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Sozialstruktur u. Soziale Ungleichheit II:
Geschlecht u. Migration, Ethnien/Nation
Prof. Dr. Günter Roth
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‚Neue Formen sozialer Ungleichheit‘ I
Lange dominierten in den Diskussionen zur sozialen Ungleichheit
ökonomische Aspekte und so verstandene ‚Armut‘
Neue Konzepte sozialer Ungleichheit beziehen sich umfassender auf
Lebenslagen und insbesondere kulturell begründete soziale
Unterschiede, die jedoch auch einer sozialen Logik folgen
‚Neue Formen‘ und Ursachen sozialer Ungleichheit beziehen sich u.a.
auf die Dimensionen
Geschlecht u.
Ethnie/Nation
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‚Figuration‘ Etablierte u. Außenseiter (Norbert Elias) I
Ansatz von Norbert Elias mit der ‚Figuration‘ von ‚Etablierten u.
Außenseitern‘ (Muster einer Interdependenz)
Elias analysierte Phänomenen der sozialen Segregation in einer
Vorortsiedlung in England 1960 und fand keine ‚üblichen‘ Formen und
Ursachen der sozialen Ungleichheit
Auffallend war aber die Unterscheidung zweier Gruppen:
‚Alteingesessene‘ u. später Zugewanderte
Letztere wurden von den ersten stigmatisiert, ohne erkennbare andere
soziale Unterscheidungsmerkmale (Einkommen, Bildung, Beruf,
Ethnie, Nationalität etc.)
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Figuration von ‚Etablierten u. Außenseitern‘ II
Allgemein tendieren Gruppen dazu, Gruppenidentität über die Unterscheidung von
‚Wir‘ (‚die Guten‘) u. ‚Andere‘ (‚die Schlechten‘) herzustellen (Experimente von
Sherif, s. Intranet)
Etablierte Gruppen weisen eine feste Sozialstruktur u. soziale Integration sowie
Kohäsion u. eine Identität mit der Identifikation von Normen, Werten etc. der eigenen
Gruppe auf
Gruppen entwickeln Zusammenhalt u. Vertrauen in Abgrenzung zu anderen u. halten
dieses gegenüber ‚Neuankömmlingen‘ u. ‚Fremdgruppen‘ aufrecht durch soziale
Kontrolle (Norm u. Sanktion)
Die Zugehörigkeit zu etablierten Gruppen verschafft den Mitgliedern Vorteile u.
Macht in Abgrenzung zu ‚Außenseitern‘(Lob- u. Schimpfklatsch)
Außenseitergruppen erfahren eine Benachteiligung (selbst verstärkt) durch
Etablierte u. weisen ein geringes Maß an Selbstwertgefühl u. sozialer Integration auf
Sich selbst erfüllende Prophezeiung oder ‚Soziodizee‘ (Bourdieu)
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Geschlecht u. soziologische Theorien
Funktionalismus
Macht- u. Konfliktansätze
Arbeits- u. Rollenteilung (Familie/Öffentlichkeit etc.) sorgt für
differenzierte u. effiziente Leistungen, soziale Integration u.
Strukturerhaltung in Abgrenzung zu anderen Institutionen (je nach
sozialen u. ökonomischen Bedingungen/Anforderungen)
Kampf der Geschlechter um Macht, Anerkennung u. Vorherrschaft
Interpretative Ansätze
Gechlecht wird als ‚Gender‘ konstruiert d. symbolische Interaktion (z.B.
Haare, Kleidung); typisch u. unverwechselbar <--> Ähnlichkeit
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Geschlecht: biologische und gesellschaftliche Ungleichheit I
Biologische Unterschiede bieten keine hinreichenden Erklärungen für
die darauf aufbauenden sozialen Unterschiede
z.B. Körperkraft ist im Mittel bei den Männern größer, Varianz ist aber
innerhalb der Geschlechter größer als zwischen diesen und kann die
sozialen Unterschiede der Rollenteilung (z.B. Militär) nicht erklären
Die biologische Disposition zum Stillen begünstigt zwar die intensivere
Zuwendung von Müttern zu Kindern, sie kann die sozialen Unterschiede
der Rollenteilung bei der Haus- u. Berufstätigkeit jedoch nicht erklären
Die historische Varianz des sozialen Verhaltens der Geschlechter (vgl.
