Didaktik der Physik Frühjahrstagung Regensburg 2007 Die funktionale Magnetresonanztomographie als bildgebendes Verfahren zur Bestimmung der Gehirnaktivität bei der Lösung kognitiver Aufgaben André Bresges Universität Duisburg-Essen, Fachbereich Physik, 47048 Duisburg Kurzfassung Die Entwicklung der Magnetresonanztomagrafie ist eine moderne wissenschaftliche Erfolgsstory (Nobelpreis Physik 1952: Bloch/Purcell, Medizin 2003: Lauterbur/Mansfield). Dabei werden die Protonen des im menschlichen Körper allgegenwärtigen Elementes Wasserstoff in Magnetfeldern von derzeit bis zu 7 Tesla durch Resonanzabsorption angeregt. Sowohl die Resonanzbedingung als auch die Intensität und Abklingzeit des zurückgestrahlten „Spin-Echos” ist stark von der Kernumgebung, z.B. von den umgebenden chemischen Bindungen und vom Sauerstoffgehalt des umgebenden Blutes, abhängig. Durch diesen Zusammenhang ist es nicht nur nebenwirkungsfrei möglich, Körpergewebe und Gewebeveränderungen zu analysieren, es kann auch der lokale Sauerstoffverbrauch des Gehirns gemessen und so ein Hinweis auf Bewusstseinsprozesse gefunden werden. Der Autor und seine Nachwuchsgruppe konnten in einem Kooperationsprojekt mit der Universitätsklinik Essen Lernvorgänge von Probanden in einer computergestützten Lernumgebung mit einem 1,5 Tesla MRT beobachten. Der vorliegende Artikel entspricht weitgehend dem Skript, mit dem neue Versuchsmitarbeiter der Nachwuchsgruppe in die grundlegende Physik der funktionalen Magnetresonanztomografie eingeführt werden. Ab WS 2007/08 wird an der Universität Duisburg-Essen im Rahmen des Studienmoduls „Physik im Kontext“ eine Lehrveranstaltung eingerichtet, in der Lehramtsstudierende sich aktiv mit der Begegnung von Neurowissenschaften und Physikdidaktik auseinandersetzen, Lernsoftware zum Einsatz im MRT vorbereiten, Versuche planen und selbst an Versuchen in der Universitätsklinik teilnehmen. wasserlöslich: 100 ml Blut müssen bei einer Frau mindestens 12,5g Hämoglobin (Männer: 13,5g) enthalten, um zu einer Blutspende zugelassen zu werden. Einleitung: Die funktionale Magnetresonanztomographie fMRT als bildgebendes Verfahren zur Bestimmung der Gehirnaktivität Die Entwicklungsgeschichte der funktionalen Magnetresonanztomographie geht auf Arbeiten Michael Faradays zurück, der bereits 1845 die diamagnetischen Eigenschaften getrockneten Blutes entdeckte [Tyndall 1894]. Am 8. November 1845 notierte sich Faraday, dass er eine vergleichende Untersuchung mit frischem Blut machen muss, führte den Versuch jedoch nie aus. Erst 1936 fanden schließlich Linus Pauling und Charles Coryell, dass die magnetische Suszeptibilität von sauerstoffarmen (venösen) Blut um 20% über dem Wert von sauerstoffreichem (ateriellem) Blut liegt [Pauling 1936]. Die Ursache dafür fanden Pauling und Coryell in der Struktur des sauerstofftragenden Proteins im Blut, dem Hämoglobin. Hämoglobin ist ein eisenhaltiges rotes Protein, dass in den roten Blutkörperchen (Erythrozyten) des menschlichen Blutes vorkommt und für den Transport von Sauerstoff von den Lungen zu den Gewebezellen verantwortlich ist. Hämoglobin ist sehr gut Abbildung 1: Strukturdarstellung des Hämoglobins mit Hilfe der Visualisierungssoftware Cn3D. Mit Pfeilen markiert sind die vier Häm-Gruppen, die die Fe(II)Ionen tragen. 1 tischen Suszeptibilität von Blut bei der Abgabe von Sauerstoff. Dieser Effekt war in der Anfangszeit der medizinischen Anwendung der MRT äußerst störend, weil lokale Veränderungen der magnetischen Suszeptibilität bei einem Bildgebungsverfahren, das auf der Anwendung externer magnetischer Felder beruht, zu Verzerrungen des Bildes führen müssen. 1990 beschrieb Seiji Ogawa dann einen in den Bell Laboratories durchgeführten Versuch an Ratten, in dem mit Hilfe dieses von ihm als „Blood Oxygenation Level Dependent Contrast“ oder BOLDContrast bezeichneten Effektes aktive Regionen des Gehirns identifiziert werden können [Ogawa 1990a, Ogawa 1990b]. Die Arbeiten von Ogawa lösten eine stürmischen weltweiten Entwicklung der funktionalen Magnetresonanztomographie zur Alzheimer-Diagnose und zur Therapie von Schlaganfallund Tumorpatienten aus; diese breite Anwendung führte dann im weiteren Verlauf zum Durchbruch der Magnetresonanztomographie gegenüber der kostengünstigeren Röntgen- oder Ultraschalldiagnostik. Während der Magnetresonanztomograph von Ogawa 1990 noch mit einer Feldstärke von 1,5 Tesla betrieben wurde, verfügt die Universitätsklinik der Universität Duisburg-Essen seit September 2006 über ein System mit 7 Tesla Feldstärke zu einem Preis von 7 Millionen Euro. Der hohe Anschaffungspreis wird durch die Möglichkeit gerechtfertigt, mit Hilfe des BOLD-Contrast feinste Gehirnblutungen und Blutgerinnsel diagnostizieren und behandeln zu können. Die Grundlagenforschung profitiert vom Durchbruch der MRT, weil sich nun Langzeitversuche an Versuchspersonen durchführen lassen, die mit der Röntgenoder der Positronen-EmissionsTomographie aufgrund der nicht therapeutisch zu rechtfertigenden Strahlenbelastung des Probanden ausgeschlossen sind. Abbildung 2: Strukturformel des HämMoleküls. In der Mitte des Komplexes das Eisen-II-Ion. Jedes Hämoglobin-Protein enthält als zentrale Bausteine vier eisenbindende Moleküle, die sogenannten Häm-Gruppen. Die Abbildung 2 zeigt die Strukturformel des Häm. Es besteht im Wesentlichen aus einem ringförmigen Porphyrin-Molekül, das seinerseits aus aus vier Pyrrol-Ringen besteht. Im Mittelpunkt des Porphyrin-Ringes befindet sich ein einzelnes Eisenatom, dass in dieser Position 6 Ligandenbindungen aufbauen kann. Mit vier Ligandenbindungen ist das Eisenatom an die Stickstoffe des Pyrrol-Ringes angebunden, an der fünften Bindung sitzt zusätzlich eine gerichtete Aminosäure (Histidin). Die sechste Bindung ist frei und steht zur Anbindung eines Sauerstoff-Atoms zur Verfügung. Eine Erhöhung der Temperatur oder eine Verringerung des pH-Wertes führt zu einer Verspannung des Hämoglobin-Moleküls (tense-Zustand oder TZustand), so dass durch diese Verformung der Sauerstoff im T-zustand nicht mehr gebunden werden kann. Dieser Mechanismus ist der wesentliche Motor für den Sauerstofftransport von den relativ kalten Lungen zu den Muskeln, die bei der Arbeit Wärme und Milchsäure abgeben und das Hämoglobin damit genau dort zur Deposition von Sauerstoff bringen, wo er benötigt wird. Ab dem Moment, in dem der Sauerstoff abgegeben wird, verfügt das Eisenion