Aus der Urologischen Klinik des Marienhospital Herne –Universitätsklinikder Ruhr-Universität Bochum Direktor: Prof. Dr. med. J. Noldus Korrelation von Apoptose- und Proliferationsrate mit der Telomeraseaktivität in Prostatakarzinomzellen Inaugural-Dissertation zur Erlangung des Doktorgrades der Medizin einer Hohen Medizinischen Fakultät der Ruhr-Universität Bochum vorgelegt von Marc Eric Stranghöner aus Bielefeld 2008 Dekan: Prof. Dr. med. G. Muhr Referent: Prof. Dr. med. J. Noldus Korreferent: Prof. Dr. med. A.Tannapfel Tag der mündlichen Prüfung: 25.11.2008 2 Abstract Stranghöner Marc Korrelation von Apoptose- und Proliferationsrate mit der Telomeraseaktivität in Prostatakarzinomzellen Problem: Das Prostatakarzinom gehört neben den Malignomen der Lunge und des Dickdarms zu den häufigsten Krebserkrankungen des Mannes. Aufgrund der zunehmenden Bedeutung des Prostatakarzinoms ist es erforderlich, die Mechanismen des Tumorwachstums besser zu verstehen, um Ansätze für neue Therapieoptionen zu entwickeln. Seit Jahren sind die Ursachen für unkontrolliertes Zellwachstum Gegenstand der Forschung. Ein möglicher Erklärungsansatz eröffnete sich durch die Entdeckung des Enzyms Telomerase. In dieser Dissertation soll untersucht werden, ob eine Korrelation zwischen Telomeraseaktivität und Proliferations- bzw. Apoptoseverhalten in Prostatakarzinomgewebe in Abhängigkeit von Tumorstadium und Differenzierungsgrad (Grading) bzw. Gleason score besteht. Des Weiteren soll diskutiert werden, ob sich aus den Ergebnissen klinische Konsequenzen für das Prostatakarzinom ergeben. Methode: Das im Rahmen dieser Arbeit verwendete Prostatagewebe aus der Tumorbank der Urologischen und Neurourologischen Klinik der Ruhr-Universität-Bochum, Marienhospital in Herne wurde unmittelbar nach radikaler Prostatektomie in Formalin fixiert und in Paraffin eingebettet. Ein weiterer Teil wurde unfixiert tiefgefroren. Es standen Proben von 52 Patienten zur Verfügung. Zur Quantifizierung apoptotisch sterbender Epithelzellen wurden Paraffinschnitte mit dem „Terminale Transferase Assay“ zum Nachweis der spezifischen DNA-Doppelstrangbrüche aufgearbeitet. Es erfolgte die Bestimmung von proliferierenden Zellen mit dem Antikörper MIB-1. Beim Nachweis der Telomeraseaktivität wurden die von der Telomerase hergestellten Produkte (Telomerleitern) zunächst mit Hilfe einer PCR amplifiziert, um anschließend in einem ELISA nachgewiesen zu werden. Die statistische Auswertung der Daten erfolgte mit dem Statistikprogramm SPSS (Statistical Package for the Social Sciences). Als deskriptive Maße dienten Mittelwert± Standardabweichung und der Wertebereich der erhobenen Variablen. Zur Analyse von bivariaten Zusammenhängen wurden Produktmomentkorrelationskoeffizienten (Pearson‘r) verwendet. Ergebnis: Die Proliferationsrate lag im Mittel bei 3,3±3,4%. Nur zwei Tumore zeigten eine normale Proliferationsrate < 0,2 %. Die Proliferationsrate nahm mit dem Tumorstadium signifikant zu (r = 0,343). Der Zusammenhang zwischen Grading und Gleason-Score war nicht signifikant. Die Apoptoserate zeigte keinen signifikanten Zusammenhang zum Tumorstadium, dem Grading, dem Gleason Score oder der Proliferationsrate. Telomeraseaktivität war in allen Gewebeproben nachweisbar. Sie lag im Mittel bei 0,56±0,39. 24 Tumore wiesen eine Aktivität zwischen >0,20 und 0,50 auf. In der univariaten Analyse wies die Telomeraseaktivität signifikante Zusammenhänge mit dem Tumorstadium (r = 0,434), dem Grading (r = 0,323) und der Proliferationsrate (r = 0,428) auf, nicht jedoch mit dem Gleason-Score und der Apoptoserate. In der multivariaten Regression unter Einschluss von Tumorstadium, Grading, Gleason Score, Proliferations- und Apoptoserate zeigten nur die Proliferationsrate und das Staging einen unabhängigen signifikanten Zusammenhang mit der Telomeraseaktivität (standardisiertes ß = 0,415 für die Proliferationsrate, ß = 0,296 für das Staging). Die univariat festgestellte Korrelation der Telomeraseaktivität mit dem histologischen Grading war unter Berücksichtigung der übrigen Parameter gerade eben nicht mehr signifikant nachweisbar. Diskussion: Die Ergebnisse dieser Arbeit weisen darauf hin, dass die Telomerase ein entscheidendes Schlüsselenzym in der Beeinflussung des zellulären Fließgleichgewichts ist. Mit zunehmender Proliferationsrate nimmt die Telomeraseaktivität zu. Eine positive Korrelation besteht auch zwischen der Telomeraseaktivität und dem Tumorstadium. Unterschiedliche Arbeitsgruppen konnten mit der Hemmung der Telomeraseaktivität eine Hemmung des Zellwachstums und ein Zell-Zyklus-Arrest erreichen. Zusammenfassend lässt sich die Reaktivierung der Telomeraseaktivität als ein Baustein der zellkinetischen Veränderungen beim Tumorwachstum und somit als eine von vielen vorstellbaren Therapieansätzen bei der Behandlung epithelialer Tumoren herausstellen. 3 Inhaltsverzeichnis I EINLEITUNG 6 I.1 Anatomie der Prostata I.1.1 Makroskopie I.1.2 Gliederung der Prostata nach embryologischen, topographischen und pathologischen Gesichtspunkten I.1.3. Histologie und hormonelle Regulation der Prostata I.1.4 Leitungsbahnen 7 7 8 10 13 I.2 Prostatakarzinom I.2.1 Epidemiologie und Ätiologie des Prostatakarzinoms I.2.2 Manifestationsformen des Prostatakarzinoms I.2.3 Pathogenese des Prostatakarzinoms I.2.4 Histologie des Prostatakarzinoms I.2.5 Diagnostik des Prostatakarzinoms und TNM-Klassifikation 13 13 14 15 16 17 I.3 Apoptose und Telomerase I.3.1 Apoptose I.3.1.1 Allgemeines I.3.1.2 Morphologische und biochemische Veränderungen während der Apoptose I.3.1.3 Regulation der Apoptose I.3.2 Telomerase I.3.2.1 Telomere I.3.2.2 Telomerase 22 23 23 II MATERIAL UND METHODE 29 II.1 Material II.1.1 Chemikalien II.1.2 Lösungen II.1.3 Geräte 29 29 30 31 24 25 26 26 27 II.2 Methoden 32 II.2.1 Herkunft des Prostatakarzinomgewebes 32 II.2.2 Immunzytochemie 32 II.2.2.1 Vorbereitung der Paraffinschnitte für die Färbungen 32 II.2.2.2 Färbemethode zur Bestimmung von proliferierenden Zellen mit dem Antikörper MIB-1 33 II.2.3 Färbemethode der Apoptose mittels terminaler Transferase 36 II.2.4 Auswertung der Gewebeschnitte 37 II.3 Aktivitätsbestimmung der Telomerase II.3.1 Geräte II.3.2 Chemikalien II.3.3 Zellen und Gewebe II. 3.3.1 Humanes Prostatagewebe II.3.4 Methoden II.3.4.1 Herstellung eines Zellysates aus Prostatagewebe II.3.4.2 Proteinbestimmung 39 39 39 40 40 40 40 41 4 II.3.4.3 Bestimmung der Telomeraseaktivität II.3.4.3.1 Herstellung von DEPC-behandeltem Aqua destillata II.3.4.3.2 Telomerase-PCR ELISA 41 41 42 II.4 Statistische Auswertung 43 III ERGEBNISSE 44 III.1 Tumorstadien und Grading 44 III.2 Proliferationsrate 46 III.3 Apoptoserate 49 III.4 Telomeraseaktivität 54 III.5 Zusammenhänge zwischen der Telomeraseaktivität und den anderen Tumorparametern 55 III.5.1 Zusammenhang der Telomeraseaktivität mit Tumorstadium, Grading und Gleason Score 55 III.5.2 Zusammenhang der Telomeraseaktivität mit Proliferations- und Apoptoserate 58 III.5.3 Zusammenhang der Telomeraseaktivität mit Proliferations- und Apoptoserate unter Berücksichtigung von Tumorstadium, Grading und Gleason score 60 III.6 Zusammenfassung der Ergebnisse 61 IV. DISKUSSION 62 V. ZUSAMMENFASSUNG 74 VI. LITERATURVERZEICHNIS 76 5 I Einleitung In der Bundesrepublik Deutschland erkranken jährlich mehr als 30.000 Männer an einem Prostatakarzinom. Damit zählt das Prostatakarzinom neben den Malignomen der Lunge und des Dickdarms zu der häufigsten Krebserkrankung des Mannes. Untersuchungen des Tumorregisters München haben gezeigt, dass sich die Inzidenz des Prostatakarzinoms in der männlichen Bevölkerung in den letzten Jahren verdoppelt hat [76]. Im Zeitraum von 1987-1989 wurde im Tumorzentrum München eine Prostatakarzinom-Inzidenz von 50,5 Männer/100.000 Einwohner registriert, 1996-1998 lag die Inzidenz bei 100,9/100.000. Demgegenüber hat sich die Mortalität in diesem Zeitraum nicht verändert und betrug je 100.000 Einwohner 30,3 (1987-1989) bzw. 30,6 (1996-1998) [57, 76]. Im Jahr 2000 betrug die Inzidenz des Prostatakarzinoms in Deutschland etwa 90/100.000 bei einer Mortalitätsrate von 25/100.00 Einwohner/Jahr [49]. Nach neueren Daten verzeichneten die Krebsregister in Deutschland im Jahr 2002 unter 100.000 Männern zwischen 45 und 59 Jahren rund 66 Erkrankungsfälle. In der Altersgruppe der 60- bis 74Jährigen waren bereits rund 430 von 100.000 Männern betroffen. Diese Erkrankungsrate verdoppelte sich für die über 75jährigen sogar noch einmal [31]. In Abhängigkeit von Alter des Patienten und jeweiligem Tumorstadium haben sich drei Therapieoptionen beim Prostatakarzinom bewährt: Hierzu gehören die radikale Prostatektomie, die Strahlentherapie und die Androgendeprivation [58].Alternativ kann auch ein abwartendes Kontrollieren (watchful waiting) indiziert sein. Aufgrund der zunehmenden Bedeutung des Prostatakarzinoms, ist es erforderlich, die Mechanismen des Tumorwachstums besser zu verstehen, um Ansätze für neue Therapieoptionen zu entwickeln. Berges et al. konnten zeigen, dass in normalem Prostatagewebe nur eine sehr niedrige Proliferationsaktivität besteht [5]. Die Zellen stehen zudem in einem ausgeglichenen Aktivitätsverhalten, d.h. Proliferation und programmierter Zelltod stehen in einem Gleichgewicht. Mit zunehmender Transformation der Zellen wird dieses Gleichgewicht gestört. Es kommt zu einem Wachstumsüberhang. 6 Seit Jahren sind die Ursachen für unkontrolliertes Zellwachstum Gegenstand der Forschung. Ein möglicher Erklärungsansatz eröffnete sich durch die Entdeckung des Enzyms Telomerase. Diese wurde zunächst in primär unsterblichen Zellen (Keimzellen) oder durch Mutation nachträglich unsterblich gewordener Zellen (Tumorzellen) nachgewiesen. Heute ist bekannt, dass die Telomerase eine entscheidende Rolle bei Alterung (Seneszenz) und Tod, aber auch bei der Immortalität von Zellen spielt. Ist das Fließgleichgewicht zwischen proliferierenden und sterbenden Zellen einmal gestört, kann es zu einer Nettozunahme an Zellen und somit zum Tumorwachstum kommen. Eine medikamentöse Hemmung der Telomerase stellt daher einen vielversprechenden Ansatz zur Therapie des Prostatakarzinoms dar. In dieser Dissertation soll untersucht werden, ob eine Korrelation zwischen Telomeraseaktivität bzw. Proliferations- und Apoptoseverhalten in Prostatakarzinomgewebe in Abhängigkeit von Tumorstadium und Differenzierungsgrad (Grading) bzw. Gleason score besteht. Des Weiteren soll diskutiert werden, ob sich aus den Ergebnissen klinische Konsequenzen für das Prostatakarzinom ergeben. I.1 Anatomie der Prostata I.1.1 Makroskopie Die Prostata (Vorsteherdrüse) ist ein etwa 3 cm langes, 4 cm breites und 2 cm dickes, kastaniengroßes Organ. Sie wiegt bei jugendlichen Erwachsenen ca. 20 g und ist somit die größte akzessorische Drüse. An ihrer nach oben gerichteten Basis ist die Prostata mit dem Blasenboden verbunden und hat hier ihren größten Durchmesser. Nach kaudal verjüngt sich die Drüse; sie hat somit eine konische Form. Die nach unten gerichtete Spitze (Apex) reicht bis zum Diaphragma urogenitale. Die Ampulle des Rektums liegt ihrer Facies posterior durch ein rektovesikales Septum getrennt von dorsal an. Das Ligamentum puboprostaticum fixiert die Facies anterior ventral am Schambein [40]. Die Harnröhre verläuft durch die Prostata (Pars prostatica urethrae). Die Ductus ejaculatorii erstrecken sich vom hinteren oberen Rand in die Prostata und ziehen 7 in einem Winkel von 40° schräg nach vorn unten. Sie münden auf dem Colliculus seminalis. Nach außen ist die Prostata von der festen, bindegewebigen Capsula prostatae umhüllt, die viele glatte Muskelzellen, z.T. auch quergestreifte Muskulatur enthält. Im Bereich des neurovaskulären Bündels, der Apexregion und des Blasenausgangs fehlt diese Kapsel, was einerseits die extraprostatische Ausdehnung des Prostatakarzinoms begünstigt (Loci minoris resistentiae), andererseits die Beurteilung, inwieweit ein Tumor bereits die Organgrenzen überschritten hat, erschwert oder unmöglich macht [9]. Im fibromuskulären Stroma der Prostata findet man 30-50 tubuloalveoläre Drüsen, die mit 15-30 Öffnungen in die Harnröhre münden [40]. I.1.2 Gliederung der Prostata nach embryologischen, topographischen und pathologischen Gesichtspunkten Innenzone Außenzone Urethra Periurethrale Mantelzone Abb.1: Querschnitt durch die Prostata eines 27jährigen Mannes [40] Die zentrale Zone macht ca. 25% des glandulären Prostataparenchyms aus und bildet ein konusförmiges Areal zwischen Blasenausgang, Ductus ejaculatorii und proximalem Urethrasegment. Histologisch erinnert die zentrale Zone an die 8 Samenblase und besteht aus großen Drüsen und Gangstrukturen mit kompaktem muskulären Stroma. Das Epithel der zentralen Zone ist komplex aufgebaut mit papillären und kribriformen Proliferationen, z.T. basophilem Zytoplasma, leicht verschobener Kern-Plasma-Relation. Daher kann es leicht mit der prostatischen intraepithelialen Neoplasie verwechselt werden [9]. Die Transitionalzone umfaßt das periurethrale Drüsenparenchym im Bereich des proximalen Urethrasegmentes und liegt überwiegend entstehen die meisten vor der Urethra (anterolaterale Zone) [9]. In der Transitionalzone Formen der benignen Prostatahyperplasie. Der Home´sche Mittellappen resultiert aus einer Hyperplasie periurethraler Drüsen, die hinter dem proximalen Urethrasegment liegen. Die periphere (posterolaterale) Zone bildet die Hauptmasse der Prostata (70%), umfaßt die Hinter- und Seitenlappen, die Apexregion und umschließt hufeisenförmig die Transitionalzone [9]. In der folgenden Tabelle ist die zonale Gliederung der Prostata in Bezug zur Embryologie und zur Anatomie dargestellt. Tab.1: Zonale Gliederung der Prostata: Embryologie und Anatomie [9] Transitionalzone Periphere Zone Sinus urogenitalis Sinus urogenitalis 25% 5% 70% Proximales Proximales Segment Distales Segement Konus zwi- Antero-zentral (PS), Postero-lateral, apikal schen PS und periurethral (PS) Embryonaler Urs- Wolff-Gang prung Volumenanteil (normale Prostata) Anatomie: Bezug zur Urethra Segment (PS) Lagebeziehung Ductus ejaculatorius Epithel Komplex, dun- Einfach, hellzellig Einfach, hellzellig 9 kelzellig Stroma Kompakt (mus- Kompakt kulär) Locker (fibro-muskulär) I.1.3. Histologie und hormonelle Regulation der Prostata Das Epithel der 30-50 tubuloalveolären Drüsen ist uneinheitlich. Meist ist es einschichtig hochprismatisch, kann aber auch mehrschichtig oder mehrreihig sowie in Gebieten mit weitem Lumen platt und kubisch sein [44]. Die hochprismatischen Zellen stellen die eigentlichen Drüsenzellen dar. Sie enthalten in der apikalen Region zahlreiche Sekretgranula, die an der Zelloberfläche abgegeben werden. An der Basalmembran liegen zwischen den hochprismatischen Drüsenzellen sogenannte Basalzellen. Es handelt sich hierbei um Vorläuferzellen der Drüsenzellen, die der Erneuerung des Prostataepithels dienen [40]. Abb.2: Prostata. HE-Färbung. Vergr. 