Das alte Ägypten

Werbung
Das alte
BAND 70
BAND 70
Ägypten
Der Autor:
Mumien, Hieroglyphen und Pyramiden –
die Kultur der alten Ägypter fasziniert uns
noch heute.
Univ.-Prof. Dr. Dieter Kurth
Ägyptologe
Welche Macht besaß der Pharao?
Wie lebten Bauern und Beamte?
Wie wurden die Hieroglyphen entschlüsselt?
BAND 70
Ägypten
Das alte Ägypten
Behutsam entfernen die Forscher die schwere Grabplatte. Atemmasken
schützen sie vor dem Staub, der jahrtausendelang das Grab des Pharao
bedeckte. Der Schein der Lampe fällt auf den Inhalt des Sarkophags ...
Das alte
SEHEN
MITMACHEN
SEHEN | HÖREN | MITMACHEN
www.wasistwas.de
Komm den Geheimnissen des alten Ägypten auf die Spur!
In dieser Reihe bereits erschienen:
Band 1 Unsere Erde
Band
2 Der Mensch
Band
3 Energie
Band
4 Chemie
Band
5 Entdecker und ihre Reisen
Band
6 Die Sterne
Band 7 Das Wetter
Band
8 Das Mikroskop
Band
9 Der Urmensch
Band 10 Fliegerei und Luftfahrt
Band 11 Hunde
Band 12 Mathematik
Band 13 Wilde Tiere
Band 14 Versunkene Städte
Band 15 Dinosaurier
Band 16 Planeten und Raumfahrt
Band 17 Licht und Farbe
Band 18 Der Wilde Westen
Band 19 Bienen, Wespen und
Ameisen
Band 20 Reptilien und
Amphibien
Band 21 Der Mond
Band 23 Architektur
Band 24 Elektrizität
Band 25 Schiffe
Band 27 Pferde
Band 28 Akustik
Band 29 Wissenschaften
Band 30 Insekten
Band 31 Bäume
Band 32 Meereskunde
ISBN 978-3-7886-0410-3
9 783788 604103
C010_R_04103_70_Aegypt_111020a.indd 1
Band 33 Pilze
Band 34 Wüsten
Band 35 Erfindungen
Band 36 Polargebiete
Band 37 Computer und Roboter
Band 38 Säugetiere der Vorzeit
Band 39 Magnetismus
Band 40 Vögel
Band 41 Fische
Band 42 Indianer
Band 43 Schmetterlinge
Band 44 Die Bibel.
Das Alte Testament
Band 45 Mineralien und Gesteine
Band 46 Mechanik
Band 47 Elektronik
Band 48 Luft und Wasser
Band 49 Sport
Band 50 Der menschliche Körper
Band 51 Muscheln, Schnecken,
Tintenfische
Band 52 Briefmarken
Band 53 Das Auto
Band 54 Die Eisenbahn
Band 55 Das alte Rom
Band 56 Ausgestorbene
und bedrohte Tiere
Band 57 Vulkane
Band 58 Die Wikinger
Band 59 Katzen
Band 60 Die Kreuzzüge
Band 61 Pyramiden
11/11
€ [D] 9,95
€ [A] 10,30
Band 62 Die Germanen
Band 63 Fotografie
Band 64 Die alten Griechen
Band 65 Eiszeiten
Band 66 Geschichte der Medizin
Band 67 Die Völkerwanderung
Band 68 Natur
Band 69 Fossilien
Band 70 Das alte Ägypten
Band 71 Piraten
Band 72 Heimtiere
Band 73 Spinnen
Band 74 Naturkatastrophen
Band 75 Fahnen und Flaggen
Band 76 Die Sonne
Band 78 Geld
Band 79 Moderne Physik
Band 80 Tiere – wie sie sehen,
hören und fühlen
Band 81 Die sieben Weltwunder
Band 82 Gladiatoren
Band 83 Höhlen
Band 84 Mumien
Band 85 Wale und Delfine
Band 87 Türme und
Wolkenkratzer
Band 88 Ritter
Band 89 Menschenaffen
Band 90 Der Regenwald
Band 91 Brücken und Tunnel
Band 92 Papageien und Sittiche
