Die Kreuzzüge – ein Überblick 1095 – Kreuzzugsaufruf von Clermont Papst Urban II. erhält ein Hilfsersuchen des griechischen Kaisers von Byzanz gegen die türkischen Seldschuken. Auf dem Konzil von Clermont ruft er deshalb zu einem Feldzug zur Unterstützung der Christen im Byzantinischen Reich und im Nahen Osten auf. Die Rückeroberung Jerusalems und die Herrschaft über die Grabeskirche Jesu Christi wird allerdings das eigentliche, religiös aufgeladene Ziel des Kreuzzugs. Der Papst verspricht den Kreuzzugsteilnehmern den Nachlass aller Bußstrafen, die ihnen in der Beichte auferlegt wurden (Ablass). 1096-1099 – Erster Kreuzzug Im Rheinland kommt es zu Pogromen gegen die jüdischen Gemeinden, die von durchreisenden Kreuzfahrern angegriffen werden. Die Hauptarmee der Kreuzfahrer erobert am 15. Juli 1099 Jerusalem und verübt ein Massaker an der dort verbliebenen Bevölkerung. Während unter Herzog Gottfried von Niederlothringen das Königreich Jerusalem gegründet wird, errichten die anderen Fürsten des Kreuzfahrerheeres in Edessa (heute Urfa, Türkei), Antiochia (heute Antakya, Türkei) und Tripolis (heute Tripoli, Libanon) eigene Fürstentümer. 1147-1149 – Zweiter Kreuzzug Im Dezember 1144 gelingt es dem nordsyrischen Herrscher Imad ad-Din Zengi, die Grafschaft Edessa zu erobern. Dies gilt als erster großer Erfolg der syrischen Herrscher gegen die Kreuzfahrerstaaten. Papst Eugen III. ruft deshalb 1145/46 zu einem Kreuzzug auf, an dem sich König Ludwig VII. von Frankreich und der römisch-deutsche König Konrad III. beteiligen. Das Unternehmen endet mit der erfolglosen Belagerung von Damaskus und löst erstmals vereinzelte, aber massive Kritik an den Kreuzzügen aus. 1187-1192 – Der Fall Jerusalems und der Dritte Kreuzzug Unter Sultan Saladin kommt es erstmals zur Bildung eines syrisch-ägyptischen Großreichs, das erfolgreich gegen die Kreuzfahrerstaaten vorgeht. Saladins Truppen vernichten im Juli 1187 das Heer des Königs von Jerusalem in der Schlacht bei den Hörnern von Hattīn und erzwingen die Übergabe Jerusalems. Papst Gregor VIII. ruft zum Kreuzzug auf, an dem sich Die Kreuzzüge – ein Überblick 2 der römisch-deutsche Kaiser Friedrich I. Barbarossa, der französische König Philipp II. Augustus und der englische König Richard I. Löwenherz beteiligen. Während der Kaiser bereits 1190 auf dem Marsch durch Anatolien stirbt, bringen die englischen und französischen Kreuzfahrer mit Akkon die wichtigste Hafenstadt Palästinas 1191 wieder in ihre Hand. 1198-1229 – Erfolglose Kreuzzüge und Rückgewinnung Jerusalems durch Verhandlungen Das Ziel der Rückeroberung Jerusalems bleibt trotz dreier großer Expeditionen in den Jahren 1197/98, 1202-1204 und 1217-1221 unerreicht. Im Vierten Kreuzzug kommt es 1204 stattdessen zur Eroberung und Plünderung der byzantinischen Hauptstadt Konstantinopel (heute Istanbul). Papst Innozenz III. lässt seit 1209 gegen die Ketzerbewegung der Albigenser in Südfrankreich einen Kreuzzug führen. 1213/15 reformiert er die Kreuzzugspredigt für das Heilige Land und erlaubt die Ablösung von Kreuzfahrergelübden durch Geldspenden. Die Werbung für einen neuen Kreuzzug nach Jerusalem wird auf alle Christen ausgeweitet. Doch erst 1228/29 gelingt es dem staufischen Kaiser Friedrich II., die Herrschaft über Jerusalem durch Verhandlungen mit dem ägyptischen Sultan auf 10 Jahre zurückzugewinnen. 1248-1254 und 1270 – Kreuzzüge König Ludwigs IX. von Frankreich Als 1244 die lateinische Herrschaft über Jerusalem erneut verlorengeht, bricht der französische König Ludwig IX. zweimal mit einem Kreuzfahrerheer auf, um von Nordafrika und Ägypten aus Palästina zurückzuerobern. Während der ersten dieser beiden Expeditionen gerät der König in ägyptische Gefangenschaft und muss durch hohe Lösegeldzahlungen befreit werden. Der zweite Feldzug 1270 endet mit dem Tod des Königs in Karthago. 1291 – Der Fall Akkons und die Kreuzzüge im späten Mittelalter Die ägyptischen Sultane erobern Schritt um Schritt die Kreuzfahrerstaaten, bis mit Akkon die letzte Bastion der Lateiner im Nahen Osten 1291 fällt. Jerusalem und Palästina bleiben fortan unter der Herrschaft der ägyptischen, später der türkisch-osmanischen Sultane. Dagegen führen die Kreuzzüge im Ostseeraum zur Unterwerfung und Christianisierung der Preußen und Balten, während die Reconquista auf der Iberischen Halbinsel 1492 mit der Eroberung Granadas zum Abschluss kommt. Im 16. und 17. Jahrhundert treten schließlich Die Kreuzzüge – ein Überblick 3 die sogenannten Türkenkriege gegen die osmanische Expansion im östlichen Mittelmeer und auf dem Balkan an die Stelle des Kreuzzugs. Text: Stefan Tebruck