Lehrerbegleitheft 2

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Lehrerheft zu Schulbuchnummer: 135378
Bernd Vogel / Birgit Wallner-Strasser ● Durch die Zeiten, Geschichte 4. Klasse
© 2008 Ed. Hölzel Gesellschaft m.b.H. Nfg KG
[email protected] ● www.hoelzel.at
INHALT
Seite
Bucherklärung
Jahresplanung
1. Einleitung
2. Zwischenkriegszeit
3. Totalitäre Systeme in Europa
4. Österreich von der Ersten Republik bis zum Anschluss
5. Der Zweite Weltkrieg
6. Der „Kalte Krieg“
7. Weltpolitik nach dem „Kalten Krieg“
8. Österreich – Die Zweite Republik
9. Allgemeine Zusatzmaterialien
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BUCHERKLÄRUNG
1. Inhaltsverzeichnis und Zeittafel
→
Chronologische
Entwicklungen und
parallele Ereignisse
sind auf einen Blick auf
den Zeitstreifen des
Inhaltsverzeichnisses
ersichtlich.
Übersichtlich gestaltetes
Inhaltsverzeichnis in der
jeweiligen Kapitelfarbe;
es wird gleichermaßen
auf Politik, Gesellschaft,
Wirtschaft, Kultur und
Alltag der Menschen
eingegangen.
←
2. Seitenlayout
Übersichtlichkeit durch zweispaltigen
Textfluss
Arbeitsaufgaben, jeweils in
der Kapitelfarbe unterlegt,
fördern die aktive Mitarbeit der
Schüler/innen.
→
Quelltexte und
Zusatzinformationen vertiefen
das Fachwissen und trainieren
den Umgang mit historischen
Quellen.
← Grafiken, Fotos und Bilder
veranschaulichen die
historischen Informationen.
←
Wichtige Begriffe sind zur
leichteren Orientierung fett
gedruckt.
3. Arbeitsaufgaben und Quellen
Arbeitsaufgaben sind mit einem Symbol (Notizblock und Stift) gekennzeichnet und in der jeweiligen Kapitelfarbe unterlegt und
•
dienen dem Einstieg in ein Kapitel,
•
stellen Gegenwartsbezüge her,
•
fördern die Selbsttätigkeit der Schüler/innen,
•
fördern das Leseverständnis,
•
dienen der Wortschatzarbeit,
•
fördern die Kreativität,
•
dienen dem Wiederholen und Vertiefen,
•
geben Tipps für fächerübergreifenden und fächerverbindenden Unterricht,
•
machen gruppendynamische Prozesse erlebbar und sprechen alle Lerntypen an.
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Quellen und Zusatzinformationen sind mit einem Symbol (Schriftrolle) gekennzeichnet und in der jeweiligen Kapitelfarbe
unterlegt. Historische Textquellen sind außerdem am Kursivdruck erkennbar. Sie fördern die Fähigkeit zur eigenständigen
Analyse und Interpretation von historischen Quellen.
4. Was blieb von ...?
Jedes Großkapitel endet mit einem Abschnitt „Was blieb von ...?“, was den Schüler/innen verdeutlichen soll, warum die
Beschäftigung mit der Vergangenheit wichtig ist. Das Kapitel soll zeigen, welche Auswirkungen historische Ereignisse auf unser
tägliches Leben haben. Gleichzeitig dient es auch zur Wiederholung und Zusammenfassung des Gelernten.
5. Lexikon
In einem umfangreichen Lexikon finden die Schüler/innen Informationen zu Personen, Orten und Begriffen, die in den einzelnen
Kapiteln erwähnt werden.
6.
Lösungen zu allen Arbeitsaufgaben ermöglichen den Schüler/innen die Selbstkontrolle.
7. A3-Grafiken
Besonders detailreiche Grafiken sind im A3-Format beigelegt. Die zugehörigen Arbeitsaufgaben und ein Verweis auf die Grafik
finden sich in den jeweiligen Kapiteln.
! Tipp: Grafiken in einer Klarsichthülle in der Geschichtemappe oder am Ende des Geschichteheftes aufheben lassen.
JAHRESPLANUNG
Die folgende Grundlage für die Erstellung einer Jahresplanung ist chronologisch gegliedert und orientiert sich im Aufbau und in
den intendierten Lehr- und Lernzielen am Lehrplan. Der Erweiterungsbereich soll Ideen für zusätzliche Themen für Längs- und
Querschnitte, Projekte und fächerübergreifendes Arbeiten bieten. Sinnvoll ist auch die Einbeziehung lokaler und regionaler
Schwerpunkte.
September / Oktober
Kernbereich
Zwischenkriegszeit
• Auswirkungen des Ersten Weltkrieges – neue
Staaten
• Entstehung des Völkerbundes
• wirtschaftliche Entwicklung nach dem Ersten
Weltkrieg
• gesellschaftliche Veränderungen in der
Zwischenkriegszeit – Massengesellschaft und
Sozialstaat
• Gleichberechtigung der Frauen
• Entwicklung der Massenmedien
November / Dezember
Kernbereich
Totalitäre Systeme
• allgemeine Merkmale totalitärer Staaten
• grundlegende Kennzeichen des Faschismus
• Faschismus in Italien – Diktatur Mussolinis
• Oktoberrevolution in Russland – die Entstehung der
Sowjetunion
• Aufstieg und Machtergreifung des
Nationalsozialismus in Deutschland
• „Gleichschaltung“ des Staates und der Gesellschaft
• Antisemitismus und Holocaust
• Widerstand gegen den Nationalsozialismus
Jänner
Kernbereich
Österreich – von der Ersten Republik bis zum Anschluss
• Neukonstituierung Österreichs – Österreich wird
eine Republik
• politische Parteien / Lager im Österreich der
Zwischenkriegszeit
• wirtschaftliche Entwicklung Österreichs in der
Zwischenkriegszeit
• politische Konfrontation und Bürgerkrieg in
Österreich
• Einrichtung des Ständestaates / Veränderungen
3
Erweiterungsbereich (Auswahl)
Zwischenkriegszeit
• Funktion von Börsen
• Charles Lindbergh – Glaube an die Technik
• sozialdemokratische Reformen in Wien
• Kunst und Kultur in den 20er und 30er Jahren
Erweiterungsbereich (Auswahl)
Totalitäre Systeme
• Bürgerkrieg / Faschismus in Spanien
• Einführung und Funktionsweise der Planwirtschaft in
kommunistischen Diktaturen
• Hitlers frühe Jahre in Österreich
• Jugendliche in totalitären Staaten
• Frauen in totalitären Staaten
• Propaganda in totalitären Staaten / mögliche
Fallbeispiele Sowjetunion bzw.
nationalsozialistisches Deutschland
Erweiterungsbereich (Auswahl)
Österreich – von der Ersten Republik bis zum Anschluss
• Verfassung Österreichs
• Längsschnitt: politische Parteien in Österreich
•
durch die Einrichtung einer faschistischen Diktatur
Anschluss Österreichs an Deutschland
Februar
Kernbereich
Der Zweite Weltkrieg
• nationalsozialistische Außenpolitik / Schritte in den
Zweiten Weltkrieg
• Überblick über den Verlauf des Zweiten Weltkrieges
• Auswirkungen des Zweiten Weltkrieges / Teilung
Europas
März / April
Kernbereich
Der “Kalte Krieg“
• Entstehung der Vereinten Nationen, Aufgaben und
Organisation der UNO
• Aufteilung der Welt in Interessenssphären
• Beispiele für Krisen im Kalten Krieg –
Ungarnaufstand, Prager Frühling, Kubakrise
• Beispiele für Stellvertreterkriege – Vietnam,
Afghanistan
• politische und wirtschaftliche Aspekte der
Entkolonialisierung
• Ende des Kalten Krieges – Gorbatschows Reformen
und Umbruch in Osteuropa
Mai
Kernbereich
Weltpolitik nach dem „Kalten Krieg“
• Entstehung und Organisation der Europäischen
Union
• Konflikt im Nahen Osten – Entstehung und
Konsolidierung des Staates Israel, Aufstand der
Palästinenser
• Globalisierung – Medien und Technik verändern die
Welt
Juni
Kernbereich
Österreich / Zweite Republik
• Gründung der Zweiten Republik / Besatzungszeit in
Österreich
• Wiederaufbau - wirtschaftliche Entwicklung
Österreichs nach dem Zweiten Weltkrieg
• Staatsvertrag und Neutralität
• politische Entwicklung seit dem Zweiten Weltkrieg –
Koalitionen und Alleinregierungen
• politische Parteien in Österreich
Erweiterungsbereich (Auswahl)
Der Zweite Weltkrieg
• Kriegsverlauf nach Schauplätzen
• Kampfhandlungen auf dem Gebiet des heutigen
Österreich
• Kriegsverbrechen im Zweiten Weltkrieg
• Propaganda im Zweiten Weltkrieg
• Kriegsverbrecherprozesse und Schuldfrage
Erweiterungsbereich (Auswahl)
Der „Kalte Krieg“
• UNO-Sitz Wien
• Nebenschauplätze des Kalten Krieges – Sport,
Medien und Forschung
• Bürgerrechtsbewegung in den USA
• Fallbeispiele zur Entkolonialisierung – Indien, Ghana
• Apartheid in Südafrika
• Deutschland im Kalten Krieg – BRD, DDR und
Wiedervereinigung
• Zerfall Jugoslawiens / Längsschnitt: Geschichte des
Balkans
Erweiterungsbereich (Auswahl)
Weltpolitik nach dem „Kalten Krieg“
• Fundamentalismus, religiöser Fanatismus und seine
Auswirkungen
• Flucht und Vertreibung – moderne
Flüchtlingsschicksale und Migrationsströme
• Querschnitt: Migrationsbewegungen heute
Erweiterungsbereich (Auswahl)
Österreich / Zweite Republik
• Sozialpartnerschaft in Österreich
• politische und soziale Reformen der 70er Jahre
• Rechte und Pflichten von Jugendlichen in Österreich
• Längsschnitt durch die Rechte und Pflichten von
Jugendlichen
1. EINLEITUNG
Das erste Kapitel des Buches dient der Wiederholung des Stoffes der zweiten und dritten Klasse und soll auf das neue
Geschichtejahr einstimmen.
1.1. Arbeitsaufgabe Zeitzeugen (Seite 4)
Die Schüler/innen könnten entweder aufgefordert werden, die Interviewpartner/innen über das für sie persönlich wichtigste
Ereignis der letzten Monate zu interviewen oder die Schüler/innen bekommen eine Liste von politischen, wirtschaftlichen,
kulturellen oder sportlichen Ereignissen der letzten Zeit, zu denen sie ein Interview führen sollen. Diese Arbeitsaufgabe bietet
auch die Möglichkeit, Kinder mit Migrationshintergrund ein Interview zu ihrer eigenen Geschichte und Kultur führen zu lassen.
1.1. Arbeitsaufgabe Wichtige Ereignisse und Personen (Seiten 4f)
Das Ergebnis der Arbeitsaufgabe könnte auch eine Zeitleiste im Heft oder auf einem Plakat sein, die im neuen Schuljahr
ergänzt und fortgesetzt wird.
1.1. Arbeitsaufgabe Geschichtemeister (Seiten 5 bis 7)
Das Quiz kann durch Fragen, die sich die Schüler/innen selbst überlegen, sinnvoll ergänzt werden.
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2. ZWISCHENKRIEGSZEIT
TAFELBILDER UND MERKTEXTE
2.1. Nach dem Ersten Weltkrieg – neue Staaten entstehen
Neue Grenzen
Nach dem Ende des Ersten Weltkrieges legten die Siegerstaaten (z.B. Großbritannien, Frankreich, Italien, Serbien, USA) in
Friedensverträgen mit den unterlegenen Staaten (Deutsches Reich, Österreich, Ungarn, Osmanisches Reich und Bulgarien)
die Nachkriegsordnung Europas fest.
Das Ziel des Friedensvertrages von Versailles war die Schwächung Deutschlands, das große Gebiete abtreten musste, nur
noch eine kleine Armee haben durfte und hohe Reparationen an die Siegermächte zahlen musste.
Nach dem Zerfall der Monarchie verzichtete die Republik Österreich im Friedensvertrag von St. Germain auf einige
deutschsprachige Gebiete (z.B. Südtirol) und erhielt das Burgenland von Ungarn. Der Name Deutsch-Österreich und ein
Anschluss an Deutschland wurden verboten.
Der Völkerbund – ein Versuch zur Verständigung
Im Rahmen der Friedensverträge, die den Ersten Weltkrieg beendeten, wurde die Einrichtung des Völkerbundes beschlossen.
Der Staatenbund mit Sitz in Genf kümmerte sich um wichtige gemeinsame Anliegen (z.B. Flüchtlingshilfe, Gesundheitswesen,
Kampf gegen den Drogenhandel), er war aber auch ein Versuch den Frieden in Europa zu sichern. Obwohl die Initiative zur
Gründung des Völkerbundes von US-Präsident Wilson ausgegangen war, trat die USA dem Völkerbund nicht bei. Die
Zusammenarbeit zwischen den Mitgliedern gestaltete sich schwierig. Der Völkerbund konnte die aggressive Außenpolitik der
entstehenden Diktaturen (Italien, Deutschland, Sowjetunion, Japan) nicht verhindern.
2.2. Aufschwung und Depression
Aufschwung am Fließband
In den Nachkriegsjahren boomte die Wirtschaft in den USA und einige Jahre später auch in Europa. Durch die Einführung der
Fließbandproduktion wurden technische Produkte (z.B. Radios, Waschmaschinen, Autos), aber auch einfache
Gebrauchsgegenständige billiger. Vom Aufschwung der Industrie und Bauwirtschaft profitierte allerdings nur eine relativ kleine
Mittel- und Oberschicht. Man spricht von den „Goldenen Zwanziger Jahren“.
Börsenkrach und wirtschaftliche Depression
Viele Betriebe hatten zusätzliches Kapital durch den Verkauf von Anteilsscheinen (Aktien) an der Börse erhalten. Ende der
20er Jahre begann die Produktion von Waren die Nachfrage zu übersteigen, die Gewinne der Unternehmen wurden kleiner.
Immer mehr Aktionäre fürchteten um den Wert ihrer Anteilsscheine und verkauften ihre Aktien. Die dramatischen Kursverluste
führten zum Ruin vieler Anleger und damit in der Folge auch zum Niedergang der Wirtschaft. Die Wirtschaftskrise in den USA
führte auch in Europa zum Bankrott einer großen Zahl von Unternehmen.
Viele Menschen wurden arbeitslos und konnten sich kaum mehr ihr Essen und ihr tägliches Leben leisten. Radikale Parteien
(Faschisten und Kommunisten) nützten die Not der Menschen und hetzten gegen die Demokratie, der sie die Schuld am
wirtschaftlichen Niedergang gaben.
2.3. Veränderungen in der Gesellschaft
Die Gesellschaft verändert sich
Zwischen dem Ersten und dem Zweiten Weltkrieg entwickelte sich in Europa und den USA die moderne Massengesellschaft.
Durch den Zerfall der Monarchien verlor der Adel seine politische Bedeutung. Die Politiker der neu entstandenen Demokratien
kamen aus dem Bürgertum, der Arbeiterschaft und dem Bauernstand. Ein neuer Berufsstand, der des Angestellten, entstand.
In der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts wuchs die Mittelschicht auf bis zu 50% der Bevölkerung an. Ihr gehörten
Handwerker ebenso an wie Beamte und Ärzte. Große soziale Unterschiede gab es auch bei der Unterschicht.
Die moderne Massengesellschaft
Die Mitglieder der modernen Massengesellschaft werden beeinflusst von Film, Radio und Werbung (Massenmedien) und
kopieren die gezeigte Mode und den Lebensstil. Durch die Zugehörigkeit zu einer großen Masse erfährt der Einzelne ein Gefühl
von Zusammengehörigkeit, Sicherheit und Macht. Die Mitglieder einer Masse lassen sich leicht beeinflussen.
Der Staat kümmert sich um Arme, Alte und Kranke. Ein Sozialstaat versucht seine Staatsbürger/innen vor den sozialen
Folgen von Arbeitslosigkeit, Krankheit und Alter zu schützen. Der Sozialstaat kümmert sich um das Gesundheitswesen, die
Pensionsversicherung, die Kontrolle der Arbeitsbedingungen, Bildungseinrichtungen und den Umweltschutz.
Um all dies zu finanzieren, zahlen die Staatsbürger/innen Sozialabgaben. Unter Ferdinand Hanusch, dem ersten
Sozialminister der Ersten Republik, wurden zahlreiche Sozialgesetze erlassen und Österreich somit zum Sozialstaat.
Die Stellung der Frau in der Gesellschaft verändert sich
Während des Ersten Weltkrieges mussten sich viele Frauen in „Männerberufen“ beweisen. Nach dem Ersten Weltkrieg
entstanden dann typische Frauenberufe wie z.B. Sekretärin. Obwohl Frauen weder gleichen Lohn bekamen wie ihre
männlichen Kollegen noch gleiche Aufstiegschancen hatten, war ein großer Schritt in Richtung Gleichberechtigung und
Unabhängigkeit getan. Die Frauen zeigten ihr neues Selbstbewusstsein auch in der Mode. 1918 erhielten die Frauen in vielen
Ländern Europas das Wahlrecht.