Band 93 Die Olympischen Spiele
Band 94 Samurai
Band 95 Haie und Rochen
Band 96 Schatzsuche
Band 97 Zauberer, Hexen
und Magie
Band 98 Kriminalistik
Band 99 Sternbilder und
Sternzeichen
Band 100 Multimedia und
virtuelle Welten
Band 101 Geklärte und
ungeklärte Phänomene
Band 102 Unser Kosmos
Band 104 Wölfe
Band 105 Weltreligionen
Band 106 Burgen
Band 107 Pinguine
Band 108 Das Gehirn
Band 109 Das alte China
Band 110 Tiere im Zoo
Band 112 Fernsehen
Band 113 Europa
Band 114 Feuerwehr
Band 115 Bären
Band 116 Musikinstrumente
Band 117 Bauernhof
Band 118 Mittelalter
Band 119 Gebirge
Band 120 Polizei
Band 121 Schlangen
Band 122 Bionik
Band 123 Päpste
Band 124
Band 125
Band 126
Band 127
Band 128
Band 129
Band 130
Bergbau
Klima
Deutschland
Ernährung
Hamster, Biber und andere Nagetiere
Lkw, Bagger und Traktoren
Maya, Inka und Azteken
Gedruckt in Europa.
www.tessloff.com
www.wasistwas.de
04.11.2011 11:45:48 Uhr
Ein in
Karnak ausgegrabener
Steinblock,
der darauf
wartet, von
den Ägyptologen
genauer
bestimmt zu
werden.
Inhalt
Ägypten, ein Geschenk des Nils
Die Gräber der Pharaonen
Was bedeutete der Nil für das alte Ägypten? 4
Woher kommt das Wasser der Nilflut?
5
Durch welche Gebiete fließt der Nil?
6
Was ist eine Pyramide?
Wie wurde ein Pharao bestattet?
Wie wurde eine Pyramide gebaut?
Gibt es andere Königsgräber als
die Pyramiden?
Was wissen wir über Grabräuber?
Die lange Geschichte der Pharaonen
Was war vor den Pharaonen?
8
Wer begründete das Reich der Pharaonen? 9
Wie waren die Beziehungen Ägyptens zu
seinen Nachbarn?
10
Wann erreichte Ägypten seine größte Macht?11
Wer war Echnaton?
12
Wer waren die Ptolemäer?
13
Was kam nach den Pharaonen?
14
Unser Wissen über Ägypten
Was sind historische Quellen?
Wer entzifferte die Hieroglyphen?
Was ist ein Ägyptologe?
Was wissen wir noch nicht über Ägypten?
15
16
18
20
Der Pharao, König und Gott
Welche Macht besaß der Pharao?
Wie lebte der Pharao?
Wie wurde Ägypten regiert?
Wie wurde ein Streit entschieden?
21
23
25
26
28
29
31
33
34
Die altägyptische Religion
Wie viele Götter gab es?
Wo wurden die Götter verehrt?
Glaubten die Ägypter an ein Weiterleben
nach dem Tode?
Was ist eine Mumie?
Was ist das Totengericht?
Welche Bedeutung hatte das Grab?
36
37
38
39
40
41
Vom Leben der Untertanen
Wer gehörte zu einer Familie?
Wie sahen die Häuser aus?
Wie lebte man zu Hause?
Welche Feste wurden gefeiert?
Wie wurden die Kinder erzogen?
Welche Berufe gab es?
Wie wurden die Löhne bezahlt?
42
43
44
44
45
46
47
Das Erbe der altägyptischen Kultur
Was verdanken wir den alten Ägyptern?
48
3
D003_R_04103_Bd70Aegyp_110411e.indd 3
20.06.2011 9:24:46 Uhr
Unser Wissen über Ägypten
Der erste Pylon (zweitürmige
Torbau) des Tempels von
Karnak. Beiderseits des Eingangs sehen wir senkrechte,
große Aussparungen im Stein.
