Der nackte Affe (Desmond Morris)

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Herkunft / Sex / Aufzucht / Neugier / Kämpfen / Nahrungsaufnahme / Körperpflege /
Beziehung zu anderen Tieren /
Oberthese: Der Mensch ist nichts anderes als ein nackter Affe. Die Kategorie Mensch macht
gar keinen Sinn, weil der Mensch in Wahrheit nichts anderes ist als ein Tier - genauer gesagt
ein nackter Affe. Der nackte Affe kann in gewisser Hinsicht mehr, z.B. sprechen, schreiben,
malen usw. aber in gewisser Hinsicht auch weniger. Er kann nicht besonders gut kämpfen,
schwimmen, rennen, sehen, hören, riechen, klettern, Kälte aushalten usw. Das ist alles ziemlich verkümmert. Deshalb hat er Prothesen entwickelt und mit ihnen ist er als Prothesengott
(Freud) das allen überlegene Tier.
Der Mensch ist biologisch, also seinem Wesen nach, immer noch der Affe, der er seit zig
hunderttausend Jahren schon ist, daran ändern weder die Prothesen noch ein Gesellschaftssystem etwas. Die Grundstruktur seines Wesens, also sein extremes Sexualverhalten, seine
unendliche Neugier und sein ausgewiesener Spieltrieb und auch die Kampfbereitschaft sind
ihm nicht abzugewöhnen, da ist er ganz Affe wie eh und je.
1. Herkunft
Weil das „menschliche“ Gehirn so langsam wächst, sind die Kinder so lange Kinder. Und
weil Kinder so lange Kinder bleiben, musste das Weibchen zeitlich freigestellt werden für die
Aufzucht. Das ist bis heute so. Das Männchen musste, da das Weibchen auf die Brut aufpasste, allein jagen gehen und weil das nicht von Erfolg gekrönt war, war es besser das gemeinsam mit anderen Männchen zu tun. An die Stelle des Jagens ist heute das Arbeiten
getreten. Allerdings musste dann auch die Fähigkeit erlernt werden, mit anderen das Erbeutete
zu teilen und das Weibchen und die Brut zu versorgen. Wir arbeiten auch heute noch gern in
Teams zusammen, weil wir biologisch (!) nicht psychologisch, nach all den vielen 1000
Jahren noch immer die Gleichen geblieben sind.
Jeder nackte Affe ist nur für ein Weibchen zuständig, was ihm bisweilen nicht immer ganz
leicht fällt und gefallen ist, aber es war die Voraussetzung dafür, dass es sich von der Familie
entfernen kann, um Jagen zu gehen. Daraus gibt sich letztendlich das bis heute gültige Monogamiedogma, denn kein Männchen darf ein anderes Weibchen verführen oder vergewaltigen.
Bei den „richtigen“ Affen ist das nicht so, sie kennen keine festen Partnerschaften, besser
gesagt, sie brauchen sie nicht zu kennen. Der nackte Affe musste auch noch lernen den
anderen nackten Affen nichts wegzunehmen und am Ende der Jagd mit seinem Weibchen zu
teilen. Sie mussten auch lernen untereinander friedlich zu sein. Dafür ist aber das Ergebnis,
dass der Affe jetzt Raubaffe sein kann, der organisiert in arbeitsteiligen Gruppen lernte
Waffen zu benutzen. Er besitzt ein „eigenes“ Revier, dass er dominiert und bestellt, weil er
zwar körperlich sehr schwach ist, aber durch die Arbeitsteilung und Kooperation und die
erlernte Fähigkeit Triebe zu unterdrücken und Wünsche aufzuschieben (Zivilisation) allen
anderen Tieren überlegen ist.
Und alles das, weil das menschliche Gehirn so langsam wächst. Es hat bei Geburt nur etwas
mehr als 1/5 seiner Endgröße. In den nächsten 6 Jahren wächst es dann sehr schnell, danach
verlangsamt das Wachstum wieder bis die Größe des Gehirns mit 23 Jahren ausgewachsen ist.
Das Kind hat Zeit zu lernen und muss sich nicht um die Nahrung kümmern. Es ist
vollkommen unselbstständig, darf aber das Spielen und Denken lernen. Das Gehirn wächst so
langsam, dass es sogar noch nach der Geschlechtsreife weiter wächst, was beim „richtigen“
Affen nicht der Fall ist.
