1.1 Mechanismen der Steuerung der Embryonalentwicklung Bodo Christ und Beate Brand-Saberi Wer weiter nichts als die Kreaturen erkennte, der braucht an keine Predigt zu denken, denn jegliche Kreatur ist Gottes voll und ist ein Buch. Meister Eckhart Inhaltsverzeichnis 1.1.1 Geschichte des Entwicklungsbegriffs . . . 3 Grundvorgänge der Entwicklung . . . . . Wachstum . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Zellteilung und Zellvermehrung . . . . . . Zellvergrößerung . . . . . . . . . . . . . . . Bildung von extrazellulärer Matrix (ECM) Gene . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Transkriptionsfaktoren . . . . . . . . . . . . Differenzierung . . . . . . . . . . . . . . . . Apoptose . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Extrazelluläre Matrix, Zelladhäsionsmoleküle und Zell-Matrix-Interaktionen . 1.1.2.7 Gemeinschaftseffekt (Community Effect) 1.1.2.8 Signalaustausch zwischen Zellen . . . . . . 1.1.2.8.1 Transformierender Wachstumsfaktor . . . 1.1.2.8.2 Fibroblastenwachstumsfaktoren . . . . . . 1.1.2.8.3 Epidermale Wachstumsfaktoren . . . . . . 1.1.2.8.4 Insulinähnliche Wachstumsfaktoren . . . . 1.1.2.8.5 Hedgehog-Familie . . . . . . . . . . . . . . . 1.1.2.8.6 WNT-Familie . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1.1.2.8.7 Das Delta-Notch-System . . . . . . . . . . . 1.1.2.8.8 Die LIF-Familie . . . . . . . . . . . . . . . . 1.1.2.8.9 Das Ephrinsystem . . . . . . . . . . . . . . . 1.1.2.8.10 Neurotrophine . . . . . . . . . . . . . . . . . 1.1.2.9 Morphogenetische Prozesse . . . . . . . . . 1.1.2.9.1 Morphologie und Vorkommen von Epithelien in der Entwicklung . . . . 7 7 7 9 9 9 10 11 14 1.1.2 1.1.2.1 1.1.2.1.1 1.1.2.1.2 1.1.2.1.3 1.1.2.2 1.1.2.3 1.1.2.4 1.1.2.5 1.1.2.6 15 16 17 17 18 18 18 19 19 20 20 20 20 21 1.1.2.9.2 1.1.2.9.3 1.1.2.9.4 1.1.2.9.5 1.1.2.9.6 1.1.2.10 1.1.2.10.1 1.1.2.10.2 1.1.2.11 1.1.2.11.1 1.1.2.11.2 1.1.2.11.3 1.1.2.11.4 1.1.2.11.5 1.1.2.11.6 1.1.2.12 1.1.2.12.1 1.1.2.12.2 1.1.2.13 1.1.2.14 1.1.3 Gastrulation . . . . . . . . . . . . . . . . . Regeneration . . . . . . . . . . . . . . . . Grenzziehungen . . . . . . . . . . . . . . Fusionen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Rechts-links-Asymmetrie . . . . . . . . . Gefäßentwicklung . . . . . . . . . . . . . Angiogenese . . . . . . . . . . . . . . . . . Lymphangiogenese . . . . . . . . . . . . . Entwicklung des Nervensystems . . . . Induktion des Nervensystems . . . . . . Bildung des Neuralrohrs . . . . . . . . . Segmentierung des Gehirns . . . . . . . Dorsoventrale Polarisierung der Rückenmarksanlage . . . . . . . . . Strukturentwicklung des ZNS . . . . . . Wachstum der Axone . . . . . . . . . . . Entwicklung der Extremitäten . . . . . . Reziproke Interaktionen zwischen Ektoderm und Mesoderm . . . . . . . . Anterior-posteriore und dorsoventrale Polarität . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Entwicklung der Nieren . . . . . . . . . . Die Entwicklung einer Drüse am Beispiel des Pankreas . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 23 24 25 26 27 29 29 31 31 31 32 32 . . . . . . . . 33 33 35 35 . . 36 . . . . 37 38 . . 39 Literatur . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 41 21 1.1.1 Geschichte des Entwicklungsbegriffs Das Fragen nach der Herkunft, dem Sein, dem Werden und Vergehen des Menschen hat bereits antike Philosophen beschäftigt und zu anatomischen und embryologischen Studien angeregt. Die ersten ausführlichen Abhandlungen über Entwicklungsphänomene und deren Ursachen stammen von Aristoteles (384–322 v. Chr.) insbesondere in seinem Werk „Von der Zeugung und Ent- wicklung der Tiere“. Aristoteles beschreibt die Entwicklung des Hühnchens im Ei. Inmitten der sich ausbildenden Formen beobachtete er das pulsierende Herz und beschrieb es als den „springenden Punkt“. Die Formentwicklung (Morphogenese) wird nach Aristoteles durch ein gestaltendes Prinzip „entelecheia“ vorangetrieben. Das gesamte Universum befindet sich danach in einer ständigen Bewegung von niederen zu höheren Entwicklungsstufen. Die Vervollkommnung der Form, welche die Materie prägt, geschieht nach einer VorstelGanten/Ruckpaul (Hrsg.) gemeinsam mit R. R. Wauer Molekularmedizinische Grundlagen von fetalen und neonatalen Erkrankungen © Springer-Verlag Berlin Heidelberg 2005 4 B. Christ und B. Brand-Saberi lung, „eidos“, die dem wirksamen Prinzip innewohnt. Für die mittelalterlichen Menschen war die göttliche Schöpfung der Natur und des Menschen eher Gegenstand kontemplativer Betrachtungen. Mit Beginn der Renaissance im 16. Jahrhundert begann wiederum eine mehr gegenstandsbezogene Forschung und es wurden Befunde erhoben, die im Verlauf der folgenden Jahrhunderte in Abhängigkeit von den sich ständig verbessernden Untersuchungsmethoden an Exaktheit zunahmen und die unser heutiges naturwissenschaftliches Weltbild, d. h. unsere „Weltanschauung“, geprägt haben. In der Embryologie stand zunächst die Lehre von der Präformation ganz im Vordergrund. Diese besagte, dass der Embryo von Anfang an mit allen Teilen ausgestattet ist. Diese Teile sollten zu Beginn der Entwicklung so winzig sein, dass sie nicht identifiziert werden könnten. Die vollständig ausgestatteten Miniaturtiere oder -menschen (Homunculi) sollten entweder in den 1677 von dem Studenten Hamm entdeckten Spermienköpfen oder in den von de Graaf 1672 beschriebenen Eiern (Follikeln) enthalten sein. Die beweglichen Spermien wurden zunächst als Tierchen (Zoa oder Animalcula) beschrieben und später von Karl Ernst von Baer als Samentiere (Spermatozoa) benannt. Diejenigen, die sie als Sitz der Homunculi ansahen, wurden als Animalkulisten bezeichnet (Abb. 1.1.1). Demgegenüber hießen diejenigen, welche die voll ausgestatteten menschlichen Winzlinge in den Eiern vermuteten, Ovisten. Die Präformationslehre führte die Ovisten konsequenterweise zur Formulierung der Einschachtelungslehre (Emboîtement), die auf den Philosophen Malebranche (1688) zurückgeht und besagt, dass bereits im Ovar der Urmutter Eva ineinander verschachtelt 200 Millionen Miniaturmenschen enthalten gewesen seien, die alle von Gott vor 6000 Jahren an einem Tag geschaffen die Erde bis an das Ende aller Tage bevölkern würden (nach Hertwig 1906). Der Streit zwischen Ovisten und Animalkulisten schien zugunsten der Ovisten auszugehen, als der Genfer Gelehrte Charles Bonnet die Jungfernzeugung (Parthenogenese) der Blattläuse entdeckte. Er hatte eine Blattlaus sorgfältig isoliert und beobachtete, dass sie, ohne je mit einem Männchen Kontakt gehabt zu haben, öfter hintereinander lebendige Junge zur Welt brachte. Nach den Vorstellungen der Ovisten und Animalkulisten waren die unendlich kleinen Miniaturbilder der später ausgewachsenen Geschöpfe in Hüllen eingeschlossen, die im Verlauf ihres Wachstums durchbrochen und abgeworfen würden. Dieser Prozess der Auswickelung Abb. 1.1.1. Winziger Mensch in einem Spermium. Darstellung nach Nicholas Hartsoeker (1656–1725) aus den Hüllen, diese „Entkapselung“, wurde als Entwicklung oder Evolution bezeichnet. So genaue Beobachter der Embryonalentwicklung des Hühnchens und der Amphibien wie William Harvey, Albrecht von Haller, Antoni van Leeuwenhoek, Marcello Malpighi und Jan Swammerdam, waren von der Richtigkeit der Präformationstheorie überzeugt (Abb. 1.1.2). Ein Bedeutungswandel des Entwicklungsbegriffs wurde durch die Arbeiten von Caspar Friedrich Wolff eingeleitet, der 1759 die Theorie der Epigenese entwickelte. Er ging dabei davon aus, dass die Entwicklung ein Fortschreiten vom Einfachen zum Komplizierten darstellt: „Die verschiedenen Teile eines tierischen Körpers entstehen alle einer nach dem anderen, ein jeder Teil ist also allemal erstlich ein Effekt eines anderen vorhergehenden Teils und als dann wiederum Ursache anderer fol- a 1.1 Mechanismen der Steuerung der Embryonalentwicklung hen werden. Von Baer war durch seinen Jugendfreund Pander, der 1817 in den „Beiträgen zur Entwicklung des Hühnchens im Ei“ bereits den Übergang von der zweiblättrigen zur dreiblättrigen Keimscheibe beschrieben hatte, für die embryologische Forschung begeistert worden. In seinem Hauptwerk über die Embryologie der Tiere hat von Baer 1828 am eingehendsten die Entwicklung des Hühnchens vom Anfang der Bebrütung bis zum Schlüpfen aus dem Ei beschrieben (Abb. 1.1.3). Dabei entdeckte er beispielsweise den Primitivstreifen. Er beobachtete, dass die Wirbeltiere vorübergehend ein sehr ähnliches Embryonalstadium durchlaufen, wobei die Embryonen höherer Tiere jedoch nie den bleibenden Formen niederer Tiere entsprächen: „Im Grunde ist also nie der Embryo einer höheren Tierform einer anderen Tierform gleich, sondern nur ihrem Embryo.“ Er widersprach damit der insbesondere von Meckel und später von Haeckel (1834–1919) formulierten These, die noch heute kontrovers diskutiert wird, dass nämlich die Individualentwicklung (Ontogenese) eine abgekürzte Form der Stammesgeschichte (Phylogenese) darstelle. Hier zeigte sich besonAbb. 1.1.2. Darstellung der Entwicklung des Hühnerembryos nach Marcello Malpighi (1628–1694) gender Teile.“ Die späteren Organe sind demnach nicht als solche in kleinem Maßstab zu Beginn der Entwicklung vorhanden, sondern sie bilden sich allmählich aus. So beschreibt Wolff in seiner Schrift „De formatione intestinorum“, die 1768 erschien, wie sich der Darm des Hühnerembryos aus einem Darmblatt über eine Darmrinne entwickelt, deren Ränder sich einander nähern, um schließlich zu einem Rohr zu verschmelzen (nach Hertwig 1906). Ein weiterer wesentlicher Anstoß zum besseren Verständnis der Embryonalentwicklung kam vom Abt Lazzaro Spallanzani (1729–1799), der 1780 erfolgreich künstliche Befruchtungen sowohl von Amphibien mit Samen aus den Samenblasen der Männchen durchführte und dem sogar die künstliche Befruchtung einer Hündin durch Injektion von Samen eines Hundes in die Gebärmutter gelang. Dadurch wurde erstmals demonstriert, dass beide Geschlechter einen Beitrag zur Zeugung der Nachkommen liefern müssen (nach Hertwig 1906). Die Eizelle selbst wurde von Karl Ernst von Baer (1792–1876) entdeckt. Er gehörte zu den ganz großen Forschern des 19. Jahrhunderts und kann als Schöpfer der modernen Embryologie angese- Abb. 1.1.3. Deckblatt des Buches über die Entwicklung des Hühnchens im Ei von Karl Ernst von Baer (1828) 5 6 B. Christ und B. Brand-Saberi ders augenfällig, wie die wachsende Erkenntnis von naturwissenschaftlichen Zusammenhängen einen Wandel der „Weltanschauung“ bewirken kann. Eine weitere Dimension in der Betrachtung von Entwicklungsvorgängen wurde durch die Beobachtungen von Schleiden (1838) und Schwann (1839) eröffnet, dass alle Lebewesen aus Zellen zusammengesetzt seien, welche die kleinsten noch selbstständig lebensfähigen Bauelemente des Organismus darstellen. Hinzu kam die Erkenntnis, dass Zellen nur durch Teilung von Zellen entstehen können (Virchow 1855: „omnis cellulae e cellula“). Dadurch wurde klar, dass es im Verlauf der Entwicklung zu einer Spezialisierung von ursprünglich gleich aussehenden Zellen kommen muss (Differenzierung). In der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts begann auf der Basis dieser Erkenntnisse und der Verfeinerung der mikroskopischen Untersuchungsmethoden, deren Entwicklung insbesondere von Remak, Kölliker und Hensen vorangetrieben worden waren, die Epoche der Zellbiologie, Genetik und der experimentellen Embryologie. Aufgrund von Ergebnissen mikrochirurgisch durchgeführter Defektund Isolationsexperimente an Embryonen verschiedener Spezies begann sich die Erkenntnis durchzusetzen, dass embryonale Zellen bzw. Zellgruppen für ihre Differenzierung Informationen von außen benötigen. Driesch erkannte, dass das Schicksal einer Zelle abhängig von ihrer Lage im Ganzen ist. Demnach sind die Zellen im jungen Embryo einer „Positionsinformation“ ausgesetzt, die ihr weiteres Schicksal festlegt (determiniert). Die induktiven Wechselwirkungen zwischen verschiedenen Keimabschnitten wurden am Beispiel des Amphibienkeims von Spemann u. Mangold untersucht und führten zur Entdeckung eines den Embryo „organisierenden“ Keimbezirks, der beim Amphibienembryo in der oberen Urmundlippe und bei Vögeln und Säugern im Hensen-Knoten lokalisiert ist (Spemann u. Mangold 1924, Abb. 1.1.4). Diese Fähigkeit multipotenter Zellen, sich entsprechend äußerer Befehle (Signale) zu differenzieren, wird gegenwärtig in der Stammzellenforschung mit dem Ziel der Gewebszüchtung genutzt. Aus der Beobachtung, dass sich aus einem Hühnerei immer nur ein Huhn und niemals ein Adler oder eine Taube entwickelt, kann geschlossen werden, dass der Hühnchenbauplan bereits im Hühnerei vorhanden sein muss. Das bedeutet, dass auch alle epigenetischen Prozesse während der Embryonalentwicklung letztendlich durch die Erbanlagen gesteuert werden. Diese artgemäße Steuerung der Entwicklungsprozesse führte Weismann Abb. 1.1.4. Originalpräparat von Spemann und Mangold mit experimentell induzierter Embryonalachse (Pfeil) nach Transplantation der dorsalen Urmundlippe (1885) zur Formulierung der Keimplasmatheorie. Er postulierte eine besondere Substanz, das Keimplasma, das im Zellkern lokalisiert ist und den Träger der arteigenen Erbinformation darstellt. Dieses Keimplasma ist nach Weismann aus sehr vielen Stoffteilchen, den Determinanten, zusammengesetzt, die ihrerseits aus noch kleineren Einheiten, den Biophoren, bestehen. Mit zunehmenden Zellteilungen sollen die Determinanten in der Weise auf die Tochterzellen verteilt werden, dass am Ende in jeder Zelle nur noch eine Art von Determinanten vorhanden ist, die den betreffenden Zelltyp spezifiziert. Flemming u. Strasburger entdeckten die Chromosomen, die nach Boveri für die Steuerung der Entwicklung verantwortlich sind. Boveri stellte darüber hinaus fest, dass zwischen dem Zytoplasma und den Chromosomen Wechselwirkungen bestehen. Die Voraussetzungen für die biochemische und molekulare Entwicklungsbiologie wurden schließlich durch Watson u. Crick geschaffen, die a 1953 die Struktur und Bedeutung der DNA als Träger der genetischen Information aufklärten. Das Wechselspiel zwischen der DNA und zytoplasmatischen Faktoren, die Funktion einzelner Gene sowie die Analyse des Austauschs und Transports von Signalmolekülen zwischen den embryonalen Zellen sind gegenwärtig Schwerpunkte der entwicklungsbiologischen Forschung, deren Ergebnisse in den folgenden Abschnitten beispielhaft diskutiert werden sollen. Dabei werden Befunde vorgestellt, die größtenteils an Modellorganismen gewonnen wurden und zu einem besseren Verständnis der Entwicklungsprozesse bei höheren Vertebraten beitragen. Die wichtigsten Modellorganismen für das Studium der Wirbeltierentwicklung sind der Afrikanische Krallenfrosch (Xenopus laevis), der Zebrafisch (Brachydanio rerio), das Hühnchen und die Maus. Die Grundvorgänge der Entwicklung laufen bei diesen Organismen grundsätzlich ähnlich ab und sie erlauben darüber hinaus Rückschlüsse auf die Entwicklung menschlicher Embryonen. Auch die molekularen Steuerungsmechanismen der Organund Embryonalentwicklung dieser Spezies stimmen weitgehend überein. Der jeweilige Modellorganismus wird in Abhängigkeit von der Problemstellung und den anzuwendenden Untersuchungsmethoden ausgewählt. Wenn im nachfolgenden Beitrag ein großer Teil des Bildmaterials der Hühnchenentwicklung entstammt, so werden damit keine hühnchenspezifische, sondern allgemeingültige Entwicklungsvorgänge illustriert. Der Grund für die starke Repräsentanz des Hühnchens liegt in dem Umstand begründet, dass die Autoren dieses Beitrags vorwiegend mit Hühnerembryonen gearbeitet haben und daher auf entsprechendes Bildmaterial zurückgreifen können. 1.1 Mechanismen der Steuerung der Embryonalentwicklung 1.1.2 Grundvorgänge der Entwicklung 1.1.2.1 Wachstum Unter Wachstum verstehen wir eine Volumen- und Massenzunahme des Körpers. Sie kommt zustande durch • Zellvermehrung, • Zellvergrößerung und • Bildung von Interzellularsubstanz. 