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2.4. Die „Goldenen Zwanziger Jahre“
Ein neues Lebensgefühl erobert Europa
Mitte bis Ende der Zwanziger Jahre erlebte die Wirtschaft und Kultur in Europa einen enormen Aufschwung. Vorbild für das
Leben in der modernen Großstadt war die Massenkultur der USA. Modetänze (Charleston) und Musik (Jazz) wurden in
Europa begeistert aufgenommen, Nachtklubs und Tanzlokale boomten.
Der Siegeszug der Massenmedien
Im Kino fanden die Besucher Unterhaltung (ab Ende der Zwanziger Jahre auch Tonfilme) und Information (Wochenschauen
und Werbung). Stars wie Marlene Dietrich und Charlie Chaplin zogen die Massen ins Kino. Durch die Erfindung des
Grammophons und der Schallplatte wurde Musik für jeden verfügbar. Mit dem Radio konnten die Österreicher seit 1924 den
staatlichen Rundfunk empfangen.
Bildende Kunst
Zu Beginn des 20. Jahrhunderts entwickelten sich zahlreiche neue Kunstrichtungen. Expressionistische Maler (z.B. Oskar
Kokoschka) malten nicht mehr gegenständlich, sondern versuchten, mit Farben und Formen ihre Gefühle malerisch
auszudrücken. Kubistische Künstler (z.B. Pablo Picasso) wandten sich ebenfalls von der realistischen Malerei ab und gingen
zu abstrakten Formen über. Die Surrealisten (z.B. Salvador Dali) wiederum versuchten, das Unbewusste bildlich darzustellen.
DIDAKTISCHE HINWEISE
2.1. Arbeitsaufgabe Europa nach dem Großen Krieg (Seite 9)
Zur leichteren Lösbarkeit der Aufgabe bzw. zur Veranschaulichung der Veränderungen der Grenzen empfiehlt es sich, als
Vergleich die Karte auf Seite 91 in Durch die Zeiten 3 heranzuziehen.
2.1. Arbeitsaufgabe Die 14 Punkte Wilsons (Seite 9)
Die Kinder könnten auch aufgefordert werden, die Texte dieses Kapitels mit den Punkten Wilsons zu vergleichen, um
herauszufinden, welche Punkte umgesetzt wurden bzw. welche nicht eingehalten wurden.
2.2. Quelle Charles Lindbergh (Seite 11f)
Der Zeitungsartikel soll den Schüler/innen zeigen, dass zu Beginn der 20er Jahre der Glaube an das Leistungsvermögen des
Menschen und die technischen Möglichkeiten fast unbegrenzt war. Dieser Technikglaube könnte mit der heutigen Einstellung
vieler Menschen verglichen werden. Welche Zukunftschancen liegen in technischen Lösungen? Welche technischen Hilfsmittel
verwenden wir im Alltag? Vor welchen Bereichen der Technik haben viele Menschen Angst? Welche Technologien werden als
Bedrohung empfunden?
2.2. Arbeitsaufgabe / Quelle Börsenindex (Seite 12)
Die Arbeitsaufgabe soll den Schüler/innen einen Eindruck über den Zusammenhang zwischen politischen, historischen und
wirtschaftlichen Ereignissen und der Entwicklung der Börsenkurse geben. Die Schüler/innen sollten darauf hingewiesen
werden, dass die Arbeitsaufgabe natürlich eine grobe Vereinfachung der komplexen Zusammenhänge zwischen Politik und
Wirtschaft darstellt.
ZUSATZMATERIAL
2.1. Kopiervorlage Karten – Vor und nach dem Ersten Weltkrieg
Die beiden Karten zeigen die Staaten Europas vor bzw. nach dem Ersten Weltkrieg. Um die Veränderungen der
Staatenlandschaft Europas durch den Ersten Weltkrieg zu verdeutlichen, könnten die Schüler/innen aufgefordert werden, die
Staaten mit unterschiedlichen Farben anzumalen und die beiden Karten zu beschriften. Als Hilfe können die Karten im Buch auf
den Seiten 91 (Durch die Zeiten 3) bzw. Seite 9 (Durch die Zeiten 4) verwendet werden.
Vor und nach dem Ersten Weltkrieg
Vergleiche die beiden Karten, die Europa vor bzw. nach dem Ersten Weltkrieg zeigen. Male die Staaten mit unterschiedlichen
Farben an und beschrifte sie. Beantworte anschließend folgende Fragen: Welche Staaten sind verschwunden? Welche Staaten
sind dazugekommen? Welche Staaten haben sich in ihrer Ausdehnung verändert?
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Europa vor dem Ersten Weltkrieg
Europa nach dem Ersten Weltkrieg
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3. TOTALITÄRE SYSTEME IN EUROPA
TAFELBILDER UND MERKTEXTE
3.1. Diktaturen in Europa
Niedergang der Demokratien
• wirtschaftliche Krise in den 30er Jahren des 20. Jahrhunderts führt zu Massenarbeitslosigkeit und Armut
• radikale politische Gruppierungen versprechen einfache Lösungen und schieben die Schuld am wirtschaftlichen
Niedergang den politischen Gegnern und Minderheiten zu
• Radikalisierung der Politik, politische Parteien unterhalten bewaffnete Gruppen
Merkmale von Diktaturen
• Massenorganisationen mobilisieren Bevölkerung
• Aufhebung der Gewaltenteilung
• Propaganda und Einfluss auf die Erziehung von Jugendlichen
• Unterdrückung der Meinungs- und Medienfreiheit
• Terror und Gewalt gegen politische Gegner und Minderheiten
• staatliche Einflussnahme auf die Wirtschaft
Faschistische Diktaturen
• Begriff bezeichnet ursprünglich die politische Bewegung Benito Mussolinis in Italien
• ausgeprägter Militarismus
• Hass und Gewalt gegen Minderheiten
• Führerprinzip
Kommunismus
• Begriff bezeichnet ursprünglich die von Karl Marx und Friedrich Engels zusammengefassten Ideen einer klassenlosen
Gesellschaft
• gemeinschaftlicher Besitz, kein Privateigentum
• staatliche, zentrale Lenkung der Wirtschaft
3.2. Faschistische Diktaturen in Italien und Spanien
Italien
Die Entlassung von vielen Soldaten aus der Armee und die schwierige wirtschaftliche Lage führten zu Massenarbeitslosigkeit
und Armut in Italien. Großgrundbesitzer und Industrielle, die sich durch die instabile politische Situation bedroht fühlten,
unterstützten Benito Mussolini bei der Gründung der faschistischen Partei Italiens, die zum Sammelbecken für radikale
Gruppen wurde, die von der Wiederauferstehung des Römischen Reiches träumten. Aus Angst vor einem Bürgerkrieg ernannte
der italienische König Benito Mussolini 1922 zum Premierminister einer Koalitionsregierung. Bereits 1925 war nur noch die
faschistische Partei erlaubt und die Demokratie abgeschafft.
Durch den Ausbau der Schwerindustrie und der Landwirtschaft erreichte Mussolini einen Rückgang der Arbeitslosigkeit und
eine Verbesserung der Versorgungslage der Bevölkerung. Gleichzeitig wurden politische Gegner verfolgt und die Medienfreiheit
wurde aufgehoben. Durch die Eroberung Albaniens und Äthiopiens versuchte Mussolini, den Einflussbereich Italiens
auszuweiten. Im Zweiten Weltkrieg kämpfte Italien bis zum Sturz des faschistischen Regimes an der Seite Deutschlands gegen
die Alliierten.
Spanien
Unter Führung General Francos organisierte die faschistische Opposition 1936 einen Putsch gegen die linksgerichtete
Regierung. Im folgenden Bürgerkrieg wurden die republikanischen Regierungstruppen von der Sowjetunion und
Freiwilligenverbänden unterstützt. Die siegreiche faschistische Armee Francos erhielt Unterstützung von Italien und
Deutschland. Nach dem Bürgerkrieg errichtete Franco in Spanien eine faschistische Diktatur, die erst mit seinem Tod 1975
endete.
3.3. Die Sowjetunion - eine kommunistische Diktatur
Revolution und Bürgerkrieg
Im Februar 1917 führten Niederlagen im 1. Weltkrieg, die schlechte Versorgungslage der Bevölkerung und die fehlende
politische Mitbestimmung der Bürger zu anhaltenden Protesten der Bevölkerung und Soldaten. Nach dem Sturm auf das
Winterpalais in St. Petersburg verzichtete Zar Nikolaus II. zu Gunsten einer bürgerlichen Regierung auf die Ausübung der
Regierungsgeschäfte.
Im Oktober 1917 wurde die bürgerliche Regierung durch eine kommunistische Revolution unter Führung Lenins gestürzt.
Die kommunistische Regierung beendete den Krieg gegen Deutschland und setzte sich in einem dreijährigen Bürgerkrieg
gegen ihre politischen Gegner durch.
Errichtung der Diktatur
Nach dem Sieg der Kommunisten im Bürgerkrieg schlossen sich neun Republiken zur Sowjetunion zusammen, die zu einer
kommunistischen Diktatur umgestaltet wurde. Die kommunistische Partei regelte alle Lebensbereiche der Menschen, eine
Geheimpolizei bespitzelte die Bürger, die Wirtschaft wurde staatlich gelenkt.
Nach dem Tod Lenins 1924 verstärkte sein Nachfolger Stalin die Terrormaßnahmen gegen die eigene Bevölkerung. Viele
politische Gegner wurden hingerichtet oder in Arbeitslager eingewiesen. Stalin setzte ein radikales
Industrialisierungsprogramm und die zwangsweise Kollektivierung der Landwirtschaft durch.
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3.4. Aufstieg des Nationalsozialismus in Deutschland
Adolf Hitler – seine Karriere
Nach seiner Schulzeit in Oberösterreich verdiente sich Hitler in Wien seinen Lebensunterhalt mit dem Malen von
Sehenswürdigkeiten. Auf Massenveranstaltungen großer Parteien lernte er hier Rassenhass und Ausgrenzung kennen.
Nachdem Hitler als Freiwilliger im Ersten Weltkrieg gedient hatte, forderte Hitler als politischer Redner in München die
Aufhebung des Friedensvertrages von Versailles und die Ausgrenzung der Juden. Zum Kampf gegen politische Gegner
unterhielt seine Partei, die Nationalsozialistische Deutsche Arbeiterpartei (NSDAP), eine eigene Sturmabteilung (SA). Nach
einem misslungenen Putschversuch organisierte Hitler die Partei neu. Er wurde zum unumschränkten „Führer“ der NSDAP.
Viele von der Weltwirtschaftskrise betroffene Arbeiter und Bauern glaubten den radikalen und einfachen Parolen der NSDAP,
die alle Schuld an der wirtschaftlichen Misere den anderen politischen Parteien und den Juden zuschob. Sie erhofften sich eine
Verbesserung ihrer Lage. Mit finanzieller Unterstützung der Schwerindustrie wurde die NSDAP 1932 zur stärksten Partei im
Reichstag.
Machtübernahme und Verfolgung
Im Jänner 1933 ernannte Reichspräsident Hindenburg Hitler zum Kanzler einer Koalition aus NSDAP und dem konservativem
Zentrum. Die Nationalsozialisten nützten ihre neue Machtposition und richteten eine Diktatur ein. Die Oppositionsparteien
wurden verboten, die Grundrechte außer Kraft gesetzt, die Pressefreiheit eingeschränkt und die Regierung konnte nun Gesetze
ohne Mitsprache des Reichstages erlassen. Wer sich widersetzte musste mit Folter und Einweisung in eines der neu
geschaffenen Konzentrationslager rechnen.
Nach dem Tod von Reichpräsident Hindenburg 1934 wurde Hitler zum unumschränkten Diktator Deutschlands.
3.5. „Ein Volk, ein Reich, ein Führer“ – „Gleichschaltung“ und Propaganda im Dritten Reich
Sofort nach der Machtergreifung 1933 gingen die Nationalsozialisten daran, sämtliche Bereiche wie Politik, Gesellschaft und
Kultur „gleichzuschalten“, d.h. zentral zu lenken und nationalsozialistisch zu färben. Propaganda und Terror sollten die
Menschen einschüchtern und Kritiker verstummen lassen.
Gleichschaltung der Gesellschaft
Kinder und Jugendliche wurden in der Hitlerjugend (HJ) und im Bund Deutscher Mädel (BDM) ideologisch beeinflusst.
Erwachsene mussten nach dem Verbot von Gewerkschaften der Deutschen Arbeitsfront (DAF) beitreten, deren oberstes Ziel
jedoch nicht die Wahrung der Interessen der Arbeitnehmer war, sondern einzig und allein die Erziehung zum
Nationalsozialismus. Die Organisation „Kraft durch Freude“ (KdF) bot den Arbeitern ein umfangreiches Erholungs- und
Freizeitangebot. An die Stelle bürgerlicher Vorrechte und sozialer Unterschiede sollte die „Volksgemeinschaft“ treten. Vor
allem aber sollte die Arbeitskraft der Arbeiter für die Rüstungsindustrie gesteigert werden.
Gleichschaltung der Kultur
Auch die Kunst wurde von den Nationalsozialisten „gleichgeschaltet“. Die Werke marxistischer, jüdischer oder kritischer
Schriftsteller (z.B. Erich Kästner) wurden verboten, unliebsame Künstler und Wissenschaftler entlassen und vertrieben.
Fortschrittliche Kunstrichtungen (z.B. Kubismus) wurden als „entartete Kunst“ bezeichnet und die Werke beschlagnahmt. Das
Ministerium für Volksaufklärung und Propaganda unter der Leitung von Joseph Goebbels überwachte und zensierte den
gesamten Kulturbereich.
Führerkult und Propaganda
Adolf Hitler wurde als Retter der Nation verherrlicht. Zahlreiche Straßen und Plätze wurden nach ihm benannt, sein Bild hing in
allen Ämtern und Schulen. Ab 1933 mussten die Deutschen mit dem Hitlergruß grüßen. Joseph Goebbels, der „Reichsminister
für Volksaufklärung und Propaganda“, inszenierte einen ausgeprägten Führerkult um Adolf Hitler. Massenaufmärsche,
Fackelzüge und Fahnenhissen sollten den Menschen das Gefühl geben, Teil der deutschen Volksgemeinschaft zu sein. Um zu
garantieren, dass sich die nationalsozialistische Propaganda wirklich überall verbreitete, ließ Goebbels den „Volksempfänger“,
ein billiges Radiogerät, entwickeln.
Jugend unterm Hakenkreuz
1933 wurden alle nicht-nationalsozialistischen Jugendorganisationen in Deutschland verboten. Die deutsche Jugend sollte zu
blindem Gehorsam, Disziplin und Kampfeswillen erzogen werden. Daher war ab 1936 die Mitgliedschaft in der Hitlerjugend (HJ)
Pflicht. Je nach Alter und Geschlecht gab es verschiedene Untergruppen der HJ. An so genannten Heimabenden wurden
vorgeschriebene Themen (z.B. Germanische Götter) durchgenommen. Auf Zeltlagern wurde durch Sport und Spiel das
Gemeinschaftsgefühl gestärkt. Doch diese Lager hatten vor allem militärischen Charakter und zielten darauf ab, die Kinder und
Jugendlichen auf ihren Einsatz im Krieg vorzubereiten.
Auch das Schulwesen wurde „gleichgeschaltet“. Lehrpläne und Schulbücher waren ideologisch beeinflusst und dienten
ebenfalls der Eintrichterung nationalsozialistischen Gedankenguts. Jüdische Schüler/innen durften nur noch an jüdischen
Schulen von jüdischen Lehrer/innen unterrichtet werden, bis diese 1942 überhaupt geschlossen wurden.
Nationalsozialistisches Frauenbild
Die Nationalsozialisten sahen die Rolle der Frau als Hausfrau und Mutter, die „rassisch wertvolle“ Kinder zu Welt bringen und
im Sinne des Nationalsozialismus erziehen sollte. Als „Belohnung“ bekamen Frauen, die mindestens vier Kinder zu Welt
brachten, das Mutterkreuz verliehen.
3.6. Vom Antisemitismus zum organisierten Massenmord
Andersdenkende, Minderheiten und politische Gegner werden verfolgt
Wer die Nationalsozialisten kritisierte, musste damit rechnen, von einem Spitzel an die Gestapo verraten zu werden. Politische
Gegner (z.B. Kommunisten), Anhänger religiöser Gruppen (z.B. Zeugen Jehovas), Roma und Sinti, Homosexuelle und Juden
wurden ohne richterlichen Haftbefehl verhaftet, gefoltert und in „Schutzhaft“ gebracht, bevor sie in Konzentrationslager
eingewiesen wurden.
Nationalsozialistische Rassenlehre und Verfolgung der Juden
Die Nationalsozialisten sahen die Germanen sich selbst als „Herrenrasse“, die dazu bestimmt war, die „minderwertigen
Menschenrassen“ (z.B. Juden) zu beherrschen. Von 1933 an wurden die Juden nach und nach vom öffentlichen Leben
ausgeschlossen, entrechtet, verfolgt und schließlich systematisch getötet.
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1933: Boykott jüdischer Geschäfte, Ärzte usw.
1935: „Nürnberger Gesetze“
1938: Reichspogromnacht; planmäßige Einweisung von Juden in Ghettos und Konzentrationslager; Ausschluss von Juden
aus dem öffentlichem Leben; Pflicht, den Judenstern zu tragen
1942: Wannseekonferenz Æ „Endlösung der Judenfrage“
Organisierter Massenmord
1942 beschlossen die Nationalsozialisten die systematische Ermordung aller Juden in den besetzten Gebieten. In regelrechten
Menschenjagden wurden jüdische Männer, Frauen und Kinder zusammengetrieben und in Konzentrationslager gebracht.
