X-chromosomaler Erbgang

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X-chromosomal-rezessive Vererbung
Konduktorin
betroffener Mann
Kennzeichen des X-chromosomalrezessiven Erbganges
es sind sehr viel mehr Männer als Frauen betroffen
(Hemizygotie für X-chromosomale Gene bei Männern)
keine Vererbung der Krankheit von Vater auf Sohn
Vererbung der Krankheit durch heterozygote,
phänotypisch (meistens) gesunde Frauen
(Konduktorinnen)
X-chromosomal-rezessive Vererbung
Mutter heterozygot
für rezessiv erbliches
Krankheitsgen;
phänotypisch gesund
Keimzellen
Zygoten
Vater gesund
XX
XY
X
X
XX
XX
Konduktorin
gesundes
Mädchen
XY
betroffener
Junge
XY
gesunder
Junge
X-chromosomal-rezessive Vererbung
Mutter gesund
XX
Keimzellen
Zygoten
XY
X
X
XX
XX
Konduktorin
Konduktorin
XY
gesunder
Junge
Vater hemizygot
für rezessives Gen;
phänotypisch krank
XY
gesunder
Junge
Evolutionäre Entstehung der
Geschlechtschromosomen
Pseudoautosomale
Region
2433 Gene
X
Y
383 Gene
Verlust autosomaler
Gene
Ansammlung
geschlechtsbestimmender Gene
Autosomenpaar
Gendosis-Problem
X X
X Y
Transkription/Translation
Genprodukte
Dosiskompensation: X-Inaktivierung
X X
X Y
Transkription/Translation
Genprodukte
Lyon-Hypothese*
• in weiblichen Zellen ist nur eines der beiden X-Chromosomen
aktiv
• in verschiedenen Zellen des gleichen Individuums kann
entweder das eine oder das andere X-Chromosom inaktiv sein
• in Tochterzellen wird immer das gleiche X-Chromosom
inaktiviert wie in der Zelle, von der diese abstammen (Mosaik)
• Inaktivierung erfolgt in der Embryonalentwicklung durch DNAMethylierung (vergl. Epigenetik)
• das ´lyonisierte´ X-Chromosom ist als Barr-Körper erkennbar
*nach Mary Lyon (1961)
X
XX
X
Zygote
X
X
X
X
X
X
X
X
X-chromosomale rezessive Erkrankungen
- einige Beispiele Erkrankung
Häufigkeit
Farbblindheit
Muskeldystrophie Typ Duchenne
Muskeldystrophie Typ Becker
Fragiles X-Syndrom
Hämophilie A
Hämophilie B
Spinale und bulbäre Muskelatrophie (SBMA)
Testikuläre Feminisierung
~1:500 bis 1:2.000
~1:3.500 bei ♂
~1:30.000 bei ♂
~1:1.250 bei ♂
~1:10.000
~1:30.000
~1:36.000
~1:20.000
Institut für Humangenetik, Klinikum der Universität zu Köln
DuchenneMuskeldystrophie
(DMD)
4-jähriger Junge mit DMD
- Pseudohypertrophie der
Wadenmuskulatur
- Ursache:
Ersetzung degenerierter
Muskelzellen durch Fettund Bindegewebe
Gower-Phänomen
bei DMD-Patienten
(nach Gower, 1879):
- mit etwa 4-5 Jahren
- Ursache: beginnende Schwäche
der Hüftmuskulatur
Duchenne-Muskeldystrophie (fortgeschrittenes Stadium)
Serumkreatinkinase bei
Konduktorinnen für DuchenneMuskeldystrophie
Anzahl Individuen
Normale Frauen
Obligate Konduktorinnen für
Duchenne-Muskeldystrophie
Serumkreatinkinase (mU/ml)
Klinik der Duchenne-Muskeldystrophie (DMD)
Klinik:
-
progressive Muskelschwäche
-
beginnend im 2./3. Lebensjahr mit
verminderter Muskelkraft in Hüfte, Beinen u.
