GASTFREUNDSCHAFT UND GERECHTIGKEIT Roger Silverstone (2006) Mediapolis: Die Moral der Massenmedien Natalie Mary Au Roger Silverstone • 15 June 1945 - 16 July 2006 • Führender Pionier der britischen Medien- und Kommunikationswissenschaften • Der Autor oder Herausgeber von 12 Bücher • Der Wandel der Kommunikationstechnik • Die moralische Fragen von den Medien Mediapolis • „Wir sehen uns heute einer globalen Medienlandschaft von erheblicher Komplexität gegenüber, die zugleich einen tiefgreifenden Wandel durchläuft. Die technologische und kommerzielle Entwicklung verläuft in andere Richtungen als die politische und kulturelle. Die nationalen Rundfunksysteme verlieren an Bedeutung” (S. 210-211) Gastfreundschaft • „die Pflege, die Kultur selbst” (S. 214) • „nicht eine Ethik unter anderen” (S. 214) • „[...] in erster Linie eine Verpflichtung, nicht ein Recht, und damit eine primäre ethische Tugend in einer kosmopolitischen Welt. Sie betrifft den Kern unseres Verhältnisses zu anderen Menschen, […]” (S. 215) • „Toleranz ist für Derrida ‘das Gegenteil von Gastfreundschaft […] überwachte Gastfreundschaft, unter geiziger, eifersüchtiger, Überwachung der eigenen Souveränität‘ ” (S. 215) Gastfreundschaft • „durch die Prozesse des Redigierens bzw. des Schnitts eingeschränkt“und (S. 218) • „Grundsätzlich idealerweise bedingungslos, sie urteilt nicht und macht keine Unterschiede.” (S. 215) • „man erscheint im Text immer nur zu den Bedingungen des Autors • “Sie keine Rücksicht odernimmt Redakteurs.“ (S. 218) auf soziale oder symbolische Hierarchien.“ (S. 215) • „Jede Form der Regulierung bedeutet unvermeidlich eine • „Der Fremde muß allen heimischen heimatlichen medialen Einschränkung desinRechts auf medialeund Gastfreundschaft bzw. eine Räumen willkommen sein.” (S. 221) Einschränkung der Verpflichtung dazu. Jede Regulierung beschneidet Freiheitsrechte.” (S. 222) Beispiel – Terrorismus (S. 217) • „Ob in einer gerade erst vom Terror heimgesuchten Gesellschaft eine faire Berichterstattung über den Terrorismus möglich ist.“ • „Welche Formen der Distanz wären in einem solchen Fall angemessen? Würden wir die Terroristen zu Wort kommen lassen? Würden wir mit denen umgehen, die sich außerhalb der staatlichen Rechtsgrundlagen stellen, die sie explizit bedrohen, deren einziges Ziel Rache heißt: Auge um Auge, Ohr um Ohr?“ • http://www.zeit.de/thema/anschlaege-in-paris • http://www.sueddeutsche.de/muenchen/trauer-in-muenchen-bei-charlie-gab-es-ziele- das-ist-wahlloses-toeten-1.2737423 • http://www.sueddeutsche.de/leben/pegida-dresden-die-vergiftung-einer-stadt-1.2747563 Internet / Neue Formen Vorteile Schwächen Leichte Zuganglichkeit Gleichtgesinnte versammeln, anstatt die Pluralität der Meinungen zu repräsentieren Die Unverzüglichkeit Die „Anderen” werden leicht ausgeschlossen zu können, wenn ihre Äußerungen nicht in den Rahmen passen oder keine Zustimmung finden. Intensive Verbindungen entstehen können „Allmacht der nationalen Presse- und Rundfunksystemem untergraden. Weblogs sind sine potentiel radikaler Beitrag zur entstehenden Mediapolis von heute, dass sie ihre Themen grunsätzlich selbst bestimmen.” (S. 213) • „Kann das Internet insgesamt (und nicht nur einzelne Seiten) ohne menschliche Gastgeber, in deren Verantwortung die Begrüßung der Gäste liegt, jemals ein geeigneter Ort für die Form von Gastfreundschaft sein, die die Mediapolis ermöglichen sollte?“ (S. 219) Gerechtigkeit • Ungerechtigkeiten (S. 222): • die Äußerungen von Anderen leugnen oder verfälschen • den Angehörigen gesellschaftlicher Gruppen, bzw. Minderheiten Sendeplätze verweigern • das Alternative, das Kritische, das Unwirtschaftliche, Unpopuläre oder ideologisch Anrüchige aus kommerziellen oder politischen Gründen systematisch ausschließen Gerechtigkeit • John Rawls (1999) 1) Jeder Mensch soll das gleiche Recht auf das umfangreichste System gleicher Grundfreiheiten haben 2) Soziale und ökonomische Ungleichheiten sollen nur dann zulässig sein, wenn man vernünftigerweise erwarten kann, dass sie allen nützen, und wenn sie an Positionen und Ämter gebunden sind, die jedermann offenstehen. • Das Recht auf freie Meinungsäußerung • Unterschiede unberücksichtigt lassen Verantwortung • Zygmunt Baumen (1995) • Moral existiert vor jeder Gesellschaft • Als moralische Wesen treten wir in die Gesellschaft ein und geben unsere Verantwortung gleichsam an der Garderobe ab. • „Entscheidend dabei ist, daß moralische Verantwortung beim Einzelnen liegt und sich nicht an Kolltktive oder Verfahren delegieren läßt.” (S. 233) 1) Richtiger oder angemessener Abstand 2) Praktische Fähigkeit des Einzelnen, verantworlich zu handeln Verantwortung • Hans Jonas (2003) 1) Formeller Verantwortung • Für jene Aspekte eines Lebens und Wirkens, für die man unmittelbar verantwortlich gemacht werden kann 2) Substantieller Verantwortung • Für die Lebensbedingungen der Anderen (Eltern – Kinder) • Die staatsmännische Verantwortung • X reziprok Die Pflicht zur Wahrhaftigkeit • Onora O’Neill (1990) • Rechte ermöglichen sinvolle Entscheidungen nur, wenn sie ihre Grenzen in korrespondierenden Pflichten finden, die auf einer Vorstellung dessen beruhen, was gut und tugendhaft ist. • „Daß ich die Meinung Anderer tolerieren muß, heißt lediglich, daß ich sie an deren Äußerung nicht hindern darf; bin ich jedoch verpflichtet, Kommunikation an sich zu tolerieren, so muß ich zugleich dafür sorgen, daß die Voraussetzungen dieser Kommunikation bestehen bleiben.“ (S. 240) Die Pflicht zur Wahrhaftigkeit • Unvermeidlich fehlerhaft (S. 243) 1) parteiisch 2) vorläufig 3) unvollständig • Bernard Williams (2003) • Man hält Wahrhaftigket grundsätzlich nicht nur für möglich, sondern für notwendig • Die Wahrheit sei uns unerreichtbar, zugleich aber weiterhin Wahrhaftigkeit werschätzen und fordern • Demokratie • „Wir brauchen sie um der Wahrhaftigkeit willen, und um der Verganenheit einen uns verständlichen Sinn zu geben.” (S.246)