7. Zusammenfassung 7 Zusammenfassung Ein Ziel dieser Arbeit am System Cu/ZnO war es die Funktion der komplexen Wechselwirkungsprozesse untereinander, sowie mit den Reaktionsedukten (CO, CO2 und H2) bei der kupferkatalytischen Methanolsynthese besser zu verstehen und erklären zu können. Cu/ZnO-Systeme wurden durch direkte Kupferabscheidung (MBE oder CVD) auf einkristallinen ZnO-Oberflächen hergestellt, sowie durch gezielte Oxidation von sauber präparierten kristallinen Messing-Oberflächen. Ausgehend von unterschiedlichen Substrat-Adsorbat Komponenten der beiden Systeme, die invers zu einander betrachtet werden können, wurde die Arbeit in zwei Teile geteilt. Im Teil I wurde das Oxidationsverhalten der Messing(111)-Oberfläche untersucht und die Kristallstruktur des wachsenden ZnO bestimmt. Aufwachsende ZnO-Filme bzw. Inseln auf der oxidierten Messing-Oberfläche zeigen nicht die erwartete Wurzit-Struktur von Zinkoxid, sondern wachsen in einer neuen, in dieser Arbeit für dieses System erstmals nachgewiesenen Graphit-ähnlichen Struktur auf. Mit Hilfe von CO als Probemolekül und der RAIRS Methode wurde die CO-Schwingungsfrequenz auf oxidierter Messingoberfläche bei 2110 cm-1 und nicht bei 2187 cm-1 [104], was der COAdsorption auf ZnO in Wurzite Struktur entspricht, gemessen. Mit fortlaufender Oxidation verschiebt sich die Bande zu 2016 cm-1, was auf ein Wachstum von mehreren Monolagen hinweist. Vergleichsmessungen mit dem Cu(111)-System erlaubten es “sauber“ CO-Schwingungsfrequenzen von Cu und ZnO zu unterscheiden und dem entsprechenden System zuzuordnen. Aus den Infrarotspektroskopie-Ergebnissen konnte ein Modell für das Wachstum von bis zu 3 Monolagen des graphitähnlichen ZnO ausgearbeitet werden. Nach unserem Kenntnisstand demonstrieren die in dieser Arbeit gezeigten Ergebnisse demonstrieren zum ersten Mal das Wachstum von graphitähnlichen ZnO auf Kupfer und deren Nachweis durch die RAIRS-Methode mit Hilfe der CO als Probenmolekül. Untersuchungen durch weitere Analysemethoden bestätigen unsere Annahme. XPS-Ergebnisse zeigen die Entstehung von Zinkoxid nach der Oxidation von Messing, wobei das Kupfer seinen Oxidationszustand von Null nicht verändert. Weitere Oxidationsschritte (mit Sauerstoffmengen von über 50000 L) bei Temperaturen von 400 K reichen nicht aus das restliche Zn0 zu Zn2+ zu oxidieren. Nach dieser Beobachtung fungiert die zuerst entstandene ZnO Monolage als „Schutzschicht“, die die fortlaufende Oxidation des restlichen Zinks verhindert. Weiterhin bleibt das Kupfer ebenfalls geschützt. Erst wenn Oxidationstemperaturen von über 550 K erreicht werden, öffnet sich die erste, für die weitere Oxidation “schützende“ ZnO-Monolage und “erlaubt“ es dem Sauerstoff das darunter liegende Zink und Kupfer zu oxidieren (Abb.7.3.14). Um die Kristallstruktur des wachsenden ZnO aus XPS-Messungen abschätzen zu können*, wurden Messungen der Austrittsarbeit mit XPS durchgefürt. * XPS ist keine direkte Methode um die Struktur einer kristalline Oberfläche bzw. eines Kristall zu bestimmen. Sie erlaubt aber mit Hilfe von Probenmolekülen (Adsorption des Probenmoleküls auf einer speziell terminierten Oberfläche unter unterschiedlichen Bedingungen, z.B. Temperatur) oder der Messung der Austrittsarbeit bestimmte Aussagen zur Kristallstruktur zu treffen. 104 7. Zusammenfassung Die Ergebnisse zeigen keine Veränderungen im cut-off-Linien nach der Oxidation der sauberen CuZn(111)-Oberfläche. Die hexagonal-planare Struktur des graphitähnlichen ZnO weist im Vergleich zur Wurzit-Struktur kein Dipolmoment auf, was entsprechend keine Veränderungen in der Messung der Austrittsarbeit verursacht. Dieses Ergebnis schließt die Wurzit-Struktur des ZnO aus und bestätigt die neue, graphitähnliche Struktur des Zinkoxids. In-situ STM-Aufnahmen zeigen die Entstehung der ersten Oxidmonolage. Aufgrund des gesamten Zinkanteils im Kristall von 10% und der Tatsache, dass das Zink einen niedrigen Dampfdruck hat, verarmt der Kristall an Zink mit jedem Oxidationsversuch und erneuter Oberflächenpräparation. Demensprechend beziehen wir aus den STM- und XPS-Ergebnissen ein folgendes, mögliches Szenarium: Die gesamte Oberfläche ist nach der Oxidation bedeckt. Einige Bereiche sind direkt durch einen ZnO-Film bedeckt, der letztendlich die vorhergenannte Schutzschicht ausbildet. In anderen Regionen, in denen die oberste Oberflächenlage nicht ausreichend mit Zink besetzt ist, adsorbiert Sauerstoff auf den