Christoph Willibald Ritter von Gluck

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1. Johannes Brahms
2. Frederic Chopin
3. Claude Debussy
4. Edward Grieg
5. Ferenz Listz
6. Modest Mussorgsky
7. Franz Schubert
8. Robert Schumann
9. Peter Tschaikowsky
10. Anton Bruckner
11. Richard Wagner
12. Guiseppe Verdi
13. Antonin Dworak
14. Bederzih Smetana
15. Nikolaj Rimsky Korsakow
16. Felix Mendelssohn
17. Carl Maria von Weber
18. Christophor Walibald Ritter von Gluck
19. Mayerbeer
20. G.Rossini
21. Donizetti
22. Bellini
s.19
s.21
s.23
s.28,
s.33
s.35
s.47
s.53
s.57
s.59
s.63
s. 70
s.73
s.75
s.80
s.83
s.86
s.87
Biographie von Johannes Brahms
1833
7. Mai: Johannes Brahms wird in Hamburg geboren. Sein Großvater war Gastwirt in der kleinen Stadt
Heide in Holstein. Der Vater gab die traditionellen Berufe der Familie auf, um Berufsmusiker zu werden,
konnte aber nur einen bescheidenen Lebensstandard erreichen. 1830 heiratete er 24-jährig die um 17
Jahre ältere Christiana Nissen. Der Ehe entstammten drei Kinder. Johannes war das zweite.
Klavierunterricht bei Otto Friedrich Willibald Cossel. Dieser begleitet seinen Vater, wenn er in Kneipen
1840 zum Tanz oder zur Unterhaltung aufspielt.
Erstes Auftreten als Pianist. Johannes wird als "Wunderkind" gefeiert und zu einer Amerika- Tour
1843 aufgefordert. Der Lehrer Cossel verhindert diese Reise. Johannes Brahms nimmt bei dem berühmten
Lehrer Eduard Marxsen Unterricht.
1853
Mit 20 Jahren verläßt Brahms Hamburg und unternimmt mit dem jungen ungarischen Violinisten E.
Reményi Konzertreisen. In Hannover lernt er den Geiger Joseph Joachim kennen, in Weimar Franz Liszt
und in Düsseldorf Robert und Clara Schumann. Schumann schreibt einen Aufsatz in den "Neuen
Bahnen", worin er Brahms als den kommenden Meister der Musik ankündigt.
27. Februar: Schumann versucht in einem Anfall von Wahnsinn sich das Leben zu nehmen, vier Tage
1854 später wird er in eine Nervenheilanstalt eingeliefert. Er stirbt dort am 29.Juli 1856. Brahms╢ Neigung zu
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Clara Schumann entwickelt sich zur Leidenschaft. Er wohnte bei Clara Schumann und begleitete sie auf
Konzertreisen. Clara hatte Robert Schumann sieben Kinder geboren. Zwischen Brahms und der um 14
Jahre älteren Frau entstand eine große Liebe, doch verließ er sie 1856. Er bewahrte ihr eine
immerwährende Freundschaft.
1857 Brahms arbeitet am Fürstenhof in Detmold. Er macht seine ersten Erfahrungen als Chordirigent.
Brahms lernt in Göttingen Agathe von Siebold kennen. Es kommt zur Verlobung, doch entzieht er sich
1858 der Bindung.
1862
Brahms bewirbt sich in Hamburg sowohl um die Dirigentenstelle der Singakademie als auch um die
Leitung des Philharmonischen Orchesters. Die Aufgabe wird dem Sänger Julius Stockhausen übertragen.
Am 8. Oktober 1862 reist er nach Wien und bleibt dort acht Monate. Er gab zahlreiche Konzerte und
fand neue Freunde.
Bei seiner Rückkahr nach Hamburg erfährt er, daß er zum Dirigenten der Wiener Singakademie (siehe
1863 "Musik-Geschichte") gewählt worden war. Er kehrt nach Wien zurück, verzichtet aber schon 1864 auf
diese Stelle.
1865 Brahms Mutter stirbt. Er beendet sein Deutsches Requiem, op. 50.
1866 Sein Vater heiratet ein zweites Mal. Zu seiner Stiefmutter hat er ein gutes Verhältnis.
Brahms erhält die Leitung des Wiener Singvereins (siehe "Musik-Geschichte"), die er bis 1875 beibehält.
1872 Er bezieht die Wohnung in der Karlsgasse.
1876 Die erste Symphonie wird fertiggestellt und am 4. November in Karlsruhe uraufgeführt.
Erster Pörtschach-Sommer-Aufenthalt. Brahms schreibt an seiner zweiten Symphonie D-Dur, op. 77. Sie
1877 wird am 30. Dezember in Wien urauffgeführt.
Das zweite Mal in Pörtschach . Brahms komponiert das Violinkonzert D-Dur, op. 77. Er macht seine
1878 erste Italien Reise (insgesamt neun) mit dem Arzt und Freund Theodor Billroth.
1879 Die Universität Breslau verleiht Brahms die Ehrendoktorwürde.
1880 Brahms verbringt den Sommer in Bad Ischl.
Brahms verbringt den Sommer in Mürzzuschlag in der Steiermark. Er beginnt mit der Arbeit an seiner
1884 vierten Symphonie.
Zweiter Sommerurlaub in Mürzzuschlag. Die vierte Symphonie wird fertiggestellt und in Meiningen am
1885 25. Oktober uraufgeführt.
1886 Brahms wird Ehrenpräsident des Wiener Tonkünstlerverein.
1889 Ehrenbürger in Hamburg.
1896 Clara Schumann stirbt am 20. Mai.
1897
3. April: Brahms stirbt in Wien und wird auf dem Wiener Zentralfriedhof beigesetzt. Er konnte
zahlreiche Ehrungen und Auszeichnungen entgegennehmen. Er wurde, für einige seit 1870, für andere
seit Wagners Tod, als der bedeutendste Komponist seiner Zeit angesehen, dessen Kompositionen alle
Gattungen der Musik, ausgenommen die Gattung Oper, umfaßte.
Vorbemerkung zur Zweiten Symphonie
Brahms' Erste Symphonie in c-Moll wird gerne als seine "Pathetische" genannt. Seine Zweite
Symphonie ist in der Musikgeschichte als die "Pastorale" eingegangen. Dieses Werk ist
hauptsächlich während des Sommers im Jahre 1877 entstanden, als Brahms zum ersten Mal in
Pörtschach am Wörthersee einen Sommerurlaub verbrachte.
Uraufführung
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Die Uraufführung erfolgte am 30. Dezember 1877 durch die Wiener Philharmoniker unter der
Leitung von Hans Richter (siehe "Österreich-Lexikon") und wurde vom Publikum freudig
aufgenommen.
Allgemeines zur Zweiten Symphonie
Die Vorstellung vom verschlossenen und ernsten Brahms mit seiner schwermütigen Musik ist
sehr verbreitet. Bekannt dafür ist das Wort von Hellmesberger über Brahms "Meine Freude ist
das Grab". Der Ernst ist zweifellos ein Merkmal der Brahmsschen Musik, doch gibt es auch
Werke, in denen Freude und Frohsinn zum Ausdruck gebracht werden. Die Zweite
Symphonie zählt dazu, ist doch "der Wörthersee ein jungfräulicher Boden, da fliegen die
Melodien, daß man sich hüten muß, keine zu treten!". In dieser Symphonie sind viele
Melodien, von der Gegend dieses Sees inspiriert, verarbeitet. Clara Schumann, die
Seelenfreundin von Brahms, konnte den Komponisten in Lichtental bei Baden-Baden
willkommen heißen, wo dieser in wenigen Wochen die Niederschrift der Partitur beendete.
Fryderyk Chopin - Biographie
Fryderyk Chopin (1810 – 1849)
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Fryderyk Franciszek Chopin wird am 1.März 1810 (nach eigenen Angaben, laut Taufbuch 22.Feb.) in Zelazowa
Wola bei Warschau geboren.
Sein Vater, ein gebürtiger Franzose, ist schon als junger Mann nach Polen gegangen und unterrichtet in den
aristokratischen Kreisen Warschaus, später am Lyzeum und schließlich auch an der Militärakademie
Französisch.
Mit 6 Jahren erhält Frederic den ersten Klavierunterricht beim böhmischen Musiker Adalbert Zywny, der ihn
vor allem für Bach, Haydn, Mozart und Beethoven begeistert.
Die ersten Kompositionen Chopins schreibt der Lehrer für ihn nieder.
1817 wird die "Polonaise in g-moll" gedruckt.
Schon bald wird der junge Pianist und Komponist als Wunderkind gefeiert.
Die Sommerferien verbringt er aus GesundheitsgrЭnden meistens am Land, im Bauerndorf Szafarnia, wo er die
polnische Volksmusik kennenlernt.
Zwischen 1823 und 1826 besucht er das Lyzeum und beginnt schließlich 1826 mit dem Studium am
Warschauer Konservatorium (Harmonie und Kontrapunkt bei Josef Elsner).
Doch Chopin zeigt kaum ein Interesse an den klassischen Formen und Orchestrierung, die er dort lernen soll.
Schon als Student versäumt er kaum eine Konzert- oder Opernaufführung, obwohl er weiъ, daъ die Leitungen
der Warschauer Oper sehr zu wünschen übrig lassen.
Nach einer kurzen Reise nach Berlin im Jahre 1828 kommt er 1829 endlich nach Wien, wo er auch die
Drucklegung einiger seiner Werke beaufsichtigt.
Schon nach zwei Auftritten wird er hier stürmisch gefeiert und kehrt heim, mit dem festen Vorsatz, wieder ins
Ausland zu gehen.
Was nützt mir das hiesige Lob! - auf das Urteil des Wieners, des Parisers kommt es an.
Also fährt er 1830 ein zweites mal nach Wien.
Doch der große Erfolg des ersten Besuchs wiederholt sich nicht.
So nützt er die Zeit mit Konzert-, und Opernbesuchen und Komponieren.
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Er lernt die Walzer von Strauß (der I.) und Lanner kennen, doch begnügt er sich nicht damit, diese zu imitieren,
sondern er schafft eine neue, zartere und poetischere Form des Walzers.
- MIDI FILE – Waltze op.64 n.2, for piano (3’26’’)
Nach 8 Monaten verläßt er Wien, es zieht ihn nach Paris.
In Stuttgart erreicht ihn die Nachricht von der blutigen Niederschlagung eines neuerlichen polnischen
Aufstandes gegen die russische Besetzungsmacht.
Im September 1831 trifft er in Paris ein.
Paris ist Zufluchtsort für politische Flüchtlinge und Mekka für Künstler aus ganz Europa.
Hier schließt er sofort enge Freundschaften mit Liszt, Mendelssohn und vielen anderen namhaften Musikern
seiner Zeit.
Obwohl seine Konzerte von Publikum und Kritik gleichermaßen begeistert aufgenommen werden, muß er sich
seinen Lebensunterhalt zunächst durch Klavierstunden für polnische Emigranten verdienen.
Doch mit dem Konzert bei einer Abendgesellschaft der Rothschilds gelingt ihm der große Durchbruch.
Die Baronin Rothschild meldet sich als Schülerin und viele Mitglieder der Gesellschaft folgen ihrem Beispiel.
Chopin tritt von nun an in den feinsten Pariser Salons auf.
Das macht ihn unabhängig von öffentlichen Konzerten und Reisen, zwingt ihn aber zu einem aufwendigerem
Lebensstil.
1835 findet die letzte Begegnung mit seinen Eltern statt, die in Karlsbad auf Kur sind.
Auf der Heimreise verliebt er sich in Dresden in Maria Wodzinska, die Tochter einer polnischen Adelsfamilie.
Ihre Eltern lehnen aber seinen Heiratsantrag ab, und die Romanze ist bald vorüber.
In Leipzig trifft er Mendelssohn wieder und lernt Robert Schumann und die 15-jährige Clara Wieck kennen.
Im Oktober 1836 begegnet er zum ersten Mal George Sand (eigentl. Baronin Aurore Dudevant), eine tragende
Schriftstellerin.
Chopin ist von ihr nicht sehr angetan, sie aber verliebt sich sofort in das Genie.
Ihre Einladung, den Sommer mit ihr und einigen Freunden auf ihrem Landgut in Nohant (Mittelfrankreich) zu
verbringen, lehnt er ab.
Erst im Sommer 1838 gibt er ihrem Drängen nach und verbringt einige Zeit mit ihr und ihren beiden Kindern in
Nohant.
Im Winter unternehmen sie eine Reise nach Mallorca, die Chopins schlechten Gesundheitszustand bessern soll.
Der Aufenthalt wird aber schlieъlich durch die feindseligen Inselbewohner und das feuchte, windige
Winterwetter für Chopin zur Qual.
Seine beginnende Lungentuberkulose wird dadurch nur noch verschlimmert.
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Dennoch entstehen auf Mallorca bedeutende Werke, u.a. die Preludes.
- MIDI FILE – 24 Preludes (complete) op.24 for piano (35’30’’)
In den folgenden Jahren verbringt er den Sommer mit George Sand in Nohant, das restliche Jahr leben sie in
getrennten Wohnungen in Paris.
In dieser Zeit gibt Chopin nur wenige öffentliche Konzerte und tritt eher in den vornehmen Salons der Stadt auf.
Es ist eine überaus fruchtbare Zeit für ihn als Komponist.
Obwohl er jede Anstrengung vermeidet, verschlechtert sich sein Gesundheitszustand zunehmend.
Dazu träg auch nicht unwesentlich das allmähliche Auseinanderbrechen der Beziehung mit George Sand bei.
Diese hat schon einige Zeit zuvor einen Schlüsselroman über ihr Verhältnis mit Chopin veröffentlicht (Lucrezia
Floriani), in dem er nicht besonders gut wegkommt.
Schlieъlich mischt sich Chopin auch noch in ihre Familienangelegenheiten ein und ergreift die Partei ihrer
Tochter, was im August 1847 zum endgültigen Bruch führt.
Nach der Trennung von George Sand ist Jane Stirling, eine ehemalige Schülerin und Bewunderin von Chopin,
seine größte Stütze.
1848 überredet sie ihn zu einer Englandtourne.
Er gibt Konzerte in London, Edinburgh, Manchester, Glasgow.
Doch das kühle, nebelige Wetter zwingt ihn schon bald zur Heimreise.
Als im Sommer 1849 der völlige Zusammenbruch folgt, bringen ihn Freunde nach Chaillot, außerhalb von
Paris.
Seine ältere Schwester Luduwika trifft noch rechtzeitig in Frankreich ein, bevor er am 17. Oktober in Paris an
Tuberkulose stirbt.
- MIDI FILE - Ballade no.1 (8'43'')
- MIDI FILE - Ballade no.2 (6'34'')
- MIDI FILE - Ballade no. 3 (6'42'')
- MIDI FILE - Ballade no. 4 (9'25'')
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Edvard Grieg
GRIEG, Edvard Hagerup,* 15. Juni 1843 in Bergen (Norwegen),+ 4. Sept. 1907 daselbst.
Griegs Vater Alexander war Kaufmann und britischer Konsul in Bergen, der gleichnamige
schottischstämmige Urgroßvater seit 1799 dänisch-norwegischer Staatsbürger. Eigentlich Greig
geheißen, änderte er bei der Verleihung der Staatsbürgerrechte die Schreibweise seines Namens in
Grieg, um die damaligen Sprachgewohnheiten seiner Mitbürger mit dessen eigentlichem Klang
abzustimmen (J.R. Greig 1952). Mutter Gesine war eine bei Albert Methfessel im damals dänischen
Altona ausgebildete Pianistin und Sängerin, die als Begleiterin und Pädagogin wesentlich das
Musikleben der Stadt prägte. Gesines Vater war der Gerichtspräsident Edvard Hagerup, einer der
Delegierten der ersten norwegischen Reichsversammlung, die am 10. April 1814 mit dem Ziel der
Erarbeitung eines Grundgesetzes zur Deklaration eines unabhängigen Staates zusammengetreten war.
(Im Kieler Frieden 1814 war Dänemark gezwungen worden, Norwegen an Schweden abzutreten, was
in Norwegen starke Reaktionen hervorgerufen hatte.) Edvard war das vierte von fünf Kindern Gesine
und Alexander Griegs. Bruder John (1840-1901) begann seine Berufslaufbahn als Cellist und war
Anreger u.a. der Sonate op. 36 und der Suite BoSE 118; von ihm selbst ist ein Capriccio für Kl.
erhalten. Schwester Benedicte (1838-1918) half Edvard bei der Ausschrift seiner ersten
Kompositionsversuche. Ein Klaviertanz namens Larvikspolka, entstanden in und benannt nach der
südostnorwegischen Kleinstadt Larvik, ist möglicherweise ihre Komposition; endgültige Belege für
diese Sichtweise stehen noch aus (K.H. Oelmann 1993b).
BERGEN grenzt unmittelbar an den Distrikt Fana mit seiner lebendigen Volksmusiktradition.
Es darf daher als sicher gelten, daß Grieg als Kind mit Volksmusik in Berührung gekommen ist.
Insofern mußte die Begegnung mit den Aufzeichnungen Ludvig Mathias Lindemans 1869 in ihrer
Bedeutung für das Griegsche Schaffen relativiert werden: Schon in den 3 Klavierstücken aus dem Jahre
1860 lassen sich volksmusikalische Einflüsse nachweisen (D. Schjelderup-Ebbe 1961, O. Gurvin 1953).
Auch müssen die Besuche des Volksmusikers und Violinvirtuosen Ole Bull, einem engen Freund der
Familie, bei Edvard nachhaltigen Eindruck hinterlassen haben. Nicht zuletzt auf Bulls Empfehlung
wurde Grieg 1858 zum Studium nach Leipzig geschickt. Es verdient Beachtung, daß Bull sich selbst als
Komponist betätigte, seiner Grenzen sich trotz Versuchen in der Großform jedoch bewußt war. Es kann
daher die These vertreten werden, daß - vor dem Hintergrund seines eigenen relativen Unvermögens Bull durch sein Insistieren auf einer gründlichen theoretischen Ausbildung Griegs diesen bereits damals
als möglichen Vollender der norwegischen nationalromantischen Musik sah.
GRIEG studierte bei Louis Plaidy, Ernst Ferdinand Wenzel, Ernst Friedrich Richter, Benjami Robert Papperitz,
Moritz Hauptmann, Carl Reinecke und Ignaz
Moscheles (H. de Vries Stavland 1996). Eine Ouverture und ein Streichquartett aus dieser Zeit haben
sich nicht erhalten, obwohl letzteres in
Auszügen bei Griegs norwegischem Debut (s.u.) aufgeführt wurde. Griegs Invektiven zu seiner
Studienzeit (E. Grieg 1905) haben immer wieder zu über deren sachlichen und Diskussionen
emotionalen Gehalt geführt. Jüngere Forschungen deuten darauf hin, daß es eher der Geist der Presse
in Leipzig als der Unterricht am Konservatorium war, der Griegs Urteil prägte. Bereits sein op. 1, die
Vier Stücke für das Pfte., wurden von der AmZ mit dem Hinweis auf angebliche Regelverstöße
abschätzig beurteilt (K. Skyllstad 1977), die Rezensionen der Werke der mittleren Schaffensperiode
durch die Signale für die musikalische Welt, u.a. des Opernfragmentes Olav Trygvason (A. Kühn 1894)
und des 2. Streichquartettes op. 27 (K.H. Oelmann 1992), nahmen den Charakter einer Kampagne an.
Die Qualität des Unterrichtes am Konservatorium steht hingegen nach
Untersuchungen von J. Reisaus (1988) und D. Schj.-Ebbe (op. cit.) nicht mehr in Zweifel. Auch
konnte die Ansicht von der einseitigen ästhetischen Ausrichtung des Institutes bei Berücksichtigung der
Tatsache, daß Franz Brendel dort 1846-1868 Ästhetik und Musikgeschichte lehrte (W. Konold
1996), nicht mehr in dieser Konsequenz aufrechterhalten werden.
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IN die Studienzeit Griegs fiel eine schwere Brustfellentzündung, die einen Lungenflügel außer Funktion
setzte.Grieg trug äußerlich einen Haltungsschaden davon,
war aber bis etwa 1903, von gelegentlicher Atemnot bei starken körperlichen Anstrengungen
abgesehen, beschwerdefrei (O.D. Lærum 1993).
SEIN Debut als Pianist gab Grieg am 18. Juni 1861 im südschwedischen Karlshamn. Eine vermutete
tiefergehende Beziehung zu Therese Berg, Tochter des
schwedischen Reichtagsabgeordneten C.C. Berg, ließ sich bislang nicht bestätigen. Als Komponist
debütierte Grieg am 21. Mai 1862 in Bergen mit Ausschnitten aus dem 1. Streichquartett, den
Klavierstücken op. 1, den Liedern op. 2 sowie dem verschollenen Klavierlied Ich denke dein auf einen
Text J.W.v. Goethes (D. Schj.-Ebbe 1964). 1863 ging Grieg nach København, wo er mit seinem
Landsmann Rikard Nordraak und mit Niels Wilhel Gade
zusammentraf. Letzterer forderte Grieg zur Komposition einer Symphonie auf (K. Skyllstad 1993b).
Ursprünglich als op. 3 vorgesehen, zog Grieg sie nach fünf Teilaufführungen zurück. Auf seinen
ausdrücklichen Wunsch verblieb sie ungedruckt, bis im Dezember 1980 Valentin Kataijev durch die
erste vollständige Aufführung in Moskva das Werk der Öffentlichkeit wieder zugänglich machte (L.
Berger 1981/1993, G. Johnson 1982). Es ist weiterhin ungeklärt, warum Grieg die Symphonie gleich
nach ihrer Entstehung nicht veröffentlicht wissen wollte. Zwar ist darauf hingewiesen worden, daß
Grieg
von dem symphonischen Erstling seines Landsmannes Johan Svendsen (op. 4 D-Dur) sehr beeindruckt
war (F. Benestad/D. Schj.-Ebbe 1980). Doch kann daraus nicht ohne weiteres geschlossen werden, daß
die Uraufführung dieses Werkes Griegs Entscheidung seine eigene Komposition betreffend,
beeinflußte. Denn deren vorläufig letzte Aufführung fand am 25. Nov. 1867 in Bergen nach der
Uraufführung von Svendsens Werk (am 12. Okt. d.J. in Oslo) statt. Griegs Rezension dieses Konzertes
in der Tageszeitung Aftenbladet vom 14. Okt. zeigt überdies, daß er der formalen Anlage des zweiten
Satzes und der Instrumentation einer weiteren zur Aufführung gelangten Komposition Svendsens
kritisch gegenüberstand (E. Grieg 1972a).
DER Begegnung mit Rikard Nordraak kommt nach neueren Erkenntnissen nicht der Charakter
zu, der ihr ursprünglich zugemessen wurde. Zwar stammt Griegs programmatische Aussage «Wir
verschworen uns gegen den Gadeschen, mendelssohnvermischten weichlichen Skandinavismus und
schlugen mit Begeisterung den neuen Weg ein, auf welchem die nordische Schule sich jetzt befindet.»
aus dieser Zeit. Sie bedeutete jedoch kaum mehr als eine publikumswirksame polemische Spitze an die
Adresse der etablierten Musikforeningen, gegen die sich Grieg und seine Streitgenossen - außer
Nordraak noch Christian Frederik Emil Horneman, Louis Hornbeck, Gottfred Matthison-Hansen und
Hans Christian Andersen - wandten. Weder kommt der von ersteren gegründeten Musikgesellschaft
Euterpe stil- oder gar schulbildender Charakter zu, noch war und ist Gades Schaffen als das eines
Mendelssohn-Epigonen mit nachlassenden folkloristischen Einschlägen zu sehen (H.H. Eggebrecht
1991, S. Oechsle 1992). Der Briefwechsel zwischen dem Verlagsleiter der Edition Peters, Max
Abraham, und Grieg zeigt, daß es damals gerade der formal in Gades Spuren wandelnde Sonaten- und
Symphoniekomponist Grieg war, der in Leipzig und København Aufsehen erregte. Unbestritten ist, daß
Grieg an Nordraak dessen ichbezogenen Optimismus bewunderte und ihn als Erfinder von aus dem
Geist der Volksmusik geschaffenen Melodien schätzte (O. Gurvin 1942). Nordraaks Tod am 20. März
1866 ging Grieg sehr nahe. Er litt fast sein ganzes Leben unter dem Gedanken, seinen Freund in der Not
im Stich gelassen zu haben, da er im Dezember des Vorjahres allein zu einer gemeinsam geplanten
Italienreise aufgebrochen war, obwohl er bei Nordraak im Wort stand, zunächst zu ihm
zurückzukehren. Es kann angenommen werden, daß Grieg sich im Bewußtsein der eigenen körperlichen
Versehrtheit von Nordraak zurückzog, dessen schwere tuberkulöse Infektion schließlich zum Tode
führte (F. Bøe 1949).
IN Italien lernte Grieg u.a. Henrik Ibsen, Niels Ravnkilde und Giovanni Sgambati kennen. Eine
erste Begegnung mit Werken Liszts erregte Griegs Widerwillen: «Affektiert, kränklich, form-,
gedanken- und ideenlos..., ein trauriger Beweis für den Verfall der neueren deutschen Musik» schrieb er
am 4. Jan. 1866 zu dessen Stabat mater in sein Tagebuch. Auch einem der späten Beethoven-Quartette,
womöglich op. 132, konnte er nichts abgewinnen (Tagebucheintragung vom 21. März 1866). Griegs
Verhältnis zu Ibsen blieb verhältnismäßig distanziert. Zwar war er ein aufmerksamer Rezipient des
Ibsenschen Œuvre, doch vermeinte er in der Kunst seines Landsmannes einen pessimistischen
Grundzug zu erkennen, der ihm selbst fremd war (H. Noreng 1993). In der Frage der Anstellung eines
Griegschen protégés, die Ibsen zu Griegs Bedingungen ablehnte, kam es später zu Spannungen
zwischen beiden.
1866 ließ Grieg sich in Oslo nieder. Im Juni 1867 heiratete er seine Base Nina Hagerup. Diese
Verbindung war nicht ohne Konflikte zustandegekommen; weder Eltern noch Schwiegereltern
erschienen zur Hochzeit. Zehn Monate später kam Tochter Alexandra zur Welt, die schon im Alter von
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13 Monaten starb. Zur Erklärung dieses frühen Todes konnten inzwischen auch humangenetische
Erklärungsmodelle angeboten werden (H.-A. Freye 1986, H. Stengel 1987), die aber naturgemäß der
letzten Beweiskraft entbehren. Grieg bewarb sich auf Vermittlung Ibsens auf die Stelle des
Theaterkapellmeisters in Oslo, welche aber bereits vergeben war. Auch hatte er Orgelunterricht
genommen und bei Hans Matthison-Hansen, dem Domorganisten von Roskilde, ein Examen abgelegt.
