1 Vorlesung Experimentalphysik II am 7.6.1999 und 8.6.1999 J. Ihringer 7.4 Elektrische Leitfähigkeit in Festkörpern Die entscheidende Eigenschaft elektrisch interessanter Festkörper ist ihr kristalliner Aufbau. In der Naturwissenschaft steht kristallin, im Gegensatz zu Glas oder anderen erstarrten, abgeschreckten Schmelzen, für einen regelmäßigen Aufbau der Materie: Man findet im „Kristallgitter“ eine kleinste mit Atomen gefüllte Einheit, die, vervielfältigt und eine neben die andere gestellt, den ganzen Festkörper aufbaut. Bei vielen Metallen enthält diese „Einheitszelle“ nur ein einziges Atom. Der regelmäßige Aufbau bewirkt eine für die Festkörper typische Modulation der durch die Überlagerung der einzelnen Bausteine entstehenden Potentiale, in denen sich die Elektronen bewegen. Die Folge davon ist zunächst die Verteilung der Elektronen nach Impulsen und Energie in Art des „Fermi Elektronengases für freie Elektronen“. Dieses Modell wird aber durch die periodischen Potentiale der Atomrümpfe und die Wechselwirkung der Elektronen untereinander modifiziert und verfeinert. Ähnlich der Eigenschwingungen gekoppelter Pendel gibt es auch im Kollektiv der Elektronen bevorzugte Energiewerte, wegen ihrer Breite „Energiebänder“ genannt, daneben gibt es aber auch ungünstige Energiewerte, die folglich unbesetzt sind, diese werden als „Bandlücken“ bezeichnet. Die unterschiedlichen elektrischen Eigenschaften der Festkörper, Leiter, Isolator oder Halbleiter, erklären sich aus dem Zusammenspiel von Kristallstruktur, die sich auf die Energiebänder auswirkt, und der Anzahl der Valenzelektronen der unterschiedlichen Materialien. Der Einfluß der kristallographischen Struktur auf die physikalischen Eigenschaften ist an den Modifikationen des Kohlenstoffs besonders gut zu erkennen: Kohlenstoff gibt es als isolierenden, harten Diamant oder als weichen, elektrisch leitenden Graphit und in einer weiteren Modifikation als Fulleren. Versuch 1 Temperaturabhängigkeit der Leitfähigkeit. a) Cu , abnehmend bei Erhöhung der Temperatur) b) Konstantan (Cu-Ni Legierung),gleichbleibend c) Halbleiter, exponentiell steigend mit sinkender Temperatur 7.4.1 Das freie Elektronengas 7.4.1.1 Die Fermi-Dirac Verteilung In Metallen verhalten sich die positiven Ionenrümpfe wie Kugeln mit gleichem Radius, die möglichst dicht gepackt werden. Die Valenzelektronen sind nicht mehr dem einzelnen Atom zuzuordnen, sondern bilden in ihrer Gesamtheit ein „Elektronengas“, das an das Gitter gebunden ist. Der Vergleich mit dem mechanischen Gas bezieht sich auf die freie Beweglichkeit der Elektronen im Volumen des Kristallgitters. Es gibt aber einen entscheidenden Unterschied zum Gas der Mechanik, der die Verteilung der Energiewerte auf die einzelnen Teilchen betrifft. Bestimmt man die Energie der zufällig durch ein Beobachtungsvolumen fliegenden einzelnen Teilchen eines mechanischen Gases, dann erkennt man, daß Teilchen mit kleiner Energie sehr oft beobachtet werden, Teilchen mit höherer Energie immer seltener, je höher die Energie 2 gewählt wird. Diese Eigenschaft des Gases wird