Marketing BWL / Univ.-Prof. Dr. Gerd Waschbusch 55 2003-12-20 V Distributionspolitik 8. Welche Funktionen nimmt der Handel im Distributionsprozess wahr? Handelsfunktionen räumliche Funktion (Raumüberbrückungsfunktion) [Überbrückung der räumlichen Distanz] zeitliche Funktion (Lagerfunktion) Quantitätsfunktion [Ausgleich der Mengenunterschiede zwischen Herstellung und Verbrauch] z.B. Aufkaufgroßhandel Qualitätsfunktion [Ausgleich von Qualitätsunterschieden] Kreditfunktion [eigene Banken des Handels] Werbefunktion [Weckung von Bedürfnissen] 9. Nennen Sie Stellung zum Vorwurf, der selbständige Handel verteuere nur unnütz die Waren (=Unproduktivität des Handels)! Der Handel ist für uns sehr produktiv, da er uns sehr viele Aufgaben / Funktionen abnimmt, die auch nicht umsonst von ihm übernommen werden können. Wenn wir z.B. zum Herstellerunternehmen selber fahren würden, um die Ware einzukaufen, würden für uns Kosten des Transportes entstehen. Also würde die Ware automatisch teurer werden. 10. Eine Unternehmung hat ein Gerät zur Entkeimung von Wasser entwickelt. Da vergleichbare Produkte noch nicht am Markt sind, steht der Facheinzelhandel, der als Absatzmittler gewonnen werden soll, dem neuen Produkt eher zurückhaltend gegenüber. Wie kann die Unternehmung die notwendige Zahl von Absatzmittlern zur Mitarbeit gewinnen? Push-Strategie versus Pullstrategie Abbildung 22-7: Push- und Pullstrategie als Alternativen zur Stimulierung des Absatzes Push-Strategie Verkaufsdruck Hersteller Verkaufsdruck Zwischenhandel Endnutzer absatzfördernde Aufwendung z.B. bei Einführung eines neuen Produktes bearbeitet der Hersteller den Handel Pull-Strategie Verkaufsdruck Hersteller Verkaufsdruck Zwischenhandel absatzfördernde Aufwendung z.B. mit der Werbung des Audi-Wagens verkaufte sich die Wackelfigur des Elvis Endnutzer Marketing BWL / Univ.-Prof. Dr. Gerd Waschbusch 56 2003-12-20 11. Absatzwegewahl Fachhandel – Warenhäuser mittels eines Gewinnvergleichs Ein japanischer Videohersteller plant, mit seinem Produkt VR 2000 den deutschen Markt zu beliefern. Die Produktionskosten betragen 1.000 EUR/ME. Für die Einführungsstrategie stehen zwei alternative Absatzkanäle zur Verfügung: 1. Alternative: Nur der Fachhandel wird bedient, wobei 100 große Facheinzelhändler direkt und die übrigen Fachgeschäfte indirekt über 50 Fachgroßhändler versorgt werden. Absatzmengen, Abgabepreise an den Handel und die Transportkosten pro Händler und Monat ergeben sich aus der Folgenden Tabelle: Handelsstufen Fachgroßhandel Facheinzelhandel Absatzmenge pro Geschäft und Monat (ME) 200 14 Abgabepreis (EUR/ME) 1.100 1.200 Transportkosten pro Geschäft und Monat(EUR) 3.000 462 2. Alternative: Der Vertrieb erfolgt exklusiv über die deutschen Warenhäuser, wobei die gleiche Menge abgesetzt werden soll, wie sie über den Fachhandel (Alternative 1) realisiert wird. Dem Hersteller ist aus einer Marktforschungsstudie bekannt, dass die monatlichen Abnahmemengen (x) aller Warenhäuser vom Bezugspreis (p) abhängig ist. Die aggregierte Nachfragefunktion lautet: p = 9.130 + 5x – 0,0005x² Bei der Wahl dieser Alternative fallen für den Schiffstransport 100.000 EUR pro Monat und für die Auslieferung an die Warenhäuser insgesamt Kosten von 400.000 EUR pro Monat an. Führen Sie einen Gewinnvergleich für die beiden Absatzkanalalternativen durch! Gewinnvergleich für die Absatzkanalalternativen Gewinn i.S. eines