Doch hatte auch Griegs Wirken als Kirchenmusiker in Oslo keinen dauerhaften Erfolg. So blieb seine
Tätigkeit als Klavierlehrer längere Zeit die einzig regelmäßige und einträgliche. Auf Anregung des
künstlerischen Leiters Otto Winter-Hjelm übernahm Grieg im Frühjahr 1867 drei
Abonnementskonzerte von Det Filharmoniske Selskap als Dirigent und organisierte im Winter 1867/68
vier Konzerte mit eigens zusammengestelltem Orchester, wo u.a. Symphonien Mozarts, Beethovens,
Gades und Winter-Hjelms zur Aufführung gelangten. Zusammen mit letzterem hatte Grieg im Jan. 1867
die Musikkakademi gegründet, ein Konservatorium mit angeschlossenem pädagogischen Seminar, wo
er Musiktheorie, Partiturspiel und Komposition unterrichtete. Wegen mangelnder Nachfrage erfreute
sich die Einrichtung keines langen Lebens. Mit den künstlerischen Bedingungen in der Hauptstadt
unzufrieden, beantragte Grieg ein staatl. Stipendium für einen zweiten Italienaufenthalt, kam aber erst
im Sommer 1869 in den Genuß des Geldes, obgleich ihm Persönlichkeiten wie Moscheles, Gade,
Johann Peter Emilius Hartmann, schließlich auf Vermittlung Ravnkildes auch Liszt
Empfehlungsschreiben gesandt hatten. Letzteren traf Grieg 1870 dann in Rom. Im selben Jahr gründete
er mit anderen Persönlichkeiten des norwegischen Kulturlebens in Oslo Musikkforeningen (nicht zu
verwechseln mit der gleichnamigen Københavner Institution), der kurz darauf auch Johan Svendsen
beitrat. Beide versuchten, aufbauend auf dem symphonischen Werk der Wiener Klassik, der deutschen
Frühromantik und der dänischen nationalen Tradition, Oslo wieder zu einem vom Theaterbetrieb
unabhängigen, professionell geführten Orchester zu verhelfen, nachdem sich die philharmonische
Gesellschaft kurz nach Griegs dortigem Wirken aufgelöst hatte. Ab 1873 dirigierte Svendsen die reinen
Orchesterkonzerte, Grieg die mit Chorbeteiligung (F. Benestad/D. Schj.-Ebbe op.cit.).
DAS Jahr 1874 brachte die Anfrage Ibsens nach einer Szenenmusik für seinen Peer Gynt, der
damals bereits in dritter Auflage erscheinen sollte. Grieg konnte sich, da eine Zusammenarbeit mit
Bjørnstjerne Bjørnson bez. eines Librettos über einen mythologischen Stoff aus der Zeit der
Christianisierung Norwegens ins Stocken geraten war, umgehend ans Werk machen (R. Andersen
1993). Peer Gynt ging am 24. Febr. 1876 in der Inszenierung Ludvig Josephsons mit Dekorationen
Fritz Thaulows zum ersten Male über die Bretter. Zwei Monate zuvor hatte Grieg an den Dirigenten der
Uraufführung, Johan Hennum, einen Brief mit ausführlichen Interpretations- und Regieanweisungen
geschickt (E. Grieg 1972a). Kurz darauf überließ Grieg die Rechte an Teilen des Klavierauszuges dem
Verlag C.C. Lose in København. Ebenfalls 1876 konnte Grieg auf Einladung Abrahams Generalproben
und Uraufführung des Ring des Nibelungen besuchen; ins gleiche Jahr fällt ein Konzert mit Henryk
Wieniawski, mit dem er u.a. seine 2. Violinsonate op. 13 spielte.
DIE zunehmende Diskrepanz zwischen eigenem Anspruch, Berufung zum Komponieren und
Teilnahme an künstlerischen Ereignissen von Weltrang einerseits und der von ihm so empfundenen
provinziellen Enge Oslos andererseits förderten den Bruch der Lebensverhältnisse, den Grieg Mitte
1877 mit seinem Umzug in die Einsamkeit des Sørfjordes südöstlich Bergens vollzog. Hier entstanden
oder wurden begonnen einige seiner wichtigsten Werke der mittleren Schaffensperiode, das 2.
Streichquartett op. 27, das Album for mannsang nach norwegischen Volksweisen op. 30 und die Tolv
melodier op. 33 auf Gedichte Aasmund Olavsson Vinjes. 1880 übernahm Grieg für zwei Saisons den
Dirigentenstab bei Musikkselskapet «Harmonien»s Orkester in Bergen, welches seit 1765 besteht. Grieg
weitete das Repertoire auf zeitgenössische und alte Musik aus und machte, unterstützt von seinem
Bruder und seiner Frau, das Publikum mit Werken Schuberts, Schumanns und Händels bekannt (K.
Festing 1965). Man kann annehmen, daß Grieg diesen Posten nicht ohne Not angetreten hatte: Die
Popularität der 1. Violinsonate op. 8, der Lyriske stykker op. 12 und der Folkelivsbilder op. 19 hatte
Grieg mit den folgenden Kammermusik- bzw. Klavierkompositionen noch nicht wieder erreicht, einer
schnellen Verbreitung des 1. Klavierkonzertes und des 2. Streichquartettes stand die Veröffentlichung
in einem relativ kleinen Verlag entgegen. Grieg stand 1880 womöglich vor der Notwendigkeit, sich
wieder eine regelmäßige Einnahmequelle zu verschaffen.
INWIEWEIT Griegs Beziehungen zu seiner Gastgeberin auf dem Lande, Brita Utne, als Ursache
für die neuerliche Übernahme einer künstlerisch-pädagogischen Tätigkeit mit eine Rolle spielten, ist
weiterhin ungeklärt. Der Briefwechsel zwischen beiden wurde teils vernichtet, teils steht er der
wissenschaftlichen Auswertung nicht zur Verfügung. Daß es Spannungen in der Ehe Griegs gegeben
hatte, zeigt u.a. die Tatsache, daß Edvard 1883 seine Frau verließ mit dem Vorsatz, nach Paris zu der
norwegischen Malerin Leis Schjelderup zu fahren. Dort kam er jedoch nie an. Eine kontinentale
Rundreise führte ihn stattdessen u.a. nach Breslau zu Max Bruch, nach Weimar zu Liszt, nach Bayreuth
zur Aufführung des Parsifal (H. Krellmann 1999), nach Frankfurt/Main zu Clara Schumann und nach
Amsterdam zu Julius Röntgen (H. de Vries Stavland 1993). Erst 1885 bekam Griegs Lebensweise etwas
weniger Unstetes, als seine Villa Troldhaugen in Hop vor den Toren Bergens fertig wurde. Ein Heim
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im engeren Sinne wurde sie jedoch nicht, da sie sich als für den Winteraufenthalt ungeeignet erwies
(N.R. Graves 1953, J. Arbo et al. 1954).
KONZERTREISEN, die Grieg nach 1885 unternahm, führten ihn durch ganz Mittel- und
Westeuropa; u.a. dirigierte und spielte er in Warszawa, Berlin, Dresden, Leipzig, Praha, München,
Wien, Budapest, Paris, London und Birmingham. So lernte er 1887 den russischen Violinvirtuosen
Adolph Brodskij kennen, dem er wichtige Anregungen für die endgültige Ausformung seiner 3.
Violinsonate op. 45 verdankte (F. Benestad/D. Schj.-Ebbe 1993). Beide spielten die Uraufführung
dieses Werkes am 10. Dez. 1887 im Leipziger Gewandhaus. 1888 machte sich Grieg an die Revision
der 1873 begonnenen Komposition auf Bjørnsons unvollendetes Libretto Olav Trygvason (s.o.; D.L.
Axelsen 1960). Der Dichter hatte nach dem vorläufigen Scheitern der Zusammenarbeit den Verkehr mit
Grieg für fünf Jahre ganz abgebrochen, und erst die triumphalen Aufführungen im Okt. 1889 in Oslo
söhnte beide vollständig miteinander aus. Die Konzerte markieren gleichzeitig Griegs späten,
uneingeschränkten Durchbruch als Komponist in seinem Heimatland.
IN den neunziger Jahren wandte Grieg sich verstärkt der Volksmusik Westnorwegens, und hier
insbesondere der Musik der hardingfela (Hardangerfidel; R. Sevåg 1992, H. Kaasa et al. 1997) zu. In
Bergen aufgefundene Skizzenblätter dokumentieren, daß Grieg selbst durchgearbeitete Aufzeichnungen
von Fideltänzen herstellte. Die Folkeviser op. 66 für Klavier schrieb Grieg nach Übertragungen seines
engsten Freundes, des Bergener Steuerexperten Frants Beyer, die Slåtter op. 72 auf Johan Halvorsens
Transkriptionen der Musik des fela-Spielers Knut Dahle, der Griegs Umarbeitung selbst angeregt hatte.
In dieselbe Zeit fällt das Verhältnis mit der Geigerin Bella Edwards, die er 1888 in København seine 3.
Violinsonate op. 45 hatte spielen hören (M.W. Andreasen 1993). Edvard Munchs Litographie
Fiolinkonserten von 1903 zeigt Bella Edwards zusammen mit der Pianistin Eva Mudocci (eigentlich
Evangeline Muddock), deren Geliebter Munch war, und die später auch von Henri Matisse portraitiert
wurde (R. Stang 1982). 1898 fand u.a. auf Griegs Initiative das 1. norwegische Musikfest in Bergen
statt. Gegen viele Widerstände nicht zuletzt seines Kollegen Johannes Haarklou lud Grieg das
Concertgebouw Orkest unter dem jungen Willem Mengelberg nach Bergen ein, um die norwegischen
Musiker internationaler Konkurrenz zu stellen (J. Haarklou 1898, H.J. Hurum 1989).
DIE letzten Lebensjahre Griegs standen im Zeichen ungebrochener Reisetätigkeit und der
ausführlichen Beschäftigung mit zeitgenössischer Musik, so dem Opernschaffen von Strauss und
Zemlinsky, den Symphonien Mahlers, den Liedern Wolfs und den Werken Debussys und Carl Nielsens
(E. Grieg 1972a,b). Womöglich plante Grieg eine Aufführung von Mahlers 5. Symphonie, konnte
diesen Vorsatz jedoch nicht mehr in die Tat umsetzen. In einem Brief an Henri Hinrichsen vom 23.
Sept. 1904 bezeichnete er sie als «herausfordernd», über Debussy äußerte er: «Extravagante Musik,
aber voller Talent; mir zehnmal sympathischer als der Plumpudding der jungen Deutschen» (H.
Goldschmidt 1970 S. 159). Dies bezog sich auf Reger (H. Wirth 1971) und Strauss, dessen Tod und
Verklärung er bewunderte (E. Grieg 1972b), dessen Salome er jedoch ablehnte: «Der Sieg der Technik
über den Geist» vertraute er seinem Tagebuch am 15. Apr. 1907 an, und als «verkochten Kohlrabi mit
Würstchen» (E. Grieg 1972a, S. 124) verachtete er die Kompositionen Regers, den er im gleichen Jahr
in Berlin getroffen hatte. Ein angebliches Interview, das der amerikanische Diplomat Arthur Abell 1955
herausgab, ist von der neueren Forschung im Lichte auch der Erkenntnisse über Brahms, dessen
Befragung der Hauptteil des Buches gewidmet ist, in seinem Realitätsgehalt stark angezweifelt worden
(F. Dörschel 1995). Auch steht es in völligem Gegensatz zu Griegs 1905 veröffentlichter
autobiographischer Skizze Mein erster Erfolg.
GRIEG engagierte sich Zeit seines Lebens in sozialen, politischen und linguistischen Fragen. Als
1904 der Stadtkern der westnorwegischen Hafenstadt Ålesund bis auf die Grundmauern niederbrannte,
sandte Grieg als unmittelbare Reaktion seine gesamte Garderobe, mit der er auf Reisen war, dorthin.
Ein offener Brief an Edouard Colonne angelegentlich der zweiten Verurteilung von Alfred Dreyfus
führte bei einem späteren Auftreten in Paris zu nationalistischen Schmähungen. Der Brief ist auch als
Erklärung für Debussys säuerliche Rezension dieses Konzertes herangezogen worden, die, da später in
der Sammlung M.Croche Antidilettante veröffentlicht, dem Griegbild nicht nur in Frankreich einen
gewissen Stempel aufgedrückt hat (J.-L. Caron 1994, D. Donnellon 1997). In der Frage der
norwegischen Staatssprache ergriff Grieg früh Partei für das aus ländlichen Dialekten synthetisierte
landsmaal (heute nynorsk), lehnte aber dessen Zwangseinführung als Schul- und Verwaltungssprache
ab (H. Noreng op.cit., K. H. Oelmann 1993a). Mit Sympathien für die Republikaner, schloß sich Grieg
in der Frage der Staatsform nach Erlangung der Souveränität 1905 gleichwohl der weit verbreiteten
Ansicht an, daß nur ein König als Symbolfigur an der Spitze des Staates die in den Augen vieler
Künstler traditionell streitsüchtigen Norweger vereinen könne (Brief an Gerhard Schjelderup vom 26.
Okt. 1905, siehe auch E. Grieg/J. Röntgen 1997, S. 388 ff.).
NACHDEM er bereits am 10. Mai 1894 zum Dr. h.c. der Universität Cambridge promoviert
worden war, wurde Grieg am 29. Mai 1906 auch zum Ehrendoktor der Universität Oxford ernannt.
Dies war die letzte von zahlreichen Ehrungen, die er im Laufe seines Lebens erhalten hatte; u.a. war
Grieg Mitglied der Königlich Schwedischen Musikakademie, der Akademie der Künste in Berlin und
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der Ehrenlegion, außerdem korrespondierendes Mitglied der Académie des Beaux-arts, und war am 21.
Jan. 1904 in seiner Heimat mit dem Großkreuz des St. Olav Ordens ausgezeichnet worden.
GRIEGS Gesundheit hatte sich seit 1903 zusehends verschlechtert. Starke Brustraumbeschwerden
lähmten seine geistigen und körperlichen Kräfte und führten zu einer Einschränkung seiner
Kompositionstätigkeit; auch mußte er eine Einladung in die USA abschlagen. 1905 traf er in London
den jungen Percy Grainger, den er als kongenialen Interpreten seiner volksmusikbasierten Klavierwerke
erlebte. Nach Konzerten in Deutschland spielte Grieg im Sommer 1907 aufgrund seiner hinfälligen
Konstitution mit Selbstmordgedanken (Tagebucheintragung vom 13. Juli 1907). Gleichwohl traf er
Anfang Sept. Vorbereitungen zu einer Reise nach Leeds, wo Olav Trygvason aufgeführt werden sollte.
Sein Zustand machte jedoch eine Einlieferung ins Bergener Krankenhaus notwendig, wo er am 4. d.M.
starb. Oberarzt Klaus Hanssen diagnostizierte ein Lungenemphysem als Todesursache (O.D. Lærum
op.cit.). Beileidskundgebungen von Künstlern, Politikern und Monarchen aus aller Welt trafen bei
seiner Witwe ein; seine Beerdigung vollzog sich unter außerordentlicher Anteilnahme der Bevölkerung.
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Franz Ritter von LISZT (1811-1886)
LISZT, Franz Ritter von, Pianist und Komponist, * 22. Oktober 1811 in Raiding bei Ödenburg (Burgenland,
Österreich), + 31. Juli 1886 in Bayreuth. –
Der Vater Adam L. war Schreiber, später Amtmann in Diensten des Fürsten Esterházy in Raiding. Durch ihn
erhielt der Sohn auch den ersten Klavierunterricht. Da L. als Wunderkind galt, schon im Alter von 8 Jahren
glänzte er mit eigenen Kompositionen, setzten ungarische Adelige ein Stipendium aus, um dem begabten
Knaben ein ordentliches Musikstudium zu ermöglichen.
Im Jahre 1822 übersiedelte die Familie nach Wien, wo er von Carl Czerny am Klavier und von Antonio Salieri
in der Komposition unterrichtet wurde.
Bereits ein Jahr später ging es weiter nach Paris, wo er zwar am berühmten Konservatorium keine Aufnahme
fand, aber Antonin Reicha und Fernando Paer als Lehrer gewinnen konnte. Der Unterricht in Wien und Paris
mußte gleichsam nebenbei absolviert werden, die Hauptsache damals waren Konzertreisen, die der Vater
arrangierte, solange der Ruf als Wunderkind noch Gültigkeit hatte.
Als der Vater 1827 starb, L. war gerade 16 Jahre alt, mußte er selbst für sich und seine Mutter aufkommen. Die
folgenden Jahre waren daher bestimmt durch zahlreiche Konzertreisen, oft auch in entlegene Orte. L. galt damals
als Inbegriff des Virtuosen.
In einem Wettstreit mit dem Pianisten Sigismund Thalberg erwies sich L. als der bessere Künstler. Daneben fand
er aber immer wieder Zeit, sich die in der Jugend vernachlässigte Allgemeinbildung nachträglich anzueignen. In
der Lektüre fand er viele Anregungen für seine Kompositionen, die, dem Stil der Zeit entsprechend, mehr
vordergründige Virtuosität als geistige Tiefe aufweisen, die aber bei späteren Umarbeitungen an musikalischer
Substanz deutlich gewannen. Musiktitel jener Zeit waren etwa »Etudes d'exécution transcendantes« oder
»Harmonies poétiques et religieuses«.
Zu einem ungeheueren Skandal kam es, als L. ein Verhältnis mit der verheirateten Gräfin Marie d'Agoult
begann. Das verliebte Paar floh im Jahre 1834 nach Genf. Die Jahre bis zur Trennung 1844, schon 1838 zerbrach
die Beziehung, verbrachten sie an wechselnden Orten, so in Rom, Mailand und am Comer See. Der Verbindung
entstammten drei Kinder, die Tochter Blandine wurde 1835 geboren, Cosima 1837 und der Sohn Daniel 1839.
Als reisender Virtuose stand L. nun auf dem Höhepunkt seiner Laufbahn. Nun begann er, neben rein virtuoser
Musik auch Transkriptionen anderer Werke in seine Programme aufzunehmen, etwa Sinfonien Ludwig van
Beethovens, oder Paraphrasen über Werke anderer Komponisten, wie etwa über Lieder Franz Schuberts.
In das Jahr 1839 fällt die Wiederbegegnung mit seiner Heimat. Da sein Geburtsort damals zu Ungarn gehörte,
feierte man ihn als ungarischen Musiker, obwohl L. kein einziges Wort Ungarisch verstand. Frucht dieser Reiser
war die Komposition der Ungarischen Rhapsodien. Die Ernennung zum »Hofkapellmeister in außerordentlichen
Diensten« in Weimar durch Großherzog Carl Friedrich von Sachsen-Weimar-Eisenach bereitete einen
allmählichen Wandel im Leben L.s vor.
Er gab im Jahre 1849 seine Virtuosenlaufbahn auf und nahm seinen festen Wohnsitz in Weimar, wo er bis 1861
blieb. Diese Jahre waren gekennzeichnet von guten Aufführungen damals moderner Musik, Berlioz, Schumann,
Wagner.
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Angeregt durch seine Kapellmeistertätigkeit entstanden zunehmend Kompositionen für Orchester, vor allem die
bis heute viel gespielten »Symphonischen Dichtungen«. In diesen meist einsätzigen Werken schuf L. die
Voraussetzung für die Weiterentwicklung der sinfonischen Form im 20. Jahrhundert. Besonders Richard Strauß
gilt als »Erbe« dieser Musiktradition, die ihm vor allem durch Hans von Bülow vermittelt wurde.
Die Zeit in Weimar war auch bestimmt durch seine Beziehung zu der russischen Fürstin Caroline zu SaynWittgenstein, die er 1847 in Kiew kennengelernt hatt und die ihm bald darauf nach Weimar gefolgt war. Im
Jahre 1860 ging die Fürstin nach Rom, um dort ihre Scheidung an höchster Stelle bewilligt zu bekommen.
Ein Jahr später folgte ihr L. Wohl als Folge der Tatsache, daß das Scheidungsbegehren keinen Erfolg hatte,
empfing L. 1865 in Rom die niederen Weihen. Die verstärkte Hinwendung zur Kirche entsprach aber sicher auch
der inneren Disposition L.s. Fast gleichzeitig erscheint auch im musikalischen Schaffen eine neue Phase, die
gekennzeichnet ist von überwiegend religiösen oder durch die Religion inspirierten Werken. Im Mittelpunkt
stehen dabei natürlich seine großen Messen, ein Requiem und die Oratorien »Christus« und die »Legende der
Heiligen Elisabeth«.
Die letzten 20 Jahre seines Lebens verbrachte L. abwechselnd in Rom und Weimar.
Das Wirken L.s ist bis heute weitgehend selektiv betrachtet worden, vor allem zum Virtuosen und zum
Komponisten der Tondichtungen war ein emotionaler Zugang relativ leicht möglich. Das religiöse Schaffen
wurde dagegen in der Würdigung L.s meist ausgeklammert, es schien vielen Interpreten der Persönlichkeit
diametral entgegengesetzt. Aber auch zahlreiche Klavierwerke sperren sich gegen eine allzu glatte Interpretation.
Im wesentlichen war das Bild L.s bestimmt durch das Virtuosentum, das ungarische Kolorit und die Gestalt des
greisen Abbé, der in Weimar und Bayreuth von zahlreichen Bewunderern umgeben ist. Dieses durchaus
verzerrte Bild hat auch in einige Romanbiographien Eingang gefunden. Man muß sich von solchen
Überzeichnungen frei machen, um den Blick auf die eigentliche Persönlichkeit L.s lenken zu können. Abgesehen
von einigen frühen Kompositionen, in denen L. mit seinem Können kokettiert, hat er schon bald angefangen, in
seiner Musik Seelenstimmungen zu beschreiben. Da seine Konzerte vielfach auch Improvisationen waren,
konnte er hier Ausdrucksmöglichkeiten ausprobieren, die dann später in seinen Kompositionen weiterentwickelt
wurden. In seinem musikalischen Ausdruck näherte er sich dabei oft impressionistischer Farbgebung, die, vor
allem im Spätwerk, direkt zu Debussy und anderen überleitet. Auch auf dem Gebiet der musikalischen Form
muß L. als Wegbereiter der Moderne angesehen werden. Besonders die Klaviersonate h-moll und die
Tondichtungen zeigen mit ihrer Einsätzigkeit und ihrer reichen Binnengliederung neue Möglichleiten auf, die
später von Richard Strauß oder Arnold Schönberg aufgegriffen worden sind. Einzig das kirchenmusikalische
Schaffen L.s scheint einen Endpunkt der Entwicklung zu markieren. Als Fortsetzung eines Haydn, Mozart oder
Beethoven gedacht steht es im Gegensatz zu der Entwicklung der offiziellen Kirchenmusik, die im
Cäcilianismus an früheren Zeiten anzuknüpfen suchte. L.s Bemühen dagegen war darauf gerichtet, die
Anregungen der sinfonischen Form auf die Kirchenmusik zu übertragen. Im Rückblick erst wird deutlich, wie
sehr er bemüht war, von der Musik her dem religiösen Selbstverständnis seiner Zeit zu dienen.
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Modest Petrowitsch Mussorgski
Portrait Mussorgskis von Ilja Repin, 1881
Modest Petrowitsch Mussorgski (russisch Модест Петрович Мусоргский, wiss. Transliteration Modest
Petrovič Musorgskij; * 9. März/21. März 1839 in Karewo (Oblast Pskow); † 16. März/28. März 1881 in St.
Petersburg) war ein russischer Komponist. Er wurde hauptsächlich durch seine Opern und Lieder bekannt und
gilt als einer der eigenständigsten russischen Komponisten des 19. Jahrhunderts. Bei seinem Tod waren viele
seiner Werke in unfertigem Zustand.
Biografie
Als jüngster Sohn eines wohlhabenden Landbesitzers in Karevo im Bezirk Pskow geboren, erlernt Mussorgski
durch seine Mutter das Klavierspiel. Im Alter von sieben Jahren spielt er bereits kurze Stücke von Franz Liszt.
Im Jahre 1852 tritt er in die Kadettenschule in St. Petersburg ein, wo er sich besonders mit Geschichte und
Philosophie beschäftigt. Zu diesem Zeitpunkt schreibt er erste kurze Kompositionen. Während dieser Zeit hat er
Klavierunterricht bei Anton Herke, der auch seine erste Komposition: "Porte-enseigne Polka" drucken lässt. Auf
Anregung seines Religionslehrers, Pater Krupski, beschäftigt er sich zudem mit russischer Kirchenmusik.
1856 verlässt er die Kadettenschule und tritt dem Preobraschenski-Garderegiment bei. Durch seinen drei Jahre
älteren Kameraden Mili Balakirew erhält er ersten formalen Unterricht in Musiklehre, der im Wesentlichen auf
den großen Werken Ludwig van Beethovens, Franz Schuberts und Robert Schumanns gründet. Am 17. Juli 1858
verlässt er das Regiment, setzt die Zusammenarbeit mit Balakirew jedoch fort.
Ein Besuch in Moskau im Sommer 1859 bewegt ihn tief und macht ihn nach eigener Einschätzung vom
Kosmopoliten zum Russen. Die Aufhebung der Leibeigenschaft im russischen Zarenreich 1861 führt seine
Familie in Schwierigkeiten, so dass er die nächsten zwei Jahre auf dem Land zubringt, um seinen zwei Brüdern
bei der Verwaltung des Familiengutes in Karevo zu helfen. Finanzielle Schwierigkeiten zwingen ihn jedoch bald
dazu, sich in den Verwaltungsdienst des Zaren zu stellen. 1863 wird er dazu in die Ingenieursabteilung des
Ministeriums für Kommunikation berufen. Nach einer Beförderung im Dezember 1866 wird er am 10. Mai 1867
jedoch schon wieder entlassen. Während dieser Zeit lebt er in einer "Kommune" mit vier anderen jungen
Männern, Mili Balakirew, Alexander Borodin, Nikolai Rimski-Korsakow und Cesar Cui zusammen, wo er sich
am regen Ideenaustausch über Kunst, Philosophie und Politik beteiligt. Die Gruppe nennt sich Das Mächtige
Häuflein oder einfach Gruppe der Fünf.
Außer Balakirew sind alle Musikliebhaber, also keine Berufsmusiker. Sie kämpfen gegen den akademischen
Professionalismus. Sie wollen etwas Neues schaffen aus dem Volkstum Russlands, ganz bewusst als Dilettanten.
Diese Ideologie zerbricht daran, dass das Bürgertum keinerlei Verständnis für sie aufbringt.
Nach seiner Entlassung zieht er zu seinem Bruder aufs Land, wo er sich insbesondere mit Orchesterwerken
beschäftigt. Aus dieser Zeit stammt die erste Fassung seines Werkes Johannisnacht auf dem Kahlen Berge. Nach
der Rückkehr nach St. Petersburg beginnt er die Oper Boris Godunow nach einem Theaterstück von Puschkin.
