Ausländer in Deutschland 1/2003, 19

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Ausländer in Deutschland 1/2003, 19.Jg., 30. Mai 2003
RELIGION
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Bild mit vielen weißen Flecken - Der Islam im Unterricht
Islamischer und christlicher Kalender
Modellversuch zum Islamunterricht in Bayern
Muslime im säkularen Rechtsstaat
Bibliografie zu Muslimen in Europa
Bildungsarbeit im Auftrag des Islamismus
Hintergrund: Die Volksmudschaheddin
Diese Beiträge wurden im Druck-Exemplar nicht veröffentlicht!
Bild mit vielen
weißen Flecken
Der Islam im Unterricht
Die Schiiten
Die Einheit des Islam blieb nur bis
wenige Jahre nach dem Tod
Mohammeds bewahrt. Zwar
dominieren heute die über 850 Mio.
Sunniten, doch haben sich im Iran,
Irak, Syrien und Libanon eine
Vielzahl schiitischer
Nebenrichtungen entwickelt. Als
Kalifen (Nachfolger Mohammeds)
erkannten die Sunniten jeden an,
sofern er dem Stamm des Propheten
angehörte und die politische und
religiöse Eignung aufwies. Dagegen
erkennen die Schiiten nur die
leiblichen Nachkommen des 4.
Kalifen Ali, dem Vetter und
Schwiegersohn Mohammeds, aus
dessen Ehe mit der
Prophetentochter Fatima als
Oberhaupt (Imam) an. Nach der
Ermordung Alis war die Partei
(Schia) Alis entstanden. Später
entwickelten sich besondere Rituale
und Lehrinhalte. Die schiitischen
Nebenrichtungen unterscheiden sich
insbesondere durch die Zahl der
anerkannten Imame. Die in
Deutschland lebenden Schiiten sind
meist Imamiten (12er-Schiiten). Eine
Sondergruppe mit wenigen
Mit einem "Weimarer Aufruf" hat sich die
Kultusministerkonferenz (KMK) am 14.
März 2003 zur religiösen Bildung von
Schülerinnen und Schülern muslimischen
Glaubens als Auftrag der Schule bekannt.
Damit plädiert sie für den Islamunterricht
als eigenständiges Fach auf Deutsch. Mehr
noch: Kenntnisse über den Islam gehörten
insgesamt auf den Lehrplan, bessere
Schulbücher und eine interreligiöse und
interkulturelle Aus- und Weiterbildung der
Lehrer seien vonnöten. Das Papier, betont
die thüringische Bildungsministerin
Dagmar Schipanski, sei weder Beschluss
noch Richtlinie. Ein Aufruf eben.
Der Islam muss nicht nur im Fach Religion
bzw. Ethik ein Thema sein, so die Experten.
So könnte man in Sexualkunde über die
Einstellung zum vorehelichen
Geschlechtsverkehr reden und im Fach
Wirtschaft über das Zinsverbot. Geschichte
und Geographie beschäftigen sich teilweise
schon mit dem Islam, konzentrieren sich
jedoch auf die Zeit der Kreuzzüge bzw. die
arabischen Länder. Die großen Philosophen
oder die persischen Dichter? Fehlanzeige.
Wolf Ahmed Aries vom Islamrat bemängelt
diese weißen Flecken: Vom Iran
beispielsweise sei nur die Revolution der
Ajatollahs übriggeblieben. Insgesamt
vermitteln die Unterrichtsmaterialien allerdings
seit 1995 ein positiveres Bild des Islams und
der Muslime als noch Ende der 1980er-Jahre,
Anhängern bilden die Ismailiten. Die
wichtigste Institution der iranischen
Schiiten in Deutschland ist das
Islamische Zentrum in Hamburg
(mehr dazu online). (esf)
Die Bahai
Die größte - aber verfolgte - religiöse
Minderheit im Iran sind die etwa
300.000 Bahai. Sie werden noch
immer grundsätzlich diskriminiert.
Laut Artikel 13 der Verfassung
gehören sie nicht zu den
"geschützten religiösen
Minderheiten" (dhimmi) wie die
Christen, Juden und Parsen. Diese
dürfen ihre Religion frei ausüben,
ihre Vertreter sitzen im Parlament.
