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https://de.wikipedia.org/wiki/Chemotherapie
Chemotherapie
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Die Chemotherapie (umgangssprachlich: Chemo[1]) ist
eine medikamentöse Therapie von Krebserkrankungen (antineoplastische Chemotherapie)
oder Infektionen(antiinfektiöse bzw. antimikrobielle Chemotherapie). Umgangssprachlich ist
meistens die Behandlung von Krebs gemeint. Eine Chemotherapie kann
unter kurativen,adjuvanten oder palliativen Gesichtspunkten durchgeführt werden.
Die Chemotherapie verwendet Stoffe, die ihre schädigende Wirkung möglichst gezielt auf
bestimmte krankheitsverursachende Zellen beziehungsweise Mikroorganismen ausüben und
diese abtöten oder in ihrem Wachstum hemmen. In der Krebstherapie heißen diese
Substanzen Zytostatika; in der Behandlung von
Infektionskrankheiten Antibiotika, Chemotherapeutika, Virustatika, Antimykotika und Anthelminthi
ka. Bei der Behandlung bösartiger Tumorerkrankungen nutzen die meisten dieser Substanzen
die schnelle Teilungsfähigkeit der Tumorzellen, da diese empfindlicher als gesunde Zellen auf
Störungen der Zellteilung reagieren; auf gesunde Zellen mit ähnlich guter Teilungsfähigkeit üben
sie allerdings eine ähnliche Wirkung aus, wodurch
sich Nebenwirkungen wie Haarausfall oder Durchfalleinstellen können. Bei der Behandlung
von bakteriellen Infektionskrankheiten macht man sich den unterschiedlichen Aufbau
von eukaryotischen (Mensch) undprokaryotischen Lebewesen (Bakterien) zunutze.
Bei der Krebstherapie mit monoklonalen Antikörpern und Zytokinen, wie
beispielsweise Interleukinen und Interferonen, handelt es sich nicht um eine Chemotherapie,
sondern um eine Krebsimmuntherapie.
Inhaltsverzeichnis
[Verbergen]
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1Geschichte
2Sensitivität
3Prinzipien der antineoplastischen Chemotherapie
o 3.1Anwendungsgebiete
o 3.2Gegenanzeigen
o 3.3Wahl des Chemotherapeutikums
o 3.4Therapieschemata
o 3.5Nebenwirkungen
4Wirksamkeit
5Weblinks
6Einzelnachweise
Geschichte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
Der Begriff wurde 1906 von Paul Ehrlich geprägt. Er beschrieb damit die Behandlung
von Infektionskrankheiten mit Methoden, die direkt gegen denKrankheitserreger vorgehen.
Ehrlich begann mit seinen Versuchen am 31. August 1909 in Frankfurt am Main, indem er
Erreger der Syphilis in Ratten injizierte und anschließend mit Hilfe chemotherapeutischer
Verfahren heilte. Diese Versuche hatten eine so überzeugende Wirkung, dass man hierin die
neue „Waffe“ der Medizin gegen Infektionskrankheiten sah. Die verwendeten Medikamente
werden entweder künstlich hergestellt oder sind Abkömmlinge von in der Natur vorkommenden
Stoffen.
Sensitivität[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
Das Ansprechen einer Chemotherapie hängt von verschiedenen Faktoren ab. Erstens wird ein
Chemotherapeutikum unterschiedlich schnell im Menschen abgebaut, und je kürzer das
Medikament im Körper wirksam beziehungsweise präsent ist, desto kürzer kann es auch nur
wirken. Zweitens ist die Erreichbarkeit der krankheitsverursachenden Zellen oder
Mikroorganismen ein wichtiger Faktor. So kann ein Tumor sehr kompakt geformt sein und über
wenig Blutversorgung verfügen. Daraus resultiert, dass das Medikament den eigentlichen Wirkort
nicht oder nur schlecht erreichen kann. Ein dritter Faktor bestimmt das Ansprechverhalten von
Chemotherapeutika. Zum Beispiel können auch bei guter Erreichbarkeit des Tumors durch das
Zytostatikum die Krebszellen resistent gegen das Medikament sein. Diese Eigenschaften werden
als Chemosensitivität und Chemoresistenz bezeichnet.
