Schwerpunkt Kolorektale Lebermetastasen – Aktuelle Therapiestrategien aus chirurgischer Sicht Zusammenfassung Hintergrund Das Auftreten von Lebermetastasen betrifft etwa die Hälfte aller Patienten mit einem kolorektalen Karzinom. Die chirurgische Resektion im multimodalen Therapiekonzept ist die effektivste Behandlungsoption und ermöglicht eine deutliche Verlängerung des Überlebens. Für annähernd ein Fünftel der Betroffenen kann dadurch eine langfristige Krankheitsfreiheit erreicht werden. Resektabilität ist somit ein entscheidender prognostischer Faktor sowohl in der Initial- als auch der Rezidivsituation. Daher wurden über die letzten Jahre durch operationstechnische Weiterentwicklungen, Strategien zur Präkonditionierung der Leber und Verbesserungen im perioperativen Management die Resektabilitätskriterien stetig ausgeweitet, um einer zunehmenden Anzahl an Patienten diese Therapieoption zu gewährleisten. Dieser Artikel bietet einen Überblick über aktuelle multimodale Therapieansätze in der fortgeschrittenen Metastasierungssituation aus chirurgischer Perspektive. Schlüsselwörter: Kolorektales Karzinom – Lebermetastasen – Chirurgische Resektion – Funktionelle Residualkapazität – Multimodaler Therapieansatz In der westlichen Welt stellt das kolorektale Karzinom eine der häufigsten krebsbezogenen Todesursachen dar. In Deutschland liegt Schätzungen des Robert-KochInstituts zufolge die Inzidenz für das Jahr 2012 bei zirka 80.000 Neuerkrankungen (www.krebsdaten.de). Ungefähr die Hälfte der Patienten wird im weiteren Krankheitsverlauf an den Folgen einer Metastasierung versterben [9]. Die Leber ist dabei das häufigste Zielorgan einer Tumordissemination, die primäre Resektabilität liegt jedoch nur bei zirka 15 bis 20 %. In einem multimodalen Therapiekonzept bietet die chirurgische Resektion nach wie vor die einzige kurative Therapieoption des hepatisch metastasierten kolorektalen Karzinoms und kann zu einer deutlichen Lebenszeitverlängerung führen, in ausgewählten Fällen sogar eine langfristige (mehr als zehn Jahre) Krankheitskontrolle ermöglichen (Tabelle 1) [24]. In der Praxis bedeutet dies, dass Resektabilität von Lebermetastasen – in Abwesenheit einer extrahepatischen Tumormanifestation – ganz wesentlich die weitere Prognose des Patienten bestimmt. Im Verlauf der letzten 30 Jahre haben Weiterentwicklungen chirurgischer Instrumentarien krebsmedizin 22 (2013) Nr. 1 © JÜRGEN HARTMANN VERLAG GMBH, Heßdorf-Klebheim 2 und operationstechnischer Strategien als auch eine Optimierung des perioperativen Managements zu einer kontinuierlichen Erweiterung der Resektabilitätskriterien geführt und damit einer stetig wachsenden Anzahl an Patienten die Möglichkeit einer potenziell kurativen Behandlungsoption eröffnet. Waren früher die Anzahl der Herde, deren Größe und topografische Anordnung entscheidend für die Einschätzung der Resektabilität, so steht heute die Evaluation der zu erwartenden funktionellen Residualkapazität im Vordergrund. Trotz erfolgreicher Resektion liegt die Rate an hepatischen Rezidiven bei > 50 %. Hohe Rezidivraten und die prognostische Bedeutung der Resektabilität sind Motivator für anhaltende Forschungsbemühungen. Während in ausgewiesenen Zentren die Grenzen der Resektabilität derzeit erreicht erscheinen, liegt hier das Augenmerk darauf, möglichst vielen Patienten diese Form der Chirurgie auch zugänglich zu