaparte, der zuvor die politische Landkarte des Kontinents erheblich verändert hatte. Unter der Leitung des österreichischen Außenministers Fürst von Metternich berieten politisch bevollmächtigte Vertreter aus rund 200 europäischen Staaten, Herrschaften, Körperschaften und Städten, darunter alle bedeutenden Mächte Europas mit Ausnahme des Osmanischen Reiches. Die führende Rolle spielten die Großmächte Russland, das Vereinigte Königreich, Österreich, Preußen, die wiederhergestellte französische Monarchie und der Kirchenstaat. Die deutschen Probleme wurden angesichts ihres Umfangs von den übrigen europäischen Angelegenheiten getrennt besprochen. Der wichtigste Gegenspieler Metternichs war Zar Alexander I. Daneben spielten auch der britische Gesandte Castlereagh und der Vertreter des besiegten Frankreichs, Talleyrand, der sowohl unter dem alten wie dem neuen französischen Regime erheblichen Einfluss hatte, die wichtigsten Rollen. Preußen war durch Fürst von Hardenberg und Wilhelm von Humboldt prominent vertreten, die bedeutende Person war jedoch König Friedrich Wilhelm III. selber. Die Verhandlungsziele drifteten bald so deutlich auseinander, dass auch mit einem völligen Scheitern des Kongresses gerechnet werden musste. Vor allem die Zukunft von Polen und Sachsen bildete einen tief umstrittenen Zankapfel. Zeitweise lag sogar ein Krieg zwischen den ehemaligen Verbündeten in der Luft und Preußen begann bereits mit militärischen Vorbereitungen. Gegen Preußen und Russland kam es am 3. Januar 1815 zu einem Geheimabkommen zwischen Großbritannien, Österreich und Frankreich, dem auch die Niederlande, Bayern und Hannover beitraten. Damit zerschlugen sich die seit Friedrich II. gehegten preußischen Hoffnungen auf einen vollständigen Erwerb des Nachbarstaates Sachsen. Deutschland: 1815–1866. Die Zeit des Deutschen Bundes. Der Reichsdeputationshauptschluss mit Säkularisation der geistlichen Fürstentümer und der Stärkung der mittleren Staaten bleibt in Kraft, also 35 Monarchien und 4 Reichsstädte. Bayern, Württemberg und Sachsen beharren auf Souveränität. Preußen und Österreich kämpfen um die Führung der deutschen Kleinstaaten. Preußen siegt im österreichisch-preußischen Krieg 1866, annektiert das Königreich Hannover, das zur preußischen Provinz Hannover wird. Der Deutsche Bund ist restaurativ, weder Freiheit noch Einheit. Er ist ein lockerer Staatenbund. Sein einziges Organ ist der Bundestag in Frankfurt mit österreichischem Vorsitz. Österreich: 1792–1835. Franz II. HRR und ab 1804 Franz I., Kaiser von Österreich. Kernland der Restauration unter Fürst von Metternich. Zersplitterung Deutschlands, Italiens und Polens verschafft Österreich eine Vormachtstellung. Als Gegner von Demokratie und Liberalismus verkörperte er die moderne polizeistaatliche Willkür, der Reaktion und Reformunfähigkeit. 39 Frankreich: Unter Louis XVIII., Bruder von Louis XVI., wird Frankreich eine konstitutionelle Monarchie mit Zweikammersystem – Chambre des Députés nach Zensuswahlrecht und Chambre des Pairs, vom König ernannte Mitglieder. England: 1760–1820. George III. Kampf gegen Frankreich endet mit unbeschränkter Seeherrschaft, alle Erwerbungen bestätigt. Industrielle Revolution. Erfindung der Dampfmaschine, Entstehung des Fabrikanten- und Arbeiterstandes. Die radikale Arbeiterbewegung nimmt Ideen der Französischen Revolution auf und fordert eine demokratische Parlamentsreform. Schweiz: 1815. Territoriale Neuordnung durch den Wiener Kongress mit 22 Kantonen. Wiederherstellung der Tagsatzung mit den Vororten Zürich, Bern, Luzern. Befugnisse: Krieg und Frieden, Bündnisse mit fremden Staaten. Einziger Fortschritt ist Wahl eines eidgenössischen Generalstabs, eines Generals in Kriegszeiten, eidgenössischer Obersten, eidgenössische Kriegskasse. Klöster garantiert. Nach 1848 liberale Parteiherrschaft (Aristokratie des Reichtums). Ruf nach demokratischer Umgestaltung mit Initiative und Referendum. Italien: Im Zeitalter Napoleons ist Italien teilweise geeinigt in Königreich Italien und Königreich Neapel. Metternich betrachtet Italien nach der Restauration nur als einen geografischen Begriff. Die einzige italienisch stämmige Dynastie ist das Königreich Sardinien-Piemont aus dem Haus Savoyen. Der Kirchenstaat, von 1797 bis 1815 aufgelöst, wird 1815 in den Grenzen von 1797 wiederhergestellt unter Papst Pius VII. übrige europäische Staaten: Dänemark muss Norwegen an Schweden abgeben. Spanien, Portugal, Neapel, Sardinien, Savoyen, Piemont wie auch der Kirchenstaat werden im Status quo ante wiederhergestellt. Russland: 1801–1825. Alexander I., vom Waadtländer Laharpe erzogen, mit den Ideen der Französischen Revolution vertraut, als Befreier von der Tyrannei Napoleons verehrt, wird zum Gründer der Heiligen Allianz und sichert Russland eine Vormachtstellung in Osteuropa. Russland wurde mit dem sogenannten Kongresspolen der größte Teil zugesprochen und es sicherte sich durch die Anerkennung seiner territorialen Gewinne in Finnland und Bessarabien eine Ausweitung nach Westen. Unter Zar Alexanders I. Nachfolger, Zar Nikolaus I., 1825–1855, herrschte ein ständiges Ringen mit revolutionären Bewegungen. USA: 1783–1814. Nach dem siegreichen Abschluss des Unabhängigkeitskrieges schließen sich die 13 ehemaligen Kolonien zu einem Bundesstaat zusammen. Sache der Union werden das Äußere, Armee und Navy, Münz-, Post- und Zollwesen. Der Präsident wird vom Volk auf 4 Jahre gewählt, ist Oberbefehlshaber der Armee und der Navy, ernennt die Minister und alle Gesandten und Beamten. Hat Einfluss auf Gesetzgebung durch ein Suspensivveto. Das Parlament besteht aus Senat, zwei pro Gliedstaat, und Repräsentantenhaus im Einwohnerproporz. Justiz mit Bundesgerichten und oberstem Bundesgericht (Verfassungsgericht). 1803 Präsident Jefferson kauft Louisiana von Napoleon. 1812–1814: Die Union behauptet sich im letzten Unabhängigkeitskrieg gegen das englische Mutterland, das auf dem Kontinent engagiert ist. 40 4.2 Restauration, Regeneration, Demokratisierung in Europa und den USA von 1815 bis 1870 Zeitraum Klima Erfindungen 1815 1815 Vulkanausbruch des Tambora in Java mit atmosphärischer Verdunkelung 1816 Extreme Kälte in Westeuropa mit Ernteausfall, Hungersnöte, Mangel an Hafer mit Pferdesterben, Aufruhr, Auswanderungswelle nach Amerika und Russland, 100.000 Tote Generell Klima Kaltzeit Pessimum bis 1860 Deutschland, Preußen ÖsterreichUngarn Frankreich 1814–24 Louis XVIII. 1824 Karl X. versucht Reaktion und verletzt Verfassung. 1830 gestürzt 1827 Türkische Flotte bei Navarino von Briten, Franzosen und Russen vernichtet. England 1820–30 Georg IV. 1823 Unterstützung der Monroe-Doktrin und Unabhängigkeitskampf der spanischen Kolonien in Südamerika. 1827 Türkische Flotte bei Navarino von Briten, Franzo1835–1848 sen und Russen Ferdinand I., Absovernichtet, damit lutist werden auch Grie1834 Deutscher Zollchen unterstützt. 1848 März, Revoluverein 1830–48 Louis1830–37 Wilhelm tion in Wien, Prag, Philippe, BourIV., Bruder Georg 1840–61 Friedrich Budapest, Mailand, bone, starke BürIV. Wilhelm IV. Flucht Metternichs. ger- und Arbeiter- 1833 Fabrikgesetz Neue Verfassung 1837–1901 Victobewegung, 1848 1848 Nach der Revo- mit allgemeinem Revolution, Flucht ria, Nichte Wilhelms Wahlrecht. Winlution in Berlin wird IV. von Preußen, verfassungsgebende disch-Grätz beendet Louis-Philippe Louis-Napoleon Heirat mit Albert von 1850 Nationalversammlung Aufstand in Prag. Präsident Sachsen-Coburg. 1848–1916 Franz gewährt. 1851 StaatsAufhebung der PerJoseph I. erlässt 1830 GB: 1848 Revolution in sonalunion England1849 zentralistische streich, LouisPersonenMünchen Napoleon DiktaHannover. Reichsverfassung. Dampfeisenbahn tor, Ende der 1842 Montangesetz Kossuth in Ungarn 1. République 1845–46 Auswandeproklamiert Selb1837–1843 US: rung der Iren nach ständigkeit, wird mit Morse-Telegraf 1852–1870 Napo- Amerika wegen russischer Hilfe leon III., VerfasHungersnöten, von niedergeschlagen. 1845–1856 D/CH: 8 auf 4,5 Mio. EinRadetzky unterwirft sung durch PleGusstechnik, biszit bestätigt, wohner. Aufständische in Bessemerbirne Second Empire 1846 Freihandel und Oberitalien. Zahlreiche Kriege Manchestertum Totale Restauration 1848–1854 A: des Absolutismus Semmeringtunnel Schweiz 1821 NZZ 1830–1833 Regeneration statt Restauration; Volkssouveränität, Gleichstellung Stadt/Land, Freiheit von Handel, Gewerbe, Niederlassung, Presse und Glauben 1833 Trennung BS/BL 1830–1848 Kampf um Regeneration, Konservative vs. Liberale. Escher. Volksschule bringt Alphabetisierung und Durchbruch der Zeitungen. 1841 Klosteraufhebung im Aargau, 1844 Jesuiten in Luzern 1845 Sonderbund, 1847 Tagsatzung fordert dessen Auflösung. Italien, Spanien Russland, Osmanen Nord- und Südamerika 1815 Königreich SardinienPiemont bestätigt. Russland: 1801–1825 Alexander I. 1825–1855 Nikolaus I. Autokrat, Dekabristen, Polizeistaat USA: 1823 MonroeDoktrin, neue Unionsstaaten: Florida, Texas, Kalifornien, Neumexiko, Indiana, Oregon 1827 Türkische Flotte bei Navarino von Briten, Franzosen und Russen vernichtet, 1830 Niederwerfung des Aufstandes in Polen, wird russische Provinz 1848 Lombardei bleibt bei Österreich (Radezky). 1859–60 Garibaldi einigt Italien mit Lombardei. Osmanisches Reich: Zerfall des osmanischen Reichs: Muhammad Ali Pascha 1805– 1848 übernimmt schrittweise Ägypten. 1831 Ägypten besetzt Palästina und Syrien, 1832 Konya. 