2. Sex
Sexthese: Der Fortschritt der Kultur hat das Sexualverhalten des Menschen nicht besonders
geprägt aber umgekehrt hat das Sexualverhalten des Menschen seine Kultur geprägt. (Bsp.
Flatratebordelle)
Der Mensch ist der sexgierigste Affe aller Affen. Das Männchen hat das größte Glied, die
anderen Großaffen haben dagegen nur kleine Stifte. Der Mensch hat mit riesigem Abstand
den meisten Sexualverkehr. Selbst 70ig Jährige haben noch zu 70ig Prozent Sex. Sogar nach
der Geburt des Kindes versucht das „Männchen“ sich wieder zu paaren. Das gibt es sonst im
gesamten Tierreich nicht.
Wie entsteht der Sex oder die Paarung?
I. Paarbildung:
Das ist die interessanteste Phase. Sie geht über Wochen oder
manchmal sogar Monate. Kennzeichnend sind hier die Nervosität und Unschlüssigkeit. Es kommt zu Balgereien, zu
Schreien aber auch Beißen und Schlagen kann man gelegentlich beobachten, genau wie bei allen anderen Affen auch. Das
alles passiert öffentlich, denn die Anderen sollen das Balzverhalten bemerken.
II. Vorspiel:
Hier beginnt die Phase der Heimlichtuerei. Das Vorspiel ist
dabei das Aufregendste.
III. Verkehr:
Das Küssen verändert sich. Der Kuss hat hier eine erotische
Funktion und nicht wie beim Begrüßen der Kuss, oder beim
Küssen der eigenen Kinder. Dieses Verhalten gibt es sonst bei
keiner Tierart.
Die häufigste Stellung ist die Missionarsstellung, hier ist die
erotische Wirkung (für die Frau) am besten. Die Frau kann erst
ab dem 25. Lebensjahr einen Orgasmus bekommen. Kleine
Jungs dagegen schon ab 13 Jahren. Mit 20 Jahren simulieren die
meisten Mädchen beim Geschlechtsakt einen Orgasmus. Sie
spüren dabei in Wahrheit nichts.
Überhaupt alles ist beim Menschen auf Erotik ausgelegt. Deswegen ist die Frau auch nicht so
behaart, damit nichts bedeckt werden kann. Die Lippen, das Nackte und natürlich die Busen,
die nicht die Funktion der Milchproduktion haben, wie viele meinen. Die relativ kleinen
Drüsen der Brust liegen direkt auf den Rippen und nicht an der Brustwarze. Frauen die sehr
flach sind, können ganz genauso ihre Säuglinge stillen. Die Busen sollen den Mann zunächst
optisch stimulieren, das ist ihr Hauptzweck. Der Busen sieht so ähnlich aus wie der Hintern,
denn die Begattung beim Affen findet von hinten durch Aufspringen statt, diese Stellung
bevorzugt in der Überzahl auch der männliche nackte Affe. Richtige Affen kennen die Missionarsstellung nicht. Der Mann hat im Durchschnitt 3 Orgasmen in der Woche. 7% aller
Männer jeden Tag. 50% der verheirateten Männer ab 40 Jahren gehen fremd. Bei den Frauen
sind es nur 25%.
In fast allen Kulturen dürfen fremde Menschen sich nicht berühren. Passiert es zufällig doch
einmal, dann muss sich sofort entschuldigt werden. Man kann zeigen, wie geschickt Men-
schen in dicht gedrängten Fußgängerzonen sich aus dem Weg gehen können, ohne sich dabei
anzusehen, bzw. so zu tun. Der nackte Affe ist extrem leicht sexuell zu reizen oder zu aktivieren, deshalb darf sich nicht berührt oder gesehen (Islam) werden. In fast allen Kulturen
gibt es das Monogamiedogma.
Das Balzverhalten der Männchen wird im Securitybereich ausgenutzt. In aggressiven Situationen, wie abends beim Einlass der Disco, setzt man mittlerweile hübsche (das ist aber
wichtig) Frauen im Eingangsbereich ein, dann bessert sich schlagartig die Stimmung, da die
Männchen sofort mit ihrem Balzverhalten beginnen und so in eine andere, eben nicht
aggressive Stimmung geraten.