Am 2. Januar 1869 kehrt er in den Staatsdienst zurück, diesmal innerhalb der Forstwirtschaftsabteilung des
Ministeriums für Staatsbesitz. In gesicherten Verhältnissen kommt er schnell mit dem Schreiben der Oper voran
und stellt das Manuskript im Dezember desselben Jahres fertig. Vom Mariinski-Theater zurückgewiesen,
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überarbeitet er das Stück bis Juli 1872 noch einmal drastisch, doch auch diesmal hat er keinen Erfolg. Allerdings
werden im Rahmen einer Benefiz-Veranstaltung auf Initiative einiger Sänger drei Szenen seines Werkes mit
großem Erfolg vorgestellt. Dies führt schließlich dazu, dass auch das Management des Mariinski-Theaters sich
nicht länger querstellt, so dass es am 8. Februar 1874 zur Uraufführung von Boris Godunow kommen kann. Zu
dieser Zeit beginnt er damit, heftig zu trinken, er sieht bei sich selbst Symptome der Demenz. Dennoch wird er
vorläufig noch weiter in seiner Ministeriumslaufbahn befördert.
Im Juni 1874 schreibt er den Klavierzyklus Bilder einer Ausstellung, der durch eine Ausstellung der
Zeichnungen und Bühnenentwürfe seines verstorbenen Freundes Viktor Hartmann inspiriert ist. Zur selben Zeit
entsteht der Liederzyklus Ohne Sonne nach Gedichten von Golenischtschew-Kutusow.
Zwischen März und April 1877 entsteht eine weitere Reihe von Liedern zu Gedichten von Alexej Tolstoi, die
zum ersten Mal seine neue Kompositionstechnik verdeutlichen, bei der sich lyrischer Gesang und eine
deklamatorische rezitativähnliche Sprache vereinen.
Im Jahre 1878 wechselt er von der Forstwirtschaftsabteilung in die Revisionsabteilung, wo er in T. Filipow einen
verständnisvollen Vorgesetzten findet, der ihm unter anderem Raum für eine dreimonatige Konzertreise
zusammen mit der Altistin Daria Leonowa in die Ukraine, auf die Krim und zu Städten an Don und Wolga lässt.
Am 13. Januar 1880 muss Mussorgski den Staatsdienst wegen seiner Trinksucht verlassen, erhält jedoch eine
Pension von 100 Rubeln zugebilligt, unter der Bedingung, dass er seine halbfertige Oper Chowanschtschina zu
Ende bringt. Sowohl Chowanschtschina als auch die komische Oper Der Jahrmarkt von Sorotschinski werden
jedoch nicht mehr fertiggestellt.
In seinem letzten Lebensjahr lebt er teilweise bei Daria Leonowa auf ihrem Landgut. Für sie arbeitet er als
Begleiter und Theorielehrer in der von ihr gegründeten Musikschule in St. Petersburg. Am 23. Februar 1881
besucht er Leonowa noch einmal in verzweifelter Stimmung. Er glaubt ihr zufolge aufgrund seiner verzweifelten
finanziellen Lage, nichts anderes als Betteln mehr zu können. Nach einem epileptischen Anfall am Abend
desselben Tages und drei weiteren am folgenden Tag wird er am 26. Februar in das Nikolajewki-Krankenhaus
eingeliefert. Nach einer scheinbaren Erholung Mitte März verstirbt er am 28. desselben Monats. Er liegt auf dem
Newski-Friedhof in St. Petersburg begraben.
Werke
Die meisten Werke von Mussorgski waren bei seinem Tode in unvollendetem Zustand und
wurden nach seinem Tod durch seinen Freund Rimski-Korsakow bearbeitet und "korrigiert".
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Orchesterstück Johannisnacht auf dem Kahlen Berge
Oper Chowanschtschina
Oper Boris Godunow
Oper Der Jahrmarkt von Sorotschinzy
Klavierzyklus Bilder einer Ausstellung
Liederzyklus Ohne Sonne
Liederzyklus Die Kinderstube
Liederzyklus Lieder und Tänze des Todes
insgesamt 65 verschiedene Lieder
Die Entstehungsgeschichte
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Im Jahr 1873 starb der Architekt Viktor Hartmann (1834-1873).
Mussorgsky hatte Hartmann um 1870 durch Wladimir Stassow kennengelernt, der diesen in den Balakirew-Kreis
einfЭhrte. Hartmann hatte in Petersburg studiert und trat zuerst mit Buchillustrationen hervor. Danach arbeitete
er als Architekt und schuf unter anderem das 1862 in Nowgorod eingeweihte Denkmal zur Tausendjahrfeier
Ruъlands. Im Jahre 1864 ging er fЭr vier Jahre ins Ausland. In dieser Zeit entstanden die meisten seiner
Aquarelle und Genreskizzen. Beim letzten Zusammensein mit Mussorgsky erlitt Hartmann einen
Schwächeanfall, während sich beide über einen neuen russischen Stil im Bauwesen unterhielten. Wenig später
starb Hartmann. Mussorgsky schrieb einen kurzen Nachruf für die "Petersburger Nachrichten".
Als Stassow, der sich zur Zeit des Todes Hartmanns im Ausland aufhielt, wieder nach Petersburg zurückkehrte,
veranstaltete er im Februar und März 1874 zum Gedenken an seinen Freund eine Ausstellung mit dessen
Werken. Der Ausstellungskatalog verzeichnete etwa vierhundert Werke, darunter die frühen Buchillustrationen,
Reiseskizzen, Architektur- und Kostümentwürfe. Eine ganze Reihe von Werken kam noch während der
Ausstellung hinzu. Diese Ausstellung regte Mussorgsky an, dem verstorbenen Freund auch ein musikalisches
Denkmal zu setzen. In einem enormen Schaffensrausch komponierte er seine Klaviersuite "Bilder einer
Ausstellung", die er am 22. Juni 1874 vollendete.
Mussorgskys Musik
In seiner Suite gestaltet Mussorgsky musikalisch zehn Bilder Hartmanns, gegliedert durch die viermal
wiederkehrende "Promenade", die den Betrachter beim Gang durch die Ausstellung zeigt. Die "Promenade" steht
auch am Anfang der "Bilder einer Ausstellung", bei den Wiederholungen weist sie jedesmal einen anderen
Charakter auf, der sich aus der veränderten Stimmung durch die vorangehende Bildbetrachtung erklärt. Dem
ersten Bild "Gnomus" liegt eine Zeichnung eines nuъknackerartigen Weihnachtsschmucks zugrunde.
Mussorgsky gestaltete daraus ein Porträt eines kleinen Zwergs, der linkisch auf mißgestalteten Beinen
einhergeht. Im "Alten Schloъ" stimmt ein mittelalterlicher Troubadour seine Romanze an, bis in den "Tuilerien"
streitende Kinder im Garten der Tuilierien zusammen mit ihren Gouvernanten nachgezeichnet werden. Das
kraftvolle nächste Bild läßt einen "Bydlo", einen polnischen Ochsenkarren, am Betrachter vorbei poltern und
langsam wieder verschwinden. Für das Scherzino "Ballett der Küchlein in ihren Eierschalen" lieъ Mussorgsky
sich von einem Kostümentwurf Hartmanns für das Ballett "Trilby" (Das Ballett "Trilby" wurde im Jahre 1871 in
Petersburg uraufgefЭhrt. Die Musik komponierte der Petersburger Dirigent, Geiger und Komponist Julius
Gerber.) leiten. "Samuel Goldenberg und Schmuyle - Zwei polnische Juden, der eine reich, der andere arm" ist
der Titel der Schilderung zweier Charaktere, die zuerst isoliert und am Ende aufeinandereinredend dargestellt
werden. Noch einmal wird es laut und hektisch, wenn auf dem "Marktplatz von Limoges" französische
Marktweiber schreien und zanken. Dann wird Hartmann selbst gezeigt, wie er die "Katakomben" von Paris beim
Licht einer Laterne untersucht. Mussorgsky notierte dazu in der Partitur die Worte "con mortuis in lingua
mortua" (mit den Toten in der Sprache der Toten) und dann auf russisch "Der schöpferische Geist des
verstorbenen Hartmann führt mich zu den Schädeln und ruft sie an - die Schädel beginnen im Inneren sanft zu
leuchten". Durch eine Variation des Promenadenmotivs stellt sich Mussorgsky als Betrachter selbst mit
Hartmann dar, bevor er im nДchsten Bild die russische Hexe Baba Jaga einen wilden Hexenritt vollfähren läßt.
Den Abschluъ des Werkes bildet Hartmanns Zeichnung des "Großen Tores von Kiew", eines Architekturentwurf
eines Tores im altrussischen Stil mit einer Kuppel in Form eines slawischen Helms. Die Basis dieses
monumentalen Schlußgemäldes ist wieder die "Promenade", die nun aber mit zusätzlichem motivischen Material
(Choral der russischen Liturgie, Glöckengeläut) angereichert wird und im letzten Bild der Suite die Größe eines
Opernfinales verleiht.
Die Aufführungsgeschichte
Mussorgsky gestaltete die Inhalte der Bilder sehr frei nach den Vorlagen, von denen nur noch wenige erhalten
geblieben sind (Erhalten geblieben sind: Der Kostümentwurf zu "Trilby", zwei einzelne Zeichnungen polnischer
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Juden, die Zeichnung Hartmanns in den Pariser Katakomben, die Uhr, die zur Hätte der Baba-Jaga wurde, und
das "Große Tor von Kiew".). Der wilde Hexenritt der Baba-Jaga kam Mussorgsky beispielsweise durch einen
Entwurf einer bronzenen Uhr mit Füъen in Form von Hühnerbeinen in den Sinn. Zu Mussorgskys Lebzeiten
wurden die "Bilder einer Ausstellung" vollstДndig ignoriert, selbst Rimsky-Korsakow berichtet in seiner
Chronik nicht darüber. Erst einige Jahre nach Mussorgskys Tod (1886) wurde die Suite erstmals gedruckt. Im
Konzertsaal erklang sie fast nie, erst in den Zwanzigerjahren des nächsten Jahrhundert wurde sie wiederentdeckt
und populär, nachdem Maurice Ravel im Jahre 1922 für Sergej Kussewizki seine Orchestrierung anfertigte.
Heute liegen die "Bilder einer Ausstellung" in einer Vielzahl von Orchestrierungen und anderen Bearbeitungen
vor und haben Mussorgskys Namen in der ganzen Welt bekannt gemacht.
Hartmanns Entwurf zum Ballett "Trilby"
Das große Tor von Kiew
Die Katakomben von Paris
Die Hütte der Baba Jaga
18
Franz Schubert
1784
Der Vater Schuberts verläßt seine böhmische Heimat und läßt sich in Wien/Lichtenthal (Wien IX.)
nieder.
1785
Er heiratet die Schlesierin Elisabeth Vietz.
1797
Franz Schubert wird geboren (Geburtshaus).
1808
Schubert wird Schüler des "Stadtkonvikts" und Chorsänger in der Hofburg. Er ist Schüler von
Antonio Salieri (siehe "Österreich-Lexikon").
1813
Er besucht das Lehrerseminar.
1814
Er wird Hilfslehrer in der Schule seines Vaters. Er selbst spricht von drei Jahren "Martyrium in der
Schule".
Schubert dirigiert seine Messe in F-Dur in der Lichtenthaler Kirche.
1815
Vergebliche Bewerbung um den Posten eines Lehrers in Laibach. Er wird freischaffender Komponist
in Wien, ohne jede Bindung an ein Amt.
1817
Zerwürfnis mit dem Vater; Schubert verliert die einzige Berufsstellung seines Lebens. Er bleibt sein
Leben lang wirtschaftlich unselbständig.
18181824
Schubert ist Musiklehrer des Grafen Johann Karl Esterhazy von Galántha auf Schloß Zseliz an der
Gran, das damals in Ungarn lag, heute unter dem Namen Zeliezovce in der Slowakei zu finden ist.
18251827
Erfolglose Bewerbung um die Vizehofkapellmeisterstelle und um die Kapellmeisterstelle am
Kärtnertortheater in Wien.
26. März, der erste Todestag Beethovens: Veranstaltung des einzigen öffentlichen Konzertes mit
eigenen Werken.
1828
4. November: Schubert meldet sich bei Simon Sechter (siehe "Österreich-Lexikon"), dem
angesehendsten Wiener Theorielehrer, zum Unterricht an.
19. November: Schubert stirbt in Wien an einer Typhuserkrankung. Bei seinem Tod war etwa ein
Drittel des Schaffens in Druck erschienen, jedoch ausschließlich in Österreich. Im Jahre 1826 hatte
lediglich die Allgemeine Musikalische Zeitung in Leipzig die Klaviersonate in a-Moll gründlich
gewürdigt.
S
chubert als Symphoniker
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Von Schubert sind acht Symphonien erhalten, die ersten sechs stehen unter dem Einfluß von Mozart und Haydn.
Die 7. Symphonie (C-Dur, 1828) wurde von Robert Schumann 1838 bei Schuberts Bruder Ferdinand entdeckt.
Sie wird auch die 9. Symphonie genannt.
Die 8. Symphonie aus dem Jahre 1822 in h-Moll, wird als "Die Unvollendete" bezeichnet. Sie wurde erst 1865
zur Uraufführung gebracht. Skizzen zum 3. Satz, dem Scherzo, sind vorhanden. Die "Gasteiner Symphonie" ist
verschollen. Sie ist der Gesellschaft der Musikfreunde in Wien gewidmet, von der er dafür ein Ehrengeschenk
von 100 Gulden erhielt. Der Eingang der Partitur ist im Archivverzeichnis der Gesellschaft vermerkt. In seinen
letzten beiden Symphonien knüpft Schubert an Beethoven an, findet jedoch bereits den Übergang zur
Hochromantik:
Liedhafte Themen, neuartige Themenfortführung in der Durchführung, Ausschöpfen der Stimmungskraft der
Harmonik, Schwanken zwischen Dur und Moll, Verwendung des Horns als melodisches Soloinstrument,
individuelle Instrumentalfarben.
Schubert als Liedkomponist
Er schrieb über 660 Lieder, 66 davon auf Goethe-Gedichte. 1811 entsteht sein erstes Lied - "Hagars Klage".
1814 und 1815 entstehen "Gretchen am Spinnrad", "Erlkönig", "Heidenröslein".
Eine formale Entwicklung oder eine künstlerische Steigerung im Liedschaffen ist nicht feststellbar. Stärkstes
Mittel der Charakteristik ist der melodische Erfindungsreichtum.
Von Schubert existieren zwei Liedzyklen:


"Die schöne Müllerin" aus dem Jahre 1823.
die "Winterreise" aus dem Jahre 1827.
Beide Zyklen sind nach Gedichten von Wilhelm Müller komponiert.
"Der Schwanengesang" ist kein Zyklus von Schubert, sondern dieser umfaßt Gesänge aus Schuberts letzter
Zeit, die von Freunden unter diesem Titel zusammengefaßt wurden.
Schuberts Liedtypen:



Strophenlied bei strenger Strophengleichheit (z.B. "Heidenröslein").
Strophenlied mit gelegentlicher Variierung einzelner Strophen gemäß dem Text ("Des Baches
Wiegenlied", "Du bist die Ruh", "Der Lindenbaum").
Durchkomponiertes Lied mit eigener Melodie für jede Strophe, wobei auf zahlreiche Kombinationen
zurückgegriffen wird, z.B. Deklamation im Wechsel mit Arioso, Arie oder Strophe, Vereinheitlichung
durch motivisch-symphonische Gesamtanlage ("Prometheus", "Der Doppelgänger", "Letzte
Hoffnung").
In der Verbindung von Gesang und Klavier lassen sich etwa folgende charakteristische Formen unterscheiden:
1.
2.
3.
4.
Volksliedähnliche Lieder mit der Melodie ausschließlich in der Gesangstimme, die Klavierbegleitung
ist nur Begleitung ("Das Wandern", "Das Heidenröslein").
Das formal bindende Element liegt im Klavierpart, durch Charakteristisches in der Koloristik und
Harmonik wird eine Annäherung an das Symphonische erreicht ("Die junge Nonne", "Der
Wanderer").
Das deklamatorische Lied, bei dem das Gedicht die musikalische Anlage allein bestimmt ("Der
Doppelgänger").
Singstimme und Klavier: das vokale Element und das instrumentale Element, sind als symphonisches
Gewebe organisch, gleichrangig und untrennbar miteinander verbunden.
Schubert schöpfte aus der Dichtung seiner Zeit: Hölty, Matthison, Salis, Klopstock, Goethe, Schiller, Claudius,
Körner, Mayrhofer, Wilhelm Müller, Rellstab, Heine. Sein Liedschaffen hat sich an Goethes Dichtungen
entzündet.
20
Schubert als Kirchenmusiker
Sechs Messen, Deutsche Messe, kleinere Kirchenwerke.
Schuberts Messen entstammen dem volkstümlichen Empfinden des Wiener Bodens. Sie zeichnen sich durch
melodisches Empfinden aus. Höhepunkt sind die Messen in As-Dur (1819 - 1822) und Es-Dur (1828). Sie
haben den Charakter von Festmessen.
Schubert als Klavierkomponist
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


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

21 Sonaten
"Wandererfantasie", 1822
8 Impromptus
6 Moments musicaux
Märsche
Polonäsen
Variationen
Schubert schrieb keine Instrumentalkonzerte. Schuberts Klavierstil ist vom Liedhaften beeinflußter
Instrumentalstil, aufgebaut auf Kantilenen; auf dramatische Raffung und Themenkontraste wird verzichtet; das
Technische wird nie zum Selbstzweck. Schuberts Klavierwerk fehlt die Brillanz (Schubert war kein
Konzertpianist).
Seine Kleinformen werden von Einfluß für die weitere Entwicklung der Klaviermusik. Die sechs Impromtus
haben ihr unmittelbares Vorbild in der 1820 veröffentlichten gleichnamigen Sammlung des tschechischen
Komponisten Jan Václav Vorisek.
Die Wandererfantasie (instrumentiert von Liszt, siehe "Österreich-Lexikon") weist auf die einsätzige,
mehrteilige Phantasiesonate voraus.
Symphonie Nr. 8, h-Moll "Die Unvollendete"
Franz Schubert
Enstehungszeit: Im Oktober 1822 in Wien
Aufführungsdauer: ca. 23 Minuten
Uraufführung: in Wien am 17. Dezember 1865 im großen Redoutensaal der Wiener
Hofburg
Orchester: 2 Flöten, 2 Oboen, 2 Klarinetten, 2 Fagotte, 2 Hörner, 2 Trompeten, 3
Posaunen, Pauken, Streicher.
Zur Entstehungsgeschichte
Die h-Moll Symphonie ist das berühmteste Werk Schuberts auf symphonischen Gebiet. Einwandfrei
historische Belege zur Entstehungsgeschichte sind bis heute nicht zu erbringen. Sicher ist, daß Schubert im
Herbst 1822 das Werk komponierte. Vollendet wurde der erste und zweite Satz - daher rührt auch der
Name "Die Unvollendete" - vom Scherzo, dem 3. Satz sind nur neun Takte ausgeführt, sonst sind bis zum
Trio nur Skizzen vorhanden. Versuche aus diesem vorhandenen Material das Werk zu ergänzen, wurden
z.B. unternommen von Felix Weingartner (1863 - 1942, siehe Österreich-Lexikon"), Dirigent und
Komponist, von der musikalischen Welt jedoch nicht angenommen.
Bedeutung der h-Moll-Symphonie
Die "Unvollendete" gehört zu den Werken der Musikgeschichte, die einen neuen Bereich der
symphonischen Instrumentalmusik eröffnet. Dieser neue Bereich wird als die musikalische Romantik
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apostrophiert. Zerlegt man Musik in ihre Bestandteile, so wird der Gesamtklang durch folgende
Komponenten bestimmt: Melodie, Harmonie, Rhythmus, Dynamik (Lautstärke) und Instrumentation, die
sich in der Klangfarbe ausweist. Bei Schubert, dem "Liederfürsten" und insbesondere bei der
Unvollendeten, stechen zwei Komponenten besonders hervor: die Melodie und die Klangfarbe. Diese
liedhaften Themen werden oft aus der klanglichen Eigenart bestimmter Instrumente erdacht. Die
Instrumentationskunst des 19. Jahrhunderts, wesentlicher Bestandteil der Kompositionstechnik, zeigt sich
in der "Unvollendeten" und setzt damit Klangfarbe als gleichberechtigte Komponente neben Rhythmik,
Dynamik und Harmonie.
Robert-Schumann
1810:
Robert Schumann wird am 8. Juni in Zwickau geboren
Seinen ersten Klavierunterricht erhält der musikalisch talentierte Robert im Alter von
sieben Jahren bei Gottfried Kuntsch, dem Organisten der Zwickauer Marienkirche. Als
Robert allmählich den Fähigkeiten seines Lehrers zu entwachsen beginnt, erscheint ein
Lehrerwechsel sinnvoll. Der Komponist Carl Maria von Weber scheint dafür die richtige
Person zu sein, doch bevor es zu einem Unterrichtsverhältnis kommen kann, verstirbt
Weber am 5. Juni 1826. Als im August desselben Jahres auch Roberts Vater stirbt, ist die
musikalische Karriere des Sechzehnjährigen zunächst beendet.
1819:
Clara Wieck wird am 13. September in Leipzig geboren
1828:
Abitur; Beginn des Jurastudiums in Leipzig;
Im Frühjahr 1829 wechselt Robert Schumann an die Heidelberger Universität, um sein
Studium fortzusetzen. Doch auch hier bewegt sich der Jurastudent wieder mehr auf
künstlerischen Pfaden. Ein erfolgreiches erstes öffentliches Konzert im Januar 1830
bestätigt Roberts Berufung zum Musiker. Endgültig entscheidet er sich für den Weg des
Künstlers nach einem Konzert des Geigers Paganini, das Schumann in Frankfurt erlebt.
Danach ist ihm klar, dass auch er solche schöpferischen Fähigkeiten in sich trägt und diese
ausleben muss. In dieser Phase seines Lebens wird Friedrich Wieck zum Zünglein an der
Waage, das über die weitere Zukunft Robert Schumanns entscheidet: sein positives Urteil
über einen Erfolg als Musiker lässt die Einwände von Roberts Mutter verstummen.
1829:
Studienjahr in Heidelberg Auf der Suche nach neuen künstlerischen Ausdrucksmöglichkeiten kommt nun der
Komponist Schumann mehr und mehr an die Oberfläche. Aufbauend auf der bei Friedrich Wieck erworbenen
musiktheoretischen Basis erhält Robert eine profunde Ausbildung bei Heinrich Dorn (1800-1892), dem
Musikdirektor des Leipziger Hoftheaters. Doch aufgrund kontroverser künstlerischer Vorstellungen wird dieses
Unterrichtsverhältnis seitens des Lehrers schon bald wieder beendet. Dennoch sollte das erworbene Wissen für
den zukünftigen Komponisten von bleibendem Wert sein.
22
1830:
Schumann hört Paganini in Frankfurt/M.; Entscheidung für den Musikerberuf; Rückkehr nach Leipzig;
Fortsetzung der Studien bei Wieck; Abegg-Variationen op. 1; Papillons op. 2; Toccata op. 7
1832:
Fingerlähmung, Ende der pianistischen Karriere
1833:
Intensivierung der kompositorischen Tätigkeit; Gründung des (teils imaginären) Davidsbundes
1834:
April, Gründung der Neuen Zeitschrift für Musik mit Schumann als Herausgeber und Redakteur; heimliche
Verlobung mit Ernestine von Fricken
1835:
Lösung der Verlobung; Liebe zu Clara Wieck; Friedrich Wieck verbietet der Tochter jeglichen Umgang mit
Schumann
1837:
Heimliche Verlobung mit Clara; Friedrich Wieck weist Schumanns Werbung ab
1839:
Beginn des Prozesses gegen Friedrich Wieck
1840:
Promotion zum Dr. phil. an der Universität Jena; positives Gerichtsurteil, daraufhin am 12. September Heirat;
Komposition von 138 Liedern
1843:
Berufung an das Leipziger Konservatorium; Versöhnung mit Friedrich Wieck
1844:
Januar bis Mai Konzertreise nach Russland; Dezember Übersiedlung nach Dresden Ende 1844 verlegt Robert
Schumann sein künstlerisches Betätigungsfeld nach Dresden. Die Stadt steht zu dieser Zeit unter dem
musikalischen Zepter Richard Wagners, mit dem es trotz konträrer kompositorischer Ideen jedoch vor allem auf
dem Gebiet der Oper zu einem regen Gedankenaustausch kommt. 1847/48 entsteht Schumanns Oper Genoveva,
der jedoch aufgrund eines mangelhaften Librettos nur ein kurzes Bühnenleben beschieden ist.
1845:
Schwere gesundheitliche Krise; Klavierkonzert a-Moll op. 54; kontrapunktische Werke für Klavier, Pedalflügel
und Orgel
1847:
Schumann-Fest in Zwickau; Schumann wird »Liedmeister« der Liedertafel in Dresden
1848:
Gründung und Leitung des Vereins für Chorgesang in Dresden; Album für die Jugend op. 68; Komposition der
Oper Genoveva op. 81
1849:
Fruchtbarstes Schaffensjahr; während des Dresdner Maiaufstandes vorübergehender Aufenthalt in Maxen und
Kreischa; zahlreiche Vokal- und Instrumentalwerke
1850:
Schumann wird Städtischer Musikdirektor in Düsseldorf; Sinfonie Es-Dur op. 97 (Rheinische Sinfonie) Nach
fünf musikalisch unbefriedigenden Jahren in Dresden nimmt Robert Schumann im Jahr 1850 die Stelle des
Musikdirektors in Düsseldorf an, wo er am 2. September mit großen Ehren empfangen wird. Neben den
Konzerten des "Allgemeinen Musikvereins" obliegt Schumann auch die Veranstaltung von vier geistlichen
Konzerten pro Jahr sowie die Leitung des Niederrheinischen Musikfestes. Auf diese Weise bietet sich dem
Komponisten eine ideale Möglichkeit, seine eigenen Werke (ur)aufzuführen.
Dadurch angespornt und durch die öffentliche Anerkennung bestätigt, erlebt der Komponist Schumann in den
nächsten Jahren eine überaus produktive Zeit. 1850 entstehen das Konzert a-Moll für Violoncello und Orchester
op. 129 sowie die Symphonie Nr. 3 in Es-Dur op. 97. Darüber hinaus erfreuen sich seine Werke seit Ende der
1840er Jahre auch zunehmender Wertschätzung im Ausland.
Doch die komplexe Persönlichkeit Robert Schumanns sowie die Programmgestaltung seiner Konzerte führen
diese zunächst erfolgreiche musikalische Ära schon bald zu einem unerfreulichen Ende. Schumann kämpft
zunächst noch gegen diese Entwicklung, doch muss er angesichts der schweren gesundheitlichen Probleme, die
diese künstlerische Krise auslöst, im Oktober 1854 endgültig seinen Posten als Musikdirektor aufgeben.