Seit der Revolution sind viele
Christen, Juden und Bahai
ausgewandert. Die Bahai-Religion
entstand 1844 im Iran aus der BabiBewegung innerhalb des schiitischen
Islams, entwickelte sich jedoch zu
einer eigenständigen Religion, die
den Islam als ihren Vorläufer
betrachtet. Sie verstehen sich als
Anhänger einer völkerverbindenden
Friedensreligion. Seitens der
Schiiten werden sie jedoch als vom
Glauben Abgefallene. Weltweit wird
ihre Zahl auf etwa sechs Millionen
geschätzt. Zentrum des BahaiGlaubens ist das "Universale Haus
der Gerechtigkeit" im israelischen
Haifa. In das damalige Palästina
hatte der Sultan den eigentlichen
Stifter der Religion, Bahaullah,
verbannt. Viele Bahai leben im
Rhein-Main-Gebiet und im Kölner
Raum. Ihr religiöses Zentrum findet
sich in Langenhain im Taunus. (esf)
Die Zoroastrier
Die Anhänger Zarathustras, die
Zoroastrier, deren uralte Religion
vom Islam nicht völlig verdrängt
werden konnte, bilden mit offiziell
28.000 Anhängern eine kleine
religiöse Minderheit. Sie sind
aufgrund von Übergriffen zur Zeit der
Safawiden bereits im 16. und 17.
Jahrhundert in grösserer Zahl
ausgewandert, unter anderem nach
Indien, wo sie nach ihrer Herkunft
"Parsen" (von Fars) genannt werden.
Zarathustra schuf ein stark
dualistisches Weltbild, das vom
Kampf des guten (Ahura Mazda) und
des bösen Prinzips (Ahriman), die
sich ebenbürtig sind, geprägt ist.
ergab eine Untersuchung des Georg-EckertInstituts für internationale
Schulbuchforschung.
Sollte es eines Tages korrekte neue
Schulbücher und ergänzte Curricula geben, so
heißt das noch lange nicht, dass die Lehrer
damit umgehen können. Denn interreligiöses
und im Allgemeinen interkulturelles Lernen ist
bislang nur in vier Bundesländern ein
Pflichtteil der Ausbildung. Die
Fortbildungsangebote sind unverbindlich.
Zwar herrscht unter Fachleuten Konsens,
dass die Berufsanfänger auf die Arbeit mit
multikulturellen Klassen vorbereitet werden
müssen. Aber die Hochschulen sehen kaum
Möglichkeiten, zusätzliche Inhalte in die auch
so schon lange Studienzeit zu packen. Die
KMK will junge Einwanderer zum
Lehramtsstudium bewegen, damit die
Muttersprachlehrer nicht die einzigen
Pädagogen fremder Herkunft in den Kollegien
bleiben.
Beim Islamunterricht zeigt sich der Staat
bereit, von der bisherigen Forderung nach
einem einheitlichen Ansprechpartner nach Art
der Katholischen oder Evangelischen Kirche
abzurücken: "Hierbei ist zu berücksichtigen,
dass der Islam nicht amtskirchlich verfasst ist".
Es gehe um eine "angemessene
Repräsentation" durch
Religionsgemeinschaften in den Ländern,
erläutern Ministerialbeamte. Solche gibt es
bereits in Hessen, Bayern und BadenWürttemberg. Ihre Anträge wurden jedoch von
den Ministerien abgelehnt, ähnlich wie in
Nordrhein-Westfalen, wo das
Verwaltungsgericht Düsseldorf die Klage von
Zentralrat und Islamrat auf Einführung des
Religionsunterrichts mit der Begründung
zurückwies, sie würden nur einen Teil der
Muslime vertreten. In Erlangen wurde
dennoch für einen Modellversuch eine lokale
Lösung gefunden (siehe AiD-online).