Gesunde und Kräftige wurden „Arbeitskommandos“ zugeteilt. Kinder, Alte, Kranke und Schwache wurden sofort in
Gaskammern oder von Erschießungskommandos ermordet.
3.7. Widerstand gegen den Nationalsozialismus
Gegen das Terrorregime der Nationalsozialisten gab es sowohl organisierten Widerstand ganzer Gruppen wie auch
unorganisierten Widerstand einzelner Personen. Bereits das Erzählen eines regimekritischen Witzes oder das Singen eines
verbotenen Liedes wurde von den Nationalsozialisten als „Hochverrat“ angesehen und wurde mit dem Tode bestraft. Dennoch
gab es mutige Menschen, die für ihre Gesinnung auch den Tod in Kauf nahmen.
Georg Elser
Der Schreiner Georg Elser stand der nationalsozialistischen Politik von Anfang an kritisch gegenüber. Als 1939 der Zweite
Weltkrieg ausbrach, beschloss er, Hitler zu töten. Am 8. November 1939 befestigte er Sprengstoff im Bürgerbräukeller in
München, wo Hitler an diesem Abend eine Rede hielt. Allerdings sprach dieser kürzer als erwartet und verließ den Keller bevor
die Bombe explodierte. Elser wurde noch in derselben Nacht festgenommen und ins KZ Dachau gebracht, wo er 1945, kurz vor
Ende des Krieges, erschossen wurde.
Claus Schenck Graf von Stauffenberg
Der deutsche Oberst Claus Schenck Graf von Stauffenberg plante gemeinsam mit anderen Offizieren der Wehrmacht einen
Staatsstreich zur Entmachtung der Nationalsozialisten. Am 20. Juli 1944 wurde Stauffenberg zu einer Besprechung ins
Führerhauptquartier „Wolfsschanze“ bestellt. Dort wollte er eine Bombe detonieren lassen. Da aber die Besprechung eine
halbe Stunde vorverlegt und nicht im Führerbunker, sondern in einer angrenzenden Baracke abgehalten wurde, verfehlte der
Sprengstoff seine tödliche Wirkung und Hitler überlebte den Anschlag. Stauffenberg und seine Mitstreiter wurden noch in
derselben Nacht erschossen.
Die Weiße Rose
Die Münchener Widerstandsgruppe „Weiße Rose“ um die Geschwister Hans und Sophie Scholl war christlich motiviert. Die
Student/innen verfassten, druckten und verteilten Flugblätter, in denen sie zum Widerstand gegen den Nationalsozialismus
aufriefen. Ihr sechstes Flugblatt wurde der Gruppe schließlich zum Verhängnis. Der Hausmeister der Universität entdeckte die
Student/innen beim Verteilen des Flugblattes und lieferte sie an die Gestapo aus. Da sie vor dem Volksgerichtshof weiter bei
ihrer Kritik am Nationalsozialismus blieben, wurden die Geschwister Scholl und vier weitere Mitglieder zum Tode verurteilt.
Der Widerstand in Österreich
Da viele Regimegegner bereits vor dem Anschluss 1938 ins Ausland geflohen waren und es keine wirkliche Zusammenarbeit
zwischen „linken“ und „rechten“ Widerstandsgruppen gab, blieben die Erfolge bescheiden. Dennoch zeigen sie, dass nicht alle
Österreicher Nationalsozialisten waren.
Die Schlurfs
Die „Schlurfs“ waren eine Gruppe von Wiener Arbeiterjugendlichen, die sich weigerten, der HJ beizutreten. Sie waren keine
politische Widerstandsbewegung, sondern sie leisteten Widerstand, indem sie sich nicht vorschreiben ließen, wie sie zu leben
hatten. So trugen die „Schlurfs“ lange Haare und weite Hosen, hörten Jazz und tanzten die neusten Modetänze aus den USA.
Franz Jägerstätter
Als gläubiger Katholik erklärte Franz Jägerstätter, dass er keinen Militärdienst leisten könnte und bot stattdessen an,
Sanitätsdienst zu leisten. 1943 wurde er wegen „Zersetzung der Wehrkraft“ hingerichtet.
Schwester Maria Restituta
Schwester Maria Restituta wurde 1943 zum Tode verurteilt, weil sie sich weigerte, die Kreuze von den Wänden zu nehmen und
weil sie zwei Texte verfasst hatte, in denen sie die Nationalsozialisten kritisierte.
O5
Das Zeichen „O5“ ist eine Abkürzung für „Österreich“: das „O“ steht für sich selbst und die „5“ steht für den fünften Buchstaben
im Alphabet, das „E“. „O5“ war das Zeichen einer überparteilichen Widerstandgruppe, der sowohl bürgerliche als auch
sozialdemokratische Widerstandskämpfer angehörten.
DIDAKTISCHE HINWEISE
3.1. Arbeitsaufgabe Jugend in Uniform (Seite 21)
Nach dem Besprechen der gemeinsamen Werte (z.B.: Disziplin, Kameradschaft, Gehorsam, Tapferkeit, Arbeitseifer, Ehre, …)
der faschistischen und kommunistischen Jugendorganisationen bietet es sich an, diese Werte mit den heutigen Haltungen von
Jugendlichen zu vergleichen. Welche Werte fehlen in den diktatorischen Jugendorganisationen (z.B. Freiheit, Offenheit,
Wertschätzung, Individualität, …), die heute wichtig sind?
3.1. Arbeitsaufgabe Diktaturen in Europa (Seite 23f)
Im Rahmen dieser Arbeitsaufgabe könnten die Schüler/innen aufgefordert werden, Staaten zu nennen, die heute noch
Diktaturen sind. Welche kommunistischen Diktaturen gibt es noch (z.B. China, Vietnam, Nordkorea)? Welche anderen Formen
der Diktatur gibt es noch (z.B. Saudi Arabien, Sudan)? Welche Merkmale einer Diktatur sind in diesen Staaten vorhanden?
3.3. Arbeitsaufgabe Stalins Propaganda (Seite 30f)
Im Anschluss an die Analyse der Bilder könnte besprochen werden, welche Wirkung Bilder im Allgemeinen haben. Warum
werden gerade Bilder und Filme zu Propagandazwecken eingesetzt? Welche Wirkung können Bilder im Gegensatz zum
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geschriebenen Wort oder zu einer Rede haben? Welche Zielgruppen kann man mit Bildern erreichen? (Mögliche
Interpretationen für die retouchierten Fotos finden sich bei den Lösungen im Buch auf Seite 139.)
3.4. Arbeitsaufgabe Wahlkampf (Seite 34)
Die Arbeitsaufgabe könnte zum Anlass genommen werden, die Wahlplakate der 30er Jahre mit modernen Wahlplakaten zu
vergleichen.
Folgende Fragestellungen könnten angesprochen werden: Welche Botschaften vermitteln die Plakate? Werden nur die eigenen
Erfolge / Fähigkeiten besonders positiv dargestellt oder werden auch negative Botschaften über politische Mitbewerber
verbreitet? Welche Farben werden verwendet? Welchen Eindruck hinterlassen diese?
3.4. Arbeitsaufgabe Gesetz ohne Recht (Seite 34)
3.6. Quelle Verbote und Vorschriften für Juden (Seite 42)
Die Schüler/innen könnten aufgefordert werden, die Veränderungen der Gesetze, die Verbote und Vorschriften für Juden und
die Schritte zur Abschaffung der Demokratie in Form eines Zeitstreifens darzustellen, der dann in der Klasse aufgehängt wird.
3.7. Arbeitsaufgabe Attentat auf Hitler (Seite 47)
Die Arbeitsaufgabe kann entweder als Wiederholung zur Textpassage über Claus Schenck Graf von Stauffenberg verwendet
werden oder das Lesen des Informationstextes ersetzen. Vor dem Ausfüllen des Lückentextes müssen die Schüler/innen die
weißen Karteikärtchen lesen.
ZUSATZMATERIAL
3.3. Kopiervorlage Die Rückkehr Lenins nach Russland
Lenins Rückkehr aus dem Schweizer Exil
Im April 1917 ermöglichte die deutsche Heeresführung die Rückkehr Lenins aus seinem Schweizer Exil nach Russland. Sie
hoffte, dass Lenin in Russland für die Beendigung des Krieges eintreten würde. Der österreichische Schriftsteller Stefan Zweig
beschreibt die historische Fahrt Lenins in einem versiegelten Zug.
Am 9. April 1917, um halb drei Uhr, bewegt sich ein Trupp schlecht gekleideter, Koffer tragender Leute zum Bahnhof Zürich. Es
sind im Ganzen zweiunddreißig, darunter Frauen und Kinder. Ihre Ankunft auf dem Bahnhof verursacht keinerlei Aufsehen. Es
sind keine Reporter erschienen und keine Photographen. Denn wer kennt in der Schweiz diesen Herrn Ulianow, der mit
zerdrücktem Hut, in einem abgetragenen Rock und lächerlich schweren Bergschuhen unauffällig einen Platz im Zuge sucht. Nur
ein paar Russen sind gekommen, um ein bisschen Lebensmittel und Grüße in die Heimat mitzugeben, ein paar auch, um in der
letzten Minute Lenin von der unsinnigen Reise abzuhalten. Aber die Entscheidung ist gefallen. Um drei Uhr zehn Minuten gibt
der Schaffner das Signal. Drei Uhr zehn Minuten, und seit dieser Stunde hat die Weltuhr einen andern Gang.
Millionen vernichtender Geschosse sind in dem Weltkrieg abgefeuert worden, aber kein Geschoss war weittragender und
schicksalsentscheidender in der neueren Geschichte als dieser Zug, der, geladen mit den gefährlichsten Revolutionären des
Jahrhunderts, in dieser Stunde von der Schweizer Grenze über ganz Deutschland saust, um in Petersburg zu landen und dort
die Ordnung der Zeit zu zersprengen.
Wie der Zug einläuft in den Bahnhof [von Petersburg], ist der riesige Platz voll von Zehntausenden von Arbeitern, Ehrenwachen
aller Waffengattungen erwarten den aus dem Exil Heimgekehrten. Und wie Wladimir Iljitsch Ulianow jetzt heraustritt, ist der
Mann, der vorgestern noch bei einem Flickschuster [in Zürich] gewohnt, schon von Hunderten Händen gefasst und auf ein
Panzerautomobil gehoben. Scheinwerfer von den Häusern sind auf ihn gerichtet und von dem Panzerautomobil herab hält er
seine erste Rede an das Volk. Die Straßen beben. Das Geschoss hat eingeschlagen und zertrümmert ein Reich, eine Welt.
(aus: Stefan Zweig, Sternstunden der Menschheit)
4. ÖSTERREICH VON DER ERSTEN REPUBLIK BIS ZUM ANSCHLUSS
TAFELBILDER UND MERKTEXTE
4.1. Die Gründung der Ersten Republik
Österreich-Ungarn zerfällt
Kaiser Karl I. versuchte im Oktober 1918 durch eine Verfassungsänderung (Völkermanifest) den Zerfall der Donaumonarchie
zu verhindern, doch es war bereits zu spät. Die Völker der Habsburgermonarchie beriefen sich auf das von US Präsident
Wilson proklamierte Selbstbestimmungsrecht der Völker und verkündeten ihre Unabhängigkeit. Die Habsburgermonarchie war
in einzelne Nationalstaaten zerfallen.
Monarchie oder Republik?
Im Oktober 1918 gab es kurzfristig zwei Regierungen im deutschsprachigen Teil Österreichs: die alte kaiserliche Regierung und
eine neu gewählte Regierung. Am 11. November 1918 dankte Kaiser Karl I. schließlich ab, und am 12. November 1918 rief die
Provisorische Nationalversammlung die demokratische Republik Deutsch-Österreich aus.
In wenigen Wochen war aus der ehemaligen Großmacht mit mehr als 51 Millionen Einwohnern ein Kleinstaat mit 6,5 Millionen
Einwohnern geworden. Viele befürchteten, dass der neue Staat nicht überlebensfähig sei und forderten daher den Anschluss
an das Deutsche Reich, das ebenfalls bereits in eine Republik umgewandelt worden war.
Der Kampf um das Staatsgebiet
Noch im November 1918 erklärten alle Bundesländer, bis auf Tirol und Vorarlberg, die wenig später folgten, ihren Beitritt zur
Republik Deutsch-Österreich. Die Siegerstaaten des Ersten Weltkrieges lehnten im Friedensvertrag von Saint-Germain die
Gebietsansprüche der neuen Republik ab: Südtirol und das Kanaltal kamen an Italien, die Südsteiermark und das Meistal an
Jugoslawien, große Gebiete mit deutschsprachiger Bevölkerung im Grenzgebiet zwischen Böhmen, Mähren und Schlesien
(Sudetenland) an die Tschechoslowakei. 1921 wurden die vorwiegend deutschsprachigen Teile Westungarns als neues
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Bundesland (Burgenland) Österreich zugesprochen. Der Friede von Saint-Germain verbot den Namen „Deutsch-Österreich“,
den Anschluss an das Deutsche Reich und verpflichtete Österreich zur Reduktion seines Heeres und zu Reparationszahlungen.
1920 wurde die neue, von Hans Kelsen ausgearbeitete Verfassung, von der Nationalversammlung beschlossen. Diese
Verfassung ist bis auf einige Änderungen bis heute gültig.
4.2. Die junge Republik hat mit großen Problemen zu kämpfen
Die Innenpolitik der Ersten Republik war bestimmt vom Kräftemessen der drei politischen Lager, die sich gegenseitig die Schuld
an verschiedenen Problemen gaben. Die Auseinandersetzungen führten schließlich bis zum Bürgerkrieg.
Die Christlichsoziale Partei
Die Christlichsoziale Partei, die führende politische Bewegung der Ersten Republik, verstand sich als Weltanschauungspartei
und vertrat die Interessen von Adel, Groß- und Kleinbürgertum, Bauern und Teilen der Industriearbeiterschaft. Der
bedeutendste christlichsoziale Politiker in der Zwischenkriegszeit war Dr. Ignaz Seipel. Wichtige Grundsätze:
• Christentum als Richtschnur der Politik
• Familie als Hauptpfeiler der Gesellschaft
• Anerkennung des Privateigentums
• Föderalismus
• Zusammenwirken von Kirche und Staat
• Zurückdrängen des jüdischen Einflusses in Kultur und Wirtschaft
• Ausbau der Beziehungen zum Deutschen Reich
Die Großdeutsche Volkspartei
Die Großdeutsche Volkspartei war eine nationalistische Partei, deren wichtigste Werte die Zugehörigkeit zum deutschen Volk
und die Abgrenzung gegen das Judentum waren. In ihrem Parteiprogramm von 1920 verankerte die Großdeutsche Volkspartei
folgende Grundsätze:
• Anschluss an das Deutsche Reich
• Angleichung an die Politik des Deutschen Reiches
• Überwindung von Individualismus und Sozialismus
• Idee der nationalen „Volksgemeinschaft“ statt Klassenkampf
Die Großdeutsche Volkspartei konnte bei Wahlen keine großen Erfolge erzielen, war jedoch Koalitionspartner der
Christlichsozialen Partei im „Bürgerblock“. 1938 ging das gesamte nationale Lager in Österreich schließlich zum
Nationalsozialismus über.
Die Sozialdemokratische Partei
Die Sozialdemokratische Partei sah sich als Klassenpartei, die die Interessen der Arbeiterschaft vertrat. Ihr Ziel war der Aufbau
einer sozialistischen Gesellschaftsordnung. Otto Bauer war der führende Politiker der Sozialdemokratie in der Ersten Republik.
Die Sozialdemokratische Arbeiterpartei forderte:
• Klassenlose Gesellschaft durch Klassenkampf
• Enteignung und Vergesellschaftung von Großgrundbesitz, Verstaatlichung von Handel
• Zentraler Einheitsstaat
• Mitbestimmungsrecht der Arbeiter; Arbeitnehmerschutz
• Trennung von Kirche und Staat
• Gleichberechtigung der Frau
• Einheitsschule, Öffentlichkeit des gesamten Schulwesens
• Anschluss an das Deutsche Reich (1933 gestrichen)
Die Österreichische Wirtschaft in der Krise
Die junge Republik Österreich hatte von Anfang an mit einer zerrütteten Wirtschaft, Inflation, Arbeitslosigkeit und Hunger zu
kämpfen. Oberstes Ziel der neuen Regierung war die Sanierung der Währung. Bundeskanzler Seipel erhielt vom Völkerbund
eine Anleihe von 650 Millionen Goldkronen. Die Bedingungen (Einsparung bei Staatsausgaben, Völkerbundkommissar zur
Kontrolle, Verbot des Anschlusses an das Deutsche Reich) riefen den Protest der Sozialdemokraten hervor. 1923 wurde die
Notenbank gegründet, 1924 ersetzte der Schilling die alte Währung, die Krone.
4.3. Die Gegensätze verschärfen sich
Die Lager bilden Wehrverbände
In der jungen Republik standen sich bald bewaffnete Wehrverbände gegenüber. Auf sozialdemokratischer Seite entstand der
Republikanische Schutzbund, auf christlichsozialer Seite die Heimwehr. Die Austragung der politischen Gegensätze
verlagerte sich immer mehr auf die Straße, bei den sonntäglichen Aufmärschen kam es zu Prügeleien und sogar zu
Schießereien.
