Korrelation von Apoptose- und Proliferationsrate mit der

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V. Zusammenfassung
Das Prostatakarzinom zählt neben den Malignomen der Lunge und des Dickdarms
zu der häufigsten Krebserkrankung des Mannes. In der Bundesrepublik Deutschland erkranken jährlich mehr als 30.000 Männer an einem Prostatakarzinom, und
die Inzidenz hat sich in den letzten Jahren verdoppelt. Daher kommt dem Verständnis der Entstehung und des Wachstums des Prostatakarzinoms zur Etablierung von neuen Therapieansätzen eine besondere Bedeutung zu.
Hierzu sollte in dieser Dissertation untersucht werden, ob eine Korrelation zwischen Telomeraseaktivität bzw. Proliferations- und Apoptoseverhalten in Prostatakarzinomgewebe in Abhängigkeit von Tumorstadium und Differenzierungsgrad
(Grading) bzw. Gleason score besteht.
Des Weiteren sollte diskutiert werden, ob sich aus den Ergebnissen klinische
Konsequenzen für das Prostatakarzinom ergeben.
Im Rahmen der vorliegenden Studie wurden Gewebeproben von Prostatakarzinomen hinsichtlich der Proliferationsaktivität, der Apoptoserate und der Telomeraseaktivität untersucht.
Die Tumore befanden sich überwiegend im Stadium pT2 (n = 23) oder im Stadium pT3 (n = 27) und wurden histopathologisch weit überwiegend als mäßig
differenziert [G2] (n = 40) eingestuft. Das histologische Grading wies eine sehr
geringe Streuung auf, der Zusammenhang zwischen Tumorstadium und histologischem Grading war nicht signifikant. Der Summenwert des Gleason-Score lag
zwischen 6 und 9 Punkten und korrelierte direkt mit dem Staging (r 0,441).
Die Proliferationsrate lag im Mittel bei 3,3±3,4 %. Nur zwei Tumore zeigten eine
normale Proliferationsrate < 0,2 %. Die Proliferationsrate nahm mit dem Tumorstadium signifikant zu (r = 0,343). Der Zusammenhang zwischen Grading und
Gleason-Score war nicht signifikant.
In 33 Gewebeproben waren keine Zellen in der Apoptose nachweisbar. Dies entspricht 63,36%. Bei 3 Tumoren lag die Apoptoserate im Normbereich von
< 0,2 %. 15 Tumore wiesen eine erhöhte Apoptoserate auf. Darunter waren
3 Tumore mit Apoptoseraten zwischen 55 % und 65 %. Die Apoptoserate zeigte
keinen signifikanten Zusammenhang zum Tumorstadium, dem Grading, dem
Gleason Score oder der Proliferationsrate.
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Die Aktivität der Telomerase wurde photometrisch als Extinktion bei 450 nm bestimmt. Telomeraseaktivität war in allen Gewebeproben nachweisbar. Sie lag im
Mittel bei 0,56±0,39. 24 Tumore wiesen eine Aktivität zwischen >0,20 und 0,50
auf. In der univariaten Analyse wies die Telomeraseaktivität signifikante Zusammenhänge mit dem Tumorstadium (r = 0,434), dem Grading (r = 0,323) und der
Proliferationsrate (r = 0,428) auf, nicht jedoch mit dem Gleason-Score und der
Apoptoserate. In der multivariaten Regression unter Einschluss von Tumorstadium, Grading, Gleason-Score, Proliferations- und Apoptoserate zeigten nur die
Proliferationsrate und das Staging einen unabhängigen signifikanten Zusammenhang mit der Telomeraseaktivität (standardisiertes ß = 0,415 für die Proliferationsrate, ß = 0,296 für das Staging). Die univariat festgestellte Korrelation der Telomeraseaktivität mit dem histologischen Grading war unter Berücksichtigung der
übrigen Parameter gerade eben nicht mehr signifikant nachweisbar.
Die in der vorliegenden Arbeit beschriebenen zellkinetischen Veränderungen im
Tumor in Korrelation zur Telomerase unterstreichen die Relevanz der Erforschung weiterer diesbezüglicher Therapieansätze.
Zusammenfassend lässt sich die Reaktivierung der Telomeraseaktivität als ein
Baustein der zellkinetischen Veränderungen herausstellen, der Proliferation begünstigt und die Apoptosefähigkeit einer Zelle hemmt.
Die Telomerasereaktivierung ist angesichts der Komplexität der zellkinetischen
Veränderungen beim Tumorwachstum jedoch nur ein Baustein und nur einer von
vielen vorstellbaren Therapieansätzen bei der Behandlung epithelialer Tumoren.
Auf der Grundlage der Ergebnisse dieser Arbeit eröffnen sich neue experimentelle
Konzepte in der Therapie des Prostatakarzinoms, die auf einer Hemmung der Telomeraseaktivität beruhen.
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