Infoblatt Buddhismus Buddhismus 1. Gründer Über die genaue Lebenszeit des Buddha herrscht noch keine Einigkeit. Das Geburtsjahr wird um 560 und das Todesjahr um 480 v. Chr. vermutet. In den achtzig Jahren seines Wirkens hielt Buddha sich in relativ dicht beieinander liegenden Orten im südlichen Himalayagebiet auf. Geboren wurde er in Lumbini, einem Dorf an der nepalesischen Grenze, als Sohn eines Adligen. Er erhielt den Namen Siddhartha Gautama und verbrachte seine Jugend ohne materielle Not in Kapilavastu, der Hauptstadt des Volkes der Shakaya. An dessen Spitze stand sein Vater Shuddhodana Gautama. Im Alter von 16 Jahren wurde Siddhartha mit einer gleichaltrigen Kusine verheiratet. Doch in seinem 29. Lebensjahr, unmittelbar nach Geburt seines Sohnes Rahula, gab er Familie und Heimat auf. Mittellos und nur mit dem gelben Gewand der Asketen bekleidet, macht er sich auf die Suche nach einem Lehrer. Der Aufenthalt bei zwei Yogis verschafft ihm zwar höhere Bewußtseinszustände, aber die Ergebnisse befriedigen ihn nicht. Er übt sich in strengster Enthaltsamkeit (Askese), die fast zu seinem Tod führt, doch auch dieser Versuch bringt ihn nicht an das erhoffte Ziel. Er läßt sich in der Nähe des heutigen Bodh-Gaya am Ufer eines Flusses unter einem Feigenbaum nieder. Dort wird ihm in tiefer Meditation die ersehnte Erleuchtung zuteil und fortan ist er der Buddha (der Erwachte/Erleuchtete). Er begibt sich nach Benares, wo er im Gazellenheim von Sarnath vor fünf Mönchen seine erste Predigt hält. Sie beinhaltet die Lehre von den Vier Edlen Wahrheiten und vom Mittleren Weg, dem Weg zwischen den Extremen von hemmungsloser Genußsucht und harter Selbstzucht. Es ist eine Lehre für alle Menschen über die Kastengrenzen hinweg. Zum Zeitpunkt der Erleuchtung war Buddha etwa 35 Jahre alt. In den folgenden 45 Jahren bis zu seinem Tod zieht er predigend durch das nördliche Indien und gewinnt immer mehr Anhänger. Als er achtzigjährig in Kushinara an einer Lebensmittelvergiftung stirbt, ist die Gemeinde bereits so weit etabliert, daß sie auch ohne ihren Meister weiter bestehen kann. 2. Heilige Schrift Wie fast jeder Religionsstifter hat auch Buddha seine Lehren nicht selbst schriftlich niedergelegt. Erst nachdem Schüler seine Aussprüche über einige Jahrhunderte hinweg mündlich weitergegeben hatten, wurde der buddhistische Kanon verfaßt. Dennoch kann von der Echtheit der Überlieferung ausgegangen werden, denn die mündliche Weitergabe ist oft sogar exakter als die schriftliche. Die Texte mußten in langen Studienjahren wortwörtlich auswendig gelernt werden und blieben so in ihrer ursprünglichen Substanz erhalten. v1.1 © ÖRK, Generalsekretariat, Bereich EIB, Wien 2005 Seite 1/3 Die buddhistischen Texte erzählen von zahlreichen Gelegenheiten, bei denen der Buddha die Tugenden der mitleidsvollen Anteilnahme am Schicksal anderer, der Bereitschaft, seinen Gegnern zu verzeihen, der Fähigkeit zur Friedensstiftung zwischen verfeindeten Parteien und des Einfühlungsvermögens als Lehrer aufzeigte. 