Ein folgenschwerer Zusammenstoß
Am 30. Jänner 1927 schossen Frontkämpfer auf eine unbewaffnete Gruppe von Schutzbündlern in Schattendorf (Burgenland)
und töteten dabei ein Kind und einen Kriegsinvaliden. Die drei Täter wurden von einem Geschworenengericht wegen Notwehr
freigesprochen. Am 15. Juli 1927, dem Tag nach dem Urteil, stürmten aufgebrachte Arbeiter den Justizpalast in Wien und
legten Feuer. Der Wiener Polizeipräsident bekam von Bundeskanzler Seipel die Genehmigung, gegen die Aufständischen mit
Waffengewalt vorzugehen, es gab 89 Tote. Diese Revolte verschärfte das innenpolitische Klima noch mehr.
Dollfuß schaltet das Parlament aus
Im März 1932 bildete Engelbert Dollfuß aus Christlichsozialen, Landbund und Heimatblock eine Regierung, die im Nationalrat
gegenüber der Opposition von Sozialdemokraten und Großdeutschen nur eine Stimme Mehrheit hatte. Als am 4. März 1933 alle
drei Nationalratspräsidenten zurücktraten und das Parlament daher handlungsunfähig war, verhinderte Dollfuß mit Polizeigewalt
das Zusammentreten des Nationalrates und regierte von nun an autoritär ohne das Parlament. Kurz nach dem Staatsstreich
verbot Dollfuß den Republikanischen Schutzbund.
Der Austrofaschismus
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Die Existenz Österreichs war durch innenpolitischen (die Koalitionspartner verfolgten verschiedene Ziele) und außenpolitischen
Druck (Hitler wollte den Anschluss Österreichs) gefährdet. In dieser Situation suchte Dollfuß Hilfe bei Benito Mussolini, der
bereit war, die österreichische Unabhängigkeit notfalls auch mit Waffengewalt zu verteidigen. Allerdings unter der Bedingung,
dass Dollfuß Österreich autoritär regierte.
Die Eigenständigkeit Österreichs als oberstes Ziel
Nach der Machtergreifung der Nationalsozialisten in Deutschland war nicht mehr der Wunsch nach dem Anschluss an das
Deutsche Reich, sondern vielmehr die Eigenständigkeit Österreichs oberstes Ziel aller Parteien. 1933 gründete Dollfuß die
Vaterländische Front, alle anderen Parteien wurden verboten. Gesetze wurden von nun an nicht mehr vom Parlament,
sondern von der Regierung erlassen.
Bürgerkrieg in Österreich
Der autoritäre Kurs von Bundeskanzler Dollfuß ließ die Arbeiter zum bewaffneten Widerstand rüsten. Auslöser für die Unruhen
war die Absicht der Heimwehr, gegen das „Rote Wien“ vorzugehen. Am 12. Februar 1934 ordnete die Polizei eine Waffensuche
im Arbeiterheim in Linz an. Der Schutzbundführer Richard Bernaschek und andere Schutzbündler eröffneten das Feuer, als
die Polizei in das Arbeiterheim eindringen wollte. In der Folge brachen in den Wiener Vorstädten, in Graz, der Obersteiermark
und in Steyr Kämpfe aus. Die sozialdemokratische Parteiführung konnte die Situation nicht beruhigen. Nach dreitägigen
Kämpfen setzte sich die Exekutive durch. Auf beiden Seiten gab es hunderte Tote und Verletzte. Die Aufständischen wurden
vor Gericht gestellt, neun zum Tode verurteilt. Die Sozialdemokratische Partei wurde aufgelöst und in Wien ein christlichsozialer
Bürgermeister eingesetzt.
Österreich erhält eine neue Verfassung
Nach der Niederschlagung des Februaraufstandes erließ die Regierung eine autoritäre Verfassung („Maiverfassung“). Die
Vaterländische Front wurde zur einzigen politischen Organisation. Dollfuß war Kanzler, Innen-, Verteidigungs-, Sicherheitsund Landwirtschaftsminister in einer Person. Die katholische Kirche erhielt großen Einfluss auf das Schulwesen und das
Eherecht. Die Rolle der Frau als Hausfrau und Mutter wurde propagiert.
Der nationalsozialistische Putschversuch
Am 25. Juli 1934 unternahmen die österreichischen Nationalsozialisten einen Putschversuch („Juliputsch“), der zwar
niedergeschlagen, in dessen Verlauf aber Bundeskanzler Dollfuß ermordet wurde. Kurt Schuschnigg wurde neuer
Bundeskanzler und setzte die Politik von Dollfuß fort.
4.4. Der Anschluss
Die Vorbereitung auf den Anschluss
Im Juli 1936 kam es zu einem Abkommen zwischen der deutschen und der österreichischen Regierung, das die gegenseitige
Nichteinmischung garantierte (Juliabkommen). 1938 forderte Hitler von Schuschnigg die Ernennung des österreichischen
Nationalsozialisten Arthur Seyß-Inquart zum Innenminister. Weiters sollte die österreichische Außenpolitik auf die deutsche
abgestimmt werden (Berchtesgadener Abkommen). Unter militärischem Druck nahm Schuschnigg das Ultimatum an.
Schuschnigg versucht, die Eigenständigkeit Österreichs zu retten
Um die Eigenständigkeit Österreichs zu erhalten, setzte Schuschnigg für den 13. März 1938 eine Volksabstimmung an. Hitler
fürchtete eine Mehrheit für die Unabhängigkeit Österreichs und verlangte die Absetzung der Abstimmung. Da Schuschnigg
wusste, dass militärischer Widerstand keine Aussicht auf Erfolg hatte, beugte er sich dem deutschen Druck und trat am 11.
März zurück.
Österreich hört auf zu existieren
Arthur Seyß-Inquart wurde zum Bundeskanzler ernannt. Am 12. März 1938 überschritten deutsche Truppen unter dem Jubel
großer Teile der Bevölkerung die österreichische Grenze. Am 13. März wurde das „Bundesgesetz über die Wiedervereinigung
Österreichs mit dem Deutschen Reich“ verkündet. Der Anschluss Österreichs war damit vollzogen.
Die Zerstörung des österreichischen Kulturlebens
In der Habsburgermonarchie war Wien die Stadt der Künstler, Schriftsteller und Wissenschaftler gewesen. In der Zeit zwischen
den beiden Weltkriegen gab es viele österreichische Nobelpreisträger. Die ideologische und rassistische Verfolgung durch die
Nationalsozialisten nach dem Anschluss führte jedoch zu einer fast vollständigen Zerstörung des österreichischen Kulturund Geisteslebens. Tausende flüchteten ins Ausland. Viele, denen die Flucht nicht gelang, wurden ermordet.
Niemand wagt es „nein“ zu sagen
Weite Teile der österreichischen Bevölkerung empfingen Hitler jubelnd. Diejenigen, die sich kritisch äußerten, wurden von der
Gestapo verhaftet. Bei der Volksabstimmung am 10. April kreuzten viele Wähler ihre Stimmzettel vor den Augen aller an, um
nicht als mögliche Nein-Wähler verhaftet zu werden. Dies führte zu einem Ergebnis von 99,7% Ja-Stimmen für den Anschluss.
Die „Gleichschaltung“ Österreichs
Noch am Tag des Einmarsches wurde das Bundesheer auf Hitler vereidigt und in die deutsche Wehrmacht eingegliedert. Alle
wichtigen Stellen wurden mit deutschen Nationalsozialisten besetzt. 1939 wurden die österreichischen Bundesländer und ihre
Regierungen aufgelöst und das Land in sieben Reichsgaue eingeteilt. Österreich wurde in „Ostmark“ umbenannt. Presse, Film
und Rundfunk wurden „gleichgeschaltet“ und Propagandaminister Joseph Goebbels unterstellt. Ab 1942 durfte nur noch die
Bezeichnung „Alpen- und Donaureichsgaue“ verwendet werden.
Der Terror wird zum Alltag
Sofort nach dem Anschluss wurden die Goldbestände der Österreichischen Nationalbank nach Berlin gebracht und für die
Aufrüstung verwendet.
Jede pro-österreichische Äußerung oder Kritik an der Regierung führte zu Verhaftung, Misshandlung und Einweisung in ein
Konzentrationslager. Am schlimmsten aber erging es den Juden. Sie wurden systematisch aus dem öffentlichen Leben
verdrängt und schließlich ermordet.
DIDAKTISCHE HINWEISE
4.1. Arbeitsaufgabe Die österreichische Bundesverfassung (Seite 50)
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Die schematische Darstellung der Bundesverfassung könnte zum Anlass genommen werden, die heutigen staatlichen Organe
zu besprechen und auf einem Plakat darzustellen. Wer ist momentan Bundespräsident? Wer bildet die Regierung? Wer ist der
Landeshauptmann des eigenen Bundeslandes? Zusätzlich könnten die Mitwirkungsmöglichkeiten der Bevölkerung an den
politischen Entscheidungsprozessen, das Wahlalter, etc. angesprochen werden.
4.1. Arbeitsaufgabe Politische Parteien im Österreich der Zwischenkriegszeit (Seite 50)
Auch im Rahmen dieser Arbeitsaufgabe bietet sich ein Vergleich der Parteien der Zwischenkriegszeit mit den heute im
Parlament vertretenen Parteien an. Welche Übereinstimmungen gibt es? Welche Unterschiede sind erkennbar? Welche
Parteien hat es in der Zwischenkriegszeit noch nicht gegeben?
4.4. Quelle Rede Schuschniggs zu seinem Rücktritt (Seite 57)
Die Originalrede Schuschniggs findet man unter www.akustische-chronik.at im Internet.
ZUSATZMATERIAL
3. bis 4. Zusatzmaterial Symbole der Diktaturen
Symbole der Diktaturen
Ordne die dargestellten Symbole den in den vorangegangenen Kapiteln dargestellten Diktaturen zu. Welche Bedeutung
könnten die verwendeten Symbole haben? Worauf nehmen sie Bezug?
5. DER ZWEITE WELTKRIEG
TAFELBILDER UND MERKTEXTE
5.1. Am Vorabend des Zweiten Weltkrieges
Nationalsozialistische Außenpolitik
Die Außenpolitik des nationalsozialistischen Deutschlands war auf eine Aufhebung der Bedingungen des Friedensvertrages von
Versailles und auf eine Ausweitung des deutschen Machtbereiches in Europa ausgerichtet.
• 1933 Austritt Deutschlands aus dem Völkerbund, Beginn der Wiederaufrüstung der Armee
• 1935 Angliederung des Saarlandes an Deutschland, Einführung der Wehrpflicht, Flottenaufrüstung
• 1936 Besetzung des Rheinlandes, Achse Berlin – Rom (Hitler – Mussolini)
• 1938 Anschluss Österreichs an das Deutsche Reich
Die Sudetenkrise
Hitler forderte die Angliederung der sudetendeutschen Gebiete der Tschechoslowakei an das Deutsche Reich. Unter
Kriegsdrohungen stimmten im Münchner Abkommen vom September 1938 Frankreich und Großbritannien zu. Deutsche
Truppen marschierten am 1. Oktober 1938 in die sudetendeutschen Gebiete ein. Obwohl Hitler versichert hatte nun keine
weiteren Gebietsansprüche zu stellen, besetzte im März 1939 die deutsche Armee den Rest der Tschechoslowakei, die
insbesondere wegen der kriegswichtigen Schwerindustrie für das Deutsche Reich bedeutend war.
Vor dem Kriegsausbruch in Europa
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Als nächstes forderte Hitler von Polen die Abtretung der Stadt Danzig an Deutschland. Während Frankreich und Großbritannien
Polen ihre Unterstützung im Falle eines deutschen Angriffes zusagten, schloss der deutsche Außenminister Ribbentrop im
August 1939 in Moskau einen Nichtangriffspakt mit der Sowjetunion. Der so genannte Hitler-Stalin-Pakt sicherte Deutschland
wichtige Rohstofflieferungen, verhinderte einen Zweifrontenkrieg und teilte Osteuropa in eine sowjetische und deutsche
Einflusssphäre.
5.2. Der Zweite Weltkrieg - Kriegsverlauf
Deutsche Siege
Am 1. September 1939 überfiel die deutsche Wehrmacht Polen; als Folge des deutschen Überfalls erklärten Frankreich und
Großbritannien dem Deutschen Reich den Krieg. Die deutsche Armee führte einen kombinierten Luft- und Landkrieg gegen
Polen. Bereits nach drei Wochen war die polnische Armee geschlagen und deutsche Truppen besetzten den Westteil Polens,
der Osten fiel gemäß dem Hitler-Stalin-Pakt an die Sowjetunion.
Zur Absicherung der Rohstofflieferungen aus Skandinavien besetzte die Wehrmacht im April 1940 die neutralen Staaten
Dänemark und Norwegen. Im Mai 1940 beendete der über Belgien und die Niederlande vorgetragene Angriff auf Frankreich
die Ruhe an der Westfront. Wieder gelang durch kombinierte Angriffe aus der Luft und durch starke Panzerverbände ein
rascher Sieg. Nach nur einem Kriegsmonat besetzten deutsche Truppen Paris und Frankreich wurde in einen besetzten
Norden und einen von Deutschland abhängigen Süden aufgeteilt. Großbritannien war es gelungen, einen Großteil seiner
Truppen rechtzeitig vom europäischen Festland zu evakuieren und auch fortwährende Angriffe der deutschen Luftwaffe auf
Ziele in England konnten die britische Regierung nicht zu einem Waffenstillstand zwingen.
Im Juni 1941 brach Deutschland den Hitler-Stalin-Pakt und überfiel die Sowjetunion. Die „Blitzkriegstaktik“ der deutschen
Wehrmacht war zunächst wieder erfolgreich, allerdings konnten die deutschen Truppen das wichtigste Kriegsziel, Moskau vor
dem Wintereinbruch einzunehmen, nicht erreichen.
Im Frühling 1942 versuchte die deutsche Armee die wichtigen Erdölfelder am Kaspischen Meer zu erreichen, allerdings hatte
sich die Rote Armee inzwischen reorganisiert und der deutsche Vormarsch endete mit der Einnahme der Industriestadt
Stalingrad.
Alliierte Siege
Vor Stalingrad konnte die Rote Armee die Flanken der deutschen 6. Armee durchbrechen und die Soldaten in einem Kessel
einschließen. Im Februar 1943 musste die 6. Armee kapitulieren, mehr als 300.000 Soldaten waren vor Stalingrad getötet
worden und fast 100.000 deutsche Soldaten kamen in sowjetische Kriegsgefangenschaft. Nach der deutschen Niederlage bei
Stalingrad rückte die Rote Armee auf breiter Front vor. Deutschland konnte die eroberten Gebiete nicht halten, da es weder
genug Soldaten noch genug Kriegsmaterial aufbringen konnte.
Die Westalliierten, insbesondere Großbritannien und seit 1942 auch die USA, besiegten die deutsche Armee in Nordafrika
und landeten im Sommer 1943 in Süditalien. Nach dem Ende der Herrschaft Mussolinis trat Italien auf Seite der Alliierten in
den Krieg gegen Deutschland ein. Im Juni 1944 konnte Rom von der deutschen Besatzung befreit werden.
Am 6. Juni 1944 eröffneten die Alliierten mit der Invasion in der Normandie eine dritte Front gegen Deutschland. Bereits im
August 1944 wurde Paris befreit.
Vor Beginn des Jahres 1945 standen die Armeen der Alliierten an den Grenzen des Deutschen Reiches. Bis April 1945
eroberte die Rote Armee den Osten Deutschlands mit Berlin, die britische Armee besetzte insbesondere den Norden
Deutschlands und die US-Armee marschierte mit Unterstützung französischer Truppen im Süden Deutschlands ein. Am 30.
April 1945 beging Hitler im Bunker der Reichskanzlei in Berlin Selbstmord und am 7. bzw. 8. Mai kapitulierte die deutsche
Wehrmacht.
Kriegsschauplatz Österreich
Mit dem Vorrücken der Alliierten in Italien wurden auch österreichische Städte und Industriezentren Ziel alliierter
Bombenangriffe.
Im März 1945 erreichten die ersten sowjetischen Panzer im Bereich des Mittelburgenlandes die Grenze des ehemaligen
Österreich. Die Rote Armee konnte rasch in Richtung Wien und Graz vorstoßen. Die Reste der deutschen Wehrmacht und der
Volkssturm konnten den sowjetischen Vormarsch nicht aufhalten. US-Truppen rückten von Norden und Süden in Salzburg,
Oberösterreich und Teilen Tirols vor, französische Soldaten besetzten Vorarlberg und den Westen Tirols und die britische
Armee befreite Kärnten und den südlichen Teil der Steiermark von der nationalsozialistischen Herrschaft.
Krieg im Pazifik
Japan versuchte bereits seit den 30er Jahren seinen Einfluss in Südostasien, China und im Pazifikraum auszudehnen, um an
für die Industrie wichtige Rohstoffe zu kommen. Die japanische Expansion führte zu einer Konfrontation mit den USA, die den
japanischen Rohölnachschub durch ein Embargo stoppten. Daraufhin griffen japanische Flugzeuge am 7. Dezember 1941 die
US-Pazifikflotte in Pearl Harbor (Hawaii) an.
Zunächst konnte die japanische Marine ihre Überlegenheit zur See nutzen und japanische Soldaten eroberten eine Reihe von
pazifischen Inseln. Die Schlacht von Midway brachte die Wende zu Gunsten der US-Marine, die durch die wirtschaftliche Kraft
der USA auf neue Schiffe und Ressourcen zurückgreifen konnte.
