Die Bienen Teil 1: Die Vielfalt der Bienen – ein Überblick Hermann Pechhacker, [email protected] Beim Wort Bienen denkt nicht nur ein Imker nur an die Honigbiene. Die Honigbiene wird vom Imker gepflegt und beschützt. Selbst die Hummeln werden kaum noch zu den Bienen gezählt. Die fast 700 bei uns einzeln (solitär) lebenden Bienenarten (Wild- oder Solitärbienen) sind meist unbekannt. Diese Bienen sind extrem an ihre Umwelt angepasst und daher auch sehr gefährdet bei Umweltänderungen und sie haben keinen Beschützer hinter sich. All diese Bienen sind „Vegetarier“ und friedliche und zum Teil sehr soziale Wesen. In einer Artikelserie soll die Vielfalt der Bienen beschrieben werden. Geplant sind: Die Vielfalt – ein Überblick, Die Honigbienenarten, Die Hummeln, Die Solitärbienen, Solitärbienen und Umwelt, Solitärbienen und Honigbienen, Förderung und Schutz der Solitärbienen. Vom Bienensterben wurde und wird in den Massenmedien zur Zeit häufig berichtet und meint da selbstverständlich nur unsere europäisch-afrikanische Honigbiene Apis mellifera. Von Hummeln und Solitärbienen spricht niemand, obwohl diese Bienen mehr gefährdet sind. Ein Grund für die Beiträge ist auch der ständige Hinweis der Wildbienenspezialisten, dass die Honigbienen starke Konkurrenten der anderen Bienen sind, da die Honigbienen in unnatürlichen „Massen“ gehalten werden. Die Ergebnisse von Diplomarbeiten werden angeführt. Sie geben wegen Konkurrenz keine Hinweise. Es zeigt sich, dass sich autochthone synpatrisch nebeneinander vorkommende Bienenarten nicht wirklich konkurrieren. Empfehlenswerte Literatur A. Müller, A. Krebs, F. Amiet ( 1997): Bienen Mitteleuropäische Gattungen, Lebensweise, Beobachtung. Naturbuch Verlag, München Dieses Buch ist reich bebildert und sehr verständlich und übersichtlich geschrieben, Eberhard von Hagen (2003): Hummeln: bestimmen, ansiedeln, vermehren, schützen. 5. überarbeitete Auflage. Fauna-Verlag, 2003. Auch dieses Buch gibt mit vielen Bildern und klarem Text Auskunft über unsere Hummelarten. Friedrich Ruttner (1992): Naturgeschichte der Honigbienen. Ehrenwirth-Verlag, München Das umfangreiche Werk gibt Auskunft über Eigenschaften, Nutzung und Verbreitung der damals bekannten sechs Arten der Honigbienen-Gattung Apis. Drei asiatische Honigbienenarten wurden aber erst später beschrieben. N. Koeniger, G. Koeniger, S. Tingek (2010): Honey Bees of Borneo, Exploring the Centre of Apis Diversity. Natural History Publications (Borneo) Dieses wunderbare Buch beschreibt (in Englisch) auch die drei neu hinzugekommenen Apisarten und wie sie störungsfrei nebeneinander leben. Teil 1: Die Vielfalt der Bienen – Die Bienen und ihre Verwandten, ein Überblick: Die Bienen sind Insekten und sie gehören zu der in Mitteleuropa artenreichsten Ordnung der Hautflügler (ungefähr 12.000 Arten). Die Hautflügler werden in zwei Gruppen geteilt – in Pflanzenwespen und in die Taillenwespen. Nur die Taillenwespen haben eine „Wespentaille“. Die Taillenwespen (über 11.000 Arten in Mitteleuropa) werden wieder in zwei Gruppen geteilt. Die Legimmen sind in der Regel Parasiten anderer Insekten. Sie haben meist einen langen Legestachel, mit dem sie ihre Eier in Larven oder Puppen von Insekten und in andere Insekten legen. Die zweite Gruppe sind die Stachelimmen. Dazu gehören die Ameisen, Wespen und eben auch die Bienen. Bei dieser Gruppe wurde in der Evolution der Legestachel der weiblichen Insekten in einen Giftstachel umgewandelt. Das ist auch der Grund, warum nur die weiblichen Insekten und nicht auch die Männchen stechen können. Vollkommen sozial (auch über den Winter und mehrere Jahre) sind nur die Ameisen, die Honigbienen und die Stachellosen Bienen. Bei den sozialen Bienen gibt es grundsätzlich eine Arbeitsteilung zwischen einer oder