in der Mitte jedes Häm über einen freien Elektronenspin ±1/2 und wird damit paramagnetisch. Wird jedoch gerade Sauerstoff transportiert, sind alle Liganden gesättigt. Das Eisenion verfügt dann über kein magnetisches Moment mehr und ist diamagnetisch. Der Übergang vom paramagnetischen „Oxyhämoglobin“ zum diamagnetischen „Deoxyhämoglobin“ ist der Grund für die Verringerung der magne- Physiologischer Hintergrund der funktionalen Magnetresonanztomographie Das Gehirngewebe des Menschen ist von einem feinmaschigen und elastischen Netz von Blutgefäßen durchzogen, die der Versorgung der ca. 1011 Nervenzellen des Gehirns dienen. Die von der Lunge kommenden und mit sauerstoffreichem Blut beladenen Blutgefäße werden als Ateriolen bezeichnet; die zum Herz zurückführenden Gefäße, die das vergleichsweise sauerstoffarme Blut abtransportieren werden als Venolen bezeichnet. Zwischen Ateriolen und Venolen spannt sich ein nochmals feineres Netz von Kapillaren, das als Kapillarbett bezeichnet wird und unmittelbar mit den Nervenzellen in Kontakt steht. 2 Abbildung 3: Verlauf des Membranpotenzials einer Nervenzelle bei der Aktivierung (Quelle: Wikipedia) muss. Nach einem kurzen Überschwingzustand (Hyperpolarisation) stellt sich dann erneut das Ruhepotenzial ein, die Zelle kann nun von neuem aktiviert werden. Der ganze Vorgang kann bei einer gesunden Gehirnzelle mit einer Frequenz von bis zu 200 Hz wiederholt werden. Für die Leistung des Gehirns ist es daher ein kritischer evolutionärer Faktor, dass eine reaktionsschnelle und leistungsfähige Versorgung mit ATP sichergestellt wird. In der Tat beobachtet man, dass das die aktive Gehirnzellen umgebende Kapillarbett schnell (innerhalb von 1-2 Sekunden) mit einer Querschnittserweiterung reagiert. Dies stellt lokal wesentlich mehr sauerstoffreiches Blut zur Verfügung, als tatsächlich benötigt wird, so dass sich im venösen Schenkel des Kapillarbettes ein im Die Aktivität einer Nervenzelle - das „Feuern“ zeigt sich in einer spontanen Senkung ihres Membranpotenzials. Durch diesen Impuls können andere Nervenzellen ihrerseits zur Aktivität angeregt werden. Der starke Verflechtungsgrad des menschlichen Gehirns bringt es mit sich, das jeder Nervenzelle prinzipiell über maximal 4 Zwischenschritte jede andere Zelle des Gehirns reizen kann. Dies erklärt den stark assoziativen Charakter der menschlichen Gehirnleistung. Unmittelbar nach der Aktivierung muss die Nervenzelle mit Hilfe ihrer Kalium-Natrium-Pumpe das Membranpotenzial wiederherstellen (Repolarisierung). Dies ist ein aktiver Transportprozess, für den der Zelle Energie mit Hilfe des Energieträgers Adenosintriphosphat (ATP) zugeführt werden 3 Plateau der BOLD-Antwort Zeit 5s 10s 15s 20s 25s 60s Post-Stimulus-Undershoot Initial Dip magnetische Suszeptibilität im venolen Zweig des Kapillarbettes Abbildung 4: BOLD-Antwort des venösen Schenkels im Kapillarbett in der Umgebung aktiver Gehirnzellen. Schenkel des Kapillarbettes statt. Diese Angleichung der magnetischen Suszeptibilität mit ihrer Auswirkung auf die kernmagnetischen Spins der H+ Protonen im umliegenden Gewebe ist die eigentliche Messgröße bei der funktionalen Magnetresonanztomographie. Im Anschluss an die Aktivität der Nervenzellen reduziert sich die Sauerstoffkonzentration im Kapillarbett für bis zu 30 Sekunden unter den Ruhewert. Dieser Effekt wird als Post-Stimulus-Undershoot bezeichnet. Jedes Experiment im fMRT muss so geplant sein, dass nach der Präsentation eines Reizes mindestens 30 Sekunden vergehen, in der der Post-Stimulus-Undershoot mit Sicherheit abklingen kann. Erst dann kann ein neuer Reiz präsentiert und die Reaktion des Gehirns ohne Verfälschung durch die vorhergehende Präsentation gemessen werden. In Experimenten mit dem fMRT wechselt man daher in der Regel eine 30-sekündige Präsentation mit einer 30-sekündigen Ruhephase ab, in der lediglich ein dunkles Bild gezeigt wird. Bei der Betrachtung der medizinischen Fachliteratur gewinnt man den Eindruck, dass die Ursachen für den Post-Stimulus-Undershoot und die Umstände des Sauerstoffumsatzes in aktiven Gehirnregionen insgesamt noch nicht eindeutig geklärt sind [Mintun 2002a, Mintun 2002b]. In der Forschung umstritten ist zur Zeit vor allem, ob die Gehirnzellen des Menschen über Sauerstoffdepots im Kapillargewebe verfügen; das Kapillargewebe im Vergleich zum Ruhezustand stark erhöhter Anteil an sauerstofftragendem diamagnetischen Oxyhämoglobin einstellt. Dies bewirkt eine deutliche Verringerung der magnetischen Suszeptibilität des Blutes im venösen Schenkel. Die Abbildung 4 zeigt den zeitlichen Verlauf der magnetischen Suszeptibilität im venösen Schenkel, aus der Blutflussrichtung gesehen hinter einer Region mit aktiven Gehirnzellen. Die plötzliche Erhöhung des Stoffwechsels bei der Aktivierung der Gehirnzelle erzeugt zunächst durch den erhöhten Sauerstoff-Verbrauch für eine Absenkung der Sauerstoffkonzentration im Kapillarbett. Dieser „initial Dip“ wird jedoch nach bereits 1-5 Sekunden durch die Gefäßerweiterung und den starken Zustrom von Abbildung 5: Kapillarbett im Umfeld von Nervenzellen. sauerstoffreichem Blut deutlich überkompensiert. Da die Gehirnzellen nicht so viel Sauerstoff verbrauchen wie ihnen durch den Blutfluss jetzt zugeführt werden, findet eine Angleichung der Sauerstoffkonzentration im venösen und ateriösen 4 ausdrücklich den Erfolg, mit dem Felix Bloch seine Erfahrungen aus der militärischen Entwicklung am Radiation Lab des M.I.T. (hier wurden von 1941 bis 1945 nahezu alle Radargeräte für die englischen und amerikanischen Streitkräfte entwickelt) in die Grundlagenforschung gelenkt hat [Huelthén 1952]. Bis in die 80er Jahre hinein war der Effekt unter „Kernspin-Resonanz“ oder „Nuclear Resonance Effekt“ bekannt. Obwohl instrumentell aufwendig und wenig empfindlich, wurde die Methode in der physikalischen Chemie wegen der geringen Wechselwirkung mit den Elektronenhüllen der zu prüfenden chemischen Verbindungen sehr geschätzt. Dadurch entwickelte sie sich zu einem bedeutenden chemischen Analyseinstrument überall dort, wo es auf eine zerstörungsfreie Prüfung chemischer Substanzen ankam. Erste bildgebende Verfahren wurden 1973 von Paul Lauterbur et al entwickelt und damals noch im Englischen als „Nuclear Resonance Imaging“ (NRI) oder im Deutschen als „Kernspintomographie“ bezeichnet. Mit der steigenden Bedeutung in der Medizinischen Diagnostik – auch hier