In den Jahren 1943 bis 1945 verloren die japanischen Streitkräfte die meisten der besetzten Inseln und Gebiete. Der fanatische
Widerstand Japans führte zu hohen Verlusten auf Seiten der Alliierten. Um eine rasche Kapitulation zu erreichen, entschloss
sich US-Präsident Truman im August 1945 die ersten Atombomben gegen die beiden japanischen Städte Hiroshima und
Nagasaki einzusetzen. Die verheerenden Auswirkungen der Atombomben führten am 2. September 1945 zur Kapitulation
Japans und damit zum Ende des Zweiten Weltkrieges.
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5.3. Totaler Krieg
Kriegsverbrechen
An jeder Front des Zweiten Weltkrieges wurden von Angehörigen der Krieg führenden Staaten Verbrechen verübt,
insbesondere an der Ostfront hatten die Kriegsverbrechen gegen die Zivilbevölkerung System und wurden von der
nationalsozialistischen Führung Deutschlands gefördert. Der Krieg im Osten wurde von der deutschen Wehrmacht als
ideologischer Rassekrieg geführt. Systematisch wurden jüdische Menschen ermordet und polnische und russische
Kriegsgefangene so schlecht behandelt, dass sie verhungerten und an Krankheiten starben. Viele Zivilisten wurden verschleppt
und zur Zwangsarbeit in Deutschland gezwungen.
Alltag im Krieg
Mit Fortdauer des Krieges veränderte sich das Leben der Zivilbevölkerung. In der Industrie und Landwirtschaft arbeiteten immer
mehr Frauen, Zwangsarbeiter aus den besetzten Gebieten im Osten und Häftlinge aus Konzentrationslagern. Angehörige der
Hitlerjugend wurden zunächst zu Hilfsdiensten (Feuerwehr, Flakhelfer, Sammlung von Rohstoffen) herangezogen und mussten
kurz vor Kriegsende ohne ausreichende Ausbildung noch im Volkssturm gegen die alliierten Armeen kämpfen. Bombenangriffe
zerstörten nicht nur Industriebetriebe, sondern auch viele Wohnungen. Der von Propagandaminister Goebbels bereits im
Februar 1943 ausgerufene totale Krieg erfasste alle Teile der Bevölkerung.
5.4. Was blieb vom Zweiten Weltkrieg?
Auswirkungen des Zweiten Weltkrieges
Im Zweiten Weltkrieg, der genau 6 Jahre gedauert hatte, waren mehr als 55 Millionen Menschen durch Kriegshandlungen ums
Leben gekommen, sechs Millionen Menschen, vor allem Juden, waren in deutschen Konzentrationslagern ermordet worden.
In mehreren Konferenzen legten die drei wichtigsten Siegermächte (Großbritannien, USA und die Sowjetunion) die
Nachkriegsordnung fest. Deutschland wurde in vier Besatzungszonen geteilt und musste alle annektierten Gebiete abtreten.
Österreich wurde wieder unabhängig, aber ebenfalls in vier Besatzungszonen geteilt. Die Tschechoslowakei erhielt die
sudetendeutschen Gebiete zurück, ein Großteil der deutschen Bevölkerung wurde vertrieben. Ostpreußen wurde ein Teil der
Sowjetunion und die Grenzen Polens wurden auf Kosten Deutschlands nach Westen verschoben.
Die Welt wurde in Einflusssphären der Großmächte aufgeteilt. Der Keim für die Teilung der Welt in einen kapitalistischen
Westen und einen sozialistischen Osten war gelegt.
DIDAKTISCHE HINWEISE
5.2. Arbeitsaufgabe Kriegsverlauf (Seite 69)
Die Karten können auch parallel zum Lesen der Texte des Kapitels 5.2. als Illustration verwendet werden. Leider ist in der 1.
Auflage von Durch die Zeiten 4 ein Satzfehler passiert und die beiden Karten zum Kriegsverlauf im Pazifik sind identisch. Von
der Website www.hoelzel.at können die richtigen Karten heruntergeladen werden.
5.2. Quelle / Arbeitsaufgabe Kriegslügen (Seiten 69f)
Bei der Bearbeitung dieser Arbeitsaufgabe ist es wichtig aus den Meldungen herauszufiltern, welche Informationen sie
enthalten, welche Lügen verbreitet werden und welche wichtigen Tatsachen verschwiegen werden. Die Meldung des OKW vom
8. Dezember 1941 z.B. ignoriert den völkerrechtswidrigen Aspekt des japanischen Überfalls auf Pearl Harbor. Die Schüler/innen
könnten aufgefordert werden, Informationen und Unwahrheiten mit verschiedenen Farben zu kennzeichnen.
5.3. Quelle / Arbeitsaufgabe „Totaler Krieg“ (Seiten 73f)
Die Rede von Goebbels eignet sich sehr gut zur fächerübergreifenden Analyse der verwendeten rhetorischen Stilmittel mit
Deutsch. Es finden sich z.B. folgende Stilmittel:
• Akkumulation - … Soldaten, Ärzte, Wissenschaftler, Künstler, Ingenieure und Architekten, Lehrer, Beamte, …
• Anapher – Kein Stand, kein Beruf und kein Lebensjahr …
• Anrede – Ich frage euch …
• Klimax – Nun Volk, steh auf und Sturm brich los!
• rhetorische Frage – Glaubt ihr …? Wollt ihr …?
ZUSATZMATERIAL
5.2. Kopiervorlage Bombenangriffe auf Österreich
Bombenangriffe auf Österreich
Mehrere österreichische Städte und Industriegebiete waren ab 1943 das Ziel vor allem amerikanischer Bomberverbände.
Versuche herauszufinden welche Ballungsräume Ziel von Bombenangriffen waren und warum gerade diese Orte ausgewählt
wurden. Verwende dazu eine Wirtschaftskarte in deinem Geografieatlas.
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6. DER „KALTE KRIEG“
TAFELBILDER UND MERKTEXTE
6.1. Die Vereinten Nationen
Entstehungsgeschichte
Noch vor Kriegsende im pazifischen Raum unterzeichneten auf Initiative der USA im Juni 1945 50 Staaten in San Francisco die
Charta der Vereinten Nationen. Die UNO (United Nations Organisation) löste den Völkerbund als Weltorganisation ab. Im
Dezember 1948 verabschiedete die Vollversammlung der UNO die Allgemeine Erklärung der Menschenrechte. Die UNO
sollte über ihre Einhaltung wachen. Heute hat die UNO 4 Hauptsitze: Genf, Nairobi, New York und Wien.
Wichtige Organe der UNO
• Vollversammlung: alle Mitgliedsländer haben Sitz und Stimme (derzeit 192),
tagt einmal im Jahr, wählt Generalsekretär und die wechselnden Mitglieder des Sicherheitsrates
• Sicherheitsrat: 5 ständige Mitglieder (China, F, GBR, Russland, USA) mit Vetorecht, 10 wechselnde Mitglieder,
verbindliche Beschlüsse über Sanktionen, Entsendung von Friedenstruppen, militärische Einsätze, etc.
• Generalsekretär: gewählt von der Vollversammlung für 5 Jahre, Leitung der UNO, Vermittlerfunktion
• Internationaler Gerichtshof
• Sonderorganisationen: Zoll- und Handelsabkommen, Währungsfond, Weltbank, Weltgesundheitsorganisation,
Atomenergiebehörde, Kinderhilfswerk, …
Aufgaben der UNO
Viele Jahre war die UNO Bühne für den Konflikt zwischen dem Ost- und dem Westblock. Beschlüsse gab es in dieser Zeit nur
wenige, da sich die USA und die Sowjetunion gegenseitig blockierten. Ab den 60er Jahren wurden immer mehr ehemalige
Kolonien Mitglieder der UNO, sie wurde zu einem wichtigen Sprachrohr der Entwicklungsländer. Heute versucht die UNO in
Krisenregionen zu vermitteln und die Sonderorganisationen der UNO leisten wichtige Hilfe in von Krieg, Hunger und
Naturkatastrophen betroffenen Regionen der Erde.
6.2. Fronten im Kalten Krieg
Zerwürfnis der Sieger
Nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges unterstützte die Sowjetunion, in den von der Roten Armee befreiten Ländern die
Einrichtung kommunistischer Diktaturen. Polen, die Tschechoslowakei, Ungarn, Rumänien, Bulgarien und die Ostzone
Deutschlands (die spätere DDR) wurden zu sozialistischen Volksrepubliken mit verstaatlichtem Besitz, zentral gelenkter
Wirtschaft und Unterdrückung der Opposition.
Die USA fürchteten eine weitere Ausbreitung des Kommunismus und unterstützten die europäischen Länder im Rahmen des
Marshallplans mit Gütern und Krediten. Auch Österreich profitierte stark von der Unterstützung der USA. Die Hilfe aus den
USA stabilisierte in den westlichen Demokratien Europas die Wirtschaft und die politische Lage.
Kalter Krieg
Eine geschlossene Grenze („Eiserner Vorhang“) trennte Europa mehr als 40 Jahre lang von Norden nach Süden in einen
kapitalistischen Westen und einen kommunistischen Osten. Neben der wirtschaftlichen Konkurrenz entwickelte sich eine
militärische Konfrontation zwischen den beiden Machtblöcken. Die westlichen Demokratien gründeten unter Führung der USA
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das Militärbündnis NATO, die kommunistischen Volksrepubliken schlossen sich unter Führung der Sowjetunion im Warschauer
Pakt zusammen. Man spricht vom „Kalten Krieg“.
Der „Kalte Krieg“ war gekennzeichnet von massiver (atomarer) Aufrüstung, gegenseitiger Spionage und einem
Konkurrenzkampf um die Vorherrschaft in den verschiedensten Bereichen des Lebens (z.B. Wirtschaft, Technik, Weltall, Sport,
Kultur, …).
6.3. Konflikte im Kalten Krieg
Ungarnaufstand 1956
Nach dem Tod des sowjetischen Diktators Stalin hofften viele Menschen im Ostblock auf mehr Freiheit. In Budapest
demonstrierten 300.000 Menschen für freie Wahlen, Freiheit der Presse und den Abzug der Roten Armee. Der neue
Ministerpräsident Imre Nagy löste die Geheimpolizei auf und verkündete das Ende der Einparteienherrschaft und den Austritt
Ungarns aus dem Warschauer Pakt. Nun reagierten die in Ungarn stationierten sowjetischen Truppen und beendeten den
Aufstand blutig. Die sowjetische Intervention kostete 3200 Todesopfer und löste eine massive Fluchtwelle aus. Die Anführer des
Aufstandes wurden hingerichtet und eine neue, Moskau treue Regierung wurde eingesetzt.
Prager Frühling 1968
Ende der 60er Jahre begann die kommunistische Regierung der Tschechoslowakei unter Führung von Alexander Dubcek mit
vorsichtigen Reformen. Die Einführung der Meinungs- und Reisefreiheit und die Aufhebung der Pressezensur führten zu
einer Diskussion über das Machtmonopol der kommunistischen Partei. Die anderen kommunistischen Staaten fürchteten sich
vor einem möglichen Übergreifen der Reformideen und auf Befehl des sowjetischen KP-Chefs Leonid Breschnew beendeten
die Streitkräfte des Warschauer Paktes den „Prager Frühling“ mit militärischer Gewalt.
Kubakrise
Ende der 50er Jahre errichtete Fidel Castro auf der Karibikinsel Kuba mit Unterstützung der Sowjetunion eine kommunistische
Einparteiendiktatur ein. Im Gegenzug erhielt die UdSSR die Erlaubnis, auf Kuba Atomraketen zu stationieren, die die USA aus
nächster Nähe bedrohten. Der neue US-Präsident Kennedy forderte den sowjetischen Staatschef Chruschtschow auf die
Raketen abzuziehen, versetzte die US-Streitkräfte in Alarmbereitschaft und verhängte eine Seeblockade Kubas. Die Welt stand
am Rande eines Atomkrieges zwischen den beiden Supermächten. Chruschtschow lenkte ein und holte gegen ein geheimes
Versprechen der USA, ihre Raketen aus der Türkei abzuziehen, die sowjetischen Atomraketen aus Kuba zurück.
Krieg in Vietnam
Obwohl es in der Zeit des Kalten Krieges zu keiner direkten militärischen Auseinandersetzung kam, unterstützten die beiden
Blöcke in lokalen Konflikten kapitalistische bzw. kommunistische Bewegungen, die gegeneinander kämpften.
In Vietnam kämpfte nach dem Ende der französischen Kolonialherrschaft der kommunistische Norden mit Unterstützung
Chinas und der Sowjetunion gegen die rechtsgerichtete Regierung des Südens, die von den USA unterstützt wurde. Aus
Angst, Südvietnam könnte kommunistisch werden, schickten die USA ab 1961 immer mehr Soldaten und Kriegsmaterial nach
Vietnam.
Nach einem Angriff auf ein US-Kriegsschiff im Sommer 1964 entsandte die USA mehr als 500.000 US-Soldaten in den Krieg
gegen Nordvietnam und den Vietcong, die kommunistische Bewegung Südvietnams. Trotz massiver Luftangriffe und
überlegener Waffentechnik konnte die US-Armee die flexibel agierenden vietnamesischen Kommunisten nicht besiegen.
Amerikanische Kriegsverbrechen und viele tote Soldaten führten zu einer starken Friedensbewegung in den USA. Schließlich
zog US-Präsident Nixon die amerikanischen Truppen schrittweise aus Vietnam zurück. Nach der endgültigen Niederlagen der
südvietnamesischen Armee wurde Vietnam 1976 unter kommunistischer Herrschaft wiedervereinigt.
Krieg in Afghanistan
Ende der 70er Jahre wollte die Sowjetunion einen Bürgerkrieg in Afghanistan ausnützen, um das Land unter ihre Kontrolle zu
bringen. Sowjetische Truppen unterstützten das kommunistische Regime in Kabul gegen die Mudschaheddin, ein Bündnis
mehrerer anti-kommunistischer Gruppen. Die USA versorgten die Mudschaheddin mit Waffen und Beratern. In 10 Jahren Krieg
konnte sich keine der beiden Seiten durchsetzen und der neue Staatschef der UdSSR, Michail Gorbatschow, zog die
sowjetische Armee aus Afghanistan ab. Im folgenden Kampf um die Vorherrschaft in Afghanistan setzten sich die Taliban, eine
radikal-islamische Gruppierung, durch. Sie errichteten einen islamischen Gottesstaat mit strengen Vorschriften.
6.4. Die Entkolonialisierung
Wege in die Unabhängigkeit
Nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges waren viele afrikanische und asiatische Gebiete noch unter der Kontrolle
europäischer Mächte. Insbesondere Frankreich und Großbritannien hatten ein großes Kolonialreich, von dem sie
wirtschaftlich stark profitierten. Ehemalige alliierte Soldaten in den Kolonien und die neu entstandene gebildete Führungsschicht
waren unzufrieden mit der politischen Bevormundung und der wirtschaftlichen Ausbeutung durch die Kolonialmächte. Es
entstanden Unabhängigkeitsbewegungen.
Die Unabhängigkeitsbestrebungen in Indien und Ghana wurden zum Vorbild für viele andere Kolonien. Mahatma Gandhi
erreichte die Unabhängigkeit Indiens 1947 durch seinen Weg des gewaltlosen Widerstandes gegen die britische
Kolonialverwaltung. Nach der Unabhängigkeit kam es in Indien zu religiös motivierten Massakern, Indien wurde in zwei Staaten,
Indien und Pakistan, geteilt.
Kwame Nkrumah konnte die Loslösung Ghanas von Großbritannien 1957 durch einen überzeugenden Wahlsieg und politische
Verhandlungen erreichen. Wirtschaftliche Probleme führten allerdings zur Abschaffung der Demokratie.
Während Großbritannien seine Kolonien nach einer Übergangsphase weitgehend friedlich in die Unabhängigkeit entließ, führte
Frankreich blutige Kolonialkriege (z.B. Algerien, Indochina).
Probleme der ehemaligen Kolonien
Bis Mitte der 60er Jahre waren die meisten ehemaligen europäischen Kolonien in Afrika und Asien unabhängig. Die neuen
Staaten standen einer Reihe von Problemen gegenüber. Ihre Wirtschaft war immer noch abhängig von Europa, politische
Strukturen fehlten und die von den Europäern festgelegten Grenzen nahmen keine Rücksicht auf ethnische und religiöse
Einheiten.
Die ehemaligen Kolonien und Entwicklungsländer der Erde haben bis heute ähnliche Probleme:
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• hohe Auslandsverschuldung
• Abhängigkeit von wenigen Exportprodukten (oft Rohstoffe)
• Korruption und Machtmissbrauch
• große Armut der Bevölkerung
Während die meisten Länder Südamerikas und Südostasien in den letzten Jahren eine positive wirtschaftliche Entwicklung
genommen haben, sind insbesondere viele afrikanische Staaten sehr arm und leiden unter dem Wettbewerb der globalisierten
Welt.
6.5. Geteiltes Deutschland
Teilung Deutschlands
Die siegreichen Alliierten teilten Deutschland und die Hauptstadt Berlin nach dem Zweiten Weltkrieg in vier Besatzungszonen.
