Text obiger Sendung (da leider keine UT)

Werbung
Gutes Hören ist Lebensqualität
Sendung vom 18.08.2011
service: gesundheit
Hessischer Rundfunk
60142 Frankfurt
Tel.: 069 / 155-36 30
Fax: 069 / 155-20 37
donnerstags 18.50 bis 19.15 Uhr
Sendung vom 18.08.2011
Moderation:
Anne Brüning
Gäste im Studio:
Michael Wink
Facharzt f. Hals- Nasen- Ohrenheilkunde
Robert-Koch-Str. 7
63263 Neu-Isenburg
Tel.: 06102 / 343 43
Fax: 06102 / 733 792
Internet: www.hnopraxis-wink.de/
Tanja Di Mauro
Akustikerin
Frankfurter Straße 46
63263 Neu-Isenburg
Tel.: 06102 / 834 545
Internet: www.hoersinn.com
Themen der Sendung
Topthema: Gutes Hören ist Lebensqualität

Filmbeitrag: Ich verstehe Sie nicht - Schwerhörigkeit

Unser Gehör – ein empfindliches Wunderwerk

Schwerhörigkeit
Topthema: Gutes Hören ist Lebensqualität
Richtig hören - heißt verstehen können und ist ein wichtiges Stück Lebensqualität! Nicht
nur Ältere, auch zunehmend junge Menschen werden über kurz oder lang ein Hörgerät
benötigen. Ältere Menschen neigen dazu, Schwerhörigkeit als normale Alterserscheinung
hinzunehmen. In vielen Fällen werden Hörprobleme zu spät erkannt, behandelt und versorgt.
Aber frühzeitiges Erkennen und Behandeln ist wichtig, damit man das Hören und Verstehen
nicht verlernt.
Seite 1 von 16
Gutes Hören ist Lebensqualität
Sendung vom 18.08.2011
Filmbeitrag: Ich verstehe Sie nicht! – Schwerhörigkeit
Seit acht Jahren hat Hilde L. Probleme mit dem Hören. Zuerst beim Zuhören und
Verstehen in geselliger Runde. Da verstand sie manche Bemerkung nicht, musste dann
immer wieder nachfragen. Doch Hilde L. unternahm nichts, auch weil ihr Mann ja noch
viel schlechter hörte als sie. Der hatte zwar zwei Hörgeräte, aber die lagen ja immer nur
in der Schublade. Eine gute Ausrede für sie, nichts zu tun. Zudem wollte sie selbst auf
keinen Fall ein Hörgerät tragen. Im Herbst 2004 fasste sie sich schließlich doch ein Herz
und ging zum Hals-, Nasen- Ohrenarzt Michael Wink. Der Hörtest zeigt erschreckendes:
Hilde L. hört wirklich schlechter. Er empfiehlt, die Ohren noch einmal in einem halben
Jahr zu kontrollieren und dann zu entscheiden, welche Maßnahmen getroffen werden
müssen. Doch aus sechs Monaten werden sechs Jahre. Und so langsam lässt sie nun
auch ihr „gutes“ linkes Ohr im Stich, auch auf dem hört sie immer schlechter. Nach
sechs Jahren endlich geht sie wieder zu ihrem HNO-Arzt Michael Wink - allerdings mit
sehr gemischten Gefühlen.
Sechs Jahre nach der ersten Untersuchung ist Hilde L. wieder in der HNO-Praxis von
Michael Wink. Wieder wird ein Hörtest gemacht, und der bringt eine schockierende
Erkenntnis: ihr Gehör ist deutlich schlechter geworden, mittlerweile stuft Michael Wink ihren
Hörverlust als mittel bis hochgradig ein. Auf dem rechten Ohr hört sie nur noch knapp 25
Prozent dessen, was ein gesunder hören kann. Und links auch nur noch 40 Prozent –
Michael Wink rät zu Hörgeräten. Hilde L. ist erschrocken, weil sie nun sogar zwei
Hörgeräte braucht. Und ihr HNO-Arzt rät zum sofortigen Handeln, weil es dem Hörzentrum
im Gehirn sonst immer schwerer fällt, sich an das Hören mit den Hörgeräten anzupassen.