wiederum wegen der nicht-ionisierenden Messmethode begann die Bezeichnung „Magnetresonanztomographie“ im Deutschen bzw. „Magnet Resonance Imaging“ im Englischen den Begriff „Kernspin“ zu verdrängen. Treibende Kraft hinter der Umbenennung waren angeblich vor allem Mediziner die bis dahin zuviel Zeit damit verbracht hatten skeptischen Patienten zu erklären, warum eine Technologie die offensichtlich etwas mit „Atomkernen“ und „Strahlung“ zu tun hat ungefährlicher sein soll als die bekannte Röntgenmethode. Wie es die militärische Herkunft - beginnend mit der Arbeit Felix Blochs in den Radiation Labs des M.I.T. - vermuten lässt, ähnelt die Technologie des MRI eher der Technologie fortschrittlicher Radargeräte (z.B. phased Array Radar), ist jedoch optimiert für den Einsatz im menschlichen oder tierischen Körper. Im Gegensatz zur Suche und Darstellung von Flugzeugen im Luftraum steht man im menschlichen Körper vor dem Problem, dass sich im Körperraum keine Metallobjekte befinden die bei der Einstrahlung elektromagnetischer Wellen zur Resonanzabsorption angeregt werden und ihrerseits ein „Echo“ von elektromagnetischer Strahlung an die Antenne zurücksenden. Genau hier setzt die wesentliche Idee von Bloch und Purcell an. Durch gezielte „Präparation“ mit starken magnetischen Feldern werden Atomkernen mit von 0 verschiedenem Spinmoment, in der Regel die allgegenwärtigen Wasserstoff-Atomkerne mit Spin ±1/2, in Resonatoren verwandelt, die auf die Einstrahlung von elektromagnetischen Wellen im Radiofrequenzbereich mit Absorption und Emission reagieren. Fortgeschrittene Verfahren der Spinpräparation und der Bildanalyse - letztere unter Einsatz diskreter FastFourier-Transformation (DFT), führen zu einer räumlichen Ortung der individuell präparierten Spins im zu untersuchenden Körper. menschlichen Gehirn ist großzügiger ausgestattet als bei allen anderen Wirbeltieren, und insbesondere großzügiger als es zur konstanten Blutversorgung des Gehirns notwendig erscheint. Dies könnte ein wichtiger Überlebensvorteil für Menschen sein, die in Stresssituationen mit insgesamt hohem Sauerstoffbedarf des Körpers auch von der guten Funktion ihres Gehirns abhängig sind. Als wichtiger Hinweis für die Existenz der Sauerstoffdepots im menschlichen Gehirn wird die menschliche Fähigkeit gesehen, unter experimentell verringerter Sauerstoffzufuhr deutlich länger eine hohe Gehirnaktivität bereitstellen zu können als beispielsweise Ratten, die auf eine verringerte Sauerstoffzufuhr wesentlich empfindlicher reagieren [Mintun 2002b]. Der Post-Stimulus-Undershoot bis zu 30 Sekunden nach der Präsentation eines Reizes ist dann möglicherweise ein Anzeichen dafür, dass nach Abebben des erhöhten Stoffwechsels in den Zellen und Reduzierung des Kapillarquerschnittes noch die Sauerstoffdepots im Kapillargewebe aufgefüllt werden müssen. Der hier beschriebene physiologische Hintergrund gibt Aufschluss über die Grenzen der räumlichen Auflösung, die bei der Messung von Gehirnaktivitäten mit Hilfe des BOLD-Effekts erzielt werden können. Da die Suszeptibilitätsänderung im Kapillarbett hinter den aktiven Nervenzellen auftritt und die Kernspins im Blut und im umliegenden Gewebe beeinflusst (siehe Abbildung 5), wird derzeit eine räumliche Auflösung in Volumenelemente – sog. „Voxel“ – mit einer Kantenlänge mindestens 3mm als physiologisch sinnvolle Untergrenze betrachtet. Ein weiterer Faktor, der die räumliche Auflösung bei der funktionalen Resonanztomographie beschränkt ist der „Inflow-Effekt“. Im gut durchbluteten Gewebe des Gehirns kann es bei zu kleinräumiger Aufteilung in Voxel dazu kommen, dass aus einem Ensemble von Kernspins in einem Präparationszustand Pn einzelne Spins mit dem Blutfluss in ein Nachbarvoxel mit Kernspins im Präparationszustand Pn±1 eingespült werden. Wie wir im nächsten Abschnitt bei der Darstellung der physikalischen Funktionsweise der Magnetresonanztomographie sehen werden, würde dies zu einem systematischen Fehler der Messung führen, der unbedingt verhindert werden muss. Kurze Geschichte der Magnetresonanztomographie Die physikalischen Grundlagen der Magnetresonanztomographie MRT (deutsche Bezeichnung) bzw. des Magnet Resonance Imaging MRI (englische Bezeichnung) wurden von Felix Bloch (Stanford) und Edward Purcell (Harvard) unabhängig voneinander im Jahr 1946 gelegt. Beide gemeinsam erhielten 1952 den Nobelpreis in Physik “for their development of new methods for nuclear magnetic precision measurements and discoveries in connection therewith”. In seinem „Schwerter zu Pflugscharen“ Vortrag lobte Preisredner E. Huelthén 5 Physikalische Grundlagen des Messverfahrens Das größte und schwerste Bauelement eines Magnetresonanztomographen ist mit Abstand die supraleitende, in der Regel durch flüssiges Helium gekühlte Niob-Titan Spule, die ein Grundmagnetfeld B0 von 1,5 Tesla bis 7 Tesla magnetischer Flussdichte erzeugt. In der heutigen Technologie haben sich Systeme mit geschlossenem Heliumkreislauf durchgesetzt, bei denen die durch Abdampfen von Helium verursachten laufenden Kosten minimiert wurden. In diesen Systemen ist das Grundmagnetfeld 24 Stunden am Tag und 7 Tage in der Woche in Betrieb, weshalb man sich auch einem scheinbar „abgeschalteten“ Magnetresonanztomographen nur mit größter Vorsicht nähern kann. Der Betrieb elektronischer Geräte, die nicht für MRI-Räume zugelassen sind, verbietet sich; magnetische Datenspeicher werden beim Betreten von MRI-Räumen gelöscht, und an den Aufbau oder den Einsatz von Computern/Notebooks im MRIRaum selbst ist nicht zu denken. Die im Kreisstrom eines 3 Tesla Medspec 30/100 der Firma Bruker Medical gespeicherte Energie wird bei einer Stromstärke von 252A und einer Induktivität von 300H mit 9,53MJ angegeben. Eine schlagartige Freisetzung dieser Energie entspräche der Zündung von 2 kg TNT. Zur Untersuchung wird der Proband auf einer elektrisch verfahrbaren Liege in das „Field of Vision“ (FOV) eingeführt, beim Siemens Avanto ein etwa 50cm x 50cm x 50cm breiter Bereich mit sehr homogenen Verlauf des Grundmagnetfeldes. Durch das externe Magnetfeld B0 richten sich alle freien Abbildung 6: Schematische Darstellung mit r Hilfe des Drehimpulsvektor I . r In Lehrbüchern stellt man den Kernspin I in der Regel als Vektorpfeil dar, der auf einem Kegelmantel um die durch B0 vorgegebene z-Achse rotiert. Existiert nur das externe magnetische Feld B0 in zRichtung, dann haben die