3. Aufzucht
Der neugeborene Mensch muss den Nachtschlaf erst erlernen. Ein 6 Monate altes Kind schläft
im Durchschnitt 14 Stunden am Tag. Ab dem 5. Lebensjahr verliert es den Mittagsschlaf und
bis zur Pubertät verkürzt sich der Schlaf dann nochmals um 3 Stunden. Intelligente Kinder
und Jugendliche schlafen mehr, weil sie mehr Eindrücke des Tages verarbeiten müssen.
Das Kind lernt nun das Lächeln, denn nur damit kann es die Mutter an sich binden. Das Fell
zum Festhalten und die Kraft dazu hat es ja nicht. Das Baby entwickelt Charme, damit es beschützt wird. Das Baby wird ab dem 7. Monat Experte im Entschlüsseln von Gesichtsausdrücken und kann nicht getäuscht werden. Das Kind durchschaut die Gemütsverfassung der
Mutter.
Das Baby wird in dieser Zeit schon manchmal aggressiv, allerdings ohne wirklich anzugreifen, denn es hat in Wahrheit Angst. Das macht es erst viele Jahre später, wenn es sich
sicherer fühlt. Dann lernt es auch aggressiv zu starren, wie z.B. Lehrer, Polizisten, Türsteher,
Offiziere, und andere Respektpersonen.
Das Baby beginnt zu lernen. Weniger durch Strafe und Belohnung, das kommt erst später.
Das Baby ist der super Nachmacher und kopiert einfach ohne Mühe das Verhalten der Eltern,
was sehr vielen anderen Tieren nicht oder nur viel schlechter gelingt. Der Hund kann fast
nichts nachmachen, Schimpansen machen das sehr gern und freuen sich. Schimpansen können
sogar physiologisch betrachtet sprechen. Ein Versuch zeigte, dass eine Mutter, die einen
Schimpansen genauso aufzog wie ihr eigenes Baby auch sprechen lernt. Allerdings viel
langsamer. Er konnte immerhin 7 Worte im 6. Lebensjahr richtig gut sprechen. Dass der Affe
nicht spricht, liegt aber nicht an seinen Stimmbändern. Der Affe kann auch laut schreien. Er
hat sogar die gleichen Stimmbänder wie der Mensch. Es liegt an seinem viel kleineren Gehirn.
Wenn Teenager ihre (sexuellen) Musikidole treffen schreien sie, weil sie sich freuen, nicht
weil sie Angst hätten. Sie stöhnen, ächzen, schlagen die Hände über den Kopf. Das sind
eigentlich Zeichen eines intensiven Schmerzes. Säße ein Teenager allein seinem Idol gegenüber, wäre er beschämt und würde nicht mehr schreien, denn die Schreie galten ja nicht dem
Idol, sondern den anderen Teenagern. Dieses Verhalten lässt sich ohne Mühe bei jedem
Teeny-Konzert feststellen.
Nachmachungsthese: Vieles was wir als Jugendliche oder Erwachsene tun, tun wir nicht weil
es dazu eine kulturelle Regel gibt. Viele denken aber dass das der Grund sei. Nein – wir tun
es, weil wir Nachmacher sind. Deswegen kopieren Lehramtsstudenten unbewusst ihre ehemaligen (Lieblings)Lehrer. Deswegen wollen wir uns tätowieren lassen und deshalb
„brauchen“ wir ein Smartphone. Wir können nicht anders, weil wir Nachmacher sind. Was
Schule oder das Referendariat angeht, hat das Lernen aus Büchern nur sehr wenig Einfluss,
den größten Einfluss auf die Lehrerpersönlichkeit hat das eigene Erleben der Schullaufbahn,
dann folgt der Mentor, dann der Ausbilder und zuletzt noch abstraktere Vorbilder wie
Montessori, die man nicht persönlich kennen kann.
Aus demselben Grund, also dem Nachmachen, verändern sich auch Bräuche, Sitten und
Gewohnheiten so schwer.
