Ammoniak Strukturformel Allgemeines Name Ammoniak Summenformel NH3 Kurzbeschreibung farbloses, stechend riechendes Gas Eigenschaften Molare Masse 17,03 g·mol−1 Aggregatzustand gasförmig Dichte 0,77 kg·m−3 bei 0 °C, 1,013 bar Schmelzpunkt −77,7 °C Siedepunkt −33 °C Dampfdruck 8,58 hPa (20 °C) pKs-Wert Löslichkeit 9,24 (NH3/NH4+, in Wasser) 23 (NH2−/NH3, in Wasser) 41 (in DMSO) 541 g·l−1 in Wasser (20 °C), gut löslich in Alkohol, Aceton, Chloroform Sicherheitshinweise Gefahrstoffkennzeichnung aus RL 67/548/EWG, Anh. I R- und S-Sätze R: 10-23-34-50: Giftig; Umweltgefährlich S: (1/2)-9-16-26-36/37/39-45-61; (T); (N) MAK 14 mg·m−3 LD50 4000 ppm/1h (LC50) Ammoniak ist eine chemische Verbindung von Stickstoff und Wasserstoff mit der Summenformel NH3. Ammoniak ist ein stark stechend riechendes, farbloses, wasserlösliches und giftiges Gas, das zu Tränen reizt und erstickend wirkt. Ammoniak ist amphoter, wirkt unter wässrigen Bedingungen jedoch als Base. Es bildet mehrere Reihen von Salzen, die kationischen Ammoniumsalze, sowie die anionischen Amide, Imide und Nitride, bei denen ein (Amide), zwei (Imide) oder bei den Nitriden alle Protonen durch Metallionen ersetzt sind. Ammoniak ist eine der meistproduzierten Chemikalien und Grundstoff für die Produktion aller weiteren Stickstoffverbindungen. Der größte Teil des Ammoniaks wird zu Düngemitteln, insbesondere Harnstoff und Ammoniumsalzen, weiterverarbeitet. Die Darstellung erfolgt fast ausschließlich über das Haber-Bosch-Verfahren aus den Elementen. Biologisch hat Ammoniak eine wichtige Funktion als Zwischenprodukt beim Auf- und Abbau von Aminosäuren. Auf Grund der Giftigkeit größerer Ammoniakmengen wird es zur Ausscheidung im Körper in den ungiftigen Harnstoff umgewandelt. Geschichte Natürlich vorkommende Ammoniumverbindungen sind schon seit langer Zeit bekannt. So wurde Ammoniumchlorid (Salmiak) schon in der Antike in Ägypten durch Erhitzen von Kamelmist gewonnen. Beim Erhitzen bilden sich flüchtige Amine, die durch Reaktion mit Kochsalz Ammoniumchlorid als weißer Rauch bilden. Sowohl Salmiak als auch Ammoniak leiten sich vom lateinischen sal ammoniacum ab, das wiederum auf den antiken Namen der Oase Siwa (Oase des Ammon oder Amun) zurückgeht. In der Nähe der Oase befanden sich große Salzvorkommen, allerdings handelte es sich dabei wohl um Natriumchlorid und nicht um natürlich vorkommendes Ammoniumchlorid. Gasförmiger Ammoniak wurde erstmals 1716 von Johannes Kunckel erwähnt, der Gärvorgänge beobachtete. Isoliert wurde das Gas erstmals 1774 von Joseph Priestley. Weitere Forschungen erfolgten durch Carl Wilhelm Scheele und Claude-Louis Berthollet, die die Zusammensetzung des Ammoniaks aus Stickstoff und Wasserstoff erkannten, sowie William Henry, der das exakte Verhältnis der beiden Elemente von 1:3 und damit die chemische Formel NH3 bestimmte. In größerer Menge wurde Ammoniak ab 1840 benötigt, nachdem Justus von Liebig die Stickstoffdüngung zur Verbesserung der Erträge in der Landwirtschaft entwickelt hatte. Zunächst wurde Ammoniak als Nebenprodukt bei der Destillation von Kohle gewonnen, dies war jedoch nach kurzer Zeit nicht mehr ausreichend, um die Nachfrage nach Düngemittel zu decken. Ein erstes technisches Verfahren, um größere Mengen Ammoniak zu gewinnen, war 1898 das Frank-Caro-Verfahren, bei dem Calciumcarbid und Stickstoff zu Calciumcyanamid und dieses anschließend mit Wasser zu Ammoniak umgesetzt wurden. Ab etwa 1900 begann