300-fach [44] Das Prostataepithel besteht aus drei Zelltypen, die sich in ihrer hormonellen Regulation und Markerexpression unterscheiden. Das sekretorische Epithel, also die Drüsenepithelzellen, ist androgenabhängig und exprimiert verstärkt Androgenrezeptoren. Die Basalzellen sind androgenunabhängig und exprimieren z.T. Östro10 gen- und Progesteronrezeptoren. Nur der sekretorische Typ enthält das Prostataspezifische-Antigen (PSA) und die saure Phosphatase. Die Basalzelle ist negativ für diesen Marker und exprimiert hochmolekulare Zytokeratine.Hierzu gehören die Expression von Bcl-2 als Apoptosesuppressor als auch Wachstumsregulatoren wie EGF-R, erbB-2, erbB-3 und HSP-27 [11]. Der dritte Phänotyp zeigt eine neuroendokrine Differenzierung, die mit Chromogranin A und anderen endokrinen Markern nachweisbar ist [9]. Zwischen den verschiedenen Zelltypen des Prostataepithels bestehen morphogenetische Beziehungen. Die größte Differenzierungspotenz besitzen Basalzellen, aus denen alle Zelltypen des Prostataepithels über intermediäre Differenzierungsformen entstehen. Das Proliferationskompartiment des normalen und hyperplastischen Prostataepithels liegt in der Basalschicht. Etwa 70% der proliferierenden Epithelzellen exprimieren Basalzell-spezifische Zytokeratine und sind phänotypisch Basalzellen. Die restlichen 30% befinden sich im sekretorischen Epithel [9]. Der programmierte Zelltod wird androgen reguliert und findet ausschließlich im sekretorischen Epithel statt. Das mitochondriale Onkoprotein Bcl-2, ein potenter Suppressor des programierten Zelltods, wird ausschließlich in den Basalzellen exprimiert, wo das Proliferationskompartiment vor dem apoptotischen Tod geschützt wird [9, 34]. Im sekretorischen Epithel wird Bcl-2 nicht exprimiert. Diese Zellen sterben nach terminaler Differenzierung ab und werden durch regenerierende Basalzellen ersetzt. Somit liegt die Vermutung nahe, dass sich Prostatastammzellen in der Basalzellschicht befinden [9]. Die Basalzellschicht ist in ihrer Funktion androgenunabhängig und wird nach Östrogengabe oder Androgenentzug hyperplastisch. Zirkulierende Androgene sind jedoch an der Regulation der Basalzelle beteiligt. Die Basalzellschicht enthält nicht nur Androgenrezeptoren, sondern exprimiert auch vorzugsweise die 5-αReduktase. Durch dieses Enzym im Androgenstoffwechsel entsteht in der Zielzelle das biologische aktive Dihydrotestosteron (DHT), das mit hoher Affinität an den Androgenrezeptor bindet. Somit können bestimmte Basalzellpopulationen auf zirkulierende Androgene reagieren und die androgene Stimulation einen Differenzierungswandel zum sekretorischen Zelltyp auslösen [9]. 11 Neben den Androgenen und Östrogenen sind auch nichtsteroidale Wachstumsfaktoren an der Proliferation der Basalzellschicht beteiligt. Der epidermale Wachstumsfaktor EGF, der vorzugsweise im sekretorischen Epithel gebildet wird, ist ein potentes Mitogen für das Prostataepithel. EGF bindet an entsprechenden Rezeptoren der Basalzellschicht und führt die Proliferation der Basalzellen herbei [59, 12]. 12 I.1.4 Leitungsbahnen Die Prostata wird von dorsal und lateral durch die Äste der A. rectalis media und der A. vesicalis inferior versorgt. Ventral enthält sie Äste der A. pudenda interna. Gelegentlich ist eine Mitversorgung der Drüse durch die A. obturatoria zu beobachten. Venös ist die Vorsteherdrüse über den Plexus vesicoprostaticus, über die Vv. vesicales an die V. iliaca interna angeschlossen. Die Lymphbahnen der Prostata folgen den versorgenden Arterien und schließen sich dem Ductus deferens an. Verbindung besteht zu Lymphbahnen der Harnblase und des Rektums. Regionäre Lymphknotenstationen sind die Nodi lymphatici iliaci externi und interni. Die nervale Versorgung der Drüse kommt von Sakralnerven der Segmente S3 und S4 über den Plexus pelvicus. Die Kapsel der Prostata enthält Ganglienzellen, sensible Nervenendigungen und VATER-PACINIsche Körperchen [40]. I.2 Prostatakarzinom I.2.1 Epidemiologie und Ätiologie des Prostatakarzinoms Die Inzidenz des Prostatakarzinoms beträgt in Deutschland etwa 90/100.000 bei einer Mortalitätsrate von 25/100.00 Einwohner/Jahr. Für das Jahr 2000 wurde für Deutschland die Zahl an Neuerkrankungen auf 40.000 geschätzt; damit ist das Prostatakarzinom die häufigste Krebserkrankung des Mannes und darüber hinaus auch die dritthäufigste Krebstodesursache [49]. In den meisten Fällen tritt das Prostatakarzinom sporadisch auf, d.h. in einer Familie ist lediglich ein Angehöriger an einem Prostatakarzinom erkrankt. Eine familiäre Häufung des Prostatakarzinoms wurde jedoch seit 1956 wiederholt beschrieben. Merkle und Mitarbeiter konnten zeigen, dass Brüder von Prostatakarzinompatienten, die im 7. Lebensjahrzehnt erkranken, eine viermal höhere Inzidenz aufwiesen, an einem Prostatakarzinom zu erkranken, als Männer im gleichen Alter ohne familiäre Vorgeschichte eines Prostatakarzinoms [55]. Smith et al. fanden auf dem 13 Chromosom 1 genetische Veränderungen bei einem familiären Prostatakarzinom und benannten die Region HPC 1 (human prostate cancer 1). Allerdings sollen nur 3% der Prostatakarzinome vererbbar sein. Durch zytogenetische Untersuchungstechniken gelang der Nachweis von Defekten der Chromosome 7, 10 und 16 [69]. Für die Karzinomentstehung werden neben dem Alter und der ethnischen Zugehörigkeit auch Ernährungsgewohnheiten verantwortlich gemacht. Zwischen 10 und 70% aller Karzinomerkrankungen sollen auf Ernährungsgewohnheiten zurückzuführen sein [25, 35, 46]. Ist die Ernährung in den westlichen Industrieländern eher durch einen hohen Gehalt an tierischen Fetten gekennzeichnet, steht in den asiatischen Ländern der Verzehr von Früchten und Gemüse im Vordergrund [35]. Mit der Aufnahme von tierischem Fett ist ein erhöhtes Risiko für die Entstehung des Prostatakarzinoms verbunden, während Fettsäuren aus Fischöl eher einen protektiven Effekt besitzen [35, 36, 43]. Weitere protektive Substanzen sollen z.B. Phytoöstrogene (enthalten in verschiedenen Gemüsearten, Getreidefrüchten), Vitamin E, Vitamin D und Selen sein [35]. I.2.2 Manifestationsformen des Prostatakarzinoms Das Prostatakarzinom manifestiert sich klinisch in unterschiedlicher Form. So unterscheidet man inzidentelle von latenten, okkulten oder klinisch manifesten Prostatakarzinomen [55] Zu den klinisch diagnostizierten Karzinomen gehören die inzidentellen Prostatakarzinome, die bei unauffälligem Primärbefund zufällig im Rahmen der histologischen Untersuchung der Präparate nach transurethraler Resektion oder transvesikaler Prostatektomie aufgrund einer klinisch diagnostizierten benignen Prostatahyperplasie gefunden werden und meist gut differenziert sind [57] Sehr selten ist das okkulte Prostatakarzinom, das bei klinisch unbekanntem Primärtumor aufgrund der histologischen Untersuchung von Metastasen diagnostiziert wird [57]. Das klinisch manifeste Prostatakarzinom fällt klassischerweise durch einen rektal palpablen Tumor z.B. im Rahmen einer Vorsorgeuntersuchung auf [57]. Neben den klinisch signifikanten Tumoren kommen in der Prostata so genannte latente Tumoren vor, die durch ein geringes Tumorvolumen und durch einen überwiegend guten Differenzierungsgrad charakterisiert sind. Diese Tumoren werden praktisch nur im Rahmen sorgfältiger Autopsiestudien entdeckt [57]. 14 Durch die in der Vorsorge bestehende Kombination aus digital-rektaler Untersuchung, Endosongraphie der Prostata und PSA-Wert-Bestimmung haben die Prostatakarzinome durch Erhöhung des PSA-Wertes ohne pathologischen digitalen oder endosongraphischen Befund einen besonderen Stellenwert bekommen. Prostatakarzinome die lediglich aufgrund eines erhöhten PSA-Wertes ermittelt werden, werden als pT1c Tumoren klassifiziert. I.2.3 Pathogenese des Prostatakarzinoms Das Prostatakarzinom entwickelt sich zu 70-80% in der peripheren (posterolateralen) Zone, seltener mit ca. 20-25% in der Transitionalzone und nur zu 5% in der zentralen Zone [9]. Die prämalignen Vorläufer werden unter dem Begriff „Prostatische intraepitheliale Neoplasie“ zusammengefasst. Man unterscheidet zwischen Low-grade (LGPIN) und High-grade-(HGPIN) PIN. LGPIN ist eine mögliche Vorstufe von HGPIN. Ob aus LGPIN Prostatakarzinome entstehen können, ist unklar. HGPIN entsteht typischerweise in der peripheren Zone und ist ein Vorläufer der Prostatakarzinome der Kategorie Gleason ≥ 6. Ein möglicher Vorläufer der hochdifferenzierten Prostatakarzinome (Gleason2-5) ist die atypische adenomatöse Hyperplasie (AAH). HGPIN verursacht keine PSA-Erhöhung und erzeugt keinen suspekten Ultraschall- bzw. Tastbefund. Tab.2: Morphogenese der benignen Prostatahyperplasie und des Prostatakarzinoms [9] Pathologie Zentrale Zone Benigne Prostatahy- sehr selten Transitionalzone Periphere Zone Häufig Selten Selten häufig perplasie und Varianten Atrophie und postat- sehr selten rophe Hyperplasie 15 Prostatische intrae- 5% 20% 75% 5% 25% 70% pitheliale Neoplasie Prostatakarzinom Bei der malignen Transformation verlagert sich die Proliferationsaktivität aus dem Proliferationskompartiment (Basalzellschicht) in das Differenzierungskompartiment (sekretorisches Epithel). Ein Grund für diese Proliferationsstörung soll eine Überexpression von Wachstumsfaktoren sein. Ferner kommt es zu einer Blockade des programmierten Zelltodes über eine Bcl-2-Überexpression infolge der verminderten Androgenrezeptivität des dysplastischen Epithels [9, 10]. Nach dem Stammzellmodell entsteht das Prostatakarzinom nicht aus dem sekretorischen Epithel, sondern aus transformierten Stammzellen in der Basalzellschicht. Die transformierten Zellen verlieren über den Verlust von Adhäsionsmolekülen (z.B. Cadherine) den Halt im Zellverband und können sich aus diesem lösen. Die so veränderten Zellen bilden bei der Stromainvasion eine neue Basalmembranähnliche Matrix, die ihnen den Weg durch die Grundsubstanz ebnet. Dieser Prozess gilt als Voraussetzung für das Fortschreiten des Prostatakarzinoms und letztlich für dessen Metastasierungsfähigkeit [9, 11]. I.2.4 Histologie des Prostatakarzinoms In 95-97% aller Prostatakarzinome handelt es sich um azinäre Adenokarzinome. Diese gehen vom Epithel der Azini und terminalen Gänge aus. Die azinären Adenokarzinome zeigen große Unterschiede in Struktur und Zytologie und weisen auch ein unterschiedliches biologisches Verhalten auf. In Adenokarzinomen kommen hauptsächlich 3 Zelltypen vor: helle (klare) Zellen, dunkle Zellen und eosinophile Zellen [8, 57]. Als Teilkomponente können sich auch neuroendokrine Zellen finden. Sie erklären seltene paraneoplastische Syndrome und bedeuten im individuellen Fall eine schlechtere Prognose [57]. 