mehreren (vielen – bei bestimmten Ameisenarten) Königinnen und den sogenannten (weiblichen) Arbeiterinnen und vielfach auch unter den Arbeiterinnen. Zum Beispiel sind Faltenwespen und Hummel eusozial („halbsozial“). In der Vegetationszeit baut die allein überwinterte und schon begattete Königin ein Nest auf. Es bildet sich eine soziale Struktur. Die Bienen (Apidae) kann man praktisch sehr einfach in vier Gruppen einteilen: In weltweit neun Honigbienenarten (Gattung Apis), an die in Österreich 35 Hummelarten (Gattung Bombus) und rund 700 Arten Solitärbienen (bei uns in Mitteleuropa, weltweit etwa 20.000 bis 30.000 Arten). Etwas aus der Reihe tanzen die sogenannten Stachellosen Bienen der Unterfamilie Meliponinae mit den Gattungen Melipona und Trigona. Sie leben nur in Tropen und Subtropen. Sie haben so wie die Ameisen keinen Stachel, haben aber kräftige Mundwerkzeuge und können so wie die Waldameisen auch kräftig zwicken. Alle Bienen sind „Vegetarier“: Die Bienen ernähren sich von Nektar oder Honigtau (Energie) und Pollen (Eiweiß – vor allem für die Brut). Eine kleine Ausnahme sind unter den Solitärbienen die Kuckucksbienen. Die Nestanlage einer fremden Solitärbienenart wird in Beschlag genommen. Die Larven des „Kuckucks“ fressen die Larven der ursprünglichen Nestbesitzer bevor die Larven der Kuckucksbiene den Pollenvorrat der vorigen Nestbesitzer verzehrt. In der Körpergröße und im Aussehen gibt es bei den Bienen große Unterschiede. Düsterbienen (Gattung Stelis) sind Winzlinge mit manchmal nur 5 mm Körpergröße. Im Vergleich dazu können Hummeln bis zu 30 mm groß sein. Die wirtschaftliche Nutzung Die wirtschaftliche Nutzung der Honigbienen ist klar – Bienenprodukte (vom Honig bis zum Bienengift) sind hochwertige Lebensmittel, Nahrungsergänzungsmittel oder schlicht traditionelle Naturheilmittel. Die Bestäubungsleistung für Landwirtschaft und die Umwelt ist vielfach wichtiger, wertvoller als die Produkte. Die in Beuten gehaltenen Apis-Arten (die „Höhlenbrüter“, besonders Apis mellifera) haben den Imker als Beschützer und Förderer. Auch bestimmte Hummelarten werden vor allem in der Glashausbestäubung (besonders bei Tomate) künstlich vermehrt und wirtschaftlich eingesetzt. Weniger bekannt ist, dass auch Solitärbienen (Blattschneiderbienen) in Amerika besonders in der Luzernebestäubung Verwendung finden. Die Gruppen der Bienen, deren Eigenheiten, die Beziehungen zur Umwelt und untereinander werden in einigen Fortsetzungen beschrieben. Abb.1: Die Verwandtschaft der Bienen: Ein „kleines“ Nest der Kahlrückigen Roten Waldameise (Gattung Formica) hat sich in einer Forsthütte eingenistet. Diese Ameisenart bildet Nestverbände („Staatengemeinschaften“). Ein solches Nest beherbergt ein paar Tausend Königinnen und einige Millionen Arbeitsameisen. Waldameisevölker können sehr alt werden – dieses Nest „wohnt“ schon über 40 Jahre in dieser Hütte. Abb. 2: Die Verwandtschaft der Bienen: Die Wespe gehört auch zu den Verwandten der Bienen. Abb. 3: Die Königin der Honigbiene Apis mellifera carnica (Foto Marcel Klotz). Auch ein Honigbienenvolk kann viele Jahre überleben, wenn die Königin regelmäßig erneuert wird Abb. 4: Die Verwandtschaft der Bienen: Hummeln auf einem Blütenkopf der Wollkopfkratzdistel. Die Hummel lebt so wie die Wespenkolonien nur in der Vegetationszeit in einer sozialen Gemeinschaft. Nur die bereits begattete Königin überwintert und sie beginnt im Frühjahr mit dem Aufbau eines sozial organisierten Volkes. Abb. 5: Die Verwandtschaft der Bienen: Eine Solitärbiene schiebt ihre Pollenladung in einem Versuchsglasröhrchen in die Brutzelle, auf die Pollenvorräte wird dann ein Ei gelegt. Jeder Pollenstöpsel ist Nahrung für eine Bienenlarve. Die Biene macht das alleine und als einzige Art der Brutvorsorge.