CA MPUS AUGUSTUSPL ATZ Universitätsneubauten im Herzen der Stadt Universität im Herzen der Stadt S eit ihrer Gründung prägt die Universität Leipzig auch architektonisch das Gesicht der Innenstadt. Bauten wie die Universitätskirche St. Pauli oder das Hauptgebäude am Augustusplatz können selbst auf eine Jahrhunderte lange sehr wechselvolle Geschichte verweisen, der nun, zum 600. Gründungsjubiläum der Alma mater Lipsiensis, ein weiteres Kapitel hinzugefügt wird. In den Jahren 1994, 2001 und 2003 fanden mehrere Architektenwettbewerbe zum schwierigen Thema der Neuordnung und Umgestaltung des Universitätscampus am Augustusplatz statt. Die Jury entschied sich zunächst für die Realisierung des Beitrages des Architektenbüros behet + bondzio aus Münster, das den Campus als Stadtbaustein interpretiert. 2004 votierten die Preisrichter zum Abschluss des Qualifizierungsverfahrens für den Neubau von Augusteum und Paulinum für den Entwurf des niederländischen Architekturbüros erick van egeraat associated architects, Rotterdam. betrieb Sächsisches Immobilien- und Baumanagement hat für den Campus Augustusplatz eine Sonderbauleitung eingerichtet. Die Realisierung erfolgt in fünf Bauabschnitten, im Juni 2009 werden vier an die Nutzer übergeben. Seit 2004 wird der neue Campus im Herzen Leipzigs gebaut. Der Staats- Studierende und Lehrende finden im sanierten Hörsaalkomplex und im 2 Mai 2009: Blick auf den Campus-Neubau vom City-Hochhaus Seminargebäude, in der CampusBibliothek und im Institutsgebäude an der Grimmaischen Straße nun hervorragende Arbeitsbedingungen vor. Das Leibniz-Forum, ein langgestreckter Innenhof, dem das Denkmal eines der berühmtesten Alumni der Universität seinen Namen gab, bildet das räumliche Zentrum des Campus und damit auch Platz für studentische Aktivitäten wie Sommerfeste, Konzerte etc. Die neue Mensa am Park markiert im Zusammenspiel mit der Moritzbastei im Südwesten das moderne Antlitz der Universität. 3 Hörsaalgebäude und Campus-Bibliothek • 12 mittlere Hörsäle mit insgesamt 2.600 Sitzplätzen • Zweigstelle der Universitätsbibliothek mit 500 Leseplätzen und 270.000 Büchern • Universitätsrechenzentrum – Computerhirn und Schaltstelle der Universität • Eröffnung Sommersemester 2009 Seminargebäude Hörsaalgebäude Campus-Bibliothek Leibniz-Forum Neues Augusteum Paulinum Mensa am Park Augustusplatz 4 Grimmaische Straße Institutsgebäude Universitätsstraße Fassade des Hörsaalgebäudes am Leibniz-Forum Einer der neuen Hörsäle vor der Inbetriebnahme 5 Institutsgebäude • Sitz der Wirtschaftswissenschaftlichen Fakultät • 22 Seminarräume mit insgesamt 900 Sitzplätzen • Aufnahme des Lehrbetriebes Sommersemester 2009 • 3 Etagen mit 3.100 m² Büroflächen für die Institute der Fakultät • im Erdgeschoss 11 Einzelhandelsgeschäfte (Eröffnung: 23. Oktober 2008) Seminargebäude Hörsaalgebäude Campus-Bibliothek Leibniz-Forum Neues Augusteum Paulinum Mensa am Park Augustusplatz 6 Grimmaische Straße Institutsgebäude Universitätsstraße Foyerbereich im Übergang Institutsgebäude-Seminargebäude Das neue Institusgebäude an der Grimmaischen Straße 7 Seminargebäude • 86 Seminarräume mit insgesamt 2.600 Sitzplätzen • 8 Büroräume, unter anderem für den StudentInnenRat • Aufnahme des Lehrbetriebes Sommersemester 2009 • 3 Computerpools • 1 Pool für sehgeschädigte Studierende • Selbstlernzentrum für das Fachsprachenzentrum Seminargebäude Hörsaalgebäude Campus-Bibliothek Leibniz-Forum Neues Augusteum Paulinum Mensa am Park Augustusplatz 8 Grimmaische