Liebe Sport-Lkler, genießt die Zeit ohne Kurs, vergesst aber nicht unser langfristiges Trainingsziel – das Abitur! Unten eure Aufgaben bis Dienstag, 02. März. Das Schriftliche werde ich einsammeln! (Rechnet mit ca. 2-3 Stunden Bearbeitungszeit) Viele Grüße, U. Ruckdäschel Mündlich: • - Weineck III, S. 59-73 • - www.sportunterricht.de LK Sport: Biomechanische Prinzipien Schriftlich: • Abituraufgaben: Folie 59 – Nr.3+4 Folie 61 – Nr. 2+4 Bewegungslehre Die biomechanische Betrachtungsweise Biomechanische Prinzipien: Der Begriff wurde entwickelt von Hochmuth, 1982: „Prinzipien zur rationellen Ausnutzung von mechanischen Gesetzen.“ Weineck: „Gesetzmäßigkeiten über die Zweckmäßigkeit einer Bewegung.“ Baumann: „Die Allgemeingültigkeit sämtlicher Prinzipien wird durch sportartspezifische Bedingungen eingeschränkt, was dem Charakter eines Prinzips widerspricht. […] Die dargestellten Prinzipien sind bei kritischer Anwendung hilfreiche Leitlinien bei der Beurteilung sportlicher Techniken, Prinzipien im strengen Sinne allgemeingültiger Grundsätze sind es nicht." (in: Willimczik 1989, S.98) Kritische Betrachtung • "Die biomechanischen Prinzipien stellen zwar eine bestimmte Verallgemeinerung von Erkenntnissen über die Zweckmäßigkeit sportlicher Bewegungen dar, jedoch trifft nicht jedes dieser Kriterien auf alle Strukturen und Zielstellungen der sportlichen Bewegungsabläufe zu. Sie sind also keine Kriterien von umfassender Allgemeingültigkeit, sondern letztlich doch nur spezifische Kriterien" (HOCHMUTH 1971, 149). Baumann: „Die Allgemeingültigkeit sämtlicher Prinzipien wird durch sportartspezifische Bedingungen eingeschränkt, was dem Charakter eines Prinzips widerspricht. […] Die dargestellten Prinzipien sind bei kritischer Anwendung hilfreiche Leitlinien bei der Beurteilung sportlicher Techniken, Prinzipien im strengen Sinne allgemeingültiger Grundsätze sind es nicht." (in: Willimczik 1989, S.98) 1. Das Prinzip des optimalen Beschleunigungsweges 2. Das Prinzip der optimalen Tendenz des Beschleunigungsweges 3. Das Prinzip der Anfangskraft 4. Das Prinzip der Koordination der Teilimpulse 5. Das Prinzip der Gegenwirkung 6. Das Prinzip der Impulserhaltung 1. Das Prinzip des optimalen Beschleunigungsweges Eine konstante Kraft gibt einer Masse eine umso höhere Endgeschwindigkeit, je länger die Kraft auf die Masse einwirkt. • Ziel: Erreichen einer maximalen Endgeschwindigkeit mittels optimalem Beschleunigungsweg • Voraussetzung: optimal langes Einwirken der hohen beschleunigenden Kraft F=m*a=m*(∆v:∆t) → ∆v=(F*∆t):m Einflussfaktoren auf den optimalen Beschleunigungsweg Länge der Beschleunigung - ∆v=(F*∆t):m - sportartspezifische Regeln - physiologische Einschränkungen Form des Beschleunigungsweges - geradlinig (Angleiten) - gekrümmt (Drehstoß) (Vorteil: lange Bewegungsbahn Nachteil: Einhalten der besten Bewegungsbahn) RückenstoßtechnikRotationstechnik Kugelstoß: Rückenstoßtechnik Vgl. www.sportunterricht.de O‘Brian – Technik animiert Beschleunigungsweg beim Hammerwurf Hammerwurf animiert Nicht maximaler, sondern der optimaler Beschleunigungsweg Physiologisch: Die Vordehnung des Muskels spielt eine entscheidende Rolle bei der Wahl des optimalen Beschleunigungsweges. (Sarkomerlänge, Arbeitswinkel der Gelenke) Technisch: - Körperschwerpunktsenkung (VB Angriff) - Anlauf (Sprünge) - Verwringung (Diskus) - Bogenspannung (Angriffsschlag) 2. Das Prinzip der optimalen Tendenz des Beschleunigungsverlaufs (Ergänzung des Prinzips des optimalen