Und Schwerhörigkeit kann sogar gefährlich werden, Hilde L. hat das im Straßenverkehr
sogar selbst erlebt: weil sie ein herannahendes Auto nicht gehört hatte, wurde sie beinahe
angefahren.
Die Qual der Wahl – das richtige Hörgerät
Hilde L. lässt sich von der Hörgeräteakustikerin Tanja Di Mauro beraten. Die fragt nach
Hobbys und Vorlieben, eben nach den Alltagssituationen, in denen gutes Hören so wichtig
ist. Zusammen suchen die beiden ein Hörgerät aus und bestellen es zum Testen – nach
einer Woche werden die Hörgeräte dann genau angepasst. Am meisten gefällt es Hilde L.,
dass die Hörgeräte so klein und kaum sichtbar sind. Der erste Schritt ist getan: nun
probiert sie die Hörgeräte im Alltag aus. Doch zu Hause fallen die ersten Geräte beim
Praxistest durch, vor allem, weil die Stimme ihres Mannes völlig anders und verzerrt klingt.
Die Mittsiebzigerin entschließt sich, noch andere Hörgeräte auszuprobieren.
Seit einer Woche trägt Hilde L. Hörgeräte der Mittelklasse, aber so richtig glücklich ist sie
damit bisher nicht. Sie hört zu viele Außengeräusche, die Stimme ihres Mannes und auch
ihre eigene klingen komisch verzerrt. Das ist nicht ungewöhnlich, denn sie war dem Hören
ja länger entwöhnt und nun nimmt sie wieder alle Geräusche um sich herum wahr.
Hörgeräteakustikerin Tanja Di Mauro ändert die Feinabstimmung für die Sprache, und
versucht, die Stimmen weicher zu machen. Zum direkten Vergleich passt sie Hilde L. auch
Seite 2 von 16
Gutes Hören ist Lebensqualität
Sendung vom 18.08.2011
noch zwei andere Geräte an: ein Krankenkassen–Modell und ein sogenanntes High End
Hörgerät.
Seite 3 von 16
Gutes Hören ist Lebensqualität
Sendung vom 18.08.2011
Hilde L. testet folgende Geräte:
1. Ein Kassengerät mit 10 Euro Zuzahlung pro Gerät
2. Ein Mittelklasse-Hörgerät mit 1.100 Euro Zuzahlung pro Gerät
3. Ein High Endgerät mit 1.800,- Euro Zuzahlung pro Gerät.
Zuerst testet Hilde L. das Kassengerät in drei typischen, aber anspruchsvollen HörSituationen: im Straßenverkehr, beim Musik hören zu Hause und im Café mit vielen
Menschen.
Ihr Fazit zum Kassengerät: Es gefällt ihr nicht, vor allem, weil sie ihre eigenen
Kaugeräusche überdeutlich hört und ihre eigene Stimme verzerrt klingt. Im Gespräch bietet
dieses Gerät zudem zu wenig Unterscheidungen, wer wann spricht, ist deshalb oft schwer
zu verfolgen. Zudem muss sie diese Geräte selber laut und leise stellen und sie sind
ziemlich groß und damit für alle anderen sichtbar.
Nun das Mittelklasse Modell, wieder geprüft in den oben beschriebenen anspruchsvollen
Hörsituationen.
Ihr Fazit zum Mittelklasse Modell: Die Musik klingt ganz gut, aber wieder stört sie, wie die
Stimme ihres Mannes und ihre eigene klingt. Diese Geräte sind automatische Systeme, die
sich auf die verschiedenen Situationen anpassen, eine Richtwirkung und eine einfache
Geräuschreduzierung haben.
Der Preis für Mittelklasse Modelle liegt zwischen 1.100 bis 1.600 Euro pro Ohr, dabei
zahlt die Kasse etwa 800 Euro Zuzahlung für beide Geräte, die Mehrkosten von etwa
1.400 bis 2.400 Euro müssen die Betroffenen selbst zahlen. Wichtig! Die Zuzahlung der
gesetzlichen Krankenkassen ist unterschiedlich hoch, in der Regel ist es ca. 400 Euro pro
Gerät.