Spins der Atomkerne lediglich die Möglichkeit sich in z-Richtung auszurichten (Spin + ½ ) oder entgegen der z-Richtung auszurichten (Kern-Zeemann-Aufspaltung). Die Verteilung der Spins in einem Ensemble folgt der Maxwell-Boltzmann-Verteilung: r Kernspins I in die Richtung des externen Magnetfeldes – in der Konvention als z-Richtung bezeichnet - aus. Die Heisenbergsche Unschärferelation verbietet es, dass der Impuls des Kreisels in xRichtung und / oder y-Richtung 0 wird; das quantenmechanische Resultat ist eine minimale Präzessionsbewegung des Kernspins um die durch das Magnetfeld bestimmte z-Achse. In einem halbklassischen Modell (Abbildung 7) wird der Spin des Atomkerns häufig verglichen mit einem Spielzeugkreisel, der in der x-y Ebene rotiert und dabei leicht um die z-Achse präzediert. ∆E − Besetzungszahl für Spin − 1/2 = e R⋅T Besetzungszahl für Spin + 1/2 Bei der im Versuch verwendeten Feldstärke B0 von 1,4092 Tesla ist ∆E lediglich 0,0239 J/mol. Da bei Raumtemperatur R⋅T = 2480 J/mol beträgt, gilt: ∆E = 1 ⋅ 10 −5 R ⋅T daraus folgt, dass von 2.000.010 Kernen sich 1.000.000 Kerne im energetisch ungünstigeren Spin - ½ Zustand und nur 10 Kerne mehr sich im energetisch günstigeren Spin + ½ Zustand befinden [Ault 1978]. Da sich die übrigen 1⋅106 Spins gegenseitig kompensieren, fällt die gesamte Magnetisierung entsprechend gering aus. Das Bild ändert sich, wenn in rechtwinklig zur zAchse, das heißt in transversaler Polarisierung, ein elektromagnetisches Wechselfeld eingestrahlt wird. Die magnetischen Felder wirken in x– und yRichtung und versuchen, den Kern aus der zRichtung hinaus zu zerren. Auf das Modell des Spielzeugkreisels übertragen, entspricht der Einfluss des elektromagnetischen Abbildung 7: Halbklassisches Modell des Kernspin als Spielzeugkreisel 6 Analog zum Spielzeugkreisel führt auch der Was- r serstoffkern, dessen Kernspin I einen von 0 verschiedenen Winkel zum externen Magnetfeld B0, hat eine Präzessionsbewegung durch, da das Magnetfeld eine Ausrichtung des Kernspins in z-Achse erzwingen möchte. Die Präzessionsfrequenz des Kernspinsϖ L errechnet sich aus dem (konstanten) gyromagnetischen Verhältnis γ und dem externen Magnetfeld B0 mit Hilfe der Gleichung: ϖ L = γ ⋅ B0 ϖ L wird als Lamorfrequenz bezeichnet und ist offensichtlich nur von der Stärke des externen Magnetfeldes abhängig. Für die im Versuch verwendete magnetische Flussdichte von B0=1,4902 Tesla beträgt ϖ L = 376982497 1/s. Eine transversal zu einem Feld der Flussdichte 1,4092 Tesla eingestrahlte Radiofrequenz von f = ϖ L / 2π = 60 MHz führt daher zu einer resonanten Anregung aller Wasserstoffkerne, die sich gerade im Feld B0 befinden. Die transversale Einwirkung des elektromagnetischen Wechselfeldes führt dann, vergleichbar der periodischen Stöße gegen die Achse des Spielzeugkreisels, dazu dass der Vektor der Gesamtmagnetisierung der Kerne allmählich einen immer größeren Winkel zur z-Achse einnimmt. Dies widerspricht nicht der Grundidee des Kern-ZeemannEffektes, der für den Kernspin nur zwei diskrete Positionen zulässt (Spin + ½ und Spin –½), da der Kern-Zeemann-Effekt von einem externen Magnetfeld allein in z-Richtung ausgeht, und den Einfluss des transversal in x- und y-Richtung wirkenden elektromagnetischen Wechselfeldes nicht beinhaltet. Abbildung 8: Anstoßen eines Kreisels rechtwinklig zu seiner Drehachse. Abbildung 9: Präzessionsbewegung des angestoßenen Kreisels Wechselfeldes einem periodischen Anstoßen des Kreisels rechtwinklig zu seiner Drehachse wie in Abbildung 8. Der Kreisel reagiert auf den kurzen Impuls rechtwinklig zu seiner Drehachse mit einer regelmäßigen Präzessionsbewegung um die zAchse (Abbildung 9). Diese Bewegung wird ursächlich durch die Gravitationskraft erzeugt, die an dem nun außerhalb der Aufstandsfläche liegenden Schwerpunkt des Kreisels angreift und so ein Drehmoment erzeugt, dass den Kreisel noch weiter in die Waagerechte drehen will. Anstatt zu kippen, führt der Kreisel um 90° in seine Drehrichtung versetzt eine Ausweichbewegung durch, die sich bei konstantem Drehmoment in einer Präzessionsbewegung zeigt. Will man die Präzessionsbewegung des Spielzeugkreisels verstärken und die Achse des Kreisels noch weiter Richtung in der Waagerechten kippen, könnte man dies erreichen indem man ihn noch mehrfach periodisch anstößt. Einsichtig ist, dass man bei einem solchen Anstoßen die Präzessionsfrequenz des Kreisels beachten müsste. Die Aufnahme von Impuls aus den periodischen Stößen ist maximal, wenn die Stöße in Frequenz und Phase genau synchron zur Präzessionsbewegung des Spielzeugkreisels erfolgen. Abbildung 10: Umklappen des Magnetisierungsvektors beim Einstrahlen einer passenden Radiofrequenz transversal zu B0 Der sogenannte „Flipwinkel“, gebräuchlicherweise mit dem griechischen Buchstaben α bezeichnet, kann bis zu 90° relativ zur z-Achse erreichen; in diesem Fall verschwindet die Längsmagnetisierung völlig, und es liegt nur noch die Quermagnetisierung vor. Der Vektor der Quermagnetisierung liegt jedoch nicht ortsfest in z-Richtung, sondern präze7 diert mit der Lamorfrequenz ωL um die z-Achse und sendet dabei eine gut messbare elektromagnetische Welle ab. Dieses Signal wird mit einer Empfangsspule aufgenommen und der Weiterverarbeitung zugeführt. Die T2-Zeit der Querrelaxation der Spins und ihr Zusammenhang mit dem bildgebenden Verfahren der Magnetresonanztomographie. Bei einer T2 – gewichteten Darstellung setzt man im Gegensatz dazu darauf, dass die Spins der „präparierten“ Wasserstoffkerne sich während einer ca. 50 ms dauernden Evolutionsphase im Anschluss an ihre Quermagnetisierung unterschiedlich entwickeln. Quantenmechanisch gesehen bilden die Spins eine sehr große Spinmatritze, in der die jeweils benachbarten Wasserstoffprotonen eine SpinSpin-Kopplung eingehen. Aufgrund der endlichen Höhe der Potentialwälle um die Wasserstoffkerne überlappen sich die Wellenfunktionen der Protonen um ein geringes Maß, so dass es zu einer geringfügigen Aufspaltung der Energieniveaus kommen muss. Diese Aufspaltung äußert sich in geringfügigen Verschiebungen der Präzessionsfrequenzen, die wiederum nach endlicher Zeit die Ursache dafür sind dass die Kernspins „aus dem Tritt kommen“, also Phasenverschiebungen zueinander entwickeln. Dies wird als die T2-Relaxation bezeichnet. Aufgrund der Phasenverschiebungen erscheinen die Spins makroskopisch nicht mehr als ein einzelner