Gemeinsamer Unterricht für
Schiiten und Sunniten
Wie aber soll der Schulstoff Sunniten,
Schiiten und Aleviten, Türken, Arabern,
Iranern, Bosniern gerecht werden? So
unüberbrückbar wie es scheint, sind die
Unterschiede nicht. Der gemeinsame Nenner,
so Aries, sei das Ziel, "deutsche Bürger
muslimischen Glaubens" zu erziehen. Asiye
Symbolisch findet sich dieses in der
Darstellung des menschlichen
Geistes mit zwei Flügeln in der Figur
des Faravahar (Foto). Im Iran leben
Anhänger des Parsismus (auch:
Mazdaismus) hauptsächlich in Yazd,
Kerman und Teheran. Da es ihnen
gelungen ist, ihre religiösen und
kulturellen Merkmale durch
konsequente Absonderung vom
Islam zu erhalten, genießen sie auch
unter den iranischen Migranten eine
besondere Achtung. (esf)
Köhler vom Zentralrat der Muslime meint, man
müsse bei den gemeinsamen
Glaubensgrundlagen ("wir sind alle Muslime")
anfangen und erst später auf Unterschiede
eingehen. Wo es große Gruppen von Schiiten
gibt, könnte der Unterricht um einen
schiitischen Schwerpunkt ergänzt werden,
schlägt der Religionspädagoge Michael
Meyer-Blanck vor. "Wir haben auch nur einen
evangelischen Religionsunterricht und nicht
einen speziellen reformierten oder einen für
die Pfingstgemeinden." Sunniten und Schiiten
werden gemeinsamen Unterricht machen,
sagt auch der Vorsitzende des Zentralrats,
Nadeem Elyas. Anders sieht es bei den
Aleviten aus: Sie wollen einen eigenständigen
Unterricht.
Vertreter der Verbände, die zum Teil eigene
Lehrpläne entwickelt haben, sitzen im Beirat
des neuen Lehrstuhls für Islamische Theologie
an der Universität Münster. Im
Sommersemester 2004 sollen dort die ersten
islamischen Religionslehrer ihr Studium
aufnehmen. 2005 will die Universität
Osnabrück mit einem eigenen Konzept samt
internationalem Kooperationsnetzwerk folgen.
Darin soll unter anderem die Wiener
Islamische Religionspädagogische Akademie
eingebunden werden, wo Religionslehrer seit
fast 20 Jahren im Geiste eines europäischen
Islams ausgebildet werden. Von den
Pädagogen erwartet man viel: zwei- und
mehrsprachig sollen sie sein, Vorbild und
Vertrauensperson für Schüler und Eltern,
Ansprechpartner in allen theologischen und
Alltagsfragen für die Kollegen, in der
deutschen wie in der Herkunftskultur
bewandert. Allerdings müssen zuerst
rechtliche Unsicherheiten beseitigt werden.
Dürfen zum Beispiel Kopftuchträgerinnen als
Lehrerinnen arbeiten oder nicht?
Ein öffentlicher konfessioneller Unterricht
wird in jedem Fall das Monopol der
Koranschulen durchbrechen. Zwar werden
sicherlich weiterhin einige Eltern Wert darauf
legen, dass ihre Kinder den Koran auf
Arabisch rezitieren können. Aber die Schüler
werden angeregt, mehr Fragen zu stellen.
Autorin: Matilda Jordanova-Duda
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Islamischer und
christlicher
Kalender
Islamisches Christliches Jahr
Jahr
1378
21.3.1999 - 20.3.2000
1379
21.3.2000 - 20.3.2001
1380
21.3.2001 - 20.3.2002
1381
21.3.2002 - 20.3.2003
1382
21.3.2003 - 20.3.2004
Der iranische Kalender geht auf die Hidschra
zurück. Neujahr (Nowrouz) fällt jedoch nach
dem Sonnenkalender immer auf den
Frühlingsanfang: Am 21. März des christlichen
Jahres (gregorianischer Kalender) begann das
Jahr 1382 AH. Feiern konnte man dies in
Deutschland am 20. März ab etwa 18:30 Uhr,
denn mit dem Sonnenuntergang beginnt
bereits der neue Tag. Um vom iranischen in
das christliche Jahr umzurechnen sind 621
Jahre zum Referenzjahr zu addieren. (esf)
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Modellversuch
zum
Islamunterricht in
Bayern
München. Ein Modellversuch zum
Islamunterricht soll in Bayern im nächsten
Schuljahr beginnen. Den Anfang macht in
Zusammenarbeit mit der Islamischen
Religionsgemeinschaft Erlangen die
Grundschule Erlangen-Bruck, sagte
Kultusministerin Monika Hohlmeier im Februar
2003. Bayern sei damit das erste Bundesland