1840 Vormarsch gestoppt. Bündnisse je nach Situation umgestellt. Durch Zusammenbruch des Osmanischen Reiches droht Vakuum! China, Japan China: 1644–1911 QingDynastie (MandschuFremdherrschaft) Lateinamerika: 1810–25 spanische Kolonien unabhängig 1861–67 Kaiser 1840–1842 Maximilian von Opiumkrieg, GB erzwingt Mexiko † Handel in fünf Häfen und Hongkong 1854 Freundschafts- und Handelsvertrag mit den USA (Zwang) 41 Zeitraum Klima Erfindungen Deutschland, Preußen 1860 1866 D: DynamoMaschine 1870 1861–1888 Wilhelm I. 1862 Bismarck, Einigung durch Blut und Eisen 1864 Krieg gegen Dänemark, Schleswig an Preußen, Holstein an Österreich 1866 Einigung Deutschlands unter Preußischer Führung Krieg Preußens gegen Deutschen Bund und Österreich (Königgrätz), Prager Friede: Trennung Österreich von Preußen, Norddeutscher Bund Neuliberale Partei wird Bismarcks Regierungspartei. ÖsterreichUngarn 1855 Katholische Kirche mit Kontrolle über Schulunterricht per Konkordat 1859 Verlust der Lombardei an Frankreich und Sardinien-Piemont 1866 Königgrätz, Prager Friede Prag: Trennung von Preußen, Venedig an Italien Frankreich England 1853–56 Krimkrieg, Stopp der russischen Expansion am Schwarzen Meer 1846–1865 Palmerston, Außenminister, unterstützt liberale Bewegungen in Italien und der Schweiz. 1855 1. Weltausstellung in Paris 1853–56 Krimkrieg um das Schwarze Meer, Ende der russischen Expansion am Schwarzen Meer und der Vormachtstellung in Osteuropa 1858 Vietnam Kolonie Modernisierung von Paris (Hausmann) aber auch sozialpolitisch; markante Entwicklung von Handel und Industrie 1876 2. Weltausstellung 1857 Aufstand in Indien, ostindische Handelskompanie aufgehoben, Vizekönig in Kalkutta Schweiz 1848 Sonderbundskrieg General Dufour 1848 Neue Bundesverfassung mit generellen Vereinheitlichungen in Wirtschaft, Politik, Bundesbehörden, Regierung, Parlament, Bundesgericht, Sprachen. Alfred Escher. Italien, Spanien 1860 Toscana, Modena, Romagna durch Plebiszit mit Sardinien, Garibaldi erobert Sizilien und Süditalien. 1861 Vereinigung mit Sardinien, Sizilien 1807–1882 Victor Emanuel II. wird 1861 König von 1852–1898 Bahngeschichte Italien mit Hauptstadt in 4 Phasen, Florenz SKA, ETH 1866 Anschluss Venedigs Russland, Osmanen Russland: 1853–56 Krimkrieg um das Schwarze Meer, Ende der russischen Expansion am Schwarzen Meer und der Vormachtstellung in Osteuropa 1855–1881 Alexander II. 1859 Kaukasus erobert 1860 Amur erobert 1867 Taschkent, Samarkand besetzt Nord- und Südamerika 1861–65 Sezessionskrieg 11 Südstaaten gegen Union 1861–1865 Lincoln 1867 Alaska China, Japan Japan: 1868 Kaiser Mutsuhito. Beginn MeijiZeit (Aufklärung), Europäisierung Japans 42 4.3 Die Nationalstaaten in der 2. Hälfte des 19. Jahrhunderts Das 19. Jahrhundert war die Zeit, in der sich die Industrialisierung und die kapitalistische Wirtschaftsweise vor allem in Europa und Nordamerika durchsetzten. Mit dem Imperialismus erreichte die direkte und indirekte Dominanz Europas in der Welt ihren Höhepunkt. Innerhalb der sich industrialisierenden Gesellschaften veränderten sich die Lebensweisen teilweise dramatisch. Der soziale Wandel zerstörte hergebrachte Verhaltens- und Denkweisen. Die Verkehrsrevolution und die Suche nach Arbeit erhöhten die Mobilität. Die Städte wuchsen nicht nur in quantitativer Hinsicht, sondern mit der Urbanisierung begann sich eine spezifisch neuzeitliche städtische Lebensweise durchzusetzen. Das 19. Jahrhundert war in vieler Hinsicht das Jahrhundert des Bürgertums und der bürgerlichen Gesellschaft. Das Besitzund Bildungsbürgertum prägte im Wesentlichen Kunst, Kultur, Geistesgeschichte, aber etwa mit dem Nationalismus und dem Liberalismus auch die politische Kultur. Im weiteren Verlauf entwickelte sich auch die Arbeiterbevölkerung zu einer gesellschaftlich prägenden Schicht. Arbeiterbewegung und Sozialismus wurden zu zentralen Begriffen in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts. Dagegen verloren der Adel und die Landbevölkerung tendenziell an Bedeutung. Der Nationalstaat wurde als neue politische Institution aufgebaut. Er forderte neue Themen, neue Bildungssysteme, neue wirtschaftliche Strukturen, eine neue Vorstellung seitens derer, die in ihm lebten: die Bereitschaft, sich als Bürger zu sehen und sich dementsprechend zu organisieren. Nationale Euphorien wie sie im Einigungsprozess Italiens Mitte entstanden, sind historisch neue Phänomene. Überhöht durch kriegerische Symbolik wird eine romantische Identifikation als Basis neuer nationaler Bewegungen angestrebt. Das 19. Jahrhundert legte hier Grundsteine für die Entwicklungen, die im 20. Jahrhundert zu Faschismus und Nationalsozialismus führten. Die 2. Hälfte des Jahrhunderts ist auch das Zeitalter des Imperialismus, also die Eroberung der Welt zur Bildung von Kolonialreichen. Das Deutsche Reich wird auch aus diesem Blickwinkel neuer Global Player. Allseitig werden Waffenarsenale aufgebaut, Prestige und Imponiergehabe gepflegt, Unnachgiebigkeit und fehlender Wille zum Ausgleich, sogar Unfähigkeit zu jeglichem Verständnis gegnerischer Interessen, Machbarkeitsglaube und rücksichtsloser Kollisionskurs führten unausweichlich zum Kriegsausbruch 1914 mit unkontrollierbaren Folgen. Deutschland: 1871. Nach dem Deutsch-Französischen Krieg wird König Willhelm I. von Preußen zum Deutschen Kaiser gekrönt. Das 2. Reich wird bis 1918 dauern. Das Deutsche Reich ist eine konstitutionelle Monarchie ohne Ministerverantwortlichkeit. Zweikammersystem: Bundesrat mit Regierungsvertretern der Einzelstaaten und Reichstag mit einem Mitglied auf 100.000 Einwohner. Die Regierung liegt in der Hand des Kaisers, der den Ministerpräsidenten ernennt. Die Befugnisse des Reiches umfassen die Außenpolitik, Militär-, Zoll-, Handels-, Gewerbe- und Rechtswesen, Maß, Münze und Gewicht, Post und Telegrafie. Ausgenommen sind Bayern und Württemberg. Rasches Ausgreifen kolonialer Besitzungen. 43 Marx und Engels legen die Basis für den Historischen Materialismus, wirken von England aus, werden aber erst in linksintellektuellen Kreisen wahrgenommen und erzielen noch keine Breitenwirkung. Die preußische Regierung fordert erfolglos ihre Ausweisung. Österreich-Ungarn: Nach der völligen Abkehr vom aufgeklärten Josephinismus (1780–1790) folgen Jahrzehnte politischer Stagnation. Frankreich: 1870. Nach dem verlorenen Krieg wird in Paris die Republik ausgerufen (III. République). In der republikanischen Verfassung von 1875 ist ein parlamentarisches Regime nach englischem Vorbild verankert. Der Staatspräsident verkörpert die Staatsgewalt, die durch die Regierung mit den Ministerien ausgeübt wird. Keine Trennung zwischen gesetzgebender und ausführender Gewalt. Justiz aber unabhängig. England: 1871. Gesetzliche Anerkennung der Gewerkschaften. England betreibt gegenüber dem Kontinent eine Politik der Nichteinmischung und gibt das Ziel des Gleichgewichtes auf dem Kontinent auf. Lässt so 1866 Hannover untergehen, lässt ebenso Frankreich gegenüber Preußen unterliegen und gleichzeitig das Deutsche Reich eine Großmacht werden. Deutschland ist historisch eine Kontinentalmacht. Umso ausgreifender ist die englische Kolonialmacht. Schweiz: 1874. Totalrevision der Bundesverfassung. Nach 1848 dominierten im Parlament Eisenbahnherren, Bankdirektoren, Fabrikanten. Wachsende Opposition der Vermögenslosen und religiös Konservativen. Forderung nach Initiativrecht und Referendum. Demokratische Umgestaltung in den Kantonen mit direkter Volkswahl der Regierung. Bundesweit vereinheitlicht werden Militärwesen, Obligationenrecht (1881), Fabrikgesetz, Zivilstandswesen. Italien: 1870. Nach dem Wegzug der französischen Truppen besetzen die Italiener Rom. Durch Volksabstimmung erfolgt das Ende des Kirchenstaates und der Anschluss an das Königreich Italien bis zu den Lateranverträgen 1929. Der Papst bannt alle Urheber der Besetzung Roms. Das Land ist durch die lange Fremdherrschaft zerrüttet. Handel, Rechtssicherheit, Schulbildung liegen im Argen. Massenauswanderung. Russland: 1877. Russland unterstützt die aufständischen Slawen im Balkan gegen die Türken und dringt bis Konstantinopel vor. Im Innern herrscht Kampf zwischen Westlern und Slawophilen, Reformern und Autokraten. Soziale Probleme im Zuge der Industrialisierung führten 1898 zur Gründung der Kommunistischen Partei unter Lenin. USA: 1898. Im Krieg mit Spanien erobern die USA Kuba, Puerto Rico und die Philippinen. Annexion der Hawaii-Inseln. China: ab 1894 Auseinandersetzungen mit Japan. Japan: 1889 Japan wird konstitutionelle Monarchie. Auseinandersetzungen mit China. 44 4.4 Die Nationalstaaten in der 2. Hälfte des 19. Jahrhunderts bis zum Ersten Weltkrieg Erfindungen 1867 S: Dynamit Nobel 1876 US: Bell-Telefon 1877 D: elektrische Straßenbeleuchtung Deutschland, Preußen 1867 Ausgleich mit 1870–71 Deutsch- Ungarn, ÖsterreichFranzösischer Ungarn zwei gleichbeKrieg rechtigte Königreiche in der Rechtsform konstitu1871 König Wiltioneller Monarchien helm I. in Verdurch Personalunion sailles zum Deut- miteinander verbunden schen Kaiser gekrönt Einfluss Bismarcks 1883 US: 1879 Abbau der Maschinengewehr Kulturkampf(H. Maxim) Gesetze 1885 F: Louis Pasteur 1885 D: Motorzweirad 1886 F: Aluminium durch Elektrolyse (Hérault) 1895 D: Röntgen ÖsterreichUngarn 1883 Sozialgesetze 1884 Deutsche Kolonie SüdwestAfrika, Kamerun, Togo, Ost-Afrika, Neuguinea 1888 Wilhelm I. † 1888 Friedrich III. 1888–1918 Wilhelm II. 1890 Bismarck entlassen 1897 I: drahtlose Telegrafie (Marconi) 1890 Sansibar gegen Helgoland mit England ausgetauscht 1900 Bürgerliches Gesetzbuch im ganzen Reich Frankreich 1869 Suezkanal eröffnet durch Lesseps 1870 Napoleon III. gefangen bei Sedan 3. République 1875 republikanische Verfassung nach englischem Vorbild mit Präsident im Septenat 1879 konfessionslose Volksschule England 1867 demokratisches Wahlrecht durch Neuverteilung der Sitze, Herabsetzung des Zensus 1875 Erwerb von Suezkanal-Aktien, Königin Victoria auch Kaiserin von Indien 1878 Erwerb Zyperns 1881 Tunesien und Madagaskar werden Protektorate. 