Magnetisierungsvektor, der in der x-y-Ebene rotiert. Nach Abschluss der T2-Relaxationszeit sind die einzelnen Spins in ihrer Phasenbeziehung so weit in der x-y-Ebene verstreut, dass die makroskopisch feststellbare Transversalmagnetisierung auf 63% ihres Ausgangswertes gesunken ist: t mz (t ) = m0 1 − exp − T2 Und dies, obwohl die T1-Relaxation noch lange nicht abgeschlossen ist und die einzelnen Spins noch fast genau in die x-y-Ebene ausgerichtet sind, denn die T2-Relaxationszeiten sind deutlich kürzer als die T1 –Relaxationszeiten und liegen in der Größenordnung von Millisekunden. Darüber hinaus sind sie stark abhängig von Grad der Spin-SpinKopplung in den beteiligten Gewebetypen und chemischen Verbindungen. Damit eignen sich T2gewichtete Bilder sehr gut zur Identifizierung von chemischen Verbindungen und zu Analyse von Gewebetypen. Die T1-Zeit der Längsrelaxation der Spins Die Abstrahlung elektromagnetischer Wellen ist mit der Abstrahlung von Energie verbunden. Diese wird vor allem durch eine Spin-Spin Kopplung an die Kerne im Nachbargewebe abgeben, erhöht also mittelfristig die Temperatur im Gewebe in Form von Gitterschwingungen. Dies führt zu einer allmählichen Längsrelaxation, das heißt, eine gewisse Zeit nach dem Einstrahlen der Transversalwelle ist der Magnetisierungsvektor fast vollständig wieder in die z-Richtung zurückgekehrt, die Quermagnetisierung ist verschwunden. Genauer gefasst folgt die Magnetisierung in z-Richtung einem exponentiellen Verlauf: t m z (t ) = m0 1 − exp − T1 Die T1 – Relaxationszeit ist die Zeit, in der die Magnetisierung in z-Richtung nach Abschalten der Transversalwelle wieder 63% ihrer ursprünglichen Stärke erreicht hat. Übliche Werte für die T1 liegen in der Größenordnung von Sekunden, zum Beispiel: Wasser: T1 = 2500 ms Fett: T1 = 240 ms Muskel: T1 = 730 ms Gehirn, weiße Substanz: T1 = 680 ms Gehirn, graue Substanz: T1 = 810 ms Da ein Grossteil der Energie in Form einer SpinSpin-Kopplung an das Nachbargewebe abgegeben wird, verfügen unterschiedliche Gewebetypen mit mehr oder weniger starker Spin-Spin-Kopplung und unterschiedlich starker Abschirmung der Wasserstoffkerne durch Bindungselektronen auch über unterschiedliche T1-Relaxationszeiten. Dies wurde in den Anfängen der Magnetresonanztechnik im Wesentlichen zur chemischen Analyse genutzt. Aktuelle medizinische Verfahren zielen jedoch auf schnellstmögliche Erfassung eines 3-dimensionalen Bildes des menschlichen Körpers mit gleichzeitig hoher räumlicher Auflösung. Hier sind die großen T1-Relaxationszeiten von Nachteil, und es wird vor allem ein anderer Effekt ausgenutzt, die T2Relaxationszeit. Einige hervorstechende Eigenschaften der T2-Relaxation stehen in direktem Zusammenhang mit dem wichtigsten Bildgebungsverfahren in der fMRI und sollen deshalb auch im Zusammenhang dargestellt werden. Die T2*-Zeit der Querrelaxation der Spins und ihr Zusammenhang mit dem bildgebenden Verfahren der funktionalen Magnetresonanztomographie. Die Phasenverschiebung der Spins kann auch anstelle der Spin-Spin-Kopplung durch einen inhomogenen Verlauf der Magnetisierung im Gewebe hervorgerufen werden; dann erzeugen die Unterschiede in der magnetischen Flussdichte gemäß ϖ L = γ ⋅ B0 Variationen in der Lamorfrequenz, die wiederum Phasendifferenzen der Kernspins hervorrufen. In diesem Fall spricht man von einer T2*-Relaxation. 8 Abbildung 11: symbolische Darstellung verschiedener Kernspins in der Nähe eines Kapillarbettes mit a) großer magnetischer Suszeptibilität (links oben) und b) mit durch hohe Sauerstoffkonzentration verringerter magnetischer Suszeptibilität (rechts unten). Während die T2*-Relaxation bei den meisten Aufnahmeverfahren als störend wahrgenommen wird, weil sie die vom Gewebe abhängige T2-Relaxation sehr stark überlagert, und erst Korrekturverfahren wie die Spin-Echo-Methode entwickelt werden mussten, ist die T2*-Relaxation die durch den BOLD-Effekt hervorgerufen wird die zentrale Messgröße bei der funktionalen Magnetresonanztomografie. Um uns den Zusammenhang zwischen dem BOLD-Effekt, der Sauerstoffkonzentration im Blut des Kapillarbettes und der T2*-Relaxation klar zu machen betrachten wir Abbildung 11. Dort sehen wir eine symbolische Darstellung der Kernspins in einer Scheibe des zu untersuchenden Gehirns. Das nebeneinander von sauerstoffreichem „unverbrauchtem“ Blut mit diamagnetischen OxyHämoglobin im ateriolen Zweig der Kapillaren und sauerstoffarmen, paramagnetischen DeoxyHämoglobin im venolen Zeig der Kapillaren führt zu großen lokalen Unterschiede der magnetischen Suszeptibilität. In Folge dessen wird während der Evolutionsphase die Grundmagnetisierung in der Umgebung der Venolen deutlich verstärkt, in der Umgebung der Ateriolen jedoch nicht. Durch die geänderte Lamorfrequenz präzedieren die Spins in der Umgebung von Venolen schneller als in der Umgebung von Ateriolen, es treten rasch Phasenun- Abbildung 12: Regionen mit großer Spinkohärenz (rot) strahlen stärker elektromagnetische Wellen mit Lamorfrequenz ab als Regionen mit durch T2-Relaxation verringerter Spinkohärenz. Regionen im Gehirn mit hoher Sauerstoffkonzentration sind daher im (unkorrigierten) T2*-gewichteten Bild heller als Regionen mit niedriger Konzentration. terschiede und damit eine schnelle T2*-Relaxation auf. Auch die Spin-Spin Kopplung und damit verbundene Energieaufspaltung wird durch das paramagnetische Deoxy-Hämoglobin in der Umgebung 9 verstärkt; die T2-Relaxationszeit wird ebenfalls kürzer. Im rechten unteren Teil des Bildes sind jedoch die Kernspin noch phasensynchron. Hier wurde ein aktiver Teil des Gehirns angenommen. Wie die Kurve der BOLD-Antwort in der Umgebung aktiver Nervenzellen (Abbildung 4) zeigt, reagieren die Kapillaren auf den steigenden Umsatz von Sauerstoff und ATP mit durch eine starke Erweiterung ihres Querschnittes mit einem überproportionalen Anstieg des Blutdurchsatzes. Nach 5 Sekunden hat sich der Strom sauerstoffreichen Blutes im Kapillarbett so weit gesteigert, dass trotz des gesteigerten Stoffwechsels der Zellen im venolen Zweig der Kapillaren fast die gleiche Sauerstoffkonzentration vorherrscht wie im ateriolen Zweig. Das Blut im Kapillarbett ist jetzt durchgehend diamagnetisch, es liegt eine homogene Verteilung der magnetischen Suszeptibilität auf niedrigem Niveau vor. Entsprechend groß sind die T2*Relaxationszeiten in der rechten unteren Region des Bildes. Wir müssen uns nun vor Augen