Straße Institutsgebäude Universitätsstraße Seminargebäude an der Universitätsstraße Foyerbereich mit aufgearbeiteten Treppenelementen 9 Mensa am Park • Betreiber: Studentenwerk Leipzig • 3.900 Essensportionen pro Tag • 890 Sitzplätze • weitere 78 Sitzplätze in der Cafeteria • Kinderbetreuung im 1. Obergeschoss • 446 m2 für universitäre Nutzung wie Studios und Redaktionsräume für Radio Mephisto • 10 kleine Hörsäle mit 500 Sitzplätzen • 650 Fahrradstellplätze im Untergeschoss • Eröffnung Sommersemester 2009 Seminargebäude Hörsaalgebäude Campus-Bibliothek Leibniz-Forum Neues Augusteum Paulinum Mensa am Park Augustusplatz 10 Grimmaische Straße Institutsgebäude Universitätsstraße Mensa am Park kurz vor der Fertigstellung Speisesaal 11 Neues Augusteum • Sitz der Fakultät Mathematik und Informatik • Hörsaal mit 60 Plätzen • Sprachlehrräume • Galerie der Kustodie für Wechselausstellungen • Computerpools und Büros • Auditorium maximum (Großer Hörsaal) 800 Sitzplätze • 1.170 Fahrradstellplätze im Untergeschoss • voraussichtliche Fertigstellung Ende 2010 Seminargebäude Hörsaalgebäude Campus-Bibliothek Leibniz-Forum Neues Augusteum Paulinum Mensa am Park Augustusplatz 12 Grimmaische Straße Institutsgebäude Universitätsstraße Neues Augusteum und Paulinum am Augustusplatz Foyerbereich mit Audimax (links) 13 Paulinum • künftiges geistiges und geistliches Zentrum der Universität • architektonisch an die gesprengte Universitätskirche erinnernd, wird der Raum verschiedenen Nutzungen des universitären Lebens dienen • Aula mit 550 Sitzplätzen und 120 weiteren Plätzen auf der Empore • Andachtsraum mit 130 Plätzen • Räume für die Fakultät Mathematik und Informatik • voraussichtliche Fertigstellung Ende 2010 • Festakt im Paulinum am 2.12.2009 • Entwurf: Erick van Egeraat (EEA) Erick van Egeraat associated architects, Rotterdam Seminargebäude Hörsaalgebäude Campus-Bibliothek Leibniz-Forum Neues Augusteum Paulinum Mensa am Park Augustusplatz 14 Grimmaische Straße Institutsgebäude Universitätsstraße künftiger Mathematik-Hörsaal Rohbau Paulinum Entwurf Paulinum 15 Die Universität am Augustusplatz Bereits im Juli 1409 übergibt der Leipziger Rat den Magistern aus Prag vor der eigentlichen Gründung der Universität ein Gebäude zwischen Schlossgasse und Petersstraße. Im Dezember stiften die Landesherren das »große« und das »kleine« Fürstencolleg längs der Ritterstraße. Im Verein mit weiteren Kollegien und Bursen entsteht inmitten der Stadt an Ritterstraße und Brühl ein »lateinisches Viertel«, das sich nach der Übernahme des einstigen Dominikanerklosters 1543 zwischen Stadtmauer und »neuem Neumarkt« (Universitätsstraße) bedeutend erweiterte und das Bild der Stadt über die Jahrhunderte wesentlich mitbestimmt. Paulinum und Großes Kolleg 1575 16 19. Jahrhundert 1831–1836: Abriss des hinteren Paulinergebäudes und Grundsteinlegung des Augusteums (Universitätsbaumeister Albert Geutebrück, nach einem Entwurf von Karl Friedrich Schinkel). Die zweigeschossige Aula des Augusteums bietet 248 Sitzplätze. Insgesamt verfügt das Augusteum über 840 Sitzplätze in neun Hörsälen und bestimmt die architektonisch-räumliche Gestaltung des Augustusplatzes von der Westseite her. Mit dem Bau des Augusteums beginnt gleichzeitig die städtebauliche Organisation des heutigen Augustusplatzes, die in Anordnung und Proportion maßgebend wird für die nachfolgenden städtischen Repräsentationsbauten an diesem neu angelegten Platz. Universitätskirche St. Pauli und das Augusteum