Das Verhalten bei religiösen Ritualen wie zum Beispiel das Schleiertragen wird natürlich
nicht aus religiösen Gründen gemacht. Es ist reines Imitationsverhalten. Wie anders wäre es
möglich, dass in einer bestimmten Religion fast alle Menschen dem Islam, dem Christentum,
dem Hinduismus oder dem Judentum angehören? Das liegt nicht daran woran jemand glaubt,
sondern was alle anderen in seinem sozialen Umfeld machen. Man weiß nicht wie man
glaubt. Man glaubt immer nur, dass das was man tut Glaube sei. Wird ein neues Gesellschaftsmodell, was noch so plausibel und vorteilhaft für alle rational erscheint, ausprobiert,
hat es vermutlich keine Chance gegen die Macht der Gewohnheit anzukommen. Es gibt dagegen aber ein Gegenmittel, dass diese Gewohnheiten aufbrechen will und das sehr stark
beim Menschen ausgeprägt ist – seine unbändige Neugier.
4. Neugier
Menschen sind die größten Opportunisten, deswegen haben sie alle Katastrophen überlebt. Sie
sind Spezialisten des Nichtspezialisiertseins. Der nackte Affe blickt sein ganzes Leben lang
neugierig auf die Welt (Neophilie). Im Gegensatz zu richtigen Affen, bei denen das nur in der
Kindheit vorkommt, werden sie ab einem bestimmten Alter alle automatisch neophob. Das ist
beim nackten Affen nicht so. Er bleibt bis zum Tod neophil. Davon ausgenommen sind einige
Menschen, die in Großstädten leben, hohe Dosen Drogen zu sich nehmen oder stark im
Berufsstress sind, also Menschen, die keine oder so gut wie keine Freiheit mehr haben.
Malen: Kinder erleben beim ersten Malen eine visuelle Belohnung, wenn sie einen Strich
ziehen. Sie lieben eher die Buntstifte als Bleistifte, weil sie einen größeren visuellen Effekt
hinterlassen. Im Alter von 3 Jahren wird aus dem Strich ein Umriss. Dann kommen noch zwei
Punkte rein und auf einmal blitzt ein lachendes Gesicht auf. Am Anfang malt der Mensch
„handelnd“ später „signalisierend“ noch später wendet er sich dem viel leistungsfähigeren
herstellen von Bildern, dem Fotografieren zu.
Trommeln: Das machen auch die richtigen Affen sehr gern. Es ist die erste Form des musikalischen Ausdrucks. Man kann es nur gut tun, wenn man es seiner selbst tut. Das ist natürlich
nicht nur beim Trommeln so, aber da besonders.
Spielen: Das Kind spielt zunächst am liebsten mit den Eltern, dann mit der Spielgruppe. „Das
Leben ist kein Spiel“ Doch das ist es und zwar genau das. „Das Leben ist nur Spiel – nix
anderes“ siehe Rollentheorie. Jeder ist gezwungen permanent zu spielen. Der Schauspieler
spielt im Theater immer den Schauspieler und erst in zweiter Linie die Rolle.
Spielt das Kind in der Kindheit nicht mit Musikinstrumenten oder malt es nicht, so sind diese
Dinge auch im Erwachsenenleben viel schwerer nur erlernbar. Kinder die selten mit anderen
Kindern gespielt haben, zeigen als Erwachsene kein Elternverhalten, werden introvertiert und
sind sexuell zurückhaltend. Falls sie doch Kinder bekommen, finden sie oft keinen Zugang zu
ihren Kindern. Sie sind in den sozialen Kontakten überfordert. Einzelkind zu sein ist auf jeden
Fall ein externer Nachteil, denn die Paarbindungen fallen diesen Menschen viel schwerer.
5. Kämpfen
Im Leben geht es immer um den Kampf zwischen Neophobie und Neophilie.
Übersprungshandlungen, z. B. Ticks wirken als Tröster, weil sie Vertrautes herstellen sollen,
um so Sicherheit zu geben. Als Lehrer beobachtet man bei Jugendlichen oft ein neurotisches
Trinken. Es wird nicht wirklich getrunken, nur immer und immer wieder kurz genippt. Auch
das 100-fache Schauen auf die Uhr oder auf das Handy im Unterricht kann als Übersprungshandeln gewertet werden. Vor Prüfungen, dem Abitur oder der Gesellenprüfung nehmen die
Übersprungshandlungen noch weiter zu. Dieses Verhalten hat letztendlich seine Ursache im
Kampf, denn kurz vor dem Kampf zeigen Mensch und Tier die meisten Übersprungshandlungen. Wir kämpfen heute nicht mehr gegen Tiere, aber wir kämpfen immer noch um
Punkte, Noten, Abschlüsse, Titel, Anerkennungen. Gewisserweise geht es dabei ja trotzdem
um die blanke Existenz.
