Sport Koronar - Koronarsport Bietigheim

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Koronarsport Bietigheim-Bissingen e.V.
Koronarsport – warum?
Beim Koronarsport (coronar = lat.: „Kranz“) handelt es sich um eine Trainingsform, in der gezielt auf Erkrankungen des Herz- Kreislaufsystems eingegangen wird. Die den Herzmuskel kranzförmig umschließenden und
das Herz mit Nährstoffen und vorallem Sauerstoff versorgenden Blutbahnen, werden deshalb Herzkranzgefäße oder Koronararterien genannt.
Für den Koronarsport gilt, daß die körperliche Bewegung die Durchblutung der Herzkranzgefäße fördert.
Durch diese Art Ausdauersport wird wesentlich zur Rehabilitation des Patienten nach einem Herzinfarkt oder
einer anderen Herzoperation beigetragen.
Im Unterschied zum Sport für Gesunde muß Koronarsport auf den Herzpatienten abgestimmt und exakt
dosiert werden. D.h. die sportlichen Belastungen werden möglichst genau de beeinträchtigten Herz-Kreis-laufZustand des einzelnen Patienten angepaßt. So müssen bei den Übungen die Dauer und die Häufigkeit so
dosiert werden, daß sie das Herz-Kreislaufsystem in seiner Funktion verbessern - aber in keinster Weise
überbeanspruchen.
Ca. jeder dritte Herz-Kreislauf-Todesfall und nahezu jeder sechste Todesfall überhaupt ist auf eine koronare
Herzkrankheit zurückzuführen. Wie wir zwar alle wissen, sorgt vor allem der Ausdauersport dafür, daß die
Koronararterien optimal durchblutet werden und der Herzmuskel den lebenswichtigen Sauerstoff erhält. Doch
muß an dieser Stelle auf einen bedeutsamen Unterschied aufmerksam gemacht werden, daß derselbe Sport
beim völlig gesunden Menschen gut und sinnvoll ist – beim Herz-Kreislaufpatienten jedoch sich dieser Sport
nicht ohne weiteres auch als „Koronarsport“ nach einem Herzinfarkt eignet. Im Unterschied zum Gesundheitssport nämlich muß der Koronarsport für Herzpatienten besonders fein und exakt dosiert werden. Im Koronarsport müssen die sportlichen Belastungen jeweils genau auf den - mehr oder weniger beeinträchtigten - HerzKreislauf-Zustand des einzelnen Patienten abgestimmt werden. Dabei wird die Intensität, Dauer und
Häufigkeit der Übungen so dosiert werden, daß sie einerseits zu einer Funktionsverbesserung des HerzKreislaufsystems führen, andererseits das Herz des Koronarsportlers aber nicht über- beanspruchen, weil
sonst möglicherweise evtl. ein - erneuter - Herzinfarkt auftreten könnte.
Deshalb bietet der Koronarsport Bietigheim-Bissingen e.V. derzeit 6 gemischte Gruppen mit unterschiedlicher
Belastbarkeit an. Dies stellt einen wichtigen Bestandteil der Prävention und der Gesundungsförderung dar.
Die genaue Dosierung der Belastung wird durch unseren med. Beirat festgelegt. Dieser besteht aus kompetenten und meist noch praktizierenden Ärzten. Um verantwortungsbewusst die Patienten am Übungsabend
bzw. an der ca. 75-minütigen Übungseinheit teilnehmen lassen zu können, erfolgt der Sport unter Leitung von
zertifizierten Übungsleiterinnen und in Anwesenheit von mind. 1 Arzt. Auch ist die Gruppengröße auf 20 Teilnehmer begrenzt. Wichtig und kennzeichnend ist also immer die Zusammenarbeit zwischen Arzt, Patienten
und Übungsleiter/in.
Als Voraussetzung zur Teilnahme an einer der Gruppen im Koronarsport Bietigheim-Bissingen e.V. dient eine
Verordnung zum Koronarsport durch den Hausarzt (Basis: REHA- od. Klinikbericht) mit evtl. Bestätigung der
Kostenübernahme durch die Krankenkasse.
Nach Beendigung der Zuzahlungsphase durch die Kasse tragen die Mitglieder die Kosten als Selbstzahler
aus eigener Tasche und können dann natürlich weiterhin am Koronarsport aktiv teilnehmen.
Folgende Zielsetzungen werden schwerpunktmäßig im Koronarsport verfolgt:
• Stabilisierung und Verbesserung der körperlichen Leistungsfähigkeit
• Ökonomisierung der Herz- und Kreislaufbelastung
• positive Einflussnahme auf das Körpergewicht
• Aufklärung über gesunde Lebensweise
• psychische Rehabilitation
• Soziale Integration mit Stärkung des Selbstbewusstseins
Durch das enge Zusammenarbeiten von Medizinern, Übungsleitern, Patienten und nicht zuletzt den anderen
ebenfalls Betroffenen, wird zum einen gewährleistet, daß die Teilnehmer »richtig« Sport treiben. Damit finden
sie leicht zu einer persönlich sinnvollen Sportart mit adäquaten Belastungsintensität. Zum anderen treffen sich
hier Menschen mit ähnlichen Krankheitsbildern und Problemen. Das bietet die Möglichkeit des Aus-tausches
gemeinsamer Erfahrungen und Erlebnisse und damit auch wichtiger psychologischer Hilfen zur Überwindung
und Bewältigung der Herzkrankheit. Die 6 Koronargruppen in Bietigheim-Bissingen treffen sich immer
montags (siehe Übungszeiten und Örtlichkeit im Ordner „Wo“ und „Wann“) für 75 Minuten.
