Aviäre Influenza

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AKN , 30.03.2005
Aviäre Influenza
Die aviäre Influenza ist allenfalls ein Randgebiet der Rettungs- und Notfallmedizin.
Im Moment herrscht viel Hysterie und Durcheinander in der Bevölkerung.
Die Angst vor einer evtl. Pandemie ist allerdings nach Ansicht der WHO nicht unbegründet.
Welche Situation haben wir im Moment vorliegen ?
Trotz der inzwischen erheblichen Ausbreitung der Vogelgrippe kommt es nach wie vor nur
vereinzelt zur Übertragung von Wildvögeln auf Geflügel, andere Tiere und auf den
Menschen.
Bisher handelt es sich immer noch um eine Zoonose, also um eine nur vom Tier auf den
Menschen übertragbare Infektion. Allerdings ist wohl bei sehr engem Kontakt eine
Übertragung von Mensch zu Mensch möglich.
Welches klinische Bild führt zum Verdacht auf das Vorliegen einer Vogelgrippe ?
 Folgende 3 Kriterien müssen vorliegen :
- Fieber ( mindestens einmal > 38°C )
- Akuter Krankheitsbeginn
- eines der beiden Symptome : Husten oder Dyspnoe
oder :
- Tod durch unklare respiratorische Erkrankung
 Zusätzlich gefordert ist eine epidemiologische Exposition :
1. Kontakt mit Tieren oder deren Ausscheidungen
( Geflügel, Wildvögel und andere Tiere, bei denen in dem betroffenen Gebiet das HPAI / A / H5
/ N1 Virus nachgewiesen wurde )
 Aufenthalt in einem Gebiet mit laborbestimmten A/H5 bei Tieren
und dort :
direkter Kontakt mit einem erkrankten oder toten Tier
oder :
Aufenthalt auf einem Grundstück, auf dem innerhalb der voraus
gegangenen 6 Wochen infiziertes oder infektionsverdächtiges Geflügel
gehalten wurde
2. Menschlicher Kontakt
Gefordert wird ein direkter Kontakt mit einem menschlichen wahrscheinlichen
oder bestätigten Fall oder Kontakt mit seinen Sekreten
( Pflege, auch körperliche Untersuchung; gemeinsame Wohnung; unabhängig vom Tragen von
Schutzanzügen )
3. Laborexposition
Arbeit in einem Labor, in dem Proben auf Influenza A/H5 getestet wurden
Sollte sich der Verdacht auf Grund der Exposition erhärten, ist der Standardfragebogen
des NRZ ( Nationales Referenzzentrum für Influenza ) auszufüllen.
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Labordiagnostischer Nachweis :
-
Schnelltest auf Influenza A ( Nasenabstrich/Nasensekret in sterilem Röhrchen )
Virusserologie bzw. PCR auf A/H5/N1 an das NRZ nach Berlin
Bei dringendem Verdacht wird eine Probe auch bei negativem Schnelltest zur NRZ
geschickt.
Zuvor auf jeden Fall den Fragebogen ausfüllen und telefonisch Verbindung mit dem NRZ
aufnehmen. Bei dem Telefongespräch wird der Inhalt des Fragebogens abgefragt.
Soweit zum Vorgehen bei V.a. aviäre Influenza.
Festzuhalten ist, dass im Moment die Angst der Menschen vor einer Infektion mit dem H5/N1
Virus nahezu unbegründet ist.
Gefährlich wird die Situation nur, wenn zwei verschiedene Influenza A Viren eine Zelle
gleichzeitig befallen und ihre Gensegmente vermischen, was normalerweise nicht der Fall ist.
In der Regel entsteht bei der Vermischung der Erbinformationen ein inaktives Virus.
In wenigen statistisch eher unwahrscheinlichen Fällen kommt allerdings eine Genkombination
zustande, die zu einem neuen aggressiven Erreger führt.
Dieser Vorgang wird Antigenshift genannt.
( Antigendrift sind geringe Strukturveränderungen durch Mutationen. Hierbei sind die Strukturveränderungen
nicht so gravierend. Sie sind weiterhin wenigstens partiell erkennbar und hinterlassen eine Teilimmunität. )
Kommt es jedoch zu einem Antigenshift, sind die neuen RNA-Kombinationen von
Hämagglutinin (H) und Neuraminidase (N) nicht mehr erkennbar und die Infektion kann sich
ungehindert ausbreiten. Es kommt zur Pandemie.
Historie :
1918
1957
1977
1986
1997
Spanische Grippe mit 20 bis 100 Millionen Toten
Asiatische Grippe ( von Singapur ausgehend )
Russische Grippe
Hongkong Grippe
Hongkong Grippe
Epidemiologie :
Alle bisher beobachteten antigenen Shifts hatten ihren Ursprung in Südostasien.
Dort wird mit der sog. Hinterhoftierhaltung ( „Backyardhaltung“ ) das Gegenteil der
Massentierhaltung praktiziert. Geflügel- und Schweinehaltung findet in kleinsten Gruppen
sozusagen mit Familienanschluss statt. In einigen Ländern werden bis zu 80% des nationalen
Geflügelbestandes in der sog. Backyardhaltung gehalten.
Hier gelingt es ab und zu, dass Vogelinfluenzaviren und menschliche Influenzaviren
gleichzeitig Schweine infizieren. Bei einem Antigenshift von einem Geflügelvirus auf ein
humanpathogenes Virus kann das nun neu kombinierte Virus den Menschen infizieren, so
geschehen und nachgewiesen in Singapur 1957 und in Hongkong 1986.
WHO : Die Frage ist nicht, ob es zu einer Grippepandemie kommen wird, sondern
wann.
Bezweifelt werden muss jedoch, ob eine solche Pandemie heutzutage noch solch
verheerenden Ausmaße wie 1918 haben kann.
Mit Sicherheit wird uns eine Grippepandemie aber vor große Aufgaben stellen, sowohl in den
Krankenhäusern als auch im Krankentransport und im Rettungsdienst.
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