durch die Boltzmann Verteilung mathematisch formuliert, sie folgt aus Voraussetzungen der klassischen Mechanik. Beobachtet man dagegen in einem analogen Experiment die Energie der Teilchen eines „Elektronengases“, dann findet man für alle Energien unterhalb einer Schwelle, der „Fermikante“, praktisch die gleiche Anzahl von Teilchen. Wahrscheinlichkeit, ein Teilchen mit Energie zwischen W und W+dW anzutreffen 1 Tiefe- Hohe Temperatur 0 kT Kinetische Energie W der Teilchen Abbildung 1 Schema der Boltzmann Verteilung im Gas bei hoher und tiefer Temperatur. Fermikante 0,5 10000 8000 6000 4000 0,00 20000 40000 Energie [ K] 2000 Temperatur [K] eilung lichkeitsvert Wahrschein 1,0 60000 80000 Abbildung 2 Schema der Fermi Verteilung für das frei Elektronengas. Man erkennt die scharfe Fermikante bei niederen Temperaturen. Nur bei sehr hohen Temperaturen gibt es Elektronen mit Energien wesentlich über der Fermikante 3 Die Energieverteilung des Elektronengases ist im Bild des klassischen Gases nicht zu beschreiben, sie ist eine Folge des Pauli-Prinzips der Quantenmechanik Formel f (W ) ~ e Anmerkung W kT Boltzmann Statistik für die Verteilung der Energie im realen Gas 1 f (W ) e W kT Fermi-Dirac Statistik für das freie Elektronengas 1 W J T [K] Energie Temperatur J k 1,38 10 23 K J Boltzmannkonstante Chemisches Potential Tabelle 1 Boltzmann- und Fermi-Dirac Verteilung 7.4.1.2 Das Pauli-Prinzip Das Pauli-Prinzip, grundlegend in der Mikrophysik, besagt, daß zwei gleichartige Teilchen (Fermionen) nie an gleichem Ort mit gleichem Eigendrehimpuls (Spin) oder mit gleichem Impuls und gleichem Spin angetroffen werden. Aus diesem Prinzip folgt der Aufbau der Atomhülle: Die Elektronenschalen werden so aufgefüllt, daß keine Teilchen in allen 4 Quantenzahlen übereinstimmen. Beginnend mit dem Einteilchensystem (H) werden die Schalen so aufgefüllt, daß die bestehende Ordnung möglichst wenig verändert wird (BohrSommerfeldsches Bausteinprinzip). Auch die Elektronen eines „Elektronengases“ werden nach diesem Prinzip auf die möglichen Impulse verteilt. Hauptquantenzahl N Drehimpuls- oder Nebenquantenzahl Schale 0 l N 1 Schale 1 2 K L 3 M 0 0 1 0 1 2 s s p s p d Tabelle 2 Aufbau der , K, L und M Schalen Orientierungs quantenzahl l m l 0 0 -1,0,1 0 -1,0,1 -2,-1,0,1,2 Spinquantenza Max. Zahl hl der Zustände 1 s 2 1 2 2 , 1 2 1 1 2 2 , 2 6 1 2 , 1 2 2 1 2 , 1 2 6 1 2 , 1 2 1 1 10 2 , 2 4 7.4.1.3 Freies Elektronengas im eindimensionalen Festkörper 7.4.1.3.1 Die Zustandsgleichung Das Verhalten der einzelnen Elektronen im eindimensionalen Festkörper der Länge L wird durch die Quantenmechanik mit der Schrödingergleichung beschrieben. Ihr Argument ist die Zustandsfunktion n (x) . Das Quadrat des Betrags der Zustandsfunktion gibt die Wahrscheinlichkeit, das Elektronen mit Energie n am Ort x anzutreffen. Die Zustände sind mit der Quantenzahl n numeriert. Im Unterschied zur klassischen Mechanik, deren Bewegungsgleichungen den Ort der n Individuen, hier der einzelnen Elektronen, zu einer bestimmten Zeit angeben würden, gibt die Quantenmechanik die Wahrscheinlichkeit, ein