1.1.2.1.1 Zellteilung und Zellvermehrung Die Zellvermehrung durch wiederholte Zellteilung wird als Proliferation bezeichnet. Wenn sich die Zelle teilt, durchläuft sie eine Folge von bestimmten Ereignissen, die man als Zellzyklus bezeichnet. In der Mitose-Phase (M-Phase) werden die duplizierten Chromosomen auf zwei Tochterkerne verteilt und es entstehen schließlich zwei Tochterzellen. Der M-Phase wird die Interphase gegenübergestellt, die ihrerseits aus der G1-(Gap-1-)Phase, der S-(Synthese-)Phase und der G2-Phase besteht. Nach der Zellteilung am Ende der M-Phase können die Zellen entweder in die G1-Phase eintreten und einen weiteren Zellzyklus durchlaufen oder sie ziehen sich vorübergehend oder permanent aus dem Zellzyklus zurück, z. B. um sich zu differenzieren (Abb. 1.1.5 u. 1.1.6). Dieser postmitotische Ruhezustand wird als G0-Phase bezeichnet. In der S-Phase wird die DNA verdoppelt (repliziert). In der G1- und insbesondere in der G2-Phase werden Informationen von den Genen auf mRNA umgeschrieben (transkribiert). In jungen Embryonen können die G1- und G2-Phasen extrem verkürzt sein, da eine Transkription noch nicht erforderlich ist. Dadurch wird die Dauer der Zyklen deutlich verkürzt. Die Abfolge der Ereignisse des Zellzyklus wird von internen Oszillatoren, den Zyklinen angetrieben, die mit einem anderen kontinuierlich hergestellten Protein (CDC2) interagieren und den „mitosis promoting factor“ (MPF) bilden (Draetta 1990, Kumagai u. Dunphry 1991, Murray u. Hunt 1993). MPF wird durch Kinasen und Phosphatasen modifiziert und aktiviert. Die Steuerung der Proliferation erfolgt durch Wachstumsfaktoren (z. B. Fibroblastenwachstumsfaktor, FGF), die zum Teil zellartspezifisch wirken, und durch andere Signalproteine (z. B. Sonic Hedgehog, SHH) oder WNTProteine, die in der G1-Phase an die entsprechenden Rezeptoren der Zelloberfläche binden. Durch Transduktion der Signale in den Zellkern erfolgt 7 8 B. Christ und B. Brand-Saberi Abb. 1.1.6. Transversalbruch eines 2-tägigen Hühnerembryos im Bereich des Dermomyotoms. Beachte die hochprismatischen Epithelzellen und die abgerundeten Zellen, die sich in der Mitose befinden (*). Aufnahme: Dr. H. J. Jacob, Bochum Abb. 1.1.5. Querschnitt eines 2 Tage alten Hühnerembryos nach Applikation von 5-Brom-2'-deoxyuridin und 20-minütiger Wiederbebrütung. Die dunkel gefärbten Kerne haben die S-Phase durchlaufen. Die Zellen des Myotoms (Pfeile) sind postmitotisch und haben sich aus dem Zellzyklus zurückgezogen (G0-Phase) eine Aktivierung des Zellzyklus. Wachstumshormone sind weitere Faktoren, welche die Zellproliferation fördern. Die insulinähnlichen Wachstumsfaktoren 1 und 2 (IGF-1 und IGF-2) sind dafür Beispiele (Baker et al. 1993, Heyner u. Garside Abb. 1.1.7. Transversalschnitt eines 2-tägigen Hühnerembry1994). Werden die Gene für IGF-1 oder IGF-2 bei os. Mittels In situ-Hybridisierung ist die Expression des der Maus inaktiviert, so ist das Körpergewicht der Myostatin-Gens im Dermomyotom dargestellt Neugeborenen stark reduziert (Fournier u. Lewis 2000). Andererseits kann das Körpergewicht durch vermehrte Bildung dieser Wachstumsfaktoren be- der auch Myostatin genannt wird (Abb. 1.1.7). Dieträchtlich erhöht werden, wobei sowohl die Zell- ser zur TGF-b-Superfamilie (transformierender zahl erhöht ist als auch die einzelnen Zellen ver- Wachstumsfaktor b) gehörende Faktor begrenzt größert sind (Coleman et al. 1995). Neben Signal- Zahl und Größe der Skelettmuskelfasern (McPhermolekülen, welche die Proliferationsrate der Zellen ron et al. 1997). Mäuse mit inaktiviertem Myostaerhöhen, sind auch solche bekannt, welche die tin-Gen sind 30% schwerer als Wildtypmäuse, da Proliferation hemmen. Als Beispiel sei der „growth die Einzelmuskeln der Mutanten zwei- bis dreimal and differentiation factor“ 8 (GDF-8) angeführt, soviel Masse aufweisen wie die entsprechenden a 1.1 Mechanismen der Steuerung der Embryonalentwicklung Muskeln der Normaltiere. Die Blockade der Myostatin-Wirkung durch die Applikation von Antikörpern führt zu einer Vermehrung der Muskelmasse und einer Verbesserung der Muskelfunktion bei der mdx-Maus, die eine Muskeldystrophie entwickelt (Bogdanovich et al. 2002). 1.1.2.1.2 Zellvergrößerung Einige Gewebe bzw. Organe wachsen insbesondere in der Fetalzeit (Entwicklungsperiode vom Beginn des 3. Monats bis zur Geburt) sowie nach der Geburt durch Größenzunahme der Zellen. Als Beispiel sei das zentrale Nervensystem angeführt, das durch Vermehrung und Wachstum der Zellfortsätze, deren Ummantelung mit Myelin sowie durch Volumenzunahme der Perikarya der Nervenzellen an Masse zunimmt. Ein weiteres Beispiel für extensives Zellwachstum stellt die Skelettmuskulatur dar. Durch die Einlagerung von Strukturproteinen in die Muskelfasern, die für die Kontraktilität der Fasern von Bedeutung sind, erfolgt deren Volumenzunahme. IGF-1 und IGF-2 wirken auch auf das Wachstum von Muskelfasern stimulierend (Coleman et al. 1995). Interessanterweise werden beide insulinähnlichen Wachstumsfaktoren auch von den Muskelzellen selbst gebildet, sodass sie nicht nur systemisch, sondern auch auto- oder parakrin wirken dürften. Auf die das Wachstum der Muskelzellen hemmende Wirkung von Myostatin wurde bereits hingewiesen. Abb. 1.1.8. Knorpeldifferenzierung in der Extremitätenanlage eines Hühnchens. Beachte die rötliche knorpelspezifische extrazelluläre Matrix zwischen den noch eng beieinander liegenden Knorpelbildungszellen 1.1.2.1.3 Bildung von extrazellulärer Matrix (ECM) Die Bildung von Zwischenzellensubstanz, die auch extrazelluläre Matrix genannt und im angloamerikanischen Schrifttum ECM abgekürzt wird, beginnt mit der Transformation von Epithelien in embryonales Bindegewebe (Mesenchym). Die ECM ist gewebsspezifisch zusammengesetzt und wird von lokalen Mesenchymzellen sezerniert. Das Mengenverhältnis von Zellen zur ECM wechselt in Abhängigkeit vom Gewebstyp und verändert sich auch während der Entwicklung (Abb. 1.1.8 u. 1.1.9). Besonders deutlich ist das durch starke ECM-Produktion verursachte Wachstum des hyalinen Knorpels, bei dem der Volumenanteil der ECM den der Zellsubstanz weit übertrifft. Die Vermehrung der ECM im hyalinen Knorpel ist die Ursache seines von innen heraus erfolgenden (interstitiellen) Wachstums (Benninghoff u. Drenckhahn 2003). Abb. 1.1.9. Kollagenes Fibrillennetz der extrazellulären Matrix (ECM) im embryonalen Bindegewebe. * Fibroblast 1.1.2.2 Gene Ein Gen ist ein DNA-Abschnitt, der Funktionen im Leben eines Organismus hat. Die meisten Gene von eukaryonten Zellen sind in den Chromosomen der Kerne lokalisiert. Einige Gene lassen sich in der DNA der Mitochondrien nachweisen. Entwicklungskontrollgene sind solche Gene, die bei der Festlegung und Steuerung des Körperbauplans sowie bei der Differenzierung der Gewebe wichtige Funktionen haben. Bei der Expression eines Gens wird der dem Gen entsprechende Abschnitt der DNA transkribiert, d. h. in RNA übersetzt. Bei den 9 10 B. Christ und B. Brand-Saberi meisten Genen wird diese RNA auch in Proteine translatiert und nur bei wenigen Klassen von Genen (z. B. rRNA-Genen) erfüllt die transkribierte RNA eine biologische Funktion und wird nicht in ein Protein translatiert. In der Entwicklung spielt die unterschiedliche (differenzielle) Genexpression eine große Rolle, da in allen Zellen die für die differenzierten adulten Zellen typischen Expressionsmuster irgendwann einmal angeschaltet werden müssen. Die Kontrolle der Genexpression ist abhängig von regulatorischen Sequenzen der RNA, den Enhancer- und Promotorregionen und von Proteinen, die Transkriptionsfaktoren genannt werden, und die mit diesen DNA-Sequenzen interagieren und die Transkription der Gene entweder hemmen oder aktivieren. Zum Nachweis, dass ein bestimmtes Gen zu einem bestimmten Zeitpunkt an einem bestimmten Ort exprimiert wird, kann man das translatierte Protein z. B. durch spezifische Antikörper nachweisen. Häufiger jedoch wird die transkribierte RNA mittels In situ-Hybridisierung nachgewiesen. Um den Effekt eines Gens auf die Entwicklung zu studieren, hat sich die Methode der Ausschaltung spezifischer Gene in sog. Knock out-Mäusen bewährt. Dafür wird ein DNA-Molekül (Vektor) hergestellt, das mit den Sequenzen in dem auszuschaltenden Gen homolog ist. Durch homologe Rekombination wird dieser Vektor in das Gen eingebaut, das dadurch in seiner Nukleinsäuresequenz so verändert wird, dass es nicht mehr ordnungsgemäß transkribiert werden kann. Derartige gezielte Mutagenesen werden an embryonalen Stammzellen der Maus durchgeführt, die in Blastozysten implantiert werden. über einen langen Zeitraum der Evolution erhalten geblieben sind. Die 183 Basenpaare der Homöobox-Gene kodieren ein aus 61 Aminosäuren bestehendes Proteinsegment, dass die Eigenschaft besitzt, spezifisch an die DNA zu binden und damit die Expression anderer Gene zu steuern. Dieses Proteinsegment wird als Homöodomäne oder Helix-Turn-Helix-Motiv bezeichnet. Die Expressionsdomänen von Homöobox-Genen sind häufig räumlich auf bestimmte Strukturen begrenzt, für deren Entwicklung sie zuständig sind. Oftmals wirken mehrere Homöobox-Gene einer Steuerungsebene in kombinatorischer Weise zusammen. So wird die regionale Gliederung der Wirbelsäule und der Extremitäten durch spezifische Expressionsmuster von Homöobox-Genen gesteuert. Andere Gruppen von Entwicklungskontrollgenen sind die pax-Gene oder die Gene, die für die myogenen Determinationsfaktoren (MYF-5, MyoD, MRF4 und Myogenin) kodieren (Abb. 1.1.10). Letztere gehören zu den basischen Helix-Loop-Helix-(bHLH-) Proteinen. Weitere Transkriptionsfaktoren sind die Zinkfinger-Proteine und die T-Box-Faktoren. 1.1.2.3 Transkriptionsfaktoren Transkriptionsfaktoren sind die Proteine, welche die Transkription regulieren. Den Transkriptionsfaktoren ist gemeinsam, dass sie sich an spezifische Stellen der DNA anlagern und dadurch die Transkription bestimmter Gene beeinflussen können. Gene, die in der Entwicklung für Transkriptionsfaktoren kodieren, werden als Entwicklungskontrollgene bezeichnet. Eine besonders wichtige Gruppe von Transkriptionsfaktoren sind die Produkte der Homöobox-(hox-)Gene. Der Name Homöobox bezeichnet einen hochgradig konservierten DNA-Abschnitt von 183 Basispaaren. „Konserviert“ heißt in diesem Zusammenhang, dass identische DNA-Sequenzen bei vielen verschiedenen Lebewesen zu finden und sie somit Abb. 1.1.10. Expression des myod-Gens bei einem Hühnerembryo während des 5. Bebrütungstages. Beachte die segmentalen Muskelanlagen in der Rumpfwand und die Vormuskelmassen in den Extremitätenknospen a 1.1.2.4 Differenzierung In vielen Geweben geht die Proliferation der Zellen ihrer Differenzierung voraus. Die Balance zwischen diesen beiden Prozessen bestimmt die artspezifische Menge von Zellen in den sich entwickelnden Geweben und Organen (Raff 1996, Christ et al. 2001, Patel et al. 2002). In den meisten Geweben bleiben in ihrem Schicksal zwar festgelegte (determinierte), jedoch noch teilungsfähige Zellen erhalten, die als Stammzellenersatz für physiologischerweise absterbende Zellen oder für Reparaturprozesse zur Verfügung stehen, wie z. B. die Satellitenzellen der Skelettmuskulatur. Die Zelldifferenzierung führt zu unterschiedlichen Zelltypen, wie Nerven-, Muskel-, Fett-, und Knorpelzellen, die sich in ihrer Morphologie, Proteinausstattung und Funktion unterscheiden. In höheren Vertebraten können mehr als 200 differenzierte Zelltypen eindeutig voneinander unterschieden werden. Der Zelldifferenzierung liegt eine kontinuierlich erfolgende Veränderung der Genexpression zugrunde, die schließlich zur Bildung der zelltypischen Proteine führt. Die gewebsspezifische Programmierung (Spezifizierung) der Zellen läuft in der Regel schrittweise ab und erstreckt sich über mehrere Zellgenerationen. In den frühen Phasen erfolgen offenbar Aktivitätsänderungen nur einiger weniger Gene, die Zellen werden jedoch hinsichtlich ihrer Differenzierungspotenzen immer stärker eingeschränkt (Restriktion der prospektiven Potenz). Wenn sie sich nur noch zu einem einzigen Zelltyp entwickeln können, werden sie als „determiniert“ bezeichnet. Differenziert ist die Zelle, wenn sie aufgrund der gewebs- oder organtypischen Merkmale identifiziert werden kann. Die noch teilungsfähige determinierte Zelle vererbt ihr Differenzierungsprogramm auf ihre Tochterzellen. Es wird somit ein Zellgedächtnis etabliert, das gewebs- bzw. organtypische Regenerationen oder Reparaturen ermöglicht. So gehen beispielsweise bei einer Muskelschädigung aus den Stammzellen, die mit den Muskelfasern assoziiert sind, den Satellitenzellen, immer Muskelzellen und nie Nervenzellen hervor. Einmal installierte Differenzierungsprogramme werden normalerweise zeitlebens beibehalten. Änderungen dieses Programms, die als Transdifferenzierung bezeichnet werden, stellen normalerweise selten vorkommende Ereignisse dar, bei der Züchtung und Spezifizierung von Stammzellen sind sie dagegen von großer Bedeutung. Die einzelnen Schritte der Zelldifferenzierung werden von zahlreichen äußeren Signalen gesteu- 1.1 Mechanismen der Steuerung der Embryonalentwicklung ert. Bei jedem Schritt des Differenzierungsprozesses verfügt die Zelle jeweils über nur wenige Optionen. Die von außen einwirkende Information ist daher weniger instruktiv als vielmehr permissiv. So kann sich ein Myoblast unter normalen Bedingungen nicht zu einer Nervenzelle differenzieren. Welches sind nun die Mechanismen, die zur zelltypspezifischen Expression von Genen führen? Hierbei ist die Regulation der Transkription eines Gens von entscheidender Bedeutung. Das soll am Beispiel der Differenzierung der Skelettmuskulatur (Myogenese) dargestellt werden. Zellen, die Skelettmuskulatur bilden, entstammen einem einzigen Mesodermkompartiment, das neben den Axialorganen, Neuralrohr und Chorda dorsalis, gelegen ist, dem paraxialen Mesoderm (Christ et al. 1977, Christ u. Ordahl 1995) (Abb. 1.1.11, 1.1.12, 1.1.13, 1.1.14). In ihm entstehen segmental angeordnete Somiten, die in dorsoventraler Richtung in zwei Kompartimente untergliedert werden, das dorsal gelegene epitheliale Dermomyotom und das ventral gelegene mesenchymale Sklerotom (Abb. 1.1.15). Die teilungsfähigen Zellen des Dermomyotoms, die z. B. das pax3-Gen exprimieren, das für einen Transkriptionsfaktor kodiert, haben die Option, sich zu Muskel-, Dermis- und Endothelzellen zu differenzieren (Huang et al. 2003) (Abb. 1.1.16). Unter dem Einfluss von Signalmolekülen, die von Zellen der Axialorgane abgegeben werden, erfolgt die Determination der medial im Dermomyotom lokalisierten Zellen in Richtung Myogenese. Zu den determinierenden Signalmolekülen gehören das von der Chorda dorsalis sezernierte Sonic Hedgehog (SHH) (Abb. 1.1.17 u. 1.1.18) und die vom dorsalen Neuralrohr gebildeten WNT-Proteine, WNT-1 und WNT-3a (Münsterberg u. Lassar 1995, Fan et al. 1997, Fan u. Tessier-Lavigne 1994). Diese Signalmoleküle binden spezifisch an Rezeptoren, die von den Muskelvorläuferzellen im Dermomyotom exprimiert werden. Über ein komplexes Signaltransduktionssystem werden myogene Steuerungsgene, wie myod („myoblast determining genes“), angeschaltet, die Meistergene der Muskeldifferenzierung darstellen und untergeordnete Effektorgene aktivieren (Abb. 1.1.10). Man kennt vier Schlüsselgene der Myogenese, die für Proteine kodieren, die auch als MDF („muscle determination factors“) bezeichnet werden: myod, myf5, mrf4 und Myogenin (Übersicht bei Arnold u. Braun 2000). Es handelt sich um Proteine mit einer basischen Helix-Loop-Helix-(bHLH-)Domäne, die sich an eine Steuerregion der nachgeschalteten muskelspezifischen Gene (E-Box des Promoters) heftet und diese aktiviert. Die myogenen Determinati- 11 12 B. Christ und B. Brand-Saberi Abb. 1.1.12. Zwei Tage alter Hühnerembryo mit Darstellung der Expression des Paraxis-Gens. Paraxis markiert das Kompartiment des paraxialen Mesoderms Abb. 1.1.11. Rasterelektronenmikroskopische Dorsalansicht eines 2 Tage alten Hühnerembryos. Auf der rechten Seite ist das Oberflächenektoderm zur Darstellung der darunter gelegenen Somiten entfernt (Aufnahme: Dr. H. J. Jacob, Bochum) onsfaktoren regulieren demnach die Transkription als Transkriptionsfaktoren. Werden Zellen, die normalerweise keine Muskulatur bilden, wie z. B. Fibroblasten, in der Kultur mit dem myod-Gen transfiziert, so ändern sie ihr Programm in Richtung Muskeldifferenzierung (Weintraub 1993). Die MDF steuern nicht den gleichen Schritt des Differenzierungsprozesses, vielmehr agieren die MDF Myogenin und mrf4 „downstream“ von myf5 und myod. Mäuse, bei denen die beiden Gene myf5 und myod inaktiviert wurden, bilden überhaupt keine Skelettmuskulatur aus (Rudnicki et al. 1993). Mausmutanten mit fehlender Transkription von pax3 und myf5 fehlt die Körpermuskulatur, während die Kopfmuskulatur normal gebildet wird (Tajbakhsh et al. 1998). pax3 kann myf5, myod und Myogenin aktivieren und muss demnach „upstream“ dieser MDF-Gene wirken. Die MDF interagieren mit einem zweiten Typ von myogenen Regulationsgenen den mef („myocyte enhancing factors“). mef2 verstärkt und stabilisiert die Expression der MDF-Gene und trägt so zur myogenen Determination bei (Molkentin u. Olson 1996). Die Aufrechterhaltung der zelltypspezifischen Genexpression und damit des Differenzierungszustandes der Zellen ist an Wechselwirkungen des Zellkerns mit dem Zytoplasma gebunden. Kerne aus adulten Darm-, Haut- oder Nierenzellen können nach ihrer Injektion in entkernte Eizellen die Embryonalentwicklung in Gang bringen. Das wurde sowohl mit Eiern des Krallenfrosches Xenopus wie auch mit Eizellen von Säugern experimentell gezeigt (Gurdon 1986, Willmut et al. 1997, Wolf et al. 1998). Es hat sich dabei herausgestellt, dass die Erfolgsrate höher war, wenn die Kernspendenden Zellen in ihrer Entwicklung noch nicht weit fortgeschritten waren. Diese Experimente zeigen, dass durch Interaktionen mit dem Zytoplasma der Eizelle das genetische Programm von differenzierten Zellkernen experimentell verändert werden kann. Wenn die Gene den Einflüssen von a 1.1 Mechanismen der Steuerung der Embryonalentwicklung Abb. 1.1.15. Rasterelektronenmikroskopische Aufsicht auf einen Querbruch durch einen 3 Tage alten Hühnerembryo in Höhe eines bereits kompartimentierten Somiten. Ek Ektoderm, En Entoderm, NR Neuralrohr, Ch Chorda dorsalis, Ao Aorta, Co Coelom, So Somatopleura, Sp Splanchnopleura, Am Amnion Abb. 1.1.13. Sagittalschnitt (semidünn) durch einen 2 Tage alten Hühnerembryo im Bereich der Somitenbildung. Aus dem mesenchymalen präsomitischen Mesoderm wird gerade ein epithelialer Somit abgegliedert (Pfeilmarkierung). * Noch locker strukturiertes unsegmentiertes paraxiales Mesoderm. Die Somiten sind mit römischen Zahlen