Es ist möglich, die Wirksamkeit von Chemotherapeutika auf Bakterien im Rahmen
eines Antibiogramms zu testen. Ebenso kann bei Krebszellen die Chemosensitivität in
vitro getestet werden (Chemosensitivitäts-Test).
Prinzipien der antineoplastischen
Chemotherapie[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
Darstellung der Log-cell-kill-Hypothese (idealisierter Verlauf bei einem soliden Tumor).
Die blaue Kurve stellt den Verlauf nach einer operativen Tumorentfernung mit adjuvanter Chemotherapie dar, die rote Kurve den Verlauf bei
einem nicht operablen Tumor und Chemotherapie.
Von der ersten entarteten Zelle bis zum nachweisbaren Tumor werden etwa 30 Zellteilungszyklen benötigt (= 109Krebszellen mit 1 g Masse). Von
diesem Punkt bis zur normalerweise tödlichen Tumormasse von ungefähr 1 kg (= 1012 Krebszellen) werden nur noch zehn weitere Teilungszyklen
benötigt.[2][3]
Der realistischere Verlauf einer Chemotherapie[4]
Wegen der höheren Bioverfügbarkeit wird in der Regel eine intravenöse Verabreichung gewählt.
Einige Therapien sind aber auch oral möglich.
Eine bestimmte Zytostatikadosis kann immer nur einen bestimmten Anteil, z. B. 90 % der
Zielzellen abtöten. Mit fortschreitender Behandlung bleibt dieser Anteil gleich, d. h. zwei Dosen
erreichen 99 % der Zellen, drei Dosen 99,9 % usw. Dieser Mechanismus erklärt, warum eine
Chemotherapie im Laufe der Behandlung nicht vermindert werden darf, auch wenn der
sichtbare Tumor bereits verschwunden ist (Log cell kill, Howard E. Skipper 1964[5]). Im Gegenteil:
Es muss damit gerechnet werden, dass durch eine schwache Behandlung gerade die
widerstandsfähigsten Tumorzellklone selektiert werden, d. h. übrig bleiben. Moderne Protokolle
versuchen daher, „so früh und so hart wie möglich zuzuschlagen“.[6] Die Chemotherapie wird in
schneller Abfolge appliziert, und fast immer werden zwei oder mehr Zytostatika kombiniert, um
dieWirksamkeit zu erhöhen. Mangelnde Therapieerfolge bei einigen Tumorarten und neuere
theoretische und tierexperimentelle Daten lassen jedoch Zweifel an der generellen Richtigkeit
dieses Konzeptes aufkommen.[7]
Adjuvant nennt man eine Chemotherapie, die zur Erfolgssicherung nach einer vollständigen
operativen Beseitigung des Tumors dienen soll. Neoadjuvant ist eine Chemotherapie vor der
Operation. Sehr häufig wird die adjuvante, neoadjuvante oder alleinige Chemotherapie
mit Strahlentherapie kombiniert (Radiochemotherapie).
Bei der Behandlung von alten Menschen muss berücksichtigt werden, dass diese oft eine
verminderte Leber- und Nierenfunktion und eine verminderte Knochenmarksreserve haben und
ihre Empfindlichkeit gegenüber den Substanzen daher erhöht ist. Wenn die Dosis nach dem
Körpergewicht oder der Körperoberfläche abgeschätzt wird, ist der erhöhte Anteil an Körperfett
im Alter einzurechnen.
