krankenbericht

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KRANKENBERICHT
(4 Seiten)
über einen Patienten xxx. Die Untersuchung des Tieres mit der Kliniksnummer xxx findet
am xxx um 10 Uhr im Rahmen der klinischen Demonstration statt. Besitzer xxx.
Anamnese
Die Ziege wurde am 30.05.01 vom Fahrer der Klinik in diese eingeliefert. Aus den
Angaben zum Vorbericht ging hervor, daß bei der Ziege schon vor der Einlieferung eine
Trächtigkeit festgestellt worden war. Beim Kauf vor einem Jahr war ein postitiver CAE
Antikörpertiter festgestellt worden. Deshalb sollte die Ziege zur Geburtsüberwachung in
der Klinik verbleiben. Bei der Eingangsuntersuchung hatte das Tier eine Pulsfrequenz von
80 Schlägen pro Minute, eine Atemfrequenz von 30 pro Minute
und eine
Körperinnentemperatur von 39 °C. Das Allgemeinbefinden war ohne besonderen Befund
und der Pansen zeigte zwei Kontraktionen in 2 Minuten. Die vaginale Untersuchung ergab
eine geschlossene Cervix und einen intakten Schleimpfropf. Die Vulva war nicht
ödematisiert. Die Ultraschalluntersuchung zeigte eine lebende Frucht mit 140
Herzschlägen pro Minute. Das Euter war gut angebildet und prall.
Signalement
Bei der Ziege handelt es sich um eine weiße gehörnte Deutsche Edelziege. Das
Körpergewicht wird auf 30 kg geschätzt.
Status präsens
Allgemeine klinische Untersuchung
Die Haltung des Tieres ist aufrecht, es belastet alle vier Giedmaßen gleichmäßig, der Kopf
wird getragen. Die Ziege zeigt sich im Verhalten etwas schreckhaft und unruhig. Sie liegt
in ihrer Box viel. Der Ernährungszustand der Ziege ist mäßig, ihr Pflegezustand, beurteilt
anhand der Verschmutzung des Haarkleides und dem Zustand der Klauen, ist gut.
Die Körperinnentemperatur beträgt 39,1 °C, die Pulsfrequenz liegt bei 60 pro Minute, und
die Atemfrequenz bei 30 pro Minute. Das Haarkleid ist geschlossen, matt, struppig und
fleckig. Die Carpalgelenke sind nicht behaart, die Haut ist rötlich verfärbt und an einigen
Stellen abgeschabt. Sie sind etwas verdickt, vermehrt warm und schmerzhaft. Der
Hautturgor ist erhalten. Die Mundschleimhaut ist rosa, feucht , glatt, glänzend und ohne
Auflagerungen. Die kapilläre Rückfüllzeit beträgt weniger als 2 sec.
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Die Herzauskultation ergibt kräftige, regelmäßige, abgesetzte Herztöne ohne
Nebengeräusche. Der Atemtyp ist costoabdominal mit abdominaler Betonung. Bei der
Auskultation der Lunge sind keine pathologischen Atemgeräusche feststellbar.
Die Futteraufnahme des Tieres ist gut, der Kot ist geformt und von dunkelbrauner Farbe.
Die Bauchdecke ist locker. Bei der Auskultation des Pansens sind zwei kräftige
Kontraktionen in zwei Minuten feststellbar.
Über Tränkeaufnahme und Harnabsatz bei dem Tier ist nichts bekannt, es bestehen jedoch
keinerlei Anzeichen auf Störungen in diesem Bereich.
Spezielle Untersuchung
Die Adspektion der Vulva zeigt eine geringgradige Fältelung der Schleimhaut. Bei der
Euteruntersuchung zeigen sich beide Hälften prall elastisch. Sie sind geringgradig
angebildet. Die Zitzen sind nicht milchgefüllt. Bei der palpatorischen Untersuchung
(beiderseits Hände ventrolateral auf haarlose Stellen der Bauchdecke auflegen) sind
beiderseits bewegliche Fruchtteile feststellbar. Die Ultraschalluntersuchung zeigt eine
Frucht. Das Herz ist nicht darstellbar.
Äußere und innere Anzeichen der nahenden Geburt (20-30 Tage ante partum):
Die Ödematisierung der Vulva nimmt in den letzten 14 Tagen vor der Geburt zu. Die
Vestibularschleimhaut verfärbt sich rötlich-bläulich und ist gut „durchsaftet“. Es können
geringe Mengen Sekretes an der Rima vulvae sichtbar werden. Der Schleimhautpfropf,
der die Portio vaginalis verschließt, verfüssigt sich, und es ist vor der Cervix ein kleiner
Schleimsee zu sehen. Die Cervix ist ödematisiert.