1882 Ägypten besetzt 1885 Indochina, WestAfrika besetzt 1886 Burma besetzt 1892 Panamaskandal 1894–1906 DreyfusAffäre 1903 Trennung von Kirche und Staat 1904 Entente cordiale mit England 1899–1902 Burenkrieg unter Cecil Rhodes, Transvaal und Oranje Freistaat 1904 Entente cordiale mit Frankreich Schweiz 1869 Sturz Eschers 1873 Kulturkampf Italien, Mittelmeer Russland, Türkei USA: 1898 Krieg gegen Spanien Kuba, Puerto Rico, Philippinen, Hawaii 1870 Rom Hauptstadt, Ende vom Kirchenstaat 1874 Totalrevision der BV 1878 England erwirbt Zypern 1875 von Osmanen, Nationalbahn Kolonie 1877–78 RussischTürkischer Krieg 1881–1894 1878–90 Alexander III. Umberto I. erDostojewski, Tolstoi richtet Protektorat Eritrea, Somalia, 1869–82 Gotthardbahn Dreibund mit Mittelmächten 1898 Verstaatlichung der Bahnen 1896 Niederlage in Abessinien, Verlust 1898 Kreta unabhängig von Osmanen USA/Pazifik, China/Japan 1894–1917 Nikolaus II. 1898 Gründung der Kommunistischen Partei unter Lenin 1903 Kauf Panamakanal 1913–1921 Wilson China: 1644–1911 QingDynastie, (MandschuFremdherrschaft) 1911–1949 Republik China 1894–95 1. Chinesisch-Japanischer Krieg, verliert Formosa an Japan, Korea selbständig 1900 Boxeraufstand, eine Reaktion gegen die Imperialistischen Europäer, z. B. deutsche Yangtse-Patrouille, Amerikaner und Japaner; ungleiche Verträge, ungeliebte Christen und ihre Mission, allgemeine Fremdenfeindlichkeit 1911 Republik 45 Erfindungen Deutschland, Österreich-Ungarn Frankreich England Schweiz Preußen 1903 US: Motorflug Gebr. Wright 1909 F: Ärmelkanal Blériot 1905 1. Marokkokrise, Wilhelm II. in Tanger, Frankreich behauptet Vormachtstellung in Marokko, unterstützt durch England, Italien 1908 Bosnische Krise Deutschlands Einverständnis zur Einverleibung von BosnienHerzegowina, Kriegsdrohung Russlands und Serbiens 1912 1. Balkankrieg Griechenland, Serbien, Montenegro, Bulgarien erobern den europäi1911 2. Marokko- schen Teil der Türkei. krise, Frankreich Europäische Krise, da errichtet Protekto- sich Österreich durch rat, Deutschland das vergrößerte Serbien erhält Teil Kongos bedroht fühlt. Serbien 1912–13 Ausbau muss Albanien abtreten, das Fürstentum wird. von Heer und Flotte auf 800.000 1913 2. Balkankrieg Mann Serbien, Griechenland, Montenegro, Russland entreißen Bulgarien die türkische Kriegsbeute, Serbien gestärkt, Österreich-Ungarn geschwächt. 1905 1. Marokkokrise, Wilhelm II. in Tanger, Frankreich behauptet Vormachtstellung in Marokko, unterstützt durch England, Italien 1901–10 Eduard VII. 1904 Entente cordiale mit Frankreich 1905 1. Marokkokrise Wilhelm II. in Tanger, Frankreich behauptet Vormachtstellung in Marokko, unterstützt durch England, Italien 1906 weitere Sozialgesetze Italien, Mittelmeer 1900 Victor Emanuel III. Krieg gegen die mit den Mittelmächten befreundete Türkei; besetzt Tripolis, Cyrenaica 1911 2. Marokkokrise, Frankreich errichtet Protektorat, Deutschland 1911 2. Marokkokrise, erhält Teil Kongos Frankreich mit Unterstützung Englands, 1912 Poincaré für RüsDeutschland erhält tung und Bündnis mit Teil Kongos Russland 1913 Einführung drei Jahre Dienstzeit, Bündnis Frankreich-Russland mit Militärcharakter und betrachtet Übergriff der Mittelmächte auf dem Balkan als Kriegsgrund 1904–05 RussischJapanischer Krieg 1905 Petersburger Blutsonntag 1905–1907 erfolglose Revolution 1905 Duma (Scheinparlament) 1907 Beilegung der russisch-englischen Feindschaft; Persien in englische und russische Interessenssphäre geteilt, Afghanistan und Tibet zu Pufferstaaten erklärt 1907 Beilegung der russisch-englischen Feindschaft. Persien in englische und russische Interessenssphäre geteilt, Afghanistan und Tibet zu Pufferstaaten erklärt 1910–1936 Georg V. 1911 Parlamentsgesetz, Kompetenzabbau des Oberhauses Russland, Türkei 1912 ZGB 1912–13 im Zuge der Balkankriege Griechenland, Kreta, Rhodos vereinigt 1913 Vertiefung des Bündnisses mit Frankreich USA/Pazifik, China/Japan Japan: 1889 Konstitutionelle Monarchie 1894–95 1. JapanischChinesischer Krieg, Japan besetzt Formosa. 1904–1905 RussischJapanischer Krieg, 1910 Japan annektiert Korea, Port Arthur, Süd-Sachalin. 46 4.5 Der Erste Weltkrieg (1914–1918) und der Friedensvertrag von Versailles (1919) 28.06.1914: Attentat auf Thronfolger Franz Ferdinand in Sarajewo. Österreich-Ungarn mit Deutschland verbündet, will mit Serbien abrechnen. Hinter Serbien ist Russland und damit Frankreich. Das Karussell der Kriegserklärungen einschließlich England, Japan und der Türkei läuft. Nach Kriegseintritt der USA 1917 verkündet US-Präsident Wilson die Kriegsziele in 14 Punkten. Sie enthalten u. a. Selbstbestimmungsrecht, Abrüstung, Abschaffung der Geheimdiplomatie, keine Annektionen, Kriegsentschädigung, Freiheit der Meere. Aufgrund des Selbstbestimmungsrechtes entstehen neue Staaten: Finnland, Estland, Lettland, Litauen, Polen, Tschechoslowakei. Andere vollenden ihre nationale Einigung: Jugoslawien, Rumänien, Griechenland. Deutschland, Preußen ÖsterreichUngarn Frankreich England 1. Weltkrieg 1. Weltkrieg 1. Weltkrieg 1. Weltkrieg Juli 1914 Kriegserklärungen, August erste Kriegshandlungen, September Ende der deutschen Offensive an der Marne, Stellungskrieg 28.06. Attentat. Juli 1914 Kriegserklärungen 1915–1917 Giftgaseinsatz am Ypernbogen 1916 Verdun 1917 U-Boot-Krieg 1915–1918 Isonzo, 12 Schlachten 1916–18 Karl I. Juli 1914 Kriegserklärungen, September Stopp der deutschen Offensive 1515 Schlacht um an der Marne die Dardanellen 1916 allgemeine Wehrpflicht 1917 Clémenceau 1918 allgemeines Wahlrecht z. T. auch für Frauen 1918: 08.08 schwarzer Tag 09.11. Abdankung des Kaisers 11.11. Waffenstillstand Ausrufung der Republik in Berlin 11.11.1918 Waffenstillstand Abdankung und 1918 Republik 2 Mio. Tote 1,8 Mio. Tote 1,4 Mio. Tote 0,9 Mio. Tote Schweiz 1. Weltkrieg 1914 Mobilisierung der Armee Proklamation der Neutralität 1917 BR Hoffmann-Rücktritt wegen Einmischung für einen deutschrussischen Separatfrieden 1918 ProporzWahlrecht im Nationalrat 1918 Generalstreik Italien, Balkan, Türkei 1. Weltkrieg Russland 1. Weltkrieg Nord- und Südamerika 1. Weltkrieg China, Japan 1. Weltkrieg 1914 Niederlage bei Tannenberg 1917 Revolution 1915 Kriegserklärung 1917 Zusammenbruch Italiens an Österreich- der Armee, Revolution; Ungarn; Bulgarien mit Friedensangebot an Mittelmächte, WaffenMittelmächten Rumänien mit Entente stillstand, Kerenski 1917 Diktatur der kom1915–18 Isonzo munistischen Partei, 1515 Türkei gewinnt Schlacht um Dardanel- Parteikongress, Dritte Internationale (Kominlen. tern), Weltrevolutionspartei 1915–18 Verfolgung 1918 Friede von Brestder Armenier Litowsk 0,5 Mio. Tote 1,8 Mio. Tote 1917 Kriegseintritt der USA 1917–33 Prohibition 1918 Wilson erklärt Kriegsziele. 0,2 Mio. Tote 1914–18 Japan gewinnt deutsche Südseeinseln und Kiautschau. 47 Deutschland, Preußen 1919 Frieden von Versailles Landabtretungen: ElsassLothringen, Eupen, Nordschleswig, Westpreußen, Posen, Danzig, Memelland, Schlesien teilweise Reparationen 20 Milliarden Goldmark (später mehrfach modifiziert) Rüstungsbeschränkung: Militär 100.000 Mann, 25.000 Marine 1919 Wahl der Nationalversammlung, Weimar, Friedrich Ebert erster Präsident des Deutschen Reiches 1919 Weimarer Verfassung ÖsterreichUngarn 1919 Frieden von Versailles Aufteilung der Donaumonarchie. Es bleibt Rumpf mit DeutschÖsterreich, Ungarn Republik Frankreich England Schweiz 1919 Frieden 1919 Frieden von von Versail- Versailles 1919 Versailles les bestätigt Schweizer erhält die meisten Neutralität erhält Elsass- deutschen KoloLothringen nien als Mandat, und als Man- auch Pälestina, Irak, Jordanien; date Syrien, England umfasst Kamerun, ein Viertel der Togo Erde und der Bevölkerung. Italien, Balkan, Türkei 1919 Frieden von Versailles Bulgarien verliert Zugang zu Ägais. Italien erhält Trentino, Südtirol, Istrien, Zara, Fiume, aber keine Kolonien. Türkei auf Kleinasien reduziert; akzeptiert den Frieden nicht 1920–23 Kleinasiatische Katastrophe (antigriechisch, antiarmenisch) 1923–1938 Atatürk Präsident Russland 1919 Frieden von Versailles Im Vertrag nur marginal erwähnt; Duldung einer gewissen Pufferzone im Osten Polens Nord- und Südamerika China, Japan 1919 Frieden von 1919 Frieden Versailles von Versailles 1919 USA wird nicht Mitglied des Völkerbundes (vom Senat abgelehnt) Japan erhält den Gewinn der eroberten deutschen Südseeinseln. Kiautschou an China zurück 48 4.6 Die Zeit des Völkerbundes (1920–1946) Die Idee einer Völker verbindenden Organisation war schon in der Aufklärung entwickelt worden. Nach dem Grauen des Ersten Weltkrieges erhielt sie starken Auftrieb und wurde durch den US-Präsidenten Thomas Woodrow Wilson in sein 14-Punkte-Programm aufgenommen, u. a. Selbstbestimmungsrecht, Abrüstung, Abschaffung der Geheimdiplomatie, keine Annektionen, Kriegsentschädigung, Freiheit der Meere. Einzelne Bestimmungen wurden in das Versailler Vertragswerk aufgenommen. Die Organisation des Völkerbundes nahm in Grundzügen bereits die Organisation der Vereinten Nationen vorweg. Der größte Unterschied zu heute bestand zum einen in der wesentlich kleineren Zahl an hauptamtlichen Mitarbeitern, zum anderen darin, dass fast alle Beschlüsse einstimmig gefasst werden mussten. Die Handlungsfähigkeit des Völkerbundes war demzufolge stark eingeschränkt. • • • Die Völkerbundversammlung. Diese tagte einmal jährlich, jedes Mitgliedsland hatte eine Stimme. Der Völkerbundsrat. Dieser hatte fünf ständige und zwölf nichtständige Mitglieder. Erfordernis der Einstimmigkeit. Das ständige Generalsekretariat und ein Generalsekretär. Der erste war Sir James Eric Drummond, Großbritannien, 1919–1933. Der Völkerbund erfüllte die hohen Erwartungen nicht. Wohl konnten einige kleinere Streitfälle geregelt werden. Die großen Konflikte wurden jedoch nach altem Muster ausgefochten. Ein Grund für das Scheitern war, dass gewichtige Akteure wie die USA nie, das Deutsche Reich, Italien, die Sowjetunion und Japan zwar irgendeinmal beitraten, in kritischen Phasen aber alsbald den Austritt erklärten. Im Weiteren war die Umsetzung schwierig, da sie Einstimmigkeit der Mitglieder erforderte und diese vor allem ihre Eigeninteressen verfolgten. Die UNO wurde 1945 nicht als Nachfolgeorganisation des Völkerbundes gegründet, obgleich bei ihrem Aufbau die Erfahrungen mit dem Völkerbund einbezogen wurden. 