Kupferatome. Aufgrund höherer chemischer Affinität des Zinks im Vergleich zum Kupfer und aus der thermodynamischen Gründen, steigen Zn-Atome aus tiefer liegenden Kristalllagen an die Oberfläche und reduzieren das Kupfer, indem sie dem adsorbierten Sauerstoff das Kupfers wegnehmen. Demensprechend entsteht erneut Zinkoxid und die Geschwindigkeit dieses Prozesses hängt stark vom Zinkgehalt in dem Kristall ab. STM Studien von Kroll und Köhler [18] zeigten, dass Kupfer auf der zinkterminierten ZnO-Oberfläche, wie auch auf der gemischtterminierten Oberfläche, nach Tempern bis zu 670 K in die Oberfläche eindiffundiert und eine sichtbare Randüberhöhung am Kupfercluster hinterlässt (Abb. 6.2.1.1). Eine mögliche Erklärung dieses Phänomens wäre eine CuZn-Legierungsbildung, wobei Zink seinen Oxidationszustnad von +2 zu 0 reduziert und Sauerstoff molekular die Oberfläche verlässt. Als Hauptfrage im Teil II war zu klären, ob es bei der Wechselwirkung zwischen Cu-Metall und der ZnOOberfläche zu einer Legierungsbildung kommt. Dafür wurden unterschiedliche CuMengen auf ZnO aufgebracht und mit der XPS-Methode bei verschiedenen Temperaturen, sowie nach diversen Heizschritten, untersucht. Eine Legierungsbildung für dieses System wurde nicht beobachtet. Aber es wurde ein neuer ZnO-Zustand gefunden, der direkt nach der Cu-Abscheidung in den ZnL3M45M45-Auger-Spektren in Erscheinung tritt. Dieser neue Peak bei 496 eV ist keinem bestimmten Zustand aus der Literatur zu zuordnen. Der Versuch diesen Zustand Zn-Atomen an Stufenkanten auf der Oberfläche zuzuordnen und damit die direkte Abhängigkeit von Kupfer auszuschließen ist erfolglos geblieben (Kapitel 6.2.5). Aus dieser Beobachtung ist der neue Zustand, der zunächst als Zn* bezeichnet wurde, eindeutig der Wechselwirkung der ZnO-Oberfläche mit Kupfer zuzuordnen. Nach weiterem Tempern des Cu/ZnO-Systems über Raumtemperatur hinaus verschwindet der neue Zustand aus dem ZnL3 M45M45-AugerSpektrum. Das ist durch das im Folgenden beschriebene Verhalten von Kupfer auf der ZnO-Oberfläche mit steigender Temperatur erklärbar. Bei Raumtemperatur wächst Kupfer nach dem Stranski-Krastanov-Model, einer Mischung aus Schichten- und 3DInsel-Wachstum. Bei höheren Temperaturen bildet Kupfer immer größer werdende Inseln, die Wechselwirkungsfläche beiden Komponenten wird immer kleiner und der Zn*-Zustand verschwindet aus dem Spektrum. 105 7. Zusammenfassung Im Weiteren wurden zwei verschiedene Kupfer-Abscheidungsmethoden, Molekularstrahlepitaxie und chemische Gasphasenabscheidung, bezüglich des Oxidationszustandes von Kupfer und der “Reinheit“ der Abscheidung untersucht und miteinander verglichen. CVD Cu-Abscheidung mit dem Kupfer-Precursor Copper-bis1-dimethylamino-2-propoxide erfordert ZnO-Substrattemperaturen von 490 K und verursacht während der Abscheidung höhere Kammerdrücke im Vergleich zu MBE, was letztendlich eine geringe Kontamination der Oberfläche durch Restgase verursacht. Ein Vorteil der Methode gegenüber MBE ist, das keine direkte „Sichtlinie“ während der Abscheidung zur Probe erforderlich ist und die Oberfläche beliebiger Form metallisiert werden kann. Die beiden Abscheidungsmethoden zeigen gleichen Verhalten des Metalls auf der ZnO-Oberfläche, die durch XPS Untersuchungen in dieser Arbeit und durch STM-Studien von Kroll und Köhler [127] belegt sind. Kupfer bleibt in beiden Fällen in seinem Oxidationszustand von Null nach der Abscheidung und dem nachfolgenden Tempern. Zuletzt wurde das Temperverhalten der Systeme Cu/ZnO und Au/ZnO vergleichend untersucht. Bereits ab Raumtemperatur tendiert Kupfer zu Inselbildung auf einer ZnO Oberfläche. Dieser Prozess beschleunigt sich rasant mit steigender Temperatur (von RT bis 770 K), was entsprechende XPS- und SEM-Aufnahmen eindeutig beweisen. Das System Au/ZnO, welches katalytische Wirkung bei der Metanol-Dampf-Reformierung zum Wasserstoff [135], Hydrierung von CO2 [131, 133], Alkoholen und Aldehyden [136, 137] und bei der Methanol-Synthese [130] demonstriert, zeigt ein abweichendes Verhalten gegenüber Cu/ZnO. Nach der Au-Abscheidung auf die ZnO(0001)-Oberfläche bei RT bildet Gold periodische 2D-Inseln auf der Oberfläche. Die Struktur verbleibt bis zu 770 K intakt und erst ab dieser Temperatur fangen die Au-Inseln an sich “aufzulösen“. Dabei tendiert das Au/ZnO-System nicht zu 3D-Inselwachstum wie Cu/ZnO, sondern verteilt sich auf die freie ZnO-Oberfläche. Ab 920 K ist keine freie ZnO-Fläche mehr sichtbar. 106