E. Badinter, Die Mutterliebe) legt die Nachrangigkeit der biologischen
Prägung nahe
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Geschlecht: biologische und gesellschaftliche Ungleichheit II
Biologische Unterschiede zwischen den Geschlechtern prägen zwar
unser Verhalten und unsere Potenziale,
Sie determinieren jedoch nicht unsere Entwicklungsmöglichkeiten ...
Biologische Unterschiede werden zur Stabilisierung von
Machtverhältnissen benutzt ...
Selbst- u. Fremdzuschreibungen von Gruppen, Z.B. Lob- und
Schimpfklatsch u. die Zuschreibung von Charisma ...
Verhältnis der Geschlechter ist eine soziale Konstruktion (‚Gender‘)
Verhältnis kann auch als soziale ‚Figuration‘/Feld betrachtet werden
(s.o.)
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Erklärung geschlechtsspezifischer Sozialisation
Nancy Chodorow
Identifikation von Mädchen mit ihren Müttern u. bleibende enge
Beziehung im Gegensatz zur Ablösung d. Jungen v. der Mutter u.
der Suche nach einer männlichen (distanzierteren) Rolle bewirkt,
dass Frauen eher engere Beziehungen pflegen, für andere sorgen
etc., während Männer sich auf unpersönliche Arbeiten, Technik
etc. konzentrieren
Carol Gilligan
Betont den Geschlechterbias und die dem zugrundeliegende
Machtverteilung im Urteilen mit der gesellschaftlichen positiven
Besetzung abstrakt-genereller Urteile u. Gesetze, dem Männern
eher zuneigen, und der negativen Besetzung der persönlicheren
Bewertung u. Ableitung moralischer Grundsätze aus individuellen
Gegebenheiten bei Frauen
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Die männliche Herrschaft (Bourdieu)
Soziale Klassifikationen, die der ständigen Naturalisierung unterliegen
System homologer Gegensätze
oben/unten, hart/weich, gerade/krumm, vorne/hinten, öffentlich/privat
z.T. mit Entsprechungen des Körpers u. Bewegungen
Universelle Denkschemata und Unterscheidungsmerkmale -/kriterien, die scheinbar
natürliche Unterschiede einordnen
Verkehrung von Ursache und Wirkung der realen Austausch- und Machtverhältnisse
der Geschlechter
Verkennung von Machtverhältnissen u. Übergang in Fleisch und Blut u. m/w Habitus
‚Hohe‘ (abgehobene) Theorie u. intuitive Praxis, Herz/Verstand, System/Lebenswelt,
Objektivismus/Subjektivismus, Führung/Dienen, Ausführung, Öffentlich/Privat
Verklärung der Herrschaftsbeziehungen zu affektiven, z.B. in der Verwandlung von
Macht in Charisma oder Charme bis zur tiefsten Dankbarkeit oder Zuneigung kann
(z.B. ‚geheimnisvolle‘ Anziehung der Krankenschwester zum Chefarzt)
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Die Männliche Herrschaft u. einige Folgen i.d. Pflege
‚Natürlich’ ist ca. 80 % der Pflege weiblich – unter meist männlicher Führung
Dilemmata unerkannter Prekarität (das Leiden der sozialen Position)
Dilemmata falscher Alternativen
‚natürlich‘ u. selbstverständlich gilt das Leitmotiv der einfühlenden,
lebensweltlichen oder ganzheitlichen Pflege und der Familie
und eine habituelle Ablehnung von Dokumentation, Messung, Standardisierung,
Technisierung, Objektivierung
als funktionalistisch-technokratisch institutioneller oder ‚harter‘ Pflegestil (zu
dem bei institutionellen Zwängen oder nach dem ‚Praxisschock‘ oft resignierend
gewechselt wird)
Häufig dumpfes Gefühl der Belastung u. des ‚Mobbings‘ bei Pflegekräften
verkannte Konfliktlinien, z.B. mit ‚klatschenden‘, ‚hinterlistigen‘, ‚zickigen‘, intuitiven
Frauen u. ‚aufrecht‘ kämpfenden, ‚coolen‘, sachlich-vernünftigen Männern
Dogma der ‚Familiarität‘, Paternalismus, Bevormundung, Überversorgung u.
Infantilisierung
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Der lange Kampf um das Frauenwahlrecht...