1920: In weiten Teilen Kontinental-Europas, besonders in Deutschland und Österreich, bestand große ethisch-psychologische Verunsicherung wegen der jahrelangen Erfahrung mit Krieg und Gewalt. Dazu kamen Verarmung und damit verbreitete Not und schlechte Versorgungslage. Bei den Mittelmächten herrschte weitverbreitete Enttäuschung wegen des Kriegsausgangs. Die unerwartete Niederlage brachte ungerecht empfundene Friedensbestimmungen, nicht akzeptierte Grenzen. Die Londoner Konferenz setzte 1921 die deutsche Kriegsentschädigung auf 132 Milliarden Mark fest. Über den Sinn einer solch astronomischen Summe besteht noch heute unter Politikern und Volkswirtschaftlern große Unsicherheit. Dazu kamen Inflation und Arbeitslosigkeit mit markanter Bedrohung für alle jene, die keine Sachwerte besaßen, also für Lohnabhängige, dem Kleinbürgertum. Die Russische Revolution und Revolutionsversuche vor Augen griff auf dem Kontinent die Angst vor dem Kommunismus um sich. In verschiedenen Staaten entstanden revolutionäre Bewegungen und rasch wachsende sozialistische oder kommunistische Gruppierungen oder Parteien. Starke Anziehungskraft der neu gegründeten Sowjetunion. 49 1929 Weltwirtschaftskrise: Die Welt stürzte in eine tiefe wirtschaftliche Depression, und diese bildete in Europa eine wichtige Bruchstelle für das Erstarken von Faschismus und Nationalsozialismus. Es folgten die Jahre des Scheiterns der Demokratie. 1932/33 Krise des Völkerbundes. Japan und Deutschland traten aus. 1934 Eintritt Russlands. Deutschland und Österreich: Die oben formulierten Aspekte galten für die unterlegenen Mittelmächte vollumfänglich. Also die verbreitete Unzufriedenheit und Enttäuschung über den Friedensschluss, die Kriegsschuld, Reparationen, Gebietsabtretungen und die militärische Entmachtung. Dazu kam die politische Verunsicherung vom Ende der Monarchie und der schwierige Übergang zur demokratischen Staatsform. Die Mentalität der Beamtenschaft, der Armee und der katholischen Kirche mit klar autoritären Strukturen und Traditionen bewahrte eine breite Ablehnung der demokratischen „Kultur“. In der Folge entsteht eine systematische Diskreditierung der republikanisch Gesinnten – Stichwort: Dolchstoßlegende. Die deutsche Kriegsentschädigung auf 132 Milliarden Mark war ein weiterer Genickschlag. Breite materielle und moralische Zerstörung bewirkten schließlich 1923 die gigantische Inflation. Sie verursachte eine Verarmung der Unterschichten und der unteren Mittelschicht. Deutschland versuchte die außenpolitische Isolation zu durchbrechen: 1922 Rapallo-Vertrag mit Russland und 1925 Locarno-Verträge sowie 1926 Beitritt zum Völkerbund (Leistung von Gustav Stresemann und Aristide Briand). Mit der Machtübernahme durch Adolf Hitler und der NSDAP standen alle Zeichen auf Kriegsvorbereitung. Max Weber (1864–1920) begründete die Soziologie als Wissenschaft mit starkem Einfluss auf Nationalökonomie und Politik. England und Frankreich: In England bestand hohe politische Stabilität und dank dem Kolonialreich Prosperität. Frankreich jedoch war trotz territorialem und kolonialem Zugewinn wirtschaftlich geschwächt und hatte mit großen sozialen Spannungen und einer starken sozialistischen Bewegung umzugehen. Es galt auch hier eine große Verunsicherung. Handfeste Reaktionen auf die deutschen Kriegsvorbereitungen blieben aus. Italien: Der noch junge Staat hatte mit verschiedenen Schwierigkeiten zu kämpfen: Südtirol und die Grenzziehung zu Jugoslawien, die Enttäuschung über den nicht bestätigten Kolonialbesitz, soziale Probleme mit dem Großgrundbesitz, Arbeitslosigkeit und die schlechte Versorgungslage, ein schwaches Bürgertum, eine schwache Monarchie. Das führte zu einer Radikalisierung zwischen Faschisten und Kommunisten und 1922 zur Machtübernahme der Faschisten durch Benito Mussolini. USA: militärisch die entscheidende Siegermacht, Kreditgeber und Gläubiger Europas; es gab jedoch kaum wirtschaftliche Veränderungen in den USA, in denen nach wie vor Big Business vorherrschte. Auch aus Enttäuschung über das europäische Verhalten nach dem Friedensschluss wurde eine Rückkehr zum Isolationismus eingeleitet. Auch die USA erhoben keine ernsthaften Proteste gegen die deutschen Kriegsvorbereitungen. Russland: 1917 allgemeiner Zusammenbruch, Revolution und Bürgerkrieg, Nachfolgewirren nach dem Tod Lenins 1923. Machtergreifung Stalins und Gewaltherrschaft auf der theoretischen Basis des Historischen Materialismus. 50 4.7 Vom Friedensvertrag von Versailles bis zum Zweiten Weltkrieg Erfindungen Deutschland Österreich Frankreich VölkerbundVölkerbundmitgliedschaft gründungsmitglied (GM) 1920–1938 Mitgliedschaft 1919–1945 Weimarer 1920–1946 Reichsverfassung (WRV), 1919 Aufteidirektdemokratisch mit lung der 1919 nach Initiative und ReferenDonaumoder USdum, Präsident, narchie Ablehnung Reichstag und Reichsrat; des Versailler einheitliches Wehrwesen, Vertrages Eisenbahnen, Wasserund des straßen. Nichteintritts in den Völ1921 Kriegsschuld 132 kerbund Milliarden Mark fixiert auf 1922 Rapallo: Ausgleich 1922 Völker- Status quo mit Russland, keine Rebundanleihe gegenüber parationen Deutschland Völkerbundmitgliedschaft 1926–1933 1926 US: erste Fernsehübertragung 1929 Lindbergh überfliegt den Ozean. England Völkerbundgründungsmitglied (GM) Mitgliedschaft 1920–1946 1921 Irischer Freistaat Teil des Empire Schweiz Italien TQ/GR VölkerbundVölkerbund: mitgliedschaft Italien (GM) 1920–1937 1920–1946 TQ (GM) 1932–1946 GR (GM) 1920–1946 1920 FabrikItalien: gesetz 48 1920 FaStunden 1921 fakulta- schisten 1922 Mussotives Refelini, Ziel natirendum gegen langfris- onaler Sozialismus, tige StaatsMarsch auf verträge Rom, Diktatur 1923 Inflationsjahr 1923 Ruhrgebiet durch Franzosen besetzt, Stresemann sucht Ausgleich mit Briand. 1924–29 Dawes- und Young-Plan zur Lösung des Reparationsproblems 1925 Hindenburg Präsident 1925 Locarno-Konferenz 1925 Neugründung NSDAP 1931 Bankenkrise 1925 Locarno 1926 Imperial Conference British Comonwealth of Nations 1925 Locarno 1932 Reichskonferenz in Ottawa, Wirtschaftseinheit des Empire Irland mit De Valera bleibt abseits. 1927 Zerfall der lateinischen Münzunion 1924 Annektion Fiume (Rijeka) Russland USA Völkerbundmitgliedschaft 1934–1939 Völkerbund 1919 Kongress lehnt Versailler Verträge und Eintritt in den Völkerbund ab. 1921 NEP, (Neue Ökonomische Politik) 1922 Rapallo 1923 Sowjetunion, Lenin †, Ära Stalin, Trotzki flieht, ab 1923 gewaltsame Besiedelung Sibiriens Japan Völkerbund Völkerbundgrün- (GM) 1920– 1933 dungsmitglied (GM) 1920–1946 1920 russischpolnischer Krieg (Polens Sieg an der Weichsel) 1922 Kiautschou von Japan zurück an 1922 Flottenab- China kommen USA- (1898 England-Japan- Deutsche Pacht, Frankreich1919 an Italien Japan) Klautschou zurück an China 1922 Flottenabkommen USAEngland-JapanFrankreichItalien 1923 Kuomintang 1929–33 Hoover 1929 Lateranverträge China 1929 Weltwirtschaftskrise 1925 Tschiang Kai Schek 1927 Mao Tse Tung, Trennung von Kuonmintang 1931 Besetzung Mandschurei 51 Erfindungen Deutschland Österreich 1932 CH: Amman baut George Washington Bridge mit über 1.000 m Spannweite 1933 Hitler (1889–1945) Kanzler, Weimarer Reichsverfassung teilweise außer Kraft 1932 Dollfuß 1933 Verbot der NSDAP 1934 Verbot der SPÖ 1933–35 Austritt aus dem Völkerbund, Kündigung aller Beschränkungen aus dem Versailler Vertrag 1935 Nürnberger Gesetze 1936 kündigt LocarnoVertrag 1936 Unterstützung Francos im Spanischen Bürgerkrieg 1936 Japan und Deutschland beschließen Antikominternpakt. 1938 Anschluss Österreichs 1938 Münchner Abkommen, Chamberlain, Daladier – Tschechei besetzt 1934 Republik und Verfassung Schuschnigg Frankreich 1934 Erste französische Kolonialkonferenz 1935 franz.sowjetischer Beistandspakt 1935 Laval Sparbudget 1936 Front populaire Léon Blum, Daladier 1938 Anschluss an das Deutsche 1939 Bündnisfall mit Reich Polen, Kriegserklärung an Deutschland England Schweiz 1934 Schweiz stimmt gegen Aufnahme der SU in den 1936 George V. † Völkerbund 1935 An1936–38 Eduard nahme VIII., Abdankung 1938–52 George VI. Wehrvorlage 1936 englischägyptischer Vertrag: 1935 Fröntgegenseitige Militär- ler-Initiative abgelehnt hilfe souveräner 1936 AbwerStaaten tung des Frankens um 30 %. 