Zwar stehen dabei Sport und Bewegungstherapie im Mittelpunkt. Aber neben den sportlichen Übungen
spielen auch gesundheitserzieherische Fragen wie Ernährungsberatung, Probleme des Raucherverhaltens,
der Gebrauch von Medikamenten, alternative Trainings- und Sportmöglichkeiten (z.B. Nordic Walking,
Schwim-men, Rudern u.a.) eine wichtige Rolle. Und natürlich ist der soziale Aspekt, beim anschließenden
Zusam-mensitzen bei einem kleinen Bierchen, auch Bestandteil der ganzheitlichen
Gesundheitsverbesserung.
Wem der Weg nach Bietigheim-Bissingen zu weit ist oder umzugsbedingt die Region verlässt, der kann gerne
ein Verzeichnis der meisten Herz- bzw. Koronarsportgruppen, die es in Baden-Württemberg gibt, beim WBRS
(Württembergischer Behinderten- und Rehabilitationssportverband e.V.) erfragen.
Welcher Gruppe würde ich zugeteilt werden?
Derzeit haben wir in Bietigheim-Bissingen 3 verschiedene Typen von Koronar- bzw. Herzgruppen:
• Die Übungsgruppen 1 und 3 zur weiteren Nachsorge bzw. Rehabilitation nach einem Herzinfarkt oder nach
einer Herzoperation. Teilnehmerkreis: Belastbarkeit bis ca. 75 Watt.
• Die Trainingsgruppen 2 und 5 zur weiteren Steigerung und Stabilisierung der verbesserten Gesundheit nach
einem Herzinfarkt oder nach einer Herzoperation. Teilnehmerkreis: Belastbarkeit mit mindestens 75 Watt (bis
ca. 125 Watt).
• Die Trainingsgruppen 4 und 6 zur Stabilisierung der gesamtheitlichen Gesundheit und weiterer Ausbau der
Leistungsfähigkeit durch spezielle die Ausdauer fördernde Übungen. Teilnehmerkreis: stabilisierte Patienten
nach einem Herzinfarkt oder anderen Herzoperationen, mit einer Belastbarkeit von > 125 Watt.
Was genau ist eigentlich eine KHK?
Zu den weltweit am häufigsten auftretenden Herzerkrankungen gehört die KHK (koronare Herzkrankheit).
Rund 1,5 Millionen Betroffene gibt es alleine in Deutschland. Und alarmierend ist daß die Patientenzahlen
weiter steigen.
Aber was ist eigentlich eine KHK und warum führt eine KHK zu Schmerzen im Brustraum (= Angina pectoris)
oder löst plötzlich einen Herzinfarkt aus?
Nicht nur die zahlreichen Organe im Körper wie z. B. Gehirn und Nieren werden zuverlässig mit sauerstoffreichem Blut durch unser Herz versorgt, sondern auch der Herzmuskel selbst. Die Blutversorgung des
Herzmuskels erfolgt über die so genannten Herzkranzgefäße oder Koronararterien, die von der Hauptschlagader (Aorta) abzweigen und den Herzmuskel fein verästelt überziehen (Abb. 1).
Abb. 1: Die Koronararterien (rot dargestellt) überziehen den Herzmuskel und versorgen ihn mit sauerstoffreichem Blut, wohingegen die Koronarvenen (blau dargestellt) für den Rücktransport des sauerstoffarmen
Bluts sorgen.
Sind die Koronararterien krankheitsbedingt nicht mehr in der Lage, den Herzmuskel mit ausreichenden Mengen an sauerstoffreichem Blut zu versorgen, spricht man von einer koronaren Herzkrankheit bzw. abgekürzt
von einer KHK. Die häufigste Ursache einer solchen KHK ist dabei die Arteriosklerose (umgangssprachlich
Gefäßverkalkung), bei der es stellenweise zu Verdickungen der Gefäßwände und entsprechenden Engstellen
(= Stenosen) kommt (Abb. 2), woraufhin der Blutfluss in den betroffenen Arterien stark abnehmen kann.
Abb. 2: Bei einer KHK können die Koronararterien verstopfen, woraufhin einzelne Herzmuskelabschnitte nicht
mehr ausreichend mit Blut versorgt werden.
Warum verursacht eine KHK Schmerzen?
Eine KHK muss nicht in jedem Fall zu Symptomen führen. Zu Beschwerden kommt es erst, wenn die
Verengungen der Blutbahn so stark fortgeschritten sind, dass in einzelnen Herzmuskelabschnitten ein
deutlicher Sauerstoffmangel auftritt. Dies kann zur Übersäuerung im Herzmuskelgewebe (Abfall des pHWertes) führen und Schmerzen im Herzbereich verursachen. Dies wird medizinisch als Angina pectoris
bezeichnet (Angina pectoris = lat. "Brustenge"; angina: "die Enge", pectus: "der Brustkorb/die Brust").
Aufgrund komplexer Nervenverbindungen können diese Schmerzen dann auch in andere Körperregionen
ausstrahlen, z.B. in den Schulterbereich, in den Unterkiefer, in den Rücken zwischen die Schulterblätter oder
in andere nahe gelegene Körperregionen.
Hinweis: Bei vielen Betroffenen treten die Angina pectoris - Beschwerden nur unter körperlicher Belastung
auf, z. B. wenn der Herzmuskel beim Sport oder bei anstrengendem Treppensteigen sehr viel mehr sauer-
stoffreiches Blut benötigt als dies in Ruhe der Fall ist, aber der Blutfluss in den Koronararterien aufgrund der
Engstellen nicht ausreichend gesteigert werden kann.