wenige Tage vor der Sprengung 1968 Mai 1968 Sprengung des gründerzeitlichen Augusteums (Teilzerstörung im Zweiten Weltkrieg) und der in beiden Weltkriegen unversehrten Universitätskirche auf Befehl des SED-Regimes. Nachdem der Neubau der Universität von der Leipziger Stadtverordnetenversammlung beschlossen ist, wird im Frühjahr 1968 ein Wettbewerb ausgeschrieben, bei dem jedoch kein erster Preis vergeben werden kann. Der in Leipzig gebürtige Walter Ulbricht spricht sich aber für die Übernahme grundlegender Elemente aus dem drittplatzierten Entwurf von Gerhard Henselmann aus. Realisiert werden bis Mitte der 1970-er Jahre das Universitätshochhaus, das Rektoratsgebäude, die Mensa, das Seminar- und das Hörsaalgebäude. Sprengung am 30. Mai 1968 17 Universitätshochhaus und Hauptgebäude am Karl-Marx-Platz in den 1970-er Jahren. 18 Februar 1994 Die Stadt Leipzig lobt bundesweit einen »offenen städtebaulichen Ideenwettbewerb: Leipzig – Augustusplatz und Universitätskomplex« aus. Hinsichtlich der Universitätsbauten wird eine weitgehende Weiternutzung der bestehenden Gebäude vorausgesetzt. Juli 1999 Der Akademische Senat der Universität stimmt den vom Arbeitskreis »Hauptgebäude Augustusplatz« aufgestellten Leitvorstellungen zur Planung und baulichen Gestaltung des Hauptgebäudekomplexes der Universität zu. Diese werden hochschulöffentlich diskutiert. August 2003 Die Sächsische Staatsregierung einigt sich mit der Stadt Leipzig und der Universität auf Eckpunkte für einen erweiterten Architektenwettbewerb. In der europaweiten Auslobung wird die Aufgabe gestellt, Realisierungsmöglichkeiten für den Standort der ehemaligen Paulinerkirche als Aula/ Kirche zu untersuchen und Lösungen zu erarbeiten, die neben den inhaltlichen Anforderungen an die Aula/ Kirche die Integration des Hauptgebäudes wie auch die Einbindung in die Umgebung aufzeigen. März 2004 Mit großer Mehrheit stimmen die Preisrichter zum Abschluss des QuaAugust 2001 lifizierungsverfahrens für den Entwurf Der Freistaat Sachsen lobt in Zusamdes niederländischen Architekturbümenarbeit mit der Universität Leipzig ros (EEA) Erick van Egeraat associaund der Stadt Leipzig einen EU-weiten ted architects, Rotterdam. Realisierungswettbewerb in zwei Phasen zur Neu- und Umgestaltung des Juli 2005 innerstädtischen Universitätskomplexes Mit der Grundsteinlegung für die am Augustusplatz der Universität neue Mensa beginnen die Arbeiten Leipzig aus. am Neubau Universitätscampus. Der erste Bauabschnitt sieht den Neubau Mai 2002 der Mensa und den Umbau des In der Preisgerichtssitzung der 2. Hörsaalgebäudes vor. Phase entscheidet sich die Jury unter Vorsitz von Professor Peter Zlonicky, Oktober 2008 München, für die Vergabe eines 2. Richtfest für das Paulinum/Übergabe Preises an den Beitrag des Architekdes Institutsgebäudes in der Grimmatenbüros behet + bondzio aus Müns- ischen Straße ter. Ein 1. Preis wird nicht vergeben, Juni 2009 um Raum für die Überarbeitung des Übergabe und Einweihung von Konzepts zu haben. Seminargebäude, Hörsaalgebäude, Campus-Bibliothek, Institutsgebäude, 19 Mensa und Leibniz-Forum Ein Campus wie selbstverständlich in der Stadt Das städtebauliche Konzept Der Entwurf für den Campus Augustusplatz (behet bondzio lin Architekten) ermöglicht aus der Rückverankerung in der Geschichte den Schritt in die Zukunft. Das Selbstverständnis der Universität »Aus Tradition Grenzen überschreiten« und die starke Verbundenheit mit der Stadt sind somit die Ausgangspunkte des neuen