Tiere kämpfen miteinander entweder um Rang oder Revier. Der Mensch kennt ebenfalls Rang
und Revier. Der Gorilla wird nur hart, wenn er Auflehnung spürt, sonst nicht.
Dann sorgt sein Symphatikus für den Angriff, denn es erregt ihn. Seine Nebenniere schüttet
Adrenalin ins Blut mit der Folge, dass der gesamt Körper zur Explosion gebracht wird, das
funktioniert beim nackten Affen auch so.
Das Anstarren gilt schon als aggressiv. Bei einer normalen Unterhaltung sehen die Gesprächspartner immer aneinander vorbei. Erst am Ende des Gesprächs sieht man dem Sprechpartner
kurz in die Augen. Deshalb ist es auch so schwer als Lehrer oder Prof. vor Leuten eine Rede
zu halten, weil der Vortragende immer angestarrt wird. Erst mit viel Erfahrung wird der
Redende der Situation Herr werden. Noch schlimmer als das Anstarren, wäre das Berühren
des anderen. Falls es mal passiert, müssen wir uns sofort entschuldigen.
Die Autolichter werden heute so wie Augen gestaltet, damit die Autos aggressiver bzw.
männlicher wirken.
Religion: Unsere auf Gemeinschaft ausgerichtete Natur verlangt nach Ausübung eines
Gruppenrituals und nach der Teilnahme daran, wie die Religion oder die Arbeit. Schulen und
Unis sind dabei moderne Stätte der Glaubensausübung. (Wirtschaftswissenschaften, BWL)
Theater, Museen, Sportplätze, Konzertsäle sind Orte einer gemeinsamen Verehrung.
6. Nahrungsaufnahme
Die Ersatzhandlung des Jagens ist das Arbeiten (in Gruppen bei Männern). Beim Jagdspielen
wird dem Opfer eine reale Überlebungschance eingeräumt. Es kann also fliehen, sonst entsteht für den Jäger kein Reiz. Einfach nur das Wasserablassen und die Fische einsammeln,
wäre nicht waidmännisch. Man spricht beispielsweise auch auf der Arbeit davon, einen
dicken Fisch (Auftrag) an Land gezogen zu haben.
Für das Glücksspiel ist eher die Ober- bzw. die Unterschicht anfällig. Die Mittelschicht nicht
so stark. Das liegt daran, dass die Mittelschicht viel Zeit mit Arbeit verbringt und sich eher
weniger langweilt. Die Mittelschicht ist die einzige Schicht, die wirklich Steuern zahlt, aber
dazu an anderer Stelle mehr. (Ulrike Herrmann TAZ)
Ziel des Glückspiels ist es ja, dass Abwechslung und Reiz ins Leben gebracht werden soll.
Der nackte Affe isst gern warm, weil die Beute früher auch warm gegessen wurde. Beim
Schmecken kommt es in Wahrheit auf das Riechen an. Schmeckt man nichts, dann liegt das in
der Regel daran, dass man nichts riecht. Es „schmeckt“ gut, heißt also in Wahrheit – es riecht
gut. Die Zunge als Ganzes, kann gar nicht schmecken, nur fühlen und die Temperatur ein-
schätzen. Die Zungenspitze schmeckt Salziges und Süßes. Sie Zungenseiten schmecken
Saueres.
7. Körperpflege
Haareschneiden = soziale Körperpflege, denn man pflegt sich nicht selbst. Der Andere tut es
für einen. Deshalb muss sehr schnell Vertrauen hergestellt werden. In modernen Zivilgesellschaften hat sich deshalb das Putzgespräch etabliert. Ein belangloses Gespräch über
dies und das, das nur den Zweck hat Vertrauen aufzubauen. Damit wird der Frisör, genau wie
bei den richtigen Affen, zum Putzpartner. Frisösen müssen sich in Männersalons betont
männlich geben und männliche Frisöre geben sich in Frauensalons betont weiblich, um die
enthaltende Sexualproblematik möglichst herunterzuspielen. Haare sind nämlich sekundäre
Geschlechtsmerkmale, die der Frisör pflegt und berührt.