Deckungsbeitrages 1. Alternative Gesamter DB der Alternative Fachhandel a) Fachgroßhandel (FGH) Stückdeckungsbeitrag FGH = Abgabepreis pro ME – Produktionskosten pro ME = 1.100 EUR/ME – 1.000 EUR/ME = 100 EUR/ME Gesamtdeckungsbeitrag FGH = (Stückdeckungsbeitrag FGH * Absatzmenge pro Geschäft * Anzahl der Geschäfte) – (Kanalspezifische Transport- und Auslieferungskosten * Anzahl der Geschäfte) = (100 EUR/ME * 200 ME/Geschäft * 50 Geschäfte) – (3.000 EUR/Geschäft * 50 Geschäfte) = 850.000 EUR/Monat Marketing BWL / Univ.-Prof. Dr. Gerd Waschbusch 57 2003-12-20 b) Facheinzelhandel (FEH) Stückdeckungsbeitrag FEH = Abgabepreis pro ME – Produktionskosten pro ME = 1.200 EUR/ME – 1.000 EUR/ME = 200 EUR/ME Gesamtdeckungsbeitrag FEH = (Stückdeckungsbeitrag FEH * Absatzmenge pro Geschäft * Anzahl der Geschäfte) – (Kanalspezifische Transport- und Auslieferungskosten * Anzahl der Geschäfte) = (200 EUR/ME * 14 ME/Geschäft * 100 Geschäfte) – (462 EUR/Geschäft * 100 Geschäfte) = 233.800 EUR/Monat c) Gesamtdeckungsbeitrag des Fachhandels Gesamtdeckungsbeitrag des Fachhandels = Gesamtdeckungsbeitrag FGH + Gesamtdeckungsbeitrag FEH = 850.000 EUR/Monat + 233.800 EUR/Monat = 1.083.800 EUR/Monat 2. Alternative Gesamtdeckungsbeitrag der Alternative Warenhäuser (?) a) Gesamtabsatzmenge des Fachhandels = 200 ME/FGH * 50 FGH + 14 ME/FEH * 100 FEH = 11.400 ME/Monat b) Bezugspreis der Warenhäuser (der aus Sicht des Herstellers von den Warenhäusern bei der gewünschten Absatzmenge erzielbare Preis) p = 9.130 + 5x – 0,0005x² p = 9.130 + 5 * 11.400 – 0,0005 * 11.400² p = 1.150 EUR/ME c) Gesamtdeckungsbeitrag WH Gesamtdeckungsbeitrag WH = Stückdeckungsbeitrag WH * Gesamtabsatzmenge WH – Transportkosten WH – Auslieferungskosten WH = (1.150 – 100) * 11.400 – 100.000 EUR – 400.000 EUR = 1.210.000 EUR/ME Fazit: Gesamtdeckungsbeitrag WH > Gesamtdeckungsbeitrag des Fachhandels 1.210.000 EUR/ME > 1.083.800 EUR/Monat Alternative 2 ist vorzuziehen! Marketing BWL / Univ.-Prof. Dr. Gerd Waschbusch 58 2003-12-20 12. Was ist die zentrale Zielsetzung der physischen Distribution? Buch ab S.? ff 21. Auflage Buch ab S.598 ff 20. Auflage physischen Distribution Marketing-Logistik (Kostenminimierungsüberlegung) Befassung mit: Transportmittel Transportwege (Zwischen-)Lagerkapazitäten (Zwischen-)Lagerstandort 13. Welche Entscheidungsprobleme sind im Zusammenhang mit Fragen der physischen Distribution zu lösen? Entscheidungsprobleme /-tatbestände der Marketing-Logistik: Eigentransport versus Fremdtransport Lagerentscheidung u.a. Eigen- oder Fremdlager (Lieferbereitschaft) Wahl des Transportmittels (z.B. Schiff, Flugzeug, Bahn, LKW) Wahl der Transportwege (Problem der Tourenplanung) 14. Eigenlieferung oder Fremdlieferung Eine Unternehmung muss im Laufe eines Monats verschiedene Kunden beliefern und hierbei etwa 2.000 km mit einem Kleinlastwagen zurücklegen. Sie steht nur vor der Entscheidung einen neuen Kleinlastwagen anzuschaffen oder eine Transportunternehmung mir der Auslieferung zu beauftragen. Die Transportunternehmung würde 1,38 EUR je km berechnen. Bei Eigenlieferung würden hingegen folgende kosten anfallen: - Anschaffungskosten in Höhe von 36.000 EUR für einen Kleinlastwagen bei einer zu erwartenden Gesamtkilometerleistung von 3600.000 km; Kalkulatorisch zinsen in Höhe von 10 % jährlich au das durchschnittlich gebundene Kapital (= ½ der Anschaffungskosten) Kfz-Steuern und Versicherungen in Höhe von 1.500 EUR pro Jahr; Personalkosten für den Fahrer des Kleinlastwagens in Höhe von 2.700 EUR pro Monat; Treibstoff-, Instandhaltungs- und Reparaturkosten in Höhe von 0,23 EUR pro km. a) Welche Alternative ist bei der angenommenen Auslieferungsstrecke von 2.000 km pro Monat kostengünstiger b) Bei welcher km-Zahl pro Monat sind die Kosten beider Belieferungsmöglichkeiten gleich hoch? a) Kosten bei Fremdlieferung: = 2000 km/Monat * 1,38 EUR/km = 2.760 EUR/Monat Marketing BWL / Univ.