Armen
-
führt in der Regel gegen Ende des 2. Lebensjahrzehnts zum Tode durch Betroffensein
der Atemmuskulatur
Genetik der Duchenne-Muskeldystrophie
(DMD)
• Häufigkeit:
etwa 1 : 3500 männliche
Individuen
• Vererbung:
X-chromosomal-rezessiv;
hohe Neumutationsrate (bei
ca. 1/3 der Patienten)
Molekulargenetik der Duchenne- Muskeldystrophie
(DMD)
1988:
Identifizierung des verantwortlichen Gens
(Dystrophin-Gen)
Dystrophin-Gen ist eines d. größten bekannten Gene
(79 Exone; genomische Länge: ca. 2,5 Mio. Basenpaare)
Ursache d. DMD: 60% der Fälle Deletionen im Dystrophin-Gen;
Leserasterverschiebung im Gen;
keine Bildung von Dystrophin im Muskel
Deletionen ohne Leserasterverschiebung und Punktmutationen
im Dystrophin-Gen führen zur milder verlaufenden
Becker-Muskeldystrophie (BMD);
noch Dystrophin-Bildung, aber in kleinerer Menge oder
strukturell verändert
Duchenne-Muskeldystrophie (DMD) Dystrophin-Färbung
Dystrophin
Kontrollperson
DMD-Patient
Therapeutische Möglichkeiten bei
DMD/BMB
• Wiederherstellung des korrekten
Leserahmens durch antisense Oligos.
• Ausschluss von einzelnen Exons, die die
Mutationen tragen
Fragiles X-Syndrom
Fragiles X-Syndrom
Martin-Bell-Syndrom
• Mentale Retardierung
• Konzentrationsschwäche
• Große, wenig
differenzierte Ohren
• Langes, schmales
Gesicht mit hoher Stirn
• Pastöse, fleischige
Hände und Füße
• Körpermaße im oberen
Normbereich
• Bindegewebsschwäche
– Mitralklappenprolaps
– Aortendilatation
• Hodenhypertrophie
Makroorchidie beim Fragilen X Syndrom
Xq27
Fragile Stelle
Genetik des Fragilen X-Syndroms
• Vererbung:
• Häufigkeit:
X-chromosomal rezessiv
1 : 1000 bis 1 : 1.500
– häufigste erbliche geistige Behinderung
im männlichen Geschlecht
– Frauen: 1: 2000
Molekulargenetik des Fragilen X-Syndroms
1969: Beschreibung einer fragilen Stelle auf dem
langen Arm d. X-Chrom. bei Patienten mit
X-chromosomal erblicher geistiger Behinderung
1991: Identifizierung d. verantwortlichen Gens (FMR-1)
sowie einer Trinukleotidrepeat-Sequenz (CGG)n
im 5‘-untranslatierten Bereich (Promotor) d. Gens
(CGG)n: n =6 - 44
n =60 - 200
n =>200
normal
Prämutation
Vollmutation (fra X)
Expansion
Prämutation
keine Transkription mehr!!
Vollmutation
Methylierung
Massive Expansion
(nur bei Vererbung durch
die mütterliche Keimbahn)
Expansion des (CGG)n-repeats im FMR-1 Gen
40 CGG repeats
40 CGG repeats
70 CGG repeats
80 CGG repeats
100 CGG repeats
Fragiles X-Syndrom
Vollmutation
280 CGG repeats
Expansion des (CGG)n repeats erfolgt nur in der
mütterlichen Keimbahn !