Der Herzinfarkt
Bei einer KHK kann es in den Herzkranzgefäßen zu Einrissen der krankhaft veränderten Gefäßinnenwände
kommen, an denen sich daraufhin kleine Blutgerinnsel bilden. Solche Blutgerinnsel können zum Verschluss
einer Koronararterie führen und somit einen Herzinfarkt verursachen (= abgestorbenes Herzmuskelgewebe
meist aufgrund einer mangelnden Zufuhr an sauerstoffreichem Blut).
Der Herzinfarkt (Fachbegriff: Myokardinfarkt) ist ein lebensbedrohliches Ereignis, verursacht durch einen
plötzlichen vollständigen Verschluss eines Herzkranzgefäßes. Schnelles Handeln ist beim akuten Herzinfarkt
entscheidend: Denn verschließt eines der 3 großen Herzkranzgefäße (Koronararterien), wird ein Teil des
Herzmuskels nicht mehr mit Sauerstoff und Nährstoffen versorgt. Gelingt es nicht, das Gefäß innerhalb
weniger Stunden wieder zu eröffnen, stirbt das Muskelgewebe, das von der Blutzufuhr abgeschnitten ist, ab.
Das betroffene Gewebe wird als Infarkt bezeichnet. Je größer das verschlossene Gefäß, desto größer auch
der Infarkt.
Das Risiko für einen plötzlichen Herztod ist bei akutem Herzinfarkt aufgrund einer möglichen schweren
Herzrhythmusstörung (Kammerflimmern) besonders hoch. Auch kann bei einem großen Infarkt die Pumpleistung des Herzens so stark beeinträchtigt sein, dass der Kreislauf mehr oder weniger zusammenbricht;
man spricht dann von einem kardiogenen Schockzustand. Daher gilt es, schon bei Verdacht auf einen
Herzinfarkt keine Zeit zu verlieren und sofort den Notarzt zu rufen!!
Jährlich erleiden in Deutschland etwa 300.000 Menschen einen Herzinfarkt - fast jeder zweite Betroffene
verstirbt, bevor er das Krankenhaus erreicht. Der Herzinfarkt liegt somit hierzulande bei den Todesursachen
ganz vorn, wobei die Sterblichkeit bei Frauen höher ist als bei Männern. Frauen sind zwar in jungen und
mittleren Lebensjahren durch Östrogene (weibliche Geschlechtshormone) vor einem Herzinfarkt relativ gut
geschützt, doch nach den Wechseljahren steigt die Infarktrate bei ihnen an. Da zudem bei Frauen häufiger
uncharakteristische Infarkt-Symptome wie Bauchschmerzen, Übelkeit und Erbrechen auftreten, werden die
Beschwerden oft erst spät richtig gedeutet, das Sterberisiko erhöht sich entsprechend.
Viele Infarkte ereignen sich in den Morgenstunden. Eine mögliche Erklärung dafür ist, dass mit Tagesanbruch
der Spiegel verschiedener Kreislauf-wirksamer Hormone im Blut ansteigt, wodurch auch Blutdruck und
Herzfrequenz höher werden.
Meist geht einem Herzinfarkt eine Arteriosklerose der Herzkranzgefäße (koronare Herzkrankheit) voraus.
Hierbei sind die Herzkranzgefäße durch fetthaltige, teilweise verkalkte Ablagerungen an den Gefäßwänden,
so genannte Plaques, mehr oder weniger verengt. Diese Koronararteriensklerose entwickelt sich
hauptsächlich dadurch, dass verschiedene schädliche Einflüsse (z.B. Bluthochdruck, Rauchen, Zucker, Fette)
auf die empfindliche Innenhaut (Endothel) der Gefäße einwirken. Diese Schädigung ermöglicht z.B. dem
Blutfett LDL-Cholesterin unter das Endothel in die Gefäßinnenwand einzudringen. Die LDL-Partikel können
dort eine Entzündung auslösen. Heilt die Entzündungsreaktion aus, bleiben Bindegewebsnarben und
Verkalkungen zurück, die Plaque.
Die Gefäßwand wird dicker und beginnt das Gefäß zu verengen. Neue Entzündungsherde in der Plaque
können diese an der Gefäßinnenseite aber auch plötzlich einreißen lassen. Augenblicklich decken Blutplättchen diesen Riss ab. Dabei können sie einen so großen Blutpropfen (Gerinnsel oder Thrombus) bilden,
so dass das Blutgefäß an dieser Stelle ganz verschlossen wird, es kommt zum akuten Herzinfarkt.
Nicht arteriosklerotisch-bedingte Ursachen für den Verschluss eines Herzkranzgefäßes sind sehr selten und
werden deshalb hier nicht berücksichtigt.
Herzrhythmus-Störungen
Kommt es bei einer KHK in einzelnen Herzmuskelabschnitten zu einem Mangel an sauerstoffreichem Blut,
kann dies im Herzgewebe die elektrische Erregungsausbreitung stören, die für das rhythmische Zusammenziehen des Herzmuskels von grundlegender Wichtigkeit ist. Als Folge können Herzrhythmusstörungen wie
z. B. Vorhofflimmern auftreten, bei dem sich die Herzmuskelzellen der Vorhöfe nicht mehr gleichzeitig
zusammenziehen und von dem in Deutschland nach derzeitigen Schätzungen etwa 800.000 Menschen
betroffen sind.
Häufig liegt dabei als Grunderkrankung eine KHK vor, wobei auch andere Ursachen wie etwa ein Bluthochdruck oder Herzklappen-Erkrankungen verantwortlich sein können, was immer im Einzelfall genau abgeklärt
werden muss. Nach einem großen Herzinfarkt können auch lebensbedrohliche Rhythmusstörungen auftreten,
die im Grenzgebiet zwischen gesundem Herzmuskel und Narbengewebe entstehen.