Fritz Haber, aber auch Walter Nernst, mit der Erforschung der direkten Reaktion von Stickstoff und Wasserstoff zu Ammoniak. Sie erkannten bald, dass diese Reaktion bei Normalbedingungen nur in sehr geringem Umfang stattfindet und dass für hohe Ausbeuten hohe Temperaturen, ein hoher Druck sowie ein geeigneter Katalysator nötig sind. 1909 gelang es Haber erstmals, mit Hilfe eines Osmiumkatalysators Ammoniak im Labormaßstab durch Direktsynthese herzustellen. Daraufhin versuchte er mit Hilfe von Carl Bosch dieses Verfahren, das spätere Haber-Bosch-Verfahren auch im industriellen Maß anzuwenden. Dies gelang nach Überwindung der durch das Arbeiten unter hohem Druck verursachten technischen Probleme 1910 im Versuchsbetrieb. 1913 wurde bei der BASF in Ludwigshafen die erste kommerzielle Fabrik zur Ammoniaksynthese in Betrieb genommen. Dabei wurde ein inzwischen von Alwin Mittasch entwickelter Eisen-Mischkatalysator anstatt des teuren Osmiums genutzt. Dieses Verfahren wurde schon nach kurzer Zeit in großem Maßstab angewendet und wird bis heute zur Ammoniakproduktion genutzt. 1918 erhielt Fritz Haber für die Entwicklung der Ammoniaksynthese den Chemie-Nobelpreis, 1931 zusammen mit Friedrich Bergius auch Carl Bosch für die Entwicklung von Hochdruckverfahren in der Chemie. Über die genauen Abläufe der Reaktion am Katalysator war dagegen lange Zeit nichts genaues bekannt. Da es sich hierbei um Oberflächenreaktionen handelt, konnten sie erst nach der Entwicklung geeigneter Techniken wie dem Ultrahochvakuum oder dem Rastertunnelmikroskop untersucht werden. Die einzelnen Teilreaktionen der Ammoniaksynthese wurden dabei von Gerhard Ertl entdeckt, der hierfür auch den Nobelpreis für Chemie 2007 erhielt. Vorkommen Da Ammoniak leicht mit sauren Verbindungen reagiert, kommt freies Ammoniakgas nur in geringen Mengen auf der Erde vor. Es entsteht bei der Zersetzung von abgestorbenen Pflanzen und tierischen Exkrementen. Bei der sogenannten Humifizierung werden stickstoffhaltige Bestandteile der Biomasse durch Mikroorganismen so abgebaut, dass unter anderem Ammoniak entsteht. Dieser gelangt als Gas in die Luft, reagiert dort jedoch mit Säuren wie Schwefel- oder Salpetersäure und bildet die entsprechenden Salze. Diese können auch übergrößere Strecken transportiert werden und gelangen leicht in den Boden. Wichtige Quellen für die Ammoniakemission sind Vulkanausbrüche, die Viehhaltung wie die Rindermast und auch der Verkehr. Ammoniumsalze sind dagegen auf der Erde weitverbreitet. Das häufigste Ammoniumsalz ist Salmiak, Ammoniumchlorid aber auch Ammoniumhydrogenphosphat (Phosphammit), Ammoniumsulfat (Mascagnin) und eine Anzahl komplizierter aufgebauter Ammoniumsalzen mit weiteren Kationen sind aus der Natur bekannt. Diese findet man vor allem in der Umgebung von Vulkanen oder brennenden Kohleflözen, in denen organische Substanzen unter anderem zu Ammoniak zersetzt werden. So wird Salmiak vorwiegend als Sublimationsprodukt um Fumarolen gefunden, wo sich die im heißem Dampf enthaltenen Chlorwasserstoff- und Ammoniak-Gase als Ammoniumchlorid niederschlugen. Auch viele Gesteine und Sedimente, vor allem Muskovit, Biotit und Feldspat-Minerale enthalten Ammonium. Dagegen enthalten Quarzgesteine nur geringe Mengen Ammonium. Für die Verteilung spielt neben dem Ursprung des Ammoniums auch das Entweichen von Ammoniak bei der Metamorphose eine Rolle. Ammoniak kommt auch im Weltall vor, es war 1968 das erste Molekül, das