1870: Bundesstaat Wyoming
1934: Kuba, Türkei, 1935: Indien
1893: Neuseeland
1937: Philippinen
1906: Finnland
1942: Dominikanische Republik
1908: Australien (Weiße, ab 1967 alle)
1944: Frankreich
1913: Norwegen
1945: Liberia, 1946: Albanien, Italien,
1915: Dänemark, Island
Jugoslawien, Südafrika
1917: Russland
1947: Argentinien, Bulgarien, Burma,
1918: Deutschland, Irland, Rumänien,
China, Japan, Venezuela
Ungarn
1948: Belgien, Israel, Korea
1919: Luxemburg, Niederlande,
1949: Chile, Costa Rica
Österreich, Polen, Tschechoslowakei
1920: Kanada, USA, 1921: Schweden
1952: Griechenland
1924: Mongolei
1953: Mexiko (eingeschränkt ab 1947)
1928: Großbritannien
1971: Schweiz, in Appenzell erst 1990
1929: Ecuador
1974: Portugal, 1984: Liechtenstein
1931: Sri Lanka (Ceylon), Spanien
2002: Bahrein
1932: Brasilien, Thailand, Uruguay
Quelle: Fischer, Weltalmanach
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Geschlechterrollen
Quelle: Nunner-Winkler, G.: Geschlecht und Gesellschaft, in: Joas, H (Hg.): Lehrbuch der Soziologie, Frankfurt 2001, S. 273.
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Geschlechtsspezifische Berufswahl
Quelle: Nunner-Winkler, G.: Geschlecht und Gesellschaft, in: Joas, H (Hg.): Lehrbuch der Soziologie, Frankfurt 2001, S. 281
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Einstellungen nach Geschlecht
Gesamt
Männer
Frauen
Die Wichtigkeit einzelner Lebensbereiche
(Prozentwerte für die Angabe "Sehr wichtig")
Arbeit
Familie
West
Ost
West
Ost
1998 2001 1998 2001 1998 2001 1998
50
42
70
66
80
74
85
56
47
77
73
77
73
84
44
38
64
59
82
75
86
2001
81
77
85
Quelle: Wohlfahrtssurvey 1998, 2001, Statistisches Bundesamt, Datenreport 2002, S. 455
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Einstellungen zu Rollen von Mann und Frau
"Es ist besser, wenn der Mann voll im Beruf steht und die Frau zu Hause
bleibt..." Anteile "Stimme voll und ganz zu" und "Stimme eher zu" in %
Ost
West
1991
1996
2000
1982
1991
1996
2000
Insgesamt
33
26
31
70
50
50
49
Männer
35
27
35
71
51
53
51
Frauen
30
26
27
70
49
47
47
18-30-Jährige
22
18
21
48
33
30
29
31-45-Jährige
26
18
25
65
39
35
38
46-65-Jährige
37
31
34
79
60
62
54
über 65-Jährige
53
38
46
90
77
80
78
Hauptschule
45
38
46
80
64
66
61
Abitur
19
16
17
44
27
25
33
Quelle: ALLBUS, nach Statistisches Bundesamt, Datenreport 2002, S. 537
15
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Einstellungen zur Frauenerwerbstätigkeit I
Insgesamt
Männer
Frauen
Konsequenzen der Erwerbstätigkeit der Frau
(Anteil moderner Äußerungen in %)
Ost
West
1991 1996 2000 1982 1991 1996
74
80
83
29
43
46
70
76
81
25
37
40
77
84
85
32
49
52
2000
53
46
60
Quelle: ALLBUS, nach Statistisches Bundesamt, Datenreport 2002, S. 535
Fragestellungen:
„Ein Kleinkind wird sicherlich darunter leiden, wenn seine Mutter berufstätig ist“
„Eine berufstätige Mutter kann ein genauso herzliches und vertrauensvolles Verhältnis zu
ihren Kindern finden wie eine Mutter, die nicht berufstätig ist“
„Es ist für ein Kind sogar gut, wenn seine Mutter berufstätig ist und sich nicht nur auf den
Haushalt konzentriert“
16
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Einstellungen zur Frauenerwerbstätigkeit II
"Ein Kleinkind wird darunter leiden, wenn seine Mutter berufstätig ist"
Anteile "Stimme voll und ganz zu" u. "Stimme eher zu" in %
Ost
West
1991
1996
2000
1982
1991
1996
2000
Insgesamt
58
49
41
88
76
76
71
Männer
59
49
43
88
79