Campus am Augustusplatz. Eckpunkte für die Konzeption der Neu- und Umgestaltung des innerstädtischen Universitätskomplexes war die strukturelle Re-Integration in die Leipziger Stadtstruktur auf Grundlage der historischen Blöcke mit ihren Durchgängen, Passagen und Höfen. Diese wenden sich dem Bürger zu, es sind Orte der Bewegung und der Kommunikation. Um Mensa und Seminargebäude in der Grimmaischen Straße in den 1980-er Jahren 20 dies zu erreichen, sind alle Gebäude dem Innenhof zugewandt. Herausragende Elemente der Bebauung aus den 70-er Jahren wurden durch die Architekten erhalten und in die Umgestaltung integriert sowie Elemente der älteren Geschichte der Universität einbezogen. Dies gilt im Großen für die erwähnte Stadtstruktur sowie im Kleinen für die Integration vorhandener architektonischer Fragmente und von Kunstwerken aus der Kustodie der Universität. Diese Integration spiegelt sich äußerlich in der Erscheinung des Seminargebäudes und in wesentlichen gestaltprägenden Elementen wider. Beispielhaft sind die Treppen im Seminargebäude und die mit Ziegelsteinen verkleideten Foyers im Hörsaalgebäude. Neues Institutsgebäude mit Geschäften im Erdgeschoss oben: Uni-Innenhof in den 1970-er Jahren unten: Einbindung des Schinkel-Tores in den Entwurf für das Leibniz-Forum 21 Das Farbkonzept Die Verbindung der Gebäude untereinander erschließt sich vor allem im städtebaulichen Zusammenhang sowie in den dominierenden hellen Fassaden über einem umlaufenden dunklen Sockel. Der Sockel beginnt an der Mensaspitze, verläuft entlang der Universitätsstraße, springt über zum Seminargebäude, stellt sich an der Grimmaischen Straße als Schaufensterzone dar, um sich dann einmal um das Institutsgebäude herum bis in den Innenhof zu entwickeln. Die weiße­Fassade materialisiert sich an der Mensa in kraftvollen großformatigen Weißbetonfassadenplatten und tritt in Dialog mit der gegenüberliegenden Wohnbebauung. Am Seminargebäude werden die vorhandenen Betonbrüstungsplatten erhalten und wieder weiß beschichtet. Der helle Naturstein am neuen Institutsgebäude passt sich der repräsentativen Grimmaischen Straße an. Darüber hinaus sind Sonderelemente gebäudeübergreifend in Rostrot gehalten. Das Rostrot wird in historischer Anlehnung an den Backstein der gegenüberliegenden Moritzbastei in prägnanter Form an der Mensa eingeführt, taucht am Übergang zum Seminargebäude und seiner Fassade sowie im Inneren auf und signalisiert an der Grimmaischen Straße den universitären Zugang zum Innenhof. neues Institutsgebäude (Blick vom Leibniz-Forum) rechts oben: Seminargebäude, ganz rechts: vor Beginn der Bauarbeiten rechts unten: Eröffnung der Ladenzone­im Institutsgebäude Grimmaische Straße Impressum: Herausgeber: Universität Leipzig (Öffentlichkeitsarbeit), SIB Redaktion: Friederike Rohland Fotos und Grafiken: Florian Eisele (Titel, Seite 2/3, 4, 5 o.) Klaus F. Linscheid/Architektur und Medien (Seite 5 u., 7, 9, 11, 21, 22, 23 o. l.) Jan Woitas (Seite 15 u.li., 23 u.) behet bondzio lin Architekten (Seite 21 u.) (EEA) Erick van Egeraat associated architects, Rotterdam (Seite 13, 15 o., re.u.) Fotoarchiv Drechsel (Seite 17) Sylvia Dorn (Seite 20 u.l.) Carsten Heckmann (Seite 23 o.r.) Zentrum für Foto und Film (Seite 18, 21) Universitätsarchiv (Seite 16, 17) Gestaltung: wpunktw Stand: Mai 2009 23 Mensa am Park Hörsaalgebäude Campus-Bibliothek Universitätsstraße Augustusplatz LeibnizForum Seminargebäude Neues Augusteum Paulinum Institutsgebäude Grimmaische Straße