machen. Interdisziplinäre Konsultation und Zertifizierung können hier Vorschub leisten. Laufende Studien – beispielsweise PANTHER (Phase II Study Investigating Upfront Pazopanib in Metastatic Renal Cancer) oder PERIMAX (Perioperative FOLFOXIRI and Beva1 H. Spatz S. Rüth M. Anthuber Schwerpunkt Therapieoptionen Überleben Keine Therapie [26] Primär resektabel [17] R0-Resektion, Chemotherapie bei < 9 % der Patienten Medizinisches Überleben: zirka zehn Monate Medizinisches Überleben: zirka 30 bis 40 Monate Gesamtüberleben nach fünf Jahren: zirka 40 % Gesamtüberleben nach zehn Jahren: zirka 27 % Gesamtüberleben nach 20 Jahren: zirka 24 % Progressionsfreies Überleben nach zehn Monaten: zirka 74 % Gesamtüberleben nach drei Jahren: zirka 50 % Medizinisches Überleben: zirka 24 Monate Gesamtüberleben nach fünf Jahren: zirka 18 % Gesamtüberleben nach fünf Jahren: zirka 33 bis 42 % Gesamtüberleben nach zehn Jahren: zirka 23 % Intensivierte Chemotherapie [12] Nicht resektabel, Folfoxiri + Bevacizumab Laparoskopische Radiofrequenzablation [21] Nicht resektabel, Progress unter Chemotherapie Multimodale Therapie bei fortgeschrittener Metastasierung [1, 11, 24] •Neoadjuvante Chemotherapie •Adjuvante Chemotherapie •Multiple Resektion (ein- und zweizeitig) •Resektion extrahepatischer Metastasen •Radiofrequenzablation, Pfortaderembolisation •Rezidivresektion 2 Tab. 1: Darstellung klinischer Szenarien mit den entsprechend gewählten Therapieoptionen und erreichbarer Lebenszeitverlängerung. Offensichtlich gibt es auch in der fortgeschrittenen, cizumab Compared with Postoperative FOLFOX in Patients with Resectable Liver Metastases from Colorectal Cancer) – widmen sich unter anderem der Frage, ob durch eine perioperative oder adjuvante Chemotherapie das progressionsfreie Überleben positiv beeinflusst werden kann. Im Folgenden sollen aktuelle Behandlungsstrategien vorgestellt werden und deren Einsetzbarkeit in der täglichen Praxis auch im Hinblick auf den zu erwartenden therapeutischen Nutzen beleuchtet werden. Beurteilung der Resektabilität Die Einschätzung der Resektabilität einer multifokalen Lebermetastasierung unterliegt einer großen Variabilität und ist abhängig von der hepatobiliären Expertise des zuständigen Chirurgen [6]. Wichtig ist daher, dass Patienten nach adäquatem Staging im Rahmen einer multimodalen Therapieplanung in einem interdisziplinären Tumorboard vorgestellt werden und hier die Anwesenheit eines hepatobiliär versierter Chirurgen gefordert werden muss. Ab einem Fong2 auf die Leber beschränkten Metastasierungssituation eine Subgruppe von etwa 20 % der Patienten, die eine langfristige Tumorkontrolle erfahren. Score > 2 wird durch die S3-Leitlinie die präoperative Durchführung einer Positronenemissionstomografie-Computertomografie mit Fluordesoxyglukose (FDG-PETCT) empfohlen, da dadurch in etwa 25 % der Fälle zusätzliche Befunde zu Tage kommen, die eine Änderung der ursprünglich festgelegten Therapiestrategie zur Folge haben. Unabdingbar erscheint ebenso die Durchführung eines intraoperativen Ultraschalls, der wiederum auch in der eigenen Erfahrung bei etwa 20 % der Patienten die Detektion zusätzlicher Metastasen erbringt [22]. Allgemein gültige Resektabilitätskriterien sind in der derzeit in Überarbeitung befindlichen S3-Leitlinie zum kolorektalen Karzinom skizziert [18], können aber im Einzelfall erweitert werden: •Nicht resektable, extrahepatische Tumormanifestation ist ausgeschlossen; •Weniger als 70 % des Parenchyms sind befallen; •Weniger als drei Lebervenen und weniger als sieben Segmente sind betroffen; •Keine Leberinsuffizienz oder Child-B- oder -C-Zirrhose; •Keine schwerwiegenden Begleiterkrankungen. Parenchymsparende, atypische Resektionen sind gegenüber anatomischen Resektionen mit unnötigem Parenchymverlust in der Regel zu bevorzugen. Wichtig ist ein tumorfreier Resektionsrand wobei der Sicherheitsabstand prognostisch keine Wertigkeit besitzt [17]. Grundsätzlich können von einer gesunden Leber im Extremfall bis zu 80 % der Parenchymmasse entfernt werden, alternativ sollte das zu erwartende funktionelle Residualvolumen nicht unter 0,5 % des Körpergewichts liegen. Da die alleinige Volumetrie keine Aussage über die Parenchymbeschaffenheit zulässt, müssen ergänzend Synthese- und Gerinnungsparameter, Bilirubin und gegebenefalls auch Eliminationstests hepatisch metabolisierter Substanzen zur Abschätzung der individuell zu erwartenden Residualkapazität einbezogen werden (Abbildung 1). Dies erscheint umso wichtiger, da die meisten Patienten in der heutigen Zeit bereits chemotherapeutisch vorbehandelt sind und in der Regel schon einen Parenchymschaden unterschiedlicher Ausprägung aufweisen. Keine der Evaluationsmethoden für sich bietet in der Realität eine zuverlässige Prognostizierbarkeit eines krebsmedizin 22 (2013) Nr. 1 © JÜRGEN HARTMANN VERLAG GMBH, Heßdorf-Klebheim Schwerpunkt „Gesunde“ Leber „Chemo-“Leber Zirrhose Einflussfaktoren • Anzahl der Chemotherapiezyklen • Body-Mass-Index • Diabetes mellitus • Metabolisches Syndrom Evaluation funktionelle Reserve Abb. 2a: Schematische Darstellung einer bilobären Metastasierung mit sieben Läsionen, nur die Segmente 4a und b sind nicht befallen. ≥ 20 % ≥ 30 % ≥ 40 % 2 • Hypertrophieinduktion • Zweizeitiges Vorgehen Abb. 1: Einflussfaktoren auf die funktionelle Residualkapazität sowie Möglichkeiten und Indikationen zur Hypertrophieinduktion. postoperativen Leberversagens im Grenzbereich einer ausgedehnten Leberresektion. Letztlich entscheidet nicht selten trotz normwertiger präoperativer apparativer Diagnostik erst die makroskopische und palpatorische Beschaffenheit in situ, ob eine ausgedehnte Resektion oder verlängerte Ausklemmung vertretbar erscheinen. Naturgemäß ist diese Einschätzung in hohem Maße erfahrungsabhängig. Durch strikte, standardisierte Evaluationskriterien auch unter Zuhilfenahme moderner Funktionstests konnte jedoch eine erhebliche Senkung der postoperativen Mortalität von 9,4 auf 3,4 % auf dem Boden eines sogenannten „Small for Size“-Leberversagens in ausgewiesenen Zentren erreicht werden [23]. Steigerung der Resektabilität Da bislang ein Langzeitüberleben von Patienten nur durch die radikal chirurgische Resektion gewährleistet werden kann, wurden verschiedene Strategien zur Steigerung der Resektabilität entwickelt: •Präoperative Chemotherapie; •Mehrzeitige Resektionen; •Hypertrophieinduktion durch Pfortaderembolisation/Ligatur. Eine wesentliche Säule eines multimodalen Ansatzes stellt dabei die präoperative Chemotherapie dar. Während eine Verbesserung des tumorfreien Überlebens initial resektabler Patienten durch eine perioperative Chemotherapie noch Gegenstand laufender Studien ist, kann durch den Einsatz moderner Chemotherapeutika mit und ohne flankierende