1852:
Konflikte mit dem Konzertkomitee; Messe c-Moll op. 147; Requiem Des-Dur op. 148
1853:
31. Niederrheinisches Musikfest; 30. September erste Begegnung mit Brahms; Aufsatz Neue Bahnen; im
Oktober Rücktritt von der Leitung der Abonnementskonzerte
1854:
Halluzinationen und Selbstmordversuch am 27. Februar; am 4. März Überführung in die Nervenheilanstalt in
Endenich bei Bonn Schumanns Gesundheit war bereits während seiner Schulzeit labil. Mit dazu beigetragen
haben über die Jahre mehrere Todesfälle im Familien- und Freundeskreis, die jedes Mal das Gefühl des
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Verlassenwerdens und der Unsicherheit in Robert Schumann verstärken. Die Todesfälle ziehen sich wie ein
roter Faden durch Robert Schumanns Biografie und jeder einzelne ist wie ein allmähliches Sterben seiner Seele,
wodurch er sich immer mehr in sich selbst zurückzieht. Durch sein nach innen gekehrtes Wesen versucht
Robert, alle Konflikte mit sich selbst und in Zwiesprache mit seinem Tagebuch auszutragen. Darüber hinaus
zerbricht er wie jeder hypersensible Mensch am Ende an dem Konflikt und der Unfähigkeit, ein bürgerlicherfolgreiches Leben mit einem künstlerisch-erfüllten Leben zu verbinden.
Ab Februar 1854 leidet Robert Schumann verstärkt unter so genannten Gehörsaffektionen, deren Ursache in
nervlicher Anspannung zu suchen sind. Der Komponist hört nicht nur einzelne Töne in seinem Kopf, sondern
vollständige symphonische Themen, die seinen Kopf so schmerzen, dass er wahnsinnig zu werden glaubt. In
seiner Verzweiflung unternimmt er am 27. Februar 1854 einen Selbstmordversuch. Robert Schumann wird
danach in die psychiatrische Klinik Endenich bei Bonn eingeliefert, wo er am 29. Juli 1856 stirbt. Zwei Tage
später wird er im engsten Familien- und Freundeskreis auf dem Alten Friedhof in Bonn beigesetzt.
1856:
Schumann stirbt am 29. Juli in Endenich, Beisetzung in Bonn; erste Konzertreise Clara Schumanns nach
England; in den folgenden Jahren zahlreiche weitere Konzertreisen Claras
1891:
Letztes öffentliches Auftreten; schwere Krankheit (Gehörstäuschungen und Schwerhörigkeit)
1896:
Am 20. Mai Tod Clara Schumanns, Beisetzung in Bonn
Robert und Clara
Clara Schumann (1819-1896)
© Bertelsmann Lexikon Verlag,
Gütersloh
Robert Schumann begegnet Clara Wieck erstmalig im Jahr 1828 im
Hause ihres Vaters Friedrich Wieck. Nach einer anfänglichen
künstlerischen Freundschaft, die sich in einem regen Briefwechsel
dokumentiert, wird aus dieser Beziehung über die Jahre allmählich
Liebe. Claras Vater versucht mit allen Mitteln eine Verbindung
zwischen den Beiden zu verhindern, sowohl schriftlich als auch
persönlich, und geht mit seiner Tochter - nachdem er einen
offiziellen Heiratsantrag an Claras 18. Geburtstag brüsk abgeleht
hat - auf Konzertreise, doch auch eine dreijährige Trennungszeit
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vermag die Gefühle der beiden Liebenden nicht zu ändern. Schließlich bleibt Robert Schumann keine
andere Wahl, als durch eine Eingabe an das Appellationsgericht in Leipzig die Heirat zu erzwingen.
Nachdem durch einen Bescheid vom 11. August 1840 dafür die rechtlichen Voraussetzungen
geschaffen worden sind, heiraten Robert Schumann und Clara Wieck am 12. September in aller Stille
in Schönefeld bei Leipzig.
Trotz dieser gemeinsam überwundenen Hindernisse sollte es im Alltag des Ehepaares Schumann
nicht immer reibungslos ablaufen. Ursache dafür ist einerseits der Interessenskonflikt von Clara
Schumann als Ehefrau und Mutter sowie als Künstlerin. Bereits vor ihrer Ehe war sie eine international
anerkannte und gefeierte Pianistin, die auf diese künstlerische Betätigung in ihrer Ehe nicht
vollkommen verzichten will. Robert Schumann sollte diese Tatsache in seinem künstlerischen
Selbstbewusstsein oft empfindlich treffen. Dennoch haben sich beide Partner immer wieder
gegenseitig inspiriert und bereichert und Clara Schumann hat nach Roberts Tod seine Werke in ganz
Europa verbreitet.
Peter Iljitsch Tschaikowsky
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Peter Iljitsch Tschaikowsky wird am 25. April 1840 in Wotkinsk/Russland als Sohn von Ilja Petrowitsch, einem
Unternehmer und Leiter von Eisenhuetten und seiner Frau Alexandra geboren. Tschaikowsky besitzt schon von
seiner Kindheit an eine rasche Auffassungsgabe; er wird schon mit 4 Jahren (auf seinen eigenen Wunsch) zum
Franzoesischunterricht bei seiner Gouvernante Fanny zugelassen. Die erste Musik, die ihn praegt kommt von
einem mechanischen Klavier, dass sein Vater aus Petersburg mitbringt - der noch nicht einmal fuenf Jahre alte
Peter ist begeistert im November 1848 zieht die nach Petersburg um.
Das Leben in Petersburg ist fuer Tschaikowsky viel haerter als in Wotkinsk, da er in die Vorbereitungsklasse
zum Gymnasium geht und Unterricht bei einem richtigen Lehrer hat, der ihn stark anstrengt. Allerdings ist er
von der Oper in Petersburg stark beeindruckt, die er an Weihnachten mit seinen Eltern zusammen besuchen darf.
Anfang 1849 zieht die Familie erneut um, nach Alapajewsk, einem kleinen Ort im Ural. Dort komponiert er
heimlich, anstatt sich dem Unterricht zu widmen.
Im August 1849 wird Peter auf ein Gymnasium nach Petersburg geschickt, er lebt dort bei einem Freund der
Familie, Platon Wakar. Seine Mutter bleibt noch 3 Monate bei ihm und reist dann wieder nach Alpajewsk ab. Er
ist ein guter Schueler und spricht nie von Musik, sondern spielt nur manchmal fuer seine Mitschueler auf dem
Klavier.
Im Mai 1852 siedelt Ilja Petrowitsch mit seiner ganzen Familie nach Petersburg ueber. Peter ist darueber sehr
gluecklich, da er nun wieder bei seiner Familie sein kann, und seine Mutter wiedersehen kann, die er sehr
vermisst hatte. Doch Frau Tschaikowsky erkrankt 1854 an Cholera und stirbt bald danach daran. Peter und sein
aelterer Bruder Nikolaj gehen weiterhin zur Schule, sein Vater zieht mit den 4jaehrigen Zwillingen zu seinem
Bruder Pjotr Petrowitsch Tschaikowsky und seine 2 restlichen 2 Geschwister Sascha und Hyppolit werden auf
ein Internat geschickt. Er unterdrueckt seine Sehnsucht nach der Musik. Dennoch muss er im Gymnasium am
Gesangs- und Musikunterricht teilnehmen. Da der Klavierunterricht in der Schule ohne Nutzen ist, beschliesst
sein Vater 1855, einen eigenen Klavierlehrer fuer seinen Sohn zu engagieren. Er findet ihn in Rudolf
Kuendinger, der befindet, dass Tschaikowskys Talent ein wenig ueber dem Durchschnitt liege. Kuendinger
unterrichtet ihn jeden Sonntagmorgen, dann isst er dort zu Mittag, am Nachmittag begleitet er Tschaikowsky ins
Konzert und am Abend darf Peter seine musikalischen Kunststuecke auffuehren. Leider muss Tschaikowsky sich
jedoch bald von ihm trennen, da eine finanzielle Katastrophe ueber die Familie hereinbricht, und man sich daher
den Klavierlehrer nicht mehr leisten kann. Die Familie zieht in eine Wohnung, nachdem Sascha, Peters aeltere
Schwester aus der Klosterschule zurueckkommt und die Rolle der Hausfrau uebernimmt.
Sein Vater verliert im Fruehjahr 1858 bei einer unsicheren Spekulation sein ganzes Vermoegen und muss trotz
seines hohen Alters eine Stellung annehmen. Da er in einer Dienstwohnung lebt, koennen Sascha, Nikolaj und
Peter ihr Leben in "ihrer" Wohnung jetzt selbst bestimmen. Tschaikowsky verlaesst im Mai 1858 die
Rechtsschule und bekommt eine Anstellung im Justizministerium. Doch er tut einfach nur seine Arbeit
uninteressiert und freut sich auf die Abende mit seinen Freunden. Doch diese Abende sind schnell vorbei, denn
als Sascha 1861 heiratet, gibt es immer weniger Treffen mit ihr und ihren Freunden. Tschaikowsky beginnt, sich
um seine 10jaehrigen Geschwister zu kuemmern, da sein Vater mit seiner Arbeit ausgelastet ist und sich fast gar
nicht um sie kuemmert. Nachdem sein Vater ihn fragt, ob er nicht eine musikalische Ausbildung machen wollte,
besucht er eine Musik schule, die von Anton Rubinstein geleitet wird. Doch Professor Zaremba, sein Lehrer,
kann ihn der Musik nicht naeherbringen. Dennoch verstaerken seine ersten Kompositionen seine Hoffnung
darauf, ein erfolgreicher Komponist zu werden. Nach einiger Zeit gibt er seine Stellung im Justizministerium
ganz auf, und widmet sich nur noch der Musik. Um sich etwas Geld zu sichern, gibt er fuer 50 Rubel im Monat
Unterricht. Tschaikowsky ist jetzt endlich ein Musiker - er schreibt 2 Kompositionen pro Woche. Sein erster
Erfolg ist das Orchesterwerk Tanz der Maegde, dass in Kiew aufgefuehrt wird. Trotzdem ist er wegen der
Strenge Rubinsteins und der harten Komponierarbeit niedergeschlagen.
Dennoch wird er von Anton Rubinstein als Professor fuer die von seinem Bruder Nikolaj Grigorewitsch neu
gegruendete Musik schule in Moskau vorgeschlagen. Am 5. Januar 1866 bricht er dorthin auf. Als er dort
ankommt, trifft er mit Nikolaj Grigorewitsch zusammen, den er gleich sehr sympathisch findet. Er lebt mit ihm
in einer Wohnung, doch nur weil er nicht genug Geld hat, sich eine eigene zu leisten. In seinem ersten Moskauer
Jahr arbeitet er ungeheuer viel, er komponiert zum Beispiel die Ouvertuere in c-Moll und die Ouver tuere in fDur, die aber beide keinen grossen Erfolg haben (die erste wird sogar von Nikolaj Grigorewitsch abgelehnt).
Dann schreibt er unter grosser Anstrengung seine I. Symphonie. Im Sommer faehrt er nach Petersburg in die
Ferien, um sich um seine Brueder zu kuemmern, die mittlerweile 16 Jahre alt sind. Zurueck in Moskau schreibt
er seine erste Oper Der Woiwode (der Traum an der Wolga), die in Moskau als "nicht schlecht" bewertet wird.
Tschaikowsky verliebt sich in Disirie Arttt, die Prima donna der italienischen Oper. Sie hat -hnlichkeit mit ihm sie ist nicht schoen, dafuer aber intelligent und begabt, eine grosse Kuenstlerin. Doch Tschaikowskys Freunde
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und ihre Mutter verhindern eine Heirat, und DOsirOe heiratet einen beruehmten Bariton namens Padilla. Seine
Oper wird nur fuenfmal aufgefuehrt, und dann fuer immer vom Spielplan abgesetzt. Trotz des Misserfolges
komponiert Tschaikowsky die Oper Romeo und Julia, die ihm seinen ersten richtigen Ruhm einbringt. In
Moskau und Petersburg wird sein Stueck triumphal aufgenommen, und er wird zum ersten Mal im Ausland
gespielt. Im Sommer 1870 wird Romeo und Julia von einem grossen Berliner Verleger erworben. Er komponiert
unaufhoerlich und gibt 1871 sein erstes Konzert, das seinen eigenen Werken gewidmet ist. Als Professor
verdient er jetzt zweitausend Rubel im Jahr, seine Konzerte bringen ihm ungefaehr fuenfhundert und die
Kritiken, die er fuer die Russischen Nachrichten schreibt, noch einmal einige hundert Rubel. Das ist genug, um
sich - endlich - eine eigene Wohnung zu leisten. In seiner neuen Dreizimmerwohnung hat er mehr Ruhe, und
kann nach zwei Jahren harter Arbeit endlich seine zweite Oper, Der Opritschnik, vollenden. Er schickt eine
Abschrift nach Petersburg, wo ein neuer Dirigent des Marinski-Theaters, Naprawnik, von sich reden macht. Die
Sommermonate verbringt er mit einem seiner Schueler, Wolodja Schilowsky. Als er von seinen Reisen mit
Wolodja zurueckkehrt, hat er immer noch keine Antwort aus Petersburg. Er faehrt eine Woche vor Weihnachten
nach Moskau, um Naprawnik persoenlich zu treffen. Er bringt sein neuestes Werk, die II. Symphonie, mit.
Naprawnik empfaengt ihn freundlich und teilt ihm mit, dass Der Opritschnik angenommen sei, es aber noch
unsicher waere, wann und mit welcher Besetzung er aufgefuehrt werde. Tschaikowsky besucht seinen Vater und
seine Brueder. Rimski-Korsakow veranstaltet ihm zu Ehren einen Abend, bei dem Tschaikowsky die II.
Symphonie seinen alten Petersburger Freunden und Kollegen vorspielt. Alle bis auf Mussorgsky sind begeistert,
besonders ueber das Finale, fuer die er ein Thema des Volksliedes der Kranich heranzieht. Nachdem er nach
Moskau zurueckgekehrt ist, komponiert er immer mehr - aus dem Unterricht gebenden Musiker von damals ist
ein beruehmter Komponist geworden. Von 1875 nimmt sich Nikolaj Rubinstein seinen Werken besonders an, er
dirigiert sie und laesst sie auffuehren, sooft er kann. Fuer den Petersburger Opernwettbewerb schreibt
Tschaikowsky Wakula der Schmied, eine Oper, mit der er sehr zufrieden ist. Im Winter 1875 trifft er mit Sergej
Tanejew zusammen, einem sehr guten Musiker, der Tschaikowsky und seine Musik bewundert. Tschaikowsky
findet in ihm endlich wieder einen Freund, nachdem er nach seinem Streit mit Rubinstein so gut wie alle
verloren hatte. Tschaikowsky widmet ihm die Oper Francesca da Rimini - die Idee zu dieser Oper war ihm im
Zug auf dem Weg zur Premiere der Bayreuther Festspiele gekommen, die er als Rezensent der Russischen
Nachrichten besucht. Fuer ihn ist diese Musik ausser gewoehnlich, aber sie gefaellt ihm nicht. Es faellt ihm
schwer, einen Bericht fuer die Russischen Nachrichten zu schreiben. Es gibt dennoch angenehme Momente fuer
ihn in Bayreuth - Liszt bezeugt ihm seine Bewunderung, die deutschen Musiker kennen und schaetzen ihn. Seine
Stimmung ist trotzdem auf einem Tiefpunkt angelangt - im Herbst schreibt er seinem Bruder Modest, dass er
alles tun will, um irgend jemand zu heiraten, allerdings nur um "durch eine Heirat oder eine offizielle
Verbindung zu einer Frau das ganze Pack zum Schweigen zu bringen, das ich zwar verachte, das aber den
Menschen, die mir nahestehen, Kummer bereiten kann". Daraufhin beginnt er einen Briefwechsel mit der Witwe
Nadesha von Meck, die eine grosse Bewunderin seiner Musik ist. Sie unterstuetzt ihn, in dem sie z.B. seine
Transkriptionen auf ihre Kosten drucken laesst. Sie schreibt aber, dass sie keine Begegnung mit ihm will, da dies
nur Anlass zu Gerede waere. Fr. von Meck leiht ihm 3000 Rubel, damit er seine Schulden bezahlen kann,
nachdem er ihr mitgeteilt hat, das er ihr - seiner "besten Freundin" seine IV. Symphonie widmet. Nachdem er die
Arbeit an dieser beendet hat, sucht er ein Thema fuer eine neue Oper - er nimmt den Vorschlag der Saengerin
Lawrowskaja - Puschkins Eugen Onegin - an. Am 6 Juni heiratet er die 28jaehrige Antonina Iwanowna, obwohl
er ihr gegenueber betont, dass er sie nicht liebt und nie lieben werde. Sein Vater freut sich sehr ueber die
Hochzeit. Er verbringt den Sommer in Kamenka waehrend sie in Moskau zurueckbleibt. Dort beendet er seine
IV. Symphonie. Das Leben in Moskau mit seiner Ehefrau ist allerdings nichts fuer ihn - er begeht sogar einen
Selbstmordversuch, indem er sich absichtlich eine Lungen entzuendung zuzieht. Es gelingt ihm jedoch nicht,
sich umzubringen, und er faehrt an den Genfer See, um sich auszukurieren. Er verlaesst seine Frau. Nadesha v.
Meck unterstuetzt ihn finanziell - mit 1500 Rubel pro Monat, wuenscht aber dennoch, dass er die Verbindung zu
ihr geheimhalte. Antonina droht ihm damit, alles ueber ihn zu verbreiten, wenn er ihr kein Geld gibt.
Tschaikowsky willigt gezwungenermassen ein. Er arbeitet weiter an seiner neuen Oper Eugen Onegin und pflegt
weiterhin seinen Briefwechsel mit Nadesha von Meck, mit der er sich ueber musikalische Themen unterhaelt.
Nikolaj Rubinstein ernennt ihn zum Gesandten fuer die Weltausstellung in Paris, doch Tschaikowsky lehnt ab,
da er menschenscheu geworden ist. Er beendet seine Arbeit an Eugen Onegin. Im Herbst kehrt er nach Moskau
zurueck. Im September 1878 besichtigt er zum ersten Mal das Haus von Fr. v. Meck. Seine Werke sind auch bei
der Weltausstellung in Paris ein grosser Erfolg. Tschaikowsky verlaesst Moskau und zieht nach Florenz in die
Naehe von Frau von Meck. Dort arbeitet er an einer weiteren Oper: Die Jungfrau von Orleans. Kurz vor
Weihnachten reist er nach Paris ab. Er arbeitet weiterhin sehr hart an Die Jungfrau von Orleans. Sein Eugen
Onegin wird das erste Mal am 17. Maerz 1789 aufgefuehrt, doch die Kritiker sind nicht begeistert von dieser
Oper, aber fuer Tschaikowsky ist das Urteil der Kritiker nicht mehr so bedeutend wie frueher. Anfang August
zieht fuer einige Zeit auf einen kleinen Hof in der Naehe von Brailow, der Frau v. Meck gehoert. 1880 wird Die
Jungfrau von Orleans uraufgefuehrt, das Publikum ist begeistert. Am 12. Maerz stirbt Nikolaj Grigorewitsch,
sein langjaehriger Mentor und Freund. Der Tod Nikolaj Grigorewitschs nimmt ihn sehr mit. Tschaikowsky lebt
jetzt ein Leben als Reisender, er reist zweimal im Jahr durch Europa. Er macht Schulden, um seine Rechnungen
zu bezahlen und muss sich sogar andere Maezene suchen, da das Geld von Fr. v. Meck immer schnell
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ausgegeben ist. Spaeter mietet er sich jedoch ein eigenes Haus in der Naehe von Klin, da er nicht mehr immer
nur durch Europa reisen, sondern sesshaft werden will. Dort arbeitet er an seiner neuen Oper Die Zauberin und
an Tscherewitschki. Die Premiere von Tscherewitschki findet am 19. Januar 1886 statt. Die Besonderheit dieser
Premiere besteht darin, dass Tschaikowsky sich bereit erklaert hatte, die Auffuehrung selbst zu dirigieren. Trotz
seiner Angst vor Misserfolg wird die Auffuehrung ein grosser Erfolg, das Publikum bejubelt ihn. Aber es war
nicht jede seiner Opern ein so grosser Erfolg - Die Zauberin ist ein Reinfall wie keine seiner Opern zuvor.
Gesundheitlich geht es ihm nicht so gut, er bekommt manchmal Asthmaanfaelle, sorgt sich ueber das Alter und
macht sogar sein Testament: Er vermacht sein gesamtes Vermoegen seinem Neffen Bob, den er sehr vergoettert.
Zu Beginn des Jahres 1888 reist Tschaikowsky ins Ausland, um sich zu erholen. Er beschliesst, eine
Konzerttournee durch das Ausland zu machen. Auf seiner Reise lernt er viele auslaendische Kollegen kennen,
unter anderem auch Brahms, Richard Strauss und Dvor_k. Nachdem er wieder zurueckgekommen ist,
komponiert er seine V. Symphonie und Dornroeschen, ein Ballett im Auftrag des Zaren. Tschaikowsky reist
nach Italien, wo er die Oper Pique-Dame komponiert. Diese Oper wird ein riesiger Erfolg. Nussknacker und
Yolanthe werden in Auftrag gegeben, er schiebt die Ausfuehrung jedoch um ein Jahr heraus, da er nach Amerika
faehrt, wo man ihm riesige Summen bietet. Er ist sehr beeindruckt von Amerika, da dort so vieles ganz anders
als in Europa ist. Als er zurueck nach Russland kommt, bricht Frau v. Meck mit ihm, angeblich wegen ihrer
finanziellen Lage, aber wohl eher, da sie die Wahrheit ueber ihn erfahren hatte, und denkt, dass Tschaikowsky
sie nur ausnutzt. Er komponiert den Nussknacker zuende. Danach reist er nach Cambridge, wo ihm die
Ehrendoktorwuerde verliehen wird. Im Februar 1893 beginnt er mit der Arbeit an seiner Programmsymphonie
(Nr. 6). Am 9. Oktober reist er nach Petersburg und fuehrt seine VI. Symphonie dort am 16. Oktober auf. Die
Symphonie hat aber nicht die von Tschaikowsky erhoffte Wirkung auf das Publikum. Zurueck in Petersburg
trinkt er bei einem Essen nicht abgekochtes Wasser und erkrankt daraufhin an der Cholera, an der er am 25.
Oktober 1893 stirbt. Jedoch sind seine Todesumstaende nicht genau dokumentiert, es gibt auch einige
Biographien, die behaupten, dass er Selbstmord begangen habe.
[QUELLE: Nina Berberova: Tschaikowsky, ISBN 3-499-13044-0]
Lebenslauf von Pjotr Iljitsch Tschaikovsky
1840
Pyotr Ilyich Tchaikovsky georen am 7. Mai in Votkinsk, Sohn von Ilya Petrovitch Tchaikvosky (MinenInspektor von Beruf). Er war das zweite von fünf Kindern.
1850
Fängt an zu komponieren. Wird zum Jurastudium nach St. Petersburg geschickt.
1854
Im Juni stirbt seine Mutter an einer Cholera-Erkrankung
1859
Beginnt eine Arbeit im Justizministerium die er...
1863
...wieder kündet um all seine Zeit dem Musikstudium zu widmen (Theorie bei Zaremba; Orchestration bei Anton
Rubinstein).
1865
Nicholas Rubinstein stellt ihn ein als Professor der Kompositionslehre im neu gegründeten
Musikkonservatorium in Moskau.
1869
Beginnt die Romeo und Julia Fantasie-Ouvertüre zu schreiben, basierend auf einem Thema das ihm Balakirev
vorgeschlagen hat.
1874
Komponiert das Klavierkonzert in B-Moll, das er eigentlich Nicholas Rubinstein widmen wollte, als der es aber
scharf kritisiert widmet er es kurzerhand Hans von Bulow.
1876
Trifft sich mit Liszt und schreibt Wagner, der ihn aber nicht empfangen will. Beginnt einen Briefwechsel mit
Nadezhda Filaretovna von Meck.
1877
Beginnt seine 4.Sinfonie zu schreiben die er später Mme. von Meck widmet. Er schreibt auch erste Takte für die
Oper "Eugene Oniegin". Heiratet und trennt sich wieder von Anotonina Ivanovna Milyukov.
1878
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Kündet seine Professoren Stelle am Konservatorium und beendet die Arbeiten an der Sinfonie und der Oper.
Von nun an arbeitet er viel in Clarens, in der Schweiz und in anderen Europäischen Orten wo er sich
zurückziehen kann.
1879
Uraufführung von "Eugenen Oniegin" in Moscow (29. März)
1882
Tchaikovsky widmet sein Trio dem 1881 verstorbenen Nicholas Rubinstein.
1885
Zieht auf's Land in Maidanovo in der Nähe von Klin und beginnt"Manfred".
1887
Erster grosser Auftritt als Dirigent, mit einem Programm aus eigenen Werken in St.Petersburg.
1888
Macht eine sehr erfolgreiche Konzerttournee als Dirigent. Unterwegs trifft er Brahms, Grieg (in Leipzig),
Dvorak (in Prag), Gounod, Massenet und Panderewski (in Paris). Er beendet die Arbeit an seiner fünften
Sinfonie.
1890
Die Beziehung mit Nadezhda Filaretovna von Meck bricht auseinander. Tod seiner Schwester.
1891
Besucht Amerika und dirigiert seine eigenen Werke in den Eröffnungsfeiern der Carnegie Hall in New York (5.
Mai)
1893
Kehrt zurück in sein Landhaus in Klin im Januar und beginnt mit der Sinfonie Nr.6, "Pathetique". Im Juni reist
er nach England um dort zusammen mit Boito, Bruch, Saint-Saens und Grieg von der Cambridge University
geehrt zu werden. Er erkrankt noch im gleichen Jahr an Cholera und stirbt an den Folgen.
Biographie Anton Bruckners
1824
4. September: Bruckner wird in Ansfelden als erstes von zwölf Kindern geboren, von
denen nur fünf am Leben blieben. Vater und Großvater waren schon Schullehrer in
Ansfelden.
1837
Nach dem Tod des Vaters wird Anton Sängerknabe im Stift St. Florian in
Oberösterreich.
1840 - 41
Er wird in einem "Präparandenkurs" in Linz zum Lehrer ausgebildet.
1841 - 43
Er wird Hilfslehrer in Windhaag , das im Norden Oberösterreichs liegt. Er
beschäftigt sich hier mit Bachs "Kunst der Fuge", aber auch mit Volkstänzen,
wie Ländler und "G'strampfte".
1843 - 45
Er ist Lehrer in Kronsdorf, einem Ort in der Nähe von Steyr.
1845 - 56
Er ist Lehrer in St. Florian. Dieser 2. Aufenthalt in St. Florian bedeutete für
Bruckner einerseits, daß er zu einem bedeutenden Organisten heranreift,
andererseits bemerkt man einen Wandel in seinem kompositorischen Schaffen.
Er gelangt von den kleinen Formen des Männerchores zu den ersten größeren
Meßkompositionen.
1850
Er wird Stiftsorganist in St. Florian.
1856
Seit diesem Jahr ist er Domorganist in Linz.
29
1856 - 1868
Er ist in Linz, einer Stadt von 26.000 Einwohnern. Bischof Franz Josef
Rudigier ermöglichte Bruckner ein Musikstudium bei dem Wiener Theoretiker
Simon Sechter in den Jahren 1856 - 1861. Am 19. November 1861 legte
Bruckner an der Orgel der Piaristenkirche zu Wien eine Prüfung vor der
Kommission ab, die aus Hellmesberger , Johann Herbeck, Simon Sechter und
Otto Dessoff bestand. Herbeck bemerkte anschließend an die Prüfung
lakonisch:"Er hätte uns prüfen sollen".