Herzschwäche
Die KHK gehört neben zu hohen Blutdruckwerten zu den häufigsten Ursachen einer Herzschwäche. Denn bei
einer KHK können die krankhaft veränderten Koronararterien den Zufluss von sauerstoffreichem Blut zum
Herzmuskel so stark verringern, dass im Laufe der Zeit die Pumpkraft des Herzmuskels deutlich nachlässt,
was als Herzschwäche (= Herzinsuffizienz) bezeichnet wird. Häufigste Ursache ist ein Herzinfarkt, wenn
ganze Abschnitte des Herzmuskels absterben und vernarben.
Aufgrund der verminderten Pumpkraft kann es bei einer Herzschwäche dann zu einem Rückstau des Blutes
vor dem Herzen kommen, was evtl. Wassereinlagerungen im Gewebe (sog. Ödeme) nach sich ziehen kann.
Zudem geraten Menschen mit einer Herzschwäche oft schnell in Atemnot (z. B. beim raschen Gehen, Treppensteigen manchmal sogar schon in Ruhe).
Risikofaktoren
Als Risikofaktoren 1. Ordnung für eine KHK gelten Rauchen (auch Passivrauchen erhöht das Risiko um ca.
25%), Bluthochdruck (arterielle Hypertonie), Diabetes mellitus, Fettstoffwechselerkrankungen (Hypercholesterinämie: Gesamtcholesterin >250 mg/dl, LDL >160 mg/dl, HDL <35 mg/dl, Hyperlipidämie) und eine
familiäre/genetische Disposition (Herzinfarkte bei Geschwistern oder Eltern).
Risikofaktoren 2. Ordnung sind Bewegungsmangel und Fettleibigkeit (Adipositas, >30% des Sollgewichts),
erhöhte Lipoprotein-(a)-Werte (Lp(a) >30 mg/dl), Fibrinogenwerte und Homocysteinwerte (>9 mmol/l) sowie
emotionaler Stress und Zeit- bzw Leistungsdruck.
Risikofaktoren
Als Risikofaktoren für einen Herzinfarkt gelten:
Rauchen
Bluthochdruck
hohe Blutfettwerte
Diabetes mellitus
Übergewicht
Bewegungsmangel
Lebensalter (Männer über 45 Jahre; Frauen über 55 Jahre)
erbliche Faktoren: Herzinfarkte, Bypass-OP, Schlaganfall bei Familienangehörigen ersten Grades
Stress
Zur Hochrisikogruppe für einen Herzinfarkt gehören vor allem Personen mit besonderer Ausprägung einzelner
oben aufgeführter Faktoren oder häufiger noch mit einer Kombination verschiedener Risikofaktoren. Stark
gefährdet sind auch Patienten mit bekannter Herzgefäßerkrankung oder Zustand nach Herzinfarkt sowie
Patienten mit Arteriosklerose, wie z. B. peripherer arterieller Verschlusskrankheit (pAVK) oder Arteriosklerose
der großen Schlagadern.
Unter Berücksichtigung der verschiedenen Risikofaktoren können Sie Ihr persönliches 10-Jahres-Risiko für
einen Herzinfarkt online berechnen. Dieser Wert gibt die Wahrscheinlichkeit für einen Herzinfarkt innerhalb
der nächsten 10 Jahre an. Falls Sie Ihre Blutfettwerte (Cholesterin- und Triglyzerid-Werte), die in diesem Test
abgefragt werden, nicht kennen, lassen Sie diese von Ihrem Arzt bestimmen. Liegt Ihr 10-Jahres-Risiko über
20% oder treffen mehrere Risikofaktoren auf Sie zu, sollten Sie sich regelmäßig von einem Facharzt für
Innere Medizin (Internist) untersuchen und behandeln lassen.
Komplikationen der KHK und des Herzinfarktes
Als frühe Komplikationen, d. h. in den ersten 48 Stunden, gelten die elektrische Instabilität des Herzens mit
Rhythmusstörungen und vor allem das Kammerflimmern, das bei 80 % der Patienten auftritt, die beim Infarkt
am ,,Herzstillstand“ versterben, insbesondere in den ersten Stunden nach Infarkteintritt. Bei weiter bestehenden gefährlichen Rhythmusstörungen aus der Herzkammer können Herzchirurgen und Kardiologen auch
einen Kardioverter-Defibrillator (AICD oder „Defi“), meist auch mit Schrittmacherfunktion, implantieren.
Bei ausgeprägter Linksherzinsuffizienz und drohendem Herzversagen mit den Folgen der Lungenstauung und
des Lungenödems sowie bei beginnendem kardiogenen Schock (10 - 15% der Fälle (Kammerflimmern und
Pumpversagen sind die beiden häufigsten Todesursachen nach Infarkt) können Herzchirurgen notfallmäßig
eine intraaortale Ballonpumpe (IABP) oder auch ein mechanisches Kreislaufunterstützungssystem (assist
device) als letzte lebensrettende Maßnahme implantieren.
Als spätere Komplikationen bei ausgedehntem Herzmuskelinfarkt kann ein Durchbrechen der Herzmuskelwand (Herzruptur) mit Bluterguß im Herzbeutel (Herzbeuteltamponade) auftreten, die notfallmäßig herzchirurgisch versorgt werden müssen. Auch eine Riß in der Herzscheidewand (Ventrikelseptumruptur, in der
Echokardiografie nachweisbar) und ein Absterben von Teilen der Mitralklappe (Papillarmuskelnekrose/-abriß
mit akuter hochgradiger Mitralinsuffizienz, die nur durch einen sofortigen Klappenersatz behoben werden
kann) sind Spätkomplikationen. Sogar noch nach 6 Wochen kann es zur Ausbildung eines Herzwandaneurysmas (Aussackung der Narbe) bei 10% aller Infarktpatienten kommen. Komplikationen eines Aneurysmas sind
Emboliegefahr mit der Folge eines Schlaganfalls, Linksherzinsuffizienz, Rhythmusstörungen und Ruptur des
Aneurysmas mit Herzbeuteltamponade. Deshalb wird hier in einem herzchirurgischen Eingriff das Herzwandaneurysma resiziert.