Antikörpergabe durch ein „Downsizing“ der Läsionen in zirka 30 % der Fälle initial irresektabler Befunde sekundäre Resektabilität erreicht werden [6, 7]. Trotz des bekannten Spektrums hepatotoxischer Nebenwirkungen wird dadurch die Morbidität und Mortalität der folgenden Leberresektion nicht maßgeblich beeinflusst [14]. Mehr als sechs Zyklen sind jedoch zu vermeiden. Eine histopathologische Vollremission ist ein seltenes Ereignis (4 %) [4]. Die fehlende Nachweisbarkeit mit bildgebenden Mitteln erschwert die weiteren Therapieentscheidungen und sollte aus chirurgisch onkologischer Sicht nicht angestrebt werden. Ein Progress unter Che- krebsmedizin 22 (2013) Nr. 1 © JÜRGEN HARTMANN VERLAG GMBH, Heßdorf-Klebheim Abb. 2b: Im Rahmen des ersten Eingriffs wird die Metastase im Segment 2 reseziert und die weiteren Herde im linken Leberlappen durch Radiofrequenzablation verödet (gelber Blitz). Gleichzeitig wird zur Hypertrophieinduktion der rechte Pfortaderast ligiert. Abb. 2c: Nach einer Wartezeit von zwei bis vier Wochen kann nach entsprechender Hypertrophieinduktion eine Hemihepatektomie rechts vorgenommen werden und damit eine komplette Tumorentfernung erreicht werden. 3 Schwerpunkt 2 Abb. 3a: Parenchymdurchtrennung in den Grenzen einer erweiterten Hemihepatektomie rechts unter Belassen der Segmente 4 bis 8 („In-situ-Split“) und Erhalt der arteriellen Perfusion und des Gallenganges. Zur Verhinderung von Adhäsionen wird die später zu entfernende rechte Leber in eine sterile Folie eingewickelt. Abb. 3b: Situs nach Entfernung der Segmente 4 bis 8, neun Tage nach dem Ersteingriff. motherapie ergibt trotz noch erfolgter Resektion deutlich schlechtere Ergebnisse, und eine Resektion muss in diesen Fällen sehr kritisch geprüft werden [3]. Darüber hinaus lässt sich durch die präoperative radiologisch interventionelle Pfortaderembolisation meist der rechten Seite eine Hypertrophie des linken Leberlappens induzieren, die Patienten durch eine Vermehrung des funktionellen Residualvolumens häufig noch eine Resektion ermöglicht (Abbildung 1). Dieser Effekt kann auch chirurgisch genutzt werden, um zum Beispiel im Falle eines bilobären Befalls in einer ersten Sitzung die Herdbefunde in den Semgenten 1 bis 3 zu entfernen, gleichzeitig die rechte Pfortader zu ligieren und dann nach einer Wartezeit von zwei bis vier Wochen die Hemihepatektomie 4 rechts durchzuführen (Abbildungen 2a bis c). Neueste Erkenntnisse zeigen, dass durch ein „In-situSplitting“ der Leber innerhalb von im Median neun Tagen eine Hypertrophie der Segmente 1 bis 3 von mehr als 70 % erreicht werden kann [19]. Dabei erfolgt bei der ersten Operation eine Parenchymdurchtrennung in den Grenzen einer erweiterten Rechtshemihepatektomie mit gleichzeitiger Durchtrennung der Pfortaderzufuhr zu den Segmenten 4 bis 8, die mit erhaltener arterieller Perfusion jedoch in situ belassen werden. Nach entsprechender Hypertrophie der Segmente 1 bis 3 werden dann in einem wenig belastenden Folgeeingriff im gleichen stationären Aufenthalt (etwa 10 bis 14 Tage nach dem Ersteingriff) die nur noch an der rechten Leberarterie, dem rechten Gallengang und der rechten Lebervene hängenden Segmente 4 bis 8 entfernt (Abbildungen 3a und b). Grundsätzlich können mehrzeitige Operationsstrategien auch mit Mikrowellen- oder Radiofrequenzablation kombiniert werden. Durch ein Ausschöpfen multimodaler