-Prof. Dr. Gerd Waschbusch 59 2003-12-20 Kosten bei Eigenlieferung: kalkulatorische Abschreibungen = 36.000 EUR / 300.000 km = 0,12 EUR/km = 0,12 EUR/km * 2.000 km/Monat = 240 EUR/Monat kalkulatorische Zinsen: [Fixkauf] = (36.000 EUR * 0,5 * 0,10) / 12 Monate = 150 EUR/Monat [= (36.000 EUR/2 * 10%) / 12 Monate = 150 EUR/Monat] Kfz-Steuern und Versicherung = 15.000 EUR/Jahr / 12 Monate/Jahr = 125 EUR/Monat Personalkosten = 2700 EUR/Monat variable Betriebskosten = 0,23 EUR/km * 2.000 km/Monat = 460 EUR/Monat Σ 3.675 EUR/Monat Ergebnis: Fremdlieferung 2.760 EUR/Monat < Eigenlieferung 3.675 EUR/Monat Fremdlieferung ist vorzuziehen! Probleme: kein persönlicher Kontakt zum Kunden (Qualitätsverluste), weil evtl. die Fremdfirma den Kunden nicht so beliefert, wie es die eigenen Mitarbeiter, die den Bezug zu der Firma haben, tun würde größere bzw. zusätzliche Auslastung des LKWs als die 2.000 km/Monat Personalkosten werden zusätzlich auf andere Aufgaben im Unternehmen verteilt. reine Kostenentscheidung kann zur Fehlentscheidungen führen b) Kosten Fremdlieferung = Kosten Eigenentscheidung 1,38 EUR * x 1,38 x 1,03 x x = (0,12 EUR + 0,23 EUR) * x + 150 + 125 + 2.700 = 0,35 x + 2.975 = 2.975 = 2.888 km / Monat | - 0,35 x | / 1,03 Marketing BWL / Univ.-Prof. Dr. Gerd Waschbusch 60 2003-12-20 15. Mindestauftragsgröße Stellen Sie für die Unternehmung „Ich-weiss-nicht“ fest, welche Mindestauftragsgröße in EUR ein Kunde durchschnittlich tätigen muss, um die variablen und fixen Kosten eine Auftrages zu decken. Aus dem internen Rechnungswesen der Unternehmung stehen Ihnen hierzu folgende Daten zur Verfügung: - fixe Kosten pro Auftrag 150 EUR variabel Herstellkosten (HK) des Auftrages in % vom Umsatz 45 % variabel Vertriebs- und Verwaltungskosten (VuVK) des Auftrages in % vom Umsatz 15 % Leben Sie Ihrer Berechnung folgende Formel zugrunde: Fixe Kosten pro Auftrag in EUR Mindestauftragsgröße in EUR = 1 – variabel HK in % – variabel VuVK in % Mindestauftragsgröße in EUR = Mindestumsatz des Kunden in EUR 150 EUR Mindestauftragsgröße in EUR = 1 – 0,45 – 0,15 150 EUR = 0,40 = 375 EUR 0,40 Deckungsbeitrag (0,40 EUR) für 1 EUR Umsatz brauche ich 0,40 EUR zur Abdeckung der Fixkosten Probe: 375 EUR Annahme des Kunden: 500 EUR 45 % 15 % = 168,75 EUR = 56,25 EUR = 150,00 EUR (variabel HK) (variabel VuVK) (fixe Kosten des Auftrags) 45 % 15 % = 225,00 EUR = 75,00 EUR = 150,00 EUR (variabel HK) (variabel VuVK) (fixe Kosten des Auftrags) = 450,00 EUR = 50,00 EUR Gewinn ( 0,40 * 125,00 EUR = 50 EUR) (500 EUR – 375 EUR) Marketing BWL / Univ.