3. Lehre Die für alle Buddhisten gültige, gemeinsame Grundlage des Dharma (Lehre) besagt, daß es Vier Edle Wahrheiten gibt: - die Feststellung „Alles ist Leid“ - die Entstehung des Leidens - die Überwindung des Leidens und - der Weg zu dessen Überwindung. Der Mensch weiß zwar, daß er regelmäßig in Situationen gerät, die Leiden verursachen, aber - wenn es ihm gut geht - vergißt oder verdrängt er diese Tatsache. Der Mensch ist nach buddhistischem Verständnis nicht das einheitlich Ganze, als das er in der westlichen Betrachtungsweise angesehen wird. Er hat keine eigentliche Persönlichkeit, sondern ist aus fünf Skandhas zusammengesetzt, nämlich: dem Körper, den Empfindungen, den Wahrnehmungen, den Triebkräften und dem Bewußtsein. Diese vermitteln in ihrer Gesamtheit das illusionäre Gefühl eines Ichbewußtseins. Wann und in welcher Form die Wiedergeburt erfolgt, wird durch das Karma (Tat) eines Menschen entschieden. Das Karma ist die Gesamtsumme aller guten und schlechten Handlungen, Gedanken und Willensregungen während eines Lebens. Dabei kommt es weniger darauf an, was jemand durch sein Verhalten bewirkt, sondern in welcher Absicht er etwas tut. Die Auswirkungen des Karma werden jedoch nicht als Strafe im moralischen Sinn angesehen. Es gibt kein höheres Wesen, das die Menschen belohnt oder bestraft, sondern jeder ist für seine körperliche Verfassung und seine soziale Stellung selbst verantwortlich. Der Achtfache Pfad, nämlich rechtes Verstehen und rechtes Denken (Weisheit), rechtes Reden, rechtes Handeln und rechtes Leben (Ethik), rechtes Streben, rechtes Gedenken und rechtes Sich-Versenken (Meditation) bildet eine Art Anweisung, deren Befolgung für jeden Buddhisten verpflichtend ist. Der Mensch steht im Mittelpunkt, und es ist in seine Hand gelegt, ob er dem Pfad folgt oder nicht; aber ohne Vertrauen in die Lehre und ohne die Beachtung aller Teile ginge er in die Irre. Daß der Buddhismus keinen vom Menschen unabhängigen Gott und keine Seele kennt, heißt nicht, daß es im Belieben des Individuums stünde, was es von der Lehre akzeptieren will und was nicht. 4. Verbreitung Weltweit beträgt der Anteil der Buddhisten 5,92% der Weltbevölkerung, das sind 385 Mio. Menschen (Stand: 11-2005) Asien: 280 Mio. (v.a. Sri Lanka, Thailand, Laos, Burma, Kambodscha, China, Tibet, Nepal, Japan, Vietnam, Korea), übrige Welt insgesamt 105 Millionen. v1.1 © ÖRK, Generalsekretariat, Bereich EIB, Wien 2005 Seite 2/3 5. Gotteshaus Hausaltäre, Stupa (religiöse Bauwerke mit Reliquien oder heilige Texte/Gegenstände), Tempel. 6. Auswirkungen auf die Arbeit in der Notunterkunft Meditation: Strenge Konzentrationsübungen, aufrechter Sitz, Beine ineinander verschränkt, totale Ruhe, entspanntes Gesicht (ein Mensch in dieser Haltung darf nicht gestört werden). Für Sterbende sollte unbedingt eine ruhige Atmosphäre geschaffen werden (für Reinkarnation Ruhe notwendig). Wenn jemand verstorben ist, darf er mindestens 30 Minuten darauf nicht berührt werden. 7. „Fettnäpfchen“ Talisman: nicht auf Bodenlegen, da sonst entweiht Vorsicht, Vermeidung emotionaler Bindung, da Ziel ist, sich von allem zu lösen Kein falscher Trost: Krankheit/Leid ist verdient durch frühere Fehler und muss nun getragen werden Obduktion untersagt, da Seele noch im Körper bleibt (ca. 3 Tage, außer bei Unfalltod, hier verlässt die Seele den Körper immer gleich). Vorher stets Familie fragen Kein Weinen und Wehklagen, sonst Störung bei der Loslösung der Seele. Quellen: Thomas Schweer und Stefan Braun, Religionen der Welt, München: Heyne Verlag, 1995 http://www.cia.gov/cia/publications/factbook/fields/2122.html v1.1 © ÖRK, Generalsekretariat, Bereich EIB, Wien 2005 Seite 3/3