Der Hinduismus Begriff • Weniger eine Religion als Kultur, die viele Religionen enthält • „Hinduismus“ seit 19. Jh. (christliche Missionare) • Hinduismus > Hindu, Leute die am Indus wohnen • Kein homogenes Gebilde, sondern komplexes Gebilde äußerst unterschiedlicher Riten, Philosophien, sozialer Normen und spiritueller Praktiken • Sanata Dharma: Ewiges Gesetz (lat. firmus, forma) Anfänge des Hinduismus 1. Vorvedische Zeit 2. Vedische Religionen (1750-500 v. Chr.) Einwanderung indoiranischer Viehnomaden: arya (die Wirtlichen) Umstrittenen These: hellhäutigere Einwanderer überlagern ursprüngliche Bevölkerung, die Drawida (1750-1200) 3. Ausbildung der Heiligen Schriften: Veden Veden • Veda: Wissen (vgl. Witz, videre, eidenai). Ältestes Religiöses Schrifttum der Welt • Bis ins 5. Jh. n. Chr. in Priesterschulen nur mündlich überliefert (Mnemotechnik!) • Geheimwissen der Brahmanen (Priester) • Keine histor. greifbaren Autoren, mythische Seher: Rishis • Äußerst heterogene Texten mit schwieriger Editionslage (kaum kritische Texte, wenig übersetzt) • shruti: Das Gehörte; geoffenbarte Texte von hoher Verbindlichkeit; göttliche Autoren • smrti: Das Erinnerte; menschliche Autoren • Älteste Schicht bzw. Sammlung: Rgveda (das aus Versen bestehende Wissen). 1028 metrische Hymnen, Sprüche. Anrufungen der Götter anlässlich der Opferrituale Die vier Vedensammlungen • Rgveda (aus Versen bestehendes Wissen) • Samaveda (Wissen von den Melodien) bis auf 78 Lieder ident mit Rgveda. Gesang zur liturg. Unterstützung der Opferhandlungen • Yahurveda (Wissen von den Opfersprüchen) Opfersprüche mit ältesten Prosatexten der Welt. Ausdeutungen des Opferrituals • Atharvaveda (Wissen von den Zaubersprüchen) 760 meist metrische Hymnen, Abwehr von Dämonen und Unheil • Brahmanas. Prosatexte, die Opfer genauer regeln, schließen sich den vedischen Sammlungen an. • Schlussteil der Brahmanas: Aranyakas, die „Wildnistexte“, wegen magischer Gefährlichkeit außerhalb der Siedlungen gelehrt • Teil der Aranyakas: Upanischaden, die Geheimlehre, Lehrgespräche, Übergang zur Philosophie • SHRUTI • SHMRTI: – VEDANGA (Glieder des Veda) Sammlungen über verschiedenen Disziplinen (Phonetik, Recht, Geometrie, Etymologie, Genealogie) – EPEN: • Ramayana • Mahabharata (mit Bahavadgita) • Ausdeutungen: – Sektarische und theistische Literatur (u.a. weitere Upanishaden) – Philosophie, Rechtsliteratur, Andere Wissenschaften (u.a. Ayurveda) • Daher Selbstbezeichnung: VAIDIK DHARMA oder SANATHANA DHARMA ZENTRALE LEHREN • Bis ca. 7. Jh. weitgehend Verehrung des Pantheon: Indra, Varuna, Agni usw. durch Hymnen, Opfer (Erhaltung der Götter und der Ordnung des Kosmos) • Ab 7. Jh. v. Chr.: in den Upanischaden: Ausbilddung der des Wissens (jnana) um Atman (vgl. Atem: Seele, Kern der Person) und Brahman (vgl. Gott Brahma: Kern des Universums) • Zentrale Einsicht: Einheit von Atman und Brahman • Dharma: Weltgesetz nach dem alles Abläuft; Zusammenhang von Ursache und Wirkung • Karma: Konkreter Ursache-WirkungsZusammenhang bezogen auf ein Individuum. • Samsara: Kreislauf der Wiedergeburten • Maya: Scheinhaftigkeit von allem • Moksha: Ziel ist es, aus dem Samsara auszuscheiden – Erlösung; keine neue Inkarnation! Inhalt der erlösenden Einsicht • Atman der Kern der Person zieht als Ursache nach dem Tod neue Wirkungen auf sich >>> • = • Brahman göttliches Prinzip (zunächst nicht Gott) All-Einheit; Advaita (Nicht-Zweiheit); • Seit 5. Jh. v. Chr, klassisch bei Shankara (Vedanta-Philosophie) Theistische Religionen 1. Urspr. Mächte (Indra: Krieg, Sturm, Gewitter; Agni: Feuer, Opfer; Surya: Sonne; Dyaus: Himmel ...) werden rationalisiert: rta> dharma; brahman > das Absolute 2. Einheit der Vielfalt, Vielfalt der Einheit Pflanzen, Steine, Bilder, Formen, Objekte, Mächte, abstrakte Prinzipien; Götter 3. Eigenschaftslosigkeit des Göttlichen je göttlicher, desto abstrakter 4. Scheinbarkeit des Göttlichen: Maya (Was nur das Eine ist, nennen die Weisen bei vielen Namen; Rgveda) 5. Identität von Gott und Mensch Inkarnationen (G>M); Deifikationen (M>G) 6. Stofflichkeit der Mächte Feinstofflichkeit, ziehen Karma auf sich 7. Wechselseitige Abhängigkeit v. G und M Keine Unsterblichkeit, Bedarf nach Nahrung durch Opfer, Askese Starke Stellung des Menschen (Priester) 8. Himmel und Befreiung Bedürfen der Erlösung; Haben eigenen Ort, aber höchster Himmel (moska) jenseits Trimurti weibliche Kräfte Shakti • Brahma: Schöpfer Sarasvati (Weisheit, Wissen) • Vishnu: Erhalter Lakshmi (Reichtum, Schönh.) • Shiva: Zerstörer Parvati Uma: sanft Durga: kriegerisch Vishnuismus • wohlwollend Milde, die Welt bewahrend • Verschiedene Darstellungen, vom Stein bis zum Menschen • 10 avataras (Herabkünfte) 7. Rama (Ramayana: Idealer Herrscher) 8. Krsna (Mahabharata, Bhagavadgita: Gesang des Erhabenen; 5.-2. Jh., philosoph. Maßgeblich; Arjuna und sein Wagenlenker! Shivaismus • ursprünglich wild, später auch mild bis zum Kitsch • Dreizack, Trommel, Lingam und yoni • Asket (Asche) > Extase • Breiteste Frömmigkeitessysteme • Auch Bhakti (auch im Vishnuismus): Liebeshingabe 6 philosoph. Systeme (Darshanas) • • • • • • Samkhya: Dualismus: purusha und prakrti Yoga: „Joch“ (Hatha-, Karma-, Mantra-, Jnana-,... Vaishisheka: Naturphilosophie Nyaya: Logik, Erkenntnistheorie Mimamsa: Ritualwissenschaft Vedanta (Ende des Veda: Upanishaden; Schriften von Lehrern wie Shamkara) Mystik! Kasten (Jati oder Varnas?) • • • • Brahmanen: Priester Kshatriyas: Krieger, Herrscher Vaishyas: Ackerbauern, Handwerker Shudras: Diener [Varna: klass. Ständeordnung! Religiöse Ideologie] • Parias oder Harijans: Unberührbare, außerhalb des Kastensystems • Heute sehr umstritten. Komplexe Strukturen, weitaus feinere regionale und soziale Unterschiede müssen wohl gemacht werden. Berufsstände (Jati)