Beschleunigungsweges) Zu welchem Zeitpunkt muss die maximale Bewegungsgeschwindigkeit erreicht sein? Karate: sehr schnelle Kraftentwicklung zu Beginn der Bewegung; kurze Wege Wurf: hohe Endgeschwindigkeit wichtig 3. Das Prinzip der maximalen Anfangskraft Bewegungen mit Ausholbewegungen verlängern den Beschleunigungsweg und vergrößern die Anfangskraft. Dabei gilt: Bewegungen, bei denen eine hohe Endgeschwindigkeit erreicht werden soll, müssen durch eine entgegen gesetzte Bewegung eingeleitet werden. Physikalische Begründung: - Vergrößerung des Kraftstoßes durch Abbremsen der Gegenbewegung (bei flüssiger Bewegungsabfolge!) Biologische Begründung: - Die Vordehnung des Muskels und ein optimaler Arbeitswinkel erhöhen die maximale Anfangskraft. - Beim Abstoppen der Ausholbewegung wird die kinetische Energie in den elastischen Komponenten gespeichert. - Negative Muskelarbeit bewirkt höhere Intensitäten. - Muskeldehnungsreflex: Muskelspindeln Dehungs-Verkürzungszyklus Ballhochwurf ohne Ausholbewegung Ballhochwurf mit Ausholbewegung Hier startet die Bewegung wie in der vorherigen Folie; C = Beginn des Wurfes Fehlerbilder? Vgl. www.sportunterricht.de Auswertung: Kraftstoßverlauf a-c vgl. www.sportunterricht.de Zeit – Kraft – Verlauf beim Sprungtest Auswertung: Kraftstoßverlauf d vgl. www.sportunterricht.de Zeit – Kraft – Verlauf nach Niedersprung 4. Das Prinzip der Koordination der Teilimpulse Um ein Wurfgerät (Beschleunigung eines Körperteils) maximal weit zu werfen oder den Gesamtkörper optimal bzw. maximal zu beschleunigen, müssen die dabei Versuch:der Geldmünze auftretenden Beschleunigungsimpulse hochschnipsen, ohne / mit Körperteile optimal koordiniert werden. Unterarmeinsatz: Da m*g= ½ mv2 viermal so hoch Zeitliche Koordination: Räumliche Koordination: Die Einzelgeschwindig- Die Geschwindigkeitskeiten der beteiligten vektoren der Körperteile erreichen Schwerpunkte aller an zum gleichen der Bewegung Zeitpunkt ihr Maximum beteiligten Körperteile oder sie reihen sich weisen (annähernd) in ohne Pause die gleiche Richtung. aneinander. Badminton Straddle Straddle: Schwerpunktskurven Hochsprung Flop Vgl. www.sportunterricht.de Kinetion und Modulation (als Teilaspekt der Koordination von Teilimpulsen) • Die großen Muskelgruppen im Bein-Hüft-Bereich dienen dem Antrieb (Kinetion), während die weniger kräftige Muskulatur des SchulterArm-Bereichs für die Aussteuerung (Modulation) verantwortlich ist. • Starke Muskeln der Beine und des Beckens haben die Aufgabe, die notwendige kinetische Energie zu schaffen. (Die beteiligten Muskeln werden auch als Kinetoren bezeichnet). • Die kinetische Energie wird durch die Rumpfmuskeln auf Schultern, Arme (und Ball/ Wurfgerät) übertragen. Die relativ schwachen Muskeln der Arme modulieren die Bewegung (Modulatoren). • Dies ist besonders wichtig für Bewegungen, bei denen nicht nur die hohe Endgeschwindigkeit, sondern die Präzision der Bewegung entscheidend ist (Volleyball, Basketball). Kinetion und Modulation Kinetion Modulation (überwiegender Anteil) Basketball Standwurf vgl. www.sportunterricht.de Positionswurf 5. Das Prinzip der Gegenwirkung Dieses Gesetz besagt, dass eine Kraft nie alleine auftritt. Vielmehr besteht zu jeder Kraft eine entgegengesetzt wirkende, gleich große Kraftwirkung, die als Gegenkraft bezeichnet wird. Die beiden Kräfte wirken auf verschiedene Körper – kein Kräftegleichgewicht! (drittes Newton’sches Axiom: actio est reactio) Gegenwirkung gegen einen Widerstand: • Absprung vom