28. März 2007 (Werner Aberer)

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IGAV – Interessensgemeinschaft Allergenvermeidung
www.allergenvermeidung.org
Telefon-Hotline: 01/212 60 60
Es gilt das gesprochene Wort!
Prim. Univ.-Prof. Dr. Werner ABERER
Klinische Abteilung für Umweltdermatologie und Venerologie, Univ.-Klinik für
Dermatologie, Graz
Keine Experimente mit der Gesundheit!
Alle möglichen Produkte und Dienstleistungen lassen sich mit dem Zusatz „besonders für
Allergiker geeignet“ gut bzw. besser verkaufen. Das Geschäft mit der Allergie ist also ein
gutes. Auch das Angebot an (zum Teil abenteuerlichen) Diagnose- und Behandlungsmethoden ist kaum überschaubar und die Entscheidung für das Richtige schwer. Mit dem
„Allergie-Wegweiser“ gibt die IGAV Allergikern nun eine Orientierungshilfe in die Hand,
die sie rasch und sicher auf einen effektiven therapeutischen Weg bringen soll.
Das Immunsystem hat die Aufgabe, den Körper vor bedrohlichen Eindringlingen zu schützen.
Bei Allergikern haben die Abwehrmechanismen verlernt, zwischen schädlichen (z.B. Bakterien
und Viren) und unschädlichen Stoffen zu unterscheiden: Die Abwehrkräfte reagieren bei
Kontakt mit harmlosen Eiweißstoffen aus z.B. Blütenpollen, Hausstaubmilben oder
Tierschuppen über. Beim ersten Kontakt ortet das Immunsystem den vermeintlich gefährlichen
Stoff und beginnt Abwehrstoffe (Antikörper Typ IgE) zu bilden. Schon beim nächsten Kontakt
erkennt der Körper den Stoff wieder, ist sozusagen gerüstet und veranlasst bestimmte Zellen,
große Mengen Histamin und andere Gewebshormone freizusetzen und die Eindringlinge
abzuwehren. Dieser Abwehrprozess verursacht eine Entzündung an den Stellen, die mit den
Allergenen in Kontakt kommen. Bereits kleinste Mengen des Allergens reichen aus, um heftige
Beschwerden auszulösen.
Eine Allergie ist also weder eine „kranke Schwingung“ noch eine „Vergiftung“, weder eine
„energetische Störung“ noch die Auswirkung einer „nicht gelebten Aggression“ sondern
eine sehr komplexe Funktionsstörung des Immunsystems. Allergische Beschwerden
können somit weder einfach „gelöscht“ noch „weghypnotisiert“ werden.
Keine Experimente mit der Gesundheit!
Knapp 2 Millionen Österreicher reagieren allergisch auf Pollen, Tiere, Hausstaubmilben etc.
Tipps und Tricks, wie man besser durch die Pollensaison kommt oder die Hausstaubmilbe aus
dem Bett verbannen kann, werden verständlicherweise gern angenommen. Die Aussicht auf
schnelle Heilung ist verlockend und die Versuchung, sich mit einfachen Erklärungen zufrieden
zu geben groß. Dabei darf man eines aber nicht außer Acht lassen: Eine Allergie ist eine
chronische Krankheit, die nicht innerhalb kurzer Zeit geheilt werden kann und ernst
genommen werden muss. Experimente sind fehl am Platz. Bleiben allergische Beschwerden
nämlich zu lange un- oder unterbehandelt, muss man mit schwerwiegenden Folgen rechnen.
Was alles passieren kann, wenn man allergische Beschwerden auf die leichte Schulter nimmt
oder auf vordergründig verlockende Heilversprechungen und „Wundermittel“ vertraut,
beschreibt Prof. Popp im Detail.
Besonders achtsam sollten Eltern allergischer Kinder sein, denn die frühe und effiziente
Behandlung kann eine „Allergikerkarriere“ (von der Nahrungsmittelallergie im Babyalter zur
Atemwegsallergie ab dem Vorschulalter) verhindern.
Besonders für Allergiker geeignet ...
Für die meisten Verkaufsargumente gibt es keine Kriterien und Richtlinien. Nur wenige
Produkte bringen auch tatsächlich die versprochene Reduktion an Beschwerden. Ist ein Polster
„antiallergen“, nur weil er kleiner ist und somit leichter in die Waschmaschine passt? Ein „für
Allergiker empfohlen“ gepriesener Staubsauger kann mitunter an Stellen, wie Verbindung vom
Schlauch zum Gerät, Staub wieder ausblasen – Allergene gelangen somit erst gar nicht zum
Allergenfilter. Hausstaubmilbenallergiker sollten deshalb darauf achten, dass das Gerät als
Ganzes (z.B. HEPA-) zertifiziert wurde und nicht allein der Filter. Grundsätzlich sollten Produkte
zur Allergenreduktion bzw. -beseitigung einer kritischen Bewertung unterzogen und der
allergologisch versierte Arzt bzw. der medizinische Fachhandel um Rat gefragt werden. Gute
Geräte und Hilfsmittel haben ihre Effektivität in klinischen Studien unter Beweis gestellt.
