Köck Leonhard 1/1 LMS Landeck Musikalische Merkmale der Klassik Wie in allen anderen Kunstrichtungen dieser Zeit, versucht auch die Musik durch Schlichtheit und Regelmäßigkeit zu überzeugen. Prunk und Protz, wie er in der Barockzeit pausenlos vorkommt, wird von den Klassikern abgelehnt. Es wird jetzt mehr weltliche als geistliche Musik komponiert, hauptsächlich Instrumentalmusik, die bevorzugt von der Bürgerschicht gehört wird. Die Markenzeichen des Barock, die Polyphonie und der Generalbass, fallen weg. Zumeist steht in der Klassik eine einfache, schlichte Melodie im Vordergrund und wird von den restlichen Instrumenten begleitet. Dadurch, dass die Melodien meist singbar sind, wirken klassische Stücke oft „volksliedhaft“. Auch die Begleitung dieser Melodien wirkt schlicht, komplizierte Harmonien, wie zum Beispiel bei Bach üblich, sind kaum anzutreffen. Klassische Stücke sind nach ihrer äußeren Form streng strukturiert. Die Themen dauern zumeist eine geradzahlige Taktanzahl lang an. Sehr häufig anzutreffen sind 8-taktige Abfolgen, die sich nochmals in zwei mal vier und vier mal zwei Teile untergliedern lassen. (Beispiel: Mozart-Sinfonie in g-Moll, 1. Satz, Takt 1-8). Deutlich erkennbar ist die strenge äußere Form vor allem bei der Sonate und der Sinfonie, auf die in Kapitel 2 noch näher eingegangen wird. Im Gegensatz zum Barock, wo die Melodie durchgehend weiterläuft und nie zu einem Ende zu kommen scheint, werden klassische Stücke durch immer wieder wiederkehrende Motive und Themen zusammengesetzt. Dadurch wird Dramaturgie erzeugt: Innerhalb eines Satzes wird Spannung aufgebaut, die Musik „verdichtet“ sich immer weiter bis zum Höhepunkt. Dies geschieht auch durch starke Kontraste in Dynamik, Artikulation, Tonlage, ... Beliebt bei den Klassikern ist die Variation. Eine Melodie, ein Thema oder ein Thementeil wird immer wieder verändert und dadurch eine neue Melodie geschaffen. Dabei bleibt aber der eigentliche Ursprung erhalten, man kann ihn problemlos wieder heraushören. Ein weiteres Mittel der Klassiker ist noch die sogenannte Imitation. Dabei wandert ein Motiv von Stimme zu Stimme oder Instrument zu Instrument, wodurch der Eindruck erweckt wird, dass die Stimmen/Instrumente einander nachahmen. Sonate und Sinfonie - Die Hauptgattungen der Wiener Klassik 1. Die Geschichte der Sonate Begriffsdefinition „Sonate“ (lat.: sonare – klingen): Eine eigenständige, meist mehrsätzige Instrumentalkomposition in kleiner oder solistischer Besetzung. Ursprünglich sagte der Begriff „Sonate“ nur aus, dass es ein instrumentales Klangstück war im Gegensatz zur sogenannten „Canzona“ (lat.: cantare – singen). Die ersten Sonaten stammen von italienischen Komponisten, wie zum Beispiel Giovanni Gabrieli. Anfang des 17. Jahrhunderts entstanden die Solosonate, die nur von einem Melodieinstrument, wie zum Beispiel der Violine, gespielt wurde, und die Triosonate für zwei Melodieinstrumente und einen Generalbass. Im späten 17. Jahrhundert gab es erstmals gewisse Formgliederungen: Die Kammersonate (it. Sonata di camera), bestehend aus 3 Sätzen; Satz eins und drei schnell, Satz zwei langsam, und vor allem die Kirchensonate (it. Sonata di chiesa). Diese hat folgenden Aufbau: 1. Satz: langsam, meist homophon 2. Satz: schnell, in Fugenform 3. Satz: langsam 4. Satz: schnell, in Fugenform Kompositionen dieser Art schrieben unter anderem Corelli, Telemann und Händel. Köck Leonhard 2/2 LMS Landeck In der sogenannten Frühklassik wurde die Sonatensatzform entwickelt und die drei beziehungsweise vier Sätzen der Sonate bekamen verschiedene Merkmale wie Tempo, Stückart, ... zugeordnet. Dies wurde vor allem von Josef Haydn zur folgenden, heute noch bestehenden klassischen Sonate ausgefeilt: 1. Satz: Sonatenhauptsatzform, schnell, Grundtonart 2. Satz: langsam, meist dreiteilige A-B-A’ Form oder Variationen in der Tonart der Dominante 3. Satz: Menuett mit Trio oder anderer Tanz im ¾-Takt, Grundtonart 4. Satz: Sonatenhauptsatzform oder Rondo, schnell, Grundtonart Besteht eine Sonate nur aus drei Sätzen, so fällt der oben genannte dritte Satz weg. Die Hauptkomponisten der klassischen Sonate sind Haydn, Mozart und Beethoven. Genauso aufgebaut wie die Sonate ist auch die Sinfonie. Während die Sonate jedoch ein Stück für wenige Solisten ist, ist eine Sinfonie eine Stück für ein ganzes Orchester. 2. Die Sonatenhauptsatzform Man kann die Sonatenhauptsatzform in vier verschiedene Teile untergliedern, die da wären Exposition, Durchführung, Reprise und Coda. Die Exposition: In der Exposition werden zwei in Tonart, Charakter und Artikulation unterschiedliche Themen vorgestellt. Das erste Thema steht in der Grundtonart und ist eher energisch und rhythmisch betont. Das zweite Thema ist eher weich und melodiebetont. Steht das erste Thema in Dur, hat es die Tonart der Dominante, steht das erste Thema in Moll, hat es die Tonart der zugehörigen Durparallele. Der Aufbau ist folgender: 1. Thema (auch Hauptsatz genannt) Überleitung (Modulation) 2. Thema (auch Seitensatz genannt) Schlussgruppe; Ende meist auf der Dominante Die Durchführung: In der Durchführung werden die beiden in der Exposition vorgestellten Themen verarbeitet. Die Themen werden gemischt, variiert, oder der Komponist pflückt sich ein Thementeil heraus und kreiert daraus etwas neues. Besonders beliebt sind hierbei Tonarten, die weit von der Grundtonart entfernt sind. Die Reprise: In der Reprise werden die beiden Themen in der selben Reihenfolge wie in der Exposition wieder aufgenommen. Jetzt stehen sie jedoch beide in der Grundtonart. Coda: Am Ende der Sonatenhauptsatzform steht manchmal die Coda, ein freier Schluss.