Resistenzen der Tumorzellen gegen einzelne oder mehrere der eingesetzten Zytostatika sind
nicht selten. Außerdem sollte man während einer Chemotherapie nicht rauchen, denn bei einigen
Standard-Chemotherapeutika wurde nachgewiesen, dass ihre Wirkung
durch Nikotin abgeschwächt wird. Resistenzen können viele Ursachen haben, beispielsweise
verminderten Transport der Substanz in das Zellinnere oder erhöhten Transport aus der Zelle
(Multiple Drug Resistance). Auch kann die Zelle inaktivierende Enzyme besitzen. Gute
Durchblutung des Tumors (Angiogenese) führt wegen hoher Nährstoffversorgung zu schnellem
Wachstum, aber auch zu besserem Ansprechen auf die Chemotherapie, da der Anteil dersich
teilenden Zellen höher ist. Viele der durch die Zytostatika in den Zellen erzeugten Schäden
setzen voraus, dass vorhandene Kontrollsysteme (beispielsweise p53) in den Tumorzellen noch
aktiv sind und diese Fehler bemerken. Reparaturmechanismen
(beispielsweise Exzisionsreparatur) dürfen hingegen nicht aktiviert sein, stattdessen muss
einkontrolliertes Absterben der Zelle eingeleitet werden. Resistenzen müssen frühzeitig erkannt
werden, um Änderungen des Therapieregimes rechtzeitig wirksam werden zu lassen, sonst
häufen sich Mutationen im Tumor an, die ihn schwerer kontrollierbar machen. Auch das Auffinden
der für den speziellen Tumor optimalen Kombinationstherapie durch Labortests wird diskutiert
und wurde erfolgreich eingesetzt.[8][9]
Prinzipiell können bei der Chemotherapie zwei unterschiedliche Wege zur Bekämpfung der
Krebszellen eingeschlagen werden. Mit Zytotoxinen soll die Apoptose, das heißt der
programmierte Zelltod der malignen Zellen, herbeigeführt werden. Dies ist der in den meisten
Fällen angestrebte Weg, den Tumor zu eradizieren, das heißt vollständig aus dem Körper des
Erkrankten zu beseitigen.[10] Zytostatika (griechisch cyto=Zelle und statik=anhalten) sind dagegen
definitionsgemäß Substanzen, die Krebszellen nicht abtöten, sondern deren Zellwachstum und
die Zellteilung (Proliferation) unterbinden. Konventionelle klassische Chemotherapeutika wirken
im Wesentlichen zytotoxisch, während zielgerichtete neuere Therapien aus dem Bereich
der Krebsimmuntherapie, wie beispielsweisemonoklonale Antikörper, zytostatische Eigenschaften
haben.[11][12]
In der Literatur wird allerdings in vielen Fällen nicht zwischen Zytostatika und Zytotoxinen
unterschieden. Die meisten derzeit angewandten Chemotherapeutika wirken zudem sowohl
zytotoxisch als auch zytostatisch.[11]
Anwendungsgebiete[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Eine örtliche Behandlung reicht bei soliden Tumoren (d. h. fest, im Gegensatz z. B. zu
Leukämien) nicht mehr aus, wenn bereits Metastasen nachweisbar sind.


Leukämien und maligne Lymphome breiten sich oft von Anfang an über mehrere
Körpergebiete aus. Dann ist in jedem Fall eine systemische Abgabe von Zytostatika
notwendig.
Eine adjuvante (= ergänzende, helfende) Zytostatikagabe wird vor oder nach der
chirurgischen Entfernung eines Tumors auch ohne Nachweis von Metastasengegeben, wenn
das Rückfallrisiko erfahrungsgemäß hoch ist.
Gegenanzeigen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
Eine antineoplastische Chemotherapie sollte nicht begonnen werden, wenn
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der Tumor durch eine Operation oder Bestrahlung komplett und mit großer
Wahrscheinlichkeit kurativ entfernt werden kann.
die Abwägung ergibt, dass die zu erwartenden Nebenwirkungen der Behandlung schwerer
sind als der zu erwartende Verlauf des Tumorleidens ohne Chemotherapie.
der Allgemeinzustand des Patienten oder die Funktion wesentlicher Organe zu weit
eingeschränkt sind.
Beispiele für Krebserkrankungen, bei denen eine Chemotherapie zu einer
dauerhaften Heilung führen kann:
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Brustkrebs ohne Fernmetastasen
Chorionkarzinom der Frau
Hodentumore
akute Leukämien
malignes Lymphom
Morbus Hodgkin
Tumoren bei Kindern, auch mit Metastasen.
Wahl des Chemotherapeutikums[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
Die Wahl des Chemotherapeutikums richtet sich nicht nur nach dem Organ der Krebserkrankung
(z. B. Brust-, Lungen-, Darmkrebs), sondern auch nach individuellen Kriterien, die bei
verschiedenen Patienten mit der "selben" Krebserkrankung unterschiedlich sein können. Solche
Kriterien können beispielsweise sein:
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
der Gewebtyp der Tumorzellen (z. B. kleinzellig, Plattenepithel, Drüsenepithel etc.)
