Fachbereich Physik Seminar Quantenoptik – Sommersemester 2004 Quantenteleportation Johannes Gutenberg-Universität Mainz, 07. Juli 2004 Sebastian Will Inhaltsübersicht • Motivation und Einführung • Grundlegende Konzepte aus der Quantenmechanik • Idee der Quantenteleportation • Erste experimentelle Umsetzung der Quantenteleportation: Teleportation von Photonen-Polarisationszuständen (Innsbruck) • Anwendungen und Ausblick 2 Quantenteleportation – der Traum Objekt verschwindet und eine exakte Nachbildung erscheint an einem beliebig weit entfernten Ort! Umsetzung: Objekt durch Messungen abscannen Informationen übertragen Quantenmechanik! Objekt rekonstruieren Heisenbergsche Unschärferelationen: Beliebig genaue Messungen sind prinzipiell nicht möglich! 3 Quantenteleportation im Realen • 1993: Charles Bennett et al.: Quantenzustand von einem Teilchen zum anderen übertragen ohne explizite Messung des Zustandes! • • verschränkte 2-Teilchen-Zustände 1997: Bouwmeester, Pan et al.: Erste experimentelle Realisierung: • • • Hilfsmittel: Herstellung von verschränkten Photonenpaaren Teleportation des Polarisationszustandes eines Photons Was tut Quantenteleportation alles nicht? • • • überträgt keine Masse! erstellt keine Kopie! überträgt Information maximal mit Lichtgeschwindigkeit! 4 Grundlegende Konzepte der QM • 1 Zwei-Niveau-Systeme: 0 • Überlagerungszustände: 0 1 wobei 1 2 • 2 verschränkter Zustand (auch: EPR-Paar) ist besondere 2-Teilchen Superposition Bsp.: 1 2 0 1 12 11 0 2 Nach Messung an einem Teilchen ist Zustand des anderen sofort festgelegt – egal wie weit es entfernt ist! 5 Das Problem • Alice hat ein Teilchen im Quantenzustand - Bob soll Teilchen mit dem gleichen Quantenzustand bekommen. • Betrachte Zwei-Niveau-System mit Basiszuständen 0 und 1 Allgemein: 0 1 wobei 1 2 2 Messung: Projektion von • • auf Eigenzustände der Observablen! Informationsverlust durch direkte Messung Rekonstruktion des Zustandes nicht mehr möglich 6 7 Das Konzept der Quantenteleportation • Quantenzustand 1 übertragen, ohne ihn direkt zu messen! 8 Eigenschaften des verschränkten Teilchenpaares • Herstellung von EPR-Paaren: • 23 1 2 0 213 12 0 3 Teilchen 2 (Alice) und Teilchen 3 (Bob) werden in entgegengesetztem Zustand sein, sobald gemessen wird. – egal wie weit Alice und Bob von einander entfernt sind! • Experimentell bestätigt bis Entfernungen von 10km. • • Nicht-klassischer Kommunikationskanal zwischen Alice und Bob Aber: Informationsübertragung damit allein nicht möglich! 9 Bell-State-Messung • Gesamtsystem aus 3 Teilchen: Produktwellenfunktion • EPR-Paar bekommt Information über 1 durch Bell-State-Messung: Projektion der Zustände 1 und 2 auf die vier Bell-Zustände: 12 1 2 0 112 11 0 2 orthonormale Basis für 2-Teilchensystem aus 1 und 2 10 Bell-State-Messung – Nicht-klassische Information • Zustand des Gesamtsystems: 123 • 2 2 0 10 2 13 0 112 0 1 1 0 2 13 11 12 0 3 3 Umgeschrieben in der Bell-Basis: 123 1 2 • 0 1 0 1 1 0 1 0 12 3 3 3 12 3 12 3 3 12 3 3 4 mögliche Ergebnisse der Bell-State-Messung mit Wahrscheinlichkeit ¼ unabhängig von • 1 Messung legt Zustand von Teilchen 3 fest: Nicht-klassischer Teil der Informationsübermittlung! 11 Bell-State-Messung – klassische Information • 123 1 2 0 1 0 1 1 0 1 0 12 3 3 3 12 3 12 3 3 12 3 3 Bob‘s Teilchen 3 ist mit Originalzustand 1verknüpft: • Fall : 12 3 1 denn unwichtiger Phasenfaktor! • • in allen anderen Fällen: einfache unitäre Transformationen liefern: Damit Bob korrekt transformieren kann: Klassische Information: Bob muss vom Ausgang der BSM erfahren! 