Das Alpha Magnet Spektrometer auf der Suche nach Antikohlenstoff Joachim Stroth Die Entdeckung der Antimaterie 1930 Paul Dirac: Paarweises Auftreten von Elementarteilchen als Konsequenz einer relativistischen Quantentheorie. 1933 Carl Anderson: Entdeckung des Positrons bei Reaktionen von kosmischen Teilchen in einer Nebelkammer. 1955 Bevatron/LBL: Nachweis von Antiprotonen in p-p Kollisionen. 1965 PS/CERN: Nachweis des Anti-Deuteron in p-Be Kollisionen. 1995 LEAR/CERN: Synthese von Antiatomen (Wasserstoff) durch Positroneneinfang am Antiproton. Das Antimaterie-Rätsel t 10-10s Nach gegenwärtigem Verständnis entstand Materie aus dem Vakuum während der Frühphase des Urknalls 10-34s 10-43s x Wenn Materie aber nur paarweise erzeugt werden kann, warum leben wir dann in einer Welt ohne Antimaterie? Evidenz für fehlende Antimaterie: Keine entsprechende Vernichtungsstrahlung gefunden. Zu wenig Antiprotonen in der kosmischen Teilchenstrahlung. Kriterien von Sacharov (1967) Drei Voraussetzungen für die Entstehung einer Baryonenasymmetrie im Urknall Verletzung der Baryonenzahlerhaltung Leptonen zerfallen in Quarks und umgekehrt C und CP Verletzung Die Zerfallsraten sind für Quarks und Antiquarks unterschiedlich Kein thermisches Gleichgewicht mB=0 wenn Baryonenzahl nicht erhalten ist Antimaterie Szenarien Asymmetrisches Universum (B 0) Bisher wurden keine astronomischen Objekte aus Antimaterie entdeckt Verletzung der Baryonenzahlerhaltung während der Baryogenese GUT: neue starke CP Verletzung magnetische Monopole Protonenzerfall Elektroschwach: Leichtes Higgs mit M 35-45 GeV aber MH > 82.2 GeV (LEP) COBE, Hintergrundstrahlung Symmetrisches Universum (B=0) Fluktuationen im Urknall (Blasenbildung), separierte Anti-Galaxienhaufen Zusätzliche schwachwechselwirkende Baryonen Nachweis von kosmischer Antimaterie Bisherige Experimente Ballon-Experimente (Supraleitende Magneten, Kalorimeter) effektive Targetdicke 5 g/cm2 Satelliten-Experiment (Erdmagnetfeld) Bisher keine Antikerne mit Z 2 nachgewiesen 1E-3 1E-4 1E-4 current limit Antinucleus/Nucleus Antihelium/Helium 1E-5 1E-6 1E-7 Symmetric Universe 1E-8 Z>9 Z>2 current limit 1E-5 1E-6 1E-7 Z>2 1E-8 AMS Z>2 AMS 1E-9 1E-10 0,1 1E-9 1 10 Kinetic Energy [GeV/u] 100 1E-10 0,1 1 10 Kinetic Energy (GeV/u) 100 Ein einzelner Anti-Kohlenstoffkern genügt Kosmische Anti-Kohlenstoffkerne können nicht vom Urknall stammen oder in sekundären Reaktionen entstehen Produktion in Sekundärreaktionen 1 Sensitivität von AMS ermöglicht den Nachweis extragalaktischer Antimaterie (Antigalaxien etc.) 1E-10 1E-20 Relative Ausbeute Als Quelle eines AntiKohlenstoff kommen nur stellare Objekte aus Antimaterie in Frage 1E-30 1E-40 1E-50 1E-60 1E-70 1E-80 HAGEDORN 1E-90 1 10 Massenzahl des Antikerns Alpha Magnetic Spectrometer AMS: Erstes Magnetspektrometer im Raum (400 km ü.NN) 6/1998: Shuttle (Flug STS-91) 2001-2003: Internationale Raumstation Raumwinkel: 0.6 m2 sr Messgrößen: |Z|, sign(Z), M, v AMS, installiert auf Discovery für Mission STS-91 (MIR Ankopplung) Gesamtflugdauer: 9 Tage Flughöhe 300 km Messdauer in richtiger Position (AMS zeigt in Richtung All): 108 h Aufbau des Spektrometers Permanentmagnet: Nd2Fe14B (Vakuumschmelze Hanau) Gewicht: 1900 kg Dipolfeld: Bmax 0.15 T Detektorsysteme: Spurverfolgung und Ladungsmessung Silizium-Mikrostreifen 