durchnummeriert. Ek Ektoderm, En Entoderm Abb. 1.1.16. Querschnitt eines 3 Tage alten Hühnerembryos und Darstellung der Expressionsdomänen von pax3: dorsales Neuralrohr, Dermomyotom und in die Extremitätenanlage auswandernde myogene Zellen Abb. 1.1.14. Transversalschnitt durch einen 2 Tage alten Hühnerembryo in Höhe des Somiten III. Ek Ektoderm, En Entoderm, NR Neuralrohr, Ch Chorda dorsalis, Ao Aorta. Aufnahme: Dr. Corina Schmidt, Freiburg 13 14 B. Christ und B. Brand-Saberi Abb. 1.1.19. Zehenanlagen eines 15,5 Tage alten Mausembryos. Im Zusammenhang mit der Separation der Fingeranlagen werden die „Schwimmhäute“ (Pfeile) durch Apoptose abgebaut Abb. 1.1.17. Sonic-Hedgehog-Expression in der Chorda dorsalis (Pfeil) eines Hühnerembryos zu Beginn des 2. Bebrütungstages Zytoplasma der Eizelle ausgesetzt werden, verhalten sie sich wie die Gene im Kern einer befruchteten Eizelle. Wird eine Leberzelle mit einer Muskelfaser fusioniert, so werden im Kern der Leberzelle die lebertypischen Gene herunterreguliert und muskelspezifische Gene angeschaltet (Blau 1989, Blau u. Baltimore 1991). Das ist ein weiterer Beleg dafür, dass die Inaktivierung von nicht zellspezifischen Genen in differenzierten Zellen rückgängig gemacht werden kann. 1.1.2.5 Apoptose Abb. 1.1.18. Querschnitt von einem 2 Tage alten Hühnerembryo mit Sonic-Hedgehog-Expression in der Chorda dorsalis und der darüber liegenden Bodenplatte des Neuralrohrs Das Absterben von Zellen ist ein wesentliches Ereignis nicht nur im adulten Organismus, sondern bereits im jungen Embryo (Glücksmann 1951, Saunders 1966, Hurle et al. 1996). Dieses auf physiologische Weise erfolgende und für die reguläre Entwicklung außerordentlich wichtige Absterben von Zellen wird als „programmierter“ Zelltod oder Apoptose bezeichnet. Die Separation der Finger und Zehen durch Rückbildung der Schwimmhäute (Abb. 1.1.19) sowie die Eliminierung überschüssig gebildeter Nervenzellen oder autoreaktiver Immunzellen erfolgen durch Apoptose. Untersuchungen an Fadenwürmern (Nematoden) haben gezeigt, dass der programmierte Zelltod durch die Aktivierung von zwei Genen ced3 und ced4 eingeleitet wird (Metzstein et al. 1998). Eine Inaktivierung dieser Gene hat das Überleben von Zellen zur Folge, die normalerweise absterben würden. Andererseits hat die Inaktivierung eines weiteren Gens, ced9, zur Folge, dass zusätzlich zu den normaler- a weise absterbenden Zellen zahlreiche Zellen, die normalerweise überleben würden, durch Apoptose eliminiert werden. Wird dagegen ced9 überexprimiert, so findet keine Apoptose mehr statt. Das ced9 homologe Gen wird bei Säugern als bcl2 bezeichnet. bcl2 ist demnach ein Apoptosehemmer (Newton u. Strasser 1998). Die die Apoptose kontrollierenden Gene regulieren ein kaskadenartig aktivierbares System von speziellen Proteasen, Caspasen, welche die Apoptose über eine Fragmentierung der DNA auslösen. Morphologisch sind die Zellen, die bei der Apoptose zugrunde gehen, durch pyknotische Zellkerne charakterisiert. Die abgestorbenen Zellen werden schließlich von Nachbarzellen phagozytiert. Es gibt Hinweise darauf, dass die meisten Zellen suizidal vorprogrammiert sind und von der Realisierung des Selbstmordprogramms durch externe Faktoren abgehalten werden müssen. So verhindert beispielsweise der Nervenwachstumsfaktor (NGF) das Absterben von Neuronen des sympathischen Nervensystems (Levi-Montalcini 1958, 1976) und Sonic Hedgehog sichert das Überleben von Somitenzellen (Teillet et al. 1998, Cann et al. 1999). Andererseits können auch Signalmoleküle, wie beispielsweise konzentrationsabhängig BMP-4 („bone morphogenetic protein 4“), die Apoptose induzieren (Schmidt et al. 1998). Die Apoptose lässt sich als besonderes Differenzierungsprogramm der Zellen ansehen. 1.1.2.6 Extrazelluläre Matrix, Zelladhäsionsmoleküle und Zell-Matrix-Interaktionen Nicht alle von der Zelle gebildeten Proteine und Glykoproteine bleiben innerhalb der Zelle. Ein von Gewebstyp zu Gewebstyp variierender Anteil wird von den Zellen sezerniert und füllt den Zwischenzellraum als extrazelluläre Matrix (ECM) aus. Andere Proteine sind an der Zelloberfläche lokalisiert und dienen dem Zusammenhalt von Zellen oder deren Verbindung mit Molekülen der ECM. Eine wichtige Funktion einiger ECM-Komponenten besteht in der vorübergehenden Bindung, dem Transport, der Verteilung und der Präsentation von Signalmolekülen. Epitheliale Zellverbände fußen auf einer Basallamina, die aus geschichteten speziellen ECM-Bestandteilen besteht und mit den angrenzenden Zellen über Kontakte interagiert. Darüber hinaus muss die Basallamina die Permeation von Signalmolekülen ermöglichen. Zu den Bestandteilen der ECM gehört Kollagen, dessen verschiedene Typen in gewebsspezifischer Weise verteilt sind (Abb. 1.1.9). Die meisten Kol- 1.1 Mechanismen der Steuerung der Embryonalentwicklung lagentypen bilden Fasern, die ihrerseits wiederum fibrillär strukturiert sind. Ein Prokollagenmolekül wird von drei untereinander gewundenen Polypeptidketten, den a-Ketten, gebildet, die endständige Polypeptide, Registerpeptide, aufweisen. Nach der Sekretion des Prokollagens werden diese endständigen Polypeptide im Zwischenzellraum durch Prokollagenpeptidasen abgespalten. Es entsteht auf diese Weise Tropokollagen, das nun zu größeren Einheiten, den Fibrillen, polymerisieren kann. TypI-Kollagen bildet den Hauptbestandteil der ECM. Typ-II-Kollagen findet sich in der ECM der Chorda dorsalis und des hyalinen Knorpels. Typ-III-Kollagen ist in der Grenzschicht, welche die Basallamina mit dem darunter gelegenen Mesenchymkompartiment verbindet, und im retikulären Bindegewebe nachweisbar (Kuhn 1987). Typ-IV-Kollagen, das keine Fibrillen bildet, ist ein wesentlicher Bestandteil der Basallamina. Eine weitere ECM-Komponente stellen die Glykosaminglykane (GAG) dar, die größtenteils an Proteine gebunden sind und mit diesen Proteoglykane bilden (Esko 1991). GAG enthalten vor allem Aminozucker, Uronsäure, Essigsäure und teilweise auch noch Schwefelsäure. Zu den GAG gehören Hyaluronsäure, Chondroitin-4-Sulfat, Chondroitin6-Sulfat, Dermatansulfat, Heparansulfat und Keratansulfat. Hyaluronsäure besitzt ein hohes Wasserbindungsvermögen und ist dadurch in der Lage, die interzellulären Räume zu erweitern und auf diese Weise Zellwanderungen zu ermöglichen. Das Aufrichten der Gaumenfortsätze während der Embryonalentwicklung des Menschen kommt dadurch zustande, dass in Folge vermehrter Produktion von Hyaluronsäure und nachfolgender Hydratation der extrazellulären Matrix der Gewebsturgor ansteigt und die Gaumenfortsätze anhebt. Das Glykoprotein Fibronektin ist ein weiterer Bestandteil der ECM, das insbesondere für ZellMatrix-Interaktionen und die Migration von Zellen wichtig ist, da es Verbindungen der Zellen zur extrazellulären Matrix vermittelt (Abb. 1.1.20). Es ist ein Dimer aus zwei Untereinheiten, die durch Disulfidbrücken verbunden sind, und besitzt verschiedene Domänen. Weiterhin verfügt Fibronektin über eine Erkennungssequenz mit dem Motiv RGD (Arg-Gly-Asp), die mit Zelladhäsionsmolekülen vom Integrintyp, die an der Zelloberfläche lokalisiert sind, interagiert (Hynes 1992). Laminin ist ein großes Glykoprotein, das insbesondere in der Basallamina vorkommt. Es ist, ähnlich wie Fibronektin, für Zell-Matrix-Interaktionen von Bedeutung (von der Mark u. Goodman 1993). Es besitzt Bindungsdomänen für die 15 16 B. Christ und B. Brand-Saberi Abb. 1.1.20. Querschnitt durch einen Hühnerembryo zu Beginn des 3. Bebrütungstages mit immunhistochemischem Nachweis der Fibronektinverteilung Matrixmoleküle Typ-IV-Kollagen, Heparansulfat und Entactin. Wird beispielsweise die Anheftung von wandernden Neuralleistenzellen an Laminin und Fibronektin durch die Blockierung der Integrin-b1-Untereinheit inhibiert, so resultieren Fehlbildungen der Neuralleistenderivate im Kopfbereich. Die Bedeutung von Zell-Matrix-Interaktionen konnte auch für andere wandernde Zellpopulationen, wie z. B. Muskelvorläuferzellen, nachgewiesen werden. Der Zusammenhalt von Zellen wird durch Zelladhäsionsmoleküle bewirkt. Es werden drei Klassen von Zelladhäsionsmolekülen unterschieden. Die Cadherine (kalziumabhängige Adherine) sind Transmembranproteine, die in gewebsspezifischen Formen vorkommen, z. B. als E-Cadherin oder N-Cadherin (Takeichi 1990, 1995) (Abb. 1.1.21). Cadherine binden Zellen in Anwesenheit von Kalzium. Dabei interagieren identische Moleküle benachbarter Zellen (homophile Bindung). Cadherine stellen die wichtigsten Adhäsionsmoleküle embryonaler Zellen dar. Der in das Zytoplasma hineinragende Schwanz der Cadherine ist über Catenin mit intrazellulären Aktinbündeln verankert. E-Cadherin, das auch als Uvomorulin bezeichnet wird, bindet die Furchungszellen (Blastomeren) junger Embryonen. Ein anderer Typ von Zelladhäsionsmolekülen gehört zur Immunglobulin-Superfamilie und vermittelt die Zell-Adhäsion kalziumunabhängig. Das neuronale Zelladhäsionsmolekül N-CAM („neural cell adhesion molecule“) zählt zu dieser Gruppe. Es wird in der frühen Embryonalentwicklung nicht nur auf Nervenzellen gefunden. Auch bei diesem Molekül ist die Bindung homophil, d. h. die N-CAM einer Zelle binden an die N-CAM der Nachbarzelle (Kreis u. Vale 1999). Abb. 1.1.21. Sagittalschnitt eines 3 Tage alten Hühnerembryos mit immunhistochemischem Nachweis von N-Cadherin im Dermomyotom und Myotom Die Integrine sind Glykoproteine der Zelloberfläche, die hauptsächlich mit Komponenten der ECM interagieren. Es sind Heterodimere, die aus a- und b-Untereinheiten bestehen. Innerhalb der Zelle sind sie mit Aktinfilamenten des Zytoskeletts verbunden. Über die Integrine können Informationen aus der ECM vermittelt werden, die das Zellverhalten modulieren (Hynes 1992, Howe et al. 1998). Die Wegfindung migrierender Zellen sowie die Zell-Zell-Erkennung dürften ganz wesentlich durch eine zelltypspezifische Adhäsivität vermittelt werden (Brand-Saberi et al. 1996 a, b). 1.1.2.7 Gemeinschaftseffekt (Community Effect) Als Gemeinschafts- oder Community-Effekt bezeichnet man das Phänomen, dass zelltypische Differenzierungen häufig nur dann erfolgen, wenn die Zellen in einer Gruppe von mindestens 50–200 Zellen beieinander liegen, wohingegen Einzelzellen oder kleinere Gruppen von Zellen am identischen Ort keine Differenzierung zeigen. Diese Abhängigkeit des Zellverhaltens von der Anzahl der Zellen wurde zuerst von His (1868) für die Knorpeldifferenzierung beschrieben: „Die weiche parablastische Gewebsanlage muss, damit sie zu Knorpel a werde, in einer gewissen Reichlichkeit angehäuft sein.“ Diese Auffassung wurde am Beispiel der Knorpelentwicklung durch Isolationen und Transplantationen unterschiedlicher Mengen des Anlagematerials bei jungen Hühnerembryonen bestätigt (Christ 1969). In den letzten beiden Dekaden wurde dem Problem des Gemeinschaftseffektes von Gurdon und Mitarbeitern besondere Aufmerksamkeit geschenkt (Gurdon et al. 1993). Dabei konnte am Beispiel der Differenzierung von Muskel- und Nervengewebe gezeigt werden, dass Einzelzellen oder kleinere Gruppen von Zellen ihren Determinationszustand in einer fremden Umgebung nicht beibehalten, während das bei größeren Zellgruppen der Fall ist. Gurdon et al. (1993) diskutieren die Mechanismen, die für den Community-Effekt verantwortlich sein könnten. Wenn Zellen ein Signalmolekül abgeben, das für den Ablauf eines Differenzierungsprozesses oder die Erhaltung eines Differenzierungsprogramms in einer gewissen Konzentration benötigt wird, so ist leicht vorstellbar, dass durch eine größere Anzahl beieinander liegender Zellen eine höhere Konzentration des Faktors erreicht werden kann. Die Kopplung von Zellen durch Kommunikationskontakte („gap junctions“) könnte die Funktion benachbarter Zellen synchronisieren und ebenfalls beim Gruppeneffekt eine Rolle spielen. Auch die Kommunikation über Zelladhäsionsmoleküle könnte daran beteiligt sein. 1.1 Mechanismen der Steuerung der Embryonalentwicklung 1.1.2.8.1 Transformierender Wachstumsfaktor Der transformierende Wachstumsfaktor b (TGF-b) bildet eine große Familie interzellulärer Signalsubstanzen (Assoian et al. 1987, Frolik et al. 1983, Roberts u. Sporn 1990). Er wurde ursprünglich als mitogener Faktor beschrieben, der von transformierten Zellen abgegeben wird. Zu dieser Familie gehören Aktivin, Vg-1, BMP, Nodal und Myostatin (Abb. 1.1.7 u. 1.1.22). TGF-b agieren als Dimere. Zwei Moleküle bilden einen Komplex, der einen ebenfalls dimeren Rezeptor aktiviert. Sie wirken oft inhibitorisch auf die Zellproliferation und fördern die Sekretion von ECM-Komponenten. Aktivinähnliche Faktoren wie Vg-1 und Nodal sind im Vertebratenembryo an der Induktion und Verteilung von Mesoderm beteiligt (Joubin u. Stern 1999). Nodal ist ein Bestandteil des Signalnetzwerks, der die Rechts-links-Asymmetrie determiniert (Rodriguez-Esteban et al. 2001, Schlange et al. 2002). Die BMP haben vielfältige Funktionen, zu denen die Hemmung der neuralen Differenzierung, die Spezifizierung des Körperbauplans, die Induktion von Skelettgewebe, die Aufrechterhaltung der Proliferation der Muskelvorläuferzellen und, bei höherer Konzentration, die Auslösung des 1.1.2.8 Signalaustausch zwischen Zellen Wie bereits ausgeführt wurde, können zwei benachbarte Zellen Signale über Zelladhäsionsmoleküle austauschen. Auch nicht benachbarte Zellen eines Embryos kommunizieren miteinander und beeinflussen sich gegenseitig, entweder durch die Abgabe von Signalmolekülen, die an der Zielzelle von spezifischen Rezeptoren gebunden werden, oder durch das Ausstrecken langer dünner Zellfortsätze, der Zytonemata, die durch die ECM auch mit weiter entfernt liegenden Zellen vorübergehend in Kontakt treten. Signalmoleküle erreichen die Zielzellen entweder durch Diffusion oder mithilfe von ECM-Komponenten, die diese Moleküle binden und den Zielzellen präsentieren. Man nennt Signalmoleküle, die das Differenzierungsverhalten der Zielzellen beeinflussen, auch Induktionsfaktoren und den Vorgang der Zellinformation Induktion. Bei den Signalmolekülen können verschiedene Familien unterschieden werden. Abb. 1.1.22. Aufsicht auf den kaudalen Abschnitt eines 2-tägigen Hühnerembryos mit Darstellung der Expression des bmp4-Gens in der Somatopleura 17 18 B. Christ und B. Brand-Saberi Apoptoseprogramms gehören (Amthor et al. 1998, 1999). Die TGF-b binden an den Typ-II-Rezeptor, der dann mit dem benachbarten Typ-I-Rezeptor einen Komplex bildet. Die Aktivierung des Typ-I-Rezeptors führt zur Phosphorylierung von SMAD-Proteinen im Zytoplasma, die in den Kern transportiert werden, wo sie als Transkriptionsfaktoren Zielgene regulieren (Attisano u. Wrana 1998). 1.1.2.8.2 Fibroblastenwachstumsfaktoren Eine weitere wichtige Familie von Signalproteinen stellen die FGF dar. Sie wurden in der Zellkultur als Faktoren identifiziert, welche die Proliferation von Fibroblasten anregen (Armelin 1973, Gospodarowicz 1974, 1975). Inzwischen sind für den Säuger 17 fgf-Gene (fgf1–fgf17) kloniert worden. Es handelt sich bei den Genprodukten um Proteine von 155–268 Aminosäuren, die alle eine konservierte Sequenz von 120 Aminosäuren enthalten, die an Heparin bzw. Heparansulfatproteoglykan binden kann. Diese ECM-Komponenten werden auch als FGF-Rezeptoren niedriger Affinität („lowaffinity FGFR“) bezeichnet. Der FGF-Heparansulfat-Komplex bindet an Rezeptoren mit hoher Affinität („high-affinity FGFR“), welche membranständige Tyrosinkinasen sind, FGFR-1–FGFR-4 (Green et al. 1996). Diese Bindung führt zur Phosphorylierung des Rezeptors und zur Aktivierung des komplexen MAP-(„mitogen-activated protein“-)Kinase-Transduktionsweges, an dessen Ende ERK („extracellular signal regulated kinase“) in den Zellkern gelangt und Transkriptionsfaktoren durch Phosphorylierung aktiviert (Fantl et al. 1996). Das Wachstum der Extremitäten wird beispielsweise über FGF gesteuert, die von Zellen der ektodermalen Randleiste AER abgegeben werden und die Proliferation der benachbarten mesodermalen Zellen stimulieren (Abb. 1.1.23). 