Zum Schluss das teure High End Gerät, wieder in den typischen Hörsituationen:
Ihr Fazit dazu: Diese Geräte spürt sie kaum, die Hintergrundgeräusche sind am besten
gefiltert: am Wichtigsten aber: hier versteht sie am besten die eigene und die Stimme
ihres Mannes. High End Geräte besitzen eine Kommunikation zwischen den beiden
Hörgeräte-Systemen, sie verfügen über eine Situationserkennung, unterscheiden also
eigenständig, ob man sich gerade auf einer Straße befindet oder in einem Café sitzt. Die
Regulation geschieht entweder automatisch oder kann per Hand eingestellt werden, die
Geräte können bis zu fünf Geräusche regulieren, besitzen eine Rückkopplungsunterdrückung,
wodurch sie seltener pfeifen. Einige besitzen zudem eine Bluetooth Anbindung für TV und
Handy, und sie sind auch für Musik- und Theaterliebhaber geeignet, da sich verschiedene
Programme hierfür einstellen lassen.
Die Kosten für High-End Geräte liegen zwischen 1.800 bis 3.000 Euro pro Ohr. Auch
hier zahlt die Kasse etwa 800 Euro dazu, das aber kann je nach Krankenkasse variieren,
der Akustiker weiß meist, wie viel die Kasse übernimmt. Mit zusätzlichen Kosten von bis
zu 5.200 Euro muss man also rechnen.
Nicht zuletzt wegen des Preises nimmt sich Hilde L. lange Zeit zum testen. Drei Wochen
testet sie das Mittelklasse und das High End Gerät – und entschließt sich schließlich für
die teure Variante – also die High End Geräte.
Seite 4 von 16
Gutes Hören ist Lebensqualität
Sendung vom 18.08.2011
Die neue Generation von Hörgeräten
Die neue Generation der Hörgeräte ist so klein wie eine „Kontaktlinse“ und sitzt tief im
Ohr.
Diese winzig kleinen Hörsysteme nutzen die Schallübertragung der Ohrmuschel, erzeugen so
einen sehr natürlichen Klang insbesondere auch der eigenen Stimme, weil durch den tiefen
Sitz der sogenannte Verschlusseffekt, wie bei herkömmlichen Hörgeräten, vermieden wird.
Die Linse wird für das Ohr genau gefertigt, dadurch ergibt sich ein sehr komfortabler Sitz.
Nach der ersten Eingewöhnung fühlen die meisten Benutzer nicht mehr, dass sie ein
Hörgerät im Ohr haben, genauso wie das gegenüber nicht mehr sieht, dass man ein
Hörgerät trägt. Die Linse erfordert während des Betriebes im Ohr keine Einstellung, sie ist
selbstlernend, kann aber mit einem Handy oder mobilen Haustelefon bei besonderem Bedarf
(z. B. bei einer Feier) lauter oder leiser gestellt werden. Nur vor dem Schlafen gehen
muss man die Linse heraus nehmen. Aber nicht jedes Ohr ist dafür geeignet. Der
Gehörgang muss z. B. einigermaßen gerade sein und man darf nicht übermäßig
Ohrenschmalz produzieren. Ein weiterer Nachteil: die Batterie hält nur 5-7 Tage. Die
Kosten belaufen sich auf ca. 3.000 Euro pro Hörgerät, davon übernimmt die Krankenkasse
ca. 300-450 Euro.
Zubehör um den Alltag zu erleichtern
Kopfhörerset für das Fernsehen
Diese speziellen Kopfhörer können den Fernsehton verstärken indem sie die Sprache
anheben und die Nebengeräusche reduzieren. Der Preis für das Kopfhörerset liegt bei ca.
250 Euro.
Lichtsignalanlagen
Das Klingeln an der Tür bzw. Telefon wird durch Lichtblitzte signalisiert. Die
Lichtsignalanlagen haben ungefähr die Größe eines älteren Handy-Modells. Der Preis liegt
zwischen 400 und 600 Euro und wird in besonderen Fällen von der Krankenkasse
übernommen.
