manualisierte Behandlung von Sexualstraftätern im MRV

Impulsreferat: Manualisierte
Behandlung von
Sexualstraftätern im MRV:
Behandlungsprogramm für Sexualstraftäter BPS und
Sex Offender Treatment Programme SOTP
Rückfallpräventionsprogramme RPP
Behandlungsprogramme aus der internationalen
Straftäterbehandlung mit kognitiv-behavioraler Ausrichtung
Übertragungsfokussierte Psychotherapie TFP
Manualisierte Behandlung
• Während die Ziele klinisch-psychiatrischer
Behandlungsmaßnahmen die Reduzierung psychopathologischer
Symptome, die möglichst weitgehende Wiederherstellung
psychischer Gesundheit und die Verminderung eines subjektiven
Leidenszustandes sind, liegt bei der forensisch-psychiatrischen
Therapie das gesetzlich festgelegte Behandlungsziel in einer
Minimierung des Risikos zukünftiger erheblicher rechtswidriger
Handlungen“ [Nedopil 2000]
• die Diagnosenverteilung in Maßregelvollzugskliniken weicht
erheblich von der Diagnosenverteilung in psychiatrischen Kliniken
ab
• „Die Patienten leiden weitaus häufiger nicht nur an einer Krankheit,
sondern weisen eine Vielzahl von Sozialisations- und
Ausbildungsdefiziten auf, die den therapeutischen Umgang mit
ihnen erschweren“ (ebda)
• Behandlung ist insbesondere dann wirksam, wenn sie „nicht nur auf
Verhaltens-, sondern vor allem auf Einstellungsänderungen abzielt“.
• Dies ist insbesondere bei kognitiv-verhaltenstherapeutischen
Therapieformen der Fall
Behandlungsprogramm für
Sexualstraftäter (BPS)
• kognitiv-behaviorales Behandlungsprogramm, das in
Niedersachsen entwickelt und inzwischen in mehr als 50
Einrichtungen des Strafvoll- und Maßregelvollzuges in
Deutschland eingesetzt wird
• Sexualstraftaten oft im Zusammenhang mit diversen
Entwicklungsstörungen
• Mängel in der Kommunikation,
• Stressbewältigung,
• Problemlösefähigkeit,
• Introspektion sowie in der
• Selbstreflektion und
• Empathiefähigkeit
BPS
• hochstrukturiertes Behandlungsprogramm,
welches
• einen adäquaten Rahmen bietet,
Sexualstraftaten und deren Hintergründe
analysieren und bearbeiten zu können.
• Gliedert sich in einen delikt-unspezifischen
(U-Teil) der auch mit Gewaltstraftätern
abgearbeitet werden kann, sowie einen
• Delikt-spezifischen (S-Teil) Teil
• und umfasst insgesamt ca. 80 Sitzungen
BPS
• Im U-Teil, für Sexual- und Gewaltstraftäter, werden Themen
• wie Kommunikation und Interaktion, Suchtmittel, Moral, Sexualität
etc. bearbeitet.
Schwerpunkte sind:
• Gesprächsverhalten
• Selbst- und Fremdwahrnehmung
• Rückmeldung geben und empfangen
• Wahrnehmung von Gefühlen
• Moralisches Handeln und Empathie
• Kontakt- und Kommunikationstraining
• Geschlechtsrollenstereotypen
• Stressmanagement
• Suchtmittelkontrolle
• Menschliches Sexualverhalten
BPS
Im sogenannten S-Teil für Sexualstraftäter stehen
• Persönliche Lebensgeschichte
• Kognitive Verzerrungen
• Stufen der Begehung von Sexualstraftaten
• Scheinbar belanglose Entscheidungen
• Risikosituationen
• Das Problem der unmittelbaren Befriedigung
• Kontrolle sexueller Fantasien
• Ablauf der Straftat (Delikt-Szenario)
• Opfer-Empathie
• Rückfallprävention im Focus
BPS-GSV
• Gruppenprogramm Soziale
Verantwortung (GSV)
• Das „Gruppenprogramm soziale
Verantwortung“ (GSV) wurde auf der Basis
des BPS für die Gruppe von Straftätern
entwickelt, die nicht wegen eines
Sexualdelikts verurteilt worden sind,
insbesondere für Gewaltstraftäter.
• Mit den o.g. Inhalten des U-Teils (BPS)
Rückfallpräventionsprogramme (RPP)
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aus Programmen zur Therapie von Substanzabhängigkeit entwickelt
enthält folgende Module:
- Problemlösen
- Soziale Fertigkeiten
- Verhandlungsfertigkeiten
- Umgang mit Emotionen
- Kreatives Denken
- Vermittlung von Werten
- Kritisches Urteilen
- Fertigkeiten im Überblick
- Kognitive Übungen
• Das volle Programm besteht aus 35 vorstrukturierten Sitzungen von
je zwei Stunden Dauer.
RPP „Relapse-Prevention“
• Kernstück ist das Rückfallvermeidungsmodell, mit der
Annahme, dass bestimmte Entscheidungs- und
Verhaltensmuster zu Deliktverhalten führen
• Vorteile der RPP sind
• hohes Maß an Deliktorientierung,
• die konsequent rückfallpräventive Zielsetzung
• die Befähigung zum Erwerb alternativer
Handlungsstrategien.