80
77
Frauen
57
49
39
87
73
72
66
18-30-Jährige
47
45
42
82
68
67
58
31-45-Jährige
55
43
39
87
70
69
66
46-65-Jährige
64
54
40
90
83
81
76
über 65-Jährige
63
54
47
93
85
88
84
Hauptschule
63
52
45
88
81
82
76
Abitur
56
48
32
84
65
64
64
Quelle: ALLBUS, nach Statistisches Bundesamt, Datenreport 2002, S. 539
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Erwerbsquoten in Deutschland nach Geschlecht (1950-2000)
Quelle: Mikrozensus, Statistisches Bundesamt, Datenreport 2002: 89
18
Slide 19
Entwicklung der Frauenerwerbsquote nach Alter
Quelle: Mikrozensus, Statistisches Bundesamt, Datenreport 2004: 100
19
Slide 20
Frauenerwerbsquoten und Alter der Kinder
Quelle: Mikrozensus n. BMFSFJ 2003, Familie im Spiegel der Statistik, S. 106
20
Slide 21
Frauenerwerbsquoten,
Alterskohorten und Einkommen des Ehemannes
Entnommen aus: Nunner-Winkler, G.: Geschlecht und Gesellschaft, in: Joas, H (Hg.): Lehrbuch der
Soziologie, Frankfurt 2001, S. 279.
21
Slide 22
Soziale Ungleichheit u. Geschlecht an Hochschulen
Quelle: Mikrozensus, Statistisches Bundesamt, Datenreport 2002: 74
22
Slide 23
Bruttomonatsverdienst nach Geschlecht (produzierendes Gewerbe)
Quelle: Statistisches Jahrbuch 2000, nach: Nunner-Winkler, G.: Geschlecht und Gesellschaft, in: Joas, H (Hg.):
Lehrbuch der Soziologie, Frankfurt 2001, S. 279.
23
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Einkommensungleichheit und Geschlecht: Hintergrund
Früher: Offene Diskriminierung von Frauen (z.B. Leitbild ‚Männlicher Ernährer‘) und
klassische Rollen- und Machtaufteilung
Heute: V.a. indirekte und kumulative Folgen von geschlechtsspezifischer Sozialisation
und ungleichen Machtverhältnissen:
Werte, Rollen, Karriereorientierung, Vorbilder u.s.w.
Geschlechtstypische Berufsorientierung
Unstete Erwerbstätigkeit u. Karriere (v.a. wg. Kindern) --> Defizite der Ausbildung
u. Berufserfahrung --> Geringere Karrierechancen
Machtstrukturen (offene und versteckte Diskriminierung)
Sexismus
Vgl. dazu auch: Pfaff, Anita: Frauen, in: Allmendinger/Mayerhofer (Hg.), Soziologie des Sozialstaats,
Weinheim/München 2000, S. 282 f.
24
Slide 25
Zeitverwendung von Frauen u. Männern (Werktage)
Quelle: Statistisches Bundesamt, Datenreport 2004: 549
25
Slide 26
Zeitverwendung von Frauen u. Männern (Wochenende)
Quelle: Statistisches Bundesamt, Datenreport 2004: 550
26
Slide 27
Zeitverwendung von Frauen u. Männern (Wochenende)
Quelle: Statistisches Bundesamt, Datenreport 2004: 551
27
Slide 28
Einschätzung der Zeitverwendung von Frauen u. Männern
Quelle: Statistisches Bundesamt, Datenreport 2004: 553
28
Slide 29
Zeit für Kinderbetreuung n. Geschlecht
Quelle: Mikrozensus n. BMFSFJ 2003, Familie im Spiegel der Statistik, S. 134
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Ethnien: Begriff
Ethnisch: „einem Volke eigentümlich“
entgegen einer ‚essentialistischen‘ Definition, die auf die (oft nicht
vorhandene) Gemeinsamkeit bestimmter Merkmale abhebt,
wird heute die Selbst- oder Fremdzuschreibung als verwandte
Volksgruppe (Erblichkeit der Zuordnung) als einziges konstitutives
Merkmal anerkannt
traditionell: Volksgruppe, die sich durch kulturelle Praktiken oder
Einstellungen (v.a. Sprache, Geschichte, Herkunft, Religion, Kleidung)
von anderen unterscheidet
30
Slide 31
Nation: Begriff
Nation als Herrschaftsverband über ein Volk in einem vorhandenen
oder erstrebten Staat über ein Gebiet mit einem Gewaltmonopol,