Experten im Beitrag:
Michael Wink
Facharzt f. Hals- Nasen- Ohrenheilkunde
Robert-Koch-Str. 7
63263 Neu-Isenburg
Tel.: 06102 / 343 43
Fax: 06102 / 733 792
Internet: www.hnopraxis-wink.de/
Tanja Di Mauro
Akustikerin
Frankfurter Straße 46
63263 Neu-Isenburg
Tel.: 06102 / 834 545
Seite 5 von 16
Gutes Hören ist Lebensqualität
Sendung vom 18.08.2011
Internet: www.hoersinn.com
Autorin: Corinna Sachs
Seite 6 von 16
Gutes Hören ist Lebensqualität
Sendung vom 18.08.2011
Unser Gehör – ein empfindliches Wunderwerk
Jeder Laut, jeder Ton wird von unserem Gehör über viele Schaltstellen in einen
Nervenimpuls umgewandelt, der dann über die Hörbahnen im Großhirn und Stammhirn an
die verarbeitenden Hirnzentren weiter geleitet wird. Insgesamt ist unser Gehör ein sehr
komplexes und gleichzeitig hochpräzises Organsystem, dessen Aufbau und Wirkungsweise
die Wissenschaft bis heute noch nicht bis ins Detail erklären kann. Zudem ist das Gehör
unser aktivstes Sinnesorgan, denn während wir unsere Augen schließen können, bleiben
unsere Ohren stets offen. Sie ermüden nicht und nehmen jedes akustische Signal wahr auch während wir schlafen! Akustische Reize warnen uns vor herannahenden Gefahren, oft
lange bevor wir sie dann tatsächlich auch mit unseren Augen sehen können. Unser Gehör
ermöglicht es, mit unseren Mitmenschen in Kontakt zu treten, er ist die Basis des
menschlichen Miteinanders und sozialen Lebens.
Perfektes Zusammenspiel – Aufbau und Funktion des Gehörs
Zunächst trifft der Schall auf unsere Ohrmuschel. Die dient als Schalltrichter, die jeden Ton
auffängt und über den etwa zwei Zentimeter langen äußeren Gehörgang zum Trommelfell
schickt. Da wir zwei Ohren besitzen, empfängt jedes Ohr den Impuls ein wenig anders,
was es uns ermöglicht, die Richtung, aus der der Ton kommt, zu bestimmen. Vom
Trommelfell, einer hauchdünnen, nur ein Zehntel Millimeter dicken Membran, werden die
Schallschwingungen dann an den ersten der drei Gehörknöchelchen im luftgefüllten Mittelohr
weiter gegeben. Wegen ihrer Form werden die Gehörknöchelchen „Hammer, Amboss und
Steigbügel“ genannt. Die Luft im Mittelohr muss immer neu an die äußeren
Druckverhältnisse angeglichen werden, der Luft- und Druckausgleich geschieht über die
Ohrtrompete. Sie ist ein etwa drei bis vier Zentimeter langer Kanal und verbindet das
Mittelohr mit dem Nasen-Rachen-Raum.
Druck auf den Ohren
Wie wichtig dieser Druckausgleich ist, hat wohl jeder schon mal beim Fliegen oder beim
Überqueren eines Alpenpasses gespürt. Oberhalb und unterhalb der Meereshöhe ändert
sich der Luftdruck. Weil es dabei eine Differenz zwischen dem äußeren Umgebungsdruck
und dem Luftdruck im Mittelohr gibt, spüren wir einen Druck auf den Ohren. Sobald wir
dann Schlucken oder Kauen, öffnet sich die Ohrtrompete, Luft strömt ins Mittelohr und es
herrschen wieder gleiche Druckverhältnisse. Bei einer Erkältung aber kann die Schleimhaut
der Ohrtrompete angeschwollen und deshalb verschlossen sein. Der Druckausgleich
funktioniert nicht. Besonders gefährlich ist das beim Fliegen oder Tauchen. Denn wenn sich
der äußere Luftdruck immer weiter verändert, das Mittelohr sich aber nicht anpassen kann,
kann es sogar zum Zerreißen des Trommelfells, zu einem so genannten Barotrauma,
kommen.
Die Gehörknöchelchen haben die Aufgabe, die Schallschwingungen zu verstärken und an
eine rundliche Öffnung, das so genannte „ovale Fenster“ weiter zu leiten. Genau hier
beginnt das Innenohr. Wegen seines Aussehens wird es Labyrinth genannt. Es besteht aus
dem Schneckenlabyrinth mit dem eigentlichen Hörorgan und dem Vorhoflabyrinth mit dem
Gleichgewichtsorgan. Im Gegensatz zum äußeren Ohr und dem Mittelohr, die beide Luft
Seite 7 von 16
Gutes Hören ist Lebensqualität
Sendung vom 18.08.2011
enthalten, ist das Innenohr mit einer klaren Lymphflüssigkeit gefüllt. Sie umspült die winzig
kleinen Sinneszellen, die als feine Härchen in die Flüssigkeit ragen und auf jede
Schwingung in der Flüssigkeit reagieren.