Elektron in einem der n Zustände an einem Ort anzutreffen. Formel p2 W 2m Übergang zur Quantenmechanik: d p i dx 2 d 2 n n n 2m dx 2 n Anmerkung Klassische Formulierung der kinetischen Energie W eines Teilchens mit Impuls p mv Der klassische Impuls wird durch einen „Operator“ ersetzt, der auf die Zustandsfunktion (x) wirkt. Schrödingergleichung für ein Elektron 1,05 10 34 J s Quantenzahl des Zustands Zustandsfunktion Ortskoordinate Energie des Elektrons im Zustand n Wahrscheinlichkeit, das Elektron im Zustand n am Ort x anzutreffen Plancksches Wirkungsquantum m 9,11 10 31 kg Masse des Elektrons n (x) x n n (x) 2 Tabelle 3 Die Schrödingergleichung für ein Elektron Eine Lösung dieser Gleichung ist die harmonische Schwingung. Man erkennt, setzt man die Lösung in die Schrödingergleichung ein, daß die Wellenlänge der Schwingung mit der Energie verknüpft ist: Formel n A sin k n x 2 2 A k n sin k n x n A sin k n x 2m 2 kn n 2 2 kn n 2m Tabelle 4 Lösung der Schrödingergleichung Anmerkung Lösung der Schrödingergleichung Die Lösung in die Gleichung eingesetzt Wellenzahl Das Quadrat der Wellenzahl bestimmt die Energie des Elektrons im Zustand n 5 7.4.1.3.2 Die periodische Randbedingung In einem Festkörper der Länge L wählt man, in Analogie zur schwingenden Saite, für alle Elektronen verschwindende Aufenthaltswahrscheinlichkeit ( bei der Saite verschwindende Auslenkung) an den Rändern des Systems: x=0 x=l Abbildung 3 Zwei Lösungen für (x) unter Wahrung der Randbedingung Die Randbedingung wirkt auf die Auswahl der Lösungen für Wellenzahl und Wellenlänge. Man überzeugt sich leicht durch einsetzten, daß die Randbedingung erfüllt ist, wenn die Wellenzahl k ein Vielfaches der Einheit ist. Als Folge davon ergibt sich aus der L quadratischen Abhängigkeit zwischen Energie und Wellenzahl die quadratische Abhängigkeit zwischen Energie und Quantenzahl. Periodische Randbedingung n A sin k n 0 =0 n A sin k n L =0 Wellenlänge 2 L n Energie des Elektrons 2 2 n2 n 2m L Periodische Randbedingung, die erste ist für die angesetzte Lösung immer erfüllt, aus der zweiten folgt für die Wellenzahl und Wellenlänge zum Zustand n : Wellenzahl kn n L Das Quadrat der Quantenzahl n bestimmt die Energie des Elektrons Tabelle 5 Periodische Randbedingung und mögliche Werte für Wellenlänge und Energie 7.4.1.3.3 Verteilung von N Elektronen auf die möglichen Zustände nach dem PauliPrinzip Nach dem Pauli-Prinzip dürfen keine Teilchen in allen Quantenzahlen übereinstimmen. Die Elektronen des Elektronengases, Elektronen in einem Leitungsorbital, sind in diesem eindimensionalen Modell durch die Quantenzahl n und durch den Spin s 1 oder 2 s 1 gekennzeichnet. Die Anzahl N der Elektronen sei geradzahlig, nF bezeichnet - im 2 Vorgriff - die Quantenzahl der Energie der Fermikante. N 2n F 6 Zunächst teilt man die N Elektronen in Paare mit entgegengesetztem Spin ein. Dann ordnet nun jeweils einem Paar eine der Quantenzahlen n 1....nF zu. Damit ist jedes der N Elektronen unter Wahrung des Pauli-Prinzips eindeutig durch Quantenzahl und Spinrichtung gekennzeichnet. Die