durch sein Mikrowellenspektrum im interstellaren Raum gefunden wurde. Auch auf den Gasplaneten des Sonnensystems kommt Ammoniak vor. Gewinnung und Darstellung Ammoniakproduktion 1946–2007 Über 90 % des produzierten Ammoniak wird in der Direktsynthese über das Haber-Bosch-Verfahren produziert. Dabei reagieren die vorher gewonnenen Gase Stickstoff und Wasserstoff in einer heterogenen Katalysereaktion in großen Reaktoren miteinander. N2 + 3 H2 → 2 NH3 Reaktionsgleichung bei der Direktsynthese von Stickstoff und Wasserstoff Vor der eigentlichen Reaktion müssen zunächst die Ausgangsstoffe gewonnen werden. Während Stickstoff als Luftbestandteil in großen Mengen zu Verfügung steht und durch Luftverflüssigung gewonnen wird, muss Wasserstoff zunächst aus geeigneten Quellen hergestellt werden. Das wichtigste Verfahren stellt dabei die Dampfreformierung dar, bei dem vor allem Erdgas, aber auch Kohle und Naphtha in zwei Schritten mit Wasser und Sauerstoff zu Wasserstoff und Kohlenstoffdioxid umgesetzt werden. Nach Abtrennung des Kohlenstoffdioxides wird der Wasserstoff im Richtigen Verhältnis mit Stickstoff gemischt und je nach Verfahren 80–400 bar, typischerweise auf 150–250 bar verdichtet. Das Gasgemisch wird in den Reaktionskreislauf eingespeist. Dort wird es zunächst zur Entfernung von Wasserspuren gekühlt und anschließend an Wärmetauschern auf 400–500°C erhitzt. Das heiße Gasgemisch kann nun im eigentlichen Reaktor an Eisenkatalysatoren, die mit verschiedenen Promotoren wie Aluminiumoxid oder Calciumoxid vermischt sind, zu Ammoniak reagieren. Da dies wirtschaftlich günstiger ist, dauert die Reaktion nur kurze Zeit, sie läuft nur zum Teil ab und das Gleichgewicht kann sich nicht einstellen. Das Gasgemisch, das nun einen Ammoniakgehalt von etwa 16,4 % hat, wird in mehreren Stufen abgekühlt, so dass das Ammoniak flüssig wird und abgetrennt werden kann. Das verbleibende Gemisch aus Stickstoff, Wasserstoff und einem kleinen Restanteil Ammoniak wird zusammen mit frischem Gas wieder in den Kreislauf eingespeist. Eine mögliche Katalysator-Alternative wäre Ruthenium, das eine deutlich höhere Katalysatoraktivität besitzt und damit höhere Ausbeuten bei niedrigen Drücken ermöglicht. Auf Grund des hohen Preises für das seltene Edelmetall Ruthenium findet die industrielle Anwendung eines solchen Katalysators aber bislang nur in geringem Umfang statt. Ammoniak ist eine Grundchemikalie und wird in großem Maßstab produziert. Im Jahr 2007 wurden 131 Millionen Tonnen produziert. Die Hauptproduzenten sind die Volksrepublik China, Indien, Russland und die Vereinigten Staaten. Für die Ammoniakproduktion werden große Mengen fossiler Energieträger benötigt, der Anteil der Ammoniakproduktion am weltweiten Verbrauch fossiler Energieträger beträgt etwa 1,4 %. Eigenschaften Physikalische Eigenschaften Ammoniak ist bei Raumtemperatur ein farbloses, diamagnetisches, stechend riechendes Gas. Unterhalb von −33°C wird es flüssig in Form einer farblosen, stark lichtbrechenden Flüssigkeit. Auch durch Druckerhöhung lässt es sich leicht verflüssigen, bei 20 °C ist es schon ab einem Druck von 899–900 kPa flüssig. Ursache hierfür ist die hohe kritische Temperatur, die bei 132,4 °C liegt. Der kritische Druck beträgt dabei 113 bar, die kritische Dichte 0,236 g/cm3 In der flüssigen Phase bildet Ammoniak polymere Ketten, die über Wasserstoffbrücken miteinander verbunden sind. Um diese beim Verdampfen aufzubrechen, wird viel