Seite 8 von 16
Gutes Hören ist Lebensqualität
Sendung vom 18.08.2011
Das eigentliche Hörorgan hat eine Größe von kaum mehr als einem Zentimeter. Durch
Windungen der Schnecke ergibt sich aber eine Länge von drei Zentimetern, auf denen sich
etwa 25.000 Sinneszellen verteilen. Und jede einzelne Sinneszelle enthält noch einmal 100
Sinneshaare – erst diese Vielzahl ermöglicht unser hochkomplexes und differenziertes Hören.
Die Bewegungen der Flüssigkeit führen zu einer Erregung der Sinneszellen, die diese in
ein elektrischen Signal umwandeln, das über den Hörnerv dann an das hochkomplexe
Hörzentrum im Gehirn weiter geleitet wird.
Das Gleichgewichtsorgan besteht aus drei Bogengängen, die ebenfalls mit Lymphflüssigkeit
gefüllt sind. Bei Bewegungen des Körpers kommt auch die Lymphflüssigkeit in Bewegung.
Diese Schwingungen werden von den Sinneshärchen wahrgenommen und an das Gehirn
weitergeleitet. So entsteht die Orientierung über eine Lageposition. Wenn dieses System
gestört ist, findet keine Orientierung statt und es kommt zu Schwindel.
14 Millionen Deutsche hören schlecht
Nein, Schwerhörigkeit ist leider keine Sache des Alters. Immer häufiger hören schon Kinder
und junge Erwachsene schlecht. Doch weil wir das Hören als etwas ganz
Selbstverständliches hinnehmen, wird der Hörverlust meist erst spät bemerkt und behandelt.
Dass bei Fernseher und Radio die Lautstärke hochgedreht werden muss, der Betroffene im
Gespräch öfter mal nachfragt, oder der Klang der geliebten Opernaufnahme plötzlich fad
und schlecht erscheint – all dies sind erste Hinweise auf schlechtes Hören. Meist aber
bemerken es die Betroffenen selbst erst spät, oft sind es Partner und Nahestehende, die
auf die Hörminderung hinweisen. Für die Betroffenen bedeutet die Schwerhörigkeit jedoch
einen dramatischen Einschnitt in ihr bisheriges Leben. Bei Gesprächen in Gruppen
verstehen sie die anderen oft schlecht, weil unterschiedliche Klangeindrücke durcheinander
wirken. Viele ziehen sich dann zurück, vernachlässigen soziale Kontakte, was bis zur
Vereinsamung führen kann. Viele Schwerhörige bezeichnen diesen Zustand als „Leben unter
einer Glocke“. Besteht die Schwerhörigkeit bereits länger unbehandelt, dann verlernt auch
das Hörzentrum im Gehirn, die verschiedenen Höreindrücke zu differenzieren. Wird dann
eine Hörhilfe angepasst, muss
der Patient erst wieder lernen, mit den „neuen“ Geräuschen umzugehen – vollständig
gelingt das dann oft nicht.
Deshalb: im Zweifel das eigene Hörvermögen beim Facharzt oder Akustiker testen lassen!
Autorin: Eva Maria Siefert
Schwerhörigkeit
Je nach Ursache und Ort der Schädigung werden zwei Arten von Schwerhörigkeit
unterschiedenen, die Schallleitungs- und die Schallempfindungsschwerhörigkeit.
Schallleitungsschwerhörigkeit (syn: Mittelohrschwerhörigkeit)
Bei dieser Form ist die Schallübertragung im äußeren Ohrbereich oder im Mittelohr gestört.
Verursacht durch folgende Erkrankungen:
Seite 9 von 16
Gutes Hören ist Lebensqualität
Sendung vom 18.08.2011
Ein Ohrenschmalzpfropf (so genanntes Cerumen) verschließt den äußeren Gehörgang vor
dem Trommelfell. Die Betroffenen verspüren einen plötzlichen, meist einseitigen Hörverlust,
der Arzt findet bereits bei der Inspektion des Gehörganges mit dem Othoskop den Pfropf
als Übeltäter. Der lässt sich durch Spülungen des äußeren Gehörganges, ggf. auch unter
Zugabe von entsprechenden Lösungsmitteln auflösen und ausspülen.