Genau darüber befindet sich
jeweils eine Öffnung. Wozu sie
dienten, zeigt das Bild auf der
nächsten Seite.
D003_R_04103_Bd70Aegyp_110411e.indd 15
Über die Geschichte Ägyptens haben wir nun einiges erfahren,
Was sind
Weiteres wird folhistorische
gen. Woher aber
Quellen?
weiß man all dies?
Man erschließt es
aus den historischen Quellen. Jeder
hört gerne Geschichten aus der Vergangenheit. Dabei fragt man nicht, ob
sich die Sache genau so zugetragen
hat, wie sie erzählt wird. Die Hauptsache ist, dass die Erzählung interessant und spannend bleibt.
Anders sieht das der Historiker,
also der Wissenschaftler, der die
Geschichte erforscht. Er glaubt nicht
ohne Prüfung, was über die Vergangenheit erzählt wird; sein Ziel
ist nämlich, herauszufinden, wie die
Sache wirklich war. Dabei stützt er
sich auf Funde, die von dem Ort
und aus der Zeit stammen, um die
es geht; solche Originalfunde nennt
man historische Quellen.
In Ägypten findet man drei Arten
von historischen Quellen. Es sind
Gegenstände, Bilder und Texte. Gegenstände sind zum Beispiel ein
Tempel, ein Haus, ein Grab, eine
Statue, eine Mumie, Waffen, Möbel, Töpfe, ein Musikinstrument,
ein Brettspiel, ein Hemd, ein Paar
Sandalen, ein Papyrus, eine Puppe,
eine Halskette, ein Ohrring oder eine
Perle. Die gegenständlichen Quellen
zeigen dem Historiker, was es damals alles gab, wie diese Dinge
aussahen, oft auch wozu sie dienten
und wie sie funktionierten.
Die Bilder befinden sich auf einigen der genannten Gegenstände:
ein eingeritztes Bild auf einer Tempelmauer, ein gemaltes Bild auf der
Wand eines Grabes, auf einer Mumie
oder auf einem Topf. Weil aber die
bildlichen Quellen den Gegenstand
meist nur von einer Seite abbilden,
wird manchmal nicht klar, wie er
genau aussah oder wozu er diente.
20.06.2011 9:26:18 Uhr
Diese Darstellung auf einer
Wand des Tempels von Luxor
zeigt die Außenseite eines
Pylonen. Als bildliche Quelle
lässt sie erkennen, wozu die
Aussparungen und Öffnungen
dienten: In den Aussparungen
standen früher vier hohe Masten, die bei den Öffnungen befestigt und gesichert wurden.
Die Masten überragten das
Dach des Pylonen, und an ihrer
Spitze wehten bunte Wimpel;
dass die Wimpel bunt waren,
erfahren wir aus schriftlichen
Quellen.
Dafür aber zeigen die Bilder oft und nach der wissenschaftlichen DisObelisken
mehrere Gegenstände in einem kussion ist oft vieles klarer als vorher. Vor dem Pylon standen in der
sachlichen Zusammenhang; hieraus Der Streit zeigt aber auch, dass wir Regel zwei Obelisken. Diese
ergibt sich manchmal die Erklä- damals nicht dabei waren und dass wurden aus einem einzigen,
rung, wozu der einzelne Gegenstand wir deshalb die Vergangenheit nur riesigen Block Rosengranit
rekonstruieren können.
diente.
hergestellt, waren bis zu etwa
Texte und Inschriften findet man
30 m hoch und konnten dann
Im Jahre 1799 fanden franzö- über 300 Tonnen wiegen.
auf den verschiedensten Gegenstänsische Soldaten Obelisken verjüngen sich nach
den, auf Felsen, auf Mauern und
im westlichen oben, und ihre Spitze, die mit
Wänden, auf Möbeln, Waffen und
Wer
Delta,
beim Gold überzogen war, gleicht
Statuen, auf Topfscherben, vor allem
entzifferte die
Dorf Rosette, einer kleinen Pyramide.