Rezeptoren, die die Tumorzellen tragen (bspw. HER2/neu)
bestimmte Mutationen im Erbgut der Tumorzellen (bspw. KRAS, siehe auch Onkogene)
die anfängliche Wirksamkeit der begonnenen Therapie
andere Erkrankungen des Patienten
die allgemeine Verfassung des Patienten
Trotz dieser individuellen Gesichtspunkte können für maligne Erkrankungen typische
Chemotherapeutika genannt werden, die bei diesen regelhaft zum Einsatz kommen.
Ausgewählte Beispiele
Krebserkrankung
typisches Chemotherapeutikum
oder Chemotherapie-Schema
Darmkrebs
FOLFIRI,
FOLFOX oder
XELOX [13]
zusätzliche medikamentöse Therapie
Bevacizumab,
Cetuximab[13]
Brustkrebs
5-Fluoruracil
+ Anthrazyklin
+ Cyclophosphamid
evt. Capecitabin [14]
Trastuzumab bei HER2-positiven Tumoren
Tamoxifen
Lapatinib
Sunitinib
Eribulin
Everolimus[14]
Leberzellkarzinom
5-Fluoruracil
+ Folinsäure[14]
Sorafenib[14]
Therapieschemata[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
Heutzutage werden bei der Chemotherapie fast immer mehrere Wirkstoffe kombiniert. Dazu
wurden Schemata entwickelt, in denen festgelegt ist, welche Wirkstoffe in welcher Abfolge und
mit welchem Zeitabstand anzuwenden sind, um eine optimale Wirkung zu erzielen. Aus den
Namen der beteiligten Wirkstoffe wird der Name des Schemas (meist als Akronym) abgeleitet:
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ABVD
BEACOPP
CMF (Cyclophosphamid, Methotrexat, 5-Fluoruracil)
CHOP
COPP
CVI (Cyclophosphamid, Vincristin, Prednisolon)
ECF (Epirubicin, Cisplatin, 5-Fluoruracil)
FLP (5-Fluoruracil, Folinsäure (=Leucovorin), Cisplatin)
FOLFIRI ist eine wöchentlich durchzuführende mittelgradig komplexe Chemotherapie mit
folgenden Wirkstoffen:
 Folinsäure
 Fluorouracil als Bolus und anschließend als 24-Stunden-Infusion.
 Irinotecan (wesentliche Nebenwirkung: cholinerges Syndrom)
FOLFOX ist eine 14-täglich durchzuführende mittelgradig komplexe Chemotherapie mit
folgenden Wirkstoffen:
 Folinsäure
 Fluorouracil als „Bolus“ und anschließend als 48-Stunden-Infusion.
 Oxaliplatin (wesentliche Nebenwirkung: Kribbelparästhesien; daher ist eine Magnesiumund Calciuminfusion indiziert)
5FUFS (5-Fluoruracil, Folinsäure)
MCF (Mitomycin C, Cisplatin, 5-Fluoruracil)
MTX (Methotrexat), in geringerer Dosierung auch gegen Autoimmunkrankheiten,
z. B. Psoriasis
PEB (Cisplatin, Etoposid, Bleomycin)
PCV (Procarbazin, Lomustin, Vincristin)
VAC beim Ewingsarkom
TAC (Docetaxel, Adriamycin, Cyclophosphamid) ist ein dreiwöchentlicher
Chemotherapiezyklus als Drei-Stunden-Infusion
TEC (Docetaxel, Epirubicin, Cyclophosphamid)
XELOX ist ein dreiwöchentlicher Chemotherapiezyklus bestehend aus folgenden Wirkstoffen:
 Capecitabin (oral, wesentliche Nebenwirkung: Hand-Fuß-Syndrom)
 Oxaliplatin
Nebenwirkungen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
Die Nebenwirkungen einer Chemotherapie sind abhängig von der Art der Therapie und der
individuellen Verträglichkeit. Die einzelnen Nebenwirkungen treten unabhängig voneinander auf
und können ganz ausbleiben oder in verschiedener Stärke (von mild bis tödlich) auftreten.
Diese Nebenwirkungen sind Übelkeit und Erbrechen, Erschöpfung, Haarausfall,
Schleimhautentzündungen und Blutbildveränderungen. Sie werden nach denCommon Toxicity
Criteria eingeteilt.