Seite 10 von 16
Gutes Hören ist Lebensqualität
Sendung vom 18.08.2011
Als Folge von Verletzungen (z. B. Reinigen des äußeren Gehörganges mit spitzen
Gegenständen) oder indirekt durch starke Druckschwankungen (Explosion, Barotrauma)
kann das Trommelfell zerreißen. Neben dem plötzlichen Hörverlust zeigt sich oft ein akuter
Schwindel, vor allem wenn kaltes Wasser in das Mittelohr eindringt. Je nach Ausmaß der
Verletzung muss das Trommelfell rekonstruiert werden, ggf. sogar auch verletzte
Gehörknöchelchen (Tympanoplastik). Als Trommelfellersatz wird körpereigenes Gewebe,
meist Muskelhaut verwendet, sind die Gehörknöchelchen stark zerstört, können Prothesen
aus Keramik oder Titan eingesetzt werden.
Im Rahmen einer Erkältung kann es zu einem Tubenkatarrh mit Verschluss der
Ohrtrompete kommen. Weil dadurch das Mittelohr nicht mehr belüftet wird, hört der
Betroffene auf einem oder beiden Ohren alles wie „durch Watte“. Therapeutisch reicht
meist die Gabe von abschwellende Nasentropfen oder Nasensprays. Ähnliche Symptome
verursacht auch eine Mittelohrentzündung, die ebenfalls ein- oder beidseitig auftreten kann.
Hinzu kommen dann allerdings meist starke Ohrenschmerzen, oft begleitet von einer
Schwellung der Lymphknoten hinter dem Ohr und entlang des Halses. Als Komplikation
einer Mittelohrentzündung, eines Barotraumas oder als Folge chronischer Entzündungen bei
übergroßen Rachenmandeln (vor allem bei Kindern im Vorschulalter) kann sich ein
Mittelohrerguss bilden (syn. Paukenerguss). Die Flüssigkeit im Mittelohr behindert die
Gehörknöchelchen bei der Schallweiterleitung. Neben der Gabe von Antibiotika bei bakteriell
bedingten Entzündungen muss dann meist das Trommelfell eröffnet werden (syn.
Paracentese). In die Öffnung wird ein kleines Röhrchen eingesetzt, über das dann die
Flüssigkeit ablaufen kann. Chronische Mittelohrentzündungen hinterlassen oft sowohl am
Trommelfell als auch im Mittelohr Narben, die zum schlechteren Hören führen.
So wie bei anderen Gelenken kann es auch bei den kleinen Gehörknöchelchen zu einer
Art Arthrose kommen. Die Ursachen dieser so genannten „Otosklerose“ sind noch nicht
ausreichend geklärt. Neben einer erblichen Komponente werden Virusinfektionen (z. B.
Masern)
und
Hormoneinflüsse
(Schwangerschaft,
Menopause,
Einnahme
von
Verhütungsmitteln wie der Pille) diskutiert. Mit Medikamenten kann die Erkrankung bisher
nicht gebessert werden, die Therapie der Wahl besteht in einer Operation.
Schallempfindungsschwerhörigkeit (syn: Innenohrschwerhörigkeit)
Durch einen Schaden im Innenohr oder am Hörnerv zum Gehirn kann die Schallwahrnehmung gestört sein.
Neben einer genetisch bedingten oder einer angeborenen oder in der frühen Kindheit
erworbenen Schwerhörigkeit (beispielsweise als Folge einer Infektion im Mutterleib oder im
frühen Kindesalter) kommen folgende Erkrankungen als Ursache in Frage:

Am häufigsten wird die Schwerhörigkeit durch ein akutes
Schalltrauma verursacht, so genannte Lärmschwerhörigkeit

Hörsturz – plötzlich auftretender Hörverlust, bei vier von fünf Betroffenen mit
begleitenden Ohrgeräuschen (Tinnitus). Ein Drittel klagt zudem über Schwindel und
ein Druckgefühl im Ohr. Wieso es zum Hörsturz kommt, ist bis heute ungeklärt,
oder
chronisches
Seite 11 von 16
Gutes Hören ist Lebensqualität
Sendung vom 18.08.2011
diskutiert wird eine akute Durchblutungsstörung ebenso wie eine akute
Stressbelastung, Rauchen und hohe Blutfettwerte gelten als Risikofaktoren. Da keine
Ursache bekannt ist, gibt es bislang auch keine zielgerichtete Therapie. Allerdings
heilt die Erkrankung in über der Hälfte der Fälle spontan wieder aus.