1861
Otto Kitzler aus Königsberg wird erster Kapellmeister am Landständischen
Theater zu Linz. Durch ihn wird Bruckner mit der damals zeitgenössischen,
modernen Musik konfrontiert.
1861 - 1863
Er wird mit der Welt der Orchestermusik, mit der Welt der Bühne, mit der
damaligen zeitgenössischen Musik ("Neudeutsche Schule") vertraut gemacht.
Er lernt Werke von Richard Wagner und Franz Liszt kennen.
1862
In diesem Jahr erlebt Bruckner in Linz Wagners "Tannhäuser".
1864
Ab diesem Jahr kann man von Bruckners eigenem, persönlichen, genialen
Kompositionsstil sprechen.
1864
Ignaz Dorn konfrontiert Bruckner mit den Werken von Liszt und Berlioz. Er
trägt somit dazu bei, daß Bruckner den Stil der strengen Sechterschen Schule
überwindet.
1868
Bruckner wird Nachfolger von Simon Sechter am Wiener Konservatorium,
gleichzeitig wird er Hoforganist.
1875
Bruckner wird Lektor für Musiktheorie an der Wiener Universität
1891 Ihm wird die Ehrendoktorwürde der Universität Wien verliehen.
1894
Er wird zum Ehrenbürger der Stadt Linz ernannt.
1896
11. Oktober: Er stirbt im Kustodenstöckl , in unmittelbarer Nähe des Wiener
Belvederes (siehe "Österreich-Lexikon"). Er wird in der Krypta unter der Orgel
des Stiftes St. Florian beigesetzt.
30
Richard Wagner (1813-1883)
Richard Wagner wurde 1813 in Leipzig als Sohn des Polizeiaktuarius Carl Friedrich Wilhelm Wagner und der
Tochter des Weissbäckermeisters Pätz, Johanna Rosine, geboren. Als den wahren Vater hat man oft den
Schauspieler Ludwig Geyer angenommen, der oft bei der Familie zu Gast war. Als Carl Friedrich Wilhelm
Wagner starb, verheiratete sich Johanna im Jahre 1814 mit eben diesem Geyer.
Als Richard sieben Jahre alt war, zog die Familie nach Dresden, wo der Knabe in der berühmten Dresdner
Kreuzschule seinen ersten Musikunterricht erhielt. 1828 kehrte die Familie dann wieder nach Leipzig zurück, wo
sich Richards Interesse an der Musik nochmals verstärkte, auch wenn er beim Klavierspielen keine
hervorstechende Begabung an den Tag legte.
Vor 1833 komponierte der junge Wagner traditionellem Stil und Themen entsprechend. Erst, als er die 20
überschritten hatte und sich auf das Komponieren von Opern verlegte, zeichnete sich ein Wendepunkt ab. Alles
in allem zogen die Fürsten in den Jahren zwischen den Revolutionen von 1789 und 1848 die Oper vor. Die
Bürgerschaft hingegen tendierte dazu, ihr Geld anzusammeln, anstatt es für die Kunst zu vergeuden. War doch
die Oper nicht zuletzt eine besonders teure Musikform, da hinter jeder Vorstellung eine grosse
Aufführungsmaschinerie steht.
Wagners erste Oper, Die Feen, wurde im Jahre 1834 fertig. Das Werk knüpfte klar an die Traditionen an, die von
u.a. Heinrich Marschner, Giacomo Meyerbeer, Gasparo Spontini, Carl Maria von Weber und vielen anderen
vertreten wurden. Der berühmteste Name der Branche war Meyerbeer, den man unumstritten als Genie ansah.
Seine Opernproduktion setzte Wagner mit dem Werk Das Liebesverbot (1836) fort, gefolgt von Rienzi (1840).
Wagners 'geistiges Vaterland', war, wie Maurice BOUCHER es sah, zu dieser Zeit noch die Kunst, während
'Deutschland' für ihn lediglich eine Seite im Geographiebuch darstellte. Diese Haltung kommt vorzüglich in
einem Brief Wagners an Robert Schumann vom Jahre 1836 zum Ausdruck: Schumann sollte ihm dabei
behilflich sein, Kontakte zu den Pariser Komponistenkreisen zu etablieren; gleichzeitig scheint er sich noch auf
die kosmopolitische Einstellung Schumanns zu verlassen.
31
Gerade zu jener Zeit, in den 30ern des letzten Jahrhunderts, erlebte der Nationalismus seine starke
Aufschwungsphase sowohl in Deutschland als auch anderswo in Europa. Schon die französische Revolution
hatte die nationale Identität gestärkt und gezeigt, dass der Lauf der Geschichte beeinflusst werden kann. In
Deutschland waren es besonders die Zeit des antinapoleonischen Krieges und der französischen Besetzung, die
das Aufkommen des Nationalismus in Gang setzte und das Gefühl der nationalen Zusammengehörigkeit stärkte.
Als Gegengewicht zu der traumatischen Zersplitterung der Deutschen entstand der Traum von Vereinigung.
Nach der französischen Julirevolution von 1830 entstand überall in Europa im Geiste Giuseppe Mazzinis das
"Junge Italien", das "Junge Polen", die "Junge Schweiz", das "Junge Frankreich" und das "Junge Deutschland"
(1831-36). Alle Bewegungen propagierten ein stark nationalistisches Programm.
Der Paris-Aufenthalt in den Jahren 1839-1842 stellte den Wendepunkt für Wagner dar. Er träumte davon, die
Metropole der Musik zu erobern - es kam aber anders: Die Illusionen zerschellten. Die Pariser Jahre hatten nicht
nur eine änderung in Wagners künstlerischem Stil zur Folge; auch seine Beziehung zum Deutschtum veränderte
sich. Es lässt sich die Behauptung aufstellen, dass gerade zu jener Zeit Kunst und Politik im Wagnerschen
Weltbild einander begegneten. Wagners eigener Kompositionsstil entwickelte sich parallel zu seinem
erwachenden Nationalempfinden. Zum Verständnis der folgenden Studie ist es wichtig, daran zu denken, dass
Wagner bei seiner Suche nach dem Deutschtum keinen Rückgriff auf sonstige nationale Elemente, wie z.B. die
Volksmusik machte. Von Anfang an war Deutschtum in seiner Gedankenwelt mit den Charakteristika seiner
Kunst verknüpft.
Noch im Jahre 1837 hielt er sogar Meyerbeer für einen Deutschen; Dieser habe lediglich des Franzosentums als
Mittels benutzt, um seine Vorstellungen zu realisieren, ähnlich wie Napoleon dies tat, um Weltgeschichte zu
schaffen. Nun war Wagner allerdings der Ansicht, dass sich Meyerbeer zum Tyrann des französischen
Musiklebens entwickelt habe, der keinerlei Interesse für den Rienzi zeige, obgleich diese Frühwerk Wagners klar
durch Meyerbeer beeinflusst war. Aus Meyerbeer hatte man einen Teil der glamourösen Fassade der
französischen Kultur gemacht, und dies sogar in dem Umfang, dass noch im Jahre 1854 Eugéne de Mirecourt
begeistert feststellen konnte: "Meyerbeer n'appartient ni „ l'Italie, ni „ l'Allemagne; il est „ nous seuls!"
Als sich Wagners Auffassung von seinem kulturellen Hintergrund änderte, änderte sich auch seine дsthetik. Er
begann, sich immer mehr als Musikdramatiker denn als Komponisten zu sehen. Er hielt sich für eine Art
Kombination zwischen Shakespeare und Beethoven, dazu im Stande, sowohl das Libretto als auch die Musik zu
schaffen. Diese neue Denkweise wuchs sich über kurz oder lang zu einer ganzen Weltanschauung aus, in der
sich seine Auffassungen von Vergangenheit, Volk, Staat, Kultur und Politik vereinigten. Er strebte danach,
nationale, ganzheitliche Kunst zu schaffen. Alfred EINSTEIN konstatierte über Wagner:
He was the first to use music as a means of influensing, of entrancing, of intoxicating, of conquering. To be sure,
all musicians direct their attention to the 'world' - to connoisseurs, to a community great or small, to the nation.
Even before Wagner a few composers had felt impelled to create a community for themselves because there was
none at hand. Handel did so in his oratorios; Beethoven, in his symphonies. So far as Wagner concerned,
however, Handel scarcely existed [...] But in Beethoven Wagner saw his true predecessor - or, more precisely, in
the Beethoven of the Ninth Symphony, with which the reign of pure instrumental music seemed to have come to
an end and that of opera, of his opera, to have begun.
Die Vermischung von kЭnstlerischen und politischen Ambitionen ist in Wagners Fall offenkundig; kein Wunder
also, dass er danach trachtete, aktiv im politischen Leben mitwirken zu können. In diesem Zusammenhang sind
Wagners Dresdner Jahre (1842-1849) sowie die Münchner-Triebschener Jahre (1864-1872) von Bedeutung.
Im Jahre 1842 erhielt Wagner eine Stellung als Hofkapellmeister in Dresden, beglückt darЭber, dass die feste
Anstellung seine chronische Geldnot linderte. Das ehrwЭrdige Amt bot ihm die Gelegenheit, die Verwirklichung
seiner reformistischen Opernauffassung zu versuchen. Der fliegende Holländer kam 1843 auf die BЭhne,
Tannhäuser 1845. WДhrend der 40er Jahre arbeitete Wagner auch am Lohengrin, aber die Uraufführung fand
erst im Jahre 1850 in Weimar statt. Gleichzeitig entwickelte Wagner ein immer lebhafteres Interesse an
politischen Fragen und begann an den Aktivitüten des in der Stadt wirkenden Vaterlandsvereins teilzunehmen.
(Diese Sitzungen lösst er in seiner Autobiographie unerwähnt.) Auf diese Art machte er die Bekanntschaft des
revolutionär gesinnten Journalisten August RЖckel und des Anarchisten Michail Bakunin, der zu dieser Zeit im
Schutze des Decknamens Dr. Schwarz politische Agitation in Dresden betrieb. Wagner nahm mit anderen
Revolutionären am Dresdner Aufstand im Mai 1849 teil. Röckel und Bakunin wurden gefangen genommen,
Wagner jedoch gelang die Flucht über die Grenze zu Franz Liszt nach Jena.
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Die zweite politisch interessante Phase stellen die Jahre in München (1864-65) und Triebschen (1866-72) dar.
Nach dem Aufstand von Dresden war Wagner von direkter, aktiver politischer Handlungsweise enttäuscht: Nach
seiner Flucht begnügte er sich mit Einflussnahme hinter den Kulissen. In München unterhielt er eine
freundschaftliche Beziehung zu dem jungen Bayernkönig Ludwig II. Dies grösstenteils deshalb, weil er
vermutete, dass Deutschland unter Bayerns Führung geeint werden würde. Gleichzeitig unterstützte Ludwig in
wirtschaftlicher Hinsicht Wagners Opernproduktion. So wurden in München die folgenden Opern uraufgefЭhrt:
Tristan und Isolde 1865, Die Meistersinger von NЭrnberg 1868, Das Rheingold 1869 und Die Walküre 1870.
Das Rheingold und Die Walküre waren die zwei ersten Teile der Operntetralogie Der Ring des Nibelungen, mit
dem Wagner schon seit Beginn der 50er Jahre beschäftigt war. Die zwei letzten Teile der Tetralogie, Siegfried
und GötterdДmmerung wurden erst 1876 in dem von Wagner selbst geplanten Opernhaus anlässlich der ersten
Festspiele aufgeführt.
Im Frühling 1866 fand Wagner in Triebschen in der Schweiz ein neues Domizil. Er musste München im
Dezember 1865 verlassen, weil die öffentliche Debatte um seinen Einfluss auf den jungen König immer schärfer
wurde und in direkte Feindschaft gegen ihn ausgeufert war. Obwohl Wagner nach Triebschen zog, brach sein
Kontakt zu Ludwig nicht ab. Als es zwischen Preussen und Österreich im Juli 1866 zum Krieg kam, begann
Wagner, ein immer stärkeres Wohlwollen für die Preussen zu entwickeln. Er begriff, dass der Architekt der
UmwДlzungen nicht Ludwig sondern Bismarck hiess. Wagner begann nun, Kontakte nach Berlin zu suchen; als
Vermittler fungierte Lothar Bucher, mit dem Wagner durch die revolutionären Ereignisse in Dresden bekannt
war. Bedauerlicherweise zeigte Bismarck jedoch kein grösseres Interesse an Wagner. Folglich beklagte Cosima
Wagner (seine zweite Frau und die Tochter Franz Liszts) in ihrem Tagebuch, dass Bismarck, weil er Wagner
seine Unterstützung verweigert hatte, nur preussische und keine gesamtdeutsche Politik getrieben habe. Cosima
sah also in der Kunst ihres Mannes die gesamtdeutsche Kunst par exellence, deren wahrhaftes VerstДndnis Hand
in Hand mit der natürlichen Entwicklung des deutschen Staates ginge.
Obwohl Bismarcks offizielle Absegnung ausblieb, veranstaltete Wagner seine Kunst als grossangelegte
Organisation, zu der zahlreiche Wagner-Vereinigungen, die Bayreuther Festspiele, die Zeitschrift Bayreuther
Blätter und der sog. Bayreuther Kreis gehörten, die nach Wagners Tod die Pflege seines musikalischen und
schriftstellerischen Erbes zu besorgen hatten. Der Komponist starb am 13.2.1883 an einem Herzinfarkt, als er
gerade damit beschäftigt war, für die Bayreuther Blätter einen Artikel "über das Weibliche im Menschlichen" zu
verfassen.
aus Hannu Salmi: "Die Herrlichkeit des deutschen Namens..." Die schriftstellerische und politische TДtigkeit
Richard Wagners als Gestalter nationaler IdentitДt wДhrend der staatlichen Vereinigung Deutschlands. Annales
Universitatis Turkuensis, Ser. B. Tom. 196. Turku 1993, S. 14- 19.
You can also read Wagner's biography in English.
(Wilhelm) Richard Wagner
Geboren am 22.5.1813 in Leipzig; gestorben am 13.2.1883 in Venedig.
Wagner war das jüngste von neun Kindern eines Polizeiaktuarius. Fünf
Monate nach seiner Geburt starb der Vater; der Schauspieler und Maler
Ludwig Geyer nahm sich der Witwe und der Kinder an (starb aber auch
bereits 1821). Wagner begann 1831 an der Universität Leipzig ein
Musikstudium, 1833 holte der Sänger Albert Wagner den jüngeren
Bruder nach Würzburg, dort wurde er Choreinstudierer. Im Sommer 1834
engagierte ihn eine Operntruppe als Dirigenten nach Magdeburg; dort
verliebte er sich in die Schauspielerin Minna Planer: er folgte ihr nach
Königsberg, wo sie 1836 heirateten, dann nach Riga; vor ihren
Gläubigern flüchteten sie über Norwegen und London nach Paris, wo sie
von September 1839 bis April 1842 in großer Not lebten. Die triumphale
Uraufführung des "Rienzi" am 20.10.1842 in Dresden legte den
Grundstein zu seinem Ruhm. 1843 wird er zum kgl. sächs.
Hofkapellmeister ernannt. 1849 kämpfte er beim Dresdner Maiaufstand
auf der Seite der Aufständischen und mußte anschließend in die Schweiz
flüchten. Bis 1858 wohnte er in Zürich, die nächsten Jahre verbrachte er
mit kurzen Aufenthalten an verschiedenen Orten: Venedig, Luzern,
Wien, Paris, Biebrich (bei Wiesbaden), Berlin. 1864 errang er die Gunst
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des bayrischen Königs Ludwig II., der seine Schulden bezahlte und ihn auch weiterhin unterstützte. Da Wagner
versuchte, sich in die bayrische Politik einzumischen, wurde er zeitweise aus München verbannt und zog nach
Genf, dann nach Tribschen (bei Luzern). 1872 ging er nach Bayreuth und legte den Grundstein für das
Festspielhaus, das 1876 eingeweiht wurde. Zur Wiederherstellung seiner Gesundheit zog Wagner 1882 nach
Venedig, wo er 1883 starb.
Werke u.a.:





Bühnenwerke:
o 1834 Die Feen
o 1836 Das Liebesverbot
o 1840 Rienzi
o 1841 Der fliegende Holländer
o 1845 Tannhäuser (Pariser Bearbeitung 1861)
o 1848 Lohengrin
o 1854 Das Rheingold
o 1856 Die Walküre
o 1859 Tristan und Isolde
o 1867 Die Meistersinger von Nürnberg
o 1871 Siegfried
o 1874 Götterdämmerung
o 1882 Parsifal
Orchesterwerke:
o 1832 Sinfonie C-Dur
o 1840 Faustouvertüre (umgearbeitet 1855)
o 1870 Siegfried-Idyll
o 1871 Kaisermarsch
1843 Das Liebesmahl der Apostel, bibl. Szenen für
Männerchor und Orchester
Lieder:
o 1858 5 Gedichte von M. Wesendonk
Hauptschriften:
o 1840/41 Ein deutscher Musiker in Paris
o 1848 Der Nibelungen-Mythus
o 1849 Die Kunst und die Revolution
o 1849 Das Kunstwerk der Zukunft
o 1850 Das Judentum in der Musik
o 1851 Eine Mitteilung an meine Freunde
o 1852 Oper und Drama
o 1860 Zukunftsmusik
o 1864 Über Staat und Religion
o 1869 Über das Dirigieren
o 1870 Beethoven
o 1878 Publikum und Popularität
o 1880 Religion und Kunst
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Giuseppe Verdi
Zum 100. Todestag am 27. Januar 2001
Biographie, Biografie, Opern, CDs, Bücher
Giuseppe Verdi (1813-1901), der sich "ein Bauer aus Roncole" nannte, wird als bescheiden, sparsam, humorvoll,
gutmütig, aber auch brüsk, temperamentvoll, unzugänglich und einsiedlerisch beschrieben. Verdi wurde im
erwähnten Roncole, einem kleinen Dorf in der Nähe von Busseto im damaligen Herzogtum Parma, das 1813
noch zu Napoleons Königreich Italien gehörte, geboren.
1813 war auch das Geburtsjahr von Richard Wagner. Diese zwei Komponisten, die musikalisch und inhaltlich
unterschiedlicher nicht sein könnten, revolutionierten die Opernwelt und prägen sie bis heute. Wagner kümmerte
sich um Götter und Mythen, währenddem Verdi auf die Menschen und ihre irdischen Probleme einging.
Verdis Vater, Carlo (1785–1867), war ein Schankwirt, seine Mutter, Luigia Uttini (1787–1851), eine Spinnerin.
Die Mittelklassefamilie förderte Giuseppes Erziehung. Bereits vor seinem vierten Geburtstag wurde er von
einem örtlichen Priester unterrichtet, wahrscheinlich auch in Musik. Sein Vater kaufte ihm mit 7 ein altes
Spinett. Bald wurde er zum stellvertretenden Organisten in der örtlichen Kirche. Mit 9 stieg er zum ordentlichen
Organisten auf.
1823 zogen die Verdis nach Busseto. Mit 11 ging er dort auf das ginnasio, wo er u.a. Unterricht in Italienisch,
Latein und Rhetorik erhielt. Zwei Jahre später begann er bei Ferdinando Provesi, dem maestro di cappella der
Kirche San Bartolomeo in Busseto und Direktor der städtischen Musikschule sowie der lokalen
philharmonischen Gesellschaft, Stunden zu nehmen. Verdi wollte später den Eindruck erwecken, er sein ein
Autodidakt aus einfachsten Verhältnissen. In Wahrheit gehörte seine Familie zum Mittelstand, und er erhielt
schon in jungen Jahren eine gezielte Förderung von kompetenter Seite.
1829 bewarb sich Verdi erfolglos für den Posten des Organisten im nahe gelegenen Soragna. In Busseto konnte
er sich dagegen als Musiker und Komponist einbringen. 1831 zog Giuseppe in das Haus von Antonio Barezzi,
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einem wohlhabenden Kaufmann und Amateurmusiker. Verdi gab Barezzis Tochter Margherita (1814-40)
Gesangs- und Klavierunterricht. Verdi und Margherita verlobten sich inoffiziell.
Bald wurde klar, dass Busseto zu klein für Giuseppes Ambitionen war. Vater Carlo Verdi fragte bei der Monte di
Pietà e d'Abbondanza in Busseto um ein Stipendium für seinen Sohn nach. Das wurde von dieser wohltätigen
Gesellschaft auch gewährt, allerdings erst ab 1833. Giuseppe ging mit der finanziellen Hilfe von Barezzi bereits
im Mai 1832 nach Mailand, wo ihn das Konservatorium ablehnte, weil er mit 18 bereits vier Jahre über dem
normalen Eintrittsalter und kein Einwohner von Lombardei-Venetien. Daneben war seine unorthodoxe
Klaviertechnik an der Ablehnung schuld, die Giuseppe bis an sein Lebensende nicht vergessen konnte.
Barezzi bezahlte Verdi daraufhin drei Jahre lang Privatstunden bei Vincenzo Lavigna, der früher jahrelang als
maestro concertatore an der Scala in Milan gewirkt hatte. Gemäss Giuseppes späteren Aussagen lernte er bei
Lavigna wenig, abgesehen vom Kontrapunkt. Er habe immer nur Kanons und Fugen spielen müssen. Niemand
habe ihm Orchestrierung oder die Behandlung dramatischer Musik beigebracht. Wobei Verdi hier wohl erneut
sein Image als Autodidakt pflegen wollte. Lavigna hatte Verdi u.a. geraten, regelmässig ins Theater zu gehen.
Mitte 1835, als Verdi seine Ausbildung bei Lavigna abgeschlossen hatte, kehrte er nach Busseto zurück. Provesi
war zwei Jahre zuvor gestorben und so der Posten des Musikdirektors freigeworden. 1834 wurde Giovanni
Ferrari zum Organisten bestellt, doch für Verdi blieb der Posten des maestro di musica, der säkulare Teil von
Provesis Amt.
1836 heiratete Verdi Margherita Barezzi und liess sich in Busseto nieder, wo er in den folgenden drei Jahren als
Dirigent und Komponist für die örtliche philharmonische Gesellschaft tätig war und daneben Privatunterricht
gab. Mit Margherita hatte er zwei Kinder. Die Tochter, Virginia, verstarb im August 1838, noch nicht einmal
eineinhalb jährig, ebenso der Sohn, Icilio Romano, dessen kurzes Leben im Oktober 1839 vorbei war.
Der ehrgeizige Verdi wollte in der Oper Erfolg haben. 1836 hatte er Rocester komponiert. Die überarbeitete
Version der Oper wurde als Oberto, conte di San Bonifacio, bekannt. Bereits im Oktober 1838 trat er als maestro
di musica in Busseto zurück und ging im February 1839 nach Mailand. Neun Monate später wurde die Premiere
an der Scala gegeben.
Der Erfolg von Oberto ermutigte Bartolomeo Merelli, den Impresario an der Scala, Verdi einen Kontrakt für drei
weitere Opern zu offerieren, die über die nächsten zwei Jahre zu komponieren waren. Verdis erstes Werk wurde
die komische Oper Un giorno di regno, ein Misserfolg im September 1840. Zusammen mit dem tragischen Tod
seiner Frau Margherita im Juni 1840 und dem seiner zwei Kinder in den Jahren zuvor stürzten ihn in eine Krise.
Gleichzeitig erklären die privaten Umstände, weshalb Verdi damals nicht in der Lage war, ein komisches Werk
zu vollenden. Bis zu seiner nächsten Oper, Nabucco, dauerte es ungewöhnlich lange 18 Monate. Doch entgegen
seinen Memoiren hatte er nicht jede musikalische Tätigkeit aufgegeben.
Nabucco wurde 1842 in Mailand zu einem unvergleichlichen Erfolg. Der Gefangenchor der hebräischen
Sklaven, Va, pensiero, wurde quasi zur zweiten Nationalhymne Italiens und wird heute noch bei zahlreichen
öffentlichen Anlässen gesungen. Im folgenden Jahrzehnt bis März 1853, der Premiere von La Traviata,
komponierte Verdi 16 Opern, im Durchschnitt eine alle 9 Monate. Es war seine produktivste Zeit. Im Vergleich
dazu schrieb Donizetti 70 Opern in lediglich 25 Jahren. Verdi war in diesen Jahren nicht nur völlig ausgelastet,
sondern überanstrengte sich oft, was zu häufigen Zusammenbrüchen führte. Gleichzeitig erlaubte ihm der Erfolg,
unerhörte Gagen zu verlangen, mit denen er u.a. Land und Haus in und um Busseto erwarb. Er wurde in die
Mailänder Gesellschaft aufgenommen und schloss Freundschaft mit der Sopranistin Giuseppina Strepponi, die
zu seiner Lebensgefährtin und späteren Frau wurde.
Abgesehen von einem kurzen Besuch in Wien 1843 verliess Verdi die italienische Halbinsel bis März 1847
nicht. Dann reiste er nach London und Paris, um die Premieren von I masnadieri respektive Jérusalem zu
überwachen. Es handelte sich um seine ersten zwei Opern, die im Ausland in Auftrag gegeben worden waren.
Mit Giuseppina Strepponi weilte er zwei Jahre in Paris, unterbrochen durch einen Mailandbesuch im
Revolutionsjahr 1848 und einen Rombesuch in der kurzlebigen Republik, um 1849 die Premiere von La
battaglia di Legnano zu überwachen. Mitte 1849 kehrte Verdi mit Giuseppina nach Busseto zurück. Dass die
zwei weiterhin unverheiratet blieben, sorgte damals für einen Skandal. Giuseppina hatte zudem Affären, drei
illegitime Kinder und wurde deshalb gar als Hure beschimpft. Verdi heiratete sie erst 1859, fernab von Busseto,
in Collonges sur Salève bei Annecy.
Zu Beginn seiner Karriere war Verdi stilistisch von italienischen Vorbildern wie Rossini und Donizetti
beeinflusst worden. In den 1840er Jahren nahm der französische Einfluss auf Verdis Arien zu. Vor allem war
dies zu spüren, als er 1847 in Paris I Lombardi zu Jérusalem umarbeitete. Die Tradition des französischen
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Melodramas beeinflusste ihn ebenfalls.
Die ersten vier Opern hatte Verdi für die Scala in Mailand mit ihrer relativ grossen Bühne komponiert. Ernani
dagegen schrieb er für die intimere Oper La Fenice in Venedig. Das 1844 uraufgeführte Werk bedeutete "den
Schritt von der monumentalen, vom Chor dominierten Historienoper zum musikalischen Drama, in dem die
psychologische Charakterisierung der Protagonisten im Vordergrund steht" (Harenberg Opernführer). Alzira
und Attila folgten in diesem Stil. Mit dem 1847 in Florenz uraufgeführten Macbeth wandte sich Verdi
Shakespeare zu. Ein neuer Karriereabschnitt begann. In Orchestrierung und Harmonie erreichte er eine neue
Intensität. Er stiess ins genere fantastico vor.