aber auf Papyrus. Diese schriftlichen
Hieroglyphen?
einen dunklen Obelisken spielten eine
Quellen können nur recht ungenau
Stein. In diesen wichtige Rolle bei der Verehangeben, wie etwas aussah. Aber nur
sie halten Namen fest, geben Maße waren drei verschiedene Schriften rung des Sonnengottes und
und Größen in Zahlen an, erzählen eingeritzt, die hieroglyphische, die garantierten dadurch den
Märchen, berichten über weit zu- demotische und die griechische. Fortbestand des Lebens.
rückliegende Ereignisse und bewah- Als die europäischen Gelehrten Abren, was Menschen längst
Die Hieroglyphenschrift
vergangener Zeiten gefühlt
Die Bilder der Hieroglyphenschrift haben teils einen Bildwert, teils einen Lautwert. So beund gedacht haben.
den Bildwert „Fisch“ und
den Bildwert „weinen“, aber
Jede der drei Arten sitzt zum Beispiel
(ein Mund) den Lautwert r und
(eine Eule) den Lautwert m. Da man nur Konhistorischer Quellen ver- d
den Lautwert rm. Erst die Schreibungen
schweigt etwas. Deshalb sonanten schrieb, hat
erfahren wir am meisten und
unterscheiden rm „weinen“, von rm, „Fisch“. Also ist die hieroüber eine Sache, wenn wir glyphische Schrift ein Gemisch aus Bilderschrift und Lautschrift; sie zu lesen verlangt viel
dazu sowohl Gegenstände, Übung. Die koptische Schrift gibt auch die Vokale wieder und kann deshalb ohne Bildzeials auch Bilder und Texte chen die Wörter piMi (rimi), „weinen“, und
eee(rami), „Fisch“, auseinanderhalten.
besitzen. Allerdings bleibt
Wie kam nun das Bildzeichen zu seinem Lautwert? Etwa so: Wenn ich einen Aal und einen
auch dann noch vieles offen. Die Historiker streiten Arm zeichne, die Bedeutung der Wörter außer Acht lasse und nur ihre Lautwerte hinterei„Aalarm“, das heißt als neues Wort „Alarm“.
sich nämlich nicht selten nander spreche, ergibt sich
darum, wie die Quellen zu Einige Lautzeichen:
verstehen sind. Dieser Streit
b
p
f
m
n
r
h
s
k
t
gehört zur Wissenschaft,
16
D003_R_04103_Bd70Aegyp_110411e.indd 16
15.08.2011 13:06:51 Uhr
das System der hieroglyphischen
Schrift erkannte. Er hatte sich für
seine Studien gut vorbereitet,
hatte Griechisch und Latein gelernt, ebenso wie Hebräisch,
Arabisch und Koptisch. Die
Arbeiten seiner Kollegen
kannte er zu einem guten
Teil, mit ihren vielen Fehlern, aber auch mit ihren richtigen Erkenntnissen. Wichtig für
seinen Erfolg war das
Studium der „Kartuschen“, also der Königsnamen, welche in einem
länglich-ovalen Feld
stehen. Champollion
verglich zum Beispiel
die folgenden Kartuschen und ihre griechischen Wiedergaben:
Der Stein von
Rosette (siehe
Ptolemäus
und Kleopatra
Bild) ist das Bruchstück einer Stele,
also eines Denksteines. Er
besteht aus Basalt und trägt
ein und denselben Text in drei
Schriften und zwei Sprachen.
Die obere Schrift ist die hieroglyphische, sie hält den
Text in der alten und heiligen
mittelägyptischen Sprache
fest. Es folgt die demotische
Schrift, die den Text in der
ägyptischen Alltagssprache
wiedergibt, und das war zu
jener Zeit das Demotische.
Unten steht der Text in griechischer Schrift und Sprache.