1.1.2.8.3 Epidermale Wachstumsfaktoren Die epidermalen Wachstumsfaktoren (EGF) stellen eine weitere Familie wichtiger Signalmoleküle dar (Carpenter u. Cohen 1979). EGF, TGF-a und Neuroreguline sind Vertreter dieser Familie, die an Rezeptoren vom Tyrosinkinasetyp (z. B. ErbB2) binden und über den MAP-Kinase-Signaltransduktionsweg Gene aktivieren (Downward et al. 1984). EGF sind an der Musterbildung bei Drosophila, bei der geordnete räumliche Muster verschieden differenzierter Zellen entstehen, und an der Differenzierung des Nervensystems beteiligt. Abb. 1.1.23. Aufsicht auf einen 3-tägigen Hühnerembryo mit doppelter In situ-Hybridisierung für fgf8 (schwarz) und myod (rot). Beachte die fgf8-Expression in der ektodermalen Randleiste der Flügelanlage (Pfeil). Aufnahme: Daniel Stolte, Freiburg 1.1.2.8.4 Insulinähnliche Wachstumsfaktoren IGF-1 und IGF-2 sind Polypeptide, die den Effekt von Wachstumshormonen verstärken (Kaye 1993). Sie werden von zahlreichen Zelltypen in engen zeitlichen Fenstern und in spezifischer Weise exprimiert. Im Blut und im Extrazellularraum binden die IGF an IGF-bindende Proteine („IGF-binding proteins“, IGFBP) (Zapf et al. 1975). IGF-1 aktiviert den Typ-1-IGF-Rezeptor (IGFR), der auf den meisten Zellen exprimiert wird, und bindet an diesen mit hoher Affinität. IGF-2 bindet mit hoher Affinität an den IGF-Typ-1-Rezeptor (Roth et al. 1987). Eine Überexpression der IGF führt beispielsweise zu einer Hypertrophie und Hyperplasie der Skelettmuskulatur (Adams u. McCue 1998, Awede et al. 1999). Das embryonale und postnatale Wachstum wird ganz wesentlich durch die IGF reguliert, deren Produktion durch komplexe hormonelle Regelkreise gesteuert wird. Es wird nur das auf dem väterlichen Chromosom lokalisierte IGF2-Gen transkribiert, während das auf dem mütterlichen Chromosom gelegenen Gen inaktiv bleibt (genomische Prägung, Imprinting). a 1.1 Mechanismen der Steuerung der Embryonalentwicklung 1.1.2.8.5 Hedgehog-Familie In der Wirbeltierentwicklung sind Sonic Hedgehog, Indian Hedgehog und Desert Hedgehog von großer Bedeutung (Riddle et al. 1993, Echelhard et al. 1993, Ingham 1994) (Abb. 1.1.17 u. 1.1.18). Der Hedgehog-Rezeptor heißt Patched (Hooper u. Scott 1989, Marigo et al. 1996 a). Er ist normalerweise aktiviert und wird durch die Bindung des Liganden inaktiviert. Der aktive Rezeptor unterdrückt die Aktivität eines anderen benachbarten Membranproteins, Smoothened, das wiederum die Aktivität der Transkriptionsfaktoren vom GLI-Typ kontrolliert (Acedo et al. 1996, Marigo et al. 1996 b, Mo et al. 1997). Bei Abwesenheit von Hedgehog ist Patched aktiv, Smoothened inaktiv und GLI inaktiv. Nach Bindung von Hedgehog ist Patched inaktiv, Smoothened aktiv und GLI aktiv. Sonic Hedgehog ist beteiligt an der Festlegung der Rechts-links-Asymmetrie (Levin et al. 1995, Dathe et al. 2002). Es kontrolliert die dorsoventrale Polarisierung und Differenzierung von Neuralrohr und Somiten sowie die anterior-posteriore Polarisierung der Extremitäten (Riddle et al. 1993, Johnson et al. 1994, Fan u Tessier-Lavigne 1994, Ingham 1994). Es wirkt als Überlebensfaktor und Proliferationsstimulus für Somitenzellen (Teillet et al. 1998). Indian Hedgehog ist ein wichtiges Signalmolekül für die Skelettentwicklung. Abb. 1.1.24. Aufsicht auf einen 3-tägigen Hühnerembryo mit wnt1-Expression in der Deckplatte des Neuralrohrs (Pfeil). Aufnahme: Dr. Corina Schmidt, Freiburg 1.1.2.8.6 WNT-Familie Durch WNT-Proteine vermittelte Signale sind an zahlreichen Zellspezifizierungen im Embryo beteiligt (Wodarz u. Nusse 1998, Arias et al. 1999). Sie wurden bei Drosophila-Mutanten entdeckt und das für sie kodierende Gen wurde als wingless bezeichnet. Es handelt sich um Polypeptide, die wasserunlöslich sind und offenbar nur über kurze Distanzen wirken können (Abb. 1.1.24). Die WNT-Rezeptoren heißen Frizzleds (Chan et al. 1992). Es gibt unterschiedliche Rezeptoren für verschiedene Klassen von WNT-Proteinen. Von den Rezeptoren wird das Signal über das intrazytoplasmatische Protein Dishevelled zu einem Proteinkomplex geleitet, zu dem auch b-Catenin gehört (Abb. 1.1.25), das dann phosphoryliert wird und im Kern zusammen mit einem Transkriptionsfaktor TCF-1 die Genexpression reguliert (Willert u. Nusse 1998, Gumbiner 1996). WNT-Signale wirken mit bei der dorsoventralen Polarisierung des Neuralrohrs und der Somiten, (Capdevila et al. 1998, Wagner et al. 2001), bei der Spezifizierung von Muskelzellen bei der Nieren-, Extremitäten- und Federentwicklung Abb. 1.1.25. b-Catenin-Expression in den gerade entstehenden Federknospen eines 8 Tage alten Hühnerembryos. Die Expression ist der erste Hinweis darauf, dass in der Epidermis die Induktion von Federplakoden stattgefunden hat 19 20 B. Christ und B. Brand-Saberi sowie in anderen Systemen als Kontrollfaktoren für die Proliferation und das Überleben von Zellen wie auch bei der Zelldetermination (Tajbakhsh et al. 1998). 1.1.2.8.7 Das Delta-Notch-System Das Delta-Notch-System unterscheidet sich von den bisher angeführten Signalmechanismen dadurch, dass sowohl der Ligand (Delta) wie auch der Rezeptor (Notch) Transmembranproteine sind (Weinmaster 1998). Delta-Notch-Interaktionen können demnach nur an benachbarten Zellen ablaufen. Die Aktivierung von Notch durch Delta löst an der Notch tragenden Zelle ein Signal aus, das zu einer Abtrennung der zytoplasmatischen Portion von Notch führt, die das CSL-Protein aktiviert, das in den Kern transportiert wird und dort Zielgene aktiviert. Das Delta-Notch-System ist an der Neurogenese, Myogenese, Hämatopoese und an Grenzziehungen bei der Somitogenese beteiligt (Hrabé de Angelis 1997, Gossler u. Hrabé de Angelis 1997). 1.1.2.8.8 Die LIF-Familie Der LIF („leucemia inhibitory factor“) und ähnliche Faktoren wie Interleukin 6 und CNTF („ciliary neurotrophic factor“) binden an einen spezifischen Rezeptor, der mit einem Transmembranglykoprotein GP130, das keine Rezeptorfunktion hat, einen Komplex bildet. GP130 ist intrazellulär mit JAKKinasen assoziiert. Nach Phosphorylierungen von JAK und Transkriptionsfaktoren vom STAT-Typ gelangen diese in den Kern und aktivieren dort die Zielgene. LIF ist an der Aufrechterhaltung der Pluripotenz von Zellen früher Mausembryonen beteiligt (Slack 2001). 1.1.2.8.9 Das Ephrinsystem Die Ephrine und ihre Rezeptoren, die Eph, stellen ein Signalsystem dar, das Informationen zwischen benachbarten Zellen überträgt (Davis et al. 1994, Gale et al. 1996) (Abb. 1.1.26). Die Ephrin-A-Untergruppe von Liganden ist durch Glycerophosphorinositol an der Zelle verankert und bindet an Eph-A-Rezeptoren. Die Ephrin-B-Untergruppe ist ein Transmembranprotein und bindet hauptsächlich an Eph-B-Rezeptoren. Das Ephrinsystem ist an der Kontrolle der segmentalen Gliederung des zentralen und peripheren Nervensystems beteiligt (Orike u. Pini 1996). Die Identität arterieller und venöser Endothelzellen ist durch eine spezifische Abb. 1.1.26. epha4-Expression im kranialen Abschnitt des präsomitischen Mesoderms sowie in den zuletzt gebildeten Somiten Expression verschiedener Komponenten des Ephrinsystems gekennzeichnet (Othman-Hassan et al. 2001). 1.1.2.8.10 Neurotrophine Neurotrophine sind Komponenten eines komplexen Signalnetzwerks, das insbesondere für die Entwicklung des Nervensystems von Bedeutung ist (Birling u. Price 1995, Davies 1994, Snider 1994). Neurotrophine werden häufig von den Zielzellen der auswachsenden Nervenfortsätze abgegeben und sichern das Überleben der projizierenden Neurone. Auch bei der Wegfindung der Axone sind Neurotrophine beteiligt. Zu dieser Familie von Signalmolekülen gehören z. B. der Nervenwachstumsfaktor (NGF), Neurotrophin 3 und BDNF („brain-derived neurotrophic factor“). Die Signalwirkung der Neurotrophine ist jedoch nicht auf das Nervensystem beschränkt. Diffusible Faktoren, wie Netrine und Semaphorine führen aus- a wachsende Axone zu ihren Zielorten (Kennedy et al. 1994, Serafini et al. 1996). 1.1.2.9 Morphogenetische Prozesse 1.1.2.9.1 Morphologie und Vorkommen von Epithelien in der Entwicklung Die Fähigkeit, Epithelien zu bilden, wohnt bereits dem frühen Wirbeltierembryo inne. Das erste Epithel, das entsteht, ist der Trophoblast, aus dem später der kindliche Teil der Plazenta hervorgeht. Wenig später bildet der Embryoblast zwei weitere Epithelien aus: den Epiblasten und das Amnionepithel. Der Epiblast stellt das Ausgangsmaterial aller drei Keimblätter dar. Vergleicht man das Entwicklungspotenzial von Epithelien mit dem von Mesenchym während der Embryonalentwicklung, so sind Epithelien oft die Quelle mehrerer verschiedener Derivate. Zum Beispiel bringt das Neuralepithel Neuroblasten, Glia- und Ependymzellen hervor. Das Dermomyotom bildet Skelettmuskulatur, Endothelzellen und Fibroblasten. Aus dem Epiblasten gehen Ektoderm, Mesoderm und Entoderm sowie extraembryonale Gewebe hervor. Die zellbiologische Grundlage für die Entstehung dieser Vielfalt an Derivaten könnten asymmetrische Zellteilungen sein, die durch die polare Organisation von Epithelgeweben begünstigt wird. Die Bezeichnungen Epithel und Mesenchym charakterisieren histologische Organisationsformen von Zellen und kennzeichnen keineswegs eine Keimblattzugehörigkeit. Während eine mesenchymale Zelle eine unregelmäßige Gestalt mit kurzen Zellausläufern (Filopodien, Lamellipodien) besitzt, weist eine Epithelzelle eine deutliche Polarität auf. In einem Epithel unterscheiden wir eine apikale von einer basalen Seite. Die apikale Seite ist einem Lumen zugewandt, die basale ruht auf einer Basalmembran (Abb. 1.1.27). Benachbarte Epithelzellen Abb. 1.1.27. Schematische Darstellung von Epithelgewebe und Mesenchym 1.1 Mechanismen der Steuerung der Embryonalentwicklung sind miteinander durch flächige Zellkontakte verbunden, die zum einen die parazelluläre Passage von Molekülen verhindern („tight junctions“), zum anderen die interzelluläre Passage kleiner Moleküle zum Zweck der Kommunikation ermöglichen („gap junctions“) und schließlich den mechanischen Zusammenhalt sichern (Maculae u. Zonulae adhaerentes). Häufig finden sich Kombinationen aller drei Typen von Zellkontakten. Im Gegensatz dazu ist für das Mesenchym charakteristisch, dass die Zellen von ECM umgeben sind (Abb. 1.1.9 u. 1.1.20). Mesenchymale Zellen können zwar über Filopodien miteinander in Verbindung stehen, doch handelt es sich hierbei um sehr begrenzte Kontaktstellen (Foci), dies gilt auch für die Kontaktstellen zur ECM. Kontrolle der Transitionen zwischen Epithel und Mesenchym. Epithelien entwickeln sich aus Verdichtungen mesenchymaler Zellen. Dies geht mit einem qualitativen und quantitativen Umbau der ECM und der Ausbildung bzw. Ausweitung der Zwischenzellkontakte einher. In der Folge können Hohlräume entstehen, die von den Epithelzellen begrenzt werden. Auf diese Weise kommt es zur mesenchymoepithelialen Transition (MET). Dieser Vorgang spielt sich beispielsweise während der Somitogenese (Abb. 1.1.13), bei der Nierenentwicklung und der Angiogenese ab. In der Somitogenese wird die Epithelialisierung durch den Transkriptionsfaktor Paraxis vom basischen Helix-Loop-Helix-Typ kontrolliert, der im unsegmentierten paraxialen Mesoderm exprimiert wird (Abb. 1.1.12). Untersuchungen bei der Maus haben gezeigt, dass die Epithelialisierung des paraxialen Mesoderms unterbleibt, wenn das Paraxis-Gen ausgeschaltet wird. Wenn Epithelien sich wieder in Einzelzellen zerstreuen, spricht man von epitheliomesenchymaler Transformation oder Transition (EMT). Dies geschieht im Embryo höherer Vertebraten während der Gastrulation (s. 1.1.2.9.2), wenn Zellen des Epiblasten in der Primitivrinne den Epithelverband verlassen und sich im Spaltraum zwischen Epiblast und Hypoblast verteilen. In ähnlicher Weise verlassen Zellen der Neuralleiste das dorsale Neuroepithel, Sklerotomzellen das ventrale Somitenepithel, myogene und dermogene Vorläuferzellen das Dermomyotom (Abb. 1.1.15). Die EMT spielt auch in der Pathogenese von Tumoren eine entscheidende Rolle. Die Malignität von Karzinomen (d. h. von Epithelien abgeleitete Tumoren) manifestiert sich unter anderem durch einen Verlust der Polarität und eine Entdif- 21 22 B. Christ und B. Brand-Saberi ferenzierung der Zellen. Diese Veränderungen stellen neben dem Verlust der Kontrolle des Zellzyklus wichtige Voraussetzungen für die lokale Tumorprogression und für die Metastasierung dar. Demzufolge ist es nicht verwunderlich, dass Onkogene sich häufig als Varianten von Entwicklungskontrollgenen darstellen, die während der Ontogenese ähnliche Prozesse beeinflussen. So spielen beispielsweise die Signalproteine der WNT-Familie eine wichtige Rolle bei der Kontrolle von EpithelMesenchym-Übergängen in der Entwicklung und wurden erstmals in Tumorgeweben identifiziert (Brown et al. 1986, Peters et al. 1986, McMahon u. Moon 1989, Nusse 1990). Epitheliomesenchymale Transitionen sind die Folge einer veränderten Adhäsivität zwischen benachbarten Zellen. Dies kann sowohl in der Ontogenese als auch in pathologischen Prozessen auf unterschiedliche Weise geschehen. Zum einen kann der lokale Verlust von Zelladhäsionsmolekülen auf Transkriptionsebene eine Lösung aus dem Epithelverband bewirken. Der Transkriptionsfaktor vom Zinkfingertyp Snail hat einen inhibierenden Einfluss auf die Expression von E-Cadherin in Epithelien in Tumorzellen (Battle et al. 2000, Cano et al. 2000). Auch in der Embryonalentwicklung gibt es indirekte Hinweise dafür, dass Gene dieser Familie EMT über diesen Mechanismus kontrollieren (del Barrio u. Nieto 2002). Daneben kann aber auch durch intrazelluläre Wechselwirkung zwischen membranständigen Rezeptoren für Wachstumsfaktoren und ECM-Molekülen die Haftfähigkeit von Zelladhäsionsmolekülen negativ beeinflusst werden, ohne dass diese vermindert exprimiert sein müssen. Im ersten Fall haben wir es mit einer echten Deepithelialisierung zu tun, bei dem sich die Voraussetzungen zur Epithelbildung geändert haben, während im zweiten Fall ein Übergang nur auf morphologischer Ebene stattfindet, der leicht reversibel ist. In der Ontogenese sind beide Typen des Übergangs verwirklicht worden. Die Art des Übergangs hat zum Teil wichtige Implikationen für das nachfolgende Entwicklungsschicksal der Zellen. So geht beispielsweise im Somiten die Auflösung des Epithels bei der Sklerotombildung mit einem Verlust von N-Cadherin einher (Duband et al. 1987) (Abb. 1.1.21), während sie bei der Auswanderung der myogenen Vorläuferzellen durch eine Interaktion zwischen intrazellulären Signalkaskaden der Tyrosinkinaserezeptoren und der Catenine unter Erhaltung von N-Cadherin zustande kommt (Brand-Saberi et al. 1996 b). Nur N-cadherinpositive Zellen können zu einem späteren Zeitpunkt in die Muskeldifferenzierung eintreten (Brand-Saberi et al. 1996 a). Neuronal determinierte Zellen der Neuralleiste verlassen das Neuralepithel dagegen unter Verlust von N-Cadherin, um es bei der Aggregation zu Ganglien erneut zu exprimieren (Akitaya u. Bronner-Fraser 1992). Zellmigration. Die Zellmigration gehört zu den wichtigsten und besonders komplexen morphogenetischen Prozessen der Entwicklung. Dies zeigt sich darin, dass bei Fehlbildungen häufig Organe betroffen sind, bei deren Entwicklung die Zellwanderung eine ausschlaggebende Rolle spielt. In der Ontogenese wandern viele Zellpopulationen über weite Strecken, um sich am Zielort zu differenzieren. Der erste Prozess der Zellwanderung findet während der Gastrulation statt, wenn sich die Zellen aus dem Epithel des Epiblasten lösen und sich zwischen Epiblast und Hypoblast verteilen. Auch die Bewegung der Zellen innerhalb des Epiblasten ist eine spezielle Form der Zellmigration, die man als Konvergenz-Extensionsbewegung bezeichnet. Im Folgenden werden wir uns ausschließlich mit der gerichteten Wanderung von Einzelzellen in der extrazellulären Matrix des Embryos beschäftigen. Eine solche ist außer für gastrulierende Zellen auch für Zellen der Neuralleiste (sie stellt die größte migrierende Zellpopulation dar), für Angioblasten, Myoblasten der Extremitätenanlagen, primordiale Keimzellen, dermale Vorläuferzellen, Endokardkissenzellen und andere charakteristisch. Migrierende Zellen zeichnen sich durch eine Polarisierung ihres lang gestreckten Zellleibes aus. Grundlage dieser Polarität ist der dynamische Aufund Abbau des Zytoskeletts. In Migrationsrichtung („leading edge“) werden durch rasche Polymerisierung von G-Aktin zu F-Aktin breite Lamellipodien oder fingerförmige Filopodien ausgestreckt, während am Hinterende („trailing edge“) Aktinfilamente abgebaut werden. Die Zellfortsätze verankern sich in Form von fokalen Kontakten an der extrazellulären Matrix mithilfe von Transmembranproteinen, den Integrinen, die für bestimmte Matrixmoleküle eine Spezifität aufweisen. Ausgehend vom fokalen Kontaktpunkt entstehen unter Vermittlung des Rho-Signalwegs aktinreiche Stressfasern, die für die Formgebung der Zelle und ihre Substratadhärenz verantwortlich sind. Integrine sind relativ schwach bindende Rezeptoren, deren Effizienz durch die große Zahl der auf einer Zelle vorhandenen Moleküle erreicht wird, die sich insbesondere auf die fokalen Kontakte konzentrieren. Die Bindung von Matrixmolekülen an Integrine kann über Disintegrine kompetitiv inhibiert a werden, da diese kleinen Peptide die Bindesequenz RGD tragen, die in Integrin bindenden Matrixmolekülen vorhanden ist. Die Fortbewegung der Zelle auf dem Substrat wird durch verschiedene Myosine erreicht. Dabei ist Myosin I am Vorderende der Zelle wirksam, wo ein breiter Zellfortsatz in der Migrationsrichtung ausgebildet wird. Myosin II wirkt dagegen bei dem Vorwärtsziehen des hinteren Endes der Zelle. Neben einer Präferenz für bestimmte Matrixmoleküle wie z. B. Laminin und Fibronektin spielt auch die Weite der Interzellularräume eine Rolle für die Zellwanderung, wenn auch eine vorwiegend permissive. Im Embryo ermöglicht der Reichtum an Hyaluronsäure im Mesenchym die Zellwanderung. Hyaluronsäure vermag aufgrund seiner Ladungsverteilung Wassermoleküle zu binden und dadurch die ECM aufzulockern. Für die gerichtete Migration sind Signalmoleküle ausschlaggebend, die von den wandernden Zellen häufig über Membranrezeptoren vom Tyrosinkinasetyp gebunden werden. Zu den die Migration vermittelnden Wachstumsfaktoren gehört der Hepatozyten-Wachstumsfaktor („scatter factor“, SF/HGF), der an seinen Rezeptor Met bindet. In der Embryonalentwicklung übt SF/HGF eine wichtige Funktion bei der Migrationskontrolle wandernder Muskelvorläuferzellen aus. Dies betrifft vor allem die Extremitätenmuskulatur. Zum Zeitpunkt der Auswanderung aus den Dermomyotomen der Somiten ist SF/HGF im Extremitätenmesenchym exprimiert, während sein Rezeptor Met in den wandernden Muskelvorläuferzellen exprimiert ist. Bei gezielter Deletion sowohl von SF/ HGF oder von Met bleibt die Besiedelung der Extremitätenknospen mit Muskelvorläuferzellen aus. Auch das Zwerchfell bleibt muskelfrei. Im „Gainof-function-Experiment“ führt eine ektopische Applikation von SF/HGF im Vogelembryo zu einer Deepithelialisierung und nachfolgenden Auswanderung von Dermomyotomzellen im Bereich außerhalb der Extremitätenknospen (Brand-Saberi et al. 1996 b, Heymann et al. 1996). Innerhalb der Extremitätenknospen ermöglicht SF/HGF die nach distal gerichtete Wanderung der Myoblasten (Scaal et al. 1999). Die Wirkung von SF/HGF ist durch die Destabilisierung der N-cadherinvermittelten Zell-Zell-Kontakte zwischen Myoblasten und stationären Zellen zu erklären, die durch Phosphorylierung von b-Catenin zustande kommen könnte (Birchmeier et al. 1996). Darüber hinaus aktiviert SF/HGF Metalloproteasen (Harvey et al. 2000) und stimuliert den Aufbau von fokalen Kontakten (Trusolino et al. 2000). 