1938 Erklärung volle 1938 englischNeutralität irischer Vertrag, 1938 EidgeBeendigung des nössisches Wirtschaftskrieges Strafgesetz1940 Churchill buch gegen Widerstand der Föderalisten angenommen 1935 deutschenglisches Flottenabkommen 35:100 Italien TQ/GR Italien: 1935 Eroberung Abessiniens 1937 Austritt aus dem Völkerbund 1939 Annektion Albaniens Russland 1935 Beistandspakt RusslandFrankreich (Deutschland reklamiert Unvereinbarkeit mit Locarnovertrag) Beistandspakt RusslandTschechoslowakei USA China 1933–37 Frank- 1934 Langer lin Roosevelt Marsch 1937 Säuberungen 1939 Aufhebung des Waffenembargos aus der Zeit der Depression und des Isolationismus 1933 Austritt aus dem Völkerbund 1936 Offiziersrevolte bringt Militär an die Macht. 1936 kündigt Londoner Flottenabkommen 1936 Japan und Deutschland schließen Antikominternpakt 1936 Wiederwahl 1936 StalinVerfassung Türkei: 1920–23 Kleinasiatische Katastrophe 1930 Ausgleich Türkei/Griechenland Japan 1937–1945 Zweiter chinesischjapanischer Krieg 1937–1945 Zweiter chinesischjapanischer Krieg 52 5.1 Der Zweite Weltkrieg von 1939 bis 1945 Seit 1920 erlangte in weiten Teilen Europas der Faschismus beziehungsweise Rechtsextremismus zunehmend an Bedeutung. Benito Mussolini riss mit dem Marsch auf Rom 1922 die Macht in Italien an sich. 1936 griff Italien, das engere Beziehungen zum Deutschen Reich pflegte, Äthiopien an, im April 1939 wurde Albanien annektiert. In Spanien bekämpften sich von 1936 bis 1939 im Spanischen Bürgerkrieg eine Volksfrontregierung einerseits und Anhänger einer durch General Franco geführten Militärrevolte andererseits. Die Sowjetunion und zunächst auch die französische Volksfront lieferten der „Volksfront“ Waffen und Kriegsmaterial, während Italien und Deutschland die Truppen der Nationalisten Francos unterstützten. In Deutschland war der Nationalsozialismus seit 1930 zur Massenbewegung herangewachsen. Am 30. Januar 1933 wurde ihr und ihren rechtskonservativen Verbündeten die politische Macht übergeben: Adolf Hitler wurde vom Reichspräsidenten Paul von Hindenburg zum Reichskanzler ernannt. Er bildete aus Nationalsozialisten und Deutschnationaler Volkspartei das Kabinett Hitler. Außenpolitisches Ziel war die Revision der internationalen Ordnung nach dem Versailler Vertrag. Mit der 1935 vollzogenen Wiedervereinigung des Saargebietes mit dem Deutschen Reich, dem Einmarsch in das entmilitarisierte Rheinland 1936, dem „Anschluss“ Österreichs und der Abtrennung des Sudetenlandes von der Tschechoslowakei im Münchner Abkommen von 1938 wurden die ersten beiden Ziele weitgehend erfüllt. Begünstigt wurde dies durch die britische und französische Appeasement-Politik, die auf eine friedliche Verständigung mit dem nationalsozialistischen Deutschland abzielte. Selbst nach dem Einmarsch in die so genannte Rest-Tschechei im März 1939 gab es lediglich Proteste auf britischer und französischer Seite. Kurz darauf gab Litauen unter dem Druck der Verhältnisse das Memelland an Deutschland zurück, die Slowakei wurde ein eigener Staat und durch einen Schutzvertrag eng an Deutschland gebunden. Großbritannien und Frankreich wollten das deutsche Expansionsstreben eingrenzen und gaben Polen eine Garantieerklärung ab, die kurze Zeit später in ein förmliches Bündnis umgewandelt wurde. Im August 1939 schlossen Deutschland und die Sowjetunion überraschend einen Nichtangriffspakt, später „Hitler-Stalin-Pakt“ genannt. In einem geheimen Zusatzprotokoll des Paktes wurde die Aufteilung Europas in geografisch genau bezeichnete, aber ansonsten nicht näher definierte „Interessensphären“ beschlossen. Dies lief letztlich auf die Aufteilung Polens zwischen Deutschland und der Sowjetunion sowie die einseitige Eroberung und Besetzung weiterer Gebiete (unter anderem der baltischen Staaten und Finnlands) sowie weiter Teile Rumäniens durch die UdSSR hinaus. Auslöser war in Europa der Angriff des Deutschen Reiches auf Polen. Der Angriff erfolgte ohne vorherige Kriegserklärung am 1. September 1939. Ein Arrangement zwischen Deutschland und der Sowjetunion im August 1939 in Gestalt des Hitler-StalinPaktes machte für beide Staaten den Weg für eine militärische Expansion frei. Die UdSSR startete eine großangelegte Westerweiterung. 1941 brach die deutsche Seite den Nichtangriffspakt durch eine Invasion der Sowjetunion. 53 Der Kriegseintritt der Vereinigten Staaten wurde durch den japanischen Angriff auf Pearl Harbor am 7. Dezember 1941 provoziert, die Ausweitung in einen Weltkrieg war damit unausweichlich. Die Vereinigten Staaten von Amerika nahmen als entscheidende Akteure auf Seiten der Alliierten am Kriegsgeschehen teil. Die Alliierten und die Sowjetunion hatten das Potenzial an militärischen Mitteln und die unbeugsame Entschlossenheit der Deutschen Wehrmacht bzw. der Kaiserlich Japanischen Streitkräfte und ihrer politischen Führung unterschätzt und verkannt. Teilweise war auch aus innenpolitischen Gründen zu wenig und zu spät aufgerüstet worden. Die Beschwichtigungspolitik gegenüber dem NS-Deutschland erwies sich als tragische Illusion. Die Achsenmächte – das Deutsche Reich, Italien und Japan – führten Eroberungskriege gegen angrenzende Staaten, die sie ihren Interessen unterordnen wollten. Ihre militärischen Hauptgegner waren zunächst Frankreich, Großbritannien und die Republik China. Der Widerstand und die Gegenstrategien liefen erst 1942 richtig an. Ende 1942 waren aber die Deutschen und die Japaner an allen Fronten gestoppt. Die Achsenmächte waren überdehnt. Fünf Kriegsfronten waren zu führen, von denen drei Tausende von Kilometern lang waren: in Osteuropa von Finnland bis in den Kaukasus, in Westeuropa vom Nordkap bis Sizilien, im Balkan in jedem Land und mit wechselnden Koalitionen, in Nordafrika ein Bewegungskrieg mit unlösbaren Nachschubproblemen und im Fernen Osten von Hawaii bis Singapur über ein kaum übersehbares Inselreich. Obschon militärisch im Felde meistens überlegen, konnten die Achsenmächte maritim und an Rohstoffen – insbesondere mit Treibstoffen – und in der Kriegsproduktion nicht mithalten. Ein Abnützungskrieg musste zwangsläufig verloren gehen. Mit Hinblick auf die ideologischen und mentalen Gegebenheiten der gegnerischen Führung wurde bereits an der Konferenz von Casablanca im Januar 1943 als Kriegsziel die bedingungslose Kapitulation HitlerDeutschlands gefordert. Der Zweite Weltkrieg endete mit der vollständigen Niederlage der Achsenmächte am 8. Mai 1945 in Europa und am 2. September desselben Jahres in Asien. 1945, nach dem Krieg, brach die Allianz der Siegermächte auseinander. Unter der Führung der sich etablierenden Supermächte Sowjetunion und USA mündeten die weltanschaulichen Gegensätze und Machtinteressen der sich bildenden Staatenblöcke in den Kalten Krieg. Der Zweite Weltkrieg forderte 55 bis 60 Millionen Menschenleben. Er war seitens der Achsenmächte durch eine starke rassistische Ideologisierung geprägt, die zu zahlreichen Kriegsverbrechen und gewaltsamen, zumeist systematischen Übergriffen auf die Zivilbevölkerung führte. Mit Kriegsverlauf und Kriegsführung war auch untrennbar der Holocaust verbunden, dem allein sechs Millionen Juden zum Opfer fielen. Dass die Zivilbevölkerung im Vergleich zum Ersten Weltkrieg noch stärker von den Kampfhandlungen direkt betroffen war, lag außerdem an der verstärkten Entwicklung der Rüstungsindustrie. Sie ermöglichte die großflächigen Bombardierungen ganzer Wohngebiete in Europa und Asien. Höhepunkt dieser Entwicklung waren die Atombombenabwürfe auf Hiroshima und Nagasaki. 54 5.2 Der Zweite Weltkrieg von 1939 bis 1945 Zeitraum Erfindungen 1939 Der Krieg in Osteuropa 1.9.1939 Deutschland überfällt Polen. Angriff Russlands auf Polen Deutsch-sowjetrussischer Vertrag regelt die Teilung Polens. Der Krieg in Westeuropa Der Krieg im Balkan Der Krieg in Nordafrika Der Krieg in Fernost 1939.09. Nach dem Angriff Deutschlands auf Polen erklären England und Frankreich Deutschland den Krieg (Drôle de guerre an der Westfront) Die baltischen Staaten treten Häfen und Flugplätze an Russland ab. Russland greift Finnland an. Russland aus Völkerbund ausgeschlossen. 1940 1940.03. Russisch-finnischer Friedensschluss. Karelien an Russland verloren. Dreimächtepakt Deutschland/Italien/Japan 1940.07. Unter russischem Druck kommunistisch gewordene baltische Staaten beschließen Anschluss an die Sowjetunion. 1941 1942 1942 D: Fernrakete (v. Braun) 1941.06. deutscher Angriff auf Russland 1941.06. Finnland greift an deutscher Seite Russland an. 1941.07. Einmarsch der Russen und Engländer im Iran 1941.12. Vormarsch auf Moskau gestoppt; Hitler übernimmt Oberbefehl. 1942 Englisch-russisches Bündnis: kein Separatfrieden, keine Verhandlungen mit Hitler, auf 20 Jahre befristetes Nachkriegsbündnis Gegenseitiger Hilfsvertrag USA-Russland 1942.09. deutscher Angriff auf Stalingrad 1942.11. russische Gegenoffensive 1940.04. Deutschland besetzt Dänemark, Norwegen, Holland, Belgien, Luxemburg, 1940.05. Kapitulation Belgiens Deutscher Sieg in Flandern über das englische Expeditionskorps 1940.06. Italien erklärt England und Frankreich den Krieg. 1940.06. Waffenstillstand zwischen Frankreich, Italien und Deutschland 1940.07. Vichy-Régime in France libre 1940.08. Luftschlacht über England, englische Abwehr überlegen; erster Rückschlag der deutschen Kriegführung 1941–1942 England wehrt die deutsche U-BootFlotte dank der Überlegenheit der Royal Navy ab und sichert die Seeverbindungen nach Amerika und Russland. 