Therapieoptionen kann trotz fortgeschrittener Lebermetastasierung ein Fünf-Jahres-Überleben von etwa 40 bis 70 % erreicht werden [13, 20]. Erneute Resektion bei hepatischem Rezidiv? Da sich bei mehr als der Hälfte der Patienten nach erfolgreicher Metastasenresektion ein hepatisches Rezidiv entwickelt, fordert dieses Szenario eine häufige klinische Entscheidungsfindung. In einer Vielzahl von Publikationen konnte gezeigt werden, dass durch eine erneute Resektion ohne Erhöhung der Mortaliät im Vergleich zum Ersteingriff wiederum ein Fünf-Jahres-Überleben von zirka 40 % erreicht werden kann [7]. Auch im Falle von Zweitund Drittrezidiven kann im Einzelfall eine erneute Resektion sinnvoll erscheinen und zurückgerechnet auf den Zeitpunkt der ersten Leberresektion ein Fünf-Jahres-Überleben von 65 % ermöglichen [2]. Synchrone Lebermetastasen In den lateralen Segmenten lokalisierte und durch limitierte Resektionen angehbare Lebermetastasen können bei entsprechender Expertise simultan mit der Kolon- oder Rektumresektion erfolgen. Beim asymptomatischen Patienten ohne Stenose- oder Blutungsproblematik kann bei ausgedehnterem, aber resektablem Leberbefall zunächst eine adjuvante Chemotherapie erwogen werden und dann gegebenenfalls auch zuerst die Lebermetastasen reseziert werden. Dieses als „Liver First“ bezeichnete Verfahren scheint im Vergleich zum konventionellen Vorgehen – zuerst den Primarius und dann die Lebermetastase resezieren – mehr Patienten eine vollständige Tumorresektion zu ermöglichen. Die Überlebensdaten unterscheiden sich jedoch nicht [5], sodass dieses Vorgehen besonders dann zum Einsatz kommt, wenn Tumorlast und topografische Verteilung der Lebermetastasierung prognosebestimmend erscheinen. Ein allgemeiner Algorithmus zur Therapie von Lebermetastasen kann Abbildung 4 entnommen werden. Auffällige Hiluslymphknoten Lange galt der bildgebende oder inspektorisch vermutete Nachweis von metastasensuspekten Lymphknoten im Leberhilus und Ligamentum hepatoduodenale als Ausschlusskriterium für eine geplante Leberresektion. Nach systematischer Lymphknotendissektion liegt die Befallsrate der Hiluslymphknoten bei zirka 20 % [16]. Weder die präoperative Computertomografie noch die intraoperative Inspektion haben aber eine ausreichend zuverlässige positive Vorhersagekraft (85 versus 56 % [16]), um die Operationsindikation sinnvoll zu beeinflussen. Vielmehr konnte gezeigt werden, dass Patienten nach erfolgreicher und systematischer Lymphadenektomie mit postoperativem Nachweis von Lymphknotenmeta- krebsmedizin 22 (2013) Nr. 1 © JÜRGEN HARTMANN VERLAG GMBH, Heßdorf-Klebheim Schwerpunkt stasen im Dissektat noch ein FünfJahres-Überleben von 17 % erreichen können [15]. Eine Erhöhung der operativen Morbidität und Mortalität durch die Dissektion wurde dabei nicht beschrieben [16]. Prognostisch nicht mehr sinnvoll erscheint hingegen die Dissektion beim Nachweis von befallenen Lymphknoten im Bereich der Arteria hepatica communis und des Truncus coeliacus [10]. Extrahepatischer Tumor (Primarius und/oder extrahepatische Metastasierung) Tumor nicht vorhanden Resektable Lebermetastasen ja Wertigkeit der laparoskopischen Leberresektion Laparoskopische Leberresektionen sind in erfahrenen Händen von einfachen Subsegmentresektionen bis zu ausgedehnten Eingriffen möglich und bieten die bekannten Vorzüge der beschleunigten Rekonvaleszenz. Die