halten, dass ein großes Maß an Phasengleichheit der Kernspins mit einem entsprechend großen Betrag des in der xy-Achse rotierenden Vektors der transversalen Magnetisierung verbunden ist. Die Rotation der transversalen Magnetisierung bewirkt die Abstrahlung einer elektromagnetischen Welle mit der Lamorfrequenz, die durch eine in der Nähe befindliche Spule (pick-up Coil) erfasst wird. Abbildung 14: T2*-gewichtetes Bild einer Versuchsperson beim Betrachten einer Physik-Simulation, die die während der Fahrt auf ein Auto einwirkenden Kräfte zeigt. Neben der Aktivierung des Sehzentrums (links) ist noch eine Aktivierung des parietalen Cortex (links oben, im Fadenkreuz) sichtbar, ein Anzeichen für räumliches Denken und räumliche Wahrnehmung. Die Struktur des Kopfes gibt ein T2-gewichtetes Bild wieder. Wie bereits dargestellt, ist das Einstrahlen einer transversalen elektromagnetischen Welle der richtigen Frequenz der Schlüssel zum Auftreten einer Kernresonanzanregung. Nur wenn die Lamorfrequenz ϖ L = γ ⋅ B0 hinreichend genau durch die Einstrahlende Radiofrequenz getroffen wird, kommt es zur resonanten Anregung und damit zu einer messtechnisch erfassbaren Quermagnetisierung. Die Lamorfrequenz ist jedoch, wie in der Gleichung erkennbar, direkt proportional zum Magnetfeld B0. Bei 1,4092 Tesla muss eine Einstrahlung mit f=ϖ L / 2π =60 MHz erfolgen, damit die Kernspins beginnen sich transversal auszurichten und um die durch B0 vorgegebene z-Achse zu präzedieren. Diese starke Abhängigkeit von der Stärke des externen Feldes B0 wird ausgenutzt, um zunächst eine zu untersuchende Schicht im Körper des Probanden auszuwählen. Wie in Abbildung 15 dargestellt, wird dazu wird mit Hilfe einer zusätzlichen zGradientenspule das magnetische Feld in zRichtung von den Füßen zum Kopf hin verstärkt; bei einem Siemens MAGNETOM Avanto beträgt der Gradient z.B. 45mT / Meter. Abbildung 13: Pick-up Coil für den Kopfbereich (Quelle: Siemens) Die räumliche Auflösung der Signale nach dem x- y- und z-Ort ihrer Quelle Die Pick-up-Coil arbeitet nicht richtungssensitiv; sie erfasst das gesamte Frequenzgemisch das vom resonanten Teil der Probe ausgesendet wird. Eine besondere Meisterleistung der medizinischen Physik und der Hochfrequenzelektronik ist die Auflösung der Signale aus dem Gewebe nach ihrem x-, yund z-Ort durch eine geschickte Codierung ihrer Signalquellen. 10 Radiofrequenz ~60 MHz SchichtselektionsGradient z-Richtung zur Behebung der Phasenverschiebung in z-Richtung t in t Abbildung 15: Sequenzdiagramm der Präparationsphase einer Echo-Planar-Sequenz im MRI. schied in der Lamorfrequenz bereits einer Phasendifferenz von 12π - aufgrund der Natur der gemessenen T2 – Relaxation ein nicht zu vernachlässigender Faktor. Aus diesem Grund wird nach Einwirken des Radiofrequenz-Impulses das z-Gradientenfeld einmal für kurze Zeit um 180° in seiner Richtung gedreht, bevor es abgeschaltet wird. Die Drehung des z-Gradienten sorgt dafür, dass nun die Wasserstoffprotonen an der unteren Seite der 3mm dicken Scheibe mit um 6 kHz höherer Frequenz um die z-Achse präzedieren als die Wasserstoffprotonen auf der oberen Seite. Dadurch können die nun unten schneller präzedierenden Spins den Phasenunterschied zu den oberen Protonen wieder aufholen. Nach Abschalten des Gradienten verfügen wir über eine 3mm dicke Gewebeschicht, in der die Spin aller Wasserstoffatome mit der gleichen Frequenz und in der gleichen Phasenlage um die z-Achse präzedieren. Die Präparationsphase der EchoPlanar-Sequenz für die Darstellung dieser Gewebeschicht ist damit abgeschlossen. In der folgenden Aufnahme ist nur diese Schicht tatsächlich aktiv. Wie erfasst man aber nun die Position strahlender und nicht-strahlender Regionen in x-y-Richtung, innerhalb dieser aktiven Schicht? Die Lösung dieses Problems gelang Paul C. Lauterbur und Sir Peter Mansfield durch eine konsekutive Entwicklung in den 70er Jahren. Beide wurden in Jahr 2003 Durch den z-Gradienten des magnetischen Feldes kann der Radiofrequenzimpuls jetzt nur noch Spins in einer relativ schmalen Schicht des Körpers, in der die Lamorfrequenz gerade genau der Radiofrequenz entspricht, zu einer Präzessionsbewegung anregen. Die anderen Teile des Körpers werden zwar durch die Radiofrequenz auch erreicht, aber dort ist dass B0-Feld aufgrund des z-Gradienten zu stark oder zu schwach, um eine Resonanzabsorption hervorzurufen. Durch leichte Variation der Radiofrequenz („Durchstimmen“) kann man eine gewünschte Dicke der Schicht einstellen. Für unseren Versuche mit fMRI teilten wir den Kopf des Probanden z.B. in horizontale Schichten (medizinisch: transversale Schichten) mit einer Dicke von jeweils 3mm. Zwischen den Schichten wurde ein Abstand von 0.3mm gelassen, um den InflowEffekt zu minimieren. Durch die endliche Dicke der Schicht und den Feldgradienten von 45mT / m ist das externe magnetische Feld am oberen Ende der 3mm dicken Schicht um 0,135mT stärker als am unteren Ende. Bei einer Grundmagnetisierung von 1,4092 Tesla variiert die Lamorfrequenz innerhalb der Schicht dadurch um 36⋅103 1/s. Die Wasserstoffprotonen am oberen Ende der Schicht präzedieren in der gesamten Zeit, in der der z-Gradient anliegt, um den entsprechenden Betrag schneller. Bei einer Einwirkungszeit von 1 ms entspricht dieser Unter11 cher Dauer gegeben. Diskrete Fouriertransformationen werden in der Informationstechnik gut beherrscht, die notwendigen schnellen Algorithmen lassen sich auf Rechnern gut implementieren. Voraussetzung für eine hohe Auflösung in xRichtung ist ein hoher erzielbarer Feldgradient. Die Größe des erzielbaren Gradienten in mT/m ist daher ein wichtiges Maß bei der Bewertung der Qualität eines Magnetresonanztomographen. Durch die Frequenzcodierung (Frequency Encoding) mit anschließender DFT lässt sich beim Auslesen des Signals also eine Zuordnung von Amplituden zu den Spalten in der aktiven Schicht erzielen. Wie kann das MRI-Gerät erkennen, aus welcher Zeile der aktiven Schicht das Signal gesendet wird? Mit einer Aufnahme alleine ist das nicht zu leisten. Es reicht auch nicht, einfach einen zweiten Feldgradienten in y-Richtung gleichzeitig mit dem aktiven Gradienten in x-Richtung anzulegen. Aus der Definition des Gradienten ergibt sich, dass durch die Addition der beiden Gradienten ein Gradient diagonal in der x-y-Fläche entstehen würde, aber immer noch keine neue, linear unabhängige Koordinate im