16 Die prostatische intraepitheliale Neoplasie, „high Grade“ (HGPIN) ist der wichtigste prämaligne Vorläufer des Prostatakarzinoms. Entstehungsort sind meistens die nicht-hyperplastischen duktuloazinären Strukturen der peripheren Zone. Seltener mit 5-20% finden sich die HGPIN in der zentralen und in der Transitionalzone [9]. HGPIN-Läsionen zeigen charakteristischerweise Kernveränderungen, wie sie gewöhnlich nur im gering differenzierten Prostatakarzinom beobachtet werden. Die klinische Bedeutung von HGPIN liegt in der hohen prädiktiven Aussagekraft über das Vorliegen eines Karzinoms. Wird in einer tumorfreien Stanzbiopsie HGPIN diagnostiziert, dann findet man in mehr als 35% der Fälle ein Prostatakarzinom in der nachfolgenden Biopsie. Es gibt prämaligne Proliferationsstörungen, wobei nur 10% der proliferierenden Zellen noch im Proliferationskompartiment zu finden sind. Es kommt zu einer Proliferationszonenverschiebung nach luminal in das Differenzierungskompartiment. Ebenfalls wird die Expression von Bcl-2 nach luminal verschoben, gleichbedeutend mit einer Unterdrückung des programmierten Zelltodes. Einige Wachstumsfaktoren, die üblicherweise in der Basalzellschicht exprimiert werden, werden nun auch zunehmend im sekretorischen Epithel gebildet, was die enge Beziehung zwischen HGPIN und dem Prostatakarzinom erhärtet [9]. Eine Sonderstellung innerhalb der histologischen Diagnose des Prostatakarzinoms nehmen die sogenannten atypical small acinar proliferation in the Prostate (ASAP) ein. Aus einer Unsicherheit bei herdförmig erfassten Karzinomherden entstand der Begriff ASAP. Darunter versteht man eine atypische mikroazinäre Läsion, die zwar verdächtig, aber nicht beweisend für ein Prostatakarzinom ist. Der histopathologische Befund eines ASAP erfordert immer die Rebiopsie [19, 23, 47]. I.2.5 Diagnostik des Prostatakarzinoms und TNM-Klassifikation Obligate Voraussetzung jeder Therapie ist die histologische Sicherung des Prostatakarzinoms. Die Verdachtsdiagnose kann aufgrund einer PSA- Serumkonzentration und eines auffälligen Befundes bei der digitorektalen Palpation und der transrektalen sonographie gestellt werden. Die endgültige Diagnose 17 und das Grading mittels Gleason-Score erfordern aber immer eine histologische Analyse. Die überwiegende Mehrzahl der Karzinome ist in der peripheren Zone lokalisiert und kann mittels digitorektaler Palpation erst bei einem Volumen >0,2ml erfasst werden. Das Tumorrisiko bei positivem Palpationsbefund ist signifikant anhängig von der Höhe des PSA-Serumspiegels [24, 39]. Tab.3: PSA und Prostatakarzinomrisiko bei suspektem Palpationsbefund der Prostata [39] PSA (ng/ml) Positiv prädiktiver Wert für das Prostatakarzinom 0-1 2,8-5% 1-2,5 10,5-14% 2,5-4 22-30% 4-10 41% >10 69% Das Prostata-spezifische Antigen (PSA) ist eine Kallikrein-ähnliche Serinprotease, die nahezu ausschließlich von den Epithelzellen der Prostata synthetisiert wird. Das PSA ist ein organspezifischer, aber nicht tumorspezifischer Marker. Erhöhte PSA-Serumspiegel können außer beim Karzinom auch bei benigner Prostatahyperplasie, Prostatitis und Manipulationen vorliegen. Es bleibt jedoch ein sensitiverer Marker für die Verdachtsdiagnose Prostatakarzinom als die rektale Palpation oder der transrektale Ultraschall [39]. In Screeningprogrammen beträgt das kumulative 7-Jahres-Erkrankungsrisiko bei initialen PSA-Werten von 3-6ng/ml 34%, bei PSA Werten von 6-10ng/ml 44% und bei Werten über 10ng/ml 71%. In den meisten klinischen Studien und in der täglichen Routine liegt der Schwellenwert bei 4ng/ml. Hierüber existiert jedoch kein international anerkannter Konsens bezüglich des unteren Schwellenwertes. Bei Männern im Alter von 50-66 Jahren mit einem PSA-Wert von 3-4ng/ml liegt die Detektionsrate bei 13%. Hiervon waren alle detektierten Karzinome behandlungsbedürftig. Hieraus resultiert die Forderung, einen niedrigeren PSA-Grenzwert einzuführen [39]. 18 Tab.4: Prostata-Risiko in Abhängigkeit vom PSA-Serumspiegel [39] PSA-Spiegel (ng/ml) Prostatakarzinomrisiko 0-0,5 6,6% 0,6-1 10,1% 1,1-2 17,0% 2,1-3 23,9% 3,1-4 26,9% Allein auf dem Boden der PSA-Werte eine Prostatastanzbiopsie durchzuführen, würde zu einer Vielzahl unnötiger Eingriffe führen. Um die Aussagekraft zu optimieren wurde eine Vielzahl von PSA-Parametern analysiert und mit dem Erkrankungsrisiko korreliert. Im klinischen Alltag haben sich insbesondere der PSA-Quotient (<20%) und die PSA-Velocity (>0,75ng/ml/Jahr) als Entscheidungshilfen für die Indikation einer Stanzbiopsie der Prostata durchgesetzt. Bei einem PSA-Quotienten <20% liegt die Karzinom-Detektionsrate bei ca. 65%. Bei alleiniger Betrachtung des absoluten PSA-Wertes bei 40%. Insbesondere bei Männern unter 60 Jahren müssen absoluter PSA-Wert und PSAVelocity als Indikationskriterien zur Stanzbiopsie altersadaptiert werden. In der transrektalen Sonographie stellt sich ein Prostatakarzinom klassischer Weise als hypodense Raumforderung in der peripheren Zone der Drüse dar [39]. 40% der Karzinome stellen sich jedoch sonomorphologisch hyperdens oder gar isodens dar, so dass ihre Detektion erschwert und die geringe Sensitivität der TRUS bei der Früherkennung erklärt. Der TRUS kommen derzeit zwei wesentliche Aufgaben in der Diagnostik des Prostatakarzinoms zu. Zum einen die Identifikation von suspekten, karzinomverdächtigen Arealen und zum Anderen die Verbesserung der Treffsicherheit der transrektalen Stanzbiopsie. Die Prostatastanzbiopsie wird transrektal bzw. perineal sonographisch gesteuert unter antibiotischer Prophylaxe durchgeführt. Hierzu werden mindestens zehn Biopsien aus der posterolateralen peripheren Zone beider Seitenlappen entnommen. Die Anzahl der zu entnehmenden Biopsien richtet sich aber auch bei großer Prostata nach Alter, PSA und Prostatavolumen. 19 Tab.5: Anzahl der Prostatastanzbiospien bei einem PSA-Serumspiegel von 210ng/ml in Abhängigkeit von Alter und Drüsenvolumen [39] Volumen < 50 Jahre 51-60 Jahre 61-70 Jahre >70 Jahre 0-30ml 8 8 8 6 31-40ml 12 10 8 6 41-50ml 14 12 10 8 51-60ml 16 14 12 10 61-70ml 18 16 14 12 >70ml 18 18 16 14 Die Technik der Multiscore-Biopsie erhöht die Detektionsrate gegenüber der früher üblichen Sextantenbiopsie um nahezu 50%. Ist eine Erstbiopsie negativ, kann in 10-35% mit einer Rebiopsie gerechnet werden. Bei negativer Rebiopsie wird in der Regel eine erneute Biopsie erst bei kontinuierliche ansteigendem PSA-Serumwerten und einer PSA-Velocity von 0,75 ng/ml/Jahr durchgeführt. Bei Nachweis einer prostatischen intraepithelialen Neoplasie (PIN) oder einer atypischen adenomatösen Hyperplasie bzw. einer atypical small acinar proliferation in the Prostate (ASAP) ist eine Rebiopsie erforderlich, da bei 50-100% der Patienten ein Karzinom mit dem Befund assoziiert ist [19]. Zum Grading des Prostatakarzinoms wird der sogenannte Gleason score verwendet. Hierbei kann ein Score von 2 bis 10 beschrieben werden. Der Gleason score setzt sich aus der Summe der beiden häufigsten mikroskopisch nachweisbaren Wachstumsmuster des Prostatakarzinoms zusammen. Für die Beschreibung des Gleason score ist stanzbioptisches Material oder das Prostatektomie bzw. TUR-P Material notwendig, zytologisch ist die Bestimmung nicht möglich [32]. Ein Gleason score von 2 definiert die am wenigsten aggressive Wachstumsvariante, während ein Gleason score von 10 die maximal aggressive biologische Variante beschreibt. Mittlerweile wird auch ein tertiärer Grad angegeben, sofern dieser mehr als 5% des Wachstumsmusters ausmacht. Stellt das tertiäre Wachstumsmuster das insgesamt schlechteste Muster dar, so sollte es in den Score miteinbezogen werden [3, 22]. 20 Die im Weiteren exakte Definition des T-Stadiums und vor allem die Differenzierung von lokal und lokoregionär fortgeschrittenen Stadien sind wichtig für die weitere Therapieplanung [32]. Die Tabelle 3 beschreibt die TNM-Klassifikation von 1992 und 2002. Die Präparate für die Untersuchung zu dieser Dissertation wurden noch nach der alten TNM Klassifikation von 1992 bewertet. Zum Vergleich und zur besseren Einordnung der damaligen Befunde wurden die beiden Klassifikationen einander gegenüberstellt. Tab.6: UICC und TNM von 1992 und 2002 [57] 4.Auflage 2.Revision 1992 Definitionen 6. Auflage 2002 TX Primärtumor nicht beurteil- TX bar T0 Kein Anhalt für Primärtumor T0 T1 Tumor weder tastbar noch in T1 bildgeb. Verfahren sichtbar T1a Zufallsbefund,≤ 5% des re- T1a sezierten Gewebes T1b Zufallsbefund,> 5% des re- T1b sezierten Gewebes T1c Diagnose durch Nadelbiop- T1c sie T2 Tumor begrenzt auf Prostata T2 T2a ≤ Hälfte eines Lappens T2a T2b > Hälfte eines Lappens T2a T2c Beide Lappen bis an die T2b Kapsel befallen T3 Extrakapsuläre Ausbreitung T3 T3a Einseitig extrakapsulär, Sa- T3a menblase frei T3b Beidseitig extrakapsulär, T3b Befall der Samenblase T4 Tumor fixiert oder mit Infilt- T4 ration anderer Nachbarstruk21 turen als Samenblasen T4a Infiltration von Blasenhals, T4 wirdnicht mehr in T4a Sphincter externus und/oder und T4b unterteilt Rektum T4b Infiltration des Levatormuskels und Fixation an Beckenwand Tab.7: UICC und TNM von 1992 und 2002 [57] Klassifikation 1992 und 2002 NX u. N0 NX Regionäre Lymphknoten können nicht beurteilt werden. N0 Keine regionären Lymphknoten N1 Regionäre Lymphknotenmetastasen Fernmetastasen 2002 MX Fernmetastasen können nicht beurteilt werden M0 Keine Fernmetastasen M1 Fernmetastasen M1a Nichtregionäre Lymphknoten M1b Knochen M1c Andere Lokalisationen I.3 Apoptose und Telomerase Jeder Organismus lebt von einem regulierten Gleichgewicht zwischen Zellteilung und Zelltod. Wachstumsstimulierende bzw. wachstumsinhibierende Faktoren sorgen im gesunden Organismuns für dieses Gleichgewicht. So wie die Zellteilung 22 von positiv stimulierenden Faktoren kontrolliert wird, wird auch der Zelltod (Apoptose) von äußeren Signalen über entsprechende Rezeptoren an der Zelloberfläche ausgelöst. Ein Ungleichgewicht zwischen Apoptose- und Proliferationsrate kann zu Tumorwachstum führen [4, 14]. I.3.1 Apoptose I.3.1.1 Allgemeines Die Apoptose (griech. Apoptosis: „eine Blume, die ihre Blütenblätter verliert“) stellt den physiologischen, programmierten Zelltod dar. Er tritt in allen lebenden Organismen während ihrer embryonalen und adulten Entwicklung bis hin zum individuellen Tod auf [30, 67]. Die Apoptose dient der Anpassung des Gewebes an wechselnde Belastungen und der Elimination sowohl überflüssig gewordener Zellen bei der Embryonalentwicklung als auch Tumorzellen, virusbefallener Zellen oder immunkompetenter Zellen, die sich gegen körpereigene Antigene richten [30]. Die Apoptose dient somit der Zerstörung unerwünschter, funktionell gestörter oder mutierter Zellen ohne Beeinträchtigung der zellulären Integrität. Im Gegensatz hierzu beschreibt die Nekrose den pathologischen Zelltod. Dieser tritt unter extremen Bedingungen wie mechanischer Gewalt, Hitze oder chemischer Einwirkung durch Zerstörung der zellulären Integrität auf [45]. 23 I.3.1.2 Morphologische und biochemische Veränderungen während der Apoptose Während der Apoptose durchlaufen Zellen einige charakteristische Phasen und morphologische Veränderungen [30]. Bekommt eine Zelle das Zeichen, die Apoptose zu starten, z.B. in Form von Entzug von Wachstumsfaktoren, ionisierender Strahlung, Toxinen, etc. verliert diese zunächst den Kontakt zu ihren Nachbarzellen. Es kommt zur Schrumpfung des Zytoplasmas und zu einer Kondensation zytoplasmatischer Proteine. Das Chromatin verdichtet sich und wird durch Endonukleasen internukleosomal fragmentiert. Andere Zellorganellen bleiben zunächst intakt. Im weiteren Verlauf kommt es zur Auffaltung der Zellmembran und Separierung zellulärer, insbesondere nukleärer Fragmente. Diese nun membranassoziierten Fragmente werden als „Apoptotic bodies“ bezeichnet. Es folgt die Phagozytose der apoptotischen Zelle durch Nachbarzellen oder Makrophagen. Charakteristische morphologische und molekulare Unterschiede zwischen Apoptose und Zellnekrose sind in der folgenden Tabelle dargestellt. Tab.8: Unterschiede zwischen Apoptose und Nekrose [30] Apoptose Nekrose Morphologische Kriterien Untergang einzelner Zellen Untergang ganzer Zellgruppen Kein Verlust der zellulären Integrität Verlust der zellulären Integrität Zellschrumpfung, „apoptotic bodies“ Zellschwellung, Verteilung des Chromatins und Zellyse Phagozytose durch Nachbarzellen und Mak- Phagozytose durch Makrophagen rophagen Fehlende inflammatorische Reaktion Heftige inflammatorische Reaktion Intakte Lysosomen Freisetzung lysosomaler Enzyme 24 Biochemische Kriterien Induktion durch physiologische Signale Induktion durch unphysiologische Noxen Konrollierter Stoffwechselprozess Verlust der zellulären Homöostase Energieabhängiger Vorgang Energieunabhängiger Prozess Synthese von Makromolekülen Fehlende Nukleinsäure- und Proteinsynthese Aktiver Vorgang mit mRNA Synthese Fehlende Gentranskription Internukleosomale DNA-Fragmentierung Randomisierte DNA-Fragmentierung I.3.1.3 Regulation der Apoptose Eines der am besten untersuchten Modelle der Apoptoseregulation ist die zytokinvermittelte Apoptose. Tumor-Nekrose-Factor α (TNFα) und Fas-Ligand (FasL) sind in der Lage, sowohl in gesunden als auch in malignen Zellen rezeptorvermittelte Apoptose zu induzieren. Die Aktivierung der entsprechenden Rezeptoren (TNF-R I und II) bzw. Fas (CD 95) induziert eine intrazelluläre Signalkaskade. Es kommt zur Aktivierung von proteinspaltenden Caspasen, die ihrerseits Sphingomyelinasen aktivieren. Die Sphingomyelinasen führen zur Freisetzung des Lipidmeditors Ceramid. Ceramid aktiviert weitere Caspasen und leitet die späteren, irreversiblen Phasen des programmierten Zelltodes ein [20, 28, 48]. Tab. 9: Kontrollgene und ihre Auswirkungen auf die Apoptose [30] Kontrollgen Zelluläre Lokalisation des Pro- Auswirkung auf die Apoptose teinprodukts Bcl-2 Äußere mitochondrale Membran, Blockierung Endoplasmatisches Retikulum, Kernmembran Bax Kernmembran, Endoplasmati- Stimulation sches Retikulum c-myc Zellkern Stimulation (ebenso Stimulation der Zellproliferation) p53 Zellkern Stimulation durch Wildtyp p53 Blockierung durch mutiertes p53 25 Apo-1/Fas Zellmembran Stimulation Die Regulation der Apoptose unterliegt unterschiedlichen Kontrollgenen. Das p53-Gen kodiert für einen multifunktionellen Transkriptionsfaktor, der die genetische Stabilität der Zelle überwacht. Es besteht aus 393 Aminosäuren und kann in vier