1942.03. Beginn der englischen Luftoffensive 1942.08. englischer Handstreich gegen Dieppe scheitert 1942.11. Deutsche besetzen France libre. 1940.06 Russland annektiert Bessarabien und NordBukowina von Rumänien. 1940.08 RumänischSiebenbürgen unter Rumänien und Ungarn aufgeteilt 1940.09 Abdankung König Carol II., Nachfolger ist Antonescu. 1940.10 Italien greift Griechenland an. 1941.03. Bulgarien tritt dem Dreimächtepakt bei. 1941.03. Jugoslawien zum Dreimächtepakt, Staatsstreich unter General Simowitsch, Proklamation von Peter II. 1941.04. Einmarsch deutscher Truppen in Jugoslawien und Griechenland 1941.04. Einmarsch der Deutschen in Athen 1941.05. Landung der Deutschen auf Kreta 1940.09. Dreimächtepakt Deutschland, Italien und Japan 1937–1945 Zweiter Japanisch-Chinesischer Krieg, Japan besetzt Peking, Tientsin, Schanghai, Tschang Kaischek zieht sich nach Westen zurück. 1941.02. englische Offensive gegen Eritrea, ItalienischSomaliland und Abessinien, Vorstöße des deutschen Afrikakorps (Rommel) gegen Ägypten und Gegenstöße der Engländer 1942.11. Entscheidungsschlacht bei El-Alamein, Rückzug der Deutschen und Italiener nach Tunesien 1941.04. Russischjapanischer Nichtangriffs- und Neutralitätspakt 1941.12. Pearl Harbor 1941.12. Kriegserklärung Deutschlands und Italiens an die USA 1941.12. zwei englische Schlachtschiffe bei Malaya versenkt 1941.12. Hongkong besetzt. (1942 auf Folgeseite) 55 Zeitraum Erfindungen Der Krieg in Osteuropa 1943 1943.02. In Stalingrad fällt 6. Armee. 1943.03. Timoschenko eröffnet Nordfront. 1943.09. Deutsche räumen Smolensk. 1943.11. Deutsche räumen Kiew. 1944 1944.02. Einkesselung von 10 deutschen Divisionen bei Kirovograd (Ukraine) 1944.03. Schukow, Durchbruch bei Lemberg 1944.03. Besetzung Ungarns durch die Deutschen 1944.09. Finnland scheidet aus dem Krieg aus, Frieden mit Russland. 1945 1945.01. Russen in Pommern 1945.02. Krim-Konferenz (Jalta) 1945.03. Zusammenbruch der Deutschen im Osten 1945 US A-Bombe 1945.04. Russen besetzen Wien. 1945.05.02 Berlin fällt. 1945.05. bedingungslose Kapitulation 1945.05. Waffenruhe Der Krieg in Westeuropa 1943.01. erste amerikanische Bomben auf Wilhelmshaven 1943.01. Konferenz von Casablanca: mit Kriegsziel der bedingungslosen Kapitulation Hitlers 1943.07. Mussolini wird gestürzt. 1943.09. Landung der Alliierten in Sizilien und Kalabrien 1943.09. Kapitulation Badoglios 1943.11. Großangriff englischer Bomber auf Berlin 1944.06. Einzug der Alliierten in Rom 1944.06. Invasion der Alliierten in der Normandie 1944.08. Alliierte Landung zwischen Toulon und Cannes, die Vichy-Regierung löst sich auf. 1944.08. Paris wird befreit von Leclerc. 1944.12. Ardennenoffensive, operativ erfolgreich, aber strategisch reservenerschöpfend 1945.02. Krim-Konferenz (Jalta) 1945.03. Amerikaner überschreiten Rhein bei Remagen. 1945.04. Amerikaner und Russen treffen aufeinander bei Torgau 1945.04. Mussolini erschossen 1945.04. Armeegruppe Süd ergibt sich bedingungslos. 1945.04.30. Hitler-Selbstmord, 1945.05.01. Dönitz Nachfolger 1945.05. Kapitulation in Norditalien 1945.05. bedingungslose Kapitulation 1945.05. Waffenruhe Der Krieg im Balkan Der Krieg in Nordafrika 1942.11. Amerikanische und englische Truppen landen in Algerien und Marokko. 1943.12. Entsendung einer russischen Militärmission zum HQ Titos, Tito offiziell alliierter Militärkommandant 1944.08. deutsche Kapitulation in Bukarest 1944.08. Bulgarien bricht mit der Achse und interniert die deutschen Besatzungstruppen. 1944.10. russischer Einmarsch in Jugoslawien 1944.10. Befreiung Athens durch die Engländer 1945.01. Zusammenbruch der deutschen Front zwischen Warschau und Karpaten 1945.01. Kapitulation der deutsch-ungarischen Besatzung in Pest 1945.05. bedingungslose Kapitulation 1945.05. Waffenruhe 1943.05. Kapitulation der deutschitalienischen Streitkräfte in Tunesien (17 Generäle, 250.000 Mann) Der Krieg in Fernost 1942.01. Manila besetzt 1942.02. Singapur besetzt 1942.03. Java erobert 1942.05. Burma von Engländern geräumt, China isoliert 1942.06. Midway – Japaner gestoppt 1944.06. Marianen – japanische Marine entscheidend geschwächt 1944.07. Amerikaner auf Guam 1944.10. Amerikaner auf Philippinen 1945.08. Atombombe auf Hiroshima 1945.08. Kriegserklärung Russlands an Japan 1945.08. zweite Atombombe auf Nagasaki 1945.09. Kapitulation 1945.09. Mc Arthur in Tokio 56 5.3 Die Nachkriegszeit und der west-östliche Gegensatz Durch den Zweiten Weltkrieg schieden Deutschland, Italien und Japan aus dem Kreis der militärischen Großmächte aus. Die westeuropäischen Staaten (Frankreich, Niederlande, Großbritannien) wurden so weit geschwächt, dass sie nach dem Krieg ihre Kolonialreiche aufgeben mussten. An ihre Stelle traten die USA und die Sowjetunion als neue Weltmächte, durch die atomare Rüstung dann sogar als so genannte Supermächte. Im Juli und August 1945 wurde auf der Potsdamer Konferenz über die weitere Zukunft Europas und Deutschlands beraten. Die Zielrichtung der gefassten Beschlüsse hatte sich bereits auf der Konferenz von Jalta im Frühjahr 1945 abgezeichnet. Deutschland wurde in vier Besatzungszonen eingeteilt. Die Ostgebiete, also Pommern, Schlesien, Ostpreußen wurden der Verwaltung Polens und der Sowjetunion unterstellt. Das durch das Münchner Abkommen 1938 von Deutschland annektierte Sudetenland fiel an die Tschechoslowakei zurück. Polen erhielt dadurch eine neue Grenze im Westen (Oder-Neiße-Linie) und im Osten. Österreich wurde als neutraler Staat neu gegründet und ebenfalls in vier Besatzungszonen eingeteilt. Japan musste die besetzten pazifischen Inseln an Australien und Großbritannien zurückgeben; es verlor weiterhin Korea, Formosa (Taiwan), Südsachalin und die Kurileninseln an China bzw. an die Sowjetunion. In einem Teil des britischen Mandatsgebietes Palästina wurde der Staat Israel gegründet. Von der Verkleinerung Deutschlands waren zwischen 12 und 14 Millionen Deutsche betroffen. Das bedeutete Deportationen, Flucht und Verfolgung. Weitere 3,5 Millionen Polen verloren durch die anschließende Westverschiebung der polnischen Grenzen zugunsten der Sowjetunion ihre Heimat. Die deutschen und japanischen Kriegsverbrechen wurden in mehreren Prozessen, u. a. im Nürnberger Prozess, verhandelt. In Deutschland sorgten die zum größten Teil zerstörten Städte und der Mangel an Lebensmitteln bei der Bevölkerung für ein Leben in Armut. Weil viele Männer im Krieg gefallen waren oder in Kriegsgefangenschaft gerieten, beseitigten „Trümmerfrauen“ den Schutt in den Städten. Lebensmittel waren nur über Lebensmittelmarken oder aus eigenem Anbau zu haben, deshalb fuhren Stadtbewohner massenhaft aufs Land, um gegen Sachgüter Lebensmittel einzutauschen. Diese Situation wurde erst 1948 mit der Währungsreform und durch den bald darauf einsetzenden und vielfach als Wirtschaftswunder bezeichneten rasanten Wirtschaftsaufschwung in den 1950er Jahren anders. Später kam es zunehmend zu Spannungen zwischen den einstigen Verbündeten, den westlichen Alliierten auf der einen und der Sowjetunion auf der anderen Seite. Während die Westmächte die parlamentarische Demokratie in ihren Einflusszonen installierten, errichtete die Sowjetunion in den Staaten Osteuropas so genannte Volksdemokratien unter Führung der Kommunisten. In der Folge verschärften sich die Spannungen und führten über Nacht zu einer unversöhnlichen Gegnerschaft der einstigen Verbündeten, zur Teilung Deutschlands und Europas. Damit war der Zweite Weltkrieg sowohl in Europa als auch in Asien unversehens in den Kalten Krieg übergegangen. Schon während des Krieges hatte es Differenzen zwischen der Sowjetunion und den westlichen Alliierten gegeben, die zugunsten des gemeinsamen Ziels nicht in den Vordergrund gestellt wurden. Die gewaltigen Erweiterungen der sowjetischen Hemisphäre in den Westen und das beständige kommunistische Vordringen in Asien waren durch das Ergebnis des Zweiten Weltkrieges 57 möglich geworden. Die Atombomben auf Hiroshima und Nagasaki haben nicht nur den Zweiten Weltkrieg im Pazifik beendet. Sie haben auch ein noch rücksichtsloseres Vordringen der totalitären Sowjetunion gebremst. Als Kalter Krieg wird der Konflikt zwischen den Westmächten unter Führung der USA (NATO) und dem Ostblock (WAPA) unter Führung der Sowjetunion bezeichnet, den diese von 1945 bis in die 1980er Jahre mit allen Mitteln unterhalb der Schwelle eines offenen Krieges austrugen. Dabei wurden jahrzehntelang auf beiden Seiten politische, ökonomische und militärische Anstrengungen unternommen, bis hin zu Stellvertreterkriegen, um den Einfluss des anderen Lagers weltweit einzudämmen oder zurückzudrängen. Erster Stellvertreterkrieg war der Koreakrieg, der von 1950 bis zum Waffenstillstand 1953 dauerte. Die gefährlichste Situation entstand in der Kubakrise, in der sich die Welt am Rande eines Atomkriegs befand. Zahlreiche weitere Konflikte in Südostasien und Afrika wurden immer häufiger zur Sicherung von Rohstoffen geführt. Dieser Kampf wird auch mit dem Ende des Kalten Krieges mit zunehmender Heftigkeit geführt. 