Möglichkeit parenchymsparender Resektionen an multiplen Lokalisationen ist jedoch begrenzt. Die Indikation zur laparoskopischen Leberresektion bleibt derzeit auch aufgrund der noch unzureichenden Langzeitdaten speziellen Indikationen vorbehalten. Durch Minimierung des operativen Traumas bietet die Laparoskopie jedoch Potenzial für simultane Resektionen von Primarius und Lebermetastasen durch ein rein laparoskopisches Vorgehen oder die Kombination von offenem und laparoskopischem Zugang [8, 25]. Fazit Nach aktuellem Wissenstand bietet die chirurgische Entfernung von kolorektalen Lebermetastasen als einzige Therapieoption eine Chance auf langfristige Tumorkontrolle, die im Einzelfall nach mehr als zehnjähriger Rezidivfreiheit als Heilung anzusehen ist. Durch multimodale Therapiestrategien kann die Resektabilität erheblich gesteigert werden und verschafft damit einer stetig wachsenden Anzahl an Patienten Zugang zu der prognostisch besten Tumorboard • Strategie Tumor vorhanden und nicht komplett entfernbar Re-Evaluation • Ansprechen • Progress • Remission „Neoadjuvante“ Chemotherapie nein „Neoadjuvante“ Chemotherapie Tumor komplett entfernbar nein Palliative Therapie ja Resektion • Einzeitig/zweizeitig • Pfortaderembolisation/Ligatur • Gegebenenfalls zusätzlich Ablationsverfahren Gegebenenfalls „Liver First“ Resektion • Extrahepatische Tumormanifestation Abb. 4: Allgemeiner Algorithmus zum Vorgehen bei Lebermetastasen. Therapieentscheidungen sollten immer in einem interdisziplinären Tumorboard vorgenommen werden. Behandlungsmöglichkeit. Resektabilität wird heute überwiegend durch die Einschätzung des erwartbaren funktionellen Residualvolumens definiert, Tumorlast und topografische Verteilung treten in den Hintergrund. Entscheidend für eine optimale Therapieplanung ist die Strategiefestlegung in der interdisziplinären Tumorkonferenz. Die Anwesenheit eines ausgewiesenen hepatobiliären Chirurgen ist dabei zu fordern, da der Resektabilitätseinschätzung die entscheidende prognostische Bedeutung zukommt. Summary Colorectal Liver Metastasis – Surgical Perspective of Modern Therapy Strategies Liver metastases from colorectal cancer affect about 50 % of patients during the course of the disease and was long considered an incurable situation. Surgical resection is the therapy of choice to achieve long-term survival and the only therapeutic option offering a chance for cure. In recent years, advances in surgical techniques krebsmedizin 22 (2013) Nr. 1 © JÜRGEN HARTMANN VERLAG GMBH, Heßdorf-Klebheim and preconditioning of the liver as well as neoadjuvant chemotherapy have pushed the limits of resectability by a multidisciplinary approach facilitating long term survival for patients with initially irresectable liver lesions, extrahepatic tumour manifestation, or recurrent liver metastases. In addition to offering a chance for cure to a significant number of patients (~ 20 %) with metastatic disease, living with the disease over years seems possible for a significantly larger number of patients. This paper will give a surgical perspective of recent multimodal strategies in the treatment of advanced liver metastases from colorectal cancer. Keywords: Colorectal Cancer – Liver Metastases – Surgical Resection – Functional Residual Capacity – Multimodal Strategies Literatur 1. 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