Energie gebraucht, die aus der Umgebung aufgenommen werden muss. Dabei beträgt die Verdampfungsenthalpie 23,35 kJ/mol. Dieser Effekt kann für die zur Kühlung genutzt werden. Vor der Entwicklung der Halogenkohlenwasserstoffe war Ammoniak daher ein häufig benutztes Kühlmittel in Kühlschränken. Unterhalb von −77,7 °C erstarrt Ammoniak in Form von farblosen Kristallen. Es kristallisiert dabei im kubischen Kristallsystem mit einem Gitterparameter a = 5,084 Å. Die Struktur lässt sich von einem kubisch-flächenzentrierten Gitter ableiten, wobei sechs der zwölf Nachbarmoleküle näher zum Zentralmolekül gelegen sind als die übrigen sechs. Dies lässt sich durch schwache Wasserstoffbrückenbindungen von den freien Elektronenpaaren zu benachbarten Wasserstoffatomen erklären. Jedes freie Elektronenpaar ist dabei mit jeweils drei Wasserstoffatomen verbunden. Molekulare Eigenschaften Molekülgeometrie von Ammoniak Ammoniak ist aus einzelnen Molekülen aufgebaut, die jeweils aus einem Stickstoff- und drei Wasserstoffatomen bestehen. Die Atome sind dabei nicht in einer Ebene, sondern in Form einer dreiseitigen Pyramide angeordnet. Das Stickstoffatom bildet die Spitze, die Wasserstoffatome die Grundfläche der Pyramide. Für diese Form verantwortlich ist ein freies Elektronenpaardes Stickstoffs. Wird dieses berücksichtigt, entspricht die Struktur der eines verzerrten Tetraeders. Gemäß dem VSEPR-Modell ergibt sich durch das freie Elektronenpaar eine Abweichung vom idealen Tetraederwinkel (109,5°) und einen Wasserstoff-StickstoffWasserstoff-Winkel von 107,3°. Dieser liegt damit zwischen den Bindungswinkeln im Methan (idealer Tetraederwinkel von 109,5°) und Wasser (größere Verzerrung durch zwei freie Elektronenpaare, Winkel 104,5°). Die Bindungslänge der Stickstoff-Wasserstoff-Bindung im Ammoniak liegt bei 101,4 pm, was wiederum zwischen den Bindungslängen im Methan von 108,7 pm und Wasser (95,7 pm) liegt. Dies lässt sich durch die zunehmende Elektronegativitätsdifferenz von Kohlenstoff über Stickstoff zu Sauerstoff und damit eine stärker polare Bindung erklären. Das Ammoniakmolekül ist nicht starr, die Wasserstoffatome können über einen planaren Übergangszustand auf die andere Seite der Pyramide klappen. Die Energiebarriere für das umklappen ist so klein, dass sich von Ammoniak und davon ableitbaren Aminen NR3 (R: organische Reste) keine Enantiomere isolieren lassen. Ammoniakmoleküle besitzen eine sehr exakte und konstante Schwingungsfrequenz von 23,786 GHz, die zur Zeitmessung verwendet werden kann. Unter anderem wurde die erste Atomuhr mit Hilfe der AmmoniakSchwingungsfrequenz konstruiert. Chemische Eigenschaften Ammoniak ist amphoter und kann Protonen sowohl aufnehmen als auch abgeben. Bei der Protonenaufnahme bildet es Kationen mit der Formel NH4+, die Ammoniumionen genannt werden. Wird eines der Wasserstoffatome des Ammoniaks durch ein Metallatom ersetzt, entstehen Amide, Verbindungen der Form NM2H (M:Metallatom), be denen zwei der drei Wasserstoffatome ersetzt werden, heißen Imide, sind keine Wasserstoffatome mehr vorhanden, spricht man von Nitriden. Auf Grund der pKs-Werte von 9,2 für die Aufnahme und 23 für die Abgabe von Protonen wirkt es meist als Base, nur mit sehr starken Basen wie Alkalimetallen reagiert es unter Protonenabgabe. NH3 + H+ → NH4+ Reaktion mit Säuren zu Ammoniumionen 2 NH3 + 2 Na → 2 NaNH2 + H2 Reaktion zu Natriumamid In Wasser ist Ammoniak leicht löslich, bei 0 °C lösen sich 