Die beiden ägyptischen Versionen des Textes wurden
aus der griechischen Sprache
übersetzt.
schriften der Texte bekamen, wurde
der griechische sofort übersetzt. Er
enthält den Beschluss einer Priesterversammlung aus dem Jahre 196
v. Chr. An seinem Ende ist zu lesen,
dass der Beschluss in drei Schriften
aufgeschrieben werden sollte. Damit
war klar, dass jede Schrift denselben
Text wiedergab. Der Stein von Rosette musste der Schlüssel zur Entzifferung der Hieroglyphen sein.
Auch mithilfe dieses Schlüssels
bemühten sich viele Gelehrte vergebens. Einige kamen allerdings der
Lösung des Problems näher. Sehr
weit gelangte der englische Physiker
Thomas Young. Er ermittelte bereits
die Lautwerte einiger Zeichen und
die Bedeutung einiger Wörter; das
System der Hieroglyphenschrift blieb
ihm aber verborgen.
Es war der Franzose Jean François Champollion (1790–1832), der
Er fand unter anderem, dass nach
der Position der Zeichen
den
Lautwert p hat,
den Lautwert o
und
den Lautwert l.
Vieles blieb noch zu klären, so
zum Beispiel, dass das Zeichen für
o eigentlich kein Vokal ist, weil die
ägyptische Schrift nur Konsonanten
kennt. Champollion wusste bald,
dass die Hieroglyphen zwar Bilder
sind, dass aber viele von ihnen feste
Lautwerte haben, ähnlich wie unsere
Buchstaben. Rasch fand er die Lautwerte zahlreicher Zeichen heraus, las
Königsnamen und Texte.
Im Jahre 1822 legte Champollion
die Ergebnisse seiner Forschungen
vor. Sie waren zweifellos richtig,
aber viele Kollegen wollten seine Entdeckung nicht anerkennen.
Schließlich prüfte der deutsche
17
D003_R_04103_Bd70Aegyp_110411e.indd 17
15.08.2011 13:06:56 Uhr
gen nennen. In Paris wurde er 1830
Professor für das Fach Ägyptologie;
die Stelle hatte man eigens für ihn
neu geschaffen. Die erste deutsche
Professur für Ägyptologie erhielt
Richard Lepsius 1842 in Berlin.
Die Ägyptologen können viele
ägyptologische Probleme nicht alleine lösen; denn sie haben
z. B. nicht gelernt, wie
man den Gang der Sterne
oder den Sternhimmel vor
4 000 Jahren errechnet,
wie man das Innere einer
Mumie sichtbar macht,
wie man aufgefundene
Überreste von Pflanzen,
Tieren, Steinen und Metallen naturwissenschaftlich bestimmt, wie man
Fundstücke konserviert
oder wie das Alter eines
Stückchens Holz ermittelt
wird. Deshalb arbeiten die
Ägyptologen immer häufiger mit anderen Wissenschaftlern zusammen.
Zu diesen gehören Astronomen, Ärzte, Biologen, Chemiker, Geologen,
Physiker und andere. Die
Zusammenarbeit hat sich
gelohnt, denn durch sie
ist manches Problem geEin Pfeiler der Weißen Kapelle Sesostris I. in Karnak. Der Gott
löst worden.
Month führt den König (links) zum Gott Amun. Über den drei
großen Bildern sieht man viele kleine Bilder, die genauso fein
Dank der Zusammenausgearbeitet sind wie die großen. Sie lassen sich lesen und
arbeit von Ägyptologen
aussprechen, sind Bild und Schrift zugleich: Hieroglyphen.
und Geologen kann man
Der Ägyptologe ist ein Historiker, heute in vielen Fällen sagen, aus
der sich speziell welchem Steinbruch des Landes ein
mit der Geschich- Stein kommt. Auch lässt sich das
te des alten Alter einer Arbeitsstelle im SteinWas ist ein
Ägypten beschäf- bruch mithilfe der Meißelspuren
Ägyptologe?
tigt. Weil Cham- bestimmen.
