KU Eichstätt- Ingolstadt HS: Parteien und Parlamentarismus in der Weimarer Republik Protokollant: Mate Lukač Protokoll zur Sitzung vom 08. Juni 2011 DDP: Der Erfolg der DDP von 1919 ist vor allem mit der Erwartung der Menschen auf einen Aufbruch in Deutschland verbunden, der eine Demokratisierung mit sich bringen sollte. Die Bürger stimmten einem Neuanfang und einem neuen politischen System zu. Das Ergebnis von 1920 mit einem Verlust von ca. 3 Mio. Wählern erklärt sich vor allem mit der Enttäuschung über den Neuaufbruch bei den Wählern, wobei die Quellen der Enttäuschung der Versailler Vertrag und die damit verbundenen Reparationen waren. In den Jahren 1920- 1930 war die Partei zwar häufig in der Regierung, konnte sich jedoch aufgrund ihrer geringen Größe kaum profilieren, womit sie auch den Ansehensverlust der Weimarer Republik mittragen musste. Um dem entgegenzuwirken, wurden eine Neuaufnahme von gesellschaftlichen Verbänden und eine Neugründung unternommen, was sich aber als erfolglos zeigte. Das soziale Profil der Partei umfasste ein breites Spektrum der Mittelschicht, vor allem Volksschullehrer, mittleres Beamtentum und freie Berufe waren in der DDP vertreten. Die wirtschaftliche Entwicklung nach 1923 mit der einsetzenden Inflation und der damit zusammenhängenden Währungsreform traf insbesondere die Freiberufler, die ihr angelegtes Vermögen verloren hatten, was sich auch in einem negativen Verhältnis zur Partei auswirkte. Hinsichtlich der Außenpolitik war man nie bereit nationale Opfer auf sich zu nehmen, aber man vertrat eine realistische Grundhaltung, die eine Verständigungspolitik und somit eine Neuorientierung ermöglichte. Innerhalb der Partei waren Mängel vorhanden, die noch auf die Zeit des Kaiserreichs zurückzuführen sind, als noch die Persönlichkeit des Politikers eine große Rolle spielte und die Partei als eine Honoratiorenpartei funktionierte. Dieser Zustand war der Realität der Weimarer Republik unangemessen, da sich die Verhältnisse auch durch die Veränderung des Wahlsystems entscheidend gewandelt haben. Die Aufgabe der Partei war es nun, verstärkt auf Propaganda zu setzen, den vorpolitischen Raum außerhalb der Partei zu bearbeiten und die Presse zu beeinflussen, weswegen ein hauptberuflicher Funktionärsapparat aufgebaut werden musste. DVP: Diese zweite liberale Partei gründete sich aufgrund der politischen Diskreditierung Stresemanns, der von der DDP nicht akzeptiert wurde. Die Schichtung der Mitglieder war der der DDP ungefähr gleich. Eine gesellschaftliche Gruppe, die eng mit der DVP verflochten war, war die Schwerindustrie. Diese Tatsache spielte eine wichtige Rolle bei der Außenpolitik. Hierbei passte man sich an die Realität an aus wirtschaftlichen Gründen, um die Exporte voranzubringen, wofür politische Ruhe und Stabilität nötig ist. Mit Verstand wurde die Politik Stresemanns unterstützt, obwohl man gegen das Herz gehandelt hat. Was das Menschenbild bzw. die Weltanschauung des Liberalismus angeht, so vertritt diese politische Strömung die Auffassung von einem selbstverantwortlichen und freien Menschen, der selbstbestimmt handelt und für sich selbst zu sorgen hat. Das Verhältnis zur Weimarer Republik war ein ambivalentes, man war hin- und hergerissen. Außer der DDP identifizierte sich keine Partei überwiegend mit der Weimarer Republik. Das Phänomen des politischen Katholizismus (Zentrum): Hier handelt es sich um ein relativ deutsches Phänomen, wofür es einige Gründe gibt. Zum einen spielt die Lage der Katholiken eine Rolle, die in Deutschland eine Minderheit darstellte. Zum anderen war die deutsche Einigung ein Aspekt, dem das Zentrum in dieser Form entschieden entgegentrat. Ein weiterer Punkt, der vom Zentrum kritisiert wurde, war der Kulturkampf. Dabei wurde das Kaiserreich als protestantisch, die gesellschaftliche Atmosphäre als liberal perzipiert. Der Katholizismus bemängelte die rechtliche und politische Ungleichheit. All diese Aspekte führten dazu, dass man sich als Partei organisierte. Die soziale Zusammensetzung war durch ein breites Spektrum charakterisiert. Die Tatsache, dass vom Arbeiter bis zum Millionär unterschiedliche Berufsgruppen vertreten waren, spricht dafür, dass das Zentrum eine Volkspartei war, die allein Verfechter des Katholizismus war und keine Interessenvertretung darstellte. Das Zentrum stellte sich in der Zeit des Systemwechsels auf den Boden der Tatsachen, da man nicht so stark auf ein System festgelegt war. Die Grundsätze waren die bürgerliche Freiheit und der Rechtsstaat. Im wirtschaftlichen Bereich wollte man keine großen Veränderungen, da man im Grundsatz zufrieden. Hinsichtlich der Staatsform war das Ziel, die Reichseinheit zu bewahren, wobei die Staatsform offengelassen wurde, weswegen man den Begriff Reich verwendete. Ein wichtiger Punkt war der Föderalismus, man legte Wert auf eine Selbstverwaltung, die gegen die Staatomnipotenz gerichtet war und machtbeschränken wirken sollte. Prinzipien der Außenpolitik waren: Unabhängigkeit des Hl. Stuhls, Schutz der Minderheiten, Glaube an das Recht und die internationale Kooperation In der Kulturpolitik fehlten Aspekte wie Bildung, Kunst, Musik, Film und Literatur, während ein großer Stellenwert auf Ehe und Familie, Religion und Sittlichkeit gelegt wurde.