Die Beckenbänder fallen kurz vor der Geburt ein. Der Schwanz läßt sich durch die
Lockerung des gesamten Bandapparates leichter bewegen.
Die Zitzen werden erst kurz vor der Geburt durch das Einschießen der Milch straff.
Diagnose
Caprine Arthritis-Enzephalitis (CAE)
Epikrise
Bei der CAE handelt es sich um eine Viruserkrankung der Ziegen, die sich, je nach Alter
der betroffenen Tiere, in Enzephaltis, Arthritis und/oder Mastitis äußert. Bei erwachsenen
Ziegen entwickeln sich Arthritiden besonders im Carpalgelenk, während sich die
Enzephalitiden vor allem bei zwei bis vier Monate alten Ziegenlämmern zeigen.
Charakteristisch sind die lange Inkubationszeit und ein chronisch-progredienter Verlauf.
Der Erreger der CAE gehört zur Familie der Retroviridae und zum Genus des Lentivirus. Es
besteht enge antigenetische Verwandtschaft mit dem Verursacher von Maedi-Visna beim
Schaf, ist aber ansonsten eine eigenständiges Virus. Die Widerstandsfähigkeit des Virus
gegenüber Umwelteinflüssen ist gering. Serumantikörper bewirken keinen Schutz vor der
Infektion mit CAE. Das Virus befällt im Wirtstier Monozyten und Makrophagen und kann
so von dem Immunsystem nicht erkannt werden. Die Virusreplikation erfolgt in den
Makrophagen. An den Vermehrungsstellen des Virus entstehen Immunkomplexe mit
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Makrophagen, die für die pathogentischen Veränderungen mitverantwortlich sind. Es
kommt zur Gewebszerstörung und zu einer persistierenden Infektion.
Hauptübertragungsweg ist die vertikale Infektion der Ziegenlämmer über das Kolostrum.
Horizontale (zwischen milchenden Ziegen, durch Bluttransfusion u.a.) und intrauterine
Übertragung sind möglich, jedoch von untergeordneter Bedeutung.
Es gibt keine Anhaltspunkte dafür, daß Lentiviren unter natürlichen Bedingungen von Ziegen
auf Schafe übertragen werden können, obwohl Schafe experimentell infiziert werden können.
Die Arthritis beginnt mit Verdickung und Anfüllung der Bursa präcarpalis, langsamer
Gewebszubildung, Flüssigkeitsansammlungen im Gelenk und in den Sehnenscheiden.
Lahmheiten treten allerdings erst im spätem Stadium auf. Die Tiere bewegen sich ungern und
liegen sehr viel (Hautabschürfungen). Die Tiere magern trotz gutem Appetit ab und haben
einen Rückgang in der Milchleistung. Insgesamt erkranken allerdings nur 1/3 der
seropositiven Tiere.
Bei den Mastitiden handelt es sich um chronisch indurative. Die Milchqualität ist
unbeeinflußt, aber es fällt eine schlechte Milchleistung auf. Die Körpertemperatur liegt bei
der indurativen Mastitis bei 39,2 bis 40,5 °C. Das Euter ist geschwollen und bei der tiefen
Palpation des Euters sind verdickte Stränge im Parenchym zu fühlen. Die
Inguinallymphknoten und die Lnn. supramammarici sind vergrößert. Außerdem bewirkt eine
Lentivirusinfektion im Euter eine mononucleäre Zell-Infiltration, wodurch die Zellzahl im
CMT Test erhöht ist. Andere Erreger der indurativen Mastitis sind Pseudomonas aeruginosa,
hämolysierende Streptokokken u.a.
Die Enzephalitis zeigt sich als Leukoenzephalomyelitis, bei der sich Lymphozyten und
Makrophagen in den Leptomeningen ansammeln. Daneben werden herdförmige Nekrosen
beobachtet. Die Veränderungen sind ausgeprägter in der weißen Substanz. Symptome sind
Überköten der Hinterbeine, Ataxien, Lähmung der Hintergliedmaßen bis hin zur Tetraplegie.
Soweit diffuse interstitielle Pneumonien auftreten, verlaufen sie subklinisch und höchstens
Lämmer zeigen leichte respiratorische Symtome.
Eine vorläufige Diagnose kann anhand der typischen klinischen Symptome gestellt werden.
Da die Krankheit aber oft ohne Symptome verläuft, sollte die Diagnose mit Hilfe der
Serologie mittels Immundiffusion oder besser mit einem Immunassay mit Maedi-Visna- oder
CAE-Antigen gestellt werden. Ein kompetitiver ELISA sowie PCR sind in Entwicklung.