1.1 Mechanismen der Steuerung der Embryonalentwicklung In ähnlicher Weise wirkt der EGF-ähnliche Wachstumsfaktor Neuregulin (NDF, Heregulin, GGF, ARIA, SMDF) über seinen Rezeptor ErbB2 und ErbB3 auf die Migration von Schwann-Zellen der Neuralleiste (Britsch et al. 1998). 1.1.2.9.2 Gastrulation Von der Bildung erster Epithelien abgesehen, stellt bei allen Deuterostomiern (Zweitmündern; alle Chordaten, Hemichordaten, Chaetognathen und Echinodermata) eine Phase komplexer Umlagerung von Keimteilen den ersten wichtigen morphogenetischen Prozess dar: die Gastrulation (Urdarmbildung). Die Gastrulation läuft bei den Vertretern verschiedener Familien unterschiedlich ab, das Ergebnis ist jedoch identisch, nämlich die Entstehung der drei Keimblätter Ektoderm, Mesoderm und Entoderm. Aus dem außen befindlichen Ektoderm gehen Haut und ZNS hervor, die mittlere Schicht ist das Mesoderm als Quelle für Skelett-, Herz- und glatte Muskulatur, einen Teil der Stützgewebe, des Bindegewebes und der Urogenitalorgane. Das innerste Keimblatt, Entoderm, liefert das Darmepithel und die Darmdrüsen sowie Bronchien und Lungen. Bei Amphibien stellt sich der Prozess der Gastrulation als eine relative Verschiebung von Epithelzellverbänden zueinander dar, ohne dass es zur Auflösung des Gewebsverbandes kommt. Zellen auf Höhe des Äquators fließen dabei auf eine Öffnung, den Blastoporus, zu. Der größte Anteil der Zellen gleitet über die dorsale Blastoporuslippe (= obere Urmundlippe, Spemann-Organisator; s. Spemann u. Mangold 1924, Spemann u. Schotté 1932). Durch die Gastrulation werden Keimteile in eine enge räumliche Beziehung zueinander gebracht, die vorher voneinander entfernt waren. Dadurch werden induktive Interaktionen ermöglicht, welche die Voraussetzung für die Entwicklung komplexer Strukturen bilden. Höhere Vertebraten, wie die Amnioten (Sauropsiden und Mammalia), die sich außerhalb des Wassers entwickeln können, besitzen keinen kugelförmigen, sondern einen flächig ausgebreiteten Embryo. Während die Anordnung der beiden Ausgangsschichten Epiblast und Hypoblast im scheibenförmigen Embryo des Vogels und des Menschen gut nachvollziehbar ist, wird die Topographie in anderen sog. Modellorganismen wie der Maus durch eine in zwei Achsen gekrümmte Ausrichtung komplizierter („egg cylinder“). Hier geht die Gastrulation mit einer lokalen Auflösung des Epithelverbandes der Ursprungsschicht (Epiblast) 23 24 B. Christ und B. Brand-Saberi einher. Entlang einer von kranial nach kaudal verlaufenden Einsenkung, die als Primitivrinne bezeichnet wird, verlassen Zellen den Epiblasten und verteilen sich im Spaltraum zwischen Epiblast und Hypoblast. Auch aus der kranialen Endverdickung der Primitivrinne, dem Primitivknoten, gehen Zellen von der oberen Schicht in die darunter gelegene über. Bereits vor der Einwanderung (Ingression) der Zellen sind die Bezirke des Epiblasten determiniert, welche die Quelle für verschiedene mesodermale und entodermale Derivate darstellen. Zellen der Chorda gehen aus dem Primitivknoten hervor, ebenso Material eines Teils des definitiven Entoderms, das den Hypoblasten ersetzt. Zellströme, die durch die kraniale Primitivrinne gehen, bilden das Ausgangsmaterial für die Herzanlage, daran schließen sich Vorläuferzellen für paraxiales, intermediäres, Seitenplatten- und extraembryonales Mesoderm an (Psychoyos u. Stern 1996, Smith u. Schoenwolf 1998). Eine deutliche Homologie besteht zwischen den Wirbeltierklassen im Hinblick auf die Expression von Kontrollgenen während der Gastrulation. Primitivstreifen und Chorda exprimieren brachyury („T“ bei der Maus). Der Primitivknoten exprimiert das Homeoboxgen goosecoid, während die weiter kaudal gelegenen Anteile die cdx-Familie von Homeoboxgenen exprimieren. Die Signalmoleküle Nodal, BMP-4 und sein Inhibitor Follistatin werden im Bereich des Primitivknotens exprimiert. BMP-4 kommt dabei eine Rolle bei der Vermittlung früher Lateralitätssignale zu (Schlange et al. 2002). 1.1.2.9.3 Regeneration Voraussetzungen für die Regeneration. Während der Ontogenese angelegte Organe unterliegen einer Größenkontrolle, die durch Wachstumsfaktoren wie IGF-1, IGF-2, FGF und TGF-b u. a. ausgeübt wird. Viele der entstandenen Gewebe bestehen zu einem frühen Entwicklungszeitpunkt bereits größtenteils aus postmitotischen Zellen, wie z. B. Neuronen, Skelett- und Herzmuskelzellen. In begrenztem Umfang bleiben in diesen Geweben undifferenzierte Vorläuferzellen erhalten, die zur Neubildung differenzierter Zellen dienen können. Im Gehirn sind dies vor allem Zellen der subependymalen Zone, der Ventrikelwand und des Hippocampus, aus denen neue Neurone hervorgehen (Eriksson et al. 1998, Altman u. Das 1965, Altman 1969, Kuhn et al. 1996, Kempermann et al. 1998), in der Skelettmuskulatur sind es die Satellitenzellen, die den Muskelfasern von außen angelagert sind. Bei Läsionen können diese Zellen aktiviert werden und die Entwicklungsschritte rekapitulieren, die auch während der ontogenetischen Histogenese durchlaufen werden. Im Fall der Satellitenzellen markieren pax7 und myf5 die ruhende Zellpopulation. Nach Aktivierung, bei der unter anderem SF/HGF und Met beteiligt sind, werden zunächst Twist, später dann MyoD, Myogenin und schließlich muskelspezifische Strukturproteine gebildet (Tatsumi et al. 1998, Leshem et al. 2000). Die Spezifizierung von Satellitenzellen der Skelettmuskulatur erfolgt unter der Kontrolle von pax7, da defiziente Mutanten dieses Gens keine Satellitenzellen enthalten (Seale et al. 2000). Die Regeneration von Gliedmaßen. Die postnatal vorherrschende Regeneration als reaktiver Wiedereintritt von dedifferenzierten Zellen in den Zellzyklus spielt in der Ontogenese von Amnioten keine große Rolle. Die „Regenerationsfähigkeit“ von Blastomeren spiegelt sich allerdings in der Tatsache wider, dass die Vertebratenentwicklung allgemein nach dem sog. Regulationsprinzip abläuft. Dies bedeutet, dass das Vorhandensein zu vieler oder zu weniger Zellen der inneren Zellmasse oder einer Organanlage durch verminderte bzw. verstärkte Proliferation ausgeglichen werden kann. Bei Salamandern und Lurchen (Urodelen) ist bekannt, dass diese erheblich länger die Möglichkeit zur Regeneration haben, da sie verlorene Gliedmaßen auch im adulten Zustand regenerieren können. Regeneration während der Ontogenese wird auch von höheren Vertebraten berichtet, aber dabei handelt es sich um Organanlagen im Blastemstadium und nicht um differenzierte Gewebe, wie z. B. die Extremitätenanlagen der Maus (Wanek et al. 1989) und des Vogels (Hayamizu et al. 1994, Kostakopoulou et al. 1996). Auch bei Urodelen findet die Regeneration nicht aus differenzierten Geweben statt, obwohl sie lokaler Herkunft sind (Wallace 1981). Es kommt zur Bildung eines Regenerationsblastems, das sich aus entdifferenzierten Zellen rekrutiert, die Vorläuferzellen aller differenzierten Gewebe der Extremität bilden können. Da die Regeneration wiederholte Male stattfinden kann, müssen diese Zellen sich selbst erneuern können und damit Stammzellcharakter haben (Flake 2001). Zellmarkierungsstudien haben ergeben, dass die Regeneration zum überwiegenden Teil von dermalen Fibroblasten ihren Ausgang nimmt (Muneoka et al. 1986). Embryonale und „adulte“ Stammzellen. Die Regenerationsfähigkeit von Geweben wird in der Regel durch eine limitierte Teilungsfähigkeit der undiffe- a renzierten Reservezellen begrenzt. Diese Beschränkung gilt nicht für Stammzellen. Stammzellen sind durch zwei Eigenschaften charakterisiert: ihre Fähigkeit zur asymmetrischen Teilung und zur praktisch unbegrenzten Aufrechterhaltung der eigenen Population in vitro, die sich aus der asymmetrischen Teilung zu Vorläuferzellen bestimmter Gewebe und neuen Stammzellen ergibt. In neuerer Zeit mehren sich Hinweise dafür, dass Gewebe mit großer Regenerationsfähigkeit Reparaturen auch mithilfe umschriebener Stammzellpopulationen bewerkstelligen. So konnte gezeigt werden, dass bei der Leberregeneration Zellen der Gallengänge ähnlich wie im Pankreas Zellen der Ausführungsgänge eine höhere Proliferationsfähigkeit aufweisen und sich zu mehr Zelltypen differenzieren als die Zellen des Leber- bzw. Pankreasparenchyms (Zimmermann 2002, Wagner u. Adler 2002). Eine besondere Bedeutung kommt dabei einer Gruppe von Zellen zu, die aus dem Knochenmark stammt (Sell 2001, Lowes et al. 2003). Diese werden nach ihrer Lage in der Leber als periduktale Stammzellen bezeichnet. Dem Entwicklungspotenzial somatischer Stammzellen wird derzeit wegen der therapeutischen Möglichkeiten, aus ihnen Ersatz für Gewebsuntergang bzw. -verlust zu erhalten, viel Beachtung geschenkt. Unter einer Stammzelle versteht man eine Zelle, deren Tochterzellen sowohl Vorläuferzellen eines bestimmten Gewebes als auch wiederum Stammzellen sind. Stammzellen sind demnach potenziell unsterblich. Sie sind undifferenziert und besitzen ein unterschiedlich großes Entwicklungspotenzial (Blau 2002). Embryonale Stammzellen können sich zu allen Zelltypen des Körpers entwickeln und werden daher als pluripotent bezeichnet. Als embryonale Stammzellen werden definitionsgemäß nur solche bezeichnet, die der inneren Zellmasse der Blastozyste von Säugerembryonen entnommen wurden. Infolgedessen werden alle Stammzellen, die zu späteren Zeitpunkten der Entwicklung vorliegen, bereits als adulte (somatische) Stammzellen bezeichnet. Ihr Entwicklungsschicksal ist gegenüber dem der embryonalen Stammzellen eingeschränkt, sie sind aber noch in der Lage, mehrere Zelltypen zu liefern (multipotent). Der Gebrauch der Begriffe totipotent, pluripotent und multipotent ist in der Literatur sehr uneinheitlich, was zum einen darauf zurückzuführen ist, dass der experimentelle Nachweis der Totipotenz (Fähigkeit zur Bildung aller Gewebe des Körpers) aus embryonalen Zellen noch aussteht, und zum anderen, dass unterschiedliche Sichtweisen in der entwicklungsbiolo- 1.1 Mechanismen der Steuerung der Embryonalentwicklung gisch-embryologischen Forschung und anwendungsbezogenen Zellbiologie bestehen. Stammzellen eines einzigen Gewebetyps liegen in Organen mit starker Zellmauserung vor, so z. B. in der Haut oder im Darm. Die Stammzellen der Epidermis sind auf die basale Zellschicht beschränkt. Durch asymmetrische Teilungen geben sie nach apikal sog. transitorische Zellen ab, die in die Differenzierungsphase eintreten. Man geht davon aus, dass nicht nur die Epidermis, sondern auch die Dermis Stammzellen enthält. Es gibt Hinweise darauf, dass letztere insbesondere in den dermalen Haarpapillen vorhanden sind (Jahoda u. Reynolds 2001 a, b). Bei Verletzungen können sie aktiviert werden und an der Wiederherstellung der Haut teilnehmen. Eine besonders gute Heilung ist daher in der behaarten Haut zu beobachten. Die Dermis soll darüber hinaus noch multipotente Stammzellen enthalten, aus denen in Zellkultur Fettzellen, glatte Muskelzellen und sogar Neurone hervorgehen können (Toma et al. 2001). Dies könnte als Reminiszenz an die Regeneration der Urodelen verstanden werden (Muneoka et al. 1986). Das bekannteste und älteste Beispiel für das Vorhandensein multipotenter Stammzellen ist das hämatopoetische System des Knochenmarks. Es enthält lebenslang teilungsfähige Stammzellen, aus denen sowohl Blutzellen als auch Zellen des Immunsystems, Osteoklasten und Langerhans-Zellen der Haut hervorgehen. An der Determination einzelner Zelltypen sind Signalmoleküle und Transkriptionsfaktoren beteiligt, die auch in der Ontogenese eine Rolle spielen, z. B. die Signalkaskaden von WNT und Notch (Überblick van de Wetering et al. 2002) und PAX-5 (Maier u. Hagman 2002, Bruno et al. 2002). 1.1.2.9.4 Grenzziehungen Die Entwicklung verschiedener Organsysteme und Gewebe macht es erforderlich, dass innerhalb des Anlagematerials Grenzen gezogen werden. Der Somit z. B. enthält das Anlagematerial für die Wirbelsäule, die Skelettmuskulatur und das Hautbindegewebe des Rückens (Christ u. Ordahl 1995). Damit aus den pluripotenten Somitenzellen Skelettgewebe, Muskelgewebe und Hautbindegewebe gebildet werden können, entwickeln sich unter dem Einfluss von außen kommender Signalmoleküle zunächst Abteilungen (Kompartimente), nämlich das dorsal liegende Dermomyotom und das ventral gelegene Sklerotom. In diesen Kompartimenten werden unterschiedliche Gene aktiviert, die für Transkriptionsfaktoren kodieren und welche die unter- 25 26 B. Christ und B. Brand-Saberi schiedlichen Differenzierungswege vorprogrammieren (dorsal pax3 und pax7, ventral pax1 und pax9). Es verändert sich auch die Organisationsform der Zellen in den beiden Kompartimenten: Das dorsale Kompartiment ist epithelial strukturiert, während das ventrale Kompartiment eine mesenchymale Strukturierung aufweist (Christ u. Ordahl 1995). Dadurch wird die Grenze zwischen beiden Abteilungen besonders deutlich. Das Niveau der Grenzziehungen, d. h. die quantitative Zuordnung von Somitenzellen zu den Kompartimenten, ist abhängig von der Intensität der von den Nachbarstrukturen gegebenen dorsalisierenden und ventralisierenden Signale (Wagner et al. 2001). Ein anderes Beispiel für Grenzziehungen stellt die Segmentierung des paraxialen Mesoderms dar. Die einzelnen Segmente, die Somiten, werden in regelmäßiger Folge und in kraniokaudaler Richtung aus dem paraxialen Mesoderm abgegliedert (Christ et al. 1998). Die Grenzziehungen zwischen den Somiten erfolgt in zwei aufeinander folgenden Schritten. Zunächst werden im noch unsegmentierten paraxialen Mesoderm die Grenzlinien festgelegt. Voraussetzung dafür ist die oszillierende Expression von Segmentierungsgenen, wie hairy1 und lunatic fringe (Palmeirim et al. 1997, Aulehla u. Johnson 1999, Pourquié 1999). Diese wirken modifizierend auf den Delta-Notch-Signalweg mit dem Ergebnis, dass Notch entlang einer Grenze aktiviert wird, die zwischen solchen Zellen gelegen ist, die lunatic fringe exprimieren und solchen, die es nicht exprimieren (Hrabé de Angelis et al. 1997, Irvine 1999). Dabei treten Veränderungen der Adhäsivität der Zellen auf, die durch Ephrine vermittelt werden (Bergemann et al. 1995, Schmidt et al. 2001). Der zweite Schritt dieser Grenzziehung besteht darin, dass die abgegliederten Segmente epithelialisiert werden, wodurch erst selbständige und stabile Kompartimente, die Somiten, entstehen (Abb. 1.1.12 u. 1.1.26). Dieser Schritt wird durch die Expression des bHLH-Gens Paraxis bewirkt (Sosic et al. 1997). Die einzelnen Segmente werden darüber hinaus jeweils über den Delta-Notch-Signalweg in eine kraniale und eine kaudale Hälfte zerlegt, was zu unterschiedlichen Expressionen des Ephrinsystems führt und die Voraussetzung für eine geordnete Morphogenese der Wirbelsäule und des peripheren Nervensystems darstellt. Das Muster der entlang der Körperachse exprimierten hox-Gene wird als hoxKode bezeichnet und determiniert die Grenzen der Körperregionen (Kessel u. Gruss 1990, 1991). Auch bei der Verzweigung von Blutgefäßen spielen Grenzziehungen eine Rolle. So wird das Gefäßmuster der embryonalen Lunge dadurch modifi- ziert, dass sich Endothel mit angrenzendem Mesenchym in das Gefäßlumen einwölbt und es schließlich unterteilt (Pfostenbildung). Das auf diese Art ablaufende Gefäßwachstum wird als intussuszeptives Wachstum bezeichnet (Burri u. Tarek 1990). 