Hauptfunktionsdomänen unterteilt werden, die an der DNA einer Zelle binden können [13, 64, 79]. Liegt in der Zelle ein DNA-Schaden vor, kann p53 den Übergang in den programmierten Zelltod induzieren. Fehlt oder mutiert das p53Gen, sind die betroffenen Zellen häufig nicht mehr strahlensensibel und resistent gegen Chemotherapeutika [30]. Das p53–Protein hält während der G1-Phase den Zellzyklus an [77]. Das bcl-2 Gen kodiert für ein Protein, das primär in der äußeren Mitochondrienmembran in der Kernhülle und im endoplasmatischen Retikulum vorkommt. Es ist das einzige Onkogen, das nicht die Proliferationsrate erhöht, sondern die Apoptoserate vermindert. Es wird angenommen, dass bcl-2 mit mehreren „Todesproteinen“ Komplexe bilden kann. Eines dieser „Todesproteine“ heißt bcl-2 assoziiertes X-Protein (Bax). Es bildet innerhalb der Zelle Homodimere und erhöht dadurch die Apoptoserate. Der antiapoptotische Effekt von bcl-2 wird so erklärt, dass es die Bildung von Homodimeren durch Komplexbildung mit Bax verhindert [20]. Expression von p53 bewirkt physiologischerweise eine verminderte Expression von bcl-2 und eine erhöhte Expression von Bax und wirkt damit apoptotisch [20]. I.3.2 Telomerase I.3.2.1 Telomere Die Enden jedes menschlichen Chromosoms werden als Telomere bezeichnet. Sie bestehen aus einer einheitlichen Basenabfolge (5´-TTAGGG-3´), so genannten Wiederholungseinheiten (Repeats). Je nach Gewebeart können diese zwischen 50 und 200.000 Basenpaare lang sein. Telomere enthalten keine transkribierbaren 26 Gene [2, 33, 62, 65]. Telomere sind essentiell für das Überleben jeder Zelle. Sie erlauben es, defekte von intakten Zellen zu unterscheiden und verhindern die Fusion mit anderen Chromosomen. Eine weitere wesentliche Funktion ist die Verhinderung des Abbaus kodierender Sequenzen. Bei der Zellteilung muss eine Zelle ihre gesamte DNA verdoppeln, damit in jeder Tochterzelle die identische genetische Information enthalten ist. Dabei erfolgt an der Einzelstrang-DNA zunächst die Synthese eines kurzen RNA-Fragments, der sogenannten Primer-RNA, die komplementär zu dem DNA-Matrizenstrang ist. Die DNA kann nur vom 5´-Ende zum 3´-Ende wachsen. Am Ende der Replikation wird der RNA-Primer hydrolytisch abgebaut, so dass am 5´-Ende eines Tochterstrangs eine Lücke entsteht, die die DNA-Polymerase nicht schließen kann. Durch dieses Unvermögen gerät der neue Strang an einem der Telomere eines jeden künftigen Chromosoms zu kurz. Man bezeichnet dieses Phänomen als EndReplikations-Problem. Das Vorhandensein von Telomeren an den Enden der Chromosomen verhindert einen Abbau von kodierenden Sequenzen. Mit jeder Zellteilung verkürzen sich die Telomere. Die Zahl der Zellteilungen ist damit je nach Gewebeart auf 50-70 begrenzt. Ohne Kompensationsmechanismus würde mit der Entstehung weiterer Zellgenerationen die schützende, genfreie TelomerDNA schwinden. Theoretisch könnte dann auch gentragende Erbsubstanz verloren gehen [21, 36, 37, 62]. I.3.2.2 Telomerase Das Enzym Telomerase steuert dem Schwund telomerer Sequenzen entgegen. Es ist ein Ribonukleoprotein mit einer RNA-Komponente mit einer Länge von etwa 150 Nukleotiden, die als Matrize für die Synthese des Telomers dient. Somit werden die Sequenzeigenschaften durch die RNA der Telomerase und nicht vom Chromosom selbst festgelegt [65]. Die Telomerase Reverse Transkriptase (hTERT) ist die katalytische Untereinheit des Enzyms und eng mit der Telomeraseaktivität korreliert [61]. Physiologischerweise wird die Telomerase in der Embryonalentwicklung synthetisiert. Hier gewährleistet sie die Teilungsfähigkeit von Keim- und Stammzellen. Ist die Organogenese abgeschlossen, sistiert die Telomeraseaktivität, so dass sich die Telomere der somatischen Zellen bis zu einer individuell kritischen Telomerlänge verkürzen und die Zellteilung schließlich stoppt. Dieses Phänomen wird als 27 Seneszenz bezeichnet. In dieser Phase beträgt die durchschnittliche Länge der Telomere je nach Zelltyp 6-8 kb. Durch eine oder mehrere Mutationen in der DNA kann sich eine Zelle solange weiter teilen, bis sich die Telomere auf 2-4 kb verkürzt haben. Diese Phase wird als „Crisis“ bezeichnet. Im Normalfall sterben solche Zellen ab. Wenn aber durch genetische Veränderungen die Telomerase vor Eintritt der Crisis aktiviert wird, werden die Telomere, wenn auch verkürzt, erhalten und diese Zelle kann sich weiter teilen. Sie ist unsterblich geworden und erfüllt somit alle Kriterien einer Tumorzelle [65]. 28 II Material und Methode II.1 Material II.1.1 Chemikalien ABC-Kit(avidin Biotin Complex) Vector Laboratories Inc. Burlingame USA BSA(bovines Serumalbumin) Serva Elektrophoresis Gmbh Heidelberg Deutschland Cacodylat-Puffer Sigma Deisenhofen Deutsch- land DAB( 3,3`Diaminobenzidine Tablet) Sigma Deisenhofen Deutsch- land Di Natriumhydrogenphosphat Dihydrat Merck Darmstadt Deutschland Haematoxylin nach Mayer Merck Darmstadt Deutschland Histoclear Shandon Gmbh Frankfurt/ Main Deutschland Histomount Shandon Gmbh Frankfurt/ Main Deutschland Kaliumhydrogenphosphat Merck Darmstadt Deutschland Kobaltchlorid Sigma Deisenhofen Deutsch- land Proteinase K Boehringer Mannheim Boehringer Mannheim Boehringer Mannheim Deutschland Terminale Transferase-Kit Deutschland Trizma Base Deutschland 29 II.1.2 Lösungen PBS Stammlösung: 18 g Di Natriumhydrogenphosphat Dihydrat 3 g Kaliumhydrogenphosphat auf 1000 ml Aqua destillata auffüllen PBS Gebrauchslösung: 100 ml Stammlösung + 7,2 g Natriumchlorid auf 1000 ml mit Aqua destillata auffüllen Auf pH 7,4 durch Zugabe von Salzsäure bzw. Natronlauge einstellen. Stammlösung A: 21,01 g Zitronensäuremonohydrat auf 1000 ml Aqua destillata auffüllen Stammlösung B: 29,41 g Natriumcitrat auf 1000 ml Aqua destillata auffüllen Citratpuffer für die Mikrowelle: 41 ml Stammlösung A 9 ml Stammlösung B auf 500 ml Aqua destillata auffüllen auf pH 6 durch Zugabe von HCL oder NaOH einstellen TB Puffer: 4,5 g Natriumchlorid 2,18 g Natriumcitrat auf 250 ml Aqua destillata auffüllen TdT Puffer: 0,9 g Trizma Base 22,4 g Natriumcacodylat 0,06 g Kobaltchlorid mit HCL auf pH 7,2 einstellen 1 ml Terminale Transferase Reagenz: 12 µl TdT 6,4 µl Biotin 981,6 µl TdT Puffer 30 II.1.3 Geräte Kamera Olympus C-35AD Mikroskop Olympus BH2 Japan Mikrotom Enno Vieth Mikrotome Gmbh Modell Hn 40 Mikrowelle Objektive WHK 10×20 Objektträger Superfrost Plus 25×75×1,0 mm Menzelgläser USA 31 II.2 Methoden II.2.1 Herkunft des Prostatakarzinomgewebes Das im Rahmen dieser Arbeit verwendete Prostatagewebe stammt aus der Tumorbank der Urologischen und Neurourologischen Klinik der Ruhr-UniversitätBochum, Marienhospital in Herne. Das Gewebematerial wurde unmittelbar nach radikaler Prostatektomie in Formalin fixiert und in Paraffin eingebettet. Ein weiterer Teil wurde unfixiert tiefgefroren. Die Gewebeproben wurden mit einem Mikrotom in 4 Mikrometer dicke Schnitte geschnitten und auf Objektträger übertragen. Von jeder Probe wurden 6 Schnitte angefertigt, die vor weiteren Untersuchungen mindestens 48 Stunden trocken gelagert wurden. Für die Versuchsreihe standen Proben von 52 Patienten zur Verfügung. Die Begutachtung der Gewebe erfolgte am Institut für Pathologie, Ruhr-Universität Bochum unter der Leitung von Herrn Prof. Dr. med. K. Morgenroth. Da primär nur ein WHO-Grading angegeben wurde, mussten alle Schnitte in der Folge durch einen unabhängigen Pathologen inklusive Angabe der Gleason scores nachbefundet werden. II.2.2 Immunzytochemie II.2.2.1 Vorbereitung der Paraffinschnitte für die Färbungen Die Paraffinschnitte wurden in Histoclear für 2 mal 20 Minuten entparaffiniert. Es folgte die Rehydrierung in einer absteigenden Alkoholreihe (99%, 96%, 70%, 50%). Die Gewebeschnitte verblieben jeweils für 2-3 min in den einzelnen Lösungen. Anschließend wurden die Prostataproben für 2-3 Min mit phosphate buffered saline (PBS) gespült. 32 II.2.2.2 Färbemethode zur Bestimmung von proliferierenden Zellen mit dem Antikörper MIB-1 Zur Vorbereitung wurden die entparaffinierten Schnitte in Zitratpuffer zweimal 10 Min. in der Mikrowelle gekocht. Nach Abkühlen wurden die Schnitte in Glasküvetten überführt und für jeweils zweimal 5 min mit PBS-Lösung gespült. Das anschließende Inkubieren in 0,3%-igem Wasserstoffperoxid in 50% Methanol für 20 Minuten diente der Hemmung der endogenen Peroxidase, die andernfalls eine verfälschende Hintergrundfärbung verursacht. Nach Entfernen der zuvor verwendeten Lösung durch erneutes Spülen (2x 5 min mit PBS) wurden die einzelnen Gewebeschnitte 20 Min. bei Zimmertemperatur mit Pferdeserum inkubiert, um unspezifische Bindungsstellen im Gewebe zu blockieren. Durch diesen Schritt wurde die Adsorption des primären Antikörpers an Kollagen und zellverbindende Elemente vermieden. Es folgte die Inkubation mit dem primären Antikörper MIB-1 (Vector Laboratories Inc. Burlingame USA) (Verdünnung 1:40, 60 Min., 37°C), bzw. mit PBS für die Kontrollschnitte. Der primäre monoklonale Antikörper MIB-1 reagiert mit dem Kernantigen Ki-67 in allen proliferierenden Zellen. Ki-67 liegt in der späten G1- sowie in der S-, Mund G2-Phase vor, jedoch nicht in der G0-Phase [29]. Somit wurden proliferierende Zellen spezifisch markiert. Nach Spülen (2 x 5 Min. mit PBS-Lösung) wurden die Schnitte mit dem sekundären, biotinylierten Antikörper (Pferd anti Maus, Konzentration 7,5‰, 30 Min., 37°C) inkubiert. Der sekundäre Antikörper bindet spezifisch an den primären Antikörper. Durch die Bindung mehrerer sekundärer Antikörper an einen primären Antikörper kommt es zu einer Verstärkung der Färbungsreaktion. Es folgte die dreimalige Spülung mit PBS für jeweils 5 min.. Anschließend wurden die Gewebeschnitte 30 min mit ABC-Reagenz bei Zimmertemperatur inkubiert. Der verwendete ABC-Standardkit besteht aus dem Enzym Peroxidase, dem Glykoprotein Avidin und dem Vitamin Biotin. Die freien Stellen des Avidin binden an das Biotin des sekundären Antikörpers und bildeten Komplexe. Nach Zugabe von Diaminobenzidin (DAB) wird Wasserstoffperoxid reduziert und DAB oxidiert, wodurch es als brauner Farbstoff erscheint. Anschließend erfolgte die schon zuvor beschriebene Gegenfärbung mit Hämatoxylin, die Dehydrierung in aufsteigender Alkoholreihe und das Eindecken mit Histomount. 33 34 Abb.3 : Immunhistochemischer Nachweis der Proliferation beim Prostatakarzinom – ein Schema 35 II.2.3 Färbemethode der Apoptose mittels terminaler Transferase Zur Quantifizierung apoptotisch sterbender Epithelzellen wurden Paraffinschnitte wie zuvor beschrieben angefertigt und mit dem „Terminale Transferase Assay“ zum Nachweis der für Apoptose spezifischen DNA-Doppelstrangbrüche aufgearbeitet. Die entparaffinierten Gewebeschnitte wurden mit Proteinkinase K inkubiert (15 Min., 37°C) und anschließend gespült (3 x 5 Min mit PBS-Lösung). Zur Blockade der endogenen Peroxidase wurden die entparaffinierten Schnitte in eine Lösung von 0,3% Wasserstoffperoxid in 50% Methanol gegeben (20 Min.) und erneut gespült (3 x 5 Min mit destilliertem Wasser). Nach Eintauchen der einzelnen Prostataschnitte für 10 Sekunden in TdT-Puffer erfolgte die eigentliche enzymatische Reaktion mit dem Enzym terminale Transferase –TdT- (TdT-Enzym, biotinyliertes dUTP als Substrat, Fa. Boehringer Mannheim) zum Nachweis von DNADoppelstrangbrüchen in 30mMol Trizma Base (pH 7,2) mit 140mMol Nacacodylat und 1mMol Kobaltchlorid unter Anwesenheit von Substrat im Überschuss (biotinyliertes dUTP, 37°C, 1 Stunde). Die Reaktion wurde mit Na-Chlorid (300mMol)/Na-Zitrat (30mMol)-Pufferlösung angehalten, danach wurde überschüssiges Substrat und Enzym durch dreimaliges gründliches Spülen mit PBS von den Präparaten entfernt. Die Visualisierung erfolgt durch die Standard ABC-Methode mit Diaminobenzidin als Substrat. Die Gegenfärbung erfolgt mit Hämatoxylin. 36 Abb. 4: Immunhistochemischer Nachweis der Apoptose beim Prostatakarzinom – ein Schema II.2.4 Auswertung der Gewebeschnitte Die Versuchsreihen wurden mit je 10-15 Gewebeschnitten durchgeführt. Dabei diente pro Gewebeprobe ein Schnitt als Negativkontrolle, bei dem keine spezifische Apoptose- oder Proliferationsmarkierung erfolgte. Jede Versuchsreihe beinhaltete zudem eine Positivkontrolle. Dieser Gewebeschnitt wurde aus Dünnbzw. Dickdarmepithel angefertigt und auf Apoptose- bzw. Proliferationsreichtum 37 in der oben genannten Färbetechnik erprobt. Dadurch wurden falsch negative Ergebnisse ausgeschlossen und jede Versuchsreihe auf Richtigkeit überprüft. Die Auswertung der einzelnen Proben erfolgte durch manuelles Zählen mit Hilfe des Mikroskopes. Hierfür wurde ein Okular mit einem 10x10 Kästchen messenden Raster verwendet. 2000 zufällig ausgewählte Epithelzellen einer Gewebeprobe wurden bei 100-facher Vergrößerung gezählt (Random-Field-Technik) und der Anteil der gezählt positiven Zellen an den insgesamt 2000 Epithelzellen ermittelt. 