Viele Zytostatika sind selbst karzinogen,
etwa Busulfan, Chlorambucil, Cyclophosphamid oder Semustin.[15] Insgesamt ist die Rate an
Zytostatika induzierten Leukämien zwar rückläufig, aber bei einigen Tumorarten steigt die Zahl
der Erkrankungen immer noch an. Darunter fällt das Multiple Myelom, das Non-HodgkinLymphom, Ösophaguskarzinom, Analkarzinom, Zervixkarzinom und Prostatakarzinom. Während
bei den ersten beiden auch nach einem Jahrzehnt nach der Chemotherapie eine
therapiebedingte akute myeloische Leukämie (tAML) auftreten kann, ist sie bei den
übrigen Karzinomen auf die ersten zehn Jahre nach der Behandlung beschränkt.[16]
Bis zu drei Viertel der Tumorpatienten mit einer Chemotherapie erkranken an einer
chemotherapieassoziierten Anämie. Ein hohes Risiko besteht vor allem bei Tumorentitäten wie
dem Lymphom, multiplem Myelom, Bronchialkarzinom sowie bei gynäkologischen und
urogenitalen Tumoren. Häufigkeit und Schweregrad der Anämie sind auch vom Tumorstadium
abhängig.[17] Während die nach den Common Toxicity Criteria aufgelisteten Nebenwirkungen
meist mit dem Absetzen der Chemotherapie verschwinden, kann es unter Umständen zu einer
irreversiblen Herzmuskelschädigung sowie zu einer temporären oder endgültigen Unfruchtbarkeit
kommen. Die Gabe von Anthracyclinen führt bei etwa zehn Prozent der Patienten zu einer
bleibenden Schädigung der Herzmuskelzellen, welcheHerzrhythmusstörungen und/oder
eine Herzinsuffizienz (Herzschwäche) auslösen kann. Seit 2007 sind sogenannte
Kardioprotektiva zugelassen, welche Herzschäden durch die Gabe der
Anthracycline Doxorubicin oder Epirubicin verhindern können.[18]
Wegen einer etwaigen durch die Chemotherapie bedingten Unfruchtbarkeit wird vor der
Behandlung bei Männern, falls vom Patienten gewünscht, eine Aufbewahrung des Samens
(ähnlich wie es bei Samenspendern praktiziert wird) vorgenommen. Durch die fachgerechte
Lagerung wird dann die Chance auf eigene Kinder erhalten. Fertilitätserhaltende Maßnahmen bei
Frauen sind möglich, tragen jedoch zum Teil noch experimentellen Charakter. Das Netzwerk
Fertiprotektbemüht sich im deutschsprachigen Raum, über Maßnahmen bei Männern und Frauen
zu informieren und sie anzubieten.
Manche Patienten erleben nach einer Chemotherapie eine meist vorübergehende
Beeinträchtigung des Denk-, Merk- und Stressbewältigungsvermögens, die alsPostchemotherapy Cognitive Impairment (PCCI) (auch Chemotherapy-induced Cognitive Dysfunction
oder „Chemo Brain“) bezeichnet wird. Die Ursache dieses Phänomens wird derzeit erforscht. Sie
kann nach gegenwärtigem Forschungsstand entweder in der psychisch belastenden,
traumaähnlichen Situation der Diagnose und Krankheit selbst, in den direkten physischen
Auswirkungen der Chemotherapie oder in beiden Faktoren liegen.[19]
Zur Vorbeugung einer ausgeprägten Mukositis können
mehrere Lokalanästhesien mit Vasokonstriktor im Mund-/Kieferbereich verabreicht werden,
wodurch eine Anflutung des Chemotherapeutikums in die Schleimhaut vermindert wird.