Elektronen eines Paares liegen auf gleicher Energie, die höchste Energie ist die der „Fermikante“. Die Impulse sind also gleichmäßig auf die natürlichen Zahlen von 0 bis nF verteilt, die Energie steigt mit dem Quadrat der Impulse. Das folgende Beispiel zeigt einen linearen „Kristall“ aus 4 Zellen, jede Zelle sei mit 2 Valenzelektronen besetzt, also N 8, nF 4 : Modell des eindimensionalen Kristalls mit 2 Elektronen entgegengesetzten Spins in jeder Elementarzelle, die Farben stehen symbolisch für den Quantenzustand. n x Energie n F1 F2 F3 F4 2,0 1,5 F7 25 20 Y Axis Title 1,0 Y Axis Title 0,5 0,0 15 10 -0,5 -1,0 5 -1,5 0 -2,0 0 1 2 X Axis Title 3 0 4 x 1 2 3 X Axis Title 4 5 Impuls ~ n Aufenthaltswahrscheinlichkeit n (x) eines Elektrons im Ortsraum für die 4 Quantenzahlen, die Farbstärke ist proportional zur Wahrscheinlichkeit, das Teilchen in Bereich der Abszisse x anzutreffen. 2 Tabelle 6 Zustandsfunktion, Impuls, Energie und Aufenthaltswahrscheinlichkeit für die auf vier Zellen verteilten Elektronen eines eindimensionalen Modells. Die Energie zur größten Wellenzahl nF heißt Fermienergie, dazu gehört die Zustandsfunktion von kürzester Wellenlänge: Wellenlänge 2a Wellenzahl 2 k n nF nF L nF a 2a 7 7.4.2 Energiebänder und Bandlücken Erweitert man das eindimensionale Modell um ein weiteres Elektron, dann gibt es eine Quantenzahl n größer als nF , die Energie liegt über der Fermienergie, und die kürzeste Wellenlänge wird kleiner als 2a . An der Stelle 2a paßt die Wellenfunktion genau auf das Gitter, die Welle mit der nächstkürzeren Wellenlänge paßt gerade nicht mehr. Auch diese Welle ist erlaubt, sie schließt aber in der Energie nicht mehr stetig an die des Vorgängers an: Es gibt einen Sprung im Energiebereich. Immer, wenn die Wellenlänge der Elektronen genau auf das kristallographische Gitter paßt, gibt es solche Sprünge in der Energie, also immer dann, wenn 2a nB mit n B =1,2,3.... . Im Modell oben wäre die Energie zu n 5 dann nicht 25, sondern irgendein anderer Wert. Im Gegensatz zum eindimensionalen Modell mit den 4 Zellen liegen im realen Festkörper mit ca. 10 24 Zellen die Energiewerte zu den Quantenzahlen dicht beieinander, man spricht deshalb von Energiebändern. Aber auch dann schließen die Bänder nicht stetig an, wenn für die Wellenlänge der Zustandsfunktion 2a nB gilt. Ein Band ist nur dann vollständig besetzt, wenn es, wie im Beispiel oben, eine gerade Anzahl von Valenz Elektronen gibt. Ist die Anzahl der Valenzelektronen pro Zelle ungerade, dann ist nur die Hälfte der Zustände des Bandes besetzt. Im eindimensionalen Modell sieht man die freien Zustände unmittelbar. Diese werden dann beansprucht, wenn das elektronische System von außen Energie aufnimmt, etwa durch elektromagnetische Strahlung oder durch ein von außen angelegtes elektrisches Feld, das die Elektronen unter Energieaufnahme in Bewegung versetzt. Der Festkörper ist dann ein Leiter. Ungerade Anzahl von Valenzelektronen. Die Farben stehen für ihre Quantenzahlen. Oben: Grundzustand Unten: nach Lichtabsorption Nur der rote und grüne Zustand seien besetzt. Bei Energiezufuhr können einige Elektronen in den blauen oder lila Zustand übergehen. Energie n Fermikante F7 25 h Y Axis Title 20 15 10 5 0 0 1 2 3 X Axis Title 4 5 Impuls ~ n Tabelle 7 Eindimensionales Beispiel für eine ungerade Anzahl von Valenzelektronen Ist das Band vollständig besetzt, dann wird nur dann Strahlung absorbiert, deren Energie zur Überwindung der Bandlücke ausreicht. 