Der 1851 in Venedig uraufgeführte Rigoletto basiert auf Victor Hugos Le Roi s'amuse (1832). Die
österreichische Zensur lehnte zuerst die Darstellung königlichen Fehlverhaltens ab. Verdis Librettist Francesco
Maria Piave verlegte daraufhin den Schauplatz von Paris nach Mantua und aus König Franz I wurde ein Herzog.
Aus taktischen Gründen wurde der Hofnarr, ursprünglich Tribonet, als Rigoletto (von frz. rigolo, lustig) zum
Titelhelden. Die Orchestersprache war ausdrucksstark und differenziert. Formale Strukturen wurden aufgelöst.
Der triumphale Premierenerfolg in Venedigs La Fenice konnte auch ausserhalb Italiens wiederholt werden.
Seither gehört Rigoletto zu den meistgespielten Opern Verdis.
Die nachfolgende, 1853 in Rom uraufgeführte Oper Il Trovatore wurde ursprünglich als Fortsetzung zum
Rigoletto geplant. Es ist ein Werk voll tragischer Ironie. Als der Librettist Salvatore Cammarano 1852
überraschend verstarb, vervollständigte Leone Emanuel Bardare den Text nach Verdis Wünschen. Il Trovatore
beruht auf dem Drama El Trovador (1836) des Spaniers Antonio García Gutiérrez. Die Oper schildert eine
Atmosphäre von Besessenheit, Gewalt und Melancholie, enthält allerdings nicht mehr eine Verschmelzung der
Genres wie Rigoletto. Il Trovatore enthält vielmehr Arien, Duette, Terzette und grössere Ensembles, die
klassischen Elemente der italienischen Oper. Verdi setzte vermehrt Traum, Erzählung und Erinnerungen ein, die
stark symbolhaften Charakter haben.
La Traviata (1853), "die vom rechten Weg abgekommene", ist die letzte Oper der "trilogia popolare", die
daneben Rigoletto und Il Trovatore umfasst. La Traviata enthält eine für Verdis frühe Opern ungewöhnlich
"realistische" Ebene. Das Fiasko der Premiere dürfte, gemäss Harenberg Opernführer, darauf zurückzuführen
sein, dass Verdi mit La Traviata der italienischen Gesellschaft den Spiegel ihrer Unmoral vorhielt. Zudem war
nur eine Sängerin ihrer Aufgabe am Premierenabend gewachsen, währenddem Tenor und Bariton versagten. Das
Libretto von Piave beruht auf Alexandre Dumas' Drama La Dame aux camélias (1852). Die Oper konzentriert
sich auf die inneren Vorgänge der Figuren. Die zweite Einstudierung aus dem Jahr 1854 dagegen wurde ein
Triumph. Von Venedig aus trat die Oper ihren Siegeszug um die Welt an. Gleichzeitig war La Traviata das
Objekt von allerlei Opernparodien, am bekanntesten ist A Night at the Opera, der Film der Marx Brothers.
Nach einer Reihe weniger bedeutender Opern folgte 1871 Aida, in Kairo triumphal uraufgeführt. Verdi sollte das
Werk 1869 für die festliche Saisoneröffnung des Kairoer Opernhauses im Zusammenhang mit der Einweihung
des Suezkanals schreiben. Der Komponist lehnte jedoch den Auftrag ab. Erst im Juni 1870, nach der Eröffnung
des Kanals, willigte er nach langem Drängen des Librettisten Antonio Ghislanzoni ein, eine Oper beruhend auf
der Erzählung La Fiancée du Nil des französischen Ägyptologen Auguste Mariette zu komponieren. Verdi
forderte ein ungeheures Honorar und überwachte streng die gesamte Produktion. Durch den DeutschFranzösischen Krieg 1870 wurde die Premiere hinausgeschoben, weil sämtliche Dekorationen und Kostüme in
Paris gefertigt worden waren und wegen der deutschen Belagerung die Stadt nicht verlassen konnten. Verdi war
bei der erfolgreichen Uraufführung in Kairo nicht anwesend, sondern konzentrierte sich auf die europäische
Premiere an der Mailander Scala 1872, wo er einen noch grösseren Triumph feiern konnte. Aida zeichnet sich
durch eine farbenfrohe Partitur und eine intime, kammerspielartige Struktur aus. Abgesehen von der
aufwendigen Triumphszene im zweiten Akt widmet sich die Oper stärker als je zuvor den inneren Konflikten der
Protagonisten. Bis zur radikalen Neudeutung von Aida durch Hans Neuenfels 1981 in Frankfurt am Main
dominierten (und dominieren in der Aufführungspraxis allerdings prunkvoll-spektakuläre Inszenierungen, die
den Akzent auf die Massenszenen legen.
Danach folgte 16 Jahre lang keine neue Oper. Simon Boccanegra (1857) und Don Carlos (1867) sind zwei
Werke, die Verdi umarbeitete, kurz bevor er eine neue Oper schuf. In ihren neuen Form weisen sie retrospektiv
auf den Operntyp hin, der Verdi nun vorschwebte und den er in Otello, 1887 in Mailand uraufgeführt, umsetzte.
Nach dem Tod von Piave avancierte Arrigo Boito zu Verdis Librettisten. Otello wurde ein weiterer Triumph an
der Scala. Verdis neuer Stil zeichnete sich durch ein raffiniertes Wechselspiel von Orchester und Gesang aus.
Der Text wurde musikalisch-psychologisch ausgelegt. Zu unrecht wurde dem Komponisten vorgeworfen,
Wagner kopiert zu haben.
Zwischen Aida und Otello hatte Verdi 1873 ein Streichquartett und 1874 die Messa da Requiem, zu Ehren von
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Alessandro Manzoni, komponiert und 1875 eine Tournee nach Paris, London und Wien unternommen. Sein
Privatleben wurde vom Skandal um seine Beziehung zur Sopranistin Teresa Stolz überschattet. Stolz war 1869
die Leonora in La forza del destino und die Aida bei der Mailänder Premiere 1872 gewesen. Für sie schrieb
Verdi auch das Sopransolo in Requiem. Zwischen Giuseppina Strepponi and Verdi kam es 1876 zur Krise, doch
nicht zum Bruch. Stolz blieb weiterhin eine enge Freundin Verdis, Strepponi seine Frau.
Gemäss Grove Online war das wichtigste Hindernis für Verdis künstlerische Produktion jedoch sein wachsendes
Missbehagen über die Richtung, die der neue italienische Staat einschlug. Als Verdi zu Beginn der 1870er Jahre
um Rat bei der Reformierung der italienischen Konservatorien gefragt wurde, schlug er extreme Massnahmen
vor: Die Studenten sollten täglich Fugen und nur die alten Meister spielen, zukünftige Komponisten sollten nur
wenigen Aufführungen moderner Opern beiwohnen. Verdi sprach sich wiederholt gegen die kosmopolitische
Ausrichtung der italienischen Musik aus. Vor allem die Faszination für Deutschland (Wagner) und Symphonien
missfiel ihm. Der Komponist auferlegte sich selbst eine Art Ruhestand. Diese Einstellung war auch bedingt
durch Verdis seit den 1860er Jahren sinkenden Stern. Die meisten seiner Frühwerke, ob revidiert oder nicht,
waren aus der Mode gekommen und wurden erst in der Verdi-Renaissance in den späten 1920er Jahren
wiederentdeckt.
1889/90 schuf Verdi mit dem Librettisten Arrigo Boito zusammen seine letzte Oper, Falstaff, 1893 an der
Mailänder Scala uraufgeführt. Als Vorbild diente Shakespeares The merry wives of Windsor. Text und Musik
hinterlassen einen zwischen ironischem Spiel und philosophischer Selbstreflexion balancierenden Eindruck.
Falstaff ist eine im Alter von fast 80 Jahren geschaffene Commedia lirica, die mit seinen früheren Werken, fast
durchgängig Tragödien, wenig gemein hatte und daher überraschte. Szenen, in denen alle Hauptpersonen
gleichzeitig zu Wort kommen wechseln mit rezitativischen Passagen. Arien oder Duette im herkömmlichen Sinn
gibt es kaum mehr. Falstaff ist eine komödiantische Ensemble-Oper.
In Verdis späten Jahren entstanden erneut einige sakrale Werke, die als Pezzi sacri bekannt sind, ohne jedoch
eine Einheit zu bilden. Verdi bezeichnete sich sein Leben lang als Agnostiker. Einige behaupten, gegen Ende
seines Lebens sei er zum Glauben zurückgekehrt. Allerdings sah Verdi nach Aida seine Karriere als
Opernkomponist als beendet an und die Hinwendung zum "höheren" Genre der geistlichen Musik macht deshalb
auch ohne religiöse Hintergründe Sinn. Der späte Verdi interessierte sich für die Alte Musik, insbesondere
Palestrina, den er als Vater der italienischen Musik bezeichnete, in Analogie zu Bachs Bedeutung für die
Deutschen. Seine Karriere hatte Verdi übrigens mit zwölf Jahren bei Fernando Provesi mit geistlicher Musik
begonnen.
Verdi starb am 27. Januar 1901. Er wurde zuerst neben seiner Frau in Mailands Cimitero Monumentale
begraben. Einen Monat später wurden die zwei Körper in die Casa di Riposo, der von Verdi gegründeten
Stiftung für alte Musiker in Mailand, transferiert. Beim Verlassen des Friedhofs sang ein riesiger Chor unter der
Leitung von Arturo Toscanini Va, pensiero.
Giuseppe Verdi wird am 10.Oktober um 20 Uhr in Le Roncole im Herzogtum Parma geboren, das zu
dieser Zeit ein Teil des napoleonischen Königreichs von Italien ist.
1821
Nachdem Verdi ein deutliches Interesse an Musik zeigt, erhält er ein gebrauchtes Spinett.
1823
Verdi besucht das Gymnasium im benachbarten Busseto.
1824
Ferdinando Provesi wird Verdis musikalischer Lehrer.
1828
Verdi komponiert eine neue Ouvertüre zur Aufführung von Giacchino Rossinis Oper "Der Barbier von
Sevilla" in Busseto.
1832
Seine erste Reise nach Mailand wird zu einem Misserfolg, das Konservatorium weist seinen
Aufnahmeantrag zurück. Verdi beginnt private Studien bei Vincenzo Lavigna.
1833
Verdis Schwester Giuseppa stirbt im Alter von 17 Jahren.
38
1836
Verdi heiratet im Mai Margherita Barezzi, die Tochter seines Patrons in Busseto Antonio Barezzi.
Verdi wird zum städtischen Musikdirektor von Busseto ernannt.
Sein Lehrer Lavigna stirbt im September.
1837
Am 26. März wird dem Ehepaar Verdi eine Tochter mit Namen Virginia geboren.
1838
Sein Sohn Icilio wird am 11. Juli geboren, Virginia stirbt am 12. August. Während er seine ersten
Werke "Sei Romanze" publiziert, tritt er von seiner Funktion als städtischer Musikdirektor zurück.
1839
Die Familie Verdi siedelt nach Mailand über. Der Tod durch eine Lungenentzündung des Sohnes Icilio
am 22. Oktober bricht den Eltern das Herz.
Seine erste Oper "Oberto, Herzog von San Bonifacio" hat Premiere an der Mailänder Scala und wird in
der Spielzeit 14 Mal mit großem Erfolg aufgeführt. Damit ist Verdis Ruf als Komponist ernster Opern
gesichert.
Das Mailänder Verlagshaus Ricordi sichert sich die Rechte an seinem nächsten Werk und begründet
damit eine lebenslange Beziehung.
1840
Verdis Ehefrau Margherita erkrankt an Hirnhautentzündung und stirbt am 18. Juni. Verdi verliert die
Lust am Leben. Seine Opera Buffa "Il finto Stanislao" ist ein kompletter Reinfall und wird nach der
Premiere sofort abgesetzt.
1841
Seine dritte Oper "Nabucco" dagegen wird zu einem Triumph an der Scala. Giuseppa Strepponi singt
die Rolle der Abigaille.
1843
Die Oper "I Lombardi" wird ein großer Erfolg, die Chöre aus "I Lombardi" und "Nabucco" werden auf
den Straßen gesungen – als Symbol des italienisches Patriotismus und Freiheitswillens. Verdi beginnt
seine ersten Reisen, die ihn über die italienischen Grenzen hinaus auch nach Wien führen.
1844
Die Oper "Ernani" wird zu einem immensen Erfolg an der Oper La Fenice in Venedig.
1845
Nachdem die Oper ""Giovanna d'Arco" an der Mailänder Scala Premiere hat, ist Verdi so ungehalten
über die Behandlung seiner Opern am Mailänder Opernhaus, dass er dem Verleger Ricordi untersagt,
dem Haus je wieder eine seiner Opern anzubieten. Verdi kauft den Palazzo Dordoni in Busseto.
1846
Die Oper "Attila" hat Premiere am La Fenice in Venedig.
1847
Die Oper "Macbeth" wird in Florenz uraufgeführt. Seine Beziehung zu Giuseppa Strepponi wird zu
einer innigen Verbindung.
1848
In einem fünftägigen Kampf werden die österreichischen Truppen aus Mailand hinaus gedrängt; diese
nehmen die Stadt im August aber wieder ein.
Donizetti stirbt, und nachdem Bellini im Jahre 1835 gestorben war und Rossini sich von der Bühne
zurückgezogen hatte, ist Verdi nun unbestrittener König unter den italienischen Komponisten.
1849
"La Battaglia di Legano" hat Premiere in Rom. Diese Oper wird zu einem politischen Bekenntnis in der
unruhigen Zeit der Jahre nach 1848.
Am Ende des Jahres wird "Luisa Miller" in Neapel uraufgeführt.
1850
Obwohl die Musik gütig aufgenommen wird, ist die Oper "Stifelio" in Triest kein großer Erfolg. Dieser
Abschnitt in Verdis Leben wird gemeinhin als die "Jahre der harten Arbeit" – anni di galera–
bezeichnet.
1851
Die Oper "Rigoletto", die erste der drei "großen" Opern feiert einen triumphalen Erfolg an der Oper La
Fenice in Venedig. Verdi und Giuseppa Strepponi ziehen vom Palazzo Dordoni, der an der Hauptstraße
in Busseto gelegen ist, zu dem etwas abgelegeneren Landbesitz Sant' Agata.
39
Verdis Mutter Luigia Uttini stirbt.
1853
Die Oper "il Trovatore" wird zu einem großen Erfolg in Rom, während "La Traviata" sieben Wochen
später in Venedig durchfällt.
Verdi und Giuseppa Strepponi ziehen vorübergehend nach Paris.
1854
14 Monate nach dem katastrophalen Reinfall triumphiert die Oper "La Traviata" an einem anderen
Theater in Venedig, dem Theater San Benedetto.
1855
Angelegentlich der ersten Weltausstellung in Paris wird die Oper "Les Vêpres Siciliennes" in Paris
uraufgeführt.
1856
Verdi arbeitet die Oper "Stifelio" zur Oper "Aroldo" um. Erneut beginnt er an einem Projekt zu
arbeiten, das er in den frühen vierziger Jahren begonnen hatte: der Oper "King Lear". Dieses Projekt
wird er nie zu Ende bringen.
1857
Die Oper "Simon Boccanegra" erzielt nur einen kühlen Achtungserfolg in Venedig, während die Oper
"Aroldo" in Rimini höflich beklatscht wird.
1858
Verdi reist nach Neapel, um die Proben zu seiner Oper "Un Ballo di maschera" zu überwachen. Die
Probleme mit der Zensur sind so unüberwindlich, dass Verdi die Oper in Neapel zurückzieht und dem
Theater in Rom anbietet.
1859
Die Oper "Un ballo di maschera" wird zu einem triumphalen Erfolg, der an den Erfolg der Oper "il
Trovatore" anknüpft.
Die politische Situation Italiens eskaliert, und in Italien wird die Unabhängigkeit von Österreich
gefordert. Die Menschen rufen auf den Straßen VIVA VERDI und meinen damit Vittorio Emanuele, Re
d'Italia und fordern eine freies Italien unter der Regentschaft des Königs von Piemont Vittorio
Emanuele II.
Verdi und Giuseppa Strepponi heiraten am 29. August in der Nähe von Genf.
Verdi wird zum politischen Repräsentanten von Busseto gewählt.
1861
Verdi wohnt als Abgeordneter der Eröffnung des ersten italienischen Parlaments bei.
1864
Die Proben für die Pariser Aufführung von "Macbeth" beginnen. Verdi wird zum Mitglied der
Academie Francaise gewählt.
Florenz wird zur Hauptstadt Italiens.
1865
"Macbeth" wird in Paris aufgeführt. Verdi gibt seinen Parlamentssitz auf.
1866
Verdi komponiert die Oper "Don Carlos".
Teile Norditaliens stehen immer noch unter der Herrschaft Österreichs und Giuseppe Garibaldi
marschiert mit Freiwilligen in die Provinz Trentino ein.
Verdi unterstützt das Vorhaben mit Geld, um Waffen und Munition zu kaufen.
1867
"Don Carlos" hat Premiere in Paris. In diesem Jahr sterben Verdis Vater und Schwiegervater.
1868
Verdi trifft den italienischen Schriftsteller und Patrioten Alessandro Manzoni.
1869
Die Oper "La Forza del Destino" wird an der Mailänder Scala wiederaufgeführt.
Die Italienische Oper in Kairo wird mit "Rigoletto" eröffnet.
1870
Verdi stimmt zu, eine weitere Oper zur Eröffnung des neuen Opernhauses in Kairo zu schreiben. Später
wird fälschlicherweise berichtet, die geplante Oper "Aida" sei aus Anlass der Eröffnung des Suezkanals
geschrieben worden.
40
1871
Die Premiere der Oper "Aida" wird wegen des deutsch-französischen Krieges auf den 24. Dezember
verschoben.
1872
Mit großem Erfolg wird "Aida" am 8. Februar in der Mailänder Scala aufgeführt.
1873
Verdi komponiert sein Streichquartett. Der Tod Manzonis ist Anlass für Verdi, ihm ein Requiem zu
schreiben.
1874
Das Requiem Messa da Requiem per l'anniversatorio del morte dei Manzoni wird am 22. Mai im Dom
zu Mailand uraufgeführt.
1875
Die Beziehungen zum Hause Ricordi werden empfindlich durch "Unregelmäßigkeiten" bei der
Berechnung der Honorare gestört.
1879
Das Verlagshaus Ricordi kündigt die Oper "Otello" an.
1880
Während die Oper "Simon Boccanegra" überarbeitet wird, nimmt das Libretto für die Oper "Otello"
Gestalt an.
1881
Die überarbeitete Fassung der Oper "Simon Boccanegra" wird an der Scala aufgeführt.
1882
Verdi beginnt mit der Überarbeitung der Oper "Don Carlos" für Mailand.
1884
Die überarbeitete, vieraktige Fassung des "Don Carlos" feiert Premiere an der Scala. Verdi beginnt die
Komposition der Oper "Otello".
1886
Eine fünfaktige Fassung des "Don Carlos" wird in Modena am 26. Dezember aufgeführt. Die Arbeit an
"Otello" sind abgeschlossen.
1887
"Otello" hat Premiere an der Mailänder Scala.
1888
Verdi komponiert die "Laudi alla Vergine Maria" und publiziert das Stück als die Nummer 3 seiner
"Quattro Pezzi Sacri".
1889
Boito hat Verdi mit seiner Faszination für Rätsel angesteckt. Verdi nimmt an einem Preisausschreiben
teil und komponiert ein "Ave Maria sulla scala enigmatica", das er als Nr. 3 der "Quattro Pezzi Sacri"
veröffentlicht. Verdi beschließt die Oper "Falstaff" zu komponieren.
1892
Die Oper "Falstaff" wird beendet.
1893
"Falstaff" wird am 9. Februar in der Scala uraufgeführt. Verdi wird zum Ehrenbürger Roms ernannt.
1895
Verdi beginnt mit der Komposition des "Te Deum(s)", des vierten Stücks der "Quattro Pezzi Sacri".
1896
Verdi arbeitet am "Te deum" und an der Nr. 2 der "Quattro Pezzi Sacri", dem "Stabat Mater".
1897
Seine zweite Frau Giuseppa stirbt am 14. November in Sant 'Agata.
1898
Verdi wohnt nun in einer Suite des Grand Hotels Mailand und überwacht den Bau des Casa di riposo
per musicisti, des ersten Altersheims für Musiker.
1899
Das "Casa di riposo" wird offiziell eröffnet.
41
1901
Verdi erkrankt am 21. Januar und stirbt nach kurzer Krankheit am 27. Januar. Während dieser Tage sind
die Straße Mailands vor dem Grand Hotel mit Stroh bestreut, um den Lärm der vorüber fahrenden
Kutschen zu mildern.
Verdi wird in aller Stille beigesetzt – so, wie er es sich gewünscht hat: ohne Musik und Gesang.
ANTONIN DVORAK
1841
8.
September
1846-53
Antonín Dvorák wird im tschechischen Nelahozeves (dt: Mühlhausen) an der
Moldau als erstes von acht Kindern geboren. Sein Vater ist Metzger und
Gastwirt, der zunächst zur Unterhaltung seiner Gäste und später auch
professionell auf der Zither spielt.
Dvorák erhält ersten Unterricht auf der Violine im Gesang bei dem
Dorflehrer und Kantor Josef Spitz.
1853
Herbst
Dvorák wird in die Nachbarstadt Zlonice auf die deutsche
Fortbildungsschule geschickt, damit er seine Deutschkenntnisse
vervollkommnen kann, wie es zu dieser Zeit in Böhmen unerlässlich
war.
Gleichzeitig erhält Dvorák nun Unterricht in Klavier, Violine, Orgel,
Generalbass und Harmonielehre bei dem über die Grenzen der Stadt
hinaus bekannten Kantoren Antonín Liehmann.
1856
Herbst
Dvorák zieht in die nordböhmische Stadt Böhmisch Kamnitz (Ceska
Kamenice) und besucht dort die deutsche Stadtschule. Den Unterricht im
Orgelspiel und Harmonielehre erhält er bei dem dortigen Organisten
Frantisek Hanke, der die Prager Orgelschule absolviert hat.
1857
September
Dvorák zieht nach Prag und beginnt seine Studien an der Prager Orgelschule.
Gleichzeitig besuchte er die vierte Klasse der deutschen Hauptschule.
November
Dvorák spielt als Bratschist bei den Konzerten des Prager Cäcilienvereins
mit.
1859
Juli
Er schließt das Studium an der Prager Orgelschule als Zweitbester ab.
Eine Stelle als Organist ist jedoch nicht in Sicht, sodass sich der junge
Musiker seinen Lebensunterhalt mit dem Bratschenspiel verdient.
1862
November
Die Prager Tanzkapelle unter der Leitung von Karel Komzák wird
zum Orchester des ersten Prager Theaters, des so genannten
Interimstheaters. Dort übernimmt Dvorák die Rolle des
Solobratschisten.
1865
Um das Einkommen zu erhöhen beginnt Dvorák privaten Klavierunterricht
zu erteilen.
1866
Ende des Jahres übernimmt Bedrich Smetana die Leitung des
Opernorchesters und so kommt Dvorák zunehmend mehr mit Werken
tschechischer Komponisten in Kontakt.
1871
Dezember
Erstmals erklingt ein Werk Dvoráks in einem – wenn auch noch privaten –
Konzert: das Lied „Gedenken“.
1873
März
Der große Durchbruch gelingt dem jungen Komponisten mit der
Aufführung des „Hymnus" aus dem Gedicht "Die Erben des Weißen
Berges’“ durch den Prager Gesangsverein Hlahol.
November
Dvorák heiratet seine ehemalige Klavierschülerin Anna Cermaková.
Februar
Der Prager Stadtrat überträgt Dvorák das Organistenamt an der Kirche St.
Adalbert.
1874
42
Das erste der neun Kinder wird geboren.
Dvorák unternimmt eine kritische Revision seiner bis dato komponierten
Werke. Opern, die nach dem Vorbild der Opern Wagners geschrieben waren,
werden zurückgezogen. Es folgt eine Neuorientierung, die sich auch darin
ausdrückt, dass Dvorák seine Werke neu zu nummerieren beginnt.
Seine Streichquartette op. 9, op. 12 und op. 16 haben großen Erfolg bei der
Uraufführung.
1876
Dvoráks erste „slawische" Periode beginnt.
1877
Sein fünftes, ebenfalls genehmigtes Gesuch um ein Stipendium für
mittellose, talentvolle Künstler wird durch das
Unterrichtsministerium genehmigt. Das Gesuch hat aber auch den
Effekt, dass Johannes Brahms, der seit 1875 in der entscheidenden
Kommission sitzt, auf Dvorák aufmerksam wird. Brahms ist so
begeistert, dass er den Komponisten seinem Verleger Simrock
empfiehlt.
Die Symphonischen Variationen op. 78 werden uraufgeführt,
nachdem Dvorák das Werk überarbeitet hatte. In seinem ersten
Werkverzeichnis trägt es noch die Nummer 28.
Dezember
1878
Simrock veröffentlicht die Slawischen Tänze op. 46, die er an Dvorák in
Auftrag gegeben hatte. Das Werk wird über Nacht zu einem
Verkaufsschlager.
In Prag wird erstmals ein Konzert gegeben, in dem nur Werke von Dvorák
aufgeführt werden. Er avanciert zu einem sehr erfolgreichen Komponisten,
der viele Aufträge für das Prager Kulturleben erhält.
1879
Das Streichquartett des Geigers Joseph Joachim spielt das Streichsextett op.
48.
Hans Richter gibt eine Symphonie für Wien in Auftrag. Aus diesem Anlass
entsteht die Symphonie Nr. 6 D-Dur op. 60.
1880
Dezember
Die geplante Uraufführung der Symphonie Nr. 6 kommt in Wien
nicht zu Stande, da man der Ansicht war, es sein nicht angebracht, ein
Werk eines tschechischen Komponisten zur Aufführung zu bringen.
In Folge der Taaffe-Stremayrschen Sprachverordnung hatte sich der
böhmische Nationalitätenkonflikt verschärft und so sah man große
Probleme in der Aufführung eines tschechischen Werkes im
deutschen Sprachraum.
1882
Oktober
Die historische Oper „Dimitrij“ wird im Neuen Tschechischen Theater
uraufgeführt und mit begeistertem Beifall belohnt.
1883
März
Das „Stabat Mater“ wird in London aufgeführt und löst bei Publikum und
Kritikern Begeisterungsstürme aus.
August
Dvorák erhält von der Philharmonic Society in London die Einladung, ein
Konzert mit eigenen Werken zu dirigieren.
März
Der
tschechische
Komponist
reist
nach
England.
Dvorák dirigiert in der Royal Albert Hall eine Aufführung des „Stabat
Mater“.
Die Philharmonic Society ernennt ihn zu ihrem Ehrenmitglied und
gibt eine Symphonie in Auftrag (Symphonie Nr. 7 d-Moll).
Dvoráks finanzielle Verhältnisse erlauben es, im tschechischen
Vysoká eine Sommerresidenz zu erwerben.
1884
1887/88
Dvorák arbeitet die Symphonischen Variationen op. 78 um.
1889
Juni
Antonín Dvorák wird zum Ritter des österreichisch-kaiserlichen Ordens
dritter Klasse geschlagen und hat später sogar eine Audienz beim
österreichischen Kaiser.