38 II.3 Aktivitätsbestimmung der Telomerase II.3.1 Geräte ELISA-Reader: Tecan Rainbow, Tecan, Crailsheim (BRD) Gefriermikrotom: Kryostat HR, SLEE, Mainz (BRD) PCR-Cycler: Eppendorf Mastercycler 5330, Hamburg (BRD) Photometer: Beckmann DU 640 Spektrometer, Fullerton, CA (USA) Sterilbank: Heraeus Lamin AIR LB-48-C, Düsseldorf (BRD) Wasserbad: Köttermann, Hänigsen (BRD) Zentrifugen: Hettich Universal 16, Tuttlingen (BRD) 1K15 Sigma Laborzentrifugen, Osterode (BRD) II.3.2 Chemikalien Roche, Mannheim (BRD): AEBSF CHAPS DIG Luminescent Detection Kit DIG Oligonukleotid Tailing Kit dNTP´s EDTA EGTA ESL Proteinbestimmungs Kit Roche, Mannheim (BRD): RNase Telomerase-PCR-ELISA Tris Sigma Aldrich, Deisenhofen (BRD): DEPC DTT Glyzerin 2-Mercaptoethanol 39 II.3.3 Zellen und Gewebe II. 3.3.1 Humanes Prostatagewebe Das Gewebematerial für die Telomerasebestimmung wurde nicht in Paraffin eingebettet, sondern unmittelbar nach radikaler Prostatektomie bei -80°C eingefroren. II.3.4 Methoden II.3.4.1 Herstellung eines Zellysates aus Prostatagewebe Mit einem Gefriermikrotom wurden jeweils ca. 50 Schnitte mit einer Dicke von 5 - 10 µm angefertigt. Der 1., 20. und 35. Schnitt wurde auf einen Objektträger gebracht und bei -20°C eingefroren. Die Schnitte wurden mit 250 µl Lysepuffer in ein Eppendorfgefäß gegeben und 30 min auf Eis inkubiert. Danach erfolgte eine Zentrifugation bei 21000 x g für 30 min bei 4°C. Der Überstand wurde anschließend portioniert und bei -80°C bis zur weiteren Verwendung eingefroren. Lysepuffer: 10 mM Tris/HCl pH 7,5 1 mM MgCl2 1 mM EGTA 0,5% CHAPS (w/v) 10 % Glyzerin (w/v) 5 mM ß-Mercaptoethanol 0,1 mM AEBSF 40 II.3.4.2 Proteinbestimmung Die Bestimmung der Proteinmenge in den Proben wurde mit dem ESL-Kit der Firma Roche nach den Anweisungen des Herstellers durchgeführt. 50 µl Probe wurden mit 100 µl Reagenz A für 5 min bei Raumtemperatur inkubiert, bevor 1 ml Reagenz B hinzupipettiert wurde. Anschließend wurde nach 30 s der Abfall der Extinktion bei 485 nm photometrisch bestimmt. Anhand einer Eichgerade konnten die Proteinmengen in den Proben berechnet werden. II.3.4.3 Bestimmung der Telomeraseaktivität Der Nachweis der Telomeraseaktivität erfolgte mittels Telomerase PCR-ELISA. Bei dieser Methode wurde die von der Telomerase hergestellten Produkte (Telomerleitern) zunächst mit Hilfe einer PCR amplifiziert, um anschließend in einem ELISA nachgewiesen zu werden. Der Versuch zur Aktivitätsbestimmung der Telomerase wurde in RNase-freien Gefäßen und Lösungen durchgeführt. II.3.4.3.1 Herstellung von DEPC-behandeltem Aqua destillata Um die RNA-Matrize der Telomerase vor Hydrolyse durch RNasen zu schützen, wurden alle Lösungen mit DEPC (Pyrocarbonic Acid Diethyl Ester)-behandeltem Aqua destillata angesetzt. Dazu wurde Aqua destillata mit 0,1 % DEPC über Nacht bei 37°C inkubiert und anschließend für 20 Minuten autoklaviert. 41 II.3.4.3.2 Telomerase-PCR ELISA Zum Nachweis der Telomeraseaktivität wurde bei diesem Testsystem zunächst eine Telomerasereaktion für 30 Minuten bei 25°C durchgeführt, bei der das Enzym Hexanukleotide an einen Primer hängt. Bei der anschließenden PCR, die zur Amplifikation der Telomeraseprodukte diente, wurde ein biotin-markierter Primer eingesetzt, der es ermöglichte, die PCR-Produkte an eine mit Strepavidin beschichtete Mikrotiterplatte zu binden. Im darauffolgenden Schritt wurde eine mit Digoxygenin markierte telomerspezifische Sonde an die PCR-Produkte hybridisiert. Ein Anti-DIG-Peroxidase-Konjugat band an das Digoxygenin und der Peroxidase-Anteil dieses Komplexes katalysierte eine Farbreaktion, deren Extinktion mit einem ELISA-Reader bei einer Wellenlänge von 450 nm bestimmt wurde. Der Telomerase-ELISA wurde nach den Angaben des Herstellers durchgeführt. Nach den Angaben des Herstellers wurden Proben als positiv gewertet, deren Extinktion nach Abzug des Leerwertes über 0,2 lag. 42 II.4 Statistische Auswertung Die statistische Auswertung der Daten erfolgte mit Statistikprogramm SPSS (Statistical Package for the Social Sciences). Als deskriptive Maße dienten Mittelwert±Standardabweichung und der Wertebereich der erhobenen Variablen. Zur Analyse von bivariaten Zusammenhängen wurden Produktmoment- korrelationskoeffizienten (Pearson‘ r) verwendet. Da von einer hohen Vernetztheit der Variablen ausgegangen werden musste, wurde zur Aufklärung der untereinander unabhängigen Einflüsse eine multiple Regressionsanalyse berechnet. Die Stärke und Richtung des Zusammenhangs von Einflussfaktoren mit dem Zielkriterium Telomeraseaktivität wurde durch standardisierte Korrelationskoeffizienten (ß) ausgedrückt. Ergebnisse mit p < 0,05 werden als signifikant beschrieben. 43 III Ergebnisse III.1 Tumorstadien und Grading Insgesamt wurden Gewebeproben von 52 Prostatakarzinomen eingeschlossen. Davon befanden sich 23 Tumore (44,2 %) im Stadium pT2, 27 Tumore (51,9 %) im Stadium pT3 und zwei Tumore (3,8 %) im Stadium pT4 (siehe Tabelle 10) Tab. 10: Tumorstadium der 52 Prostatakarzinome, von denen Gewebeproben eingeschlossen wurden (TNM-Klassifikation UICC 1992). Stadium A 2 B C A 3 B C 4 A Anzahl 9 3 11 5 4 18 2 Anteil ( %) 17,3 5,8 21,2 9,6 7,7 34,6 3,8 Bei den Tumoren lag weit überwiegend (n = 40, 76,9 %) ein histologisches Grading 2 vor. 9 Tumoren (17,3 %) wurden als G1 und nur ein Tumor (1,9 %) als G3 eingestuft. Bei zwei Tumoren (3,8 %) war ein histologisches Grading nicht dokumentiert. Die geringe Streuung der Werte erschwert den Nachweis von Korrelationen anderer Parameter mit dem histologischen Grading. Da der Einzelfall mit histologischem Grading G3 bei Korrelationen ein zu großes Gewicht erhalten würde, wurden die Korrelationen mit dem histologischen Grading ohne Berücksichtigung dieser Gewebeprobe errechnet. Eine statistisch signifikante Korrelation zwischen Tumorstadium und histopathologischem Grading ließ sich nicht nachweisen (Pearson‘ Korrelationskoeffizient, 44 r = 0,265, p = 0,066, siehe Abbildung 5). Beide Tumore ohne Dokumentation des histologischen Grading waren als Stadium 3a klassifiziert worden. 16 14 Histologisches Grading G1 12 G2 G3 Häufigkeiten 10 8 6 4 2 0 2a 2b 2c 3a 3b 3c 4a Tumorstadium Abb. 5: Histopathologisches Grading bei den Tumoren der unterschiedlichen Stadien (zwei Tumore ohne Grading). Im Summenwert des Gleason Scores wiesen 25 Tumore (48,1 %) 6 Punkte, 16 Tumore (30,8 %) 7 Punkte, 7 Tumore (13,5 %) 8 Punkte und zwei Tumore (3,8 %) 9 Punkte auf. Bei zwei Tumoren wurde der Gleason-Score nicht angegeben. Das vorherrschende Gewebemuster wurde bei 37 Tumoren (71,2 %) als Grad 3, bei 12 Tumoren (23,1 %) als Grad 4 und nur bei einem Tumor (1,9 %) als Grad 5 eingestuft. Es bestand eine statistisch signifikante, direkte Korrelation zwischen dem Tumorstadium und dem Gleason Score, sowohl für den Summenwert als auch für die Beurteilung des vorherrschenden Gewebemusters (Pearson‘ Korrelationskoeffizient, Summenwert: r = 0,441, p = 0,0013 (siehe Abbildung 6), vorherrschendes Gewebemuster: r = 0,369, p = 0,0084). Die Tumore ohne Dokumentation des Gleason Scores waren als Stadium 2a bzw. 3a klassifiziert worden. Eine statistisch signifikante Korrelation zwischen dem Grading und dem Gleason Score ließ 45 sich dagegen nicht nachweisen (Pearson‘ Korrelationskoeffizient, Summenwert: r = 0,199, p = 0,167, vorherrschendes Gewebemuster: r = 0,249, p = 0,082). Abb. 6: Gleason Score (Summenwert) bei den Tumoren der unterschiedlichen Stadien (zwei Tumore ohne Gleason-Score). Der Zusammenhang war statistisch signifikant (Pearson‘ Korrelationskoeffizient, r = 0,441, p = 0,0013). III.2 Proliferationsrate Ki-67 als Marker der Proliferation wurde im Mittel in 3,3±3,4 % der Zellen nachgewiesen, minimal in 0 %, maximal in 16 % der Zellen (jeweils n = 1). Nur bei zwei Tumoren (3,8 %) lag die Proliferationsrate unter 0,2 % und damit im Normalbereich für Prostatagewebe. 45 Tumoren (86,5 %) wiesen eine Proliferationsrate von maximal 5 % auf (siehe Abbildung 7). Bei einem der Tumoren gelang der Nachweis Ki-67 aus technischen Gründen nicht. 46 24 22 20 18 Häufigkeiten 16 14 12 10 8 6 4 2 0 -1% -2% -5% -10% -15% -20% Proliferationsrate Abb. 7: Proliferationsrate (%) in Kategorien (Anzahl der Tumore). Ein Tumor ohne Angabe der Proliferationsrate wurde nicht berücksichtigt. Mit zunehmendem Tumorstadium nahm die Proliferationsrate zu, der Zusammenhang war schwach, aber statistisch signifikant (siehe Tabelle 11 und Abbildung 8). Die Proliferationsrate lag bei den Tumoren mit histologischem Grading G1 im Mittel bei 1,7±1,3 %, bei den Tumoren mit G2 dagegen im Mittel bei 3,5±3,2 %. Der Tumor mit Grading G3 wies eine Proliferationsrate von 2,2 % auf. Ein statistisch signifikanter Zusammenhang zwischen der Proliferationsrate und dem histologischen Grading ließ sich nicht nachweisen (siehe Tabelle 11), der einzelne G3Tumor wurde von dieser Auswertung ausgeschlossen. Bei Tumoren mit einem Gleason Score Grad 3 im vorherrschenden Gewebemuster lag die Proliferationsrate im Mittel bei 3,1±2,9 %, bei Tumoren mit Grad 4 bei 4,4±4,6 % und bei dem Tumor mit Grad 5 bei 4,5 %. Beim Summenwert des Gleason Scores zeigten die Tumoren mit den höchsten Werten auffallend geringe Proliferationsraten (Summenwert 6: 2,9±2,9 %, 7: 3,8±3,4 %, 8: 4,7±5,2 %, 9: 2,4±1,4 %). Ein statistisch signifikanter Zusammenhang mit der Proliferationsrate 47 ließ sich aufgrund der hohen Streubreite, wie sie auch in der hohen Standardabweichung erkennbar ist, weder für den Summenwert noch für die Beurteilung des vorherrschenden Gewebemusters im Gleason-Score nachweisen (siehe Tabelle 11). Tab. 11: Korrelation zwischen Proliferationsrate und Tumorstadium, histologischem Grading sowie Gleason Score (ein Tumor ohne Angabe der Proliferationsrate) Tumorstadium Histologisches Gradinga Proliferationsrate ( %) Gleason Score: Summenwert Gleason Score: vorherrschendes Gewebemuster Pearson‘ Korrelationskoeffizient r 0,343 0,227 0,111 Signifikanzniveau p 0,160 0,277 0,015 0,124 0,451 a = nur G1 und G2, ein Tumor mit G3 wurde ausgeschlossen 48 16 Proliferationsrate (%) 12 8 4 0 2a 2b 2c 3a 3b 3c 4a Tumorstadium Abb. 8: Zusammenhang zwischen Proliferationsrate und Tumorstadium. Der Zusammenhang war statistisch signifikant (Pearson‘ Korrelationskoeffizient, r = 0,343, p = 0,015). III.3 Apoptoserate Im terminale Transferase-Assay waren im Mittel 4,7±14,2 % der Zellen positiv und wurden somit als in der Apoptose befindlich eingestuft, der Anteil reichte von 0 % bis 65 % der Zellen. Bei mehr als der Hälfte der Tumoren (n = 33, 63,5 %) wurden keine Zellen in der Apoptose nachgewiesen, bei 3 Tumoren lag die Apoptoserate im Normalbereich. 15 Tumoren (28,8 %) wiesen eine Apoptoserate über dem Normalbereich von 0,2 % auf. Besonders auffällig waren darunter 3 Tumoren mit Apoptoseraten zwischen 55 % und 65 % (siehe Abbildung 9). Bei einem Tumor gelang die Bestimmung der Apoptoserate aus technischen Gründen nicht. 49 36 33 30 27 Häufigkeiten 24 21 18 15 12 9 6 3 0 0% -1% -5% -10% -50% >50% Apoptoserate Abb. 9: Apoptoserate (%) in Kategorien (Anzahl der Tumore, ein Tumor ohne Angabe). 50 Tab. 12: Korrelation zwischen Apoptoserate und Tumorstadium, histologischem Grading, Gleason-Score sowie Proliferationsrate Apoptoserate (%) Tumorstadium Histologisches Gradinga Gleason Score: Summenwert Gleason Score: vorherrschendes Gewebemuster Proliferationsrate (%) Pearson‘ Korrelationskoeffizient r -0,004 -0,145 0,170 Signifikanzniveau p 0,033 0,824 0,100 0,492 0,978 0,330 0,248 a = nur G1 und G2, ein Tumor mit G3 wurde ausgeschlossen Die Apoptoserate zeigte keinen statistisch signifikanten Zusammenhang mit dem Tumorstadium (siehe Tabelle 12). Von den drei Tumoren mit Apoptoseraten zwischen 55 % und 65 % befand sich ein Tumor im Stadium 2a und zwei Tumore im Stadium 3c. Der Anteil der Tumore ohne Nachweis von Zellen in der Apoptose war in den Tumoren der Stadien 3c, 2c und 2a am höchsten (siehe Tabelle 13). Tab. 13: Anteil der Tumore ohne Nachweis von Zellen in der Apoptose in den verschiedenen Tumorstadien Stadium a 2 b c a 3 b c 4 a Anzahl 6 1 7,0 4 3 11 1 Anteil ( %) 18,2 3,0 21,2 12,1 9,1 33,3 3,0 Die Tumore mit dem histologischen Grading G1 wiesen im Mittel eine Apoptoserate von 9,8±19,7 % auf, die Tumore mit G2 im Mittel 24,1±13,4 %. In dem einzigen Tumor mit G3 wurden keine Zellen in der Apoptose nachgewiesen. Der Anteil der Tumore mit einer Apoptoserate im Normalbereich (<0,2 %) betrug bei 51 den Tumoren mit histologischem Grading G1 50 % und bei den G2-Tumoren 72,5 %. Es bestand kein statistisch signifikanter Zusammenhang zwischen der Apoptoserate und dem histopathologischen Grading (siehe Tab. 12). Bei Tumoren mit einem Gleason-Score Grad 3 im vorherrschenden Gewebemuster lag die Apoptoserate im Mittel bei 5,1±14,4 %, bei Tumoren mit Grad 4 bei 4,9±15,8 %. Bei dem Tumor mit Grad 5 wurden keine Zellen in der Apoptose nachgewiesen. Für den Summenwert des Gleason Scores sind die Apoptoserate und der Anteil der Tumoren ohne Nachweis von Zellen in der Apoptose in Tabelle 13 dargestellt. Ein statistisch signifikanter Zusammenhang mit der Apoptoserate ließ sich aufgrund der hohen Streubreite weder für den Summenwert noch für die Beurteilung des vorherrschenden Gewebemusters im Gleason Score nachweisen (siehe Tabelle 12). Tab. 14: Anteil der Tumore ohne Nachweis von Zellen in der Apoptose und mittlere Apoptoserate bei den Tumoren mit unterschiedlichem Summenwert im Gleason Score Summenwert im GleasonScore 6 7 8 9 Keine Angabe Anzahl 25 16 7 2 2 Anteil ( %) der Tumore ohne Nachweis von Zellen in der Apoptose 60,0 62,5 71,4 50,0 100,0 Apoptoserate (%) (Mittelwert ± Standardabweichung) 7,0 ± 17,2 4,3 ± 13,8 0,1 ± 0,1 1,9 ± 2,7 0,0 ± 0,0 Auch zwischen Apoptose- und Proliferationsrate war kein statistisch signifikanter Zusammenhang nachweisbar (siehe Tabelle 12 und Abbildung 10). 