Boden • Armzug durch das Wasser • Reibung erhöhen durch Spikes Auch: Stabilisieren z.B. durch Verwringen beim Schlagwurf (nur möglich durch Boden als Gegenspieler) Gegenwirkung eines Körpers im freien Raum Die Flugkurve ist nach dem Absprung nicht mehr zu beeinflussen. aber: Die Lage des Körpers im Raum kann beeinflusst werden. Bsp.: Klappmesser beim Weitsprung Hang-Weitsprung Laufsprung Laufsprung vgl. www.sportunterricht.de Laufsprung animiert Sonderfall: Drehrückstoß Gegenbewegungen in Form von KreisDrehbewegungen der Arme/Beine wirken auf den Rumpf (auch wenn kein Bodenkontakt besteht), um den Körper wieder ins Gleichgewicht zu bringen. Aufgrund unterschiedlich großer Trägheitsmomente (Rumpf groß, Arme/Beine klein) werden schnelle Bewegungen des korrigierenden Körperteils benötigt. Es kann auch hier das 3. Newton’sche Axiom angewandt werden. Auch Scheinrotation genannt. Drehrückstoß - Beispiele • Weitspringer • Handballspieler • Fußballspieler • Stabhochspringer 6. Impulserhaltung Bei sportlichen Bewegungen wird der durch die Vorbereitungsphase ausgelöste (Dreh-) Impuls nach dem Impulserhaltungsgesetz konstant gehalten. D.h. die Summe der Teilimpulse innerhalb des Systems bleibt gleich. Bei Drehungen ist hierfür das Produkt aus Trägheitsmoment und Winkelgeschwindigkeit ausschlaggebend. Das Trägheitsmoment: J = m* r² Das Trägheitsmoment eines rotierenden Körpers hängt vom Abstand seiner Masse von der Drehachse ab. Wird der Abstand verringert, verkleinert sich das Trägheitsmoment (und damit auch das Drehmoment). Je größer der Radius, desto ausgeprägter ist der Widerstand gegen die Rotation. Da der Gesamtdrehimpuls (Trägheitsmoment x Winkelgeschwindigkeit) des Systems jedoch erhalten bleibt, wird die Winkelgeschwindigkeit in letzterem Fall erhöht. Salto vorwärts Beachte: Massenträgheitsmoment gestreckt = 3x gehockt Salto vorwärts animiert Salto rückwärts Eislauf Pirouette Eislauf Pirouette animiert • Auerbachsalto mit Schraube • Unterschwungsalto Fallende Katze Biomechanik in der Praxis Biomechanische Gesetzmäßigkeiten zum Erhalt des Gleichgewichts. Der Ausgleich von Gleichgewichtsproblemen bei der Sohlenstandwaage wird erreicht durch das biomechanische Prinzip des Drehrückstoßes, der so genannten Scheinrotation (vgl. Peters S.68). Dieses Prinzip besagt, dass zwar der Gesamtimpuls eines Körpers ohne äußere Einflüsse nicht verändert werden kann. Durch eine Scheinrotation aber, z.B. Armkreisen entgegen der gewünschten Drehrichtung, wird dem Körper ein Drehimpuls in die gewünschte Richtung gegeben. Meist führt ein Turner diese Bewegung automatisch aus, sie kann aber auch gezielt zur Erhaltung des Gleichgewichts eingesetzt werden. Prinzip der Impulserhaltung • • Das Prinzip der Impulserhaltung besagt, dass der Gesamtimpuls eines Körpers sich nur ändert, wenn Kräfte von außen angreifen. Innere Kräfte verändern den Puls nicht, er wird erhalten, kann aber in unterschiedlichen Teilimpulsen auftreten. Beim Stabhochsprung wird die Geschwindigkeit des Anlaufs durch den Absprung in den Sprung übernommen. Im Idealfall wird hierbei der gesamte Impuls übernommen, wobei auch der Stab einen Teil des Impulses aufnimmt und ihn durch seine Streckung nach oben wieder abgibt. Beim Einrollen in die LPosition und dem anschließenden Strecken erkennt man den Drehimpulserhaltungssatz, der besagt, dass durch die Verringerung des Massenträgheitsmoments (hier: Annäherung der Körperteile an die Drehachse) die Winkelgeschwindigkeit erhöht wird.