mit staatlichem Islam-Unterricht, der
gemeinsam mit örtlichen Muslimen organisiert
werde. Der Unterricht soll die Kinder auch
über kulturelle Hintergründe ihres Glaubens
aufklären. (esf)
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Muslime im
säkularen
Rechtsstaat
In der Auseinandersetzung um die Präsenz
des Islams in Deutschland und anderen
europäischen Ländern steht immer auch die
Frage zur Debatte, wie sich Muslime zum
säkularen Staat verhalten. Auf der Grundlage
der Religionsfreiheit rekonstruiert Heiner
Bielefeldt in einer im März 2003 erschienenen
Publikation "Muslime im säkularen
Rechtsstaat. Integrationschancen durch
Religionsfreiheit" (ISBN: 3-89942-130-2)
zunächst einen freiheitlichen Begriff von
rechtsstaatlicher Säkularität. Anschließend
diskutiert er verschiedene muslimische
Positionen gegenüber dem säkularen Staat,
die von kämpferischer Distanzierung über
pragmatische Arrangements in der Diaspora
bis hin zu theologisch begründeten
Säkularisierungsforderungen reichen. Zu den
aktuellen Themen, die der beim transcriptVerlag erschienene 146-seitige Band aufgreift,
gehören die Frage, inwieweit Muslime im
Rahmen des Grundgesetzes nach der Scharia
leben können, sowie die Kontroverse um den
islamischen Religionsunterricht. Der Autor ist
Mitglied des Instituts für Interdisziplinäre
Konflikt- und Gewaltforschung an der
Universität Bielefeld und arbeitet zugleich als
Privatdozent für Philosophie an der Universität
Bremen. (esf)
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Bibliografie zu
Muslimen in
Europa
Seit über 20 Jahren hat das Berliner Institut
für vergleichende Sozialforschung Literatur zu
Migration und ethnischen Beziehungen
dokumentiert. Mit dem Ziel, Forschern, die
zum Thema Muslime in Europa arbeiten,
einen breiten Überblick über die zu diesem
Thema erschienene Literatur zu geben, hat
das Institut 2002 eine englischsprachige
Bibliografie "Muslims in Europe" (ISBN 388402-263-6). herausgegeben. Die Autoren
Jochen Blaschke, Marianne Rückwart, Norbert
Schmidt und Thomas Schwarz haben sich
hierbei nicht auf Monographien zu Religion
und Islam beschränkt, sondern auch Texte
aus den Disziplinen Politik, Geschichte,
Erziehung, Psychologie,
Sprachwissenschaften und Kulturstudien
zusammengetragen. Unter den 3.778
annotierten und in einem Register nach
Ländern und Sachgebieten sortierten Texten
findet sich auch ein halbes Dutzend jüngerer
AiD-Artikel. Die 384 Seiten starke Publikation
ist bei der Edition Parabolis erschienen. (esf)
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Bildungsarbeit im
Auftrag des
Islamismus
Das Bildungsangebot türkisch-islamistischer
Verbände in Deutschland reicht von
islamischen Kindergärten bis hin zu Internaten
und Akademien. Kinder und Jugendliche
muslimischer Herkunft fühlen sich zunehmend
von diesen Organisationen angesprochen.
"Bildungsarbeit im Auftrag des Islamismus Erziehung oder Indoktrination?" fragt Ebru
Tepecik in ihrer Anfang 2003 beim Deutschen
Universitäts-Verlag erschienenen 103-seitigen
Magisterarbeit (ISBN: 3-8244-4515-8).
Tepecik definiert zunächst den Begriff
Erziehung und nimmt eine Abgrenzung zum
Begriff Indoktrination vor. Auf der Basis einer
umfangreichen Literatur- und Materialanalyse
untersucht sie dann die Jugendarbeit der drei
größten in Deutschland ansässigen türkischislamistischen Dachverbände im Hinblick auf
indoktrinierende Aktivitäten. Im Mittelpunkt
ihrer Analyse stehen die Korankurse. Es zeigt
sich ihr zufolge, dass die nachkommenden
Generationen durch eine ideologisch geprägte
Erziehung mobilisiert werden sollen. Die
Islamisten würden auch den Unterricht in den
Korankursen zur Propagierung ihres
totalitären Ziels der Weltherrschaft des Islam
nutzen. Der "islamische Weg" werde als der
einzig wahre Weg genannt und die unbedingte
Befolgung islamistischer Prinzipien gefordert.