1176 Liter Ammoniak in einem Liter Wasser. Durch Reaktion bildet sich Ammoniumhydroxid in Form einer schwach basisch reagierenden Lösung. Ammoniak kann mit Sauerstoff reagieren. An der Luft lässt sich dieser zwar entzünden, die freiwerdende Energie reicht aber nicht für eine Weiterreaktion aus. In reinem Sauerstoff verbrennt Ammoniak dagegen zu Stickstoff und Wasser, bei höherem Druck kann diese Reaktion auch explosionsartig erfolgen. Eine entsprechende Reaktion erfolgt auch mit starken Oxidationsmitteln wie wie Halogenen, Wasserstoffperoxid oder Kaliumpermanganat. 4 NH3 + 3 O2 → 2 N2 + 6 H2O Die Reaktion von Ammoniak und Sauerstoff lässt sich durch Platin- oder RhodiumKatalysatoren beschleunigen, dabei entsteht jedoch kein Stickstoff, sondern Stickoxide wie etwa Stickstoffmonoxid. Dieses wird bei der Produktion von Salpetersäure im OstwaldVerfahren ausgenutzt. 4 NH3 + 5 O2 → 4 NO + 6 H2O Die Bildungsreaktion aus Stickstoff und Wasserstoff ist reversibel und kinetisch gehemmt. Durch ultraviolettes Licht, elektrische Entladungen und Erhitzen an geeigneten Katalysatoren kann diese Hemmung umgangen werden und Ammoniak in die Elemente zerfallen. Flüssiger Ammoniak ist ein gutes Lösungsmittel mit ungewöhnlichen Eigenschaften. So löst es Alkalimetalle unter Bildung einer blauen Lösung. Diese wird durch solvatisierte Elektronen verursacht, die ohne Bindung zu einem bestimmten Atom in der Lösung vorhanden sind. Diese verurachen auch eine gute Leitfähigkeit entsprechender Lösungen. Verwendung Ammoniak ist der Grundstoff für die Herstellung aller anderen industriell hergestellten stickstoffhaltigen Verbindungen. Mit einem Anteil von 40 % im Jahr 1995 ist dabei Harnstoff die wichtigste aus Ammoniak hergestellte Verbindung, die vorwiegend als Düngemittel und für die Produktion von Harnstoffharzen eingesetzt wird; Harnstoff wird durch Reaktion von Ammoniak mit Kohlenstoffdioxid gewonnen. Neben Harnstoff werden auch weitere Stickstoffdünger aus Ammoniak hergestellt. Zu den wichtigsten zählen die Ammoniumsalze Ammoniumnitrat, -phosphat und -sulfat. Insgesamt lag der Anteil von Düngemitteln am Gesamtammoniakverbrauch im Jahr 2003 bei 83 %. Ein weiterer wichtiger aus Ammoniak hergestellt Stoff ist die Salpetersäure, die wiederum Ausgangsmaterial für eine Vielzahl weiterer Verbindungen ist. Im Ostwald-Verfahren reagiert Ammoniak an Platinnetzen mit Sauerstoff und bildet so Stickoxide, die mit Wasser weiter zu Salpetersäure reagieren. Zu den aus Salpetersäure hergestellten Verbindungen zählen unter anderem Sprengstoffe wie Nitroglycerin oder TNT. Weitere aus Ammoniak synthetisierte Stoffe sind Amine, Amide, Cyanide, Nitrate und Hydrazin. Die Reaktion von Ammoniak mit Säuren wird in der Rauchgasreinigung ausgenutzt. Er ist in der Lage mit Schwefel- und Salpetersäure zu reagieren und entzieht so dem Rauchgas unerwünschte, umweltschädliche Schwefel- und Stickoxide. Biologische Bedeutung Nur wenige Mikroorganismen sind in der Lage, Ammoniak in der sogenannten Stickstofffixierung direkt aus dem Stickstoff der Luft zu gewinnen. Beispiele hierfür sind Cyanobakterien oder Proteobacterien wie Azotobacter. Aus diesem über das Enzym Nitrogenase gewonnenen Ammoniak werden von den Bakterien Aminosäuren synthetisiert, die von allen Lebewesen benötigt werden. Manche Pflanzen, wie Bohnen, Klee und Lupinen sind für eine bessere Versorgung mit Aminosäuren auch Symbiosen mit bestimmten Bakterienarten eingegangen. Auch