8 Zusammenfassend: Im Energiemodell bedeutet Leitfähigkeit, daß die Elektronen durch ein äußeres Feld Energie zugeführt bekommen, also in ein höheres Niveau angehoben werden. Wenn nun aber gerade alle Zustände eines Bandes ausgefüllt sind, dann schließt sich eine Bandlücke an, die im allgemeinen von dem kleinen Energiezuwachs durch das Feld nicht zu überbrücken ist: Der Stoff ist dann ein Nichtleiter! Bei den Metallen ist das Valenzband nur bis zur Hälfte gefüllt, für den der Energiezuwachs durch ein elektrisches Feld stehen genügend viele erlaubte Niveaus bereit, diese Elektronen transportieren den Strom. In den Isolatoren ist das Valenzband gefüllt, die Energielücke beträgt einige eV. Bei T=0 ist das Valenzband voll aufgefüllt, für den Stromtransport stehen keine Energieniveaus bereit. Erst mit zunehmender Temperatur bekommen einige Elektronen gemäß der Boltzmannverteilung eine zur Überwindung der Lücke ausreichende Energie: Der Nichtleiter wird zum Halbleiter. Außer den Elektronen im Leitungsband tragen auch die Löcher im Valenzband zur Leitung bei. Sind Störstellen im Kristall (er wird dazu mit geeigneten Fremdatomen „dotiert“), dann gehören zu ihnen entweder Zustände in der Bandlücke nahe dem Leitungsband, in das mit kleinem Energieaufwand Elektronen abgegeben werden (Donatoren) oder es gibt dicht über dem Valenzband liegende Zustände, die Elektronen aus dem Valenzband aufnehmen (Akzeptoren). Die Leitung im Valenzband erfolgt dann über die Bewegung der Löcher (Defektelektronenleitung). In jedem Fall ist die Anregungsenergie gering, sie kann über ein elektrisches Feld, Wärme oder den Photoeffekt erfolgen. Eine Sonderstellung nehmen die Ionenkristalle ein. In ihnen ist die Bandlücke (~5 eV) so groß, daß bei Temperaturerhöhung der Kristall schmilzt, bevor das Leitungsband genügend besetzt ist Vor dem Schmelzen wird der Strom, praktisch Temperatur unabhängig, durch die Ionen transportiert (Ionenleitung). Die Ionenkristalle absorbieren nur im Ultravioletten. Versuch 2 Photowiderstand: An einem CdS Widerstand wird eine Spannung angelegt. Die Stromstärke hängt von der Intensität der Beleuchtung ab. Die Lichtquanten heben die Elektronen vom Valenz- ins Leitungsband (innerer Photoeffekt). Mit zunehmender Intensität steigt die Anzahl der Ladungsträger: Der Widerstand nimmt ab. Versuch 3 die IR Durchlässigkeit wird für unterschiedlich starke Folien untersucht: Dünn Quarz Glas Si Metall Absorbiert Dick Wie dünn Wie dünn Wie dünn absorbiert Tabelle 8 Quarz, Glas und Si absorbieren nicht im IR, sondern sie reflektieren, weil die Schwächung unabhängig von der Stärke des Absorbers ist. Versuch 4 Bolometer: Ein mit Ruß beschichterer Widerstand wird beleuchtet, in den Strahlengang wird ein reines Glas und ein mit Metallfolie beschichtetes Glas eingebracht. Das beschichtete Glas absorbiert die IR Strahlung vollständig, beide sind für das sichtbare Licht transparent. 