k-Raum. Dennoch arbeitet dass MRI-Gerät mit einem zweiten Feldgradienten in y-Richtung. Der Unterschied ist, dass dieser Feldgradient kurzzeitig zwischen zwei Ausleseschritten angelegt wird. Er wird aufgrund seiner Wirkung als Phasencodiergradient bezeichnet. Die Abbildungen auf der folgenden Seite zeigen zwei aufeinanderfolgende Anwendungen des Phasencodiergradienten zwischen drei Ausleseschritten. Das kurzzeitige Aktivieren des y-Gradienten bewirkt, dass die Spins in positiver y-Richtung aufgrund des dort höheren B-Feldes schneller präzedieren als die Spins in negativer y-Richtung, die durch das geringere externe B-Feld langsamer präzedieren. Dadurch ändert sich der Phasenbezug zwischen Spins, die in der y-Achse auseinanderliegen. Der y-Gradient wird nur über 1-3 ms Dauer angelegt und dann abgeschaltet. Da nun in keiner Richtung mehr Gradienten existieren, präzedieren nun alle Spins wieder mit der durch das externe Feld B0 vorgegebenen Lamorfrequenz (von den lokalen Störungen die den T2 Kontrast hervorrufen natürlich abgesehen). Die Abbildung 17 zeigt das Ergebnis zum Zeitpunkt t1. Durch das An- und Abstellen des Phasencodiergradienten hat sich eine feste Änderung des Phasenbezuges hergestellt. Je weiter die Spins in y-Richtung entfernt sind, desto größer ist die Abweichung von φ0. Abbildung 18 zeigt die Weiterentwicklung nach dem nächsten Anlegen des Phasencodiergradienten. Da das magnetische Feld bei Anlegen des Gradienten im Außenbereich immer höher ist als innen, wächst die Änderung des Phasenbezuges immer stärker, je weiter die Spins dafür mit dem Nobelpreis für Medizin ausgezeichnet. Der Preisredner Hans Ringertz machte in seiner Verleihungsrede im Karolinska Institut deutlich, dass die von Mansfield und Lauterbur entwickelte Gradientenmethode der Schlüssel für die medizinische Nutzung als bildgebendes Verfahren dargestellt hat. Die Kernidee besteht darin, dass die elektromagnetische Welle der kohärent rotierenden Spins exakt die Lamorfrequenz besitzt, also wiederum von der externen Magnetisierung abhängig ist. Erzeugt man nun während des Auslesens der Spinantwort einen magnetischen Gradienten in xRichtung der Probe – den so genannten Auslesegradienten - dann befinden sich z.B. die Spins links in der aktiven Schicht in einem Bereich stärkere magnetischer Flussdichte als die Spins rechts in der Schicht (Abbildung 16). Bei einer Grundmagnetisierung von 1,4092 Tesla und einem x-Gradienten von 45mT / m beträgt die Spreizung ∆f in einem FOV von 50cm nahezu ein 1MHz von links nach rechts. F0-2df f0-1df f0 f0+1df f0+2df F0-2df f0-1df f0 f0+1df f0+2df F0-2df f0-1df f0 f0+1df f0+2df F0-2df f0-1df f0 f0+1df f0+2df F0-2df f0-1df f0 f0+1df f0+2df x-Gradient Abbildung 16: Verschiebung der Echofrequenz beim Anlegen eines Auslesegradienten in x-Richtung. Eine inverse Fouriertransformation ist in der Lage, aus dem gesendeten Frequenzgemisch die Amplituden der Einzelfrequenzen zu isolieren. Da die Lamorfrequenzen über den Feldgradienten mit dem Ort in x-Richtung verknüpft sind, läßt sich so jeder Spalte der aktiven Schicht eine Amplitude A(ω) zuordnen. Üblicherweise findet eine inverse Diskrete Fouriertransformation (DFT) statt: A(ϖ ) = T 2π N ∑e −iϖkT f (kT ) k =− N Man beachte, dass die Punkte der abzutastenden Funktion nach ihrer Lage im k-Raum sortiert sind. Die Bedingungen für den Einsatz einer DFT – die abzutastende Funktion ist stetig differenzierbar und im Unendlichen = 0 - sind bei Radiowellen endli- 12 φ0+2∆φ φ0+2∆φ φ0+2∆φ φ0+2∆φ φ0+1∆φ φ0+1∆φ φ0+1∆φ φ0+1∆φ φ0+1∆φ φ0 φ0 φ0 φ0 φ0 φ0-1∆φ φ0-1∆φ φ0-1∆φ φ0-1∆φ φ0-1∆φ φ0-2∆φ φ0-2∆φ φ0-2∆φ φ0-2∆φ φ0-2∆φ Phasencodiergradient A(t2)= φ0+2∆φ y A(t2)= φ0+4∆φ φ0+4∆φ φ0+4∆φ φ0+4∆φ φ0+4∆φ φ0+2∆φ φ0+2∆φ φ0+2∆φ φ0+2∆φ φ0+2∆φ φ0 φ0 φ0 φ0 φ0 φ0-2∆φ φ0-2∆φ φ0-2∆φ φ0-2∆φ φ0-2∆φ φ0-4∆φ φ0-4∆φ φ0-4∆φ φ0-4∆φ φ0-4∆φ Phasencodiergradient Abbildung 17: Phasenverschiebung in y-Richtung zum Zeitpunkt t1 y Phasencodiergradient Abbildung 18: Phasenverschiebung in y-Richtung zum Zeitpunkt t2 y Abbildung 19: Analogiebild im Kreiselmodell: Phasenverschiebung der Präzessionsbewegung nach Anwendung eines Phasencodiergradienten auf das Ensemble. 13 onsbewegung mit gleicher Phase angeregt werden. In der dritten Zeile des Sequenzdiagrammes sehen wir den Phasencodiergradienten. Wir sehen deutlich, dass der Phasencodiergradient zwischen den Ausleseperioden mit angelegten x-Gradienten aktiviert wird. In der vierten Zeile sehen wir eine Reihe von Auslesevorgängen, die man auch sehr bildlich als den „Echo Train“ bezeichnet. Jeder „Waggon“ dieses Echo Train setzt sich zusammen aus dem Anlegen eines Phasencodiergradienten, gefolgt von einem Auslesegradienten zur Frequenzcodierung. Auffällig ist der Wechsel des Vorzeichens des Frequenzcodier-Gradienten. Der Wechsel des Vorzeichens bewirkt, dass alle Kernspin die zuvor mit der Frequenz f0+df präzedieren, nun mit der Frequenz f0-df präzedieren. Umgekehrt werden alle Kernspin, die zuvor langsamer als mit f0 präzediert haben, jetzt schneller präzedieren. Es folgt ein kurzer Moment, in dem die nun schneller präzedierenden Atome diejenigen, die ihnen zuvor in der Phasenlage enteilt sind, eingeholt haben. Für einen kurzen Moment lang präzedieren nun alle Wasserstoffkerne einer Spalte mit der gleichen Phasenbeziehung, unabhängig von ihrer mehr oder weniger hohen Lamorfrequenz. In diesem Moment gleicher Phasenlage addiert sich das Signal aller Kernspin zu einem gut nachweisbaren Dirac-Impuls mit maximaler Stärke. Dieser Impuls wird als „Gradienten-Echo“ bezeichnet, weil seine Form und die Zeit seines Auftretens durch das Timing des x-Gradienten bestimmt wird. Die Abstände zwischen zwei Echos ist die Zeit TE, in unserem Versuch 4,5 ms bei hoch aufgelösten auf der y-Achse auseinander liegen. Anders formuliert, die in y-Richtung weiter außen liegenden Spins verändern ihren Phasenbezug schneller als die in der gedachten φ0-Ebene liegenden. Die Zeitpunkte an denen der Phasencodiergradient anliegt liegen in gleichmäßigen Zeitabständen auseinander. Diese Zeitabstände werden als Time to Echo (TE) bezeichnet und lagen in unserem Experiment bei 4,5 ms für hoch aufgelösten Aufnahmen des Gehirns und 50 ms bei den Aufnahmen zur funktionalen Analyse des Sauerstoffumsatzes. Wir betrachten nun die zeitlichen Entwicklung der einzelnen Phasendifferenzen aller Spins nach der Zeit, d.h. wir nehmen die Spinmatrize A(t) mit allen Phaseninformationen