Manchmal treten Antikörper erst nach zwei Jahren post infectionem auf, oder sie fehlen ganz
bei einem chronischen Verlauf. Während dieser Zeit können infizierte, antikörperfreie Tiere
das Virus ausscheiden und stellen eine Ansteckungsquelle für andere Ziegen dar.
Der Virusnachweis aus Monozyten ist sehr aufwendig und wird nicht routinemäßig
durchgeführt.
Differentialdiagnostisch muß bei vorliegenden Symptomen auch an Arthritiden und
Enzephalitiden mit anderer Ätiologie gedacht werden.
Arthritiden können bei der Ziege auch durch Mycoplasmen ausgelöst werden. Bei der
Infektion mit M. agalactiae, capricolum und mycoides ssp. sind Arthritiden mit einhergehende
Pneumonien und Mastitiden vor allem bei jüngeren Tieren zu beobachten. Die Gelenke sind
vermehrt warm, geschwollen und schmerzhaft. Meist endet die Erkrankung ohne eine
Behandlung nach 4 bis 10 Tagen letal.
Auch eine Arthtitis durch Erysipelothrix rhusiopathiae, das Schweinerotlauf Bakterium, ist
möglich, wobei Schafe in der Regel anfälliger für die Infektion sind als Ziegen. Die
Übertragung erfolgt wahrscheinlich über Verletzungen. Symptomatisch zeigt sich ein steifer
Gang, wenig geschwollene aber schmerzhafte Tarsal- und Carpalgelenke. Typisch ist die
vorbiegige Stellung der Carpalgelenke.
Enzephalitiden können auch durch Listeria monocytogenes seltener durch Listeria ivanovii
verursacht werden. Die Infektion erfolgt oral. Das häufigst Symptom der Listeriose ist die
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Enzephaltitis, die oft mit Exizitationen einhergeht. Im weiteren Verlauf der Listeriose
entwickeln
sich
Fieber,
Konjunktivitis,
Ophistotonus,
Bewegungsund
Orientierungsstörungen u.a. . Bei Ziegen kommt es häufig zu einem septischem Verlauf mit
Fieber, Mattigkeit, Anorexie und Durchfall mit Blutbeimengungen. Auch Aborte in der
bakteriämischen Phase sind keine Seltenheit.
Da bei der Eingangsuntersuchung ein positiver CAE-Titer festgestellt worden ist, kann man
die möglichen Differentialdiagnosen ausschließen. Ansonsten müssten weiterführende
Untersuchungen eingeleitet werden (bakteriologische Untersuchung).
Therapie und Bekämpfung
Eine Therapie für das Muttertier ist nicht möglich. CAE ist unheilbar. Da infizierte
Muttertiere die Hauptkontaminationsquelle darstellen, ist ein entsprechendes
Aufzuchtmanagement einzuhalten. Die Lämmer infizierter Muttertiere werden sofort nach der
Geburt abgesondert bzw. besser noch per Kaiserschnitt entbunden. Sie werden am besten in
einen anderen Bestand umgestallt und mit dem pasteurisiertem Kolostrum der Mutterziege
gefüttert. Beim Pasteurisieren (70 °C) des Kolostrums sollen die Lentiviren zugrunde gehen,
aber die Immunkomplexe noch vorhanden sein. Allerdings ist die Unbedenklichkeit des
pasteurisierten Kolostrums umstritten. Sicherer ist es deshalb das Kolostrum von
unverdächtigen Ziegen oder von Kühen zu verwenden, wobei bei der Aufzucht von
Ziegenlämmer mit Kuhmilch häufig ein hämolytischer Ikterus zu beobachten ist.
Die CAE ist im Gegensatz z.B. zur Schweiz weder anzeige- noch meldepflichtig. Dennoch
gibt es Zuchtverbände, die in ihren Betrieben auf freiwilliger Basis die CAE bekämpfen. Als
CAE- frei gilt ein Betrieb, der die betreffenden Ziegen mindestens dreimal im Abstand von 12
Monaten –also über einen Zeitraum von zwei Jahren- mit negativem Befund hat untersuchen
lassen. Nur solche Tier dürfen verstellt werden (Ausnahme: direkter Weg zur Schlachtung).
Die seropositiven Tiere müssen entfernt werden.
Prognose
Die Prognose für das Muttertier ist infaust. Treten während der Trächtigkeit keine weiteren
Krankheitsanzeichen bei dem Muttertier auf, und die Geburtsanzeichen werden früh genug
erkannt, so daß die nötigen Vorsichtsmaßnahmen getroffen werden können, so ist die
Prognose für das Ziegenlamm gut.
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