1890
April
Dvorák wird zum Ehrendoktor der Prager Tschechischen Universität
vorgeschlagen und kurz darauf zum Mitglied der Tschechischen Akademie
der Wissenschaften und Künste gewählt.
1891
Januar
Nachdem das Prager Konservatorium ihm eine Professur für Komposition
43
und Instrumentation angeboten hatte, tritt Dvorák die Stelle an. Er st aber
kein geborener Pädagoge, auch wenn er seinen Studenten viel abverlangt.
17. März
Die Ehrendoktorwürde der Universität Prag wird an Dvorák
verliehen.
Juni
Die Präsidentin des New Yorker National Conservatory of Music,
Jeanette Thurber, bietet dem Tschechen die Stelle als künstlerischer
Direktor und Kompositionsprofessor an ihrem Institut an.
Juli
In Cambridge wird ihm die Ehrendoktorwürde verliehen.
Dezember
Dvorák unterzeichnet den Vertrag mit dem New Yorker Konservatorium.
September
Er trifft in New York ein.
Oktober
Zu den Feierlichkeiten zum 400. Jahrestag der Entdeckung Amerikas dirigiert
Dvorák das eigens dafür komponierte "Te Deum" op. 103 in der Carnegie
Hall.
1893
Dezember
Dvorák folgt den an ihn gestellten Erwartungen, für Amerika eine
Nationalmusik zu schaffen, die sich von den europäischen Vorbildern lösen
sollte. Studien über amerikanische Folklore, Negrospirtuals und Gesänge von
Plantagen fließen in die Komposition seiner Symphonie Nr. 9 e-Moll „Aus
der Neuen Welt“ ein. Die Uraufführung in der Carnegie Hall wird zu seinem
größten musikalischen Erfolg.
1895
April
Die Wiener Philharmoniker ernennen Dvorák zu ihrem
Ehrenmitglied. Nachdem er mit dem Konservatorium in New York
finanzielle Differenzen hat, kehrt er nach seinem Urlaub in Europa
nicht
mehr
in
die
USA
zurück.
Beginn der zweiten "Slawischen" Epoche.
1896
März
Uraufführung
des
Violoncellokonzerts
in
London.
Dvorák wendet sich in der Komposition der Programmmusik zu. Es
entstehen Sinfonische Dichtungen wie "Der Wassermann" op. 107, "Die
Mittagshexe" op. 108, "Das goldene Spinnrad" op. 109 oder "Die Waldtaube"
op. 110.
1897
Oktober
Dvorák wird zum Jury-Mitglied für das Wiener Künstler-Stipendium
berufen.
1892
1901
1904
Er wird zum Präsident des Prager Konservatoriums gewählt.
Die Märchenoper „Rusalka“ op. 114 wird in Prag uraufgeführt.
1. Mai
Antonín Dvorák stirbt nach fünfwöchiger Krankheit in Prag und wird vier
Tage später auf Vysherader Friedhof, der letzten Ruhestätte vieler
tschechischer Persönlichkeiten, beigesetzt.
44
Bedrich Smetana
(1824 - 1884)
Die Biographie von Bedrich Smetana
Geboren 1824 (2.3) in Litomys'l (Leitmischl, Ostböhmen), seit 1843 in Prag als Musiklehrer tätig,
studierte Klavier, gefördert von Johann Friedrich Kittl (1806 bis 1868), dem Direktor des Prager
Musikkonservatoriums, und in Komposition ausgebildet von Josef Proksch (1794-1864).
Dieser, Kittl und der Musikhistoriker August Wilhelm Ambros (1816-1876) bildeten zusammen eine
Gruppe, die den Ideen der Neuromantik (Berlioz, Liszt, Wagner) anhing.
- MIDI FILE - "Skocna" (5'58'')
Im Jahre1848, in dem Smetana an den revolutionären Kämpfen teilnahm, eröffnete er in Prag eine eigene
Musikschule.
Unter dem Druck der politischen Verhältnisse verliess er 1856 seine Heimat, um in Göteborg die Leitung
der Philharmonischen Gesellschaft zu übernehmen.
Nach dem Fall des Bachschen Absolutismus kehrte Smetana 1861 nach Prag zurück und spannte seine
Kräfte rastlos in den Dienst des nationalen Kulturlebens ein.
- MIDI FILE - "Z ceskych luhu a haju" (12'10'')
Der nun beginnende Aufschwung führte 1861 zur Gründung des Gesangvereins Hlahol (Beginn
zahlreicher Vereinsgründungen, Entfaltung der patriotischen Sängerbewegung), 1862 zur Erhoffnung des
tschechischen Interimstheaters und 1863 zur Organisation des Künstlervereins "Umeleckà Beseda".
-
MIDI
FILE
-
"Moldau"
for
orchestra
(8’08’’)
45
Vor allem durch Smetanas Verdienst wurde die nationale Musikkultur auf internazionale Höhe gehoben.
Smetana war von 1863-1865 Dirigent des Gesangvereins Hlahol, 1864 und 1869 Dirigent der
tschechischen Philharmonischen Konzerte, 1864-1865 Musikkritiker an "Nàrodnì listy", 1863-1870
Vorsitzender der Musikabteilung des Vereins "Umèleckà Beseda", 1866-1874 erster Kapellmeister des
Interimstheaters.
1874 ertaubte Smetana; er zog sich von allen öffentlichen Amtern zurück und konzentrierte sich ganz auf
die Komposition.
In seinem Todesjahr wurde er in eine psychiatrische Klinik eingeliefert.
Er starb 1884 (12.5) in Prag.
Smetana with his second wife
Operas:
Title
Dalibor
(1868, Josef Wenzig - Ervin Spindler)
Libuse
(1881, Josef Wenzig - Ervin Spindler)
The Brandenburgers in Bohemia
(1866, Sabina Karel)
The Bartered Bride
(1866, Sabina Karel)
The Devil's Wall
(1882)
The Kiss
(1876, E. Krásnohorská, after K. Svetlá)
The two Widows
(1874, Emanuel Zungel, after Mallefille)
(date
of
composition
and
libretto)
46
Nikolaj Rimskij-Korsakow
(1844 - 1908)
"The Russian Five"
left to right: a singer, Moussorgsky, Korsakov, (Stasov), Balakirev, Cui, Borodin
The Music Conservatory in Moscow
47
Die Biographie von Nikolaj Rimskij-Korsakow
Russischer Komponist: er wurde in der Nähe von St. Petersburg als Kind vornehmer Eltern geboren, lernte
frühzeitig Klavierspielen und komponierte mit neun Jahren sein erstes eigenes Stück, aber der Gedanke
eines Musikerberufes galt für ihn als nicht passend.
An der Seekadettenschule von St. Petersburg kam er 1861 mit Balakirew in Kontakt und intensivierte
daraufhin seine musikalischen Studien.
Er schrieb seine erste Symphonie - opus 1, die erste wirkliche russische Symphonie - während der
Endausbildung für die Marine und dirigierte 1865 die Uraufführung.
Erst 1873 quittierte er den Dienst in der Marine, als er bereits als Komponist ein Begriff und als Lehrer am
Konservatorium angestellt war.
Zehn Jahre später wurde er musikalischer Leiter der Hofkapelle des Zaren.
Daneben blieb er ein äußerst gewissenhafter Lehrer, zu seinen Schülern zählten so bedeutende junge
Komponistentalente wie Glasunov und später auch Strawinskij; außerdem war er ein glänzender Dirigent.
Da er erkannte, daß seine musikalischen Grundlagen notgedrungen nur recht oberflächlich waren, begann
er ein gründliches Studium des Kontrapunkts.
Das steigerte noch die Meisterschaft seines bereits sehr persönlichen Stils.
Werke wie Shéhérazade (1888) und einige kammermusikalische Kompositionen zeugen deutlich von
diesen neuen Einflüssen.
Die Werke von Nikolaj Rimskij-Korsakow
Seine meist nach Vorwürfen aus der russischen Geschichte entstandenen Opern haben viel Wärme und
Einfallsreichtum, und der umfassende Anklang an romantische Elemente hat einige von ihnen auch
außerhalb Rußlands populär gemacht.
48
MIDI FILE - " Sheherazade": The Sea and Sindbad's Ship (10'39'')
Schneeflöckchen (1882) und Der goldene Hahn (1909) sind beides Meisterwerke und enthalten Passagen,
die zum besten gehören, was er geschrieben hat.
MIDI FILE - Sadko (2'04'')
In diesen beiden Werken ist auch Rimskij-Korsakows instrumentationstechnisch erzielter Klangzauber
besonders ausgeprägt.
MIDI FILE - Bumblebee flight (1'12'')
Ähnlich wie in der Musik vieler anderer russischer Meister liegt auch bei Rimskij-Korsakow das
Hauptgewicht auf der Beschreibung.
Seine Gabe, Schauplätze und Gefühle mit einem phantastischen Ideenreichtum und größter Genauigkeit
musikalisch nachzuzeichnen, steht in der gesamten Geschichte der abendländischen Musik einzig da.
1. Einige der Opern:
- Die Mainacht - Oper in 3 Akten nach Gogol, Libretto: Rimsky-Korsakow, 1878/79, Uraufführung:
St.Petersburg 1880
- Schneeflöckchen - Oper in 4 Akten nach Ostrowski, Libretto: Rimsky-Korsakow, 1880/81, Uraufführung:
St.Petersburg 1882
- Die Weihnacht - Oper in 4 Akten nach Gogol, Libretto: Rimsky-Korsakow, 1894/95, Uraufführung:
St.Petersburg 1895
- Sadko - Oper in 7 Bildern nach Schtrup und Stassow, Libretto: Rimsky-Korsakow und Belski, 1893-96,
Uraufführung: Moskau 1898
-Mozart und Salieri op.48 - Rezitativ-Oper in einem Akt nach Puschkin, 1897, Uraufführung: Moskau 1898
- Die Zarenbraut - Oper in 4 Akten nach Mey, Libretto: Tjumenew, 1898, Uraufführung: Moskau 1900
- Das Märchen von Zaren Saltan - Oper in 4 Akten mit Prolog nach Puschkin, Libretto: Belski, 1899/1900,
Uraufführung: Moskau 1900
- Der unsterbliche Kaschtschej - Oper in einem Akt nach Petrowski. Libretto: N. und S.N.Rimsky-Korsakow,
1901/02, 1906 mit neuem Schluß, Uraufführung: Moskau 1902
- Die Legende von der unsichtbaren Stadt Kitesch und der Jungfrau Fewronia - Oper in 4 Akten nach Belski,
1902-04, Uraufführung: St.Petersburg 1907
- Der goldene Hahn - Oper in 3 Akten nach Puschkin, Libretto: Belski, 1906/07, Uraufführung: Moskau 1909
2. Sinfonien und andere Orchesterwerke
- Sinfonie n.1 e-Moll op.1 - 1.Fassung es-Moll, 1862-65, 1884
- Ouvertüre op.28 - über russische Themen, 1866, 1879/80
- Fantasie op.6 - über serbische Themen, 1867, 1889
- Sadko op.5 - Sinfonische Dichtung, 1867, 1892
- Sinfonie n.2 op.9 („Antar") - 1868, 1875, 1897 (bezeichnet als sinfonische Suite)
- Sinfonie n.3 C-Dur op.32 - 1866-73, 1884
- Märchen op.29 -1879/80
- Sinfonietta op.31 - über russische Themen, 1885
- Capriccio Espagnol op.34 - 1887
- Scheherazade op.35 - Sinfonische Suite, 1888
49
- Russische Ostern op.36 - Ouvertüre über liturgische Themen, 1888
- Variation n.4 A-Dur - über ein russisches Thema, in Zusammenarbeit mit Artcibuschew,
- Wihtol, Ljadow, Sokolow und Glasunow, 1901
- Die Nacht auf dem Berge Triglaw - Konzertfassung des 3.Akt der Oper „Mlada", 1889/90
- Am Grabe op.61 - Präludium zum Gedenken an M.P.Belajew, 1904
- Dubinuschka op.62 - 1905, 1906 (mit Chor ad lib.)
- Trinkspruch - zum Jubiläum Glasunows, 1907
- Neapolitanisches Lied op.63 - 1907
- Der goldene Hahn - Konzertarrangement der Einleitung und des Hochzeitsmarschs aus der
- Oper „Der goldene Hahn", 1907
3. Werke für Soloinstrument und Orchester
- Konzert B-Dur - für Posuane und Militärkapelle, 1877
- Konzertstück Es-Dur - für Klarinette und Militärkapelle, 1877
- Variationen g-Moll - für Oboe und Militärkapelle über ein Lied von Glinka, 1878
- Klavierkonzert cis-Moll op.30 - 1882
- Fantasie op.33 - über russische Themen für Violine und Orchester, 1885
- Mazurka über polnische Themen - für Violine und Orchester, 1888-93
- Serenade op.37 - für Violoncello und Orchester, 1893, (Orchesterfassung der Serenade für Violoncello und
Klavier)
4. Suiten
- Suite aus der Oper „Schneeflöckchen"
- Suite aus der Oper „Das Märchen vom Zaren Saltan" op.57 - 1899/1900
- Suite aus der Oper „Der Wojewode" op.59 - 1902/03
- Suite aus der Oper „Mlada" - 1889/90
- Suite aus der Oper „Die Weihnacht" - 1894/94
- Suite aus der Oper „Die Sage von der unsichtbaren Stadt Kitesch und der Jungfrau
Fewronia" - zusammengestellt von A.Glasunow und M.Steinberg
- Suite aus der Oper „Der goldene Hahn" - zusammengestellt von A.Glasunow und M.Steinberg
5. Kammermusik
- Streichquartett F-Dur op.12 - 1874
- Streichsextett A-Dur - 1876
- Quintett B-Dur - für Klavier, Flöte, Klarinette, Horn und Fagott, 1876
- Im Kloster - für Streichquartett, 1879, ursprünglich 4.Satz des Streichquartett über russische Themen)
- Vier Variationen g-Moll - über einen Choral für Streichquartett, 1885
- Streichquartett auf den Namen B-LA-F - in Zusammenarbeit mit Ljadow, Borodin und Glasunow, 1886
- Choer danse Russe - Allegro aus dem Streichquartett „Jour de fête", in Zusammenarbeit mit Glasunow und
Ljadow, 1888
- Nocturne F-Dur - für 4 Hörner, 1888
- Zwei Duette F-Dur - für 2 Hörner, 1883-94
- Canzonetta und Tarantella - für 2 Klarinetten, 1883-94
- Serenade - für Violoncello und Klavier, 1893
- Streichquartett G-Dur - 1897
- Klaviertrio c-Moll - 1897
- Thema und Variationen n.4 G-Dur - für Streichquartett, in Zusammenarbeit mit Artcibuschew, Skrjabin,
Glasunow, Ljadow, Wihtol, Blumenfeld, Ewald, Winkler und Sokolow, 1898
- Allegro B-Dur - für Streichquartett, als Beitrag zur Sammlung „Les Vendredis", 1899
6. Klavierwerke zu 2 Händen
- Allegro d-Moll - 1859/60
- Variationen über ein russisches Thema - 1859/60
- Nocturne d-Moll - 1860
- Trauermarsch d-Moll - 1860
- Sechs Fugen op.17 - 1875
- Fuge C-Dur - 1875
- Drei Fugen - 1875
- Drei Fughetten über russische Themen - 1875
50
- Drei Stücke op.15 - 1875
- Sechs Variationen op.10 - über das Thema B-A-C-H, 1878
- Vier Stücke op.11 - 1878
- Beiträge zu den Tati-Tati-Paraphrasen - in Zusammenarbeit mit Borodin, Cui, Ljadow, Liszt und
Scherbaschew, 1878
- Scherz-Quadrille - in Zusammenarbeit mit Artcibuschew, Wihtol, Ljadow, Sokolow und Glasunow, 1899
- Prelude-Impromptu und Mazurka op.38 - 1869, 1894
- Allegretto C-Dur - 1895
- Präludium G-Dur - 1896
- Variation n.1 A-Dur - über ein russisches Thema, in Zusammenarbeit mit Winkler, Blumenfeld, Sokolow,
Wihtol, Ljadow und Glasunow, 1899
- Lied - in dorischer Tonart, 1901
7. Klavierwerke zu 4 Händen
- Scherzo c-Moll - 1860
- Variationen über ein Thema von Mischa - 1878/79
- Intermezzo - 1897
8.
9.
Lieder
Vokalwerke
Transkriptionen und Orchestrierungen
- Capriccio Espagnol op.34 - für Klavier zu 4 Händen
- Scheherazade op.35 - für Klavier zu 4 Händen
- Schubert: Orchestrierung des Königmarschs - 1868
- Dargomyshski: Orchestrierung der Oper „Der steinerne Gast" - 1869/70, 1898-1902
- Händel: Orchestrierung von 7 Szenen des Oratoriums „Samson" - 1875/76
- Glinka: Musik für das Bühnenorchester in der Oper „Ruslan und Ludmilla" - 1878
- Borodin: Vollendung und Orchestrierung der Oper „Fürst Igor" - in Zusammenarbeit mit Glasunow,
1887/88
- Mussorgsky: Vollendung und Orchestrierung der Oper „Chowanschtschina" - 1881-92
- Mussorgsky: Bearbeitung, Orchestrierung und Herausgabe des Nachlasses Mussorgskys - 1881-83
- Mussorgsky: Bearbeitung und Orchestrierung des Stücks „Ein Nacht auf dme kahlen Berge" - 1886
- Glinka: Arrangements aus Glinkas Opern für Streichquartett - 1884
- Borodin: Arrangement des Nocturnes aus dem Streichquartett n.2 für Violine und Orchester - 1887
- Mussorgsky: Bearbeitung und Neuinstrumentierung der Oper „Boris Godunow" - 1892-96
- Borodin: Orchestrierung des 4.Akts der gemeinsamen fragmentarischen Ballettoper „Mlada" - 1890
- Mussorgsky: Bearbeitung und stellenweise Orchestrierung der Oper „Die Heirat" - 1906
- Mussorgsky: Orchestrierung der Lieder „Der Hopak", „Beim Pilzesuchen" und „Wiegenlied" - 1906
- Mussorgsky: Orchestrierung der Lieder „Die Nacht", „Der Feldherr" und „Ständchen" - 1908
- Meyerbeer: Arrangement des Krönungsmarsches aus der Oper „Der Prophet" für Militärkapelle
- Wagner: Vorspiel aus der Oper „Lohengrin" für Militärkapelle
- Mendelssohn: Nocturne und Hochzeitsmarsch aus „Der Sommernachtstraum" für Militärkapelle
- Beethoven: Egmont-Ouvertüre für Militärkapelle
- Bearbeitung der Sammlung 40 russischer Volkslieder von Filippow, 1875-82
- Sammlung 100 russische Volkslieder op.24 - 1875-77
51
Felix Mendelssohn-Bartholdy
(1809 - 1847)
Die Biographie von Felix Mendelssohn-Bartholdy
1809
Am 3. Februar in Hamburg geboren (seine Mutter ist Lea, geb. Salomon, sein Vater ist Abraham, Sohn des
jüdischen Philosophen Moses Mendelssohn)
1827
Immatrikulation an der Berliner Universität, unter anderem Vorlesungen über Ästhetik bei Hegel
1811
Fluchtartige Übersiedlung der Familie nach Berlin
1829
Am 11. März erste Wiederaufführung von Bachs "Matthäuspassion" in der Berliner Singakademie unter
Mendelssohns Leitung, am 10. April Beginn einer achtmonatigen Bildungsreise nach England und
Schottland, Konzerte in England
1816
Am 21. März christliche Taufe aller vier Kinder (Fanny ist zehn, Felix ist sieben, Rebecca bald fünf und
Paul drei Jahre alt)
1830
Am 13. Mai Antritt der großen Reise nach Italien, (Reiseroute Leipzig, Weimar, letzte Begegnung mit
Goethe, München, Wien, Venedig, Florenz, Rom, Pompei, Neapel)
1816
Klavierunterricht gemeinsam mit Fanny bei Ludwig Berger, Violinenunterricht bei Wilhelm Henning
1831
Beginn der Rückreise über Rom, die Schweiz, München, Frankfurt am Main, Düsseldorf, Lüttich, Paris,
London
52
1841
Am 1. Juli Ernennung zum Königlich Sächsischen Kapellmeister, im Sommer Übersiedlung nach Berlin als
"Hauskomponist" von Friedrich Wilhelm IV; am 13. Oktober Ernennung zum Königlich Preußischen
Kapellmeister
1818
Erster öffentlicher Auftritt als Pianist
MIDI FILE - Songs without Words op.30 n.3 (1’54’’)
MIDI FILE - Songs without Words op.85 n.2 (1’00’’)
MIDI FILE - Songs without Words op.102 n.2 (2’24’’)
MIDI FILE - Songs without Words op.102 n.3 (1’11’’)
MIDI FILE - Songs without Words op.102 n.6 (2’01’’)
1832
Im Juni Rückkehr nach Berlin
1842
Empfang durch Königin Victoria auf seiner siebten Reise nach England, am 12. Dezember Tod der Mutter
in Berlin
1819
Musiktheorieunterricht gemeinsam mit Fanny bei Carl Friedrich Zelter
1832
Ablehnung der Bewerbung um Zelters Nachfolge als Leiter der Berliner Singakademie; Leitung des
Niederrheinischen Musikfestes in Düsseldorf; ab 1. Oktober Engagement als städtischer Musikdirektor in
Düsseldorf
1843
Gründung des ersten deutschen Konservatoriums der Musik in Leipzig
1820
Beginn des ersten Kompositionsalbums, Zeichenunterricht bei Johann Gottlob Samuel Rösel, am 1.
Oktober gemeinsam mit Fanny Eintritt in die Berliner Singakademie
1835
Berufung als Musikdirektor der Gewandhauskonzerte in Leipzig, am 19. November Tod des Vaters in
Berlin
MIDI FILE – from "A Midsummer Night's Dream": Scherzo (4’25’’)
1844
Rücktritt von allen Ämtern in Berlin
1821
Im November erster Besuch mit Zelter bei Goethe in Weimar, zuvor erster kurzer Aufenthalt in Leipzig
1836
Leitung des Niederrheinischen Musikfestes in Düsseldorf, am 22. Mai Uraufführung des Oratoriums
"Paulus"
1845
Im August Rückkehr nach Leipzig
1822
Beginn der Sonntagsmusiken im Elternhaus
1837
Heirat mit Cécile Jeanrenaud, Tochter eines hugenottischen Geistlichen, in Frankfurt am Main, Leitung von
Konzerten beim Musikfest in Birmingham
MIDI FILE – from Octet: 1st Mov. (14’54’’)
53
1846
Am 26. August Uraufführung des Oratoriums "Elias" unter Leitung des Komponisten in Birmingham
1825
Gemeinsam mit dem Vater berufsentscheidende Reise nach Paris zu Cherubini
1847
Am 14. Mai Tod der Schwester Fanny in Berlin,
am 4. November Tod Mendelssohns in Leipzig
Mendelssohn's autograph of an earliest Piano composition and Italian symphony
Das Gewandhaus
54
Carl Maria vonWeber
*18.11.1786 (Eutin)- 5.6.1826 (London)
Die Biographie von Carl Maria von Weber
55
Deutscher Komponist: Webers Schaffen war trotz seines relativ kurzen Lebens von bedeutendem Einfluß auf
die Opern- und Klaviermusik.
Er kann, neben E. T. A. Hoffmann, als Begründer der romantischen Oper, und insbesondere als Begründer
der deutschen Nationaloper, im Gegensatz zur italienischen oder französischen, gelten; Weber stammte aus
Eutin.
- MIDI FILE - "Aufforderung zum Tanz" (9’57’’)
Seine Jugend verlief unruhig, da sein Vater, der sich den Adelstitel eigenmächtig zugelegt hatte, eine eigene
Schauspieltruppe besaß, mit der er in Deutschland umherzog.
1797 erhielt Weber Kompositionsunterricht von Michael Haydn in Salzburg; als er 14 Jahre alt war, wurde
seine Oper Das Waldmädchen aufgeführt.
1803 sehen wir Weber in Wien, wo er weiteren Musikunterricht vom Abt Vogler erhält.
- MIDI FILE - from "Gran Duo Concertante" for clarinet and p.no: 1th Mov. (6'22'')
1804 wurde er Kapellmeister in Breslau und erwarb sich wertvolle Orchestererfahrungen. 1807 trat er in die
Dienste des Herzogs Ludwig von Württemberg.
- MIDI FILE - Concertino for clarinet (8'03'')
Von seinem Herrn zu undurchsichtigen Geldtransaktionen angestiftet, wurde Weber 1810 verhaftet und aus
Württemberg ausgewiesen; noch im selben Jahr begann er mit der Komposition der einaktigen Oper Abu
Hassan.
Dieses Werk, Webers Beitrag zum damals beliebten Genre der Türkenoper, hält in manchen Passagen den
Vergleich mit Mozarts "Entführung aus dem Serail" aus.
1816 wurde Weber zum Königlich Sächsischen Hofkapellmeister an der Oper zu Dresden berufen und
begann im Jahr darauf mit der Komposition seines Meisterwerks Der Freischütz, uraufgeführt 1821 unter
ungeheurem Jubel in Berlin.
- MIDI FILE - from "Freischütz": Overture (10’28’’)
Nicht weniger erfolgreich war die 1823 in Wien uraufgeführte Oper Euryanthe.
- MIDI FILE - from "Euriante": Ouverture (8'04'')
Das Werk wird wegen der Mängel des Librettos wenig gespielt, ist aber von einer musikalischen Kühnheit,
die in manchem Wagners Musik vorwegnimmt.
1825 begann der bereits schwer kranke Weber mit einer Auftragsarbeit für Covent Garden in London, der
Oper Oberon (nach Wieland).
Er dirigierte persönlich die Londoner Uraufführung im April 1826 und erntete wiederum stürmischen Beifall;
zwei Monate später starb Weber in London.
Operas: Title (date and place of 1th performance)
56
Das stumme Waldmädchen, Das Mädchen im Spessartwalde
(1800, Freiberg in Sachsen)
Peter Schmoll und seine Nachbarn
(3.1803, Augsburg)
Turandot, Prinzessin von China
(1.7.1806, Breslau)
Silvana
(16.9.1810, Frankfurt am Main)
Abu Hassan
(4.6.1811 Königliches Hof- und Nationaltheater, Munich)
König Yngurd
(14.4.1817 Hoftheater, Dresden)
Heinrich IV
(6.6.1818 Hoftheater, Dresden)
Donna Diana
(5.5.1819 Hoftheater, Dresden)
Preziosa
(14.4.1821 Hoftheater, Berlin)
Der Freischütz
(18.6.1821 Neues Schinkelsches Schauspielhaus, Berlin)
Euryanthe
(25.10.1823 Kärntertortheater, Vienna)
Oberon
(12.4.1826 Covent Garden, London) (Italian libretto) (German libretto)
Die drei Pintos
(20.1.1888 Neues Theater, Leipzig) (completed by Gustav Mahler)
Weber's autograph of the "Freischuetz"
57
Christoph Willibald Ritter von Gluck
(1714 - 1787)
Reformator der Barockoper.