Allgemein beträgt die Wahrscheinlichkeit, im Laufe des Lebens eine KHK zu entwickeln, für Männer nahezu
50%, für Frauen 32%.
Anzeichen & Symptome eines Herzinfarkts
Ein Herzinfarkt tritt für den Betroffenen meist überraschend auf. Leitsymptom ist der Brustschmerz, der überwiegend hinter dem Brustbein lokalisiert ist. Typisch sind plötzliche, oft in Ruhe auftretende, länger als 15-20
Minuten anhaltende und eventuell auch rasch zunehmende Schmerzen sowie ein Engegefühl und starker
Druck im Brustkorb. Die Schmerzen strahlen häufig in die Arme (vermehrt links), in die Schultergegend, in
den Unterkiefer oder in den Oberbauch aus. Der Infarktschmerz wird vielfach als unerträglich, vernichtend
oder mit dem Gefühl, die Brust werde von einem Schraubstock eingezwängt, beschrieben. Charakteristisch ist
auch, dass der
Schmerz länger anhält als ein gewöhnlicher Angina-pectoris-Anfall . Die Patienten klagen neben dem ausgeprägten Gefühl der Brustenge, Atemnot, über Todesangst und starke Unruhe. Begleitend treten häufig
Schwitzen, Übelkeit und Erbrechen auf. Oft sinkt der Blutdruck, allerdings kann er aufgrund der Stresssituation bzw. der Ausschüttung von Stresshormonen (Adrenalin) auch erhöht bzw. normal sein. Je größer der
Infarkt ist, umso schwerer sind in der Regel die auftretenden Symptome.
Beschwerdebild gleich sich nicht - Frauen leiden anders
Doch nicht alle Betroffenen haben die Beschwerden in gleicher Form. Bei Frauen können die typischen
Warnzeichen z.B. einen anderen Charakter haben. So werden von ihnen oft vorrangig Schmerzen im Oberbauch, verbunden mit Übelkeit und Erbrechen, angegeben. Manche Herzinfarkte verursachen auch keine
(„stummer Infarkt"), nur geringe oder untypische Symptome und werden erst nachträglich diagnostiziert, meist
anlässlich einer EKG-Untersuchung. Diese Patienten sind häufiger zuckerkrank als Patienten mit
charakteristischen Symptomen.
Erste Hilfe
Bei dem leisesten Verdacht auf einen Infarkt sollte sofort der Notarzt über den Notruf 112 oder die örtliche
Notrufnummer alarmiert werden! Jede Minute zählt! Der Umweg über den Hausarzt kostet wertvolle Zeit.
Wichtig ist es, im Telefonat den Verdacht auf Herzinfarkt zu äußern.
Bis zum Eintreffen des Notarztes sollten Hilfeleistende den Betroffenen beruhigen. Damit der Patient besser
atmen kann, gilt es den Oberkörper hoch zu lagern und enge Kleidung wie etwa Kragen oder Krawatte zu
öffnen. Im Falle eines Kreislauf-Stillstands, also wenn der Patient bewusstlos, keine Atmung zu erkennen
bzw. kein Puls tastbar ist, muss sofort mit einer Herzdruckmassage und der Mund-zu-Mund/Nase-Beatmung
begonnen werden.
Akute lebensbedrohliche Komplikationen
Der gefährlichste Zeitraum für Komplikationen sind die ersten 48 Stunden nach dem Akutereignis! Eine
ständige Überwachung auf der Intensivstation ist daher in dieser Akutphase unbedingt notwendig.
Lebensgefährliche Herzrhythmusstörungen
Etwa die Hälfte der Patienten mit akutem Herzinfarkt stirbt, bevor sie das Krankenhaus erreicht. Ursache ist
in den meisten Fällen eine schwere Herzrhythmusstörung, das so genannte Kammerflimmern. Die extrem
erhöhte Herzschlagfrequenz führt zum funktionellen Herzstillstand. Beim Kammerflimmern müssen sofort
lebensrettende Maßnahmen eingeleitet werden. Dazu zählen eine unverzügliche Herzdruckmassage und der
Einsatz eines Stromstoßgeräts (Defibrillator).
Herzleistungsschwäche
Da in den meisten Infarkt-Fällen die linke Herzkammer, die die wesentliche Pumpleistung erbringen muss,
betroffen ist, kann sich noch im akuten Stadium oder aber im weiteren Verlauf eine Herzschwäche (Herzinsuffizienz) entwickeln. Die schwerste Form des Pumpversagens ist der kardiogene Schock. Führendes
Symptom der Herzschwäche ist die Atemnot. Sie kommt dadurch zustande, dass sich Blut von der Infarktgeschädigten Herzkammer in die Lunge zurück staut und sich hierdurch die Sauerstoffaufnahme
verschlechtert.
Weitere Akutkomplikationen
Das absterbende Herzmuskelgewebe im Infarktbereich ist, so lange sich noch kein Narbengewebe ausgebildet hat, gegenüber (Blut-)Druckbelastungen weniger widerstandsfähig als im Normalzustand. So ist ein
Einriss (Ruptur) der Herzwand im Infarktbereich eine mögliche Akutkomplikation des Infarktes - mit unmittelbarer Todesfolge.