Die Zonen der Westalliierten (F, GBR, USA) wurden zu einer Einheit mit sozialer Marktwirtschaft und einer gemeinsamen
Währung. Im Mai 1949 wurde das gemeinsame Staatsgrundgesetz der drei Westzonen verkündet, damit war die BRD
(Bundesrepublik Deutschland) entstanden. Die demokratische BRD trat 1955 der NATO bei und gehörte zu den
Gründungsmitgliedern der EWG (Europäische Wirtschaftsgemeinschaft). Mit Unterstützung des Marshallplanes der USA erlebte
Westdeutschland in den 50er und 60er Jahren einen raschen Wirtschaftsaufschwung.
In der Ostzone Deutschlands errichtete die sowjetische Besatzungsmacht eine kommunistische Diktatur unter Führung der SED
(Sozialistische Einheitspartei Deutschlands). Im Oktober 1949 wurde die DDR (Deutsche Demokratische Republik) gegründet.
Die langsame wirtschaftliche Entwicklung, die zwangsweise Verstaatlichung von Betrieben und politische Unfreiheit führten zu
einer Massenflucht von Bürgern der DDR in die BRD. Im August 1961 schloss die DDR mit der Ummauerung von Westberlin
die letzte offene Grenze in den Westen. Deutschland war ein durch Mauer und Stacheldraht geteiltes Land.
Annäherung und Wiedervereinigung
In den 70er Jahren brachte eine vorsichtige Annäherung der beiden deutschen Staaten Reiseerleichterungen für Westbürger,
einen geregelten Postverkehr und neue Telefonverbindungen. Die BRD war inzwischen zu einer der reichsten Industrienationen
geworden, während die DDR-Wirtschaft stagnierte und zunehmend von Krediten aus dem Westen abhängig wurde.
Angeregt von den politischen Veränderungen in der Sowjetunion wurde die politische Opposition in der DDR Ende der 80er
Jahre stärker. Nach anhaltenden Protesten und einer neuen Fluchtwelle über Ungarn und die Tschechoslowakei in den
Westen wurde die politische Führung der DDR zum Rücktritt gezwungen und durch ein Versehen wurde im November 1989 die
Berliner Mauer geöffnet. Damit war die Macht der SED gebrochen und nach den ersten Freien Wahlen in der DDR im Frühjahr
1990 war klar, dass es zu einer raschen Wiedervereinigung der beiden deutschen Staaten kommen würde. Der Tag der
Einheit wurde am 3. Oktober 1990 gefeiert.
6.6. Umbruch in Europa
Veränderungen in der Sowjetunion
Mit dem Machtantritt von Michail Gorbatschow 1985 veränderte sich die Politik der Sowjetunion. Die schlechte wirtschaftliche
Lage sollte durch mehr Entscheidungsmöglichkeiten für die Betriebe verbessert werden (Perestroika), gleichzeitig trat
Gorbatschow für mehr Offenheit in der Politik ein (Glasnost).
Die ersten Wahlen bei denen sich die Menschen zwischen mehreren Kandidaten entscheiden konnten, brachten einen großen
Sieg der Reformkräfte um den späteren russischen Präsidenten Boris Jelzin. Nach Einführung der Marktwirtschaft und dem
Ende des Machtmonopols der kommunistischen Partei spalteten sich 1990 die drei baltischen Republiken (Estland, Lettland,
Litauen) von der Sowjetunion ab. Bereits im Sommer 1991 löste sich die Sowjetunion auf und auch die anderen ehemaligen
Teilrepubliken wurden unabhängige Staaten.
Revolutionen in Osteuropa
Seit Beginn der 80er Jahre war in Polen eine gewerkschaftlich organisierte, von der katholischen Kirche unterstützte
Oppositionsbewegung gegen die kommunistische Regierung entstanden. Der Anführer der Bewegung, Lech Walesa,
organisierte Streiks und Kundgebungen. Mit den Veränderungen in der Sowjetunion verloren die kommunistischen Machthaber
ihren Rückhalt und stimmten 1989 freien Wahlen zu. Nach dem Sieg der Opposition wurde in Polen die Marktwirtschaft
eingeführt und Lech Walesa wurde zum Präsidenten gewählt.
In Ungarn verzichtete die kommunistische Partei 1989 selbst auf ihren Führungsanspruch und ließ freie Wahlen abhalten. Die
Grenze nach Österreich wurde geöffnet und der Eiserne Vorhang abgetragen.
Die tschechoslowakische kommunistische Partei beugte sich im November 1989 dem Druck der Massendemonstrationen und
machte den Weg frei für die Wahl des Oppositionellen Vaclav Havel zum Staatspräsidenten. Nach vier Jahren Übergangszeit
entstanden zwei unabhängige demokratische Staaten, Tschechien und die Slowakei.
In Rumänien versuchte sich der kommunistische Diktator Ceausescu mit Hilfe seines Geheimdienstes an der Macht zu halten.
Nachdem er auf Demonstranten hatte schießen lassen, musste er sich vor den aufgebrachten Menschen in Sicherheit bringen
und wurde schließlich verhaftet und hingerichtet.
Krieg in Jugoslawien
Vom Ende des Zweiten Weltkrieges bis zu seinem Tod 1980 regierte Josip Tito den Vielvölkerstaat Jugoslawien. Das
sozialistische Land ging einen eigenen außenpolitischen Weg und schloss sich nicht dem Warschauer Pakt an. Die sechs
autonomen Teilrepubliken entwickelten sich wirtschaftlich sehr unterschiedlich. Die beiden nördlichen Teilrepubliken Slowenien
und Kroatien waren reicher als die vier südlichen Landesteile (Bosnien-Herzegowina, Serbien, Montenegro und
Mazedonien).
Wenige Jahre nach dem Tod von Tito spaltete sich die kommunistische Partei Jugoslawiens und nationale Führer forderten
mehr Rechte für ihre Teilrepubliken. Nach Volksabstimmungen erklärten 1991 Slowenien und Kroatien ihre Unabhängigkeit.
Auch der Einsatz der serbisch-dominierten jugoslawischen Bundesarmee konnte den Zerfall Jugoslawiens nicht mehr
aufhalten.
In Bosnien-Herzegowina, das von Bosniern, Serben und Kroaten bewohnt wird, kam es zu einem dreijährigen Bürgerkrieg
zwischen den Volksgruppen. Schließlich wurde Bosnien 1995 auf Druck der NATO in zwei Teile, einen bosnisch-kroatischen
Teil und eine eigene serbische Republik geteilt.
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Mit der umstrittenen Unabhängigkeitserklärung der Republik Kosovo im Februar 2008 erreichten die Bestrebungen der
mehrheitlich von Albanern bewohnten Provinz Kosovo nach Unabhängigkeit ihren vorläufigen Höhepunkt. Von 1998 bis zu
NATO-Luftangriffen auf Ziele in Serbien im März 1999 kam es im Kosovo wiederholt zu Zusammenstössen zwischen der
serbischen Armee und Einheiten der albanischen Befreiungsarme (UCK). Heute steht der Kosovo unter Aufsicht der UNO und
Soldaten mehrer UN-Mitglieder, unter anderem Österreich, sichern die Einhaltung des vereinbarten Waffenstillstandes.
DIDAKTISCHE HINWEISE
6.1. Arbeitsaufgabe Internetrecherche (Seite 80)
Auf www.unric.org finden sich nicht nur die Antworten auf die Fragen der Internetrecherche, sondern es gibt auch ein OnlineQuiz, das die wichtigsten Informationen dieses Kapitels wiederholt.
6.2. Arbeitsaufgabe Gleichgewicht des Schreckens (Seite 84)
Diese Arbeitsaufgabe soll den atomaren „Overkill“ verdeutlichen. Fächerübergreifendes Arbeiten mit Physik könnte die
Funktionsweise von Nuklearwaffen erklären und den Schüler/innen die atomare Bedrohung für das Leben auf der Erde
verdeutlichen.
Die Karte kann auch als Ausgangspunkt für eine Arbeitsaufgabe zu den Mitgliedsstaaten der NATO bzw. des Warschauer
Paktes verwendet werden. Die Schüler/innen könnten die Weltkarte genau studieren und jeweils Listen mit den Mitgliedsländern
beider Organisationen in ihrem Heft anfertigen.
6.3. Quelle Kennedy an die Welt (Seiten 88f)
Die Schüler/innen könnten aufgefordert werden, die Rede Kennedys eigenständig zu lesen und die drei gesuchten
Aussagetypen (bereits gesetzte Aktionen, Drohungen und Angebote) mit unterschiedlichen Farben zu kennzeichnen.
6.3. Arbeitsaufgabe Bürgerrechtsbewegung (Seiten 89f)
Die Arbeitsaufgabe dient der eigenständigen Erarbeitung der Informationen zur amerikanischen Bürgerrechtsbewegung der
60er Jahre. Die Schüler/innen könnten aufgefordert werden, den entstehenden Merktext auf Seite 90 in ihr Heft zu übertragen.
6.4. Quelle / Arbeitsaufgabe Wahlen an der Goldküste (Seite 93)
Die Quelle könnte zum Anlass für eine Medienanalyse genommen werden. Welche Vorurteile und Einstellungen kommen heute
in Zeitungen vor? Gibt es Unterschiede in der Berichterstattung zwischen so genannten Qualitäts- und Boulevardzeitungen?
6.4. Arbeitsaufgabe Quizzeit (Seite 94)
Das Quiz geht über das im Kapitel behandelte Wissen hinaus und soll eine Verbindung zwischen der Geschichte der
Entkolonialisierung und der Lebenswelt der Schüler/innen schaffen. Wichtig ist eine Aufarbeitung der gegebenen Antworten.
Warum haben einige Kinder die Antworten gewusst? Es könnte zum Beispiel sein, dass Schüler/innen mit
Migrationshintergrund von ihrem besonderen Wissen profitieren oder dass Fußballfans sich besonders für Südamerika
interessieren.
ZUSATZMATERIAL
6.1. – 6.7. Arbeitsaufgabe Ereignisse im Kalten Krieg
Ereignisse im Kalten Krieg
Schneide die dargestellten Bilder aus, klebe sie dann in einer logischen Reihenfolge in dein Heft und notiere daneben welche
Aspekte des Kalten Krieges sie zeigen bzw. symbolisieren könnten.
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7. WELTPOLITIK NACH DEM „KALTEN KRIEG“
TAFELBILDER UND MERKTEXTE
7.1. Die Europäische Union
Wann herrscht endlich Frieden in Europa?
Nach dem Zweiten Weltkrieg wollten die europäischen Staaten weitere Kriege verhindern. Aber auch die Angst vor der
Ausbreitung des Kommunismus und eine Verbesserung des Lebensstandards führten zu einer engen wirtschaftlichen und in
der Folge auch politischen Zusammenarbeit.
Die ersten Schritte
1951 schlossen sich Belgien, die Bundesrepublik Deutschland, Frankreich, Italien, Luxemburg und die Niederlande zur
„Europäischen Gemeinschaft für Kohle und Stahl“ (Montanunion) zusammen. Somit war ein gemeinsamer Markt für die
kriegswichtigen Güter Kohle, Stahl und Eisenerz geschaffen. Die Einigung Europas hatte begonnen. 1957 weiteten die 6
Mitgliedstaaten mit der Unterzeichnung der Verträge von Rom über die Schaffung einer „Europäischen
Wirtschaftgemeinschaft“ (EWG) und einer „Europäischen Atomgemeinschaft“ (EURATOM) die Zusammenarbeit auf alle
Bereiche des wirtschaftlichen Lebens aus. Die Verträge traten 1958 in Kraft.
Die politische Einigung
Nachdem Montanunion, EWG und EURATOM anfangs getrennt gearbeitet hatten, wurden sie 1967 zur „Europäischen
Gemeinschaft“ (EG) zusammengeschlossen. 1993 unterzeichneten die mittlerweile 12 Mitglieder den Vertrag von Maastricht,
der aus der „Europäischen Gemeinschaft“ die „Europäische Union“ (EU) machte. Das Ziel der EU ist eine gemeinsame
Wirtschafts-, Außen- und Sicherheitspolitik, sowie eine Zusammenarbeit auf den Gebieten innere Sicherheit und Justiz. 1994
wurden drei neue Staaten, darunter Österreich, Mitglieder der EU. 2004 traten 10 neue, 2007 weitere zwei Staaten der EU bei.
Heute hat die EU 27 Mitgliedstaaten.
7.2. Der Nahostkonflikt
Die Vorgeschichte des Problems
Da das Osmanische Reich im Ersten Weltkrieg auf Seiten der Mittelmächte kämpfte, unterstützte Großbritannien den Wunsch
der in Palästina wohnenden Araber nach einem eigenen, unabhängigen Staat. Gleichzeitig versprach Großbritannien aber
auch den Juden, denen bereits im 6. Jahrhundert v. Chr. Propheten die Rückkehr ins gelobte Land versprochen hatten, die
Errichtung eines eigenen Staates in Palästina.
Ab 1936 nahm die Zuwanderung jüdischer Siedler auf Grund der nationalsozialistischen Herrschaft in Deutschland stark zu. Die
Verdrängung der arabischen Bevölkerung führte zu Auseinandersetzungen. Nach dem Zweiten Weltkrieg sah sich
Großbritannien nicht mehr in der Lage, den Konflikt zwischen Juden und Arabern zu bereinigen, und gab sein
Völkerbundmandat und somit das Problem an die Vereinten Nationen (UNO) ab.
Die Gründung des Staates Israels
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Die UNO beschloss 1947 die Teilung des Landes in einen jüdischen und einen arabischen Staat. Die Juden bekamen jene
Gebiete zugesprochen, die sie inzwischen erworben hatten (Mittelmeerküste, Galiläa, Rotes Meer). Der vorgeschlagene
arabische Staat hingegen lag in unfruchtbarem Gebiet. Daher widersetzten sich die Araber.
Sofort nach der Ausrufung des Staates Israels 1948 griffen die arabischen Staaten Ägypten, Transjordanien, Syrien, Libanon
und Irak das neu gegründete Israel an (1. Israelisch-Arabischer Krieg). Der israelische Sieg führte zur Flucht von 80% der
Palästinenser in die angrenzenden arabischen Staaten. Israel vergrößerte sein Staatsgebiet, das arabische Gebiet wurde auf
zwei unzusammenhängende Gebiete (Westjordanland und Gaza-Streifen), die an Jordanien und Ägypten angegliedert
wurden, reduziert. Die neuen Grenzen des Staates Israel wurden von den Nachbarn nicht anerkannt und sind bis heute nur
Waffenstillstandsgrenzen. Einzige Ausnahmen sind die Sinai-Grenze, die 1979 mit Ägypten vereinbart wurde, und die Grenze
zu Jordanien (1994).
Weitere Kriege im Nahen Osten
Nach der Verstaatlichung des Suezkanals durch Ägypten besetzte Israel 1956 die Halbinsel Sinai und konnte erst nach
diplomatischer Intervention der USA und der Sowjetunion zum Rückzug gezwungen werden (Sinaifeldzug / Suezkrise). Nach
Drohungen von Ägypten und Jordanien startete Israel 1967 einen Präventivkrieg und besetzte große Gebiete
(Sechstagekrieg). 1973 wurde Israel überraschend am jüdischen Versöhnungstag (Jom Kippur) von Syrien und Ägypten
angegriffen, konnte den Krieg jedoch schließlich gewinnen (Jom-Kippur-Krieg). Ein Ölembargo der arabischen Staaten sollte
die westliche Welt zwingen, Druck auf Israel zu Beendigung des Krieges auszuüben. 1982 rückten israelische Truppen bis
Beirut vor, mit dem Ziel, die Palästinensische Befreiungsorganisation (PLO) zu vertreiben (Libanonkrieg).
Friedensbemühungen führten 1979 zu einem Friedensvertrag zwischen Israel und Ägypten (Camp-David-Abkommen). Israel
räumte die Sinai-Halbinsel, Ägypten garantierte die freie Durchfahrt von israelischen Schiffen durch den Suezkanal. 1994 folgte
ein Friedensvertrag zwischen Israel und Jordanien.
Der Konflikt zwischen Israelis und Palästinensern
Nach der Gründung des Staates Israel 1948 bildeten sich zahlreiche palästinensische Widerstandgruppen, z.B. 1964 die PLO.
Trotz der Friedensbeteuerungen der PLO kam es immer wieder zu blutigen Terrorangriffen der Palästinenser auf Israelis im Inund Ausland.
Im Dezember 1987 begann ein Aufstand der Palästinenser gegen die israelische Besatzungsmacht (1. Intifada). Israel
reagierte u.a. mit Wirtschaftssanktionen. 1988 rief die PLO einen unabhängigen Palästinenserstaat mit der Hauptstadt
Jerusalem aus und erkannte Israel öffentlich an. Die israelische Regierung jedoch erkannte die Gründung des Staates
Palästinas nicht an, da sie die PLO als Terrororganisation sah.
1993 unterzeichneten der Palästinenserpräsident Jassir Arafat und der israelische Ministerpräsident Itzhak Rabin ein
Abkommen, das den Palästinensern die Selbstverwaltung im Gazastreifen und in Jericho garantierte.
Aktuelle Entwicklungen
2000 begann nach gescheiterten Friedensverhandlungen zwischen Israelis und Palästinensern die Zweite Intifada. Die Zahl
der palästinensischen Selbstmordattentate stieg drastisch an. Israel baute eine 759 km lange Absperrung zwischen Israel und
dem Westjordanland und tötete mutmaßliche Selbstmordattentäter. 2005 begann die Israelische Regierung mit der Räumung
israelischer Siedlungen im Gazastreifen. Seit 2007 übernahm die palästinensische Hamas die Verwaltung des Gazastreifens
und griff Israel immer wieder an. Um die Hamas zu schwächen, schränkte Israel die Versorgung des Gazastreifens mit
Elektrizität ein. Nach der Entführung israelischer Soldaten durch die libanesische Hisbollah griff Israel 2006 den Libanon an.
