PROGRAMMHINWEIS Montag, 10. März 2014, ab 20.15 Uhr Der Heilige Krieg (1/5 & 2/5) 20.15/0.45 Uhr Der Heilige Krieg 1/5: Das Schwert des Propheten Oft schon sah sich die muslimische Welt pauschal dem Vorwurf ausgesetzt, die Ausbreitung ihrer Religion sei von Anfang an eine Geschichte der Gewalt gewesen. Verdankt der Islam seine rasante Verbreitung tatsächlich nur dem militärischen Erfolg seiner Glaubenskrieger? Historiker verweisen auf eine Vielzahl begünstigender Umstände, die dem Propheten und seinen Nachfolgern in die Hände spielten - auch jenseits von Waffengewalt. Mit dem neuen Glauben ging auch eine neue und für damalige Verhältnisse gerechtere Ordnung der Gesellschaft einher. Muslimisch beherrschte Regionen erlebten in den ersten Jahrhunderten des Islam wirtschaftlichen Aufschwung und kulturelle Blüte. Als Mohammed, ein Kaufmann aus Mekka, Anfang des 7. Jahrhunderts begann, den Islam, die „Hingabe an Gott“ zu predigen, verließ er sich zunächst ausschließlich auf die Überzeugungskraft seiner Worte. Die Forderung nach der Durchsetzung eines radikalen Eingottglaubens musste aber in seiner Heimatstadt Mekka auf Ablehnung stoßen. Wirtschaftlich war das alte Pilgerzentrum von den Einnahmen abhängig, die ihr durch die Verehrung vieler Gottheiten am Heiligtum der Kaaba zuflossen. Die Flucht Mohammeds und seiner Anhänger nach Medina im Jahre 622 markiert nicht nur den Beginn der islamischen Zeitrechnung, sondern auch einen Wendepunkt bei den Mitteln, mit denen der Islam fortan verbreitet werden sollte. Zum Wort gesellte sich nun auch das „Schwert des Propheten“, mit dessen Hilfe nicht nur Mekka erobert werden konnte. Innerhalb weniger Jahrzehnte gelang es den Muslimen, die arabische Halbinsel zu unterwerfen. Längst hatte sich der Islam zu einer Religion entfaltet, die wie das Christentum einen Anspruch auf universelle Geltung verfocht. Es war nur eine Frage der Zeit, bis die beiden monotheistischen Weltreligionen auch im Westen Europas aufeinandertreffen würden. Nach der Landung an der Südküste Spaniens im Frühsommer 711 dauerte es nur acht Jahre, bis die Mauren über die Pyrenäen auch nach Nordeuropa vorstießen. Ende Oktober 732 erreichte ein breit angelegter Beutezug der Muslime sogar die Grenze des Frankenreichs bei Tours. Zweihundert Kilometer südlich von Paris war es Karl Martell, der Stammvater der Karolinger, der sich den muslimischen Eindringlingen entgegenstellte, gemeinsam mit Verbänden aus dem südfranzösischen Aquitanien und der norditalienischen Langobarden. Die Koalition christlicher Kräfte konnte den Vorstoß der Mauren stoppen. War das Gefecht tatsächlich jene Entscheidungsschlacht um Europa, zu der es später stilisiert wurde? Anhand zeitgenössischer Quellen aus beiden Lagern, allen voran der so genannten „Mozarabischen Chronik von 754“, rekonstruiert die erste Folge der Reihe den Verlauf der Ereignisse. „Geburtsstunde des christlichen Europas“, „Endpunkt der islamischen Expansion im Westen“ - welche Bedeutung hatte der Ausgang der Schlacht von Tours und Poitiers am 25. Oktober 732 wirklich? Dokumentation von Friedrich Klütsch und Alexander Hogh, ZDF/2011 21.00/1.30 Uhr Der Heilige Krieg 2/5: Kreuzzug nach Jerusalem Der Begriff „Kreuzzug“ hat in der islamischen Welt einen ähnlich negativen Klang wie das Wort „Dschihad“ in der westlichen. Vierhundert Jahre nach der muslimischen Expansion in der Nachfolge Mohammeds holte Europa zum Gegenschlag aus. „Gott will es“, lautete die Losung der Kreuzfahrer, die sich in Westeuropa sammelten. Die Befreiung des „Heiligen Landes“ aus muslimischer Hand galt als Weg zum Erlass von Sündenstrafen. Doch die Motive der Kreuzzüge waren vielschichtig. Es ging nicht nur um das Seelenheil und „Bruderhilfe“ für bedrohte Christen im Nahen Osten, sondern auch um die Macht der Kirche und neue Herrschaftsgebiete. Am Ende der ersten - vom Papst persönlich – gesegneten Heerfahrt stand die Eroberung Jerusalems 1099. Bei der Erstürmung der Stadt richteten christliche Ritter ein Massaker an, das unvergessen blieb. In einer Rückbesinnung auf den „Dschihad“ der ersten Nachfolger Mohammeds bündelten muslimische Herrscher nach und nach ihre Kräfte, um die verlorenen Territorien wieder zurückzugewinnen. Das hinderte beide Seiten nicht daran, auch Allianzen einzugehen. Manche Europäer empfanden sogar Bewunderung für die islamische Zivilisation. Zur legendären Figur wurde Sultan Saladin, der zum „Dschihad“ gegen die Franken aufrufen ließ und Jerusalem 1187 für die Muslime zurückeroberte. Anders -2- als die christlichen Ritter verschonte er dabei die Zivilbevölkerung. Auch der römisch-deutsche Kaiser Friedrich II. suchte die Verständigung. Der Staufer erwirkte 1229 ohne einen Schwerthieb die Rückgabe Jerusalems an die Christen durch geschicktes Verhandeln. Die Muslime durften ihre heiligen Stätten weiter ungehindert besuchen, ein historisch einmaliger Vorgang in den Beziehungen zwischen Orient und Okzident. Die Bilanz der Kreuzzüge ins „Heilige Land“ ist düster. Insgesamt starben hunderttausende Kreuzfahrer, aber auch eine große Zahl islamischer Krieger sowie Zivilisten - Christen, Juden und Muslime. Die Ereignisse sollten das Verhältnis der Religionen auf lange Sicht beeinflussen. Der islamische Fundamentalismus der Gegenwart zieht eine direkte Linie von den Kreuzzügen über die Zeit des Kolonialismus bis hin zu den Golfkriegen und „Anti-Terror-Maßnahmen“ des Westens nach dem 11. September. Vor allem für radikale Muslime bleibt der Begriff „Kreuzzug“ die historische Chiffre für westliche Aggression, Unterwanderung und Besatzung und dient Al-Qaida als willkürliche Legitimation für den „Dschihad“ im Zeichen des Terrors. Dokumentation von Stefan Brauburger und Friedrich Klütsch, ZDF/2011 3. Teil „Die Türken vor Wien“ und 4. Teil „Dschihad für den Kaiser“ am Dienstag, 11. März, 20.15 und 21.00 Uhr -3-