1.1.2.9.5 Fusionen Die Verschmelzung getrennter Anlagen spielt in der Entwicklung eine sehr große Rolle. Die häufigste Fehlbildung beim Menschen, die Gaumenspalte, kommt durch eine Störung der Fusion der paarigen Gaumenfortsätze zustande. Die Rückenmarksanlage, das Neuralrohr, entsteht dadurch, dass die sich aufwölbenden Neuralfalten in der Mittellinie zu einem Rohr verschmelzen. Rhachischisis nennt man die Spaltbildung des Rückenmarks, deren Ursache eine Fusionsstörung der Neuralfalten ist. Die unpaare Aorta entsteht aus paarigen Gefäßanlagen, die miteinander verschmelzen. Es ist interessant, dass identische Organanlagen beider Seiten immer verschmelzen, wenn sie in Kontakt treten. Aus dieser Verschmelzungstendenz können Fehlbildungen erwachsen, wenn ein derartiger Kontakt dort entsteht, wo er normalerweise nicht vorkommt. Berühren sich beispielsweise die beiden unteren Nierenpole, so kommt es zu einer Fusion und zur Bildung einer Hufeisenniere. Berühren sich die Augenanlagen, dann entsteht eine Synophthalmie. Bei der sog. Sirenenbildung sind die Beinanlagen fusioniert. Da alle Organe wie auch die Körperwand paarig angelegt sind, sind ordnungsgemäß ablaufende Fusions- und Verschlussmechanismen die Voraussetzung für eine normale Entwicklung. Bei den Fusionsprozessen lassen sich zwei unterschiedliche Mechanismen beobachten, die auch kombiniert ablaufen können: • die Fusion epithelialer Anlagen und • die Fusion mesenchymaler Anlagen. Ein Beispiel für eine Fusion rein epithelialer Anlagen ist die Verschmelzung der Neuralfalten zum Neuralrohr (Abb. 1.1.28). Die Kanten dieser Falten nähern sich einander und die führenden Zellen senden Fortsätze (Filopodien) aus, die sich aufgrund der Expression identischer Zelladhäsionsmoleküle (z. B. N-Cadherin) erkennen. Die Prozesse der Fortsatzbildung und Verschmelzung sind abhängig von mikrotubulären Strukturen. Beim Opitz-Syndrom des Menschen, bei dem zahlreiche epitheliale Fusionen gestört sind, ist das mid1-Gen defekt, das für einen Regulator des mikrotubulären Zytoskeletts kodiert. a 1.1 Mechanismen der Steuerung der Embryonalentwicklung Abb. 1.1.28. Querschnitt durch einen menschlichen Embryo in der 3. Entwicklungswoche. Das Neuralepithel (NE) bildet Falten, die sich im weiteren Verlauf einander nähern (Pfeile) und schließlich zum Neuralrohr fusionieren. Ek Ektoderm, En Entoderm, Am Amnion Bei der Fusion der Gaumenfortsätze kommt es zunächst ebenfalls zu einem Kontakt der epithelialen Zellen. Dabei werden unter dem Einfluss von TGF-b Zellfortsätze ausgebildet. Mäuse mit inaktiviertem TGF-b 3-Gen weisen Gaumenspalten auf. Im weiteren Verlauf dieser epithelialen Fusion sind umschriebene Apoptosen der Epithelzellen von morphogenetischer Bedeutung. Werden die Apoptosen durch Modulation der Retinsäure-Expression oder durch Caspasehemmer verhindert, resultieren Gaumenspalten. Nach erfolgter epithelialer Fusion muss der Gaumen durch den Aufbau einer mesenchymalen Brücke stabilisiert werden. Mesenchymale Fusionen im Bereich der Wirbelkörper und der Wirbelanlagen sind Voraussetzung für die Entwicklung der unpaaren Wirbelsäule, die das Rückenmark einschließt. Diese Fusionen sind abhängig von der Migrationsfähigkeit der mesenchymalen Zellen (Abb. 1.1.29). Da differenzierte Zellen ihre Migrationsfähigkeit verlieren, müssen die Zellen in einem undifferenzierten Zustand gehalten werden, was im Anlagegebiet der dorsalen Wirbelbogenanteile durch die Expression von msx1 bewirkt wird (Monsoro-Burq u. Le Douarin 2000). Die Differenzierung erfolgt nach Abschluss der Zellwanderung durch Signalmoleküle (z. B. BMP-4), die vom dorsalen Neuralrohr und möglicherweise vom epithelialen Anteil der Hautanlage abgegeben werden. Störungen dieser komplexen Entwicklungsprozesse sind die Ursache einer Spina bifida. Die Segmentierung der Wirbelsäule bleibt dadurch erhalten, dass die Wirbelkörper durch Bandscheiben getrennt bleiben. Die embryonalen Bandscheiben stellen die Zuwachsgebiete für die Wir- Abb. 1.1.29. Rasterelektronenmikroskopische Aufsicht auf die Ventralseite eines 3 Tage alten Hühnerembryos nach Entfernung des Entoderms. Die aus den Sklerotomen einwandernden Zellen (Pfeile) umgeben die Chorda dorsalis (Ch) und bilden später die Wirbelkörper und Bandscheiben. Aufnahme: Dr. H.J. Jacob Bochum belkörperanlagen dar und exprimieren pax1. Die Verschmelzung von Wirbelkörperanlagen, wie sie in den Bereichen des Os basioccipitale, des Os sacrum und zwischen dem Dens axis und dem Axiskörper vorkommt, dürften mit der Herunterregulierung von pax1 in Zusammenhang stehen (Wilting et al. 1995) Abb. 1.1.30). Der richtige Zeitpunkt der Fusion ist ebenfalls von Bedeutung. So ist eine wichtige Voraussetzung für die normale Entwicklung des Schädels die nicht zu frühe Fusion der Schädelknochen. Zu frühe Verschlüsse der Schädelnähte (Suturen) führen zur Verformung des Schädels, z. B. zum Turmschädel. Mutationen des fgfr1-Gens liegen dem Pfeiffer-Syndrom zugrunde, bei dem eine zu frühe Fusion der Schädelknochen erfolgt. Der FGF-Signalweg ist demnach für die Proliferation der Zellen in den Schädelnähten von Bedeutung. 1.1.2.9.6 Rechts-links-Asymmetrie Die Brust- und Baucheingeweide weisen eine sehr deutliche Rechts-links-Asymmetrie auf, die normalerweise sehr konstant ist. Es muss daher einen genetischen Steuerungsmechanismus geben, der z. B. für die Darmdrehung und die asymmetrische Entwicklung des Herzens verantwortlich ist. Die Festlegung der Rechts-links-Asymmetrie beginnt be- 27 28 B. Christ und B. Brand-Saberi Abb. 1.1.31. Aufsicht auf das äußere Keimblatt eines 24 h lang bebrüteten Hühnerembryos mit Darstellung der SonicHedgehog-Expression. Beachte die asymmetrische, auf der linken Seite des Hensen-Knotens (Pfeil) lokalisierte Expressionsdomäne. Aufnahme: Verena Dathe, Freiburg Abb. 1.1.30. Medianer Sagittalschnitt durch einen Mausembryo mit Nachweis des PAX1-Proteins in der Wirbelsäulenanlage insbesondere in Höhe der Bandscheiben (Pfeile). Im Bereich des Os basioccipitale (*) sind die Skelettanlagen zu einem segmentübergreifenden Blastem fusioniert. Aufnahme: Prof. Dr. J. Wilting, Freiburg reits während der Gastrulation und kann durch asymmetrische Genexpressionsmuster sowie durch eine asymmetrische Morphologie des Hensen-Knotens nachgewiesen werden (Levin et al. 1995, 1997, Dathe et al. 2002). So ist beispielsweise im Hühnerembryo nach dem Auswachsen des Kopffortsatzes im linken Abschnitt des Hensen-Knotens und daran angrenzend eine Expressionsdomäne von Sonic Hedgehog (shh) nachweisbar, während auf der rechten Seite Activin-bB und sein Rezeptor actr-IIa exprimiert werden (Abb. 1.1.31). Es folgen auf beiden Seiten Genaktivierungskaskaden, die sich in mediolateraler Richtung auf das Seitenplattenmesoderm fortsetzen, aus dem das Herz und die Darmwand hervorgehen. Auf der rechten Seite wird shh durch Activin herunter- und fgf8 sowie N-Cadherin werden hochreguliert (Garcia-Castro et al. 2000, Boettger et al. 1999). Die Rechtsidentität wird dann durch die Bildung des Transkriptionsfaktors cSnR1 in den Organanlagen festgelegt. Auf der linken Seite aktiviert Sonic Hedgehog nodal, ein Mitglied der TGF-b-Superfamilie. Über das paraxiale Mesoderm und das darin exprimierte Gen Caronte (car), das zur Cerberus-Genfamilie gehört, wird nodal im Seitenplattenmesoderm angeschaltet, das wiederum pitx2 aktiviert und damit die Entwicklung der Links-Identität in den Organanlagen festlegt (Collignon et al. 1996, Rodriguez-Esteban et al. 1999, 2001, Capdevila et al. 2000). Die Informationen für die Rechts-links-Verschiedenheit können nicht primär im HensenKnoten lokalisiert sein, da sich nach seitenverkehrter Transplantation oder Exstirpation des HensenKnotens vor dem Auswachsen des Kopffortsatzes eine normale Rechts-links-Asymmetrie entwickelt (Levin et al. 1997). Wird demgegenüber in eine der seitenspezifischen Genaktivierungskaskaden experimentell eingegriffen, z. B. durch eine Aktivierung der shh-Expression auf der rechten Seite, dann entwickeln 50% der Embryonen einen Situs inversus. Für den geordneten Ablauf der seitenspezifischen Genaktivierungen ist eine Barriere in der Mitte des Embryos erforderlich, durch die Signale von einer Kreuzung der Mittellinie abgehalten werden. Diese Barrierenfunktion wird von lefty-1, das zur TGF-b-Superfamilie gehört und das in der Chordaanlage exprimiert wird, wahrgenommen (Schlange et al. 2001). Die frühesten Ereignisse in der Etablierung der Rechts-links-Asymmetrie sind noch ungeklärt und weisen möglicherweise artspezifische Besonderheiten auf, während die späteren Genaktivierungen, wie die von nodal und pitx2, bei allen untersuchten Vertebratenembryonen gleich ablaufen. Die frühe Determinierung der Rechts-links-Asymmetrie könnte bei der Maus auf eine gerichtete Bewegung von Monozilien zurückgehen, die auf den entodermalen Zellen des Hensen-Knotens nachgewiesen worden sind. Mäuse a mit Mutationen der Kinesin-Gene haben defekte Monozilien und entwickeln Lateralitätsstörungen (Nonaka et al. 1998). Daher wurde postuliert, dass die Zilienbewegung eine asymmetrische Verteilung von Signalmolekülen bewirkt, die der asymmetrischen Genexpression zugrunde liegt. Dieser Mechanismen einer gerichteten Zilienbewegung als Ursache der Lateralitätsentwicklung kann jedoch nicht auf alle Vertebraten übertragen werden, da sie im Vogelembryo beispielsweise keine Rolle spielt (Dathe et al. 2002). 1.1.2.10 Gefäßentwicklung Bei den Gefäßen ist zunächst zwischen den Blutgefäßen und den Lymphgefäßen zu unterscheiden. Die Entwicklung der Blutgefäße müsste eigentlich als Hämangiogenese der Entwicklung der Lymphgefäße, Lymphangiogenese, gegenübergestellt werden. Da man jedoch in der Vergangenheit der Lymphgefäßentwicklung keine besondere Aufmerksamkeit entgegengebracht hat, wurde der sehr allgemeine Begriff der Angiogenese zur Beschreibung der Blutgefäßentwicklung verwandt. Wir werden hier aus diesem Grund den Terminus Angiogenese für die Blutgefäßentwicklung und den Terminus Lymphangiogenese für die Lymphgefäßentwicklung verwenden. Bei der Analyse von Prozessen der Gefäßentwicklung ist zu berücksichtigen, dass jedes Gefäß zunächst als Endothelrohr (Kapillare) existiert. Die Kapillaren sind häufig durch organspezifische Baueigentümlichkeiten gekennzeichnet. Erst später erfolgt dann die Entwicklung der Gefäßwand, die entsprechend der Position des Gefäßes im Gefäßbaum in unterschiedlicher Dicke und mit unterschiedlichen Zelltypen ausgestattet werden muss. 1.1 Mechanismen der Steuerung der Embryonalentwicklung pria intimae, die als subendotheliales Bindegewebe einen Teil der Intima darstellt, entwickelt sich erst nach der Geburt aus bisher unbekanntem Anlagematerial. Entwicklung des Endothelrohrs. Bei der embryonalen Entwicklung der Endothelrohre werden in der Literatur zwei Mechanismen unterschieden (Risau 1995, 1997). Vaskulogenese bezeichnet eine Endothelrohrbildung, bei der sich mesodermale Mesenchymzellen in situ zu Angioblasten differenzieren, die sich dann zu Gefäßendothelien zusammenlagern und ein Lumen begrenzen (Abb. 1.1.32 u. 1.1.33). Diese Art der Gefäßbildung wird in ganz jungen Embryonen beobachtet, z. B. bei den Dottersackgefäßen, bei der Bildung der paarigen Aorten sowie bei der Gefäßbildung in der Splanchnopleura. Angioblasten differenzieren sich darüber hinaus im paraxialen Mesoderm, den Somiten, und wandern in die primär avaskuläre Somatopleura ein, wo sie die Gefäße der Körperwand und der Extremitäten bilden. Später wächst das Gefäßsystem aus sich selbst heraus (Angiogenese, Gefäßbildung durch „Sprossung“), wobei vorübergehend noch Angioblasten in den endothelialen Zellverband eingegliedert werden. Es gibt sogar Hinweise darauf, dass selbst im Blut des Erwachsenen noch angioblastische Zellen zirkulieren, die bei Bedarf den endothelialen Zellverband ergänzen können (Asahara et al. 1997). Diese Zellen können anhand der Oberflächenmoleküle CD34 und VEGFR-2 identifiziert werden. Das Phänomen der Gefäßsprossung erfolgt in zelldichten Geweben, z. B. der Anlage des zentralen Nervensystems, mittels langer und feiner Filopodien, über die unterschiedliche angioblastische Zellen in Kontakt treten und Gefäßverbindungen herstellen (Kurz u. Christ 2002). Die Lumenbildung der Angioblasten ist mit einer Polarisierung der Zellen verbunden. Es wird eine 1.1.2.10.1 Angiogenese Die Bildung von Blut und Blutgefäßen beginnt im menschlichen Embryo bereits in der 3. Woche und in der 4. Woche ist ein funktionstüchtiger Blutkreislauf vorhanden (Blechschmidt 1961). Es ist interessant, dass die Endothelien der arteriellen Strombahn Ephrin-B2 und die der venösen Strombahn ephb4 exprimieren und somit eine arterielle oder venöse Identität der Endothelzellen markieren (Wang et al. 1998, Adams et al. 1999). Die Blutgefäße reifen von innen nach außen. An die zuerst entstehenden Endothelrohre lagern sich dann außen nach und nach die Tunica media und die Tunica externa an. Lediglich die Lamina pro- Abb. 1.1.32. Immunhistochemische Darstellung der Angioblasten und Endothelzellen in einem Wachtelembryo zu Beginn des 2. Bebrütungstages. Beachte die subentodermale Lokalisation der Gefäßanlagen sowie den lateral-medialen Differenzierungsgradienten 29 30 B. Christ und B. Brand-Saberi Abb. 1.1.33. Hühnerembryo während des 3. Bebrütungstages nach Tuscheinjektion zur Gefäßdarstellung. Beachte die Aorta (*) sowie die nach dorsal abgehenden Gefäßäste, die einen Plexus speisen, der das zu diesem Zeitpunkt noch avaskuläre Neuralrohr umgibt luminale von einer abluminalen Seite unterscheidbar, von der die letztere mit der extrazellulären Matrix über Integrine interagiert. Die Stabilität der Endothelrohre wird durch endotheliale Adhäsionsmoleküle gewährleistet, zu denen VE-Cadherin und PECAM-1/CD31 gehören (Risau 1995). Angiogene Wachstumsfaktoren. Der vaskuläre endotheliale Wachstumsfaktor (VEGF) ist für die Gefäßentwicklung essentiell (Oh et al. 1997). Die VEGF-Familie umfasst sechs Mitglieder (ClaessonWelsh 1999). VEGF-A bindet an die VEGF-Rezeptoren VEGFR-1 und VEGFR-2 mit hoher Affinität. Ohne VEGFR-1 (FLT-1) entstehen keine Endothelrohre und ohne VEGFR-2 (KDR, FLK-1) differenzieren sich keine Angioblasten (Abb. 1.1.34). Das humane vegf-Gen ist auf Chromosom 6 P21.3 lokalisiert. Die Wirkungen von VEGF auf die Endothelzellen umfassen eine Erhöhung der proteolytischen Aktivität, eine Erhöhung der Permeabilität, eine Verstärkung der Expression von VCAM-1 und ICAM-1, eine Vasodilatation durch NO-Freisetzung, eine Stimulierung der Proliferation und eine Anregung zur Migration. Die Expression von vegf wird durch Hypoxie stimuliert (Ferrara 1999). Der „hypoxia-inducible factor-1“ (HIF-1) bindet an Abb. 1.1.34. Darstellung der vegfr2-Expression in den lateralen Dermomyotomabschnitten eines 2-tägigen Hühnchens den VEGF-Promotor. Die vegf-Expression kann darüber hinaus durch Wachstumsfaktoren, wie FGF, EGF, Interleukin 1 und Prostaglandin E2 stimuliert werden. Die Expression des VEGFR-1-Gens wird ebenfalls durch HIF-1 stimuliert. An der Regulation des VEGFR-2-Gens sind Transkriptionsfaktoren wie c-ETS1, GATA-2, HIF-2a und SCL/ TAL-1 beteiligt. Andererseits inhibiert TGF-b die VEGFR-2-Expression. Eine weitere Familie von Wachstumsfaktoren, die für das Gefäßsystem von großer Bedeutung sind, werden als Angiopoietine (Ang) bezeichnet. Diese Familie besteht aus vier Mitgliedern, die hochaffin an den Tyrosinkinaserezeptor Tie-2 (TEK) binden. Eine Inaktivierung des tie2-Gens bei Mäusen ist letal aufgrund gravierender Störungen der Gefäßbildung. Ang-1 aktiviert den Rezeptor und trägt zur Stabilisierung der Gefäße bei, während Ang-2 den Rezeptor hemmt und destabilisierend auf Gefäße wirkt, was bei Anwesenheit von VEGF zur Stimulation der Angiogenese führt. Das embryonale Gefäßsystem ist in ständigem Umbau begriffen (Remodeling). Die Regression von Gefäßen wird in der Regel durch VEGF-Entzug oder durch die Produktion antiangiogener Faktoren bewirkt. So produziert der avaskuläre a 1.1 Mechanismen der Steuerung der Embryonalentwicklung Knorpel schon in der Frühphase seiner Entstehung den antiangiogenen Faktor Chondromodulin I (Dietz et al. 1999). Entwicklung der Gefäßwand. Im weiteren Verlauf werden die Gefäße entsprechend ihrer Position im arteriellen oder venösen Gefäßbaum von periendothelialen Zellen umhüllt (Investment). Diese Zellen umfassen Perizyten, Fibrozyten, Myofibroblasten, Myoblasten und Adventitiazellen (Makrophagen). Im Gegensatz zu den Endothelzellen, die nur aus einigen Mesodermkompartimenten hervorgehen, können sich die Wandzellen aus allen Mesodermkompartimenten und aus der Neuralleiste entwickeln. Im ZNS sind offenbar Neuralepithelzellen in der Lage, Perizyten und glatte Muskelzellen zu liefern (Korn et al. 2002). Der Gefäßwandentwicklung dürften Interaktionen zwischen dem Endothelrohr und den angrenzenden ortsständigen Mesenchymzellen zugrunde liegen. Das Angiopoietinsystem und der „platelet-derived growth factor“ (PDGF) sind an der Regulation der Gefäßwandbildung beteiligt (Vikkula et al. 1996 1998). Bei Mäusen mit inaktiviertem pdgfb-Gen ist die Gefäßwandentwicklung gestört. Abb. 1.1.35. Gefäßstrang eines Hühnchens mit prox1-Expression in den Lymphendothelien (Pfeile). Die Endothelien der Blutgefäße (*) zeigen demgegenüber keine prox1-Expression. Aufnahme: Dr. M. Rodriguez-Niedenführ, Freiburg 1.1.2.10.2 Lymphangiogenese Die Lymphangiogenese tritt während der Embryonalentwicklung gegenüber der Angiogenese mit zeitlicher Verzögerung in Erscheinung (Wilting et al. 2003). In unmittelbarer Nähe der Kardinalvenen entstehen Kapillarkonvolute, die zu Lymphsäcken fusionieren. Durch experimentelle Untersuchungen an Vogelchimären konnte gezeigt werden, dass das Lymphgefäßsystem nur zum Teil venösen Ursprungs ist und zum anderen Teil aus Lymphangioblasten gebildet wird, die in der Splanchnopleura und in den Somiten lokalisiert sind (Wilting et al. 2001). Aus den Somiten wandern Lymphangioblasten in die Körperwand und in die Extremität ein, wo sie sich an der Bildung der Lymphgefäße beteiligen. Die Lymphangioblasten für die Lymphgefäße der inneren Organe entstammen der Splanchnopleura. Lymphangiogene Wachstumsfaktoren. VEGF-C und VEGF-D sind Wachstumsfaktoren, welche die Lymphangiogenese induzieren können. Sie binden mit hoher Affinität an VEGFR-2 (KDR, FLK1) und VEGFR-3 (FLT4). VEGFR-3 wird in der Fetalentwicklung spezifisch von Lymphendothelzellen exprimiert. PROX-1 ist ein Homeobox-Transkriptionsfaktor, der von Lymphangioblasten und Lymphendothelzellen exprimiert wird (Abb. 1.1.35). Mäuse mit inaktiviertem prox1-Gen weisen keine Lymphgefäße auf. PROX-1 und VEGFR-3 werden in den Zellen humaner Lymphangiome exprimiert (Wilting et al. 2002). 