52 70 60 Apoptoserate (%) 50 40 30 20 10 0 0 4 8 12 16 Proliferationsrate (%) Abb. 10: Zusammenhang zwischen Apoptoserate und Proliferationsrate. Der Zusammenhang war nicht statistisch signifikant (Pearson‘ Korrelationskoeffizient, r = 0,100, p = 0,492. 53 III.4 Telomeraseaktivität Zum Nachweis der Telomeraseaktivität wurden die von der Telomerase hergestellten Produkte (Telomerleitern) zunächst mit Hilfe einer PCR amplifiziert, um anschließend in einem ELISA nachgewiesen zu werden. Die hieraus resultierenden Produkte wurden photometrisch bei einer Wellenlänge von 450 nm bestimmt und korrelierten mit der Aktivität der Telomerase. Die Telomeraseaktivität lag zwischen 0,05 und 1,59, im Mittel bei 0,56±0,39. Bei ca. der Hälfte der Tumoren (n = 24, 46,2 %) lag die Telomeraseaktivität zwischen >0,20 und 0,50 (siehe Abbildung 11). 26 24 22 20 18 Häufigkeiten 16 14 12 10 8 6 4 2 0 -0.1 -0.2 -0.5 -1.0 >1.0 Aktivität der Telomerase (Extinktion) Abb. 11: Aktivität der Telomerase (Extinktion) in Kategorien 54 III.5 Zusammenhänge zwischen der Telomeraseaktivität und den anderen Tumorparametern III.5.1 Zusammenhang der Telomeraseaktivität mit Tumorstadium, Grading und Gleason Score Die Telomeraseaktivität nahm mit zunehmendem Tumorstadium zu, der Zusammenhang war schwach, aber statistisch signifikant (siehe Abbildung12 und Tabelle 14). Aktivität der Telomerase (Extinktion) 1,6 1,2 0,8 0,4 0,0 2a 2b 2c 3a 3b 3c 4a Tumorstadium Abb. 12: Zusammenhang zwischen Telomeraseaktivität und Tumorstadium. Der Zusammenhang war statistisch signifikant (Pearson‘ Korrelationskoeffizient, r = 0,434, p = 0,002). Bei den Tumoren mit histologischem Grading G1 lag die Telomeraseaktivität bei im Mittel 0,30±0,12, bei den Tumoren mit G2 bei 0,62±0,41 und bei dem Tumor mit G3 bei 0,83. Die Telomeraseaktivität nahm mit zunehmendem histologischem Grading zu (siehe Tabelle 15 und Abbildung 13), der einzige G3-Tumor wurde von der statistischen Analyse ausgeschlossen. 55 Tab. 15: Korrelation zwischen der Aktivität der Telomerase (Extinktion) und Tumorstadium, histologischem Grading sowie Gleason Score Pearson‘ Korrelationskoeffizient r 0,434 0,303 0,081 Signifikanzniveau p Tumorstadium Histologisches Gradinga Gleason Score: Summenwert Gleason Score: vorherr0,216 schendes Gewebemuster a = nur G1 und G2, ein Tumor mit G3 wurde ausgeschlossen Telomeraseaktivität (Extinktion) 0,002 0,030 0,583 0,140 Bei Tumoren mit einem Gleason Score Grad 3 im vorherrschenden Gewebemuster lag die Telomeraseaktivität im Mittel bei 0,51±0,35, bei Tumoren mit Grad 4 bei 0,64±0,47. Der Tumor mit Grad 5 wies eine Telomeraseaktivität von 1,15 auf. Für den Summenwert des Gleason Scores sind die Telomeraseaktivitäten in Tabelle 16 dargestellt. Ein statistisch signifikanter Zusammenhang mit der Apoptoserate ließ sich für den Summenwert bzw. für die Beurteilung des vorherrschenden Gewebemusters im Gleason Score nicht nachweisen (siehe Tabelle 16). Tab. 16: Mittlere Telomeraseaktivität bei den Tumoren mit unterschiedlichem Summenwert im Gleason Score Summenwert im Gleason-Score Anzahl 6 7 8 9 Keine Angabe 25 16 7 2 2 Telomeraseaktivität (Mittelwert ± Standardabweichung) 0,50 ± 0,37 0,58 ± 0,39 0,73 ± 0,48 0,40 ± 0,28 0,67 ± 0,59 56 Aktivität der Telomerase (Extinktion) (Mittelwert, Standardabweichung, Minimum und Maximum) 1,6 1,2 0,8 0,4 0,0 G1 G2 G3 Histologisches Grading Abb. 13: Zusammenhang zwischen Telomeraseaktivität und histologischem Grading. Der Zusammenhang war statistisch signifikant (Pearson‘ Korrelationskoeffizient, r = 0,303, p = 0,030 unter Ausschluss des G3-Tumors). 57 III.5.2 Zusammenhang der Telomeraseaktivität mit Proliferations- und Apoptoserate Die Telomeraseaktivität nahm mit der Proliferationsrate der Tumore zu, der Zusammenhang war schwach, aber statistisch signifikant (siehe Tabelle 17 und Abbildung 14). Die Apoptoserate zeigte dagegen keinen Zusammenhang mit der Aktivität der Telomerase (siehe Abbildung 15). Tab. 17: Korrelation zwischen Telomeraseaktivität (Extinktion) und Proliferations- sowie Apoptoserate Telomeraseaktivität (Extinktion) Pearson‘ Korrelationskoeffizient r 0,428 -0,001 Proliferationsrate (%) Apoptoserate (%) Signifikanzniveau p 0,002 0,996 Aktivität der Telomerase (Extinktion) 1,6 1,2 0,8 0,4 0,0 0 4 8 12 16 Proliferationsrate (%) Abb. 14: Zusammenhang zwischen Telomeraseaktivität und Proliferationsrate. Der Zusammenhang war statistisch signifikant (Pearson‘ Korrelationskoeffizient, r = 0,428, p = 0,002). 58 Aktivität der Telomerase (Extinktion) 1,6 1,2 0,8 0,4 0,0 0 10 20 30 40 50 60 70 Apoptoserate (%) Abb. 15: Zusammenhang zwischen Telomeraseaktivität und Apoptoserate. Der Zusammenhang war nicht statistisch signifikant (Pearson‘ Korrelationskoeffizient, r = -0,001, p = 0,996). 59 III.5.3 Zusammenhang der Telomeraseaktivität mit Proliferations- und Apoptoserate unter Berücksichtigung von Tumorstadium, Grading und Gleason score In einer multiplen Regression wurde der Zusammenhang von Tumorstadium, histopathologischem Grading, Gleason Score, Proliferationsrate und Apoptoserate unter rechnerischer Berücksichtigung der jeweils anderen Einflüsse auf die Aktivität der Telomerase geprüft (siehe Tabelle 18). Der einzige Grad 3-Tumor wurde dabei ausgeschlossen. Nach Berücksichtigung der anderen Einflüsse zeigten das Staging und die Proliferationsrate einen statistisch signifikanten und unabhängigen Zusammenhang mit der Aktivität der Telomerase. Der Zusammenhang war direkt proportional, d.h. mit zunehmendem Staging und mit zunehmender Proliferationsrate nahm die Aktivität der Telomerase zu. Das Tumorstadium, das histologische Grading, die beiden Parameter des Gleason Scores und die Apoptoserate wiesen keinen unabhängigen signifikanten Zusammenhang mit der Telomeraseaktivität auf. Der univariat festgestellte Zusammenhang zwischen Grading und Telomeraseaktivität war unter Berücksichtigung der übrigen Einflüsse gerade eben nicht mehr statistisch signifikant nachweisbar. Tab. 18: Multiple Regression der Einflüsse auf die Aktivität der Telomerase (Extinktion) Tumorstadium Histologisches Gradinga Gleason Score: Summenwert Gleason Score: vorherrschendes Gewebemuster Proliferationsrate (%) Apoptoserate (%) Standardisierter Kor- Standardfehler relations-koeffizient ß von ß 0,296 0,146 0,244 0,129 -0,310 0,198 Signifikanzniveau p 0,049 0,066 0,126 0,221 0,191 0,255 0,365 -0,055 0,133 0,127 0,009 0,666 a = nur G1 und G2, ein Tumor mit G3 wurde ausgeschlossen 60 III.6 Zusammenfassung der Ergebnisse Insgesamt wurden Gewebeproben von 52 Prostatakarzinomen untersucht. Die Tumore befanden sich überwiegend im Stadium 2 (n = 23) oder im Stadium 3 (n = 27) und wurden histopathologisch weit überwiegend als mäßig differenziert [G2] (n = 40) eingestuft. Das histologische Grading wies eine sehr geringe Streuung auf, der Zusammenhang zwischen Tumorstadium und histologischem Grading war nicht signifikant. Der Summenwert des Gleason Score lag zwischen 6 und 9 Punkten und korrelierte direkt mit dem Staging (r 0,441). Die Proliferationsrate lag im Mittel bei 3,3±3,4 %. Nur zwei Tumore zeigten eine normale Proliferationsrate < 0,2 %. Die Proliferationsrate nahm mit dem Tumorstadium signifikant zu (r = 0,343). Der Zusammenhang zwischen Grading und Gleason-Score war nicht signifikant. In 33 Gewebeproben waren keine Zellen in der Apoptose nachweisbar. Dies entspricht 63,36%. Bei 3 Tumoren lag die Apoptoserate im Normbereich von < 0,2 %. 15 Tumore wiesen eine erhöhte Apoptoserate auf. Darunter waren 3 Tumore mit Apoptoseraten zwischen 55 % und 65 %. Die Apoptoserate zeigte keinen signifikanten Zusammenhang zum Tumorstadium, dem Grading, dem Gleason Score oder der Proliferationsrate. Die Aktivität der Telomerase wurde photometrisch als Extinktion bei 450 nm bestimmt. Telomeraseaktivität war in allen Gewebeproben nachweisbar. Sie lag im Mittel bei 0,56±0,39. 24 Tumore wiesen eine Aktivität zwischen >0,20 und 0,50 auf. In der univariaten Analyse wies die Telomeraseaktivität signifikante Zusammenhänge mit dem Tumorstadium (r = 0,434), dem Grading (r = 0,323) und der Proliferationsrate (r = 0,428) auf, nicht jedoch mit dem Gleason-Score und der Apoptoserate. In der multivariaten Regression unter Einschluss von Tumorstadium, Grading, Gleason Score, Proliferations- und Apoptoserate zeigten nur die Proliferationsrate und das Staging einen unabhängigen signifikanten Zusammenhang mit der Telomeraseaktivität (standardisiertes ß = 0,415 für die Proliferationsrate, ß = 0,296 für das Staging). Die univariat festgestellte Korrelation der Telomeraseaktivität mit dem histologischen Grading war unter Berücksichtigung der übrigen Parameter gerade eben nicht mehr signifikant nachweisbar. 61 IV. Diskussion Seit Jahren versuchen verschiedene Arbeitsgruppen, Ursachen für unkontrolliertes Tumorzellwachstum zu finden. Hierbei galten die physiologischen zellkinetischen Prozesse Apoptose und Proliferation und deren Regulationsmechanismen als ein grundlegender Ansatz. Jeder Organismus lebt von einem regulierten Gleichgewicht zwischen Zellteilung und Zelltod. Wachstumsstimulierende bzw. wachstumsinhibierende Faktoren sorgen im gesunden Organismus für dieses Gleichgewicht. So wie die Zellteilung von positiv stimulierenden Faktoren kontrolliert wird, wird auch der Zelltod (Apoptose) von äußeren Signalen über entsprechende Rezeptoren an der Zelloberfläche ausgelöst. Ungleichgewicht zwischen Apoptoseund Proliferationsrate kann zu Tumorwachstum führen [4, 14, 30]. G0Phase MPhase G1Phase G2Phase S-Phase Abb.16: Zellzyklus [18] Der in Abbildung 16 schematisch dargestellte Zellzyklus zeigt die unterschiedlichen Stadien, die eine Zelle auf dem Weg zur Zellteilung zu durchlaufen hat. Zwischen der vorausgegangenen Mitose und der erneuten Verdopplung der Chromosomen in einer Zelle liegt die G1-Phase. In dieser Phase nimmt die Zelle 62 an Größe zu und produziert zahlreiche Proteine, die die Chromosomenverdopplung für die nächste Teilung vorbereiten. Wird ein bestimmter Punkt in der Zelle überschritten, der sogenannte Restriktionspunkt, tritt sie unwiderruflich in die nächste Phase, die S-Phase, ein [45]. In diesem Abschnitt kommt es zur Verdopplung des Erbgutes. Die nun folgende G2-Phase dient der Vorbereitung zur Mitose. Nach der G2-Phase folgt die M-Phase, in der die Zellteilung stattfindet. Nach Vollendung der Mitose kann die Zelle erneut in den Zellzyklus eintreten, oder in die Ruhephase, die G0-Phase, übergehen. In dieser Ruhephase sind die Zellen in ihrem genetisch vorgegebenen differenzierten Phänotyp metabolisch und funktionell aktiv [5,45]. Die normale Proliferations- bzw. Apoptoserate in der Prostata liegt bei ca. 0,2 Prozent [5]. Abhängig davon in welchem Zyklusstadium sich die Zelle befindet, können unterschiedliche Wachstumsfaktoren die Zelle zur Proliferation oder zum Stillstand stimulieren [51, 71]. Normalerweise reagiert die Zelle auf extrazelluläre Signale während der G1Phase. Hier spielen besonders EGF (Epidermal growth factor), TGF-α (Transforming growth factor-α) und FGF (Fibroblast growth factor) eine entscheidende Rolle. Diese Wachstumsfaktoren führen dazu, dass Zellen aus dem Ruhezustand zur Zellteilung angeregt werden. Um nun von der G1-Phase in die S-Phase des Zellzyklus zu gelangen, bedarf es des IGF-I (Insulin-like growth factor I) [71]. Zu den wachstumsinhibierenden Faktoren gehört z.B. TGF-β1 (Transforming growth factor β1), der die Zelle der G1-Phase verharren lassen kann und den Übergang zur S-Phase verhindert [18]. Im Gegensatz zu normalen Zellen sind diese Regulationsmöglichkeiten bei Tumorzellen häufig verloren gegangen. Maligne Zellen benötigen weniger wachstumsstimulierende Signale, um den Zellzyklus zu durchlaufen und reagieren nicht auf wachstumsinhibierende Faktoren wie TGF-β1 [18, 71, 72]. Intrazelluläre wachstumsregulierende Signale gehen von Protoonkogenen und Tumorsuppressorgenen aus. Auch hier ist es wichtig, dass ein ausgeglichenes Verhältnis besteht. Unausgewogenheit kann wiederum zu Tumorwachstum führen [28]. 63 Wachstumsinhibierende Faktoren Wachstumfaktoren Rezeptor Rezeptor Protoonkogene Signale Signale Tumorsuppressorgene Gene Zellzyklus Abb.17: Einfluss von Protoonkogenen und Tumorsuppressorgenen auf den Zellzyklus [71] Protoonkogene und Tumorsuppressorgene sind zwei Klassen von Genen, die zusammen nur einen kleinen Anteil der genetischen Ausstattung einer Zelle ausmachen, aber in der Krebsentstehung und -promotion eine wesentliche Rolle spielen. In der normalen Zelle dirigieren sie den Lebenszyklus der Zelle – sie steuern die verwickelte Abfolge von Vorgängen, durch die sich eine Zelle vergrößert und bei Bedarf teilt. Protoonkogene fördern das Wachstum, Tumorsuppressorgene bremsen es [78]. Mutiert ein Protoonkogen in der Regulator- oder in der Strukturregion, wird zu viel wachstumsförderndes Protein synthetisiert oder es wird übermäßig aktiviert. 