Merkmale der Triplet-repeat
Erkrankungen
• Es gibt keine sporadischen Formen, alle werden
vererbt
• Expansionsmutationen von CAG, CTG oder CGG
• Vererbungsmodi
– Erkrankungen: Huntington, Spinocerebelläre Ataxien
→Gain-of-function Mutation
– X-chromosomal: Fragiles-X, SBMA
– Autosomal rezessiv: Fridreich‘sche Ataxie
• Nicht translatiert (5‘-oder 3‘- nicht translatierte Region)
→ Loss-of-function Mutation
• Antizipation
• Korrelation zwischen Länge der Repeats und Schwergrad
der Erkrankung
Victoria
“Queen of England”
von 1837 - 1901
X-chromosomal-rezessiver Erbgang:
Hämophilie A
I-1:
III-1 u. III-2:
IV-5 u. IV-6:
V-13 u. V-14:
VI-16:
VIII-1:
König George III
Prinz Albert and Königin Victoria
Alice von Hessen und Ludwig IV von Hessen
Alexandra und Nicholas II (Zar von Russland)
Alexei
Prinz Charles
ausgeprägte Arthrosen
bei einem Patienten mit
Hämophilie A
Ursache:
Blutungen in den Gelenkkapseln
Genetik der Hämophilie
Klinik:
„Bluter-Krankheit“; schwere Blutgerinnungsstörung
Übergang Prothrombin zu Thrombin stark verzögert
Folge: Hämatome, Hämarthrosen (chronische Arthritis
in den Gelenken mit Ausgang in Versteifung)
ohne Behandlung (mit Faktor VIII) führt Hämophilie
oft im Kindesalter zum Tode
Häufigkeit: 1 : 10.000 männliche Individuen (Hämophilie A)
1 : 30.000 männliche Individuen (Hämophilie B)
Gen:
Hämophilie A: Mutationen im Faktor VIII-Gen
Stop-Mutationen und Disruption des Gens durch
chromosomale Inversion bewirken schwere
Hämophilie A
Missense-Mutationen bewirken leichteren Verlauf
Hämophilie B: Mutationen im Faktor IX-Gen
Mutationen im Androgen-Rezeptor (AR)
Spinale und bulbäre Muskelatrophie (SBMA, ´Kennedy disease´)
• Degeneration der Motoneurone, Muskelschwäche & -atrophie
• Gynäkomastie, Hodenatrophie, Subfertil
• Zungenfaszikulation, Dysarthrie, Dysphagie
• CAG-Expansion in Exon 1 des Androgen-Rezeptor (AR)-Gens (Chr. Xq11-q12)
• gain of function, Neurotoxizität
Testikuläres Feminisierungssyndrom
• Minimale, partielle oder komplette Androgenresitenz
• genetisch männlich, weibliche (externe) Genitalien, weibliche
• Brustentwicklung, keine Gebärmutter, keine Eileiter
• Personen wachsen als Mädchen auf
• Mutationen im Androgen-Rezeptor (AR)-Gen (>300 Mutationen beschrieben)→
Funktionsverlust
Institut für Humangenetik, Klinikum der Universität zu Köln
Wurde vermutet bei Caster Semenya (800m Gold für Südafrika, Leichtathletik-WM 2009).
2010 gab der Leichtathletik-Weltverband (IAAF) bekannt, dass Semenya wieder bei den
Frauen starten darf
X-chromosomal
dominante Vererbung
X-gekoppelte dominante Vererbung
• Beide Geschlechter sind betroffen, Frauen jedoch
häufiger als Männer
• Frauen erkranken oft schwächer und die Symptome
variieren bei ihnen stärker als bei Männern
• Das Kind einer erkrankten Mutter hat - unabhängig
von seinem Geschlecht - ein Risiko von 50%,
ebenfalls zu erkranken
• Ist ein Vater erkrankt, so erkranken sämtliche
Töchter, aber keine seiner Söhne
Vitamin-D-Resistente Rachitis
– Störung der tubulären Rückresorption des
Phosphats
– Phosphatasemangel bei normalem
Calciumspiegel im Serum
– Rachitische Skelettveränderungen mit
Beindeformierungen
– Osteomalazie (Knochenerweichung)
– Mädchen meistens schwächer
betroffen als Jungs
Zusammenfassung
–
–
–
–
Entwicklung der Geschlechtschromosomen
X-Inaktivierung (Lyon-Hypothese)
Mosaik
Charakteristika der X-chromosomal –rezessiven Vererbung
• X-chromosomal-rezessive Erkrankungen
–
–
–
–
Duchenne‘sche Muskeldystrophy
Fragiles X-Syndrom
Kennedy Syndrom und Testikuläres Feminisierungssyndrom
Haemophilie
• X-chromosomal-dominante Erkrankungen
– Vitamin-D-Resistente Rachitis
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