1.1.2.11 Entwicklung des Nervensystems 1.1.2.11.1 Induktion des Nervensystems Die Oberhaut (Epidermis) und das Nervensystem entwickeln sich aus dem äußeren Keimblatt, dem Ektoderm. Im frühen Embryo haben noch alle Ektodermzellen die Option, sich zu Haut- oder zu Nervenzellen zu differenzieren. Spemann u. Mangold (1924) war durch Transplantation der dorsalen Urmundlippe von einem pigmentierten auf einen nicht pigmentierten Froschembryo der Nachweis gelungen, dass das Ektoderm des Wirtsembryos, das normalerweise Haut gebildet hätte, nach Unterlagerung mit mesodermalen Zellen des Transplantats ein zusätzliches Neuralrohr bildete (Abb. 1.1.4). Diese experimentell herbeigeführte Änderung des Entwicklungsverhaltens der Ektodermzellen wurde als „Induktion“ und die gesamte Wirkung der Urmundlippe als „Organisatorwirkung“ bezeichnet. 31 32 B. Christ und B. Brand-Saberi Nun hat sich herausgestellt, dass das frühe Amphibienektoderm von vornherein in Richtung Nervensystem programmiert ist (Grunz u. Tacke 1989, Hemmati-Brivanlou u. Melton 1994, Sasai et al. 1995). Es wird an der Realisation dieses Programms durch BMP-4 gehindert, das von den Ektodermzellen gebildet wird und parakrin im Ektoderm wirkt. Im Verlauf der Gastrulation wird von der dorsalen Urmundlippe aus Material nach innen verlagert, das als axiales Mesoderm einen umschriebenen Bereich des Ektoderms unterlagert. Diese Mesodermzellen sezernieren BMP-Antagonisten wie Chordin, Noggin, Follistatin und Cerberus, wobei letzteres auch noch als WNT-Antagonist wirkt. Dadurch wird im darüber liegenden Ektoderm der BMP-Signalweg blockiert und die Hemmung des Nervenzelldifferenzierungsprogramms aufgehoben (Thomson 1997). Weitere Einzelheiten der Induktion des Nervensystems und seiner Regionalisierung können dem Kapitel 2.1 dieses Bandes entnommen werden. Abb. 1.1.36. Rasterelektronenmikroskopische Dorsalansicht eines 2 Tage alten Hühnerembryos in Höhe der zuletzt gebildeten Somiten. * Neuralleiste auf dem Neuralrohr, WG WolffGang, So Somatopleura. Aufnahme: Dr. H.J. Jacob, Bochum 1.1.2.11.2 Bildung des Neuralrohrs 1.1.2.11.3 Segmentierung des Gehirns Die Neuralplatte wölbt sich beiderseits der Chorda dorsalis zu Neuralfalten auf, die schließlich miteinander verschmelzen und das Neuralrohr bilden (Abb. 1.1.28). Die Neurulation erfolgt vom Ende der dritten bis zum Ende der vierten Entwicklungswoche (Christ u. Wachtler 1998). Die Neuralrohrbildung beginnt in Höhe des späteren Hirnstammes und schreitet von hier aus in anteriorer und besonders in posteriorer Richtung fort. Zunächst bleibt dieses Rohr durch den Neuroporus anterior und den Neuroporus posterior vorn und hinten geöffnet. Wenn sich die beiden Öffnungen schließen, wird das spätere Ventrikelsystem des Gehirns und der Zentralkanal des Rückenmarks von der Amnionhöhle abgetrennt. An den beiden seitlichen Grenzen zwischen der Neuralplatte und dem Oberflächenektoderm befinden sich Neuralleistenzellen. Im Verlauf der Neuralrohrbildung gelangen diese paarigen Ektodermstreifen in die Kanten der Neuralfalten. Im Kopfgebiet wandern die Neuralleistenzellen bereits vor dem Schluss des Neuralrohrs aus, im Rumpfabschnitt erst danach. Mit der Verschmelzung der Neuralfalten entsteht eine unpaare Neuralleiste, aus der die Zellen nach beiden Seiten hin auswandern (Christ u. Wachtler 1998, Abb. 1.1.36). Besonders augenfällig werden im Rautenhirn (Rhombencephalon) Segmentgrenzen gezogen (Lumsden 1991). Es entstehen in kraniokaudaler Richtung sieben Vorwölbungen des Neuralrohrs, die als Rhombomere bezeichnet und von kranial nach kaudal durchnummeriert werden (r1–r7). Zum Rückenmark hin wird eine achte Rhombomere (r8) beschrieben, deren Grenzen von außen nicht sichtbar sind. Das erste Rhombomer (r1) enthält das Anlagematerial des Kleinhirns. Je zwei der folgenden Rhombomere bilden die Wurzel eines Hirnnerven. Der Nervus trigeminus (V) kommt aus r2 und r3, der N. facialis (VII) aus r4 und r5 und der N. glossopharyngeus (IX) aus r6 und r7. Folgende Rhombomere liefern Neuralleistenzellen für die angrenzenden Pharyngealbögen: r2 für den ersten Bogen, r4 für den zweiten und r6 und r7 für den dritten Bogen. Die Rhombomere sind Kompartimente, deren Zellen die Grenzen zu Nachbarrhombomeren nicht überschreiten. Dieser rhombomerspezifischen Identität der Zellen liegen möglicherweise gemeinsame Adhäsionsmerkmale zugrunde, die durch die alternierende Expression von Ephrinen und EphRezeptoren vermittelt werden. Die aus den Rhombomeren auswandernden Neuralleistenzellen besitzen eine Segmentidentität (Keynes u. Lumsden 1990). So sind beispielsweise die Neuralleistenzellen aus r2 programmiert, Kieferknochen zu bilden. a 1.1 Mechanismen der Steuerung der Embryonalentwicklung Die positionelle Identität der Rhombomere und der Neuralleistenzellen wird durch hox-Gene festgelegt, deren Expressionsmuster durch Transkriptionsfaktoren induziert werden, die ihrerseits durch Gradienten von FGF und Retinsäure aktiviert werden. KROX-20, ein Zinkfingerprotein, ist ein derartiger Transkriptionsfaktor, der in den Rhombomeren 3 und 5 exprimiert wird. Mäusen mit einem inaktivierten krox20-Gen fehlen die Rhombomeren 3 und 5. Die vordere Grenze der hoxb-1-Expression liegt beispielsweise an der Grenze zwischen r3 und r4, die der hoxb-2-Expression zwischen r2 und r3, die der hoxb-3-Expression zwischen r4 und r5 und die der hoxb-4-Expression zwischen r6 und r7. Inaktivierungen dieser hoxGene führen zu Fehlbildungen der entsprechenden Pharyngealbogenderivate. 1.1.2.11.4 Dorsoventrale Polarisierung der Rückenmarksanlage Die funktionelle Gliederung des Zentralnervensystems ist ganz entscheidend an die Ausbildung ventraler und dorsaler Strukturen knüpft und wird durch Signale der Chorda dorsalis eingeleitet, die ventral an das Neuralrohr angrenzt (Jessel et al. 1989). Dorsale Strukturen sind beispielsweise Kommissurenneurone, welche die beiden Rückenmarkshälften miteinander verbinden; ventrale Strukturen sind die Bodenplatte und die Motoneurone. Wird eine zusätzliche Chorda dorsalis an den dorsalen Umfang des Neuralrohrs experimentell angelagert, so entwickelt sich eine ektopische Bodenplatte mit zusätzlichen Motoneuronen (Placzek u. Furley 1996). Das ventralisierende Chordasignal konnte als Sonic Hedgehog (SHH) identifiziert werden (Chiang et al. 1996). Mäuse mit inaktiviertem shh-Gen entwickeln weder eine Bodenplatte noch Motoneurone. SHH unterdrückt die Expression der Gene pax3 und pax7, die ursprünglich im gesamten Umfang des Neuralrohrs exprimiert werden. Ist durch die shh-Signale der Chorda dorsalis eine Bodenplatte induziert, so übernehmen die Bodenplattenzellen die Produktion von SHH (Abb. 1.1.18). Unter dem Einfluss des Oberflächenektoderms, das BMP-4 und BMP-7 abgibt, wird in der dorsalen Hälfte des Neuralrohrs die Expression von pax3 und pax7 aufrechterhalten und in der Deckplatte die Expression von bmp4, bmp7 und Dorsalin, das ebenfalls zur TGF-Superfamilie gehört, induziert. Diese Signale sind für die Differenzierung dorsaler Zelltypen erforderlich. Es wird davon ausgegangen, dass die Balance zwischen SHH sowie BMP Abb. 1.1.37. Querschnitt von einem Hühnerembryo zu Beginn des 3. Bebrütungstages. Beachte die ventrikulären Mitosen im Neuralrohr. Pfeile Bodenplatte des Neuralrohrs, * differenzierende Motoneurone, Ch Chorda dorsalis, SG Spinalganglion und Dorsalin die dorsoventrale Polarisierung des Neuralrohrs kontrolliert. Dabei ist interessant, dass die Signalmechanismen und Genaktivierungen bei der dorsoventralen Polarisierung des Neuralrohrs und der angrenzenden Somiten sehr ähnlich ablaufen (Abb. 1.1.37). Bezüglich weiterer Einzelheiten der dorsoventralen Musterbildung sei auf das Kapitel 2.1 dieses Bandes verwiesen. 1.1.2.11.5 Strukturentwicklung des ZNS Das mehrreihige hochprismatische Epithel des Neuralrohrs liefert Nervenzellen, Gliazellen und glatte Muskelzellen für die Wand der später einsprossenden Gefäßanlagen. Es ist durch eine hohe Proliferationsaktivität gekennzeichnet und grenzt außen an eine Basalmembran und innen an das Ventrikelsystem. Die Lage der Zellkerne innerhalb des Epithels ist abhängig vom Zellzyklus. Während der S-Phase liegen die Kerne außen unterhalb der Basalmembran und sie migrieren lumenwärts, um sich zu teilen (ventrikuläre Mitosen). Die Wanderung der Kerne wird auch als „interkinetic migration“ bezeichnet. Die neuronale Determination der Zellen erfolgt über den Mechanismus der Late- 33 34 B. Christ und B. Brand-Saberi ralinhibition, dem das Delta-Notch-Signalsystem zugrunde liegt (Chenn u. McConnell 1995). Delta ist der Ligand, der an den Rezeptor Notch bindet. Durch die Aktivierung von Notch wird die Expression des bHLH-Transkriptionsfaktors Neurogenin gehemmt, der über die Aktivierung eines weiteren bHLH-Transkriptionsfaktors NeuroD das neuronale Schicksal der Zellen festgelegt. Wenn eine Zelle Delta stärker exprimiert als ihre Nachbarzellen, unterdrückt sie deren Delta-Expression. Diese Zellen können dann keine hemmenden Signale mehr aussenden und ermöglichen der Zelle, die als erste Delta hochreguliert hatte, über eine verstärkte Expression von Neurogenin und neuroD die Differenzierung zum Neuron. Die ventrikulären Mitosen des Neuralepithels laufen zunächst symmetrisch ab, d. h. es entstehen zwei gleichwertige Tochterzellen, deren Fähigkeiten mit denen der Mutterzelle identisch sind (Kim u. Schagat 1996). Bei den symmetrischen Zellteilungen, die parallel zur inneren Epitheloberfläche ablaufen, werden zwei Proteine, nämlich Notch und Numb gleichmäßig auf die Tochterzellen verteilt. Bei den asymmetrischen Zellteilungen, die senkrecht zur inneren Epitheloberfläche ablaufen, behält die lumennah gelegene Tochterzelle das Numb-Protein und die lumenabgewandte Tochterzelle das Notch-Protein. Das Ergebnis der asymmetrischen Zellteilung ist, dass die lumenwärts gelegene Zelle als Stammzelle erhalten bleibt und die mehr basal gelegene Zelle zum Neuron wird und die Proliferationszone verlässt. Das Neuralepithel wird auf diese Weise mehrschichtig und es können drei Zonen unterschieden werden: eine innere ventrikuläre Zone, die zum Ependym wird, die Intermediärzone (Mantelzone) sowie die äußere Marginalzone, die von Nervenzellfortsätzen gebildet wird und an die von außen die Pia mater angrenzt (Abb. 1.1.38). Die früh gebildeten Neurone migrieren über kürzere, die später geborenen über größere Distanzen. Im Ependym verbleiben multipotente Stammzellen, die aufgrund der Expression des Intermediärfilamentproteins Nestin identifiziert werden können (McConnell et al. 1996). Neurone und Makrogliazellen (Astrozyten, Oligodendrozyten) gehen aus einer einzigen multipotenten Vorläuferzelle hervor, wobei im Allgemeinen Neurone früher und die meisten Gliazellen später entstehen. Vorläuferzellen können in Kultur durch den Zusatz verschiedener Wachstumsfaktoren stimuliert werden, sich in die eine oder andere Richtung zu differenzieren. Unter dem Einfluss von FGF-2 und Neurotrophin 3 (NT3) wird eine neuronale Differenzierung induziert, wohin- Abb. 1.1.38. Neuralrohr eines 4 Tage alten Hühnchens. Lokalisation der S-Phase-Kerne (Pfeile). Ch Chorda dorsalis, VH Vorderhorn mit Motoneuronen gegen EGF und CNTF die Differenzierung von Astrozyten begünstigt. Unter bestimmten Bedingungen induziert PDGF die Entwicklung von Oligodendrogliazellen. Auch BMP haben Einfluss auf die Entscheidung des Differenzierungsweges. Früh differenzierte Gliazellen sind die radialen Gliazellen, die den auswandernden Neuronen als Klettergerüst dienen und die nach neueren Befunden auch Vorläuferzellen von Neuronen darstellen (Heins et al. 2002). Bei der Rindenentwicklung im Telencephalon wandern die in späteren Entwicklungsstadien gebildeten Neurone in immer höhere, d. h. oberflächlichere Schichten der Rindenanlage. Bei der Mausmutante reeler werden die Rindenschichten demgegenüber von außen nach innen ausgebildet. Diese Mutante weist ein funktionsuntüchtiges Reelin-Molekül auf. Das Reelin-Protein ist für die Kontrolle der Auswanderung der Neurone von großer Bedeutung (Rice u. Curran 2001). In der Rückenmarksanlage beginnt die Spezifizierung der Neurone entlang der dorsoventralen Achse durch einen Sonic-Hedgehog-Gradienten, der durch die Chorda dorsalis und die Bodenplatte des Neuralrohrs erzeugt und aufrechterhalten wird (Yamada et al. 1991, 1993, Ericson et al. 1997, Briscoe et al. 2001) (Abb. 1.1.18). Zunächst werden Domänen von Vorläuferzellen abgegrenzt, die durch die Expression verschiedener Transkripti- a onsfaktoren (z. B. PAX-3, PAX-3 u. -7, PAX-6) charakterisiert werden können (Mansouri u. Gruss 1998, Brisco et al. 2000). Diese Gruppen von Progenitorzellen generieren unterschiedliche Zellpopulationen, die wiederum durch die Expression weiterer Transkriptionsfaktoren identifiziert werden können (Zhou et al. 2000). So lassen sich beispielsweise die Motoneuronsubtypen durch eine kombinatorische Expression von Homöobox-Genen der lim-Familie spezifizieren (Tsuchida et al. 1994). Die Musterbildung und Differenzierung des Gehirns sind dem Kapitel 2.1 zu entnehmen. 1.1.2.11.6 Wachstum der Axone Wenn die Neurone ihren definitiven Ort erreicht haben, bilden sie Nervenfortsätze aus: Axone und Dendriten, von denen die Axone auf bestimmten Wegen über z. T. beachtliche Entfernungen auswachsen, bis sie ihre Zielzellen erreichen (TessierLavigne u. Goodman 1996). Sie werden dabei von der extrazellulären Matrix (ECM) sowie von anziehenden und abstoßenden Leitsignalen gelenkt (Abb. 1.1.39). Innerhalb der Rückenmarksanlage entstehen im dorsalen Abschnitt Kommissurenneurone, deren Axone in der äußeren Marginalzone in ventraler Richtung auswachsen. In Höhe der Moto- 1.1 Mechanismen der Steuerung der Embryonalentwicklung neurone ändern sie ihre Wachstumsrichtung nach ventromedial und wachsen an den Motoneuronen vorbei auf die Bodenplatte zu. Die Bodenplatte produziert einen diffusiblen Faktor, das Netrin1-Protein, das die Axone anlockt. Nach der Kreuzung der Axone auf die kontralaterale Seite der Rückenmarksanlage, die durch adhäsionsmolekülvermittelte Interaktionen mit den Bodenplattenzellen bewirkt wird, wachsen sie nun in dorsaler Richtung weiter, weil sie durch abstoßende Faktoren, die Semaphorine, die im ventralen Neuralrohrabschnitt in hoher Konzentration vorhanden sind, umgelenkt werden. Die für das Auswachsen des Axons wesentliche Struktur ist der am Ende des Axons lokalisierte Wachstumskegel („growth cone“). Hier ist das Axon verbreitert und sendet feine Zellfortsätze (Filopodien) aus, welche die Umgebung erkunden. Durch die Reaktionen des Wachstumskegels auf die lokalen Kontakte wird das Auswachsen des Axons gesteuert. Trifft das Axon beispielsweise auf eine „falsche“ Zielzelle, so zieht es sich zurück, wobei der Wachstumskegel kollabiert und seine Filopodien einzieht (Kapfhammer u. Raper 1987). Die auswachsenden Axone der Spinalganglienneurone werden durch abstoßende Faktoren, die vom Chorda-Bodenplatten-Komplex auf der einen Seite und vom Dermomyotom auf der anderen Seite abgegeben werden, geführt (Keynes et al. 1997). Zu den anziehenden Faktoren gehören die ECM-Komponenten Laminin und Fibronektin, das Signalmolekül Netrin sowie die Zelladhäsionsmoleküle N-CAM, NgCAM und N-Cadherin, zu den abstoßenden Faktoren das ECM-Molekül Tenascin (Abb. 1.1.40), die Semaphorine sowie die Ephrine, die Rezeptoren vom Eph-Typ erkennen (Orike u. Pini 1996, Keynes u. Cook 1995). Einige der Semaphorine werden von den Zellen abgegeben und wirken über längere Distanzen, andere sind Transmembranmoleküle und wirken bei Zellkontakt. Rezeptoren für die Semaphorine sind die Neuropiline und die Plexine. Wenn auch im Allgemeinen die Netrine als anziehende und die Semaphorine als abstoßende Faktoren wirken, ist deren Wirkung auch abhängig von der Art der individuellen Zellpopulation. 1.1.2.12 Entwicklung der Extremitäten Abb. 1.1.39. Darstellung eines sich bildenden Spinalnerven bei einem Hühnchen während des 3. Bebrütungstages. HW Hinterwurzel mit Spinalganglien, VW Vorderwurzel, A Axone des Spinalnerven, die in die Peripherie auswachsen Die Gliedmaßen der Wirbeltiere entwickeln sich aus Material der parietalen Seitenplatten und dem Ektoderm, das den Seitenplatten, dem intermediären Mesoderm und dem paraxialen Mesoderm auf- 35 36 B. Christ und B. Brand-Saberi gelagert ist (Abb. 1.1.41). Das Seitenplattenmesoderm liefert das Baumaterial für Bindegewebe, Skelett, glatte Muskulatur und möglicherweise einen Teil der Endothelien (Brand-Saberi et al. 1995). Die Entwicklung der Gliedmaßen vollzieht sich in einem Dialog zwischen den mesenchymal strukturierten Zellen des mesodermalen Kerns, dem ektodermalen Epithelüberzug (Saunders 1948) und den angrenzenden Strukturen wie dem intermediären und paraxialen Mesoderm. Die Vorgänge, die zur Ausbildung der Extremitäten führen, gehören zu den Modellprozessen der Organogenese und sind Gegenstand zahlreicher klassischer Untersuchungen beim Vogelembryo gewesen, die zur Identifizierung von Signalzentren der Vertebratenextremität geführt haben. 