einem überzeitlichem Anspruch, Zugehörigkeitsregeln (meist
exklusiv) und reziproken Verpflichtungen sowie allgemeinen und
gleichen Rechten seiner Mitglieder
Modernes Verständnis von Nationen ist multikulturell, multiethnisch
und integrativ für dauerhaft auf einem Staatsgebiet lebende Menschen
31
Slide 32
Minderheit: Begriff
Minderheit: Bezeichnet nicht lediglich eine numerische Größe
Minderheiten entwickeln ein Gefühl der Gruppensolidarität
Gruppen, die gegenüber der Mehrheit kraft ihrer distinkten Merkmale
(z.B. Religion, Sprache, kulturelle Praktiken) gegenüber der Mehrheit
unterschieden sind
Vergleichsgröße ist meist die als homogen vorgestellte Mehrheitsbevölkerung moderner Staaten; die Zuschreibung resultiert oft aus der
statistischen Erfassung und ist mit dem Zuweisen oder Versagen von
Rechten verbunden <--> sozialer u. politischer Kampf
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Rassenbegriff
Meist mehr oder weniger willkürliche Zuordnung von Volksgruppen anhand
körperlicher oder askriptiver Merkmale (z.B. Hautfarbe, Haar, Gesicht, Größe)
Religiöse Ursprünge in der ‚Reconquista‘ (spanische Rückeroberung) 1492 mit dem
Zwangsbekehrungsedikt und der Forderung der ‚Reinheit des Blutes‘ gegen Juden
Der Begriff lebt wieder auf in den Adelsgesellschaften in Frankreich und der
Anthropologie d. 19. Jahrhunderts u. schließlich im diffusen, biologistisch
verbrämten NS-Rassen-Antisemitismus
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Slide 34
Nationalstaat und ethnische Ungleichheit
Der moderne Nationalstaat als (legale rationale) Herrschaft über ein Volk und ein
Gebiet (Gewaltmonopol) ist u.a. eine
Folge zahlreicher und langwieriger religiöser, ethnischer und wirtschaftlicher
Auseinandersetzungen und Kriege
Einerseits stellt der Nationalstaat dem Anspruch nach einen integrierenden
Kompromiss dar, der allen Mitgliedern formal gleiche Rechte und Pflichten auf
seinem Gebiet garantiert
Andererseits ermöglicht er die ethnische Differenzierung oder Ausgrenzung durch
gemeinsame soziale und kulturelle Institutionen (Sprache, Schulen,
Nationalfeiertage u.s.w.)
die in der Regel exklusive Mitgliedschaft
die Setzung allgemeiner Regeln und Werten
und dem Widerspruch zwischen formal gleichen Rechten und materieller
Ungleichheit (z.B. Recht auf Eigentum bei ungleicher Verteilung, Vorherrschaft
best. kultureller Praxis)
34
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‚Wir-Gruppen‘ und Ethnozentrismus
Auf ethnische, nationale oder sonstige Unterschiede begründete Gruppen weisen
eine Gemeinsamkeit als ‚Wir-Gruppen‘ auf
Wir-Gruppen sind Gruppen, deren Mitglieder ein Gefühl der Zusammengehörigkeit
(Wir-Gefühl) entwickeln und über längere Zeit relativ kontinuierlich kommunizieren
und inter-agieren, um ein gemeinsames Ziel zu erreichen. Die Gemeinsamkeit
kultureller oder körperlicher Merkmale ist keine notwendige Bedingung für die
Entstehung einer Wir-Gruppe
Die nötige Anpassung der Individuen an die eigene Gruppe geht mit einer
Ausgrenzung anderer Gruppen einher, die Individuen unterscheiden zwischen ‚ihrer‘
Gruppe und der der ‚anderen‘
Die Eigengruppe wird aufgewertet, die Fremdgruppe abgewertet (z.B. Begriff der
‚Barbaren‘ bei den Griechen, abwertend für ‚Fremde‘)
Mythen begründen die Überlegenheit der eigenen Gruppe; Stigmatisierung als Mittel
des sozialen Kampfes um Macht und Vorherrschaft, wobei die Unterlegenen ihre
Unterlegenheit z.B. durch Devianz, unfeines Verhalten etc. lfd. ‚bestätigen‘