1982 wurden unter Präsident Ronald Reagan die Rüstungsausgaben markant erhöht. Dazu gehörten die Strategic Defense Initiative, die Stationierung von Mittelstreckenraketen in Europa sowie die Entwicklung der Neutronenbombe und von Stealthflugzeugen. Ein Rüstungswettlauf, bei dem die Sowjetwirtschaft schwerlich mithalten konnte. Der Konkurrenzkampf beider Systeme zeigte sich in der ideologischen Propaganda, der Wirtschaft und an den Entwicklungen in den Bereichen Kultur, Sport, Wissenschaft und Technologie (zum Beispiel Raumfahrtprogramme) der Supermächte und ihrer Verbündeten. Es zeichnete sich immer klarer ab, dass der Kalte Krieg letztlich von der wirtschaftlichen Leistungsfähigkeit der beiden Supermächte entschieden würde. Mit dem schleichenden Zusammenbruch der Wirtschaft im Ostblock und dem Führungswechsel im Kreml von 1985 eröffneten sich ernsthafte Chancen zu militärischer Abrüstung und politischer Annäherung der Blöcke. Michail Gorbatschows Verzicht auf die Breschnew-Doktrin ermöglichte ab 1989 die Selbstbestimmung der Völker Mittelosteuropas und zog den Zerfall des Ostblocks und 1991 die Auflösung der Sowjetunion nach sich. Damit endete der Kalte Krieg. Es sollte somit bis zur großen Wende von 1989/1990 dauern, bis durch das Ende der osteuropäischen Diktaturen die geostrategischen Nachwirkungen des Zweiten Weltkrieges beseitigt waren. Am 24. Oktober 1945 wurde die Charta der Vereinten Nationen von 50 Staaten in San Francisco genehmigt und damit die Gründung vollzogen. Die Organisation der Vereinten Nationen ist ein zwischenstaatlicher Zusammenschluss von 192 Staaten (Stand 2010). Organe sind das Generalsekretariat, der Sicherheitsrat, zahlreiche Sonderorganisationen und Nebenorgane sowie die Generalversammlung. Gemäß Satzungen kommt der UNO das Monopol der Gewaltanwendung zur Friedenssicherung zu. 58 5.4 Von der Nachkriegszeit bis zur Gegenwart Der Zweite Weltkrieg (1939–1945) hinterließ einen west-östlichen Gegensatz, der als Kalter Krieg bezeichnet wird. Die große Wende brachte 1989 mit der Perestroika auch das Ende der Sowjetunion und neue Herausforderungen im 21. Jahrhundert. In der nachstehenden Übersicht sind die Länder gruppenweise eingeordnet. Der Zeitvergleich ist damit nur beschränkt möglich. Technik 1946 USA: Computer Eniac 1952 USA: H-Bombe 1957 UdSSR: Sputnik 1961 UdSSR: Raumflug 1969 USA: 1. Mondflug 1972 USA: letzter Mondflug 1972 USA: Computertomograf USA, England Westeuropa NATO, EWG, EFTA, EU Deutschland Österreich Italien, Vatikan Schweiz Sowjetunion Osteuropa USA: Deutschland: Sowjetunion (SU): 1945–1953 Harry Truman, 1947 Marshall-Plan 1949 USA, Großbritannien, Frankreich, Italien, Benelux, Norwegen, Dänemark, Island, Portugal, Kanada bilden NATO, Kdo. General Eisenhower 1952 Türkei, Griechenland zur NATO 1953–1961 Präsident Eisenhower 1954 Londoner Konferenz: Ende der Besatzung Deutschlands sowie Eingliederung in die NATO 1959 Castro stürzt Batista auf Kuba 1961 Präsident Kennedy, 1963 † 1961 Invasion Exilkubaner gescheitert 1962.10. Kuba-Krise 1963–1969 L. B. Johnson 1964 Vietnamkrieg 1964–1973 1968 Martin Luther King † 1969–1974 Richard Nixon 1974–1977 Gerald Ford 1976–1981 Jimmy Carter 1981–1989 Ronald Reagan 1989–1993 George H. W. Bush 1993–2001 Bill Clinton 2001–2008 George W. Bush 2009 Barak Obama 1948 Währungsreform 1949 Grundgesetz 1949–63 Adenauer Bundeskanzler 1954 Nato-Mitglied 1961.08. Berliner Mauer 1969–74 Willy Brandt 1973 Beitritt UNO 1974–82 H. Schmidt 1982–98 H. Kohl 1989–90 Mauerfall und Wiedervereinigung 1998–2005 Gerhard Schröder 2005 Angela Merkel 1946.04. Verzicht auf Südtirol 1955 Staatsvertrag, alle Besatzer rücken ab, UNO-Beitritt 1946 Pariser Konferenz: Friedensverträge mit Italien, Finnland, Bulgarien, Rumänien und Ungarn 1949 Marschall Rokosowski wird Verteidigungsminister. 1953 Stalin † 1953–64 Chruschtschow 1962.10. Kuba-Krise 1956.11 Ungarnkrise 1965–1985 Ära Breschnew-Clan 1968 USA, Großbritannien, UdSSR signieren Vertrag über die Nichtverbreitung von Atomwaffen. 1985 Gorbatschow, Perestroika, Auflösung der Sowjetunion 1992 Jelzin unterzeichnet GUS-Vertrag. Italien: Polen: 1946 Abdankung Viktor Emanuel III. 1949 Nato-Beitritt 1955 UNO-Beitritt 1945 Sowjetischpolnischer Freundschaftsvertrag, mehrheitlich kommunistische Regierung, Verstaatlichungen von Gütern über 100 ha und Unternehmen über 50 Mitarbeiter IMF, EWG, EFTA, EU: 1944 Bretton Woods, Währungsabkommen, später IMF 1948 18 Staaten einschl. Schweiz bilden OEEC gemäß Marshall-Plan. 1949 Europarat in Straßburg 1951 Montanunion für Kohl und Stahl mit Deutschland, Frankreich, Italien, Benelux 1959 Römer Verträge Österreich: Mitteleuropa Balkan Tschechoslowakei, Ungarn, Rumänien, Bulgarien, Baltische Staaten: 1945–1949 Aufhebung Großgrundbesitz, Verstaatlichung der Wirtschaft, Freundschaftsverträge mit der Sowjetunion und Gebietsabtretungen, Säuberungen wie: – 1948 in der Tschechoslowakei kommunistischer Staatsstreich unter Gottwald, Masaryk-Selbstmord, Benes-Rücktritt – 1949 in Ungarn Kardinal Mindszenty Aufstände wie – 1956 Volkserhebung unter Imre Nagy, Sowjettruppen beenden Aufstand, Kadar neuer Regierungschef, 100.000 Ungarn fliegen nach Westeuropa. – 1968 Prager Frühling unter Dubcek. WAPA mit Sowjets, Polen, Ungarn, Bulgarien, DDR besetzen die CSSR. 1989 Wende, Nato-Beitritt 2004 EU-Beitritt Jugoslawien: 1945 Bündnisvertrag von Tito und Molotow 1945 Verstaatlichung der Wirtschaft 1945 Tito Präsident, Republik 1947 Säuberungen, Erzbischof Stepinac 1948 Tito löst sich vom Sowjetkurs, RGWLänder verhängen Wirtschaftsblockade. 1949/50 Tito erhält westliche Anleihen, wirtschaftliche Anlehnung an den Westen. 1954 Militärallianz Jugoslawien, Griechenland, Türkei Naher und Mittlerer Osten Türkei: Ferner Osten China: 1946 Türkei lehnt sowjetische Forderungen in der Dardanellenfrage ab. 1952 Beitritt zur NATO 1975 Auf Putsch griechischer Offiziere rufen Türkisch-Zyprioten einen unabhängigen Staat aus. 1945 Freundschaftspakt VR-CH mit SU 1949–1958 Gründungszeit der VR-CH 1951 Einmarsch Tibet 1958 Beginn der Industrialisierung, 1966– 1976 Kulturrevolution Arabischer Raum: 1976 Mao Tsetung † 1945 Arabische Liga gegründet 1976 wirtschaftliche 1946.07. Jüdische Terroristen sprenModernisierung mit gen in Jerusalem britisches HQ Deng Xiaoping 1948 Gründung des Staates Israel 1948.05 Angriff der umliegenden arab. 1997 Hong Kong und Macao zu VCR, TaiStaaten zu Vernichtung Israels wan ungelöst 1950 Jordanien unabhängig 1955 Bagdad-Pakt mit Großbritannien, Indonesien: Türkei, Iran, Pakistan 1956 Nasser verkündet Verstaatli1945 unabhängig, chung des Suezkanals. Sukarno 1956.10. Israel greift Ägypten an. Vietnam: 1956.11. englischer und französischer 1946 unabhängig Luftangriff auf Ägypten; 1954.07. Dien Bien Russland von Ungarn absorbiert Phu fällt 1956.11. USA stoppen Aktion, UNO1964–1973 VietnamTruppen besetzen Kanalzone. krieg gegen die USA 1967.06. Sechstage-Krieg, Israel Philippinen: 1946 besetzt Ostufer des Suezkanals, unabhängig Sinai, Westjordanland, syrische GoIndien, Pakistan, lanhöhen; Aufrüstung durch SowjetBurma: union und arabische Staaten. 1947 unabhängig 1950 Sowjetunion anerkennt kommunistisches Nordvietnam. 59 Technik 1976 F/GB: Concord 1977 USA: PC Appel II 1984 GB: Al Jeffryes DNA USA, England Westeuropa IMF, NATO, EWG, EFTA, EU 1959 EWG von 6 Ländern tritt in Kraft 1959 7 weitere Länder bilden EFTA 1963 England zur EWG abgewiesen 1972 Erweiterung der EWG um Großbritannien, Irland, Dänemark 1987 Einheitliche Europäische Akte, EEA 1993 Europäischer Binnenmarkt EU England: 1946 Zürcher Rede Churchills 1947 Indien und Pakistan unabhängig 1948 Defensivbündnis EnglandFrankreich-Benelux 1949 NATO-Gründungsmitglied 1952 Elisabeth II. 1956 Nasser verstaatlicht Suezkanal. 1956.10. Israel greift Ägypten an, englischer und französischer Luftangriff auf Ägypten, USA stoppen Aktion, UNOTruppen besetzen Kanalzone. 1979–1990 Margaret Thatcher PM 1997–2007 Tony Blair 1972–2007 Nord-Irland-Konflikt Frankreich/Benelux: 1997 USA: Raumsonde Galileo 1946–1958 Frankreich Vierte Republik 1947 BeNeLux-Verbund 1948 Bündnisse im Vorfeld der NATO 1958–1969 Frankreich Fünfte Republik, Charles de Gaulle (1970 †) 1962 Frankreich und Algerien Waffenstillstand 1963 Deutsch-Französischer Vertrag 1981–1995 Mitterrand 1995–2007 Chirac 2008 Sarkozy Deutschland Österreich Italien, Vatikan Schweiz Sowjetunion Osteuropa Mitteleuropa Balkan Naher und Mittlerer Osten Ferner Osten Schweiz: Polen: 1949 DDR: Iran: Korea: 1946 Diplomatische Beziehungen mit Sowjetunion 1947 AHV 1950 dipl. Beziehungen mit VR-CH 1959 Mitglied der EFTA, 1963 Mitglied Europarat 1971 Frauenstimmrecht 1973 konfessionelle Ausnahmeartikel aufgehoben 2002 UNO-Mitglied 1976 Arbeitslosenversicherung obligatorisch 1977 Kanton Jura 1984 Rüstungsprogramm mit total 1.000 Panzern (davon 380 Leopard) 1992 Beitritt IMF 2002 Beitritt zur UNO 1948 Polnische Regierung kündigt Jugoslawien den 1946 abgeschlossenen Freundschaftspakt 1956 Massenversammlungen fordern Unabhängigkeit Polens, Moskau hält sich innenpolitisch raus. 1957 Gomulka bestätigt 1980–1989 Solidarność 1945 Auflösung von Großgrundbesitz und Industriebetrieben 1946 SED mit Walter Ulbricht 1948 Ostberlin kriegt eigene Verwaltung mit Friedrich Ebert 1950 Anerkennung aller sowjetischen Verträge mit Polen und Tschechoslowakei 1953.06. russische Panzer unterdrücken Unruhen in Ostberlin 1954 Sowjetunion verleiht DDR Souveränität. 1951 Mossadegh, Verstaatlichung Ölwirtschaft, Modernisierungen 1963 Schah Reza Pahlavi, Modernisierung der Wirtschaft 1979 Islamische Republik, Khomeini 1980–1988 Erster Golfkrieg Irak-Iran mit Patt 1950 Nordkorea greift Süden an. UNO protestiert, General Mac Arthur Oberbefehl 1953 Waffenstillstand Vatikan: 1958 Papst Johannes XXIII. 