12 Eigenschaften der Teleportation • Transfer von Quanteninformation über beliebige Entfernungen • Originalzustand • Zustand 1 1 kann völlig unbekannt sein. wird bei der BSM zerstört, 3 ist also kein Klon. Entscheidendes Merkmal: Die BSM liefert keine (sicheren) Informationen über die beteiligten Teilchen! 13 Zusammenfassung 14 Experimentelle Teleportation • Verwendetes 2-Niveau-System: Polarisationszustände des Photons horizontale Polarisation H und vertikale Polarisation V 15 Herausforderungen • Herstellung von verschränkten Photonen 2 und 3: type II – parametric down-conversion • Durchführung der Bell-State-Messung: 2-Photonen-Interferenz an einem Strahlteiler 16 parametric down-conversion • Kristall mit nicht-linearer elektrischer Suszeptibiltät • Pump-Photon kann zerfallen gemäß: p 1 2 k p k1 k2 • Photonen auf Kegel: gleiche Energie, aber unterschiedliche Polarisation 17 Wo entstehen verschränkte Photonen? • Auf Schnittlinien der Kegel: Photonen Photonenhaben habenunterschiedliche unterschiedlichePolarisation, Polarisation, aber abergenauer genauerZustand Zustandististunbestimmt! unbestimmt! • Zustand: AB 1 2 H A V B V A H B 18 Bell-State-Messung - Strahlteiler • input-Moden • Wirkung eines 50:50-Strahlteilers: a i 1 c d 2 2 b 1 i c d 2 2 output-Moden Betrachte Photonen 1 und 2 in Polarisationszuständen: und • Vier Möglichkeiten: 19 Zwei-Photonen-Interferenz • Photonen unterscheidbar: 50% WK: Photonen im gleichen Ausgang 50% WK: je ein Photon pro Ausgang • Photonen ununterscheidbar: i H 1 V a H • Zustand: • Wirkung des Strahlteilers: • 1 H 1V 1 i c 1 d 12 2 Photonen sind Bosonen: f 1 symmetrische Wellenfunktion: 1 1 2 V 2 1 H 1 V 2 f 1 f 2 b 1 2 c 12 1 i d f 21 1 20 Konsequenz der Ununterscheidbarkeit • Umordnen von f f • 1 2 2 1 f 2 H H 1 1 12 H H f 21 : 2 V 1V 2 2 V 1V 2 H 1V 2 H 1V 2 V V 1 1 H H 2 2 i c i c i c d 1 1 1 1 c c c c 2 2 2 2 d d d 1 1 1 d d d c 1d 2 2 2 2 Bell-Zustände Identifikation: • • : Photonen in unterschiedlichen Ausgängen 12 12 : Photonen haben unterschiedliche Polarisation 2 von 4 Bell-Zuständen unterscheidbar! 21 Experimenteller Aufbau • • Alice: Warten auf 2-Photonen-Koinzidenz von X und A 12 Bob: erhält klassische Information über Koinzidenz und prüft nach! 22 Die Messung – ein Beispiel • • f2 f1 X sei + 45°-polarisiert Falls f1f2-Koinzidenz bei Alice: • • • X verliert +45°-Polarisation B erhält +45°-Polarisation Bob weist +45°-Polarisation von B nach d1 • d2 feuert! d2 Teleportation erfolgreich bei Nachweis einer d2f1f2-Koinzidenz! 23 Messablauf • f2 f1 Teleportation erst dann, wenn X und A ununterscheidbar sind: X und A müssen zeitlich überlappen! Verschieben des Spiegels 24 Erwartetes Ergebnis • erwartetetes Signal an Bob‘s Detektor: d1 d1 d2 d2 25 Messergebnisse • d1 d1 d2 d2 +45° und -45°: Nachweis der Teleportation auf einer Basis! Sicherer Nachweis der Quantenteleportation! 26 Zusammenfassung • Ein Quantenzustand kann von einem Teilchen auf ein anderes übertragen werden – Entfernung spielt keine Rolle. • Notwendigkeit: verschränktes Teilchenpaar, das sich Sender und Empfänger teilen. • Sender führt eine sog. Bell-State-Messung durch. Zustand des Teilchens beim Empfänger ändert sich! • Sender teilt dem Empfänger das Ergebnis der BSM mit. Empfänger kann sein Teilchen leicht in den gewünschten Zustand transformieren. 27 Anwendungen und Ausblick • Bei Atomen: Teleportation muss im Vakuum stattfinden. Teleportation von lebendigen Wesen sehr unwahrscheinlich! • „Entanglement swapping“: Korrelation zwischen Teilchen hervorrufen, die keine gemeinsame Vergangenheit haben. • Mögliche Anwendung: • Quantencomputer sollen mit sog. Qubits arbeiten: 0 1 • Quantenteleportation zum Datentransfer zwischen logischen Gattern. FRAGEN!? 28