im Stoffwechsel beim Auf- und Abbau von Aminosäuren spielt Ammoniak, das unter biochemischen Bedingungen als Ammonium vorliegt, eine wichtige Rolle. Aus Ammonium und α-Ketoglutarat entsteht durch reduktive Aminierung Glutamat, aus dem wiederum durch Transaminierung weitere Aminosäuren synthetisiert werden können. Während Mikroorganismen und Pflanzen auf diese Art alle Aminosäuren synthtetisieren, beschränkt sich dies bei Mensch und Tieren auf die nicht-essentiellen Aminosäuren. Ebenso erfolgt der Abbau von Aminosäuren zunächst über eine Transaminierung zu Glutamat, das durch das Enzym Glutamatdehydrogenase wieder in α-Ketoglutarat und Ammoniak gespalten wird. Da größere Mengen Ammoniak toxisch wirken und auch nicht vollständig für den Aufbau neuer Aminosäuren verwendet werden können, muss es eine Abbaumögichkeit geben. Diese findet über den Harnstoffzyklus statt, über den in der Leber der Ammoniak in ungiftigen Harnstoff umgewandelt wird. Dieser kann dann über den Urin ausgeschieden werden. Harnstoff kann durch das Enzym Urease, das in manchen Pflanzen wie der Sojabohne oder der Schwertbohne, in bestimmten Bakterien und wirbellosen Tieren vorkommt, in Ammoniak und Kohlenstoffdioxid gespalten werden. Diese Bakterien finden sich unter anderem im Pansen von Wiederkäuern und bewirken, dass auch Jauche und Mist dieser Tiere ammoniakhaltig ist. Dies stellt auch die größte anthropogene Ammoniak-Quelle in der Umwelt dar. Gefahrenhinweise Gasförmiger Ammoniak kann vor allem über die Lungen aufgenommen werden. Dabei wirkt er durch Reaktion mit Feuchtigkeit stark ätzend auf die Schleimhäute. Auch die Augen werden durch die Einwirkung von Ammoniak stark geschädigt. Beim Einatmen hoher Konzentrationen ab etwa 1700 ppm besteht Lebensgefahr, jedoch besteht durch den unangenehmen Geruch, der schon bei niedrigen Konzentrationen wahrnehmbar ist, eine Warnung, so dass Vergiftungsfälle mit Ammoniak selten sind. Auch chronische Auswirkungen bei längerer Einwirkung von Ammoniak sind vorhanden. Durch Schädigung der Atemwege kann es zu Bronchialasthma, Husten oder Atemnot kommen. Wässrige Ammoniaklösungen können auch über Haut und Magen aufgenommen werden und diese verätzen. Nachweis Es gibt mehrere Möglichkeiten, Ammoniak nachzuweisen. Einfache Nachweise, die aber häufig nicht eindeutig sind, sind der typische Geruch, die Verfärbung von Indikatoren durch das basische Ammoniak oder der typische weiße Rauch von Ammoniumchlorid, der bei der Reaktion mit Salzsäure entsteht. Charakteristisch ist auch die Reaktion von Ammoniaklösungen mit Kupfersalzlösungen, bei denen der dunkelblauen 2+ Kupfertetramminkomplex [Cu(NH3)4] entsteht. Eine genaue, wegen der giftigen Quecksilberabfälle kaum noch eingesetzte Reaktion zur Ammoniak-Bestimmung ist die Neßler-Reaktion, bei der Kaliumtetraiodomercurat(II) mit Ammoniak zu einem typischen braunen Niederschlag von (Hg2N)I reagiert. NH3 + 2 K2[HgI4] + 3 NaOH → [Hg2N]I ↓ + 4 KI + 3 NaI + 3 H2O Ammoniak-Ionen, Kaliumtetraiodomercurat(II) und Natronlauge reagieren zum Iodidsalz der Millonschen Base, die in wässriger Lösung ausflockt, Kaliumiodid, Natriumiodid und Wasser. Stattdessen wird die Berthelot-Reaktion genutzt, bei der Ammoniak mit Hypochlorit Chloramine bildet. Diese sind in der Lage, mit Phenolen zu Indophenolen zu reagieren, die an ihrer tiefblauen Farbe erkannt werden können. Für geringe Mengen kann auch die Kjeldahlsche Stickstoffbestimmung genutzt werden.