64 Somit ist durch die Mutation ein krebsbegünstigender Faktor entstanden. Ebenso kann durch Mutation ein Tumorsuppressorgen verändert bzw. inaktiviert werden, so dass wachstumshemmende Signale entfallen [78]. TGF-α EGF IGF FGF TGF-β1 Tumorsuppressorgene Epithellzelle der Prostata Abb. 18: Einfluss der unterschiedlichen Wachstumsfaktoren auf die Epithelzelle der Prostata [72] Zu den in der Prostata vorkommenden Peptid-Wachstumsfaktoren gehören EGF, IGF, FGF und Mitglieder der TGF-β Familie. In Anwesenheit von Androgenen entsteht ein Gleichgewicht zwischen Wachstumsförderung und -inhibition. In Abwesenheit z.B. nach Kastration fallen IGF, EGF, TGF-α ab, und TGF-β1 steigt an [18, 70]. Nach Steiner et al. 1995 wirken Peptidwachstumsfaktoren direkt und die Androgene indirekt auf das Wachstumsverhalten des Prostatagewebes. EGF und TGF-α binden an dieselben Rezeptoren. Es gibt jedoch in Abhängigkeit vom Lebensalter eine quantitative Gewichtung der beiden Wachstumsfaktoren. So wird TGF-α besonders in der Pränatal- und Neonatalphase, EGF besonders beim Erwachsenen exprimiert. Beiden Faktoren kommt eine mitogene Wirkung zu. Sie machen ca. 80% der wachstumsfördernden Signale im Prostatagewebe aus [71]. Ebenso wie die beiden zuvor beschriebenen Faktoren haben auch FGF und IGF eine mitogene Wirkung auf die Prostata. Hervorzuheben ist, dass EGF, FGF und TGF-α sowohl auf die Epithel- als auch die Stromazellen eine mitogene Wirkung haben. Beim IGF liegt die wachstumsfördernde Wirkung lediglich im Bereich der Epithelzellen. 65 TGF-β1 hingegen stoppt das Zellwachstum und kann, falls zusätzlich EGF fehlt, den programmierten Zelltod induzieren [26, 71]. Um das Proliferations- und Apoptoseverhalten besser zu verstehen, führten Berges et al. Untersuchungen normaler, der präkanzeröser und kanzeröser Prostatae durch, um zunächst das „normale“ Gleichgewicht im biologischen System der Prostata zu analysieren. Die Proliferations- und Apoptoserate in gesundem Prostatagewebe lag hier bei <0,2%/d. Zunächst nimmt bei einer frühen präkanzerösen Transformation die Proliferationsrate im Vergleich zur Apoptoserate zu, so dass ein Nettowachstum resultiert. Im weiteren Verlauf gleichen sich zunächst Apoptoserate und Proliferationsrate an. Das Wachstum sistiert. Bei der Weiterentwicklung zum lokalen Prostatakarzinom nimmt die Apoptoserate verhältnismäßig stärker ab, als die Proliferationsrate zunimmt. Zunehmende maligne Transformation der Zellen führt zu einer Zunahme des Proliferationsumsatzes gegenüber der Apoptoserate. Der Tumor wächst [5, 6]. Claus et al. untersuchten das zellkinetische Verhalten von stromalen und epithelialen Zellen der Prostata bei benigner Prostatahyperplasie. Es ließ sich keine Korrelation zwischen Proliferations- bzw. Apoptoserate in stromalem und epithelialem Gewebe und dem Alter des Patienten bzw. dem Prostatavolumen herstellen. Lediglich die Tatsache, dass sich in stromalem Gewebe keine Apoptosezellen nachweisen ließen, ließ ein zellkinetisches Verhalten zugunsten der Proliferation ableiten [17]. Ein weiterer möglicher Erklärungsansatz für unkontrolliertes Zellwachstum eröffnete sich durch die Entdeckung des Enzyms Telomerase. Es wurde zunächst in Keimzellen und in durch Mutation unsterblich gewordenen Zellen (Tumorzellen) nachgewiesen. Die Telomerase ist ein Ribonukleoprotein mit einer RNAKomponente, die als Matrize für die Synthese des Telomers dient [54, 65]. Die Telomerase Reverse Transkriptase (hTERT) ist die katalytische Untereinheit des Enzyms und eng mit der Telomeraseaktivität korreliert [61]. 66 Eine Verkürzung der Telomere in Keimzellen wäre fatal, da hierdurch die Lebensspanne nachfolgender Generationen verkürzt würde. Um dies zu verhindern, existiert das Enzym Telomerase, das Telomere neu synthetisieren kann. Zunächst war beim Menschen die Rolle der Telomerase nur während der Embryogenese bekannt. Postnatal ist in den meisten somatischen Zellen die Telomeraseaktivität unterdrückt. Dadurch kommt es zu einer Telomerverkürzung und Alterung in fast allen menschlichen Geweben und Organen [7]. Telomerverkürzungen stellen einen Risikofaktor für die Entstehung von Tumoren dar. Es kommt zur chromosomalen Instabilität und Tumorentstehung. Für den Tumorprogress ist eine Reaktivierung der Telomerase erforderlich. Die Funktion der Telomerase verhindert weitere chromosomale Instabilität und sichert das Überleben der Tumorzellen. Auf Grundlage des zunehmenden Verständnisses der Funktion von Telomeren und Telomerase bei der Regeneration, Organhomöostase und Krebsentstehung erscheinen Telomere und Telomerase als viel versprechende molekulare Angriffspunkte für zukünftige Therapien [42]. In dieser Dissertation wurde der mögliche Zusammenhang zwischen Telomeraseaktivität bzw. Proliferations- und Apoptoseverhalten in Prostatakarzinomgewebe in Abhängigkeit von Tumorstadium und Differenzierungsgrad (Grading) bzw. Gleason score untersucht. Des Weiteren sollte diskutiert werden, ob sich aus den Ergebnissen klinische Konsequenzen für das Prostatakarzinom ergeben. Es konnte anhand der statistischen Auswertung in dieser Arbeit nachgewiesen werden, dass die Proliferationsrate der untersuchten Prostatakarzinome im Mittel bei 3,3±3,4 % lag, nur zwei Tumore zeigten eine normale Proliferationsrate < 0,2 %. Die Proliferationsrate nahm mit dem Tumorstadium signifikant zu (r = 0,343), der Zusammenhang mit WHO-Grading und Gleason score war nicht signifikant. In einer Arbeit von Feneley et al. wurde der Wert des Proliferationsindexes für frühe Stadien des Prostatakarzinoms ermittelt. Es wurden mittels TUR-P und radikaler Prostatektomie gewonnene Resektate von T1-Prostatakarzinomen durch Färbung mit Ki-67 untersucht. In den mittels TUR-P gewonnenen Resektaten konnte eine signifikante Korrelation des Proliferationsindexes sowohl mit Grading als auch Staging nachgewiesen werden [27]. Auch die Forschungsgruppe von Furuya et al. konnte zeigen, dass der Proliferationsindex in schlecht differenzierten Prostatakarzinomen signifikant höher war als in mittelgradig differenzierten Prostatakarzinomen [28]. 67 In einer Arbeit von Cheng wurde das Proliferationsverhalten mittels Ki-67 als Progressionsmarker in lymphogen metastasierten Prostatakarzinomen untersucht. Hierzu wurden 138 Patienten nach radikaler Prostatektomie und pelvinem Lymphstaging im Mittel 6,7 Jahre beobachtet. 93% dieser Patienten hatten eine antiandrogene Therapie erhalten. Ki-67 korrelierte mit dem Gleason score und der nodalen Tumormasse und war signifikanter Prädiktor für das progressionsfreie Überleben [15]. Die Arbeitsgruppe um Taftachi konnte ebenfalls einen Zusammenhang zwischen Ki-67, dem progressionsfreien Überleben, Gleason score und Tumorstadium herstellen. Hierzu wurden 114 Patienten nach radikaler Prostatektomie und Bestimmung der Proliferationsrate mittels Ki-67, Gleason score und Tumorstadium im Mittel 33 Monate beobachtet [74] In einer Arbeit von Pollack et al wurden 537 Patienten mit einem Prostatakarzinom im Mittel 96,3 Monate nach erfolgter Radiatio und Androgendeprivation beobachtet. Auch hier erwies sich Ki-67 als Prädiktor für Fernmetastasen und Mortalität bei Patienten mit einem Prostatakarzinom mit erfolgter Radiatio und Androgendeprivation [63]. Im Gegensatz zu den Ergebnissen anderer Arbeitsgruppen konnte in dieser Arbeit lediglich ein Zusammenhang zwischen der Proliferationsrate und dem Tumorstadium nachgewiesen werden. Eine Korrelation zwischen der Proliferationsrate und dem Gleason score konnte nicht hergestellt werden. Eine mögliche Erklärung ist, dass dieser Arbeit Proben mit einer geringen Streuungsbreite im histopathologischen Grading zugrunde lagen, so dass an diesem Kollektiv keine Korrelation zwischen Grading und Proliferationsrate herzustellen war. Im Gegensatz dazu wurde ein statistisch signifikanter Zusammenhang zwischen Proliferationsrate und Tumorstadium gefunden, der auch von anderen Arbeitsgruppen bestätigt wurde [5, 38, 52]. Somit scheint, auch gerade im Hinblick auf die Ergebnisse anderer Arbeitsgruppen, in denen eine eindeutige Korrelation von Proliferationsrate, dem Gleason score und auch der Progression hergestellt werden konnte, dem Prozess der Proliferation eine wesentliche Rolle in der Tumorprogression zuzukommen. Zudem sollte die Rolle der Apoptoserate beim Tumorwachstum untersucht werden. In 33 von 52 Gewebeproben (63,36%) waren keine Zellen in der Apoptose nachweisbar. Bei 3 Tumoren lag die Apoptoserate im Normbereich von < 0,2 %. 15 Tumore wiesen eine erhöhte Apoptoserate auf. Darunter waren 3 Tumore mit Apoptoseraten zwischen 55 % und 65 %. Die Apoptoserate zeigte keinen signifi68 kanten Zusammenhang mit dem Tumorstadium, dem Grading, dem Gleason score oder der Proliferationsrate. In einer Arbeit von Choi und Vesalainen konnte eine Korrelation zwischen Apoptose und Tumorstadium herstellen werden. Es zeigte sich, dass mit Zunahme des Tumorstadiums eine erhöhte Apoptoserate vorhanden war [16]. Die Arbeitsgruppe um Aihara et al. konnte zeigen, dass ein niedriger Apoptose Index eine niedrige Progressionsrate zur Folge hatte. Eine hohe Progressionsrate war mit einer hohen Apoptoserate assoziiert. Hierbei waren jedoch nur Gleason 3 Karzinome untersucht worden [1]. Letztlich lassen die Ergebnisse dieser Arbeit mit fehlendem Zusammenhang der Apoptoserate mit Tumorstadium, Grading, Gleason score und Proliferationsrate keine Rückschlüsse auf die Rolle der Apoptose bei der Tumorprogression des Prostatakarzinoms zu. Möglicherweise handelt es sich bei Prostatakarzinomzellen um eine weitaus heterogenere Gruppe mit komplexerem Wachstumsverhalten als bisher angenommen. Andererseits repräsentieren die Gewebeproben, die dieser Arbeit zu Grunde lagen, auch nur einen Teil des gesamten Karzinoms. Vielleicht waren aggressivere Tumoranteile vorhanden, die jedoch in den vorliegenden Gewebeschnitten nicht miterfasst wurden. Etablierte Therapieoption beim fortgeschrittenen Prostatakarzinom ist die Androgendeprivation. Sie führt zur Involution der Prostata durch Induktion von Apoptose [14, 18, 30, 48, 60]. Initial profitieren fast alle Patienten vom Androgenentzug in Form einer Reduktion der Tumormasse und Tumorprogression [20]. Im Tierexperiment starben durchschnittlich 70% der androgenabhängigen Drüsenzellen bis zum 7. Tag nach Kastration [18]. Unter physiologischen Bedingungen halten sich Proliferation und Apoptose die Waage mit einer Rate von jeweils 1-2% [18, 20]. Nach der Kastration treten weniger Zellen in die S-Phase ein. Die Prostatazellen durchlaufen die Apoptose, ohne in die G1-Phase eines defekten Zellzyklus eingetreten zu sein. Beim programmierten Zelltod durch Androgenentzug ist p53 nicht involviert [20]. Bei den Peptidwachstumsfaktoren kommt es zu einem Abfall von EGF, IGF und FGF; Rezeptoren für diese Faktoren werden an den Epithelzellen vermehrt exprimiert. Anders verhält es sich mit TGF-β1. Zwar kommt es auch zum Anstieg der TGF-β-Rezeptoren, jedoch ebenfalls auch zu einem Anstieg von TGF-β1 [71]. Dadurch wird die Zellproliferation des Prostataepithels gestoppt und der epitheliale programmierte Zelltod ermöglicht [71]. 69 Vermutlich überleben allerdings wenige androgenunabhängige Zellen und es kommt zu erneutem Tumorwachstum, das durch Androgenentzug nicht mehr zu beeinflussen ist. Somit werden Therapieverfahren erforderlich, die das Wachstum hormonunabhängig hemmen. Beim hormonrefraktären Prostatakarzinom werden als Chemotherapeutika z.B. die Taxane Docetaxel und Paclitaxel eingesetzt, die über einen androgenunabhängigen Weg die Apoptose induzieren. Sie wirken über eine Phosphorylierung von Bcl-2 am Mikrotubulus der Tumorzelle [56]. In einigen Studien konnte ein signifikanter Überlebensvorteil nachgewiesen werden, sodass die Taxane von der FDA zur Behandlung des hormonrefraktären PCA zugelassen wurden. Eine Heilung ist jedoch nicht zu erzielen. Um einen zusätzlichen Baustein in dem zellkinetischen Verständnis des Tumorwachstums zu gewinnen, wurde in dieser Arbeit der mögliche Zusammenhang zwischen Proliferationsrate, Apoptoserate, Tumorstadium, Grading und Gleason score im Hinblick auf die Telomeraseaktivität untersucht. Telomeraseaktivität war in allen Gewebeproben nachweisbar, sie lag im Mittel bei 0,56±0,39. 