Der Komponist, am 2. Juli 1714 als Sohn eines Försters in Erasbach (Landkreis Neumarkt in der Oberpfalz)
geboren, studierte in Prag, Wien und Mailand. Am Ende einer vierjährigen Ausbildung bei Sammartini in
Mailand stand Glucks erste Oper "Artaxerxes" (1741), die ihm beachtlichen Erfolg einbrachte.
Es folgten sieben weitere Opern im damaligen italienischen Stil. 1745 wurde er nach London an die HaymarketOper berufen, reiste danach 1747-52 als Komponist und Kapellmeister mit der Mingottischen Operngesellschaft
quer durch Deutschland, Dänemark und Österreich und erkannte die Grenzen der herkömmlichen Oper.
In seiner Zeit als Hofkapellmeister (ab 1752) und Hofkomponist (ab 1774) entstanden in Zusammenarbeit mit
dem Liberettisten Calzabigi seine sogenannten Reformopern "Orpheus und Eurydike" (1762), "Alkeste" (1767)
sowie "Paris und Helena" (1770). Ihnen wurde eine vernünftige Handlung zugrunde gelegt, die mit dem Text
und der Musik zu einem Gesamtkunstwerk werden sollte.
1773 ging Gluck, entäuscht über den geringen Widerhall seiner Reformopern in Wien, nach Paris und erregte
dort großes Aufsehen mit "Iphigenie in Aulis" (1774) und "Iphigenie in Tauris" (1779). Seine letzten
Lebensjahre verbrachte der 1756 geadelte Gluck in Wien, wo er am 15. November 1787 starb.
58
Christoph Willibald Ritter von Gluck
Biographie
Der Komponist Christoph Willibald Ritter von Gluck wurde am 2.7.1714 in Erasbach geboren. Schon früh
verließ er das Elternhaus, weil sein Vater dem musikalischen Schaffensdrang seines Sohnes nichts agbewinnen
konnte und ihn vielmehr für einen anderen Beruf vorgesehen hatte. Ab 1731 studierte Gluck an der Universität
in Prag, wurde aber 1736 Kammermusiker in Wien und studierte schließlich 1737 in Mailand. Seine ersten
Opern waren so erfolgreich, daß er an das Haymarket Theatre in London berufen wurde, wo er auch mit Händel
zusammentraf. 1752 ließ er sich in Wien nieder. Glucks Name ist untrennbar mit einer ästhetischen Entwicklung
der Opernkomposition im 18. Jahrhundert verbunden. Glucks sogenannte Reformopern, die besonderen Wert auf
psychologische Wahrhaftigkeit des Textes und Unterordnung der Musik unter die Gegebenheiten der Handlung
legte, sorgten zwischen 1770 und 1780 für einen heftigen Streit zwischen den Gluckisten und den Piccinisten,
den Anhängern des Italieners Piccini, der den bis dato geltenden Stil der Barockoper pflegte. Gluck empfand
diesen als zu theatralisch und überladen an Pathos. Wenn sich auch die Reformoper schließlich durchsetzte,
hatten Glucks Bestrebungen doch nicht sehr lange Bestand. Um 1780 standen andere Komponisten in der Gunst
des Publikums und Gluck zog sich zurück. Christoph Willibald Gluck starb am 15.11.1787 in Wien.
Giacomo Meyerbeer
(1791 - 1864)
Meyerbeer's autograph of "Les Huguenots"
59
Giacomo Meyerbeer (* 5. September 1791 in Vogelsdorf bei Berlin; † 2. Mai 1864 in Paris), eigentlich
Jakob Meyer Beer, war ein deutscher Komponist und Dirigent. Er war einer der erfolgreichsten
Opernkomponisten des 19. Jahrhunderts und gilt als Meister der französischen Grand Opéra.
Biographie
Jakob Meyer Beer wuchs als Sohn des jüdischen Bankiers Juda Herz Beer und der Amalie Beer (geb.
Malka Lipmann Meyer Wulff) in Berlin auf. Seine Brüder waren Wilhelm Beer (der später Geschäftsmann
wurde und als Amateurastronom bekannt wurde) und Michael Beer (der später als Schriftsteller bekannt wurde).
Jakob wurde frühzeitig unter Leitung von Franz Seraphinus Lauska, zeitweilig auch von Muzio Clementi zum
Pianisten ausgebildet und trat als solcher bereits im Alter von neun Jahren an die Öffentlichkeit.
Seine späteren Kompositionsstudien leiteten der Kapellmeister B. A. Weber, sodann Carl Friedrich
Zelter und von 1810 an Abbé Vogler in Darmstadt, wo Carl Maria von Weber sein Mitschüler war. Zu jener Zeit
komponierte er Kirchenstücke verschiedener Art sowie eine Kantate: "Gott und die Natur". Ab 1810 zog er die
Namen Meyer und Beer zu einem Wort zusammen und nannte sich seither Meyerbeer.
Hierauf zur dramatischen Komposition übergehend, schrieb er die Oper "Iephthas Gelübde", die in
München zur Ausführung kam, aber nur mäßigen Beifall fand.
Anfang 1813 ging er nach Wien und widmete sich hier noch zehn Monate lang musikalischen Studien
bei Antonio Salieri. Da auch seine zweite Oper: "Die beiden Kalifen", sowohl in Wien als in Stuttgart nur
geringen Erfolg hatte, vertauschte er seine bisherige, von ernstem künstlerischen Streben zeugende Richtung
gegen eine gefälligere und sinnlich effektvollere Kompositionsweise.
Meyerbeer wandte sich 1814 nach Paris und Ende 1815 nach Italien, wo er in dem durch Rossini
begründeten neuitalienischen Opernstil für die italienische Bühne eine Reihe von Opern schrieb, von denen aber
nur "Emma di Resburgo", "Margherita d'Anjou" und "Il crociato in Egitto" ("Der Kreuzritter in Ägypten") in
Deutschland bekannt wurden, ohne jedoch hier einen durchgreifenden Erfolg zu haben.
1824 nach Paris zurückgekehrt, verband er sich hier mit Eugène Scribe, dem effektreichen
Intrigendramatiker, und dieser Verbindung verdankte die Oper "Robert le Diable" ("Robert der Teufel") ihre
Entstehung, welche, 1831 zum ersten mal aufgeführt, in Frankreich mit einem bis dahin ganz unerhörten Beifall
aufgenommen wurde und für den Augenblick selbst die beiden
Sein nächstes großes Werk war die ebenfalls von Eugène Scribe gedichtete, zu Anfang 1835 vollendete,
aber erst 29. Februar 1836 aufgeführte Oper "Les Huguenots" ("Die Hugenotten"), welche an Reichtum der
musikalischen Erfindung, dramatischer Wirksamkeit und geschicktem Gebrauch aller der französischen großen
Oper zu Gebote stehenden Kunstmittel den "Robert" noch übertrifft, und in Paris wie später in ganz Europa
großes Aufsehen machte.
1842 wurde Meyerbeer vom König von Preußen als Nachfolger Gaspare Spontinis zum
Generalmusikdirektor ernannt mit der Verpflichtung, vier Monate im Jahr die Berliner Oper zu dirigieren; doch
trug die Stellung in Wahrheit fast ganz den Charakter eines Ehrenamtes. Auf das damit verbundene Gehalt von
4000 Thlr. verzichtete Meyerbeer zu Gunsten der Kapelle.
Von Kompositionen folgten jetzt, außer kleineren durch seine Verpflichtungen als
Generalmusikdirektor verlangten Werken, die Oper "Das Feldlager in Schlesien", zur Einweihung des Berliner
Opernhauses geschrieben und 1844 zuerst aufgeführt; ferner die Musik zum Trauerspiel "Struensee" von seinem
verstorbenen Bruder Michael, die mit Recht als das Gediegenste gilt, was Meyerbeer für das Orchester
geschrieben hat, und seine dritte große Oper: "Der Prophet", die 1849 in Paris zum erstenmal aufgeführt wurde
und ebenfalls auf den größern deutschen Bühnen die Runde machte. In ihr ist bei allem Glanz der Effekte und
individuellem Reichtum der Charakteristik.
Die letzten Arbeiten Meyerbeers, der von nun an abwechselnd zu Berlin und Paris lebte, waren die
Umarbeitung des "Feldlagers" zu der für Paris bestimmten komischen Oper "L'étoile du nord" (1854) und eine
zweite, hinsichts der Stilreinheit wie der Erfindung minder bedeutende komische Oper: "Dinorah, ou le pardon
de Ploermel" (1859 zuerst aufgeführt); ferner Gelegenheitsstücke, zu denen ihm das Schillerjubiläum
("Schillermarsch"), die preußische Königskrönung ("Fackeltänze") und die zweite Londoner Industrieausstellung
("Festouvertüre") den Anlass boten.
Während er in Paris die Aufführung seiner seit 20 Jahren vollendeten, aber immer zurückgehaltenen
vierten großen Oper "L'Africaine" ("Die Afrikanerin"), vorbereitete, starb er plötzlich am 2. Mai 1864. Die
Leiche wurde testamentarischer Bestimmung gemäß zur Bestattung auf dem jüdischen Friedhof an der
Schönhauser Allee nach Berlin gebracht, in Paris aber dem Dahingeschiedenen eine großartige Totenfeier
veranstaltet. Ein Jahr später gelangte die letztgenannte Oper, mit verschwenderischer Pracht ausgestattet, unter
Fétis' Leitung in Paris zur Aufführung und fand die glänzendste Aufnahme.
Werk
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Seine Opern haben noch bis zur Gegenwart ihre Anziehungskraft auf das Publikum aller Länder bewährt,
namentlich die "Hugenotten", in denen die außerordentlichen Fähigkeiten des Komponisten, dramatische
Wärme, unerschöpflicher Reichtum an charakteristischen Melodien, die Kunst, wirksam für die Singstimmen zu
schreiben, und geistvolle Verwendung der Orchesterinstrumente zur Verdeutlichung der darzustellenden
Charaktere und Situationen am entschiedensten hervortreten.
Dazu kommt noch seine Befähigung, den Kunstgeist der Musiknationen, Deutschland, Italien und Frankreich,
sich anzueignen und zu einem eigenartigen Neuen zu verschmelzen, wie es die französische große Oper verlangt,
deren wesentliches Merkmal eben jener Eklektizismus bildet. Wenn nun Meyerbeer, obwohl ein berufener
Vertreter dieser Kunstgattung, dieselbe doch im ganzen nicht gefördert, sondern vielmehr ihren gegenwärtigen
Niedergang verschuldet und beschleunigt hat, so liegt die Ursache lediglich in seiner Sucht nach dem Beifall des
großen Publikums, dem zuliebe er die Stimme seines künstlerischen Gewissens mehr und mehr erstickte. Mit
Rücksicht hierauf sind die Vorwürfe, welche ihm seine idealer angelegten Kunstgenossen Robert Schumann
("Gesammelte Schriften") und Richard Wagner ("Oper und Drama") gemacht haben, nicht als ungerechte zu
bezeichnen.
The Operas of Giacomo Meyerbeer
Semiramide riconosciuta
(3.1819 Teatro Regio, Turin)
Emma di Resburgo
(26.6.1819 Teatro San Benedetto, Venice)
Margherita d'Anjou
(14.11.1820 Teatro alla Scala, Milan)
Il crociato in Egitto
(7.3.1824 Teatro La Fenice, Venice)
Robert le diable
(21.11.1831 Théâtre de l'Opéra, Paris)
Les Huguenots
(29.2.1836 Théâtre de l'Opéra, Paris)
Le prophète
(1841)
Das Hoffest von Ferrara
(28.2.1843, Berlin)
Ein Feldlager in Schlesien
(7.12.1844 Hofoper, Berlin)
Vielka
(18.2.1847 Theater an der Wien, Vienna)
L'africaine
(28.4.1865 Théâtre de l'Opéra, Paris)
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Gioacchino Rossini
(1792 - 1868)
Rossini with Dumas, Hugo, Sand, Paganini and Liszt at the piano
Die Biographie von Gioacchino Rossini
Italienischer Opernkomponist, der Schwan von Pesaro: beide Eltern Rossinis waren Berufsmusiker, der Vater
Waldhornist und gleichzeitig Inspektor der Städtischen Schlachthöfe, die Mutter Sängerin.
Der kleine Gioacchino erhielt schon früh Unterricht im Gesang sowie im Horn- und Klavierspiel.
Die einaktige Oper La cambiale di matrimonio, die er mit 18 Jahren komponiert hatte, erregte durch ihren Witz und
ihre Originalität beim venezianischen Publikum Aufmerksamkeit.
Nun war Rossinis Zukunft gesichert: in den nächsten 20 Jahren. folgte eine unablässige Reihe frischer, geistvoller und
brillanter Opern.
MIDI FILE - from "La gazza ladra": Overture (8’17’’)
1813 erschien L'Italiana in Algeri (Die Italienerin in Algier), 1816 Il barbiere di Siviglia.
MIDI FILE - from "Il barbiere di Siviglia": Overture (7’12’’)
Das römische Publikum überwand rasch die anfängliche Skepsis gegen Rossinis Vertonung eines Stoffes, den
62
Paisiello schon 1782 behandelt hatte.
Der Barbier von Sevilla gilt als der Gipfel der italienischen komischen Oper, Rossini war noch keine 24 Jahre alt, als
er ihn schrieb.
Im selben Jahr kam sein Otello auf die Bühne; auch Cenerentola (1817) zählt zu den berühmten Opern unter den fast
40 Erfolgswerken Rossinis.
Im Herbst 1824 ging er nach Paris und wurde Premier Compositeur König Karls X. sowie Generalinspektor des
Gesangswesens in Frankreich.
Rossini wußte, daß er sich die Pariser Bühnen erobern mußte, um seinen Werken nachhaltigen Erfolg zu sichern.
Dieses Ziel verwirklichte er auf wahrhaft glänzende Weise am glänzendsten aber mit seiner letzten Oper Guillaume
Tell (nach Schillers Wilhelm Tell), die im Sommer 1829 an der Opéra aufgeführt wurde.
MIDI FILE - from "Guillaume Tell": Overture (1’24’’)
Dieses Werk bezeichnet, gemeinsam mit der Stummen von Portici von Auber, den Beginn der französischen Großen
Oper.
1832 bis 1842 schrieb Rossini sein berühmtes Stabat Mater.
Daß er nach seinem Wilhelm Tell kaum mehr etwas komponierte, ist niemals befriedigend erklärt worden; aber er
blieb ein großzügiger Gastgeber, und seine pointierten Bonmots machten überall die Runde.
Die letzten Lebensjahre verbrachte Rossini in Passy, wo ihn viele Musiker, u. a. Wagner und Sullivan, besuchten.
The Operas of Gioacchino Rossini (complete)
Operas: Title (date and place of 1th performance)
Demetrio e Polibio
(1806; 18.5.1812 Teatro Valle, Rome)
La cambiale di matrimonio
(3.11.1810 Teatro San Moisè, Venice)
L'equivoco stravagante
(26.10.1811 Teatro del Corso, Bologna)
L'inganno felice
(8.1.1812 Teatro San Moisè, Venice)
Ciro in Babilonia
ossia La caduta di Baldassare (14.3.1812 Teatro Comunale, Ferrara)
La scala di seta
(9.5.1812 Teatro San Moisè, Venice)
La pietra del paragone
(26.9.1812 Teatro alla Scala, Milan)
L'occasione fa il ladro
ossia Il cambio della valigia (24.11.1812 Teatro San Moisè, Venice)
Il Signor Bruschino
ossia Il figlio per azzardo (27.1.1813 Teatro San Moisè, Venice)
Tancredi
(6.2.1813 Teatro La Fenice, Venice)
L'italiana in Algeri
(22.5.1813 Teatro San Benedetto, Venice)
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Aureliano in Palmira
(26.12.1813 Teatro alla Scala, Milan)
Il turco in Italia
(14.8.1814 Teatro alla Scala, Milan)
Sigismondo
(26.12.1814 Teatro La Fenice, Venice)
Elisabetta Regina d'Inghilterra
(4.10.1815 Teatro San Carlo, Naples)
Torvaldo e Dorliska
(26.12.1815 Teatro Valle, Rome)
Almaviva
(20.2.1816 Teatro Argentina, Rome), known as Il barbiere di Siviglia
La gazzetta
ossia Il matrimonio per concorso (26.9.1816 Teatro de' Fiorentini, Naples)
Otello
ossia Il moro di Venezia (4.12.1816 Teatro del Fondo, Naples)
La Cenerentola
ossia La bontà in trionfo (25.1.1817 Teatro Valle, Rome)
La gazza ladra
(31.5.1817 Teatro alla Scala, Milan)
Armida
(11.11.1817 Teatro San Carlo, Naples)
Adelaide di Borgogna
ossia Ottone, re d'Italia (27.12.1817 Teatro Argentina, Rome)
Mosè in Egitto
(5.3.1818 Teatro San Carlo, Naples)
Adina
o Il califfo di Bagdad (1818; 22.5.1826 Real Theatro de S. Carlos, Lissabon)
Riccardo e Zoraide
(3.12.1818 Teatro San Carlo, Naples)
Ermione
(27.3.1819 Teatro San Carlo, Naples)
Eduardo e Cristina
(24.4.1819 Teatro San Benedetto, Venice)
La donna del lago
(24.9.1819 Teatro San Carlo, Naples)
Bianca e Falliero
ossia Il consiglio dei tre (26.12.1819 Teatro alla Scala, Milan)
Maometto secondo
(3.12.1820 Teatro San Carlo, Naples)
Matilde Shabran
(24.2.1821 Teatro Apollo, Rome), known as Matilde di Shabran
Zelmira
(16.12.1822 Teatro San Carlo, Naples)
Semiramide
(3.2.1823 Teatro La Fenice, Venice)
Il viaggio a Reims
ossia L'albergo del giglio d'oro (19.6.1825 Théâtre Italien, Paris)
Le Siège de Corinthe
(9.10.1826 Théâtre de l'Académie Royale de Musique, Paris) - Libretto italiano, L'assedio di Corinto
Moïse et Pharaon
(26.3.1827 Théâtre de l'Académie Royale de Musique, Paris - French Libretto)
Le Comte Ory
(20.8.1828 Théâtre de l'Académie Royale de Musique, Paris - French Libretto)
Guillaume Tell
(3.8.1829 Théâtre de l'Académie Royale de Musique, Paris - French Libretto)
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Gaetano Donizetti
Gaetano Donizetti (* 29. November 1797 in Bergamo, heute Italien; † 8. April 1848 in Bergamo) war ein italienischer
Komponist. Er zählt zu den wichtigsten Opernkomponisten des Belcanto. Einige seiner Opern wie L'elisir d'amore (dt.
Der Liebestrank), Don Pasquale und Lucia di Lammermoor gehören zum weltweiten Standardrepertoire der
Opernhäuser.
Donizetti studierte unter Simon Mayr in Bergamo und dem Pater Mattei in Bologna und widmete sich
anfangs bloß der Kirchenkomposition im strengen Stil.
Nach der Rückkehr in seine Vaterstadt 1814, wo er die Stelle eines Bassisten und Archivars an der Kirche
Santa Maria Maggiore bekleidete, konnte er jedoch nicht lange der Anziehungskraft widerstehen, welche
die Bühne auf alle italienischen Komponisten ausübt, und fünf Jahre später brachte er seine erste Oper
"Enrico di Borgogna" in Venedig zur Aufführung. Sie gefiel zwar, machte aber ebenso wenig wie 19
andere Opern, die er von 1818 bis 1828 schrieb ("L'Ajo nell' lmbarazzo", "Elvira", "Alfredo Le Grande",
"Olivo e Pasquale". "Alahor in Granada", "Chiara e Serafino" u. a.), größeres Aufsehen.
Erst mit dem "Esule di Roma" (1828 in Neapel aufgeführt) mehrte sich sein Erfolg und sein Ruf.
In raschester Folge erschienen jetzt von ihm in Genua "Alina, regina di Goiconda", in Neapel "Gianni di
Calais", "Il Giove di grasso" ; ferner "Il Paria", "Il castello di Kenilworth", "Il diluvio universale",
"Francescadi Foix", "Imeldade Lambertazzi", "La Romanziera" u. a., sämtlich für Neapel.
Eine neue Periode für Donizetti bezeichnete seine "Anna Bolena" (1831 für Mailand geschrieben), der bis
1835 nebst mehreren anderen die Opern: "L'elisir d'amore", "Fausta", "Il Furioso", "Parisina" folgten.
In einer Art Wettstreit mit Bellini bei der Italienischen Oper zu Paris, in welchen er 1835 mit seinem
"Marino Fallero" gegen Bellinis "Puritani" eintrat, musste er letzterem weichen, errang aber noch in
demselben Jahr mit seiner "Lucia di Lammermoor" (für Neapel) und "Belisario" (für Venedig) um so
größeren Erfolg.
Donizetti war inzwischen 1834 zum Kapellmeister und Lehrer der Komposition am Konservatorium zu
Neapel ernannt worden, erhielt darauf 1836 auch die Professur des Kontrapunktes und wurde 1838, nach
Niccolò Zingarellis Tod, Direktor der Anstalt, gab jedoch diese Stellung 1840 auf, um zum zweitenmal
sein Glück in Paris zu versuchen, diesmal mit entschiedenem Erfolg, denn er fand sowohl in der Großen
Oper mit seiner "Favorite" als auch in der Komischen mit seiner "La Fille du regiment". wenn auch nicht
beim ersten Erscheinen dieser Werke, so doch bei den späteren Aufführungen, enthusiastischen Beifall.
Nachdem er 1842 seine "Linda di Chamounix" für Wien komponiert hatte, wurde er zum
österreichischen Hofkapellmeister ernannt, brachte 1844 seine "Catarina Cornaro" in Neapel auf die
Bühne und begab sich darauf ein drittes Mal nach Paris, um hier neue Siege zu erringen.
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Allein infolge übermäßiger Anstrengungen im Komponieren und einer zügellosen Hingabe an die Genüsse
des Lebens fiel er hier plötzlich in einen völligen Stumpfsinn, aus dem ihn kein Mittel wieder zu erwecken
vermochte. Zunächst im Irrenhaus zu Ivry bei Paris untergebracht, dann in seine Vaterstadt
zurückgeführt, starb er hier 8. April 1848.
Sein Bruder Giuseppe, geb. 1814, war längere Zeit Direktor der Militärmusik des Sultans in
Konstantinopel, wo er 1856 starb. Er machte sich verdient um die Einführung abendländischer Musik
und komponierte Märsche, Klavierstücke und Lieder.
Bedeutung
Donizetti, der mit fabelhafter Leichtigkeit und Schnelligkeit produzierte, hat im ganzen 70 Opern
komponiert, wobei er freilich auf die Instrumentierung meist nur geringe Sorgfalt verwendete. Unter
seinen ernsten Opern sind "Lucrezia Borgia" (1834). und "Lucia di Lammermoor" (1835) unstreitig die
besten; unter den komischen verdienen "L'elisir d'amore" (1832), "La fille du régiment." (1840) und
"Don Pasquale" (1843) durch ihre Frische und Originalität den Vorzug, wenn er auch in dieser Hinsicht
hinter Rossini zurückstehen muss.
Donizetti ist in allen seinen Werken durchaus Italiener und verfolgt die Richtung der Oper, welche von
dem letztgenannten Meister angebahnt worden war. Er sorgt in erster Reihe für leichten und bequemen
Genuss durch augenblicklich ansprechende und erregende Melodien, doch zeigt er nicht selten auch eine
bewunderungswürdige Tiefe der Empfindung und dramatische Kraft.
Vincenzo Bellini
Vincenzo Bellini (* 3. November 1801 in Catania in Sizilien; † 23. September 1835 in Puteaux bei Paris)
war ein italienischer Opernkomponist.
Biographie
Bellini war seit 1819 Schüler des Konservatoriums zu Neapel und machte seine Studien besonders unter
Giacomo Tritto und Nicola Antonio Zingarelli. Von seinen ersten Kompositionen, bestehend in
Kirchenmusik, Instrumentalstücken für Flöte, Klarinette und Klavier und der Kantate "Ismene",
abgesehen, war es zuerst seine Oper "Adelson e Salvini" (1824), welche ihn bekannt machte und ihm den
Auftrag verschaffte, für das Theater San Carlo die Oper "Bianca e Fernando" zu komponieren.
Dieses Werk fand bei seiner Aufführung 1826 so großen Beifall, dass Bellini alsbald einen Ruf nach
Mailand erhielt, um für das Teatro alla Scala eine Oper zu schreiben.
Das hier entstandene Werk, welches sofort nach seinem Erscheinen 1827 den Ruhm des Künstlers über
ganz Italien verbreitete, war "Il Pirata" nach einem Text von Felice Romani, mit dem der Komponist
seitdem regelmäßig zusammenarbeitete.
Rasch aufeinander folgten die Opern: "La Straniera" (1829), "I Capuleti ed i Montecchi" (1830), "La
Sonnambula" (1831), Norma und "Beatrice di Tenda" (1831), die überall mit Entzücken aufgenommen
wurden und ganz Europa von den einschmeichelnden, schmachtenden Melodien des Sizilianers
widerhallen machten.
Bellini begab sich 1833 nach Paris und von da nach London, wo er glänzende Aufnahme fand. Doch
kehrte er 1834 nach Paris zurück, um für die dortige italienische Oper Théâtre-Italien seine "I Puritani"
zu schreiben, die mit neuem Enthusiasmus begrüßt wurden und zugleich einzelne nicht unwesentliche
Fortschritte in seiner künstlerischen Entwicklung bekundeten. Leider raffte ein früher Tod den Künstler
hinweg; er starb am 23. September 1835 in Puteaux bei Paris.
Werk
Vincenzo Bellini ist kein dramatischer Komponist im deutschen Sinn des Worts; er strebt nicht danach,
ein dramatisches Ganzes zu schaffen, sondern begnügt sich, dem Sänger ein weites Feld theatralischer
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Erfolge zu eröffnen, und opfert diesem Streben nicht selten den wahrhaft dramatischen Ausdruck völlig
auf. Dabei fehlen ihm die übersprudelnde Genialität und geistreiche Mannigfaltigkeit Rossinis, während
er in der Rückkehr von der überladenen Kolorierung Rossinis zum einfachen getragenen Gesang sowie
überhaupt in dem ungekünstelten Ausdruck reicher und ernster Empfindung jenem gegenüber
unleugbare Vorzüge besitzt. Auch arbeitete er gewissenhafter und sorgfältiger als Rossini. Von
besonderm Wert für den Erfolg seiner Opern war noch der Umstand, dass ihm zur Ausführung derselben
die vorzüglichsten Gesangskräfte zu Gebote standen, namentlich der Tenorist Rubini und die Pasta, für
deren eigentümliches Talent mehrere seiner tragischen Rollen ausdrücklich bestimmt sind.
Liste ausgewählter Opern
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Adelson e Salvini
Bianca e Fernando
Il pirata
La straniera
Zaira (nach Voltaire)
I Capuleti e i Montecchi (nach Shakespeares Romeo und Julia)
La sonnambula
Norma
Beatrice di Tenda
I puritani
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