1.1.2.12.1 Reziproke Interaktionen zwischen Ektoderm und Mesoderm Abb. 1.1.40. Sagittalschnitt eines Hühnchens zu Beginn des 4. Bebrütungstages mit immunhistochemischer Darstellung von Tenascin. Beachte die Lokalisation von Tenascin in den kranialen Sklerotomhälften Abb. 1.1.41. Frühe Extremitätenknospe, sichtbar als Vorwölbung der Somatopleura (*). Dm Dermomyotom, My Myotom, Sk Sklerotom, mT mesonephrogener Tubulus, NR Neuralrohr, Ch Chorda dorsalis. Semidünnschnitt Die frühe Spezifizierung der Extremitätenfelder erfolgt höchstwahrscheinlich durch Signale aus dem benachbarten paraxialen Mesoderm. Dabei spielt FGF-10 eine Schlüsselrolle. Aus Knock-out-Studien an der Maus wissen wir, dass FGF-10 für die Extremitätenentstehung notwendig und hinreichend ist (Ohuchi et al. 1997). Die Kontur der frühen Extremitätenknospen entsteht durch Proliferationsunterschiede zwischen dem Bereich der Knospen und dem der restlichen Flanke (Hornbruch u. Wolpert 1970). Die weitere Morphogenese ist gekennzeichnet durch eine Elongation der Knospe, die hauptsächlich auf eine starke Proliferation im distalen Extremitätenmesenchym (Progressionszone) zustande kommt. Das Mesenchym induziert und unterhält die Ausbildung einer distalen Ektodermverdickung, welche die Extremitätenknospe von anterior nach posterior einfasst. Diese als apikale ektodermale Randleiste (AER) bezeichnete Struktur (Abb. 1.1.42) markiert die Grenze zwischen der Dorsalseite und der Ventralseite, die zur späteren Strecker- bzw. Beugerseite werden (Rubin u. Saunders 1972, Abb. 1.1.23). Die AER ist notwendig, um das Auswachsen der Extremitätenknospe aufrechtzuerhalten. Die experimentelle Entfernung der AER zu unterschiedlichen Entwicklungszeitpunkten beim Vogelembryo hat den Beweis erbracht, dass weiter distal gelegene Strukturen sich später entwickeln als proximale (Summerbell 1974). Die Abschnitte der Extremität, Stylopodium, Zeugopodium und Autopodium, gehen demnach sukzessive in proximodistaler Reihenfolge aus der Progressionszone hervor (Summerbell et a 1.1 Mechanismen der Steuerung der Embryonalentwicklung Abb. 1.1.42. Schnitt durch eine Extremitätenknospe des Menschen. Apikale ektodermale Randleiste (AER) sichtbar (Pfeil). Im distalen Extremitätenmesenchym ist das auffällige Blutgefäß, der Randsinus, angeschnitten (*). Semidünnschnitt Abb. 1.1.44. Expression des Gens für den basischen HelixLoop-Helix-Transkriptionsfaktor Twist im Extremitätenmesenchym. Twist ist außerdem noch in den Somiten und den Branchialbögen exprimiert. In situ-Hybridisierung beim 3 Tage alten Hühnerembryo Abb. 1.1.43. Skelettelemente des Armes eines 12 Wochen alten menschlichen Feten. Lundvall-Färbung al. 1973, Abb. 1.1.43). Die Identität der Abschnitte soll durch die Dauer ihres Verbleibs in der Progressionszone determiniert werden. Dieses Modell ist in neuerer Zeit infrage gestellt worden (Dudley et al. 2002, Sun et al. 2002). Nach Auffassung dieser Autoren sind bereits alle Extremitätenabschnitte in der frühen Knospe enthalten, vergrößern sich jedoch erst nach und nach. Nach experimenteller Entfernung der Randleiste sterben die am weitesten distal gelegenen Zellen ab, sodass sich nur noch die proximalen weiterentwickeln können. Demnach käme der AER keine Kontrollfunktion für das Zellschicksal, sondern eine proliferationserhaltende Funktion zu. Das instruktive Signal würde damit zu einem lediglich permissiven. Die Interaktionen zwischen AER und Extremitätenmesenchym lassen sich als positive Rückkoppelungsschleife begreifen. Die Randleiste exprimiert FGF-2, FGF-8 und FGF-4 (Abb. 1.1.23). Diese aktivieren die mitotische Aktivität in der Progressionszone, wie der Ersatz der Randleistenfunktion durch FGF-4 zeigt (Niswander et al. 1993). Die FGF-Expression wird andererseits aufrechterhalten durch ein Signalmolekül aus dem Hinterrand der Extremitätenknospe, dem SHH (Niswander et al. 1994). An der Aufrechterhaltung dieser Signalinteraktionen ist Twist beteiligt, ein bHLH-Transkriptionsfaktor, der im Extremitätenmesenchym exprimiert ist (Zuniga et al. 2002, Abb. 1.1.44) 1.1.2.12.2 Anterior-posteriore und dorsoventrale Polarität Die Extremitätenentwicklung lässt sich leichter erfassen und beschreiben, wenn man die morphogenetischen Prozesse entlang ihrer drei Hauptachsen betrachtet. Demnach laufen neben den Vorgängen entlang der proximodistalen Achse auch noch weitere entlang der anterior-posterioren und dorsoventralen Achse ab. In Wirklichkeit sind diese Teilprozesse jedoch miteinander eng verzahnt, z. B. ist SHH außer am Auswachsen nach distal noch an der anterior-posterioren Musterbildung der Extremitätenknospe beteiligt (Riddle et al. 1993, Pearse u. Tabin 1998). 37 38 B. Christ und B. Brand-Saberi Klassische Versuche, Teile der Extremitätenknospe bei Vogelembryonen zu transplantieren, führten zur Beschreibung eines Signalzentrums am Hinterrand der Gliedmaßenanlage, der Zone polarisierender Aktivität (ZPA) (Tickle et al. 1975). Durch Verpflanzung der ZPA nach anterior können zusätzliche Fingerstrahlen auswachsen, deren Orientierung sich nach der Position des Transplantates richtet. Aus diesen Versuchen wurde auf das Vorhandensein eines Morphogengradienten in der Gliedmaßenanlage geschlossen, der von den Zellen interpretiert werden kann und ihnen eine Positionsinformation zuweist. Sowohl SHH als auch die früher als mögliches Morphogen diskutierte Retinsäure haben die Fähigkeit, die polarisierende Wirkung der ZPA nachzuahmen (Eichele et al. 1985). Obwohl erst vor kurzem gezeigt werden konnte, dass SHH weit genug nach anterior diffundieren kann, um einen Gradienten aufzubauen (Gritli-Linde et al. 2001, Zeng et al. 2001), wird andererseits auch die Beteiligung von BMP-2 an der Spezifizierung der Fingerstrahlen diskutiert (Drossopoulou et al. 2000, Lewis et al. 2001). Grundlegende Erkenntnisse zum Verständnis der Determination der dorsoventralen Extremitätenachse sind erst in den vergangenen acht Jahren durch Studien an Vogel- und Mausembryonen erarbeitet worden. Ihnen zufolge wird die dorsale Identität der Extremitätenknospe vom dorsalen Ektoderm durch WNT-7a bestimmt, die ventrale dagegen durch Engrailed 1 des ventralen Extremitätenektoderms. Im dorsalen Extremitätenmesenchym wird die Expression des LIM-Homöodomänen-Transkriptionsfaktors LMX-1 induziert, welche die dorsale Identität begründet (Riddle et al. 1995, Vogel et al. 1995, Chen et al. 1998). Zwischen dorsalem und ventralem Extremitätenmesenchym kommt es aufgrund der Expression von lmx zur Ziehung einer scharfen Grenze. Studien an Mausmutanten für engrailed-1 haben gezeigt, dass die ventrale Identität verloren geht, wenn Engrailed1-Protein nicht korrekt gebildet werden kann. Dies geht mit einer ektopischen Expression von lmx1b (dem entsprechenden Gen der Maus) auf der Ventralseite einher (Loomis et al. 1996). 1.1.2.13 Entwicklung der Nieren Ähnlich wie die Entwicklung der Extremitäten läuft auch die der Nieren in einer Sequenz reziproker induktiver Interaktionen ab. Da es möglich ist, die Nierenanlage über mehrere Tage in Organkultur zu halten, sind die meisten Untersuchungen am Metanephros von Säugerembryonen durchgeführt worden. Eine Besonderheit der Nierenentwicklung besteht darin, dass sie sich in drei aufeinander folgenden Generationen entwickelt, bei denen die Entwicklung der nächstfolgenden Generation von den vorausgehenden abhängig ist. Die frühe Nierenentwicklung nimmt ihren Ausgang von einem eigenen Mesodermkompartiment, dem intermediären Mesoderm, in Nachbarschaft zum paraxialen Mesoderm (Abb. 1.1.36). Es bildet das Ausgangsmaterial für Niere und Gonaden. Bei Amnioten entwickeln sich alle drei Nierengenerationen, Pronephros (Vorniere), Mesonephros (Urniere) und Metanephros (Nachniere). Im Gegensatz zu Fischen und Amphibien ist der Pronephros hier nur in Spuren erhalten und ohne physiologische Funktion. An allen Nierengenerationen unterscheidet man einen epithelialen Gang von einem mesenchymalen Nierenblastem. Der erste Gang, der entsteht, ist der Vornierengang im Bereich des zervikalen intermediären Mesoderms. Aus ihm geht kontinuierlich der Urnierengang (Wolff-Gang) hervor, der dem Mesonephros zugeordnet wird. Der zuletzt entstehende Gang entwickelt sich aus einer dorsalen Ausknospung des Urnierengangs, kurz bevor dieser die Kloake erreicht. Die Ausknospung wird als Ureterknospe bezeichnet. Aus ihr entsteht der gesamte harnableitende Apparat, also Ureter, Nierenbecken und Sammelrohre. Die Nachniere entwickelt sich durch induktive Wechselwirkungen zwischen Ureterknospe und metanephrogenem Blastem. Zunächst wird die Ureterknospe vom metanephrogenen Blastem angelockt und zum gerichteten Wachstum angeregt. Als Signal des Blastems konnte GDNF („glial-derived neurotrophic factor“) identifiziert werden (Moore et al.1996, Pichel et al. 1996, Sanchez et al. 1996), dessen Rezeptor RET sich auf den Zellen der Ureterknospe befindet (Pachnis et al. 1993, Srinivas et al. 1999 ). Die dichotome Verzweigung wird dagegen durch den Transkriptionsfaktor PBX1 kontrolliert, der zum Typ der TALE-Homöodomänen-Transkriptionsfaktoren gehört. Er ist auch an den nachfolgenden Entwicklungsschritten beteiligt (Schnabel et al. 2003). Die weitere Entwicklung ist durch die Induktion von Zellkondensationen im metanephrogenen Blastem in Nachbarschaft der sich verzweigenden Ureterspitzen charakterisiert. Die Zellaggregate durchlaufen eine mesenchymoepitheliale Transition, bilden sog. S-förmige Körperchen, die nachfolgend Röhrensysteme entwickeln. Der Prozess der Epithelialisierung des metanephrogenen Blastems a Abb. 1.1.45. pax2-Expression im Pronephros eines Hühnerembryos mit 10 Somiten. In-situ-Hybridisierung. Präparat: Anton Gamel, Freiburg steht unter dem Einfluss von WNT-4. In Mäusen mit inaktiviertem wnt4-Gen blieb die Epithelialisierung, nicht aber das Wachstum der Ureterknospe aus. Die mit der Spezifizierung der späteren Nephrone verbundene Rekrutierung aggregierender Zellen aus dem metanephrogenen Blastem wird durch Transkriptionsfaktoren der PAX-Familie, insbesondere von PAX-2 kontrolliert (Dressler 1995, 1996, Dressler et al. 1990). PAX-2 und ein weiterer Transkriptionsfaktor, LIM-1, werden sowohl im Gangepithel als auch in den entstehenden Tubuli von Pro-, Meso- und Metanephros exprimiert (Abb. 1.1.45) und sind für deren Entstehung notwendig (Barnes et al. 1994, Warady et al. 1994, Keller et al. 1994, Torres et al. 1995). 1.1.2.14 Die Entwicklung einer Drüse am Beispiel des Pankreas Das Pankreas besitzt einen exokrinen und einen endokrinen Drüsenanteil. Der endokrine Drüsenanteil, das Inselorgan, weist vier verschiedene Zelltypen auf, die Insulin (b-Zellen), Glukagon (a-Zellen), Somatostatin (c-Zellen) und pankreatisches Polypeptid (PP-Zellen) bilden. Die azinösen End- 1.1 Mechanismen der Steuerung der Embryonalentwicklung stücke des exokrinen Pankreas sezernieren Enzyme für die Eiweiß-, Kohlenhydrat- und Fettverdauung, die in den Dünndarm abgegeben werden. Die intralobulären Gangepithelien bilden Bikarbonat, welches das Sekret des exokrinen Pankreas auf einen pH-Wert von etwa 8 einstellt. Wie andere Drüsen auch besteht das Pankreas weiterhin aus einem Gefäß bildenden Bindegewebe, das die aus dem Entoderm stammenden epithelialen Strukturen abgrenzt und ernährt. Das Pankreas geht aus zwei entodermalen Knospen hervor: der dorsalen und ventralen Pankreasanlage. Beide Knospen werden bei menschlichen Embryonen zu Beginn der 5. Entwicklungswoche nachweisbar (Blechschmidt 1961). Sie entstehen zum einen direkt aus dem dorsalen Entoderm des späteren Duodenums (dorsale Pankreasanlage) und zum anderen im Zusammenhang mit dem Leberdivertikel aus dem ventralen Entoderm der Duodenalanlage. Die beiden Pankreas bildenden Entodermabschnitte sind unterschiedlichen mesodermalen Zellpopulationen benachbart. Das prospektive dorsale Pankreasentoderm steht mit der Chorda dorsalis, den Aorten sowie dem Pankreasmesenchym in Kontakt; das prospektive ventrale Pankreasentoderm grenzt an das Septum transversum, an das Mesoderm der Herzplatte sowie an die Venae vitellinae sowie an prospektives Pankreasmesenchym. Die Spezifizierung der Pankreasendothelien erfolgt durch Signalaustausch mit diesen angrenzenden Strukturen. Eine komplexe Kaskade von Aktivierungen unterschiedlicher Transkriptionsfaktoren führt zur Zelldiversifikation in beiden Pankreasanlagen. Die Proliferation des Pankreasepithels und -mesenchyms, die zunehmende Verzweigung des epithelialen Gangsystems sowie die Fusion beider Pankreasanlagen führen zur Bildung eines epitheliomesenchymalen Drüsenkomplexes, in dem alle Vorläuferzellen für die azinösen Endstücke, das Ausführungssystem sowie für das Inselorgan vorhanden sind (Schwitzgebel 2001, Abb. 1.1.46). Während der Gastrulation wird das Entoderm entlang der kraniokaudalen Achse durch ektodermale und mesodermale Signale vorprogrammiert. Das dorsale präpankreatische Entoderm befindet sich in unmittelbarem Kontakt zur Chorda dorsalis. Die Chordasignale (FGF-2 und Aktivin bB) unterdrücken im angrenzenden Entoderm die Expression von SHH (Hebrok et al. 2000). An der Spezifikation der entodermalen Zellen sowohl der dorsalen als auch der ventralen Pankreasanlage sind Signale (z. B. FGF-2) beteiligt, die von den Endothelzellen der angrenzenden Blutgefäße abge- 39 40 B. Christ und B. Brand-Saberi Abb. 1.1.46. Schematische Darstellung der aufeinander folgenden Schritte bei der Entwicklung der dorsalen Pankreasanlage. Erläuterung im Text. En Entoderm, Ch Chorda dorsalis, Ao Aorta, Ep Epithel der Drüsenanlage, DM Drüsenmesenchym, Az Azinus, LI Langerhans-Insel. Zeichnung: Dr. M. Rodriguez-Niedenführ, Freiburg geben werden. Als Folge dieser induktiven Prozesse exprimiert das Entoderm der Pankreasanlagen die Transkriptionsfaktoren HLXB9 und IPF1 („insulin promoter factor 1“), die für die Morphogenese und Differenzierung der Pankreasanlage unerlässlich sind. Die Konzentration von FGF-2 und das Vorhandensein von BMP-4, das von Zellen des Septum transversum abgegeben wird, entscheiden zwischen pankreatischem und hepatischem Differenzierungsschicksal der Entodermzellen. An der Festlegung des pankreatischen Differenzierungsweges sind weitere Transkriptionsregulatoren wie PBX1 und PTF1-P48 beteiligt. PBX1 ist ein Mit- glied der TALE-Familie („three amino acid loop extension“), von Transkriptionsfaktoren, die eine Homöodomäne enthalten und für die Aufrechterhaltung des Differenzierungszustandes der Zellen von Bedeutung sind. PBX1 bildet einen Komplex mit IPF1 und reguliert so die Aktivität dieses Transkriptionsfaktors (Kim et al. 2002). PTF1-P48 ist in den Progenitorzellen der ventralen und dorsalen Pankreasanlagen exprimiert, die sich zu Azinus-, Duktus- und Inselzellen differenzieren, und komplementiert die Funktion von IPF1 (Kim u. MacDonald 2002). IPF1 wird auch im adulten Organismus in den b-Zellen des Inselorgans exprimiert und aktiviert die Insulinsynthese. Vorläufer der Inselzellen sind durch die Expression von ngn3 charakterisiert. Sie werden in der Pankreasanlage aus den distalen Abschnitten der Gänge (bzw. Knospen) abgegliedert. An der Spezifizierung der Zellen der Inselorgane sind pax-Gene beteiligt. pax4 ist für die Entwicklung der Insulin produzierenden b-Zellen erforderlich, während pax6 für die Differenzierung der Glukagon produzierenden a-Zellen benötigt wird (Sosa-Pineda et al. 1997, StOnge et al. 1997). Zusammenfassend kann festgestellt werden, dass bei der Drüsenentwicklung eine zunehmende Spezifizierung der Epithelzellen stattfindet, bei der Signale von umgebenden Strukturen sowie vom mesodermalen Stroma der Drüsenanlage eine determinierende Rolle spielen. Durch diese Signale werden Kaskaden von Transkriptionsregulatoren aktiviert, die zur Differenzierung der Drüsenepithelzellen führen. Die drüsentypspezifische Verzweigung des Drüsengangepithels wird durch Interaktionen zwischen dem mesodermalen Drüsenstroma und dem epithelialen Anlagematerial kontrolliert (Go et al. 1986). Danksagung Wir danken den Mitarbeitern unserer Laboratorien sowie unseren Kollaborationspartnern für ihre Beiträge zu unserer Arbeit. Frau U. Uhl danken wir für ihre Schreibarbeit bei der Erstellung des Manuskriptes. Weiterhin sagen wir der Deutschen Forschungsgemeinschaft Dank für ihre langjährige und großzügige finanzielle Unterstützung unserer Arbeit. a 1.1.3 Literatur Adams GR, McCue SA (1998) Localized infusion of IGF-I results in skeletal muscle hypertrophy in rats. J Appl Physiol 84:1716–1722 Adams RH, Wilkinson GA, Weiss C, Diella F, Gale NW, Deutsch U, Risau W et al (1999) Roles of ephrin B ligands and ephB receptors in cardiovascular development: demarcation of arterial/venous domains, vascular morphogenesis, and sprouting angiogenesis. Genes Dev 13:295–306 Acedo J, Ayenzon M, Von Ohlen T, Noll M, Hopper JE (1996) The Drosophila smoothened gene encodes a seven-pass membrane protein, a putative receptor for the hedgehog signal. Cell 86:221–232 Akitaya T, Bronner-Fraser M (1992) Expression of cell adhesion molecules during initiation and cessation of neural crest cell migration. Dev Dyn 194:12–20 Altmann J (1969) Autoradiographic and histological studies of postnatal neurogenesis. IV. 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