Zusätzlich kann eine Kältetherapie mittels Lutschen von Eiswürfeln die lokale Vasokonstriktion
bei der Strahlentherapie verstärken. Die dadurch erreichte Sauerstoffunterversorgung des
Gewebes vermindert die zelluläre Strahlenempfindlichkeit.[20]
Wirksamkeit[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
Die Wirksamkeit einer Chemotherapie hängt sehr stark von der Art des Tumors und seinem
Stadium ab. Während es sehr viele Studien zu der Wirkung spezifischer Zytostatika auf
entsprechende Tumorarten gibt, existiert bisher lediglich eine einzige Metastudie, welche den
Nutzen der Chemotherapie bei allen Krebsfällen untersucht. Laut ihr wird der Gesamtbeitrag
adjuvant angewandter zytotoxischer Chemotherapien zur Fünf-Jahres-Überlebensrate bei
Erwachsenen auf 2,3 Prozent in Australien und 2,1 Prozent in den USA geschätzt. Die Studie
bestätigt jedoch auch, dass bei bestimmten Krebsarten wie z. B. Hodenkrebs, HodgkinLymphomen oder Zervixkarzinomen eine adjuvant angewandte Chemotherapie eine um 10 bis 40
Prozent bessere Prognose bringt.[21]
Die Studie wurde von australischen Onkologen stark kritisiert. Die Autoren hätten die
verschiedenen Krebsarten nicht gewichtet (die Fallgruppe der Krebsarten, bei welchen die
Chemotherapie schlecht wirkt und somit oft auch nicht angewendet wird, ist am größten) und es
gebe methodische Mängel. Bei Anwendung sauberer Methodik würde aus dem gleichen
Datenmaterial die Effektivität auf 6 Prozent über alle Fälle steigen. Außerdem wurden einige
Krebsarten, welche hauptsächlich durch Chemotherapie behandelt werden (z. B. Leukämie) und
wo diese Therapie sehr effektiv ist, nicht betrachtet. Überdies stammten die Daten aus den
1990er Jahren und seien folglich veraltet. Da die Wirkung einer Chemotherapie von der Art des
Tumors abhängt, ist ein solcher Zusammenwurf aller Tumorarten nicht zielführend, denn er sage
nichts über den Einzelfall aus.[22][23]
Tatsache ist, dass hochwirksame Zytostatika dazu beigetragen haben, die relative Fünf-JahresÜberlebensrate bei bestimmten Krebsarten in den letzten 20 Jahren signifikant – mit
verbesserten Prognosen im zweistelligen Prozentbereich – zu erhöhen. Dies gilt einerseits bei
der adjuvanten Anwendung beispielsweise bei Brustkrebs, Hodenkrebs und Lungenkrebs, sowie
andererseits bei der primären Anwendung der Chemotherapie als Mittel der ersten Wahl, wie
beispielsweise bei Hodgkin-Lymphomen und Leukämie.[24]
Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
Wiktionary: Chemotherapie – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme,
Übersetzungen


Chemotherapieseite Krebsinformationsdienst des Deutschen
Krebsforschungszentrums (DKFZ), Heidelberg. Abgerufen am 3. September 2014.
Bild der Wissenschaft; Wirkung der Chemotherapie hängt von der Tageszeit ab vom 5.
Februar 2005
Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
1. Hochspringen↑ Duden | Chemo | Rechtschreibung, Bedeutung,
Definition. In: duden.de. Abgerufen am 21. August 2015.
2. Hochspringen↑ Klaus Aktories, Ulrich Förstermann, Franz Hofmann, Klaus
Starke: Allgemeine und spezielle Pharmakologie und Toxikologie. 10. Auflage. Elsevier,
Urban & Fischer, München/Jena 2009, ISBN 978-3-437-42522-6.
3. Hochspringen↑ O. A. Adam: Antineoplastische Chemotherapie. (PDF; 1,6 MB) LMU
München
4. Hochspringen↑ H. D. Bruhn (Herausgeber) u. a.: Onkologische Therapie. Verlag
Schattauer, 2003, ISBN 3-7945-2165-X S. 89–92
5. Hochspringen↑ H. H. Skipper: PERSPECTIVES IN CANCER CHEMOTHERAPY:
THERAPEUTIC DESIGN. In: Cancer Res.. 24, September 1964, S. 1295–1302. PMID
14221786.
6. Hochspringen↑ J. H. Goldie, A. J. Coldman: A mathematic model for relating the drug
sensitivity of tumors to their spontaneous mutation rate. In: Cancer Treat Rep. 63,
Nr. 11–12, 1979, S. 1727–1733. PMID 526911.
7. Hochspringen↑ R. A. Gatenby, A. S. Silva, R. J. Gillies, B. R. Frieden: Adaptive therapy.
In: Cancer Res.. 69, Nr. 11, Juni 2009, S. 4894–4903. doi:10.1158/0008-5472.CAN-083658. PMID 19487300.