Eine schwere Störung der Pumpfunktion der linken Herzkammer kann auch eintreten, wenn der muskuläre
Halteapparat der linken Herzklappe (Mitralklappe) vom Infarkt betroffen ist (akute Mitralklappeninsuffizienz).
Die resultierende Schlussunfähigkeit der Mitralklappe bedeutet so viel Mehrarbeit für die Herzkammer, dass
deren Leistungsfähigkeit deutlich nachlässt.
Spätkomplikationen
Die Entwicklung einer chronischen Herzschwäche ist die häufigste Spätkomplikation nach einem erlittenen
Herzinfarkt. Nach überstandener Akutphase und abgeschlossener Narbenbildung stellt sich allmählich
heraus, wie viel arbeitsfähiges Herzmuskelgewebe noch erhalten ist. Dieses versucht sich, durch strukturelle
Veränderungen der Mehrbelastung anzupassen. Am Ende dieses mit einer Vergrößerung der Herzkammer
einhergehenden Prozesses steht oft die chronische Herzschwäche.
Gelegentlich bildet sich im Bereich der Infarktnarbe eine bis faustgroße Auswölbung (Aneurysma). Wenn ein
solches Aneurysma die Pumpfunktion der Herzkammer zu sehr schwächt, kann herzchirurgisch eine
Beseitigung dieses Narbengewebes versucht werden.
Weitere häufige Spätkomplikationen sind vor allem Herzrhythmusstörungen, aber auch wieder auftretende
Angina-pectoris-Anfälle. Die Wahrscheinlichkeit einen erneuten Herzinfarkt zu erleiden, ist deutlich erhöht.
Untersuchungen & Diagnose
Aufgrund der vielfältigen und oft nicht eindeutig zuzuordnenden Beschwerden ist es manchmal schwierig,
einen Herzinfarkt sofort zu erkennen. Es können sich andere schwerwiegende Erkrankungen dahinter
verstecken, die ähnliche Symptome aufweisen und auch als absolute Notfälle gelten. In der Akutsituation
müssen daher verschiedene Differentialdiagnosen berücksichtigt werden. Dazu zählen beispielsweise eine
Herzbeutelentzündung (Perikarditis), ein Einriss der großen Körperschlagader (Aortendissektion), eine
Lungenembolie, ein Pneumothorax, eine Lungenentzündung, eine akute Bauchspeicheldrüsenentzündung
oder eine Gallenkolik.
Diagnostische Maßnahmen:
Zur Diagnosefindung werden gewöhnlich folgende Untersuchungen durchgeführt:
Elektrokardiografie:
Die Elektrokardiografie, d.h. die Messung der Herzstromkurve, ist das wichtigste Untersuchungsverfahren bei
einem Infarkt-Verdacht. Die Darstellung der Herzstromkurve, das Elektrokardiogramm (EKG), kann im Falle
eines Infarkts über die Lokalisation sowie über den Zeitpunkt des Infarkteintritts gewisse Auskunft geben.
Hilfreich für die Diagnosestellung sind alte EKG-Befunde, die der Arzt zum Vergleich heranziehen kann.
Das EKG ist für die Diagnose des akuten Herzinfarkts besonders aussagekräftig, wenn ein so genannter
transmuraler Infarkt (Infarkt, der den Herzmuskel von der äußeren bis zur inneren Schicht erfasst) vorliegt.
Dies ist immer dann der Fall, wenn ein bestimmter Abschnitt der EKG-Kurve, die so genannte ST-Strecke,
bogenförmig angehoben ist. Dieser Infarkt wird als ST-Hebungsinfarkt bezeichnet. Schwieriger ist die
Infarktdiagnose, wenn trotz typischer Infarktschmerzen die ST-Strecke nicht angehoben ist. Bei diesem NichtST-Hebungsinfarkt (NSTEMI) kann der Arzt nur dann die Diagnose „Herzinfarkt" stellen, wenn spezielle
„Herzenzyme" (s. auch Laboruntersuchungen) bei der Blutuntersuchung positiv sind. Die Unterscheidung
zwischen beiden Infarkttypen hat besondere Bedeutung für die Wahl der Soforttherapie.
Bestätigt sich der Infarkt-Verdacht ist in der Akutphase eine kontinuierliche EKG-Überwachung am Monitor
notwendig, um mögliche Komplikationen wie Herzrhythmusstörungen frühzeitig zu erkennen und behandeln
zu können.
Körperliche Untersuchung:
Typischerweise wirkt ein Herzinfarkt-Patient blass, ängstlich, klagt über Übelkeit und neigt zu kalten
Schweißausbrüchen. Blutdruck und Pulsfrequenz sind erhöht. Kollaps, Bewusstlosigkeit und Herz-KreislaufStillstand können bei Betroffenen mit schwer wiegenden Herzrhythmusstörungen wie Kammerflimmern
auftreten. Bezeichnend für die Diagnose „Herzinfarkt" ist auch, dass die Schmerzen durch Ruhe bzw. das
gefäßerweiternde Medikament Nitroglycerin (Spray) nicht oder kaum beeinflussbar sind.
Bei der Untersuchung mit dem Stethoskop („Hörrohr") versucht der Arzt, mögliche Komplikationen zu
erkennen:
außerhalb des Grundrhythmus vorzeitige Herzschläge (Extrasystolen); sie treten häufig bei einem Infarkt auf
feuchte Rasselgeräusche über den Lungen bei linkseitiger Herzschwäche (Linksherzinsuffizienz) mit
Lungenstauung/Lungenödem (Blutflüssigkeit im Lungengewebe)
auffällige Herzgeräusche als Hinweis auf ein Herzklappenproblem (Mitralklappeninsuffizienz)
„Perikardreiben" bei einer Entzündung des Herzbeutels (Pericarditis)
Laboruntersuchungen:
Im Blut sind bei akutem Herzinfarkt bestimmte Substanzen erhöht. Sie unterscheiden sich hinsichtlich ihrer
Empfindlichkeit und Aussagekraft (Spezifität) für einen Infarkt, ferner hinsichtlich des zeitlichen Verlaufs von
Anstieg, höchstem Wert und Abfall der Konzentration. Daraus lassen sich Rückschlüsse auf den Zeitpunkt
des Infarktbeginns und die Größe des Infarktgebietes ziehen.