35
Slide 36
Formen ethnischer Abgrenzung
Vorurteile: Meinungen oder Einstellungen, die Angehörige einer
Gruppe aufgrund selektiver Wahrnehmung und Generalisierung
gegenüber den Mitgliedern einer anderen hegen
Rassismus: Die Anschauung, dass gewisse physische Merkmale mit
moralischen, geistigen und anderen nichtphysischen Eigenschaften
assoziiert sind, die ihre Träger anderen unter- oder überlegen machen
Diskriminierung: Signifikante soziale Entscheidungen und
Handlungen, die auf der mutmaßlichen rassischen oder ethnischen
Identität ihrer Adressaten basieren (positive oder negative)
Rechtliche u. administrative Regelungen: Rechte und administrative
Praktiken, die auf der mutmaßlichen ethnischen Identität ihrer Träger
gründen (Staatsbürgerschaftsrecht, Gruppenrechte,
Quotenregelungen)
36
Slide 37
Entwicklung der ausländischen Wohnbevölkerung i. Deutschland
Quelle: Statistisches Bundesamt, Datenreport 2004, S. 49
37
Slide 38
Anteil ausländischer Bevölkerung i. d. Bundesländern (2002)
38
Slide 39
Asylsuchende und Anerkennung in Deutschland
39
Slide 40
Einstellungen zur Zuwanderung nach Deutschland
40
Slide 41
Befürwortung der völligen Unterbindung der Zuwanderung
41
Slide 42
Einstellungen geg. in Deutschland lebenden Ausländern (West)
Quelle: ALLBUS 2002, Statistisches Bundesamt, Datenreport 2004, S. 586
42
Slide 43
Einstellungen geg. in Deutschland lebenden Ausländern (Ost)
Quelle: ALLBUS 2002, Statistisches Bundesamt, Datenreport 2004, S. 587
43
Slide 44
Tendenzen der Segregation u. Endogamie
Von 9,9 Millionen Ehepaaren mit Kindern waren im Jahr 2000
85,6% beide Partner deutsch
9,5% beide Partner ausländisch
2,4% mit deutschem Mann und ausländischer Frau
2,5% deutscher Frau und ausländischem Mann
Die Zahl der ‚gemischten‘ Eheschließungen sank seit 1999 wieder,
nachdem sie bis dahin kontinuierlich zugenommen hatte (StaBu)
44
Slide 45
Einstellungen zu Konfessionen in D (2002)
Quelle: ALLBUS 2002, Statistisches Bundesamt, Datenreport 2004, S. 591
45
Slide 46
Kontakte zu i. D lebenden Ausländern (West-D)
Quelle: ALLBUS, Statistisches Bundesamt, Datenreport 2004, S. 592
46
Slide 47
Kontakte zu i. D lebenden Ausländern (Ost-D)
Quelle: ALLBUS, Statistisches Bundesamt, Datenreport 2004, S. 593
47
Slide 48
Bevölkerung in Armut und Niedrigeinkommen in %
Deutschland
neue Bundesländer
Anteil 50%-Grenze 75%-Grenze
50%-Grenze 75%-Grenze
Insgesamt 100,0
7,7
30,6 100
9,5
40,4
Deutsch
92,4
6,6
28,4 99,3
9,2
40,1
Nicht deutsch 7,6
21,6
57,9 0,7
45,2
72,6
Bevölkerung ab 17 Jahren
Quelle: SOEP 2000, Statistisches Bundesamt, Datenreport 2002, S. 589
48
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Arbeitslosenquoten (früheres Bundesgebiet)
49
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Ausländische Bevölkerung und Bildungschancen
Anteile der 1996 erreichten Bildungsabschlüsse
Ausländische
Wohnbevölkerung
Wohnbevölkerung
insgesamt
Keinen Schulabschluß
20%
9%
Hauptschulabschluß
44%
27%
Mittlerer Abschluß
28%
44%
Allgemeine Hochschulreife
9%
24%
Quelle: Kultusministerkonferenz 1997, nach: Klemm, K., Bildung, in: Allmendinger, J./Mayerhofer, W.L.
(Hg.): Soziologie des Sozialstaats, Weinheim/München 2000, S. 158.
50
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Ausländische Bevölkerung u. Bildungsabschlüsse
Quelle: SOEP, Statistisches Bundesamt, Datenreport 2004, S. 578
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