Alternativmedizin ist kein Ersatz
Alternativmedizin baut auf die Aktivierung der Selbstheilungskräfte des Körpers. Die
Therapeuten müssen Ausbildung, fachliche Kompetenz und Erfahrung mitbringen. Für einige
Methoden wie z.B. Akupunktur, Entspannungstechniken, Atem- und Physiotherapie konnte die
Wirksamkeit bei Atemwegserkrankungen nachgewiesen werden. Viele Menschen machen gute
Erfahrungen und auch Schulmediziner empfehlen sie ergänzend zu klassischen Therapien.
Unterstützend können komplementäre Behandlungsmethoden die Befindlichkeit und
Lebensqualität von Allergikern also durchaus verbessern. Von einer alleinigen Anwendung
alternativer Methoden ist aber abzuraten. Denn: Werden keine naturwissenschaftlichen
Therapien genutzt und bleibt zudem auch die erhoffte alternativmedizinische Wirkung aus,
kann sich die allergische Entzündung rasch ausbreiten und irreversible Schäden verursachen.
Nutzt’s nix, schad’s nix?
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IGAV – Interessensgemeinschaft Allergenvermeidung
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Vorsicht ist auch vor der weit verbreiteten Annahme geboten, dass alternative Heilmethoden
keinen Schaden anrichten können. Sie ist falsch und spricht der Komplementärmedizin zudem
auch jegliche Wirkung ab. In manchen alternativmedizinischen Medikamenten sind die
Inhaltsstoffe unzureichend deklariert oder enthalten Alkohol, was für Kleinkinder
problematisch sein kann. Einige Methoden, wie z.B. Frischzellentherapie oder das Injizieren von
Eigenurin, können sogar zu schweren Komplikationen führen, da sie – bei einem ohnehin
überschießend reagierenden Immunsystem – zusätzliche unkontrollierte Immunreaktionen
auslösen können. Für Insektengift- oder Nahrungsmittelallergiker kann das Vertrauen auf
zweifelhafte Heilmethoden sogar lebensbedrohlich sein, da sie dem Risiko eines
anaphylaktischen Schocks (Kreislaufzusammenbruch) ausgesetzt sind.
Gute Medizin stellt sich der Überprüfbarkeit
Die Allergologen sind sich einig: Gute Medizin stellt sich einer Überprüfung nach allgemein
gültigen Standards. In klinischen Studien werden Wirkung, mögliche Risken und
Nebenwirkungen anhand anerkannter wissenschaftlicher Verfahren überprüft und mit Plazebos
bzw. anderen Wirkstoffen oder Behandlungsmethoden verglichen. Die Ergebnisse sind für
jeden nachvollziehbar und bei vielen Patienten wiederholbar. Viele Methoden abseits der
Schulmedizin haben dagegen eigenständige, meist außerordentlich schlüssige
Erklärungsmodelle, die von naturwissenschaftlichen Erkenntnissen abweichen.
Vergleichsuntersuchungen fehlen meist oder sind widersprüchlich.
Unter Beschuss: Die Bioresonanz
Zunehmender Beliebtheit erfreut sich die Bioresonanz (die nichts mit Biofeedback zu tun hat).
Hersteller erklären, man könne körpereigene elektrische Signale an der Haut messen und
Krankheiten sowie Fehlfunktionen seien anhand veränderter Frequenzen erkennbar.
Krankmachende Schwingungen sollen so erfasst und gelöscht werden. Diese Methode sorgt
immer wieder für Schlagzeilen, ist heftig umstritten und weist eine hohe Fehlerquote auf1,2.
Neutrale Berichte über langfristige Therapieerfolge fehlen. Häufig werden zu viele oder gar
nicht vorhandene Allergien diagnostiziert und die Behandlung besteht oft aus irrationalen
Diätempfehlungen. Ein Versagen kann den enttäuschten Patienten leicht als Diätfehler erklärt
werden.
Fazit: Das Vertrauen auf alternative Heilmethoden darf Allergiker nicht davon abhalten, auch
fachärztliche Hilfe zu suchen und nachweisbar wirksame Therapien zu nutzen. Den Grundstein
der Behandlung muss der allergologisch versierte Arzt legen. Nur so können nicht mehr
umkehrbare allergisch bedingte Folgeschäden verhindert werden!
Allergie-Wegweiser gibt Hilfestellung
1
Kofler et al. Bioresonanz bei Pollinose. Eine vergleichende Untersuchung zur diagnostischen und
therapeutischen Wertigkeit. Allergologie 19, 114-120 (1996)
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Allergologie 2006, Jahrgang 29, Nr. 12, 483-490
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International anerkannte Allergologen haben sich die Mühe gemacht, das Datenmaterial
unkonventioneller Methoden, die in der Behandlung von Allergien und
Atemwegserkrankungen angeboten werden, zu sichten und zu bewerten. Die daraus
entstandenen Empfehlungen hat die IGAV im neuen „Allergie-Wegweiser“ als
Orientierungshilfe für Allergiker veröffentlicht.
Kontakt und Information für Patienten, eine Liste aller österreichischen AllergieAmbulanzen und –Ambulatorien sowie den neuen Allergie-Wegweiser gibt’s bei:
IGAV (Interessensgemeinschaft Allergenvermeidung)
Tel: 01/212 60 60
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Kontakt für Journalisten-Rückfragen:
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------------------------------------------Diesen Text und das Foto von Prof. Aberer in Printqualität gibt’s bei:
Elisabeth Leeb, ikp, T: 01/524 77 90, E: [email protected] sowie auf www.allergenvermeidung.org (Presse)
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