Spezifische Parameter: Troponin I und T:
Dieses Enzym steigt bereits 3 Stunden nach Infarktbeginn an und ist der erst mögliche Labornachweis für
eine Herzmuskelschädigung. Die Troponin-Bestimmung wird nach 6-12 Stunden wiederholt. Liegt ein Anstieg
von Troponin I oder T ohne die typischen EKG-Veränderungen vor, spricht man von einem „Nicht-STHebungsinfarkt (NSTEMI)" (s. auch Elektrokardiografie).
Gesamt-CK (Creatinin-Kinase) und CK-MB-Anteil:
Diese Enzyme steigen im Blut bei Schädigungen der Herz- und Skelettmuskulatur an. Die Höhe des CKAnstieges und die Infarktgröße hängen miteinander zusammen. Beträgt der CK-MB-Anteil zwischen 6 und
20% der Gesamt-CK spricht dies für eine Schädigung des Herzmuskels.
Bildgebende Befunde: Echokardiografie:
Die Ultraschalluntersuchung des Herzens (Echokardiografie) (Link zu Untersuchungsmethoden) ist ein aussagekräftiges, nicht-invasives und für den Patienten schonendes Verfahren, welches schnell durchführbar ist.
Die Echokardiografie liefert vor allem in der Akutphase und in der Folgezeit wichtige Informationen über die
Größe und Funktion der vom Infarkt betroffenen Herzkammer sowie über die Herzklappenfunktion.
Koronarangiografie/Katheteruntersuchung:
Dieses invasive Verfahren ist eine äußerst wichtige Methode in der Herzinfarkt-Diagnostik und -Therapie.
Dabei wird in der Regel ein großes arterielles Gefäß in der Leistengegend oder Ellenbeuge punktiert und über
diesen Zugang ein Katheter in die Herzkranzgefäße geschoben. Über den Katheter wird jodhaltiges Kontrastmittel in die Koronargefäße gespritzt. Dadurch werden die Gefäße, Engstellen und Gefäßverschlüsse auf dem
Röntgen-Bildschirm sichtbar gemacht.
Die Koronarangiografie soll so schnell wie möglich, d.h. möglichst innerhalb von 90 Minuten nach Infarkteintritt durchgeführt werden, um durch Wiedereröffnung des verschlossenen Infarktgefäßes Herzmuskelgewebe
vor dem Absterben zu retten.
Magnetresonanztomografie (MRT) und Computertomografie (CT):
Die Magnetresonanztomografie (MRT) und die Computertomografie (CT) gewinnen zunehmend an Bedeutung als nicht-invasive Methoden zur Darstellung der Herzkranzgefäße und zur Beurteilung der Infarktgröße.
Im akuten Infarktstadium hat jedoch die invasive Kathetertechnik wegen der damit verbundenen Therapiemöglichkeit (Ballondilatation) den Vorrang.
Behandlung eines Herzinfarktes
Bei der Durchführung der Therapie gilt: Jede Minute zählt - „time is muscle"! Je schneller sie eingeleitet wird,
desto mehr Herzmuskelgewebe kann vor dem Untergang gerettet werden, weniger Komplikationen treten auf
und die Gefahr einer chronischen Herzschwäche wird vermindert. Die Prognose hängt daher entscheidend
davon ab, wie schnell der Notarzt eintrifft und wie weit der Patient von einem Krankenhaus entfernt ist. Auf
dem Land sind die Anfahrtswege beispielsweise oft lang, hier ist manchmal der Transport mit einem Hubschrauber notwendig.
Erstmaßnahmen:
Ist der Notarzt eingetroffen, werden vor Ort folgende Erstmaßnahmen eingeleitet:
Lagerung mit angehobenem Oberkörper
Sauerstoffzufuhr über eine Nasensonde
Legen eines venösen Zuganges, um darüber Medikamente zu verabreichen
Anschließen des Patienten an ein EKG bzw. Monitor mit Überwachung der Herzfrequenz, des Herzrhythmus,
der Sauerstoffsättigung und des Blutdruckes
Defibrillationsbereitschaft des Rettungsteams
Gabe von Medikamenten (abhängig von der Standardmedikation des Patienten):
Nitroglycerin (1 Kapsel unter die Zunge (nicht bei Blutdruck unter 90mmHg!) oder 2 Sprühstöße)
Heparin, Azetylsalizylsäure, Clopidogrel zur Verhinderung neuer Thrombenbildung
Betablocker bei erhöhter Pulsfrequenz (Tachykardie)
Morphin oder Diazepam (Valium), um den Patienten zu beruhigen und die Schmerzen zu nehmen
ggf. Medikamente (Metoclopramid oder Triflupromazin) gegen Übelkeit und Erbrechen
Atropin bei sehr langsamen Puls
Wiedereröffnung des betroffenen Herzgefäßes (Reperfusionstherapie)
Die weitere Therapie hängt von der Ausstattung des angesteuerten Krankenhauses ab und sollte innerhalb
der ersten 90 Minuten nach Schmerzbeginn erfolgen, um eine Infarktausdehnung zu verhindern. Ziel ist es,
eine Wiedereröffnung (Reperfusion) des verschlossenen Gefäßes zu erreichen.