• Nachteile liegen darin, dass sie der Heterogenität der
Sexualstraftäter nicht gerecht werden, und
• nicht auf wenig motivierte Patienten ausgerichtet sind
RPP
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Üblicherweise Erarbeitung von:
Wiederholte und ergänzende
Sexualanamnesen
Beschreibung des Deliktverhaltens
Tatort, Vorgehensweisen, Opfermerkmale,
Hinweise im Deliktverhalten auf
tatvorbereitende Phantasien, Planungen
oder Handlungen i. S. eines sexuelldevianten Verhaltensmusters
Ziel: „No cure, but control“
Sex Offender Treatment Programme“ SOTP
• seit 1990 in Gefängnissen in England
eingesetzt
• zeigt deutlichen Therapieeffekt
• durch höhere Flexibilität unterscheidet sich
das SOTP vom „Sex Offender Treatment
and Evaluation Project“ (SOTEP) mit
strikterer Manualtreue
SOTP
• Die Evaluation des im Gegensatz zu anderen
Programmen sehr stark auf das RPP Modell
bezogene kalifornische „Sex Offender Treatment
and Evaluation Projects“ war ernüchternd
• in einem Kontrollzeitraum bis 2000 kein
messbarer Effekt auf die Rückfallreduktion
• Die hohe Manualgebundenheit und
Strukturiertheit des SOTEP ließ wenig Raum für
flexible individuelle Interventionen
Kritik an SOTEP Programmen
• Bei psychotisch Erkrankten liegt während der
Erkrankung und im Intervall zwischen
Erkrankungsphasen oft zu wenig Frustrationstoleranz
und Beziehungsfähigkeit vor, um die kognitiven und
emotionalen Anforderungen des Programms im
therapeutischen Sinne bewältigen zu können
• Massiv antisozial oder sadistisch strukturierte Täter
können das Programm dazu benutzen, um sich am
Leiden anderer Gruppenmitglieder zu „befriedigen“.
• Meist sind technische Veränderungen am ursprünglichen
Programm notwendig als Anpassung an die Klinik
Übertragungsfokussierte
Psychotherapie
• Von Otto Kernberg als Konzept der BorderlinePersönlichkeitsorganisation (BPO) zusammen mit
einigen Mitarbeitern erarbeitet
• zunächst Borderline-spezifische
Psychotherapiemethode, die 1999 in manualisierter
Form als transference focused psychotherapy (TFP)
publiziert wurde
• strukturiertes und auf Klärung und Konfrontation
basierendes psychodynamisches Therapieverfahren,
welches den Fokus auf die Übertragungsbeziehung als
den Ort legt, an dem die Objektbeziehungsmuster im
Hier und Jetzt erlebbar und bearbeitbar werden
Übertragungsfokussierte
Psychotherapie
• TFP wurde nicht für anti- bzw. dissoziale Patienten
entwickelt,
• Es wurde erweitert, um für forensische Patienten
anwendbar zu sein
• Da Delinquenten keine homogene Gruppe bilden,
müssten sie nach strukturellen Kriterien exakt
diagnostiziert werden
• Das zu erwartende Ergebnis:
• Reduktion des symptomatischen Verhaltens,
• Ersetzung von Aggression durch Angst
• Etablierung einer positiven Übertragungsbeziehung,
• in deren Schutz dann weiter psychoanalytisch bzw.
psychodynamisch gearbeitet werden kann.
Diverses
• Das vor allem in Jugend-Justizvollzugsanstalten
etablierte Anti-Aggressivitäts-Training (nach Heilemann)
ist wegen der darin enthaltenen konfrontativen Elemente
(„heißer Stuhl“) kritisch zu bewerten,
• neuere Untersuchungen (Pfäfflin 2007)zur
Behandlungswirksamkeit zeigen, dass konfrontative
Techniken möglicherweise kontraindiziert sind.
• Ansonsten sind zu nennen:
• Cognitive Analytic Therapy for Offenders (CAT) von
Pollock et al. (2006) sowie die
• Schematherapie von Young et al. (2005).
Ausblicke
• Es gibt Situationen, in denen eine manualisierte
Therapie ebenso wenig durchführbar ist wie ein
Gruppensetting, das im forensischen Kontext
allgemein als besonders wirksam gilt.
• Solche Situationen kommen z.B. vor, wenn
diesbezüglich geschulte Therapeuten fehlen,
nicht genügend Patienten für eine Gruppe
vorhanden sind, oder wenn eine Behandlung im
geschlossenen Vollzug von vornherein auf so
lange Zeit ausgelegt ist, dass ein modular
angelegtes Behandlungscurriculum den
Rahmenbedingungen nicht angemessen wäre.
(Pfäfflin 2007)
Vielen Dank für Eure
Aufmerksamkeit!
• Nur noch ganz kurz:
• Die Daten sind alle aus dem Internet
gezogen und von mir nur
zusammengefasst und im Versuch eines
kurzen Überblicks grob geordnet
• Alle evtl. Fehler gehen auf meine Kappe
• Die Folien sind frei nutzbar
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