7.3. Fundamentalismus
Was bedeutet „Fundamentalismus“?
Extreme Strömungen in allen Religionen und in der Politik bezeichnet man als „Fundamentalismus“. Fundamentalistische
Gruppen sind oft radikal und gewaltbereit und ein Führer verkündet einseitige Botschaften mit einfachen Lösungen für
Probleme. Seine Anhänger folgen ihm blind.
Christlicher Fundamentalismus
Christliche Fundamentalisten gehen davon aus, dass die Bibel Wort für Wort von Gott stammt und unfehlbar ist. Sie wenden
sich vor allem gegen die Evolutionstheorie von Charles Darwin. Weiters sind christliche Fundamentalisten gegen
•
Abtreibung
•
Sexualaufklärung in der Schule
•
die Gleichberechtigung von Frau und Mann
•
mehr Rechte für Homosexuelle
•
Prostitution und Pornographie und sie sprechen sich für die Todesstrafe aus.
Besonders in den USA haben christliche Fundamentalisten großen Einfluss auf die Politik.
Islamistischer Fundamentalismus
1979 wurde der pro-westliche Kaiser des Iran, Schah Reza Pahlewi, gestürzt. Ajatollah Khomeini rief die „Islamische
Republik“ aus und setzte einen radikalen Fundamentalismus durch (Frauen mussten z.B. wieder einen Schleier tragen). Auf
Widerstand stand die Todesstrafe.
Auch in der Türkei und in arabischen und afrikanischen Staaten gewinnt der islamische Fundamentalismus seither immer mehr
an Einfluss. Islamische Fundamentalisten sehen den Koran als Grundlage für Verwaltung, Rechtsprechung und Sitten. Die
Regelungen der Scharia werden zum gültigen Gesetz. Bestimmte Verbrechen werden mit Strafen wie Steinigen oder dem
Amputieren von Gliedmaßen bestraft. Islamische Fundamentalisten lehnen alles Westliche ab.
7.4. Terrorismus
Was versteht man unter Terrorismus?
Unter Terrorismus versteht man politisch motivierte Androhung oder Anwendung von Gewalt, um extremistische
Forderungen durchzusetzen. Oft zählen auch Zivilisten zu Opfern von Terroranschlägen (z.B. Anschläge auf Verkehrsmittel).
Meist sind diese Aktionen mit Erpressungen (z.B. der Freilassung von Gesinnungsgenossen) verbunden.
Terror im 20. Jahrhundert
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In den 70er und 80er Jahren versuchte die linksextremistische Gruppierung RAF (Rote Armee Fraktion) um Andreas Baader
und Ulrike Meinhof die gesellschaftliche Ordnung in Deutschland umzustoßen. Seit den 80er Jahren gibt es auch vermehrt
Anschläge rechtsextremer Gruppen, die sich gegen Ausländer, Asylanten und Homosexuelle richten.
Die IRA (Irish Republican Army), fordert den Rückzug Großbritanniens aus Nordirland und die Vereinigung mit der Republik
Irland. In Spanien kämpft die Terrorgruppe ETA („Baskenland und Freiheit“) für die Loslösung des Baskenlandes von Spanien.
Die Palästinensische Befreiungsorganisation PLO kämpft für den Abzug Israels aus den besetzten Gebieten und die Gründung
eines palästinensischen Staates.
Islamistischer Terror
Der fundamentalistische Terror richtet sich vor allem gegen die westlichen Industrienationen, hauptsächlich aber gegen die
USA. Der verheerendste Terroranschlag in der Geschichte der USA wurde am 11. September 2001 in New York verübt.
Terroristen entführten vier Verkehrsflugzeuge und steuerten zwei gegen die Zwillingstürme des World Trade Center in New
York und eines in das Pentagon (US Verteidigungsministerium). Das vierte Flugzeug stürzte nach einem Kampf an Bord ab.
Verantwortlich für diesen Anschlag wird Osama Bin Laden, der Führer der fundamentalistischen Terrororganisation Al Qaida,
gemacht. Seit damals führen die USA einen „Krieg gegen den Terror“ (z.B. Irakkrieg) und es gibt verschärfte
Einreisebestimmungen in die USA.
7.5. Flucht und Vertreibung
Große Wanderungsbewegungen nennt man „Migration“, die Menschen, die wandern „Migranten“.
Laut Angaben der UNO sind derzeit ca. 50 Millionen Menschen weltweit auf der Flucht, 80% davon sind Frauen und Kinder. Die
größten Flüchtlingsströme bewegen sich in Afrika und in Asien. Die häufigsten Ursachen von Flucht sind:
•
Verfolgung aus politischen oder religiösen Gründen,
•
Armut,
•
Massenarbeitslosigkeit,
•
Krieg.
Besonders schlimm ist es für Kinder und Jugendliche, wenn sie aus ihrer Heimat flüchten müssen. Flüchtlingskinder, die von
ihrer Familie getrennt werden, laufen Gefahr, sexuell missbraucht, als Arbeitskraft ausgebeutet oder als Kindersoldaten
versklavt zu werden. Meist können sie auch keine Schule mehr besuchen. Viele Flüchtlinge warten manchmal jahrelang in
überfüllten Flüchtlingslagern auf eine Rückkehr in ihre Heimat, ohne genug Nahrung, frisches Wasser und medizinische
Versorgung.
Hoffnung auf ein Leben in einer neuen Heimat
Wenn Flüchtlinge in einem fremden Land ankommen, werden sie mit einer Unzahl von Problemen konfrontiert. So beherrschen
sie oft die Sprache des Gastlandes nicht. Um in einem anderen Staat Schutz zu bekommen, muss ein Flüchtling um Asyl
ansuchen. Die Behörden untersuchen dann, ob es irgendwelche Gründe gibt, den Antrag abzuweisen, wie z.B. eine
Verurteilung des Asylwerbers wegen eines Verbrechens. In den letzten Jahren wurden in Österreich ca. 5% der gestellten
Anträge positiv beurteilt.
Wer hilft den Flüchtlingen?
In Österreich kümmern sich verschiedene Hilfsorganisationen um Flüchtlinge, wie z.B. das „Rote Kreuz“, „Amnesty
International“, oder die „Caritas“. Die weltweit größte Hilfsorganisation ist das Flüchtlingshochkommissariat (UNHCR), das
z.B. die Bereitstellung von Lebensmitteln, Kleidung und Medikamenten organisiert.
7.6. Medien, Technik und Globalisierung
Die moderne Mediengesellschaft
Die Massenmedien sind allgegenwärtig und beeinflussen unsere Meinung, auch wenn wir uns dessen gar nicht bewusst sind.
Das nutzt vor allem die Werbung, um neue Produkte zu verkaufen. Mit den neuesten Erkenntnissen der Psychologie wird
versucht, in den Menschen Wünsche und Bedürfnisse zu wecken. Auch Politiker bedienen sich der Medien, um die Wähler zu
informieren und sie in ihrem Sinne zu beeinflussen.
Fortschritte in der Technik
In der Technik wurden in den letzten hundert Jahren enorme Fortschritte erzielt. Menschen fliegen z.B. ins Weltall, Handys
sind nicht nur Mobiltelefone, sondern auch Kameras und Fernseher und 1997 wurde das erste Säugetier, das Schaf „Dolly“
geklont.
Chance oder Risiko?
Wenn sie kontrolliert eingesetzt werden, bedeuten all diese Errungenschaften eine enorme Verbesserung der Lebensqualität,
z.B. zur Heilung von Krankheiten. Die neue Technik hat aber auch viele Nachteile, z.B. die Zerstörung der Umwelt.
Computer und Internet
Der erste moderne Computer, der ENIAC, wurde 1946 in den USA entwickelt. In den 1980er Jahren brach schließlich das
Zeitalter der Heimcomputer (PC) an. Heutzutage ist ein Leben ohne Computer nicht mehr vorstellbar. Ärzte speichern z.B. die
Daten ihrer Patienten und computergesteuerte Maschinen verrichten gefährliche Arbeiten.
Globalisierung
Unter „Globalisierung“ versteht man die internationale Verflechtung in allen Bereichen wie Wirtschaft, Politik, Kultur, Umwelt
oder Kommunikation. Die Gewinner der Globalisierung sind große, internationale Konzerne, die immer reicher werden. Die
Verlierer sind kleine Firmen, die mit den Billigprodukten der großen Firmen nicht mithalten können. Außerdem sind Millionen
Menschen in Afrika, Asien und Südamerika benachteiligt, da sie die Vorteile der Globalisierung nicht nutzen können.
23
DIDAKTISCHE HINWEISE
7.1. Arbeitsaufgabe Quiz (Seite 104)
Das Quiz kann natürlich verwendet werden, um die Hintergründe der Antworten zu besprechen.
1. Flagge: Gegen den blauen Himmel der westlichen Welt stellen die Sterne die Völker Europas in einem Kreis, dem Zeichen
der Einheit, dar. Die Zahl der Sterne ist unveränderlich auf zwölf festgesetzt, diese Zahl versinnbildlicht die Vollkommenheit …
(Ministerkomitee des Europarates, Dezember 1955)
2. Europatag, 9. Mai: Am 9. Mai 1950 schlug Frankreichs Außenminister Robert Schuhmann die Gründung der Montanunion
vor.
3. Lettische Flagge: rot steht für das Blut, das für die Erreichung der Selbstständigkeit notwendig war, weiß steht für Wahrheit
und Gerechtigkeit
4. Amtssprachen: 23 – Bulgarisch, Dänisch, Deutsch, Englisch, Estnisch, Finnisch, Französisch, Griechisch, Irisch, Italienisch,
Lettisch, Litauisch, Maltesisch, Niederländisch, Polnisch, Portugiesisch, Rumänisch, Schwedisch, Slowakisch, Slowenisch,
Spanisch, Tschechisch, Ungarisch
5. 1995
7.1. Arbeitsaufgabe Mitgliedsstaaten und Euro / nicht Euro als Zahlungsmittel (Seite 105)
Eurozone 2002: Belgien, Deutschland, Finnland, Frankreich, Griechenland, Irland, Italien, Luxemburg, Niederlande, Österreich,
Portugal, Spanien
außerdem: Andorra, Kosovo, Monaco, Montenegro, San Marino, Vatikan
Eurozone 2007: Slowenien
Eurozone 2008: Malta, Zypern
Eurozone 2009: Slowakei
7.1. Arbeitsaufgabe Vor- und Nachteile der EU (Seite 106)
Diese Arbeitsaufgabe sollte genützt werden, um eine Diskussion zu den Vor- und Nachteilen der EU in der Klasse zu machen.
Die Diskussion könnte zum Beispiel in Form einer politischen Debatte organisiert werden. Die Schüler/innen suchen im Internet
nach Stellungnahmen der politischen Parteien zur EU und simulieren anschließend eine Parlamentsdebatte mit den
gefundenen (und eigenen) Argumenten.
• SPÖ: www.spoe.at; ÖVP: www.oevp.at; Grüne: www.gruene.at; FPÖ: www.fpoe.at; BZÖ: www.bzoe.at
7.5. Quelle Wer gilt als Flüchtling (Seite 114)
Auch diese Quelle könnte man als Ansatzpunkt für eine interessante Diskussion nehmen. Welche Einstellung haben die
politischen Parteien zu Flüchtlingen und Einwanderung? Welche Beispiele kennen die Kinder aus den Medien (z.B. Fall Arigona
Zogaj)? Aus welchen Gründen sind Kinder mit Migrationshintergrund nach Österreich gekommen?
7.6. Arbeitsaufgabe Errungenschaften der modernen Technik (Seite 116)
Eine mögliche Erweiterung der Arbeitsaufgabe wäre die Gestaltung eines Plakates mit Fotos und Texten in Kleingruppen.
Folgende Fragestellungen könnten behandelt werden:
• Welche technischen Veränderungen haben die Kinder bereits miterlebt?
• Welche technischen Geräte verwenden die Schüler/innen jeden Tag?
• Welches technische Gerät ist ihnen besonders wichtig? Warum?
• Worauf könnten sie auch verzichten?
ZUSATZMATERIAL
7.5. Zusatzmaterial Asans Geschichte
Dies ist ein weiteres Beispiel eines Jugendlichen auf der Flucht. Es kann zusätzlich zum Beispiel auf S. 114 verwendet werden.
Asans Geschichte
Asans Mutter kam aus Ruanda, lebte aber schon seit einigen Jahren in der Demokratischen Republik Kongo, wo sie als
Politikerin tätig war. Im Oktober 1999 verschwand seine Mutter. Nach zwei Wochen wurde Asan befohlen, zu einem Haftlager
zu kommen und die besten Kleider seiner Mutter mitzubringen. Asans Mutter und andere gefangene Frauen wurden
gezwungen, die Kleider anzuziehen. Dann wurden sie lebendig vor den Augen ihrer Verwandten begraben. Asan wurde
ohnmächtig, als er mit ansehen musste, wie seine Mutter ermordet wurde. Eine Freundin seiner Mutter rettete ihn und brachte
ihn nach Uganda, wo er ein Jahr blieb. Dann brachte ihn der Bruder der Frau nach Kenia, wo er Asan seinem Schicksal
überließ. Mit der Hilfe von freundlichen Einheimischen reiste Asan nach Sambia, weil er gehört hatte, dass dort viele
Kongolesen lebten. Ein ganzes Jahr lang lebte er auf der Straße und erkrankte immer wieder an Malaria. Schließlich brachten
ihn Beamte in ein Flüchtlingslager auf dem Land. Asan war in der Großstadt Kinshasa, der Hauptstadt des Kongo,
aufgewachsen. In dem Lager am Land, in dem 90% der Flüchtlinge eine andere Sprache sprachen als er und andere Bräuche
haben, fühlte er sich wie ein Fremder. Er hatte das Gefühl, dass er dort nicht hingehörte. Außerdem vermisste er seine Mutter.
Jetzt ist Asan 18 Jahre alt. Er hat Verwandte in Kinshasa, aber auch in Belgien und den USA. Mitarbeiter der UNHCR
versuchen, seine Verwandten ausfindig zu machen. Bis ihnen das gelungen ist, muss Asan weiterhin im Lager leben. Seinen
Wunsch, einmal Arzt zu werden, sieht Asan längst zerstört, denn der Schulunterricht im Lager ist nicht besonders gut. Asan
spricht oft mit den Mitarbeitern der UNHCR über seine Einsamkeit und seine einzige Hoffnung auf ein besseres Leben – seine
Verwandten im Ausland.
1.
Wie könnte sich Asan in diesem Lager in einem fremden Land fühlen? Schreibe alle Adjektive auf, die seine Gefühle
beschreiben.
24
2.
3.
Versuche dich in Asan hineinzuversetzen. Schreibe einen Tagebucheintrag, in dem du all seine Wünsche, Ängste und
Hoffnungen ausdrückst.
Lies dir die beiden Geschichten noch einmal durch. Was könntest du von Ngobola und Asan lernen?
8. ÖSTERREICH – DIE ZWEITE REPUBLIK
TAFELBILDER UND MERKTEXTE
8.1. Österreich von 1945 bis 1955
Die Gründung der Zweiten Republik
Nach sieben Jahren nationalsozialistischer Herrschaft und nach sechs Jahre Krieg sehnten sich alle nach einem
eigenständigen und unabhängigen Österreich.
Bereits 1943 hatten die Alliierten in der Moskauer Deklaration erklärt, dass Österreich wieder ein selbständiger Staat werden
würde. Im April 1945 bildeten sich wieder drei Parteien: die Sozialistische Partei Österreichs (SPÖ), die Österreichische
Volkspartei (ÖVP) und die Kommunistische Partei Österreichs (KPÖ).
Im April 1945 bildeten diese drei Parteien eine provisorische Staatsregierung unter der Führung Karl Renners und verkündeten
die Wiederherstellung der Republik. Obwohl die westlichen Alliierten erst nach einigen Monaten diese provisorische
Regierung anerkannten, war die politische Einheit Österreichs gesichert. Dennoch blieben die nächsten zehn Jahre
Besatzungsmächte im Land.
Die „Entnazifizierung“ Österreichs
Im Mai 1945 wurde die NSDAP verboten. Jede Wiederbetätigung für diese Partei wurde strengstens verboten. Über die Strafen
für 28.148 ehemalige Nazis entschieden die „Volksgerichte“. Ungefähr die Hälfte wurde für schuldig befunden, es wurden 43
Todesurteile verhängt, von denen 30 vollstreckt wurden.
Ehemalige Nationalsozialisten durften keine öffentlichen Ämter mehr bekleiden. Allerdings war die Frage, wer ein „echter Nazi“
oder „nur ein Mitläufer“ gewesen war, schwierig zu beantworten. 1949 schließlich wurden 480.000 ehemalige
Nationalsozialisten als „minderbelastete Personen“ begnadigt. Viele von ihnen waren Fachkräfte, die für den Wiederaufbau des
Landes dringend gebraucht wurden.
Österreich wird von den Besatzungsmächten kontrolliert
Mit dem Ende des Krieges wurde Österreich von den vier Siegermächten USA, Großbritannien, Frankreich und Russland
besetzt, die sich das Land aufteilten. Wien wurde ebenfalls viergeteilt, wobei die Innere Stadt abwechselnd von je einer
Besatzungsmacht kontrolliert wurde. Um von einer Zone in die andere zu kommen, brauchte man eine alliierte Identitätskarte.