Warum frisieren wir uns? Weil wir einen Drang nach sozialer Körperpflege haben, je eingesperrter wir uns fühlen. Zootiere pflegen sich weit aus öfter als freie Tiere. Die Körperpflege
ist ebenfalls eine Übersprungshandlung bzw. eine Ersatzhandlung, um beispielsweise Stress
oder auch Langweile abzubauen. Extrem eingesperrte Tiere putzen sich zu Tode. Man finde
durchgekratzte Stellen am Fell bis es blutet. Das machen Menschen unter Druck auch –
Ritzen (oder Tätowierungen?) Tätowierungen sind eine Ersatzhandlung der Unterschicht,
nicht so sehr der Mittelschicht, denn die muss arbeiten. Die „Mittelschicht“ die das nicht
glaubt ist, schätzt in der Regel sich zu hoch ein und begreift nicht, dass sie in Wahrheit
Unterschicht ist. (Ulrike Herrmann TAZ)
8. Beziehungen zu Tieren.
a) Beutetier
b) Symbiot
c) Konkurrent
d) Schmarotzer
e) Feind
f) Sexualobjekt
a) Beutetiere gibt es viele für den nackten Affen, von Insekten, über Krabben, Krebsen,
Vögel bis Hunde, Schlangen (China) bis zu Großtieren Pferde, Wale usw…
b) Die symbiotische Beziehung ist die interessanteste: Der Hund führt uns als Blindenhund durch die Stadt, er warnt uns, indem er Alarm schlägt, macht Einbrechern Angst
und soll potentiellen Angreifern imponieren (Kampfhund). Er kann sogar Schafe
zusammenhalten, andere Tiere bei der Jagd hetzen und er ist manchmal auch
Schlittenhund. Er dient sogar als Identifikationsmerkmal bei Schwulen oder Prostituierten (Schößchenhund). Er kann Drogen riechen oder Menschen finden
(Bernhardiner)
c) Trifft a) und b) nicht zu folgt c)
Es werden hauptsächlich die Tiere geliebt, die dem Menschen ähnlich sind. Deshalb muss
auch der Schwanz des Hundes kopiert werden, denn der Mensch hat keinen Schwanz. Der
Hund bekommt deshalb auch Kleider angezogen und er hat ein Haus als Hütte. Das nennt
man Anthromorphismus. Die Katze muss beispielsweise lernen das Gleiche zu Essen/Trinken
wie der Mensch, also Milch statt Wasser. Kleine Kinder lieben zunächst große Tiere (Hunde,
Bären, Elefanten usw. und etwas später dann nur noch kleine Tiere, Mäuse, Hamster,
Meerschweinchen, denn zunächst ist es ein Elternersatz der ihnen Schutz geben soll und dann
suchen sie Tiere, die sie bezwingen können, über die sie Macht haben. Deswegen soll man
keine Tiere für die Kinder kaufen, denn es endet fast immer im Tod. Der kleine Mensch kann
auf Grund seines explorativen Dranges gar nicht anders als Experimente mit dem Tier
machen. Jedes Kind experimentiert, von daher sollte man kein Spieltier kaufen, weil das
letztendlich Mord ist.
Pferde sind bei jungen Mädchen dreimal beliebter als bei Jungen gleichen Alters. Die
Mädchen sitzen mit gespreizten Beinen auf dem Pferd und können seine Muskeln und Kraft
spüren. Bei der Spinne, Schlange, Qualle, Käfern, Insekten usw. sind die anthropomorphen
Ähnlichkeiten am Kleinsten. Diese Tiere bereiten Ekel oder Angst. Vor der Schlange ist die
Angst am größten, weil auch (richtige) Affen ein Leben lang vor Schlangen Angst haben,
insbesondere die Weibchen um ihre Kinderäffchen. Diese Angst steckt biologisch in den
Genen.
In 260 Jahren werden wir über 400 Mrd. Menschen sein. Alles ist dann Großstadt und es
werden viele freie Tierarten nicht mehr leben, vorausgesetzt, dass das Wachstum so anhält,
wie es die letzten 200 Jahre war.
Literatur:
Desmond Morris, Der nachte Affe, 1968
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