Manchmal kennen die Ägyptopollion sich als
Erster ganz dem Studium des pha- logen nur die ungefähre, aber nicht
raonischen Ägypten gewidmet hat die genaue Bedeutung eines Wortes.
und weil er dabei so erfolgreich war, So wusste man vom Wort wch. nur,
darf man ihn den ersten Ägyptolo- dass es der Name irgendeiner Frucht
Gelehrte Richard Lepsius die Ergebnisse Champollions und erklärte sie
für grundsätzlich richtig. Lepsius
löste noch einige Probleme des
Schriftsystems, die Champollion
nicht hatte klären können. Damit
war die Entzifferung der Hieroglyphen abgeschlossen.
Ein grob gearbeiteter Topf, der in
einem Grab gefunden wurde. Die
Aufschrift lautet
wch. , Erdmandeln.
Hieratisch
wch. , Erdmandeln,
Das Wort
wurde in Hieratisch geschrieben. Die hieratische Schrift
ist die kursive Schreibschrift
der alltäglichen Geschäfte.
Hieroglyphen, vergleichbar
unseren Druckbuchstaben,
benutzte man in der Regel nur
für monumentale Inschriften
auf Stelen sowie auf den
Wänden der Paläste, Tempel
und Gräber.
18
D003_R_04103_Bd70Aegyp_110411e.indd 18
20.06.2011 9:34:07 Uhr
Großaufnahme des Eies einer
Bilharzie (Schistosoma haematobium). Das Ei stammt aus
einer Mumie und zeigt, dass
die gefährliche Krankheit
„Bilharziose“ bereits im alten
Ägypten verbreitet war.
Die ägyptische Armee im
Angriff. Zwar ist diese lebendige und sehr eindrucksvolle
Darstellung mithilfe der historischen Quellen gezeichnet
worden, aber es handelt sich
doch nur um eine Rekonstruktion. Bei ihr ist zu bezweifeln,
dass der Löwe des Königs aktiv
in den Kampf eingegriffen hat. D003_R_04103_Bd70Aegyp_110411e.indd 19
war. Es war ein glücklicher Umstand, dass Töpfe gefunden wurden,
welche die Aufschrift wch. trugen
und Früchte enthielten. Als Biologen
die Früchte analysierten, stellte sich
heraus, dass es sich um Erdmandeln handelte, also um die nahrhaften Wurzelknollen einer Pflanze.
Nun weiß man, dass das Wort wch.
die Erdmandel bezeichnet. Dabei
wollen wir nicht hoffen, dass ein
alter Ägypter die Erdmandeln in die
falschen Töpfe gelegt hat.
Die für die Medizin entwickelte
Methode der Computertomografie
hat man auch zur Untersuchung
ägyptischer Mumien eingesetzt. Nun
kann man in die Mumie hineinsehen, ohne dass man sie aufwickeln,
aufschneiden und damit zerstören
muss. Die computertomografischen
Bilder zeigen in vielen Einzelheiten,
wie die jeweilige Mumie hergestellt
wurde. Mitunter sind sogar die
Erreger bestimmter Krankheiten zu
erkennen, öfters auch deren Folgen
sowie allerlei körperliche Missbildungen.
Aus dem Körpergewebe der Mumie lässt sich die Blutgruppe des
Verstorbenen feststellen. Auch DNAAnalysen sind möglich. Beides kann
über die verwandtschaftlichen Beziehungen der Toten Auskunft geben.
Entsprechende Untersuchungen an
den Königsmumien können entscheiden, welche Könige miteinander blutsverwandt sind. Das hilft
dem Historiker, offene Fragen zu
den einzelnen Dynastien zu klären.
Der Computer ist ein unentbehrliches Arbeitsgerät des Ägyptologen geworden. Mit ihm kann
er Hieroglyphen „zeichnen“. Riesige
Textmengen lassen sich mithilfe des
Computers erfassen, ordnen oder
durchsuchen. Dank des Computers
ist es leichter geworden, Gebäude
20.06.2011 9:34:14 Uhr
Das Erbe der altägyptischen Kultur
Die Überreste des alten Ägypten
lagen Jahrtausende unter dem
Was verdanken
Sand verborgen,
wir den alten
bis die ÄgyptoloÄgyptern?
gen sie ausgruben
und anfingen, das
Leben und die Kultur Ägyptens zu rekonstruieren. Was sie vorfanden, war
eine der frühen Hochkulturen, wie wir
sie zum Beispiel auch aus dem Zweistromland oder dem Industal kennen.