Ist eine kardiologische Abteilung mit einem Herzkatheterlabor vorhanden, wird daher in der Regel umgehend
eine Koronarangiografie mit Ballondilatation/PTCA und Stentimplantation eingeleitet. D.h. nach der
Aufdehnung der Herzkranzgefäße (=Ballondilatation/PTCA) wird eine Gefäßstütze aus Edelstahl (=Stent) an
der Engstelle platziert, um einen erneuten Verschluss zu verhindern. Die innerhalb von 60-90 Minuten nach
Schmerzbeginn durchgeführte Ballondilatation/PTCA gilt bei akutem Herzinfarkt als Therapie der ersten Wahl.
Wird der Patient in ein Krankenhaus ohne diese Ausstattung gebracht, sollte er in der Regel innerhalb der
ersten 3 Stunden in ein kardiologisches Zentrum verlegt werden. Ist dies nicht möglich, ist innerhalb der
ersten 3 Stunden die Therapie der Wahl die konservative (Thrombo)Lyse. Dabei wird versucht, mit intravenös
verabreichten Medikamenten (Fibrino- bzw. Thrombolytika) das Blutgerinnsel aufzulösen, so dass die
Durchblutung des Gefäßes wieder funktioniert. Gelingt dies nicht, kann immer noch eine
Ballondilatation/PTCA innerhalb der ersten 12 Stunden erfolgen.
Besonderheiten im therapeutischen Vorgehen:
Bei Patienten mit so genannten Nicht-ST-Hebungsinfarkten (NSTEMI) - sichtbar im EKG - ist ein Nutzen der
unverzüglichen Reperfusionstherapie (Ballondilatation/PTCA) nicht belegt, eine Lyse-Therapie darf nicht
erfolgen. Es ist daher unmittelbar nach Diagnosestellung eine antithrombotische Therapie mit Azetylsalizylsäure und Clopidogrel sowie Heparin einzuleiten. Eine Herzkatheteruntersuchung sollte laut der Leitlinien der
kardiologischen Fachgesellschaften innerhalb von 48 Stunden erfolgen.
Weitere Maßnahmen:
Nach erfolgreicher Akuttherapie wird der Patient je nach Kreislaufstabilität noch mindestens für 2-3 Tage auf
der Intensivstation überwacht. Die Überwachung beinhaltet ein kontinuierliches Monitoring von EKG und
Blutdruck. Die medikamentöse Weiterbehandlung besteht gewöhnlich in: Azetylsalizylsäure (ASS), nach Stent
in Kombination mit Clopidogrel, ACE-Hemmer oder AT1-Antagonisten, Betablocker und Cholesterinsenker
(Statine). Weiter erhält der Patient leichte Kost und wird unter krankengymnastischer Anleitung allmählich
mobilisiert.
Verlauf und Rehabilitation
Bei unkompliziertem Verlauf beträgt der Krankenhausaufenthalt zwischen 7 und 14 Tagen. Danach wird eine
Anschlussheilbehandlung in einer Rehabilitationsklinik oder einem ambulanten Therapiezentrum durchgeführt. Dort stehen Bewegungstherapie, Gesundheitserziehung und psychische Stabilisierung auf dem Programm. Weiter empfiehlt sich die Teilnahme an ambulanten Herzgruppen, um die Wiedereingliederung ins
Alltags- und Berufsleben zu erleichtern.
Alle Infarkt-Patienten sollten, wenn keine Kontraindikationen vorliegen, d.h. nichts gegen die Einnahme
spricht, dauerhaft folgende Medikamente nehmen:
Betablocker
Azetylsalizylsäure (ASS)
Cholesterinsenker (Statine)
ACE-Hemmer oder AT1-Antagonisten
Diese Präparate verbessern die Prognose und reduzieren die Gefahr eines erneuten Infarktes. In jedem Fall
sollten Patienten nach einem überstandenen Herzinfarkt sich regelmäßig von ihrem Internisten bzw. Kardiologen durchchecken lassen.
Wichtiger Hinweis
Sobald der Verdacht auf einen Herzinfarkt vorliegt, dürfen keine Medikamente mehr intramuskulär verabreicht
werden. Dies würde eine eventuell anstehende Lyse-Therapie verhindern, da es dann zu kräftigen Blutungen
in dem betreffenden Muskel kommen kann.
Quellenangabe:
1. Wikipedia
2. www.internisten-im-netz.de
3. Deutsche Herzstiftung
Weitere wichtige Informationen gibt es bei folgenden Links
http://www.dgk.org
Deutsche Gesellschaft für Kardiologie, -Herz- und Kreislaufforschung
http://www.cardionews.de
Cardio-News, Online-Zeitschrift der Deutschen Gesellschaft für Kardiologie, -Herz- und Kreislaufforschung
http://www.dgk.org/leitlinien
Diagnostik- und Therapie-Leitlinien der Deutschen Gesellschaft für Kardiologie, -Herz- und Kreislaufforschung
http://www.paritaet.org/hochdruckliga/indexv4.htm
Homepage der Deutschen Liga zur Bekämpfung des hohen Blutdruckes e.V., Deutsche HypertonieGesellschaft
http://www.netdoktor.de/selbsthilfe_themen.htm
Selbsthilfegruppen
http://www.medizin.de
Suchmaschine Medizin/Kardiologie im Internet
http://chdrisk.uni-muenster.de/framingham.php?iSprache=2&iVersion=1&iSiVersion=0
Individuelle Risikoermittlung für Herzinfarkt und KHK nach dem Framingham-Schema
http://chdrisk.uni-muenster.de/calculator.php?iSprache=2&iVersion=1&iSiVersion=0
Individuelle Risikoermittlung für Herzinfarkt und KHK nach dem PRROCAM-Schema
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