Die Evolution der Kooperation Ringvorlesung “Ökonomische Ansätze auf dem Prüfstand”, Universität Düsseldorf, 1. Dezember 2008 Daniel Korth Thema / Fragestellung Spieltheorie: Unter welchen Bedingungen entsteht Kooperation in einer Welt von Egoisten ohne zentrale Herrschaftsinstanz? (Axelrod, 1984) Erkenntnissleitendes Interesse 1. Ideologiekritik Kritik der Behauptung: Eine herrschaftslose Gesellschaft sei unmöglich, weil Menschen Egoisten sind. Homo homini lupus est; Hobbes Leviatan 2. Umsetzung von Kooperation in die Wirklichkeit Einführung in die Spieltheorie Grundgedanke der Spieltheorie: Soziolgie etc. zu einer exakten Wissenschaft nach dem Vorbild der Naturwissenschaften machen. Problem: Soziale Phänomene unterscheiden sich von physikalischen Phänomenen dadurch, daß Menschen ihre Zwecke frei wählen können. Lösung der Spieltheorie: Soziale Phänomene werden an Hand von Modellen strategischer Spiele beschrieben. → Die Nutzenfunktion. Spieltheoretische Schemata b1 a1 4 / -4 a2 5 / -5 b2 2 / -2 -3 / 3 Exkurs: Kritik des homo öconomicus Das Unbehagen der Geisteswissenschaftlerin „in einer Welt von Egoisten“ Lösung: Der homo öconomicus als nominalistisches Modell. Die Schemata der Spieltheorie als webersche Idealtypen. Richtiges und falsches Verständnis des ökonomischen Ansatzes Begriffe der Spieltheorie Nullsummenspiel Nichtnullsummenspiel 2 und n-Personenspiel Das Gefangendilemma Definition: "Das Gefangenendilemma ist ein Spiel mit zwei Spielern, von denen jeder zwei Entscheidungsmöglichkei-ten hat, nämlich zu kooperieren oder nicht zu koope-rieren. ... Das Dilemma liegt darin, daß es für jeden Spieler, unabhängig vom Verhalten des anderen, vor-teilhafter ist, zu defektieren, daß jedoch beiderseitige Defektion für jeden Spieler ungünstiger ist als wech-selseitige Kooperation." (Axelrod) Das Gefangendilemma b1 b2 a1 3 / 3 0 / 5 a2 5 / 0 1 / 1 Das iterierte Gefangendilemma rot schwarz rot 3/3 0/5 schwarz 5 / 0 1 / 1 Aufgabe: 12x spielen. Jede/r spielt für sich allein und versucht möglichst viele Punkte zu bekommen. Computertuniere 1980, 2 Tuniere mit 10 und 60 Teilnehmer/-innen, die nach verschiedenen Strategien spielten. Ergebnisse: - Freundliche Strategien gewannen haushoch - Fatal im ersten Zug zu dekfektieren → Sieger: das einfachste Programm: Tit for tat, daß sowohl freundlich war, als auch sich nicht ausbeuten ließ. Einfache (!) Vergeltung übte. Evolutionsbiologie Kritik am Vulgärdarvinismus. Survival of the fittest / struggle for live missverstanden als „Überleben der Stärksten“ „The fittest“ oder „die Stärksten“ sind diejenigen Lebewesen innerhalb einer Art, denen es gelingt sich fortzupflanzen und ihre Eigenschaften zu vererben. Das sind in Wirklichkeit diejenigen Tiere einer Art, die kooperieren. Peter Kropotkin „Gegenseitige Hilfe“, 1902 Kooperation im Stellungskrieg Das System des „Leben und leben lassens“ an der Westfront im ersten Weltkrieg Literaturangaben Axelrod, Robert "Die Evolution der Kooperation"; München, Oldenbourg, 1988 Kropotkin, Peter "Gegenseitige Hilfe"; Grafenau, TrotzdemVerlag, 1999 Korth, Daniel “Die Evolution der Kooperation” In: GWR 265, Januar 2002. (www.graswurzel.net)