Tepecik resümiert: "Der Korankurs der hier
untersuchten Organisationen geht also über
das eigentliche Ziel eines (islamischen)
Religionsunterrichts, nämlich der neutralen
Einführung und Unterweisung in den
islamischen Glauben, hinaus und vermittelt
ideologische Inhalte und politische Ziele der
jeweiligen Organisation".
Ebru Tepecik studierte Pädagogik,
Soziologie und Türkologie (M.A.) an der
Universität Göttingen. Sie bereitet sich zur Zeit
auf ihre Promotion zum Thema "Die
Bildungskarrieren türkischer Studenten in
Deutschland" im Fachbereich Pädagogik an
der Universität Göttingen vor. Ihre Publikation,
die eine Lücke im weitgehend unbearbeiteten
Themenbereich "Islamistische Erziehung" füllt,
kostet 29,80 Euro. (esf)
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Hintergrund: Die
Volksmudschaheddin
Der "Nationale Widerstandsrat Iran" (NWRI)
bzw. die darin dominierenden
"Volksmodjahedin Iran" waren als Gegner der
einstigen Schah-Diktatur 1979 an Khomeinis
Revolution beteiligt, standen jedoch nach dem
Umsturz in Opposition zur neuen Regierung.
Sie sehen sich als "d e r iranische
Widerstand", der "als demokratische
Alternative einen laizistischen und
demokratischen Staat im Iran errichten" will.
Dieses Ziel streben sie jedoch auch mit
terroristischen Mitteln an, indem sie
Regierungsanhänger und -funktionäre töten,
Objekte der Infrastruktur zerstören und die
Revolutionsgarden angreifen.
Anhänger der "Volksmodjahedin Iran" sind
seit Mitte der 1980er-Jahre in Deutschland in
der "Iranisch Moslemischen StudentenVereinigung Bundesrepublik Deutschland
e.V." (IMSV) mit Sitz in Köln organisiert. Auch
in Hamburg und anderen Städten ist die
Organisation - deren Sympathisantenzahl
bundesweit auf etwa 1.500 geschätzt wird vertreten. Die deutsche NWRI-Zentrale und
das "Büro für internationale Beziehungen der
Volksmodjahedin Iran" residieren ebenfalls in
Köln.
Der NWRI nutzt nach Angaben des
Hamburger Verfassungsschutzes lokale und
überregional tätige Vereine "als unverdächtig
scheinende Fassade gegenüber Behörden
und möglichen Geldspendern". Über
Straßensammlungen beschafften u.a. die
IMSV, die "Flüchtlingshilfe Iran" (FHI) und der
"Verein zur Eingliederung iranischer
Flüchtlinge" (VEIF) Geld, das - wie der
Verfassungsschutz vermutet - auch in die
Kassen des iranischen Widerstandes fließt.
Auch der "Verein Iranischer Demokratischer
Akademiker" (VIDA), die "Frauen für
Demokratie im Iran", der "Verein zur
Förderung der Musik im Iran" (VFMI) und die
"Gesellschaft iranischer Flüchtlinge" dienen
punktuell Belangen des NWRI. Die FHI war
ursprünglich 1993 von führenden GRÜNENPolitikerinnen gegründet worden, um 100
Kinder aus Mudschaheddin-Camps im Irak,
die 1991 nach Deutschland geschickt worden
waren, eine Perspektive zu bieten.
In der Propaganda der Organisation haben
Meldungen über Menschenrechtsverletzungen
und Hinweise auf angebliche wie tatsächliche
Terrorakte der iranischen Regierung zentrale
Bedeutung. Die "Volksmodjahedin Iran" geben
sich in ihrer Propaganda als eine Art
Staatsführung im Wartestand und versuchen,
sich als - für den Westen
unterstützungswürdige - politische Alternative,
die für Meinungsfreiheit, Menschenrechte,
Pluralismus, Gleichberechtigung steht,
darzustellen. Dabei geben sie die militärische
Option gegen die "Mullah-Diktatur" nicht auf.
Ihren Anhängern vermitteln sie den
bewaffneten Kampf der NLA als einzig
erfolgversprechende Strategie zum Sturz des
iranischen Regimes. Hoffnungen auf
Veränderungen durch Reformen oder
Parlamentswahlen gelten in der Organisation
als illusionär. (esf)
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