Fachbereich I Erziehungs- und Sozialwissenschaften Dr. Felix Hinz Dr. Sven Tode Institut für Geschichte Marienburger Platz 22 31141 Hildesheim Tel.: +49 (0) 5121-883-542 Fax: +49 (0) 5121-883-549 [email protected] Hildesheim, 08.12.2010 Kurz-Exposé Geschichtsdidaktik – Einführung, Zugriffe und Perspektiven Was ist Geschichtsdidaktik? – Die Antwort auf diese Frage muss nicht nur abhängig von den sich wandelnden Anforderungen an die Geschichte als Fachwissenschaft beantwortet werden, sondern ebenso abhängig von der Zielgruppe, die diese Frage stellt. Für Grundschullehrende stellt sie sich anders als für solche des Gymnasiums, für Museumspädagogen anders als für Mitglieder historischer Reenactment-Gruppen, für Studierende des Fachs anders als für Lehrende an der Universität. Deutlich wird hier bereits, dass Geschichtsdidaktik längst mehr ist als die Vermittlung historischer Stoffe im schulischen Unterricht. Während das Fach hier zunehmend randständig wird, boomt es in anderen gesellschaftlichen Bereichen und ist ohne Zweifel zu einem veritablen Wirtschaftsfaktor geworden: historische Romane, Filme und PC-Games, Römer- und Mittelalter-Events, History Marketing oder History Consulting sind nur einige Beispiele, denen man viele weitere anfügen könnte. Geschichtsdidaktik ist daher auch längst mehr als ein handwerkliches Können, das sich in der Anwendung bestimmter Methoden und Medien erschöpft. Um der komplexer werdenden Situation gerecht zu werden, Universität Hildesheim • Marienburger Platz 22 • D 31141 Hildesheim • www.uni-hildesheim.de scheint daher ein bewusster Rückbezug auf die historische Fachwissenschaft mit ihren philosophischen und theoretischen Grundlagen und Entwicklungen geboten. Die Frage der Inhalte muss bei der Beschreibung der Geschichtsdidaktik an erster Stelle stehen, während anders gewendet (und dies wird von Fachwissenschaftlern bisweilen gern „vergessen“) Geschichte ohne ihre Vermittlung schlicht irrelevant ist. Daher ist es ein besonderes Anliegen dieses Sammelband-Projekts, die aktuellen Forschungsdiskussionen in und um die Geschichtsdidaktik ebenso einzubinden wie jene der Geschichtswissenschaft und deren Positionierung (Konstruktivismus, „Ende der Geschichte“, linguistic turn usf.). Erst von einer entsprechenden Verortung der Geschichtsdidaktik aus sowie unter Berücksichtigung des aktuellen Forschungsstandes in Bezug auf geschichtlich relevante physikalische Dimensionen, auf kognitive psychologische und metaphysische Kategorien lassen sich zukunftsweisende Zugriffe in die Praxis herleiten. Doch auch eben diese Praxis hat in den vergangenen Jahren einen fundamentalen Wandel durchlaufen. Mit Befremden konstatieren schulische Lehrkräfte, dass trotz erheblichen didaktischen Mehraufwands gerade im inhaltlichen Bereich die erhofften Lernziele oft nicht erreicht werden können. Didaktik darf nicht an der gesellschaftlichen Realität vorbeigehen und nicht ignorieren, dass Kinder und Jugendliche heute entscheidend anders leben als noch in den 1970er oder 1980er Jahren. Trotz der oben erwähnten Ausweitung der Geschichtsdidaktik auf vielfache andere Bereiche soll der schulische Unterricht jedoch als akademisch anspruchsvollste Vermittlungsinstanz des Fachs nach wie vor im – entsprechend kontextualisierten – Zentrum des Interesses verbleiben. Ein neues Handbuch zur Geschichtsdidaktik muss auch jenen entsprechenden praktischen Anforderungen genügen und übersichtlich zielgenaue Zugriffe erlauben. Es soll daher auch als Einführung in die Geschichtsdidaktik dienen, die zunächst aus der Tiefe schöpft, dann jedoch den Erfordernissen des Alltags der Vermittlung von Geschichte nicht nur, aber nicht zuletzt auch im schulischen Bereich möglichst gerecht wird. Der multiperspektivische Ansatz erfordert gleichsam zwingend den Zugang aus verschiedenen Disziplinen sowie aus theoretischer wie praktischer Ausrichtung. Eben dies sollte sich in der Provenienz der Beiträger widerspiegeln. Universität Hildesheim • Marienburger Platz 22 • D 31141 Hildesheim • www.uni-hildesheim.de