6 Lagen (T1-T6) 6 m2 dx = 8 mm, dy = 25 mm Flugzeit (dt = 115 ps) Szintillator-Streifen (S1-S4) Untergrund, Redundanz Cherenkov-Zähler (psp = 3.5 GeV) Antikoinzidenz-Zähler (ACC) Identifikation von Antimaterie Signatur: Teilchenspur mit „negativer“ Krümmung Methode Ablenkung im Magnetfeld p B Z Z dE dx p M Mehrfachmessung der Trajektorie Untergrund durch: Streuung im Detektormaterial Falschinterpretation der Flugrichtung Zufällige Koinzidenzen Nachweis der Sensitivität Anhand vollständiger Simulation mit GEANT Teilchen/ Element Ausbeute/ Sensitivität Bisher Akzeptanz [GeV] ~ 1 - 300 e+ ~ 108 ~ 1.5 103 0.5 - 100 p 5 105 ~ 75 0.5 - 100 He/He 10-9 ~ 10-5 0.5 - 20 C/C 10-8 ~ 10-4 0.5 - 20 Rohdaten Shuttle-Orientierung in angekoppelter Position (MIR) 2 AMS 1 Erde 1 2 Rohspektren für Masse und Impuls Das Experimetierprogramm von AMS Suche nach Antimaterie (He, C) Suche nach Signalen von dunkler Materie durch Spektroskopie der kosmischen Antiprotonen, Positronen und hochenergetischen Photonen Systematische Messungen zur Isotopenhäufigkeit leichter Kerne AMS auf der Internationalen Raumstation 2002-2004: 1010 Untergrund-Teilchen (e,p,p,He,C,..) Zusammenfassung AMS: erstes raumgestütztes Magnetspektrometer Es ermöglicht die Suche nach kosmischer Antimaterie außerhalb unserer Galaxie (> 10 Mpc) Experimentelles Potential Teilchenphysik jenseits des Standardmodells (CP- und BaryonenzahlVerletzung) Kosmologie (Inflation, Domänengrenzen, Dunkle Materie) Ergebnisse des ersten Flugs bereits im Widerspruch zu Erwartungen Zweiter zusätzlicher Flug geplant Ergänzung des Spektrometers vor Installation auf Internationalen Raumstation Baryogenese in der Großen Vereinheitlichten Theorie Vereinigung von Starker und Elektroschwacher Kraft Superschwere Eichbosonen (X) mit Masse M und Boson-Fermion-Kopplung g (Massenskala wird durch die Protonenlebensdauer festgelegt 5 M g M p 1030 a 10 15 GeV -1 g mp M 4 Erzeugung der Asymmetrie: T>M: Thermisch equilibriertes System nx n TM: X kann nicht nachgebildet werden. Zerfall langsamer als Expansion CP-Verletzung im X-Zerfall führt zu Baryonenüberschuß Baryonenzahl Massenhäufigkeit im Universum werden relativ zur Grenzdichte angegeben (mit H = Hubble Konstante, G = Gravitationskonstante): 2 3 H c 8G 1 10 29 g cm 3 Sichtbare Materie (Baryonen in Sternen): l l c 0.005 Dunkle Materie: tot 0.3 Aufteilung sichtbarer Materie in Isotope: H 4 He 7 Li 1 0.08 10-10 Baryonen-Asymmetrie Heute (T = 3K) n 400 (T / 2.7K)3 cm3 B nB (6 11) 10 11 s 1 ms nach dem Knall (T 1 GeV) nN nN n ( nN nN ) n 102 B O(108 ) nN s Heutiger Überschuß resultiert aus einer geringen Asymmetrie bei insgesamt hoher Nukleonenanzahl Proton-Antiproton Vernichtung Bei Vernichtung in Ruhe: Zerfall in 5-6 Pionen 0 NN m ( ) m e e ( e ) m ( m ) Signal von rotverschobenen Photonen aus dem Pionenzerfall nach Paarvernichtung im Urknall Lebensdauer des Protons Grand Unified Theories sehr schweres Boson (X) als Vermittler der Wechselwirkung in der vereinheitlichten Eichgruppe aus Quarks und Leptonen M 29 M 15 -1 p 4 5 10 a 10 GeV g mp g 4 4 X: Higgs-Boson M > 1010 GeV X: Eichboson M > 1014 GeV CP Verletzung im Kaonensystem Das neutrale Kaonensystem besitzt zwei Eigenzustände bei Ankopplung der Schwachen Wechselwirkung mit: CP(KS)=+1, CP(KL)=-1 0 0 , KL 0 K L e 0 e 1 0.00333 KL 0