1962 Zweites Vatikanisches Konzil 1963 Paul VI. 1978 Johannes Paul I./II. 2005 Benedikt XVI. Russische Zone in Österreich: 1945 Sowjets beschlagnahmen Erdölfelder 1955 Staatsvertrag, neutrales Österreich, Abzug der Besatzung Irak: 1944 Nach Abzug der Deutschen bildet Hodja eine kommunistische Regierung, bleibt aber unabhängig von der Sowjetunion oder des WAPA. 1979–2006 Saddam Hussein Präsident 1980–1988 Erster Golfkrieg gegen Iran, Pattsituation 1990–1991 Zweiter Golfkrieg, Irak besetzt Kuweit, Niederlage Irak durch amerikanisch-arabische Koalition 2003 der Irak-Krieg und Besetzung Griechenland: Israel: 1945 Griechenland wird Mitglied der UNO 1946 Wirren um die Staatsform, Einmischung seitens Albanien, Jugoslawien 1952 Beitritt zur NATO 1981 EU-Beitritt 1968–1970 Konfrontation IsraelÄgypten, jüdische Besiedlung im Westjordanland 1969–1974 Golda Meïr 1973 Jom-Kippur-Krieg 1974 UNO-Sicherheitsrat fordert Rückzug aus besetzten Gebieten 1979 Friedensvertrag Israel-Ägypten, Sadat 1980 Annektion Ostjerusalem 1981 israelischer Luftangriff auf irakischen Atomreaktor (während 1. Golfkrieg Irak-Iran) 1987 Erste Intifada 1994 Frieden mit Jordanien 2002–2005 Zweite Intifada 2006 Libanonkrieg 2009 Gazakrieg Albanien: Finnland: 1945 Politiker der deutsch-finnischen Allianz werden verurteilt. 1946 Mannerheim tritt zurück. 1947.02. Friedensvertrag mit Sowjetunion, Grenzen von 1941, Wiborg 1948 Bündnisvertrag mit Sowjetunion, Einschränkung der finnischen Militärhoheit 1995 EU-Beitritt 1954 ASEAN-Pakt mit 8 Staaten sichert den Pazifikraum 1955 Konferenz in Bandung 1957 Malaysia unabhängig 1962 Ausbruch des chinesisch-indischen Grenzstreites 1964 VR-China zündet A-Bombe. Nord-Vietnam unterstützt Vietcong, USLuftwaffe greift ein, verschärfte Krise in Südostasien 1964 Vietnamkrieg der USA 1971 Indischpakistanischer Krieg, neu: Bangladesch 1973 Vietnam-USA, Friedensvertrag 60 5.5 Die große Wende: Perestroika und das Ende der Sowjetunion und die Herausforderungen des 21. Jahrhunderts Ende der 1980er Jahre geriet die sowjetische und damit auch die russische Wirtschaft immer mehr in Schwierigkeiten. Auf einigen Gebieten der Versorgung herrschte schwerer Mangel. Die zentral geleitete Wirtschaft produzierte meistens genug an Gütern, aber diese befanden sich oftmals am falschen Ort. Wo die Marktwirtschaft auf Signale flexibel reagiert, dirigierte die Planwirtschaft die Güter an vorbestimmte Orte und damit am tatsächlichen Bedarf vorbei. Die Distribution erwies sich in einer komplexen Wirtschaft als nicht beherrschbar. Die Politik Gorbatschows machte deutlich auf dieses systemimmanente Problem aufmerksam. Die wirtschaftliche Krise trat für alle immer klarer zutage. Der Unmut der Bevölkerung entlud sich zunehmend offener. 1991 erklärten sich im Zuge des Machtzerfalls der sowjetischen Regierung und nach dem erfolglosen Putsch gegen Gorbatschow im August zunächst die baltischen Staaten und später auch die übrigen Sowjetrepubliken für unabhängig. Am 8. Dezember 1991 beschlossen die Staatsoberhäupter der letzten drei Unionsrepubliken – der russischen, ukrainischen und weißrussischen – die offizielle Auflösung der Sowjetunion. Die Russische Föderation trat die Rechtsnachfolge an. In Deutschland wurde die Wende durch den Mauerfall am 9. November 1989 manifest. Am 3. Oktober 1990 erfolgte formell der Beitritt der DDR zur Bundesrepublik Deutschland, womit die Deutsche Einheit vollzogen war. Im Kern ging es im Ost-West-Konflikt um einen einfachen Gegensatz: Die Erwartung der Durchsetzung einer sozialistischen Ordnung nach dem Vorbild der Sowjetunion stand gegen die Behauptung und Förderung einer liberalen Ordnung, die auf Privateigentum und dem Schutz individueller Freiheitsrechte beruhte. Nach dem gemeinsamen Sieg der Sowjetunion und der Westmächte im Zweiten Weltkrieg stand der Gegensatz zwischen Kommunismus und liberaler Ordnung im Zentrum der Weltpolitik. Ältere Gegensätze zwischen kapitalistischer Produktionsweise und sozialistischen Alternativentwürfen wie z. B. dem Korporativismus verwoben sich mit dem Pluralismus westlicher Zivilisation und dem Zentralismus asiatischer Prägung, zwischen parlamentarischem Rechtsstaat und tendenziell totalitärem Mobilisierungsstaat. Gesellschaftlich spielte in vielen Schattierungen ein Konflikt zwischen tradierter Ordnung und den Emanzipationshoffnungen der Unterprivilegierten in den Konflikt hinein. Die optimale Staatsform ermöglicht einen permanenten Suchprozess und verhindert die Extreme. Heute steht der weltweite Wettlauf um Einflusssphären, Ressourcen und die Durchsetzung der eigenen Ordnungsvorstellungen in vielfältiger Form im Vordergrund. Dieser Wettlauf heißt Globalisierung. Darunter versteht man den Prozess der zunehmenden internationalen Verflechtung in allen Bereichen, also in Wirtschaft, Politik, Kultur, Umwelt, Kommunikation. Diese Intensivierung der globalen Beziehungen geschieht auf der Ebene von Staatengruppen, Staaten, Institutionen, Gesellschaften und Individuen. Als wesentliche Ursachen der Globalisierung gelten der technische Fortschritt, insbesondere auf den Gebieten der Kommunikationstechnologie, Biotechnologie, Transporttechniken, sowie die politischen Organisationen und Entscheidungen zur Liberalisierung des Welthandels. 61 Eigentlich gab es Globalisierung schon immer. Die Seiden- und Weihrauchstraße, die Gewürzroute, die Schifffahrt auf den Weltmeeren, die technischen Erfindungen aller Zeiten führten zu einem rasch wachsenden Austausch von Ideen, Agrargütern, Industrieprodukten. Einen besonders üblen Exzess bildete der Sklavenhandel. Der Kolonialismus war die Globalisierung des 19. Jahrhunderts. Damit entstanden neue Machtkonstellationen. Neu ist die Geschwindigkeit, also der Gradient der Veränderungen. Überraschend ist auch die Wachstumsdynamik in China und Indien. Waren nach dem Zweiten Weltkrieg die USA, Deutschland und Japan die Zentren wirtschaftlichen Wachstums und des technisch-industriellen Fortschritts, so treten nun China und Indien mindesten quantitativ an deren Stelle. Neu sind die geografisch unterschiedlichen demografischen Entwicklungen. Die Statistiken der Vereinten Nationen verdeutlichen auch den hohen Unterschied zwischen entwickelten und wenig entwickelten Regionen und damit den Zusammenhang zur Lebenserwartung. Doch selbst innerhalb einer Region wie Afrika oder Europa sind große Schwankungen zu beobachten (etwa Europa: Durchschnittsalter: 39,0 Jahre, Spannbreite: 28,3 bis 42,3 Jahre). Die Entwicklung der Geburtenrate, der Lebenserwartung oder der Wanderungsbewegungen kann ausschlaggebend sein für die künftige Entwicklung einzelner Staaten. So wird beispielsweise das ansteigende Durchschnittsalter in der zukünftigen Politik Chinas eine wichtige Rolle spielen. In der Volksrepublik China leben zurzeit 1,314 Milliarden Menschen. Damit ist China das bevölkerungsreichste Land der Erde. China sieht sich mittelfristig immensen Problemen gegenüber. Die Lebenserwartung steigt mit dem industriellen Fortschritt des Landes. Sollte sich an der Ein-Kind-Politik Chinas nichts ändern, werden ab dem Jahre 2030 nicht genügend erwerbstätige Nachkommen vorhanden sein, um die alternde Bevölkerung zu versorgen. Neu ist auch Globalisierung der Umweltprobleme. Dabei ist zwischen Ressourcenverbrauch und der Umweltbelastung zu unterscheiden. Der Ressourcenverbrauch ist durch die technischen Möglichkeiten und das Bevölkerungswachstum gestiegen. Beim Ressourcenverbrauch und der Umweltbelastung lässt sich die sogenannte 80:20-Regel feststellen, wonach 80 % auf das Konto der Industrieländer gehen und 20 % den Schwellen- und Entwicklungsländern angelastet werden können. Die Umweltbelastung ist primär durch das Produkt aus Bevölkerungswachstum und dem Lebensstandard gegeben. Mit auf Ökologie fokussierter Technik, d. h. der Ressourceneffizienz, lässt sich jedoch der Ressourcenverzehr und damit die Umweltbelastung deutlich reduzieren. Das kann durch kapitalintensive Technik, oft aber auch nur durch naturnahe Methoden, erzielt werden. Kurzfristige kapitalistische Gewinne, antikolonialistische Reflexe, religiöse Strömungen oder historische Belastungen sind Hindernisse auf dem Weg einer nachhaltigen Globalisierung austarierter Interessen. Beispiel einer religiösen Strömung ist der Islamismus. Er bezeichnet die Politisierung des Islam bzw. eine Lesart des Islam auch als politischer, und nicht nur religiöser Ideologie. Seine Ziele sind die Errichtung eines islamischen Staates hin zur Anwendung der Scharia, des religiösen Gesetzes. Der Alleinvertretungsanspruch verhindert gerade eine Globalisierung austarierter Interessen. 62 Verlagshinweise: Gerald Archangeli/ Kurt Kowalsky: »Börsenstrategien zwischen Wunder, Wahn und Aberglauben« ©2010, 256 Seiten. - broschiert 14,7 x 20,8 cm ISBN-13: 978-3-926396-60-0 17,90 Euro HUBERT W. HOLZINGER BERLIN, TEL. +30 2167513 VERLAG, »Dieses Buch ist eine Drohung«, schreiben die Autoren und appellieren eindringlich an die Sparer, ihren Verstand nicht an der Garderobe abzugeben, geht es darum, sein eigenes Geld gewinnbringend anzulegen. Der studierte Betriebswirt Gerald Archangeli (40) ist geschäftsführendes Vorstandsmitglied der Conrad-Stiftung und Mitglied des Präsidium der IHK Berlin. Der Herausgeber und Co-Autor Kurt Kowalsky (57) ist Publizist und Anlageberater. Seine mehr als 30-jährige Börsenerfahrung war Grundlage für diese und zahlreiche andere Publikationen. Beide leben in Berlin...