24 Tumore wiesen eine Aktivität zwischen >0,20 und 0,50 auf. In der univariaten Analyse wies die Telomeraseaktivität signifikante Zusammenhänge mit dem Tumorstadium (r = 0,434), dem Grading (r = 0,323) und der Proliferationsrate (r = 0,428) auf, nicht jedoch mit der Apoptoserate. In der multivariaten Regression unter Einschluss von Tumorstadium, Grading, Proliferations- und Apoptoserate zeigte nur die Proliferationsrate einen unabhängigen signifikanten Zusammenhang mit der Telomeraseaktivität (standardisiertes ß = 0,415). Die Korrelationen der Telomeraseaktivität mit dem Tumorstadium und dem histologischen Grading sind am ehesten durch die Zunahme der Proliferationsrate mit zunehmendem Tumorstadium bzw. Grading erklärbar. Eine erhöhte Apoptoserate war in den meisten Karzinomgeweben nicht nachweisbar. Diese Ergebnisse weisen darauf hin, dass die Telomerase ein entscheidendes Schlüsselenzym in der Beeinflussung des zellulären Fließgleichgewichts ist. Sie ist für die Immortalisierung der Zellen und für das unkontrollierte Tumorwachstum beim Prostatakarzinom mitverantwortlich. Wird die Telomerase in einer entdifferenzierten Zelle aktiviert, so wird die Zelle unsterblich. Die Proliferation kann ungebremst voranschreiten, und Apoptose ist in den meisten Zellen nicht mehr möglich. Mit zunehmender Proliferationsrate nimmt die Telomeraseaktivität zu. Eine positive Korrelation besteht auch zwischen der Telomeraseaktivität und dem Tumor70 stadium. Je höher das Tumorstadium ist, desto höher ist auch die gemessene Telomeraseaktivität. Dieses impliziert, dass ohne erhöhte Telomeraseaktivität keine gesteigerte Proliferation und somit kein progredientes Tumorwachstum möglich ist. In den meisten menschlichen somatischen Zellen ist Telomerase-Expression sehr gering oder gar nicht vorhanden. Beim Erwachsenen beschränkt sie sich auf Zellen der Hämatopoese, Keimzellen und Stammzellen. Eine Reaktivierung der Telomerase wird in mehr als 80% der menschlichen Tumore beobachtet [66]. Tumoren mesenchymalen Ursprungs bedienen sich eines alternativen, Telomeraseunabhängigen Weges zur Erhaltung der Telomerenlänge (ALT) [53]. TelomeraseExpression fördert die Transformation menschlicher Zellen in vitro. Die Tumorgenese wiederum wird durch die Verkürzung der Telomere im Tiermodell inhibiert. Die Ergebnisse dieser Arbeit zeigen, dass eine Reaktivierung der Telomeraseaktivität auch beim progredienten Tumorwachstum des Prostatakarzinoms eine entscheidende Rolle spielt. Ob die Telomeraseaktivität auch zur Tumordiagnostik ausgenutzt werden kann, wurde kürzlich von einer Forschungsgruppe untersucht. Sie bestimmten die molekularen Marker Cytokeratin 20, CD4 mRNA und die Expression der Telomerase mRNA, die für die katalytische Untereinheit kodiert im Urin. Die Sensitivität der Urinzytologie zur Detektion eines Harnblasenkarzinoms könnte durch Kombination dieser Messverfahren deutlich gesteigert werden [68]. Ähnliche Ansätze für das Prostatakarzinom liegen zurzeit nicht vor. Auf der Grundlage der Ergebnisse dieser Arbeit eröffnen sich neue experimentelle Konzepte in der Therapie des Prostatakarzinoms, die auf einer Hemmung der Telomeraseaktivität beruhen. Ein Therapieansatz besteht in der Anwendung von Antisense-Oligonukleotiden, also kurzen, der Ziel-RNA der Telomerase komplementären Einzelstrang DNA Sequenzen, die direkt die Telomeraseaktivität hemmen. Durch den Einsatz einer solchen Antisense-Telomerase an humanen Magen- und Kolon- Karzinomzellen RNA konnte eine Hemmung des Zellwachstums und ein Zell-Zyklus-Arrest erreicht werden [80]. Ähnliche Effekte konnten auch bei der Anwendung beim Zervix-, Ovarial-, Blasen-und Prostatakarzinom, sowie beim Glioblastom nachgewiesen werden [50,80]. Die direkte Injektion der Antisense-Oligonukleotide in trans- 71 plantierte Prostatakarzinomzellen im Nackt-Maus-Modell führte zu einer Reduktion des Tumorvolumens um 14% [1]. Auch Reverse Transkriptase-Inhibitoren, wie sie in der HIV-Therapie Anwendung finden, hemmen die Telomeraseaktivität in vitro. Das Nukleosidanalogon Didesoxyguanosin inhibiert die Telomeraseaktivität und bewirkt eine zunehmende Verkürzung der Telomere in immortalisierten humanen Lymphozyten-Zelllinien. Der Einsatz von zytotoxischen T-Zellen, die sich spezifisch gegen Telomerasepositive Tumorzellen richten und diese lysieren, ist ein weiterer Ansatz der antitumorösen Therapien. Denkbar wäre auch eine Hemmung der Aktivität des Promotors der Telomerase, z.B. durch eine entsprechende Gentherapie oder durch onkolytische Viren [53]. Ein weiterer Ansatz liegt in der Downregulation der Telomeraseaktivität durch Histondeacetylasehemmer [73]. Histondeacetylasen (HDACs) entfernen Acetylgruppen von acetyliertem Lysin auf dem N-terminalen Histonende. Durch die Deacetylierung bekommt die Aminosäure Lysin wieder eine positive elektrische Ladung. Dies erhöht die Affinität des Histonendes für das negativ geladene Phosphat-Gerüst der DNA. Durch die folgende Blockierung der DNA für Transkriptionsfaktoren wird die DNATranskription herunterreguliert. Dies geht meist mit der Bildung von vor allem inaktivem Heterochromatin einher [73]. Die Arbeitsgruppe von Suenaga et al. behandelten Prostatakarzinomzellen mit den HDAC-Inhibitoren Trichostatin A und Natrium-Butyrat und wiesen eine Downregulation der Telomeraseaktivität durch Suppression der hTERT mRNA Epression nach [73]. Die Behandlung einer Ovarialkarzinomzelllinie durch die Arbeitsgruppe von Zhu et al. Führte zwar zur Inhibtion der Zellproliferation und Induktion von Apoptose, hatte jedoch keinen Effekt auf die Telomeraseaktivität [81]. Eine weitere Substanz zur Hemmung der Telomeraseaktivität wurde von Thelen et al. an androgensensitiven Prostatazelllinien untersucht. Silibinin, ein Wirkstoffkomplex aus dem Extrakt der Mariendistel, regulierte die Telomeraseaktivität und die PSA-Sekretion herunter, so dass Silibinin als potenzielle antiproliferative Substanz bei der Therapie des Prostatakarzinoms gilt [75]. Die in der vorliegenden Arbeit beschriebenen zellkinetischen Veränderungen im Tumor in Korrelation zur Telomerase unterstreichen die Relevanz der Erforschung weiterer diesbezüglicher Therapieansätze. 72 Die Funktion der Telomere selbst bei Tumorentstehung und -progress ist ebenfalls Gegenstand multipler Studien. Offenbar erscheinen schon in frühen Stadien der Karzinogenese des Prostatakarzinoms Telomerverkürzungen. Bei der Untersuchung von PIN fanden sich in 93% verkürzte Telomere. Sie gelten somit als Precursor für die Entstehung eines Adenokarzinoms der Prostata [53]. Kurze, dysfunktionelle Telomere fördern durch Induktion chromosomaler Instabilitäten die Tumorinitiation. Können Telomere ein Chromosom nicht mehr vor Anomalien schützen, kann es zur Fusion von Schwesterchromosomen und somit zur Entstehung dizentrischer Chromosomen kommen, die in der nächsten Mitose zu weiteren Anomalien führen. Tumorzellen stabilisieren die dysfunktionellen Telomere durch Reaktivierung der Telomerase. Es kommt zur Immortalisation. Die strukturellen Chromosomenveränderungen setzen sich jedoch fort und es entsteht eine heterogene Gruppe neuer Tumorzellen [53]. Inzwischen wurde die Relevanz der Telomeraseaktivität in der Karzinogenese auch für andere Tumorentitäten untersucht. So konnte in einer japanischen Arbeit gezeigt werden, dass in kolorektalen serösen Adenomen hTERT stärker exprimiert wurde als in hyperplastischen Polypen, sodass eine Tendenz zur malignen Tranformation als wahrscheinlich gilt. Zudem schlossen die Autoren, dass das Tumorsupressorgen p53 durch down-Regulation der Transkription hTERT inhibiert. Ohne p53 komme es auch bei kolorektalen serösen Adenomen zur zellulären Immortalisierung als Voraussetzung zur neoplastischen Transformation [61]. Für Brustkrebszellen konnte ebenfalls ein positiver Zusammenhang zwischen der Telomeraseaktivität und der proliferativen Aktivität von Krebszellen nachgewiesen werden. Mit steigender Proliferationsaktivität stieg die Zahl der Zellen, in denen hTERT und Ki-67 nachgewiesen wurden, an, ebenso bei Vorliegen von Lymphknotenmetastasen [41]. Zusammenfassend lässt sich die Reaktivierung der Telomeraseaktivität als ein Baustein der zellkinetischen Veränderungen herausstellen, der Proliferation begünstigt und die Apoptosefähigkeit einer Zelle hemmt. Die Telomerasereaktivierung ist angesichts der Komplexität der zellkinetischen Veränderungen beim Tumorwachstum jedoch nur ein Baustein und nur einer von vielen vorstellbaren Therapieansätzen bei der Behandlung epithelialer Tumoren. 73 V. Zusammenfassung Das Prostatakarzinom zählt neben den Malignomen der Lunge und des Dickdarms zu der häufigsten Krebserkrankung des Mannes. In der Bundesrepublik Deutschland erkranken jährlich mehr als 30.000 Männer an einem Prostatakarzinom, und die Inzidenz hat sich in den letzten Jahren verdoppelt. Daher kommt dem Verständnis der Entstehung und des Wachstums des Prostatakarzinoms zur Etablierung von neuen Therapieansätzen eine besondere Bedeutung zu. Hierzu sollte in dieser Dissertation untersucht werden, ob eine Korrelation zwischen Telomeraseaktivität bzw. Proliferations- und Apoptoseverhalten in Prostatakarzinomgewebe in Abhängigkeit von Tumorstadium und Differenzierungsgrad (Grading) bzw. Gleason score besteht. Des Weiteren sollte diskutiert werden, ob sich aus den Ergebnissen klinische Konsequenzen für das Prostatakarzinom ergeben. Im Rahmen der vorliegenden Studie wurden Gewebeproben von Prostatakarzinomen hinsichtlich der Proliferationsaktivität, der Apoptoserate und der Telomeraseaktivität untersucht. Die Tumore befanden sich überwiegend im Stadium pT2 (n = 23) oder im Stadium pT3 (n = 27) und wurden histopathologisch weit überwiegend als mäßig differenziert [G2] (n = 40) eingestuft. Das histologische Grading wies eine sehr geringe Streuung auf, der Zusammenhang zwischen Tumorstadium und histologischem Grading war nicht signifikant. Der Summenwert des Gleason-Score lag zwischen 6 und 9 Punkten und korrelierte direkt mit dem Staging (r 0,441). Die Proliferationsrate lag im Mittel bei 3,3±3,4 %. Nur zwei Tumore zeigten eine normale Proliferationsrate < 0,2 %. Die Proliferationsrate nahm mit dem Tumorstadium signifikant zu (r = 0,343). Der Zusammenhang zwischen Grading und Gleason-Score war nicht signifikant. In 33 Gewebeproben waren keine Zellen in der Apoptose nachweisbar. Dies entspricht 63,36%. Bei 3 Tumoren lag die Apoptoserate im Normbereich von < 0,2 %. 15 Tumore wiesen eine erhöhte Apoptoserate auf. Darunter waren 3 Tumore mit Apoptoseraten zwischen 55 % und 65 %. Die Apoptoserate zeigte keinen signifikanten Zusammenhang zum Tumorstadium, dem Grading, dem Gleason Score oder der Proliferationsrate. 74 Die Aktivität der Telomerase wurde photometrisch als Extinktion bei 450 nm bestimmt. Telomeraseaktivität war in allen Gewebeproben nachweisbar. Sie lag im Mittel bei 0,56±0,39. 24 Tumore wiesen eine Aktivität zwischen >0,20 und 0,50 auf. In der univariaten Analyse wies die Telomeraseaktivität signifikante Zusammenhänge mit dem Tumorstadium (r = 0,434), dem Grading (r = 0,323) und der Proliferationsrate (r = 0,428) auf, nicht jedoch mit dem Gleason-Score und der Apoptoserate. In der multivariaten Regression unter Einschluss von Tumorstadium, Grading, Gleason-Score, Proliferations- und Apoptoserate zeigten nur die Proliferationsrate und das Staging einen unabhängigen signifikanten Zusammenhang mit der Telomeraseaktivität (standardisiertes ß = 0,415 für die Proliferationsrate, ß = 0,296 für das Staging). Die univariat festgestellte Korrelation der Telomeraseaktivität mit dem histologischen Grading war unter Berücksichtigung der übrigen Parameter gerade eben nicht mehr signifikant nachweisbar. Die in der vorliegenden Arbeit beschriebenen zellkinetischen Veränderungen im Tumor in Korrelation zur Telomerase unterstreichen die Relevanz der Erforschung weiterer diesbezüglicher Therapieansätze. Zusammenfassend lässt sich die Reaktivierung der Telomeraseaktivität als ein Baustein der zellkinetischen Veränderungen herausstellen, der Proliferation begünstigt und die Apoptosefähigkeit einer Zelle hemmt. Die Telomerasereaktivierung ist angesichts der Komplexität der zellkinetischen Veränderungen beim Tumorwachstum jedoch nur ein Baustein und nur einer von vielen vorstellbaren Therapieansätzen bei der Behandlung epithelialer Tumoren. Auf der Grundlage der Ergebnisse dieser Arbeit eröffnen sich neue experimentelle Konzepte in der Therapie des Prostatakarzinoms, die auf einer Hemmung der Telomeraseaktivität beruhen. 75 VI. Literaturverzeichnis [1] Aihara, M., Sacardino, P., Truong, L., Wheeler, T., Goad, J., Yang, G., Thompson, T. (1994). Ther frequency of apoptosis correlates with prognosis of gleason grade 3 adenocarcinoma of the prostate. Cancer 75, 522-529 [2] Akiyama, M., Hideshima, T., Munshi, N. C., Anderson, K. C. (2002). Telom- erase Inhibitors as Anticancer Therapy. Curr. Med. Chem. 2, 567-575 [3] Andren, O., Fall K., Franzen, L., Andersson S.-O., Johansson, J.-E., Rubin M. A. (2006). How well does the Gleason score predict Prostate Cancer Death? 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Dank auch dem urologischen Labor für die Unterstützung bei der Ausführung des experimentellen Abschnittes dieser Arbeit. 85 Lebenslauf Persönliche Daten Name Vorname Geburtsdatum/-ort Wohnort Familienstand Konfession Stranghöner Marc Eric 19.10.1972 in Bielefeld Hermannstr. 30 32423 Minden verheiratet neuapostolisch Schulbildung 1979-1983 1983-1993 Grundschule Herford-Elverdissen Ravensberger Gymnasium Herford Bundeswehr 1993-1995 07/1993-10/1993 10/1993-03/1994 03/1994-06/1994 07/1994-10/1994 10/1994-12/1994 01/1995-06/1995 07/1996 Wehrdienst auf Zeit bei der deutschen Bundesmarine Ausbildung zum Sanitätssoldaten Sanitätssoldat in der Sanitätsstaffel auf Borkum Ausbildung zum Marineunteroffizier an der MUS in Plön Fachliche Ausbildung zum MarineUnteroffizier der Versorgung in List auf Sylt Ausbildung zum Marineoffizier der Reserve an der Marineschule in Mürwik Marineoffiziersanwärter im Stab 6.MGS in Wilhelmshaven Ernennung zum Leutnant zur See der Reserve Hochschulstudium 10/1995- 11/2001 08/1998 08/2000 10/2000-11/2001 Ruhr-Universität-Bochum: Studiengang Humanmedizin Erster Abschnitt der ärztlichen Prüfung Zweiter Abschnitt der ärztlichen Prüfung Praktisches Jahr: Bergmannsheil Bochum; Marienhospital Herne 86 Klinische Weiterbildung: 01.12.2001-31.03.2003 Klinikum Nord Hamburg Abteilung für Chirurgie (Prof. Dr. med. Rückert) 01.04.2003-30.04.2004 Medizinisches Zentrum Aachen Abteilung für Urologie (Prof. Dr. med. Hofmockel) 01.05.2004-31.12.2005 Stadtkrankenhaus Worms Abteilung für Urologie (Prof. Dr. med. Hofmockel) 01.01.2006-heute Klinikum Minden Abteilung für Urologie (Prof. Dr. med. Piechota) 27.10.2007 Facharzt für Urologie 87