9 ne 1 oder ungeradzahli g Geradzahlig Valenzband (nahezu) gefüllt Bänder Struktur Valenzband halb gefüllt Bänder überlappen Ja Stoffklas se Beispiel Nein Metalle Mehrwertige Metalle Isolator, reiner Halbleiter Na, K Ca, Mg (ne=2) Diamant, Si, Ge (ne=4) Dotierte Halbleiter mit Donatoren Akzeptoren (n- Leiter) (p-Leiter) Si (4 Val. Si (4 Val. El.) El.), Bor (3 Phosphor Val. El.) (5 Val. El.) Leitungs band Valenzba nd Absorpti on Absorbiert alle Frequenzen (Undurchsichtig) E 0 Absorbiert im Absorbieren im UV (Si schwächt Sichtbaren IR Strahlung (undurchsichtig) durch Reflexion) >0,7 eV <0,7 eV Mit steigender Temperatur Mit steigender Temperatur zunehmend, weil abnehmend, durch zunehmende Leitfähig die Besetzung des Leitungsbandes thermisch Wechselwirkung der keit angeregt wird (Boltzmannverteilung um die Leitungselektronen mit den Fermikante) Gitterschwingungen Tabelle 9 Schema der Energiebänder und ihrer Besetzung. Die Bänder können sich überlappen, z. B. in mehrwertigen Metallen, überlappende Bänder können in 10 unterschiedlichen Richtungen liegen. E zeigt die aus der Absorption abgeschätzte Energielücke. 7.4.3 Kontaktpotentiale, Thermospannungen 7.4.3.1 Der Seebeck Effekt Kommen zwei Metalle mit unterschiedlicher Fermienergie in Kontakt, dann fließen die Elektronen vom Metall höherer Fermi Energie zu dem mit tieferer Energie, bis die mit der Aufladung der Metalle erzeugte Spannung dem Elektronenstrom entgegenwirkt. Die Potentialdifferenz zwischen den Metallen heißt inneres Kontaktpotential oder Galvanispannung, es gilt G F1 F 2 e0 Bringt man zwei Kontaktstellen auf unterschiedliche Temperatur, dann fließt zwischen diesen ein Strom, weil die Kontaktpotentiale temperaturabhängig sind. Die „Thermospannung“ ist näherungsweise zur Temperatur proportional, die Empfindlichkeit beträgt bei Cu/Konstantan etwa 40 V / K . Auch an einem an zwei Stellen unterschiedlich erhitzten Eisenstab ist eine Thermospannung meßbar, deren Temperaturabhängigkeit die Umkristallisation des Eisens anzeigt. Das ist verständlich, weil die Fermi Niveaus und das Bändermodell das Zusammenspiel zwischen Elektronenzahl und Kristallstruktur widerspiegeln. 7.4.3.2 Thermoelemente In Thermoelementen nützt man den Seebeck Effekt zur Temperaturmessung im Bereich von – 200<T<1600 °C. Für tiefe Temperaturen bis zu ca. 400°C sind Cu/Konstantan Thermopaare geeignet, höhere Temperaturen sind mit Platin/Platin Rhodium Elementen meßbar. U 50 10 6 (T2 T1 ) Cu Cu T1 Konstantan T2 Abbildung 4 Anordnung zur Messung der Thermospannung mit einem Cu/Konstantan Thermoelement 11 Versuch 5 Temperaturabhängigkeit des Kontaktpotentials Cu/Konstantan: Eine Cu7konstantan Lötstelle wird erwärmt Versuch 6 Thermoelement: Cu/Konstantan a) Beide Kontakte auf Zimmertemperatur b) Eichung: Ein Kontakt auf 100°C, der andere auf 0°C c) Messung: Ein Kontakt auf 0°C, der andere