Seite 12 von 16
Gutes Hören ist Lebensqualität
Sendung vom 18.08.2011

Altersschwerhörigkeit: Die Zellalterung wird durch Stoffwechselstörungen besonders
als Folge von chronischer Lärmbelastung begünstigt.

Akute Infektionen wie z. B. Hirnhautentzündungen durch unterschiedliche Erreger,
Gürtelrose am Ohr, Mumps, Syphilis, Toxoplasmose, Borreliose, Masern, Scharlach,
Typhus, Fleckfieber, Brucellose.

Vergiftungen, beispielsweise durch Medikamente, die den Hörnerv schädigen. Bekannt
ist diese Nebenwirkung bei bestimmten Antibiotika (s.g. Aminiglykoside), die vor
allem im Krankenhaus bei lebensgefährlichen Infektionen eingesetzt werden, bei
hochdosierter Therapie von Entwässerungsmitteln (Diuretika), bei örtlichen
Betäubungsmitteln und bestimmten Arzneimitteln, die im Rahmen einer Chemotherapie
bei einer Krebserkrankung eingesetzt werden.

Menière-Krankheit (syn. Morbus Menière). Dabei handelt es sich um eine
Erkrankung des Innenohres, bei der die Betroffenen über das anfallsweise Auftreten
von schweren Drehschwindelattacken mit teilweise heftiger Übelkeit, einseitigem
Hörverlust und Ohrensausen (Tinnitus) klagen. Allerdings sind die Beschwerden
häufig nicht so stark ausgeprägt, weshalb die Erkrankung oft übersehen und die
Diagnose zu spät gestellt wird. Auch hier ist die Krankheitsursache noch nicht
hinreichend geklärt, vermutet wird ein Stau im Lymphsystem des Innenohres.
Behandelt wird symptomatisch. Neben Mittel gegen die Übelkeit scheint ein den
Botenstoff Histamin blockierendes Medikament gute Erfolge zu zeigen, kontrollierte
Wirksamkeitsstudien fehlen jedoch bislang. Oftmals führt auch das Einsetzen eines
Paukenröhrchens ins Trommelfell zum Erfolg, in manchen Fällen lässt sich die
Erkrankung nur durch eine Operation bessern, bei der der Gleichgewichtsnerv
dauerhaft ausgeschaltet wird.

Als seltenere Ursachen sind Schädel-Hirn-Verletzungen, Schädelbrüche, Tumore,
Vergiftungen durch Arbeitsstoffe wie bspw. Benzolverbindungen, Blei, Fluor,
Kohlenmonoxid, Quecksilber, Schwefelkohlenstoff.
Autorin: Eva Maria Siefert
Seite 13 von 16
Gutes Hören ist Lebensqualität
Sendung vom 18.08.2011
Kontaktadressen und Internetlinks:
Deutsche Gesellschaft der Hörgeschädigten - Deutscher Berufsverband der Hals-NasenSelbsthilfe und Fachverbände e.V.
Ohrenärzte e. V.