8. Hochspringen↑ Chemotherapy experts refute ASCO recommendations on use of drug
sensitivity and resistance assays. News-Medical.Net, 1. September 2004, abgerufen
am 25. August 2010 (englisch, zwei Seiten).
9. Hochspringen↑ R. S. Mehta, R. Bornstein, I. R. Yu, R. J. Parker, C. E. McLaren, K. P.
Nguyen, K. T. Li, J. P. Fruehauf: Breast cancer survival and in vitro tumor response in the
extreme drug resistance assay. In: Breast cancer research and treatment. Band 66,
Nummer 3, April 2001, ISSN 0167-6806, S. 225–237, PMID 11510694.
10. Hochspringen↑ R. K. Gibb u. a.: Apoptosis as a Measure of Chemosensitivity to Cisplatin
and Taxol Therapy in Ovarian Cancer Cell Lines. In: Gynecol Oncol 65, 1997, S. 13–
22. PMID 9103385
11. ↑ Hochspringen nach:a b O. Rixe und T. Fojo: Is cell death a critical end point for anticancer
therapies or is cytostasis sufficient? In: Clin Cancer Res 13, 2007, S. 7280–7287.PMID
18094408 (Review)
12. Hochspringen↑ J. A. Houghton und P. J. Houghton: Cellular responses to antimetabolite
anticancer agents: cytostasis versus cytotoxicity. In: Prog Cell Cycle Res 2, 1996,
S. 175–185. PMID 9552394
13. ↑ Hochspringen nach:a b Gerd Herold et al. In: Innere Medizin. 2011, S. 484
14. ↑ Hochspringen nach:a b c d M. Müller und Mitarbeiter: Chirurgie für Studium und
Praxis. 2014/15, S. 154, S. 247
15. Hochspringen↑ Paolo Boffetta, John M. Kaldor: Secondary Malignancies Following
Cancer Chemotherapy. In: Acta Oncologica. 33, Nr. 6, 1994, S. 591–598.
16. Hochspringen↑ L. M. Morton, G. M. Dores, M. A. Tucker, C. J. Kim, K. Onel, E. S.
Gilbert, J. F. Fraumeni Jr., R. E. Curtis: Evolving risk of therapy-related acute myeloid
leukemia following cancer chemotherapy among adults in the United States, 1975–
2008. Blood. 2013; doi:10.1182/blood-2012-08-448068.
17. Hochspringen↑ H. Ludwig, S. van Belle, P. Barrett-Lee et al.: The European Cancer
Anaemia Survey (ECAS): a large, multinational, prospective survey defining the
prevalence, incidence, and treatment of anaemia in cancer patients. In: Eur. J. Cancer.
40, Nr. 15, Oktober 2004, S. 2293–2306.doi:10.1016/j.ejca.2004.06.019. PMID
15454256.
18. Hochspringen↑ Herzschutz bei Chemotherapie, Patientenratgeber: Vorbeugung von
Anthrazyklin-bedingten Herzschäden.
19. Hochspringen↑ Ludwig-Maximilans-Universität München: Krebs und das "Chemobrain" Wenn die geistigen Fähigkeiten von Tumorpatienten leiden. Abgerufen am30. April 2011.
20. Hochspringen↑ W. Dörr, J. Haagen et al.: Behandlung der oralen Mukositis in der
Onkologie Im Focus Onkologie 7–8 (2010)
21. Hochspringen↑ G. Morgan, R. Ward, M. Barton: The contribution of cytotoxic
chemotherapy to 5-year survival in adult malignancies. Clin Oncol (R Coll Radiol). 2004
Dec; 16(8): S. 549–60. PMID 15630849
22. Hochspringen↑ E. Segelov: The emperor's new clothes – can chemotherapy
survive? In: Australian Prescriber Februar 2008, Bd. 29, S. 2–3
23. Hochspringen↑ L. Mileshkin, D. Rischin, H. M. Prince, J. Zalcberg: The contribution of
cytotoxic chemotherapy to the management of cancer. Clin Oncol (R Coll Radiol). 2005
Jun; 17 (4): S. 294. PMID 15997929
24. Hochspringen↑ Robert Koch-Institut: Verbreitung von Krebserkrankungen in
Deutschland. 23. Februar 2010, abgerufen am 27. August 2012 (PDF, deutsch).
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