auf Zimmertemperatur Versuch 7 Ein Eisenstab wird in der Mitte und zuerst links, dann rechts davon erwärmt: Man mißt eine Thermospannung, deren Änderung die Umkristallisation des Eisens anzeigt. Eisen kristallisiert je nach Temperaturbehandlung in unterschiedlichen kristallographischen Strukturen, das wird z. B. beim Härten ausgenützt. Versuch 8 Ein Thermostrom in einer Cu-Schleife erzeugt ein Magnetfeld, das 5 kg trägt. Der Thermostrom in der Cu-Windung ist durch Querschnitt und Länge der Windung und Temperaturdifferenz zwischen den Lötstellen gegeben: I T d 2 20 l 4 I Thermostrom im Cu-Draht, errechnet aus: U R Ohmsches Gesetz U T R 20 l F Thermospannung 4 20 l d 2 40 10 6 T 20 0,0172 I 0,0018 mm m d2 T l Widerstand, l Länge (m) d Durchmesser mm2 Thermokoeffizient für Cu/Konstantan Spezifischer Widerstand für Cu Thermostrom (A), d in mm2, l in m, T in °K Tabelle 10 Strom in der Cu-Leitung: Bei d=10mm und l=0,1m, T 250 folgt I=450 A. Konstantan Cu 5 kg Eiswasser Konstantan 12 Abbildung 5 Ein Thermostrom erzeugt ein Magnetfeld, das 5 kg trägt (15 Minuten Anheizzeit) 7.4.3.3 Der Peltiereffekt Der Peltiereffekt ist die Umkehrung des thermoelektrischen Seebeck Effekts. Fließt ein Strom durch einen Stromkreis aus verlötetem Eisendraht, Konstantan und Eisendraht, dann erwärmt sich die eine Lötstelle während sich die andere abkühlt. Die Wärmeleistung an der Kontaktstelle ist zum Strom proportional. Das Vorzeichen der Temperaturänderung hängt von der Stromrichtung ab. Versuch 9 An glühenden Metallen wird der Peltiereffekt gezeigt. Technische Bedeutung haben Peltier Elemente, die aus speziellen Halbleitern (Selen dotiertes Wismuttellurid) aufgebaut sind. In kleinen Kühlaggregaten werden damit bis zu max. 50°C Temperaturdifferenz erzeugt. Die Wahl der Stromrichtung bestimmt, welche Seite des symmetrisch aufgebauten Elements warm oder kalt wird. 7.4.3.4 Äußeres Kontaktpotential Die durch die unterschiedlichen Fermi Energien hervorgerufenen Spannungsdifferenzen an den Kontaktstellen ist auch an Oberflächen meßbar, diese Spannung heißt Volta-Spannung oder äußeres Kontaktpotential. Kontakt-Potential Metall 1 Metall 2 Abbildung 6 Kontaktpotential Versuch 10 Eine Zn und Cu-Platte sind über die Erde miteinander verbunden. Zieht man sie auseinander, dann fließt Ladung ab, weil im Kondensator die Spannung U konstant bleibt. Q 0 A d U Q U A C 0 d C Ladung in Abhängigkeit vom Plattenabstand d Definition der Kapazität Kapazität eines Plattenkondensators, Fläche A, Abstand d 13 Tabelle 11 Ladung am Plattenkondensator. Viel Ladung wird bei kleinem Abstand d gespeichert: Deshalb werden die Platten so dicht wie möglich aneinander gefahren. Versuch 11 Baedecker Versuch zur Dotierung (1908). Eine CuJ Schicht auf einem Glas befindet sich im Vakuum und leitet – nach dem Ausheizen- kaum den Strom. Wird Jod Dampf eingelassen, dann springt die Stromstärke sprunghaft an: Neutrales Jod diffundiert in den Kristall und nimmt aus dem Valenzband ein Elektron auf. Dadurch entsteht im Valenzband ein dem Ladungstransport dienendes Loch ( Löcher- oder p-Leitung).