Die frühen Hochkulturen waren Erben
der Steinzeit, aber sie entwickelten
vieles weiter und erfanden Neues
dazu, was die Völker der Antike übernahmen und an uns weitergaben. Das
erklärt, warum wir manche Wurzeln
unserer Kultur bis ins alte Ägypten
zurückverfolgen können.
Unsere Schrift stammt letztlich aus
dem alten Ägypten. Wir benutzen etliche Wörter, die auf die altägyptische
Sprache zurückgehen. Dazu gehören „Oase“, „Natron“, „Eben(holz)“,
„Gummi“ oder „Papier“.
Auch in der Bibel steht einiges,
was aus dem alten Ägypten entlehnt
wurde. So lesen wir im Alten Testament in den Sprüchen Salomos:
„Jeder glaubt, sein Weg sei richtig,
aber Gott prüft die Herzen.“ Das
Prüfen der Herzen erinnert sehr an
das ägyptische Totengericht.
Die Ägypter hielten 110 Jahre
für das ideale Lebensalter, und im
1. Buch Mose wird gesagt: „Also
wohnte Joseph in Ägypten ... und
lebte 110 Jahre.“ Die ägyptischen
Quellen für das ideale Lebensalter
sind wesentlich älter als die Bibel.
Schließlich verdanken wir auch unseren Kalender den Ägyptern. Diese
hatten nämlich das Jahr in 365 Tage
eingeteilt, mit zwölf Monaten zu je
30 Tagen und fünf Zusatztagen. Die
Schalttage wurden von Julius Caesar
und von Papst Gregor XIII. eingeführt.
Als Erste gliederten die Ägypter den
Tag in 24 Stunden, zwölf für den Tag
und zwölf für die Nacht. Damit teilen
wir unsere Zeit noch heute so ein, wie
es die alten Ägypter vor Jahrtausenden erfunden haben.
Die Herkunft unserer
Schrift Nach dem Vorbild der ägyptischen Schrift bildeten die
Phönizier, über Zwischenstufen, eine alphabetische
Schrift, die allerdings nur die
Konsonanten schrieb. Erst die
Griechen fügten die Vokale
hinzu. Das griechische Alphabet wurde von den Römern
ihrer eigenen Sprache angepasst und mit dem Latein in
Europa verbreitet. So schreiben wir heute lateinische
Buchstaben, deren Geschichte
aber reicht zurück bis zu den
alten Ägyptern.
Zeittafel
Vorgeschichte
Jungsteinzeit
2. Zwischenzeit
Assyrer
671-664
Hyksos
ab 1650
Libyer (Saiten)
664-525
um 3000
Ahmose
vor 1500
Perser
525-404
Djoser
um 2700
Amenhotep I.
um 1500
30. Dynastie
380-343
Cheops
um 2600
Hatschepsut
vor 1450
Alexander d. G.
332-323
Teti
um 2300
Thutmosis III.
um 1450
Ptolemäus I.
Pepi II.
um 2200
Echnaton
Menes/Aha
ab 6. Jahrt.
ab 1700
Tutanchamun
nach 1350
vor 1300
Kleopatra VII.
Augustus
306-283/2
51-30
1. Zwischenzeit
ab 2150
Mentuhotep II.
um 2000
Ramses II. 1279-1213
Byzantiner
27-14 n.Chr.
Amenemhet I.
vor 1900
Ramses III.
1187-1156
Araber
ab 640
Sesostris III.
vor 1800
3. Zwischenzeit
ab 1050
Türken
ab 1517
Amenemhet III.
um 1800
Nubier
vor 700
Republik
ab 1952
ab 395
48
D003_R_04103_Bd70Aegyp_110411e.indd 48
20.06.2011 9:43:49 Uhr
Herunterladen