Im September 1945 konstituierte sich der „Alliierte Rat“, der aus jeweils einem Vertreter („Hochkommissar“) der
Besatzungsmächte bestand. Der „Alliierte Rat“ hatte das letzte Wort bei allen Entscheidungen der österreichischen
Bundesregierung.
Alltag im besetzten Österreich
Das Verhältnis der österreichischen Bevölkerung zu den Besatzungsmächten war gespalten. Die anfängliche Freude über die
Befreiung vom Nazi-Terror wich bald der Angst vor Übergriffen von Besatzungssoldaten auf die Zivilbevölkerung.
Die Versorgungslage der Bevölkerung war zunächst noch schlecht. Für die Menschen in der Stadt bot der Schwarzhandel
meist die einzige Möglichkeit zum Überleben. Durch die schlechte Ernährungssituation stieg die Säuglingssterblichkeit
drastisch an. Der Landbevölkerung ging es etwas besser, da landwirtschaftliche Produkte leichter verfügbar waren.
Es waren vor allem Frauen, die Millionen Tonnen Schutt und Trümmer in den zerbombten Gebieten beseitigten. Viele Männer
waren im Krieg gefallen oder kehrten erst nach Jahren aus der Kriegsgefangenschaft zurück.
8.2. Staatsvertrag und Wirtschaftsaufschwung
Auf dem Weg zum Staatsvertrag
Das gegenseitige Misstrauen zwischen den Westmächten und der Sowjetunion wirkte sich auf das Unabhängigkeitsstreben
Österreichs negativ aus. Erst ab 1953, nach Stalins Tod, konnten die Verhandlungen über die Wiedererlangung der
Souveränität Österreichs wieder aufgenommen werden. Die Sowjetunion machte die Neutralität Österreichs zur Bedingung für
einen Staatsvertrag. Im April 1955 gelang der österreichischen Regierungsdelegation in Moskau der entscheidende
Durchbruch. Die Sowjetunion stimmte einem freien Österreich zu.
Der Staatsvertrag enthielt neben dem Artikel über die Wiederherstellung Österreichs als freier und unabhängiger Staat auch
noch folgende Punkte:
•
Anschlussverbot an Deutschland
•
Minderheitenrechte der kroatischen und slowenischen Minderheiten
•
Auflösung aller nationalsozialistischen Organisationen und Verbot der Wiederbetätigung
•
Verbot von Spezialwaffen (z.B. Atomwaffen)
•
Abzug der letzten Besatzungstruppen bis zum 31. Dezember 1955.
Die immerwährende Neutralität Österreichs steht nicht im Staatsvertrag, war aber Bedingung, damit dieser überhaupt
abgeschlossen werden konnte.
Am 15. Mai 1955 unterzeichneten die Außenminister der vier alliierten Mächte und Österreichs den Staatsvertrag. Kurz darauf
löste sich der „Alliierte Rat“ auf, am 25. Oktober 1955 verließen die letzten Besatzungssoldaten das Land.
Streitpunkt „immerwährende Neutralität“
Am 26. Oktober 1955 wurde die immerwährende Neutralität in die Österreichische Bundesverfassung aufgenommen. An
diesem Tag feiern wir den Nationalfeiertag. Seit dem EU-Beitritt Österreichs 1995 ist die Neutralität umstritten. Da es sich
dabei um ein Verfassungsgesetz handelt, wäre eine Zweidrittelmehrheit im Nationalrat erforderlich, um das Gesetz zu ändern.
Der wirtschaftliche Wiederaufbau
Um die Wirtschaft wieder in Schwung zu bringen führte die Regierung 1945 den Schilling wieder als Zahlungsmittel ein. 1946
beschlagnahmte die russische Besatzungsmacht 300 Betriebe. Das Geld, das diese so genannten USIA-Betriebe einbrachten,
25
ging an die Sowjetunion. Um die Beschlagnahmung weiterer Betriebe zu verhindern, verstaatlichte die Regierung die
wichtigsten Großbetriebe wie den Kohlen- und Eisenerzabbau, die Erdölförderung, die Elektrizitätsgesellschaften, die Eisenund Metallindustrie und die Großbanken.
Hilfe vom Ausland
Alle vier Besatzungsmächte schickten Lebensmittellieferungen, um die erste große Hungersnot zu lindern, und Millionen
Amerikaner sandten privat CARE-Pakete nach Österreich. Entscheidend für den raschen Wirtschaftsaufschwung war die Hilfe
aus dem Marschall-Plan. Zwischen 1948 und 1953 erhielt Österreich eine Milliarde Dollar (heute sieben Milliarden Euro) für
den Wiederaufbau.
8.3. Regierungen und Reformen
Die Große Koalition findet die Zustimmung der Bevölkerung
Das Ergebnis der ersten Nationalratswahl der Zweiten Republik lautete folgendermaßen: ÖVP 49,8%, SPÖ 44,6%, KPÖ 5,4%
der Stimmen. Die drei Parteien bildeten zunächst eine gemeinsame Konzentrationsregierung, um den Besatzungsmächten
stärker gegenübertreten zu können. Von 1947 bis 1966 bildeten die beiden Großparteien eine Große Koalition. Der 1949
gegründete Verband der Unabhängigen (VdU), der das nationale Lager vertrat, gewann auf Anhieb 12% der Stimmen. 1955
wurde der VdU von der neu gegründeten „Freiheitlichen Partei Österreichs“ (FPÖ) abgelöst.
Das „Proporzsystem“ hat Tradition
Eine Folge der Großen Koalition in Österreich war das Proporzsystem. Viele Stellen im öffentlichen Dienst und in der
verstaatlichten Industrie wurden mit Parteimitgliedern der SPÖ und der ÖVP besetzt. Oft war bei der Besetzung von Posten das
Parteibuch wichtiger als die Eignung eines Bewerbers.
Die Sozialpartner
Die Sozialpartner sind die Vertreter der Arbeitnehmer und der Arbeitgeber. Sie setzen sich zusammen aus
• der Wirtschaftskammer Österreichs (WKO)
• den Landwirtschaftskammern
• dem Österreichischen Gewerkschaftsbund (ÖGB)
• der Bundesarbeiterkammer (BAK).
Zu ihren Aufgaben zählt z.B. das Verhandeln von Löhnen. Die Arbeitnehmer- und Arbeitgebervertreter sind in den Gremien
der Sozialpartner gleich berechtigt und gleich stark vertreten. Da die Beschlüsse nur einstimmig erfolgen können, müssen die
Verhandler immer zu einem Kompromiss kommen.
Alleinregierungen von ÖVP und SPÖ
Nach dem Erringen der absoluten Mehrheit konnte die ÖVP von 1966 bis 1970 eine Alleinregierung unter Bundeskanzler Josef
Klaus bilden. Wichtige Reformen waren:
• neues Rundfunkgesetz
• Abschluss des Südtirolpaketes mit Italien
• Einführung der 40-Stunden-Woche
Nach der Abwahl der ÖVP bildete der SPÖ-Vorsitzende Bruno Kreisky 1970 mit Duldung der FPÖ eine Minderheitsregierung.
Nach einem Jahr konnte die SPÖ bei vorgezogenen Neuwahlen die absolute Mehrheit erreichen, die sie bis 1983 halten
konnte. Zu den wichtigsten Reformen der Regierungen Kreisky zählten:
• modernes Schulunterrichtsgesetz, kostenlose Schulbücher
• Universitätsreform
• Gleichbehandlungsgesetz (für Frauen und Männer)
• Einführung des Zivildienstes
• neues Familien- und Scheidungsrecht
• Legalisierung von Schwangerschaftsabbrüchen
Wähler in Bewegung
Nach dem Verlust der absoluten Mehrheit regierte die SPÖ von 1983 bis 1986 in einer Koalition mit der FPÖ. Bundeskanzler
war Fred Sinowatz.
Nach der Wahl des wegen seiner Wehrmachtsvergangenheit umstrittenen ÖVP-Kandidaten Kurt Waldheim zum
Bundespräsidenten trat Sinowatz als Bundeskanzler zurück und Franz Vranitzky beendete die Koalition mit der FPÖ, in der
inzwischen der rechtspopulistische Politiker Jörg Haider die Führung übernommen hatte. Nach vorgezogenen Neuwahlen 1986
führte Bundeskanzler Franz Vranitzky elf Jahre lang eine große Koalition mit der ÖVP, die unter anderem die
Beitrittsverhandlungen mit der EU zu einem positiven Abschluss brachte.
Inzwischen hatten sich die politischen Verhältnisse in Österreich grundlegend verändert. Die populistische FPÖ unter Jörg
Haider konnte immer mehr Protestwähler gewinnen und mit den Grünen hatte sich eine vierte Partei dauerhaft etabliert. Die
österreichischen Wähler/innen waren mobiler geworden.
Nach der Fortsetzung der Großen Koalition unter Bundeskanzler Viktor Klima konnte die FPÖ 1999 fast 27% der
Wählerstimmen erreichen und überholte sogar die ÖVP. Trotz der verlorenen Wahl und internationaler Proteste bildete
Wolfgang Schüssel eine Koalition mit der FPÖ und wurde Bundeskanzler. Nach den Nationalratswahlen von 2002, die einen
großen Erfolg für die ÖVP und eine schlimme Niederlage für die FPÖ brachten, regierte die Koalition aus ÖVP und FPÖ weiter.
In der FPÖ kam es zu einer Richtungsdiskussion, um den politischen Kurs der Partei. Schließlich verließen alle die FPÖ und
gründeten das BZÖ (Bündnis Zukunft Österreich).
Die Nationalratswahlen 2006 brachten einen überraschenden Sieg für die SPÖ, ihr Vorsitzender Alfred Gusenbauer wurde
Bundeskanzler einer Neuauflage der Großen Koalition aus SPÖ und ÖVP. Nach parteiinternen Querelen in der SPÖ beendete
die ÖVP im Sommer 2008 die Koalition mit der SPÖ. Neuwahlen sind für September 2008 geplant.
26
8.4. Österreich heute
Der politische Aufbau Österreichs
Bundesregierung
Parlament
Bundesrat
Landesregierungen
Nationalrat
Bundespräsident
Bürgermeister
(in einigen
Bundesländern
direkt gewählt)
Landtage
(bzw.
Gemeinderat in
Wien)
Gemeinderäte
Österreichische Staatsbürger ab 16 Jahre
DIDAKTISCHE HINWEISE
8.3. Arbeitsaufgabe Nationalratswahlen (Seite 126)
Diese Arbeitsaufgabe könnte auch in Form eines Zeitstreifens bearbeitet werden. Die verschiedenen Allein- und
Koalitionsregierungen könnten dabei durch unterschiedliche Farben zum Ausdruck kommen.
8.3. Arbeitsaufgabe Staatsaufbau (Seite 129)
Nach der Bearbeitung der Grafik ist es sinnvoll, die Mitwirkungsmöglichkeiten der Bevölkerung an den politischen
Entscheidungsprozessen in einer Liste zusammenzufassen.
• aktives und passives Wahlrecht bei Bundespräsidentenwahlen, Nationalratswahlen, Landtagswahlen (mit Ausnahme
von Wien), Gemeinderatswahlen und Wahlen zum Europäischen Parlament
• aktives und passives Wahlrecht bei Wahlen zu Gebietskörperschaften (z.B. Arbeiterkammer, Wirtschaftskammer,
Personalvertretungen, Betriebsräte, …)
• Recht zur Teilnahme und Einleitung von Volksabstimmungen und Volksbegehren
• Recht zur Teilnahme an Demonstrationen und Kundgebungen
• Recht auf freie Meinungsäußerung
• Teilnahme und Engagement in Jugendorganisationen von NGOs, der Parteien, etc.
8.4. Arbeitsaufgabe Deine Rechte und Pflichten (Seite 129)
Einen guten Gesamtüberblick über die Rechte und Pflichten von Jugendlichen in Österreich bietet die Website der Kinder- und
Jugendanwaltschaft (www.kja.at). Unter Themen findet sich ein eigener Punkt mit einer Übersicht über die rechtliche Situation.
ZUSATZMATERIAL
8.3. Zusatzmaterial Politiker der Zweiten Republik - Who is who?
Politiker der Zweiten Republik - Who is who?
Anhand der Informationen auf den Kärtchen sollen die Schüler/innen versuchen, jedem Kärtchen den richtigen Namen
zuzuordnen. Zusätzlich können sie Fotos der jeweiligen Politiker aus dem Internet ausdrucken und aufkleben. Die Kärtchen
können von den Schüler/innen ausgeschnitten und in ihr Heft geklebt oder auch laminiert für Offenes Lernen verwendet werden.
Dazu sind dann zusätzlich wasserlösliche Overheadstifte und die Fotos der Politiker notwendig.
Ordne folgende Politiker (in alphabetischer Reihenfolge) den Kärtchen zu: Leopold Figl – Alfred Gusenbauer – Jörg Haider –
Josef Klaus – Thomas Klestil – Bruno Kreisky – Julius Raab – Karl Renner – Wolfgang Schüssel – Kurt Waldheim
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_________________
_________________
-
1960
seit 1993 Abgeordneter zum
Nationalrat
seit 2000 Klubobmann der SPÖ
seit 2000 Bundesparteiobmann
der SPÖ
2007 – 2008 Bundeskanzler
1945
1989 – 1995 Bundesminister für
wirtschaftliche Angelegenheiten
1995 – 2000 Vizekanzler und
Außenminister
2000 – 2007 Bundeskanzler
1995 – 2007 Bundesparteiobmann
der ÖVP
-
_________________
-
1870 – 1950
sozialdemokratischer Politiker
1918 – 1920 Staatskanzler der
Ersten Republik
1945 – 1950 Bundespräsident
bemühte sich um Erhaltung der
Demokratie und Wiedererlangung
der Souveränität Österreichs
_________________
-
1891 – 1964
Mitbegründer der ÖVP
1953 – 1961 Bundeskanzler
förderte enge Zusammenarbeit
zwischen ÖVP und SPÖ
bekannt als „Wirtschafts- und
Staatsvertragskanzler
28
_________________
-
-
1910 – 2001
1963 – 1970 Bundesparteiobmann
der ÖVP
1961 – 1963 Bundesminister für
Finanzen
1964 – 1966 Bundeskanzler der
ÖVP-SPÖ-Koalition und 1966 –
1970 der ÖVP-Alleinregierung
„Reformkanzler“ der Nachkriegszeit
_________________
-
_________________
_________________
-
29
1918 – 2007
1968 – 1970 Bundesminister für
Auswärtige Angelegenheiten
1971 – 1981 Generalsekretär der
UNO
1986 – 1992 Bundespräsident
informierte nur zögerlich über seine
Rolle als Offizier der Deutschen
Wehrmacht im WKII Æ international
kritisiert u. isoliert; Auslöser für
Diskussion um Rolle Österreichs in
der NS-Zeit
1902 – 1965
Mitbegründer der ÖVP
1945 – 1952 Bundesparteiobmann
der ÖVP
1945 – 1953 Bundeskanzler
1953 – 1959 Bundesminister für
Äußeres Æ unterzeichnete 1955
Staatsvertrag
-
1911 – 1990
1967 – 1983
Bundesparteivorsitzender der SPÖ
1959 – 1966 Bundesminister für
Auswärtige Angelegenheiten
1970 – 1983 Bundeskanzler
bekannt für zahlreiche Reformen (zB
Ausbau des Sozialstaates) und
außenpolitische Initiativen (Nahost)
_________________
-
1932 – 2004
Diplomat und ÖVP Politiker
1978 – 1982 UNO-Botschafter in NY
1987 – 1992 Generalsekretär für
Auswärtige Angelegenheiten
1992 – 2004 Bundespräsident
_________________
-
-
1950
1989 – 1991 Landeshauptmann von
Kärnten
1992 aufgrund einer Äußerung über
die „ordentliche
Beschäftigungspolitik im Dritten
Reich“ abgewählt
1986 – 2000 Bundesparteiobmann
der FPÖ
seit 1999 wieder Landeshauptmann
von Kärnten
9. ALLGEMEINE ZUSATZMATERIALIEN
1. Trimino Symbole/Logos des 20. Jahrhunderts
Die Schüler/innen sollen die Logos und die dazu passenden Namen einander zuordnen, so dass sich ein Dreieck ergibt. Als
Zusatzaufgabe können die Schüler/innen die Logos in den richtigen Farben anmalen und in ihr Heft kleben.
Das Trimino eignet sich (laminiert) auch für Offenes Lernen. Eine farbige Vorlage für das Trimino finden Sie unter
www.hoezel.at.
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2. Trimino Kunstepochen – Architektur von der Urgeschichte bis heute
Das Trimino eignet sich (laminiert) ebenfalls für Offenes Lernen. Schüler/innen sollen die Bilder und die dazu passenden
Epochen/Stilrichtungen einander zuordnen, so dass sich ein Dreieck ergibt.
Weiters können die Schüler/innen folgende Tabelle in ihr Heft übertragen und vervollständigen (die Beispiele können
ausgeschrieben und/oder gezeichnet werden):
EPOCHE
Urgeschichte
frühe Hochkulturen
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LAND/STILRICHTUNG
Jungsteinzeit
BEISPIEL
Langhaus
Lehrerheft zu
Schulbuchnummer: 135378
Bernd Vogel / Birgit Wallner-Strasser
Durch die Zeiten
Geschichte 4. Klasse
© 2008 Ed. Hölzel Gesellschaft m.b.H. Nfg KG
www.hoelzel.at
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