-Prof. Dr. Gerd Waschbusch 61 2003-12-20 16. Zusammenhänge zwischen Absatzmenge und Lieferzeit Eine Mehrproduktunternehmung ist auf drei Absatzmärkten tätig. Die Marktforschungsabteilung hat festgesellt, dass auf diesen Absatzmärkten unterschiedliche Beziehungen zwischen den Absatzmengen (x) und der Lieferzeit (t) bestehen. x x x t Absatzmarkt A t Absatzmarkt B t Absatzmarkt C Erläutern Sie die unterschiedlichen zusammenhänge zwischen Absatzmenge und Lieferzeit in den drei Absatzmärkten und nenn Sie die Hauptgründe für diese zusammenhänge! Absatzmarkt A Je länger die Lieferzeit ist, desto weniger habe ich am Absatz. Wieso? Weil man Ausweichmöglichkeiten auf andere Lieferanten hat. Absatzmarkt B Schnellrestaurant bzw. Restaurant wo man längere Wartefristen mit Qualität verbindet Absatzmarkt C Absatz hat überhaupt keinen Einfluss auf die Lieferzeit. Lieferzeit spielt keine Rolle. Marketing BWL / Univ.-Prof. Dr. Gerd Waschbusch 62 2003-12-20 VI Preis- und Konditionenpolitik 1. Geben Sie einen Überblick über die Einsatzfelder der Preis- und Konditionenpolitik Kontrahierungspolitik Preis- und im Rahmen der klassischen Preistheorie in der betrieblichen Praxis Konditionenpolitik Rabatte Lieferungs- und Zahlungsbedingungen Absatzkredite + andere Marketinginstrumente Präferenzpolitik 2. Welche Fragestellung verfolgt die Preispolitik im Rahmen der klassischen Preistheorie? Klären Sie in diesem Zusammenhang auch die Begriffe „vollkommener Markt „ und „unvollkommene Konkurrenz“! Fragestellung der Preispolitik im Rahmen der klassischen Preistheorie: Welches ist der gewinnmaximale Preis auf vollkommenen Märkten? Fragestellung der Preispolitik betrieblichen Praxis: Welches ist die optimale Gestaltung des Absatzpreises auf unvollkommenen Marktes? Bedingungen eines unvollkommenen Marktes: Maximumprinzip vollständige Markttransparenz Homogenitätsbedingungen unendlich hohe Reaktionsgeschwindigkeit + unendlich viele Nachfrager und Anbieter ( vollkommne Konkurrenz) Abb. 25 S.? 21. Auflage: Marktformenschema Abb. 25 S. 517 20. Auflage: Marktformenschema Anbieter Nachfrager viele Kleine wenige Mittelgroße ein Großer viele Kleine wenige Mittelgroße ein Großer Vollkommene Konkurrenz NachfrageOligopol NachfrageMonopol AngebotsOligopol Bilaterales Oligopol Beschränktes Nachfragemonopol AngebotsMonopol Beschränktes Angebotsmonopol Bilaterales Monopol Marketing BWL / Univ.-Prof. Dr. Gerd Waschbusch 63 2003-12-20 Abb. 48 S.? 21. Auflage: Preispolitische Instrumente auf vollkommenen und unvollkommenen Märkten Abb. 48 S. 545 20. Auflage: Preispolitische Instrumente auf vollkommenen und unvollkommenen Märkten Merkmal Markverfassung gehandelte Güter alternative Einheitspreise differenzierte Preise klassische Preistheorie vollkommener Markt homogen möglich unmöglich praktische Preispolitik unvollkommener Markt heterogen möglich möglich 3. Welche stark vereinfachenden Prämissen liegender klassischen Preistheorie zugrunde? Buch ab S.? ff 21. Auflage Buch ab S.547 ff 20. Auflage Vereinfachung [Modellvereinfachung]: - vollkommener Markt - Aktionsparameter ist nur der Preis (Handlungsparameter) - statische Betrachtung (statische Preisabsatzfunktion) - vollkommene Sicherheit 4. Unterscheiden Sie zwischen der monopolistischen und er konkurrenzgebundenen Verhaltensweise eines Anbieters! monopolistischen Verhaltensweise eines Anbieters: Preisfestsetzung durch den Monopolisten und die Nachfrager können nicht reagieren, weil sie keine Ausweichmöglichkeiten haben. konkurrenzgebundene Verhaltensweise eines Anbieters: andere Anbieter reagieren auf meine preise und die Nachfrager evtl. auch Abbildung: Absatzentwicklung der Zigarettenmarke West – Ein klarer Fall von Hysterie Absatz in Milliarden Zigaretten 2,5 1981 1985