und betrachten die erste Ableitung nach der Zeit: Der Phasenbezugswinkel φ0 fällt als Konstante weg, die Phasenverschiebung erweist sich als linearer, von y abhängiger Faktor dϕ = f ( y ) . Diese Änderung des Phasenwinkels dt pro Zeit erfüllt die Definition einer Frequenz, die diesmal von der Position auf der y-Achse abhängig ist. Diese Frequenz kann später auch tatsächlich durch eine inverse diskrete Fouriertransformation aus einem Frequenzgemisch aufgelöst und einer yKoordinate zugeordnet werden Die Abbildung 20 zeigt das vollständige Sequenzdiagramm einer Echo-Planar-Sequenz. In den ersten beiden Zeilen sehen wir noch einmal die Präparationsphase, in der mit Hilfe des zGradienten eine Schicht des Körpers selektiert und in dieser alle Wasserstoffkerne zu einer Präzessi- Radiofrequenz 60 MHz SchichtselektionsGradient in z-Richtung zur Behebung der Phasenverschiebung in z-Richtung t PhasencodierGradienten in y-Richtung t AusleseGradienten in xRichtung Signal aus der Präzessionsbewegung der Kernspins t t Abbildung 20: Vollständiges Sequenzdiagramm einer Echo-Planar-Sequenz. 14 t damit eine TE von minimal 0,6 ms Dauer erzielen. Die rapide Änderung des magnetischen Flusses in kurzer Zeit erzeugt in den Abschirmblechen und Primärwicklungen der Geräte starke Wirbelströme, die technisch begrenzt werden müssen. Die wechselnden Lorentzkräfte auf stromführende Leiter und Bleche sind ebenfalls entsprechend groß und äußern sich in lauten schlagenden und brummenden Geräuschen; Schalldrücke von 130 dB am Ohr des Patienten waren bei älteren MRI-Geräten die Regel und mussten durch Gehörschutz gedämpft werden. Auch moderne Geräte erzeugen noch Schalldrücke von bis zu 99 dB. Aufnahmen des Gehirns und 50 ms bei den Aufnahmen zur funktionalen Analyse des Sauerstoffumsatzes. Die sehr kurzen Umschaltzeiten von 4,5 ms, in denen möglichst starke Gradienten in x- und yRichtung ein- und ausgeschaltet werden müssen, stellen erhebliche technische Anforderungen an die Geräte. Die Fähigkeit, innerhalb kurzer Zeit einen möglichst starken Gradienten der magnetischen Flussdichte in eine beliebige Richtung zu erzeugen wird als die slew rate des Gerätes bezeichnet und ist ein wesentliches Qualitätsmerkmal. Je höher die slew rate, desto mehr Echos können in einer gegebenen Zeit erfasst werden. Dadurch lässt sich entweder die Verweilzeit für den Patienten im Gerät verringern oder die Auflösung in Volumenelemente (Voxel) bei gleich bleibender Zeit erhöhen. Der von uns im Versuch verwendete Siemens MAGNETOM Avanto verfügt nach Herstellerangaben über Tesla eine slew rate von effektiv 200 und kann m⋅s Abbildung 21: k-Raum Daten eines "Phantoms" (kreisrunde Wasserprobe) vor und nach zweifacher Fouriertransformation. (Quelle: Dave Higgins, www.revisemri.com) Die vom Gerät erfassten Rohdaten vor der Diskreten Fouriertransformation werden als der „k-Space“ bezeichnet und haben bei bildlicher Darstellung eine gewisse Ähnlichkeit mit holografischen Aufnahmen. Die Ähnlichkeit ist systematisch, denn beide Aufnahmen enthalten Information über Frequenz und Phasenlage von elektromagnetischen Wellen, die von den vielen einzelnen Punkten eines räumlichen Gebildes ausgestrahlt werden. Die Abbildung zeigt die aufgezeichneten Daten im kRaum nach der ersten und nach der zweiten Fouriertransformation. Es macht offensichtlich keinen Unterschied, ob zuerst die Zeileninformation in der x-Achse oder die Spalteninformation in der yAchse transformiert werden. Ein interessanter Effekt ist, dass sich die Ausdehnung eines Objektes entlang einer bestimmten Achse bei gutem Kontrast schon nach einfacher Fourieranalyse der betreffenden Achse abschätzen lässt. Generell ist es aber fast unmöglich, durch Betrachten des k-Raumes abzuschätzen welches Objekt im MRI abgebildet worden ist (Abbildung 22) Abbildung 22: Auch für Experten ist es immer wieder überraschend zu sehen, welches Objekt in einer k-RaumAufnahme tatsächlich abgebildet ist. (Dave Higgins www.revisemri.com) 15 [Mintun 2002b] Mark A. Mintun et al.: Cerebral Blood Flow Change in Arterial Hypoxemia Is Consistent with Negligible Oxygen Tension in Brain Mitochondria. NeuroImage 17, 1876–1881, 2002. –aktuelle Beiträge, die eine der vielen weiteren noch offenen Fragen rund um fMRI diskutieren. Literatur [Ault 1978] A. Ault, G. Dudek: ProtonenKernresonanz-Spektroskopie. Darmstadt: Steinkopff, 1978. – älteres Grundlagenwerk [Blümich 2005] Blümich, B.: Essential NMR. Berlin: Springer, 2005. – sehr empfehlenswert: „MRI in a nutshell“. [Ogawa 1990a] Ogawa, T. M. Lee, A. S. Nayak and P. Glynn, "Oxygenation Sensitive Contrast in Magnetic Resonance Image of Rodent Brain at High Magnetic Fields", Magn. Reson. Med., 14: 68-78, 1990. [Haase 1986] A. Haase, J. Frahm, D. Matthaei, W.H. Hänicke und K. D. Merbold: FLASH Imaging. Rapid NMR Imaging Using Low Flip-Angle Pulses. Journal of Magnetic Resonance 67, 258-266 (1986) – historische Erstveröffentlichung der gängigen FLASH-Sequenz [Ogawa 1990b] S. Ogawa, T. M. Lee, A. R. Kay and D. W. Tank, "Brain Magnetic Resonance Imaging with Contrast Dependent on Blood Oxygenation", Proc. Natl. Acad. Sci. (USA), 87: 9868-9872, 1990. – historische Erstveröffentlichungen, die zur Nutzbarkeit des BOLD-Kontrastes für die fMRI beitrugen [Huelthén 1952] Nobel Lectures, Physics 19421962. Amsterdam: Elsevier Publishing Company, 1964 – enthält Preisrede für Mills und Purcell [Pauling 1936] Pauling, Linus; Coryell, Charles D.: The Magnetic Properties and Structure of Hemoglobin, Oxyhemoglobin and Carbonmonoxyhemoglobin. Proceedings of the National Academy of Sciences of the United States of America, Vol. 22, No. 4, pp. 210-216, Apr. 15, 1936 [Logothetis 2001] Logothetis N.K.; Pauls, J.; Augath M.; Trinath T.; Oeltermann A.: Neurophysiological investigation of the basis of the fMRI signal. NATURE Vol. 412, Seite 150-157, 12. July 2001. – sehr guter Grundlagenartikel der die Frage anspricht, was genau bei fMRI eigentlich gemessen wird. [Tyndall 1894] Tyndall, John: Faraday, as a Discoverer. London: The Royal Institution of Great Britain, Fourth Edition, 1894. - Erstveröffentlichungen, die die magnetischen Eigenschaften des Blutes ansprechen. [Mintun 2002a] Mark A. Mintun, Andrei G. Vlassenko, Gordon L. Shulman, and Abraham Z. Snyder: Time-Related Increase of Oxygen Utilization in Continuously Activated Human Visual Cortex. NeuroImage 16, 531–537, 2002 16