Paradeplatz 3
Bundesgeschäftsstelle
24768 Rendsburg
Haart 221
Tel.: 04331 / 589 750
24539 Neumünster
Fax: 04331 / 589 751
Tel.: 04321 / 972 5-0
E-Mail: [email protected]
Fax: 04321 / 972 5-41
Internet: www.deutsche-gesellschaft.de/
E-Mail: [email protected]
Internet: w3.hno-aerzte.de/
Deutscher Schwerhörigenbund e. V. (DSB)
Unabhängige Patientenberatung
Deutschland – Beratungsstelle Gießen
Bundesverband der Schwerhörigen und
Ertaubten
Liebigstraße 15
Breite Str. 3
35390 Gießen
13187 Berlin
Tel.: 0641 / 301 33 45
Tel.: 030 / 475 411 14
Fax: 0641 / 301 94 29
Fax: 030 / 475 411 16
E-Mail: [email protected]
E-Mail: [email protected]
Kostenfreies, bundesweites
Internet: www.schwerhoerigen-netz.de/
Beratungstelefon: 0800 0 11 77 22 (Mo-Fr
10-18 Uhr)
Internet: www.unabhaengigepatientenberatung.de/
Internetlinks:
 www.initiative-hoeren.de/
Internetangebot der Initiative Hören e.V., eines interessenübergreifenden Zusammenschlusses
von Fachverbänden des Gesundheits-, Kultur- und Medienbereichs. Nach eigener Aussage
ist das Sensibilisieren der Bevölkerung für alle Aspekte des Hörens das primäre Ziel der
Initiative.
 www.praevention-online.de/
Unabhängiges und vom Bildungsministerium für Bildung und Forschung unterstützte Portal für
Arbeitsschutz, Gesundheitsschutz, Umweltschutz und Qualität, enthält viele Tipps zum Thema
Lärmbelastung am Arbeitsplatz.
 www.laermorama.ch/
Interaktive, modular aufgebaute Plattform der Fachstelle Lärmschutz im Schweizer Kanton
Zürich. Wirklich hörenswert sind die Hörbeispiele bei normalem Gehör und einem Hörverlust
von 35 Prozent.
Seite 14 von 16
Gutes Hören ist Lebensqualität
Sendung vom 18.08.2011
Buchtipps:
Ulla Schultens-Kaltheuner
Ich bin schwerhörig - und das ist auch gut so!
Verlagshaus Mainz, Aachen; 1. Aufl. 2009
ISBN-10: 3810700495
ISBN-13: 978-3810700490
Preis 14,80 €
Karl-Friedrich Hamann, Kathrin Hamann
Schwerhörigkeit und Hörgeräte: 111 Fragen und
Antworten
Zuckschwerdt-Verlag 2005
ISBN-10: 3886038866
ISBN-13: 978-3886038862
Preis 13,80 €
Gerhard M. Wissler
Wenn die Ohren müde werden - Selbstsicher
und aktiv leben mit Hörschwäche
Kösel-Verlag 2008
ISBN-10: 3466345138
ISBN-13: 978-3466345137
Preis 15,95 €
Elke Brüser
Wieder besser hören
Stiftung Warentest 2005
ISBN-10: 3937880143
ISBN-13: 978-3937880143
Preis: 12,90 €
service:gesundheit –Bücher
Wege aus der Blasenschwäche
Anne Freimann
Schlütersche Verlag
ISBN 978-3-89993-537-0
Preis: 11,90 €
Schwindel – So kommt die Welt wieder ins
Gleichgewicht
Anne Freimann
Schlütersche Verlag
ISBN 978-3-89993-544-8
Preis: 11,90 €
Diabetes - Gut leben mit Typ-2-Diabetes
Anne Freimann
Schlütersche Verlag 2008
ISBN-13: 978-3-8993-543-1
Preis: 12,90 €
Unsere Themen der nächsten Wochen:
25.08.2011
01.09.2011
08.09.2011
15.09.2011
–
–
–
–
Bandscheibenvorfall – Wenn der Stoßdämpfer verrutscht
Tipps für die Gesundheit – Parkinson
Tipps für die Gesundheit – Leistenbruch
Tipps für die Gesundheit - Narkose
Weitere Infos gibt es auch auf unserer Homepage unter: http://servicegesundheit.hronline.de/
Wichtig:
Noch mehr Informationen zu Ihren Gesundheitsthemen gibt es in "einfach gesund"!
Donnerstags von 21:45 – 22:30 Uhr im hr-fernsehen.
Seite 15 von 16
Gutes Hören ist Lebensqualität
Sendung vom 18.08.2011
Unseren Newsletter abonnieren? Wollen Sie wöchentlich über die Themen unserer Sendung
informiert werden? Dann nutzen Sie unseren Newsletter-Service und melden Sie sich an
unter: http://www.hr-online.de/website/fernsehen/sendungen/index.jsp?rubrik=27336
Seite 16 von 16
Herunterladen