MEDIENMITTEILUNG: DIE BASEL SINFONIETTA AN SELTSAMEN ORTEN: KRIEG, VERTREIBUNG UND UNGEWISSHEIT IN DER MUSIK Basel, 9. Februar 2017 Die Basel Sinfonietta spielt am Samstag, 18. Februar 2017, in der Mehrzweckhalle Löhrenacker in Aesch (BL) ein von Krieg, Ungewissheit und seltsamen Orten geprägtes Programm mit Werken von Silvestre Revueltas, John Adams und Rolf Wallin/Josse De Pauw (darunter zwei Schweizer Erstaufführungen). Als Sprecher tritt der ugandische Schauspieler Arthur Kisenyi auf. Die Basel Sinfonietta konzertiert unter ihrem Principal Conductor Baldur Brönnimann. Krieg, Vertreibung und Flucht stehen im Zentrum des vierten Abo-Konzerts der Basel Sinfonietta, das am Samstag, 18. Februar 2017, in der Mehrzweckhalle Löhrenacker in Aesch gespielt wird (übrigens da, wo im sportlichen Alltag die erfolgreichen Volleyballerinnen von Sm’Aesch Pfeffingen um Punkte kämpfen). 1937 reiste der mexikanische Komponist Silvestre Revueltas (1899-1940) mitten im Spanischen Bürgerkrieg auf die iberische Halbinsel. Unter seiner Leitung wurden in Madrid, Barcelona und Valencia – in Hörweite von Bombenhagel und Kampfhandlungen – einige seiner wichtigsten Werke zur Aufführung gebracht. Unter dem Eindruck dieser Reise schrieb Revueltas 1938 das Orchesterwerk «Itinerarios» (dt. «Reisewege»). Auch wenn er sich nie öffentlich zum Programm dieser Komposition geäussert hat, lässt sich die düstere Meditation als Reflexion über die sich abzeichnende Niederlage der Republikaner im Spanischen Bürgerkrieg deuten. Der US-amerikanische Komponist John Adams (*1947) – gemäss der League of American Orchestras der «meistgespielte lebende Komponist» – verbindet in seinen Werken die rhythmische Energie des Minimalismus mit der Harmonik und den Orchesterfarben der Spätromantik. In den vergangenen 25 Jahren spielte die Musik von Adams, der am 15. Februar seinen 70. Geburtstag feiert, eine zentrale Rolle in der Ausrichtung der aktuellen Musikästhetik. Die Inspiration für seinen «Guide to Strange Places», der als Schweizer Erstaufführung erklingt, fand er in einem Reiseführer zu mysteriösen Orten in der Provence: «In einem gewissen Sinne sind alle meine Werke musikalische Reiseführer durch seltsame Landschaften.» In «Strange News», das ebenfalls als Schweizer Erstaufführung erklingt, setzen sich der norwegische Komponist Rolf Wallin (*1957) und der belgische Regisseur Josse De Pauw (*1952) mit den Auswirkungen des Krieges in Zentralafrika auseinander. Das mehrsätzige Werk für einen Sprecher, Orchester, Surround Sound und Video Screen ist eine «erschütternde Antikriegsparole, die das ausweglose Schicksal der afrikanischen Kindersoldaten beschreibt» (NZZ). Wallin und De Pauw reisten 2006 nach Uganda und in die Demokratische Republik Kongo. Die vor Ort mit ehemaligen Kindersoldaten geführten Interviews wurden für das Libretto verwendet, Ton- und Filmaufnahmen dienten als Material für Surround Sound und Videoprojektion. Das Publikum darf sich auf einen aufwühlenden Abend an einem durchaus seltsamen Konzertort gefasst machen. «Strange Places» – ein Konzertthema, mit dem sich die Basel Sinfonietta einmal mehr ganz nah an die Aktualität wagt. Wir freuen uns über Ihre Vorberichterstattung! Freundliche Grüsse Werner Hoppe PR & Marketing STRANGE PLACES Samstag, 18. Februar 2017, 19.30 Uhr / Mehrzweckhalle Löhrenacker, Aesch Silvestre Revueltas (1899-1940): Itinerarios (1938) John Adams (*1947): Guide to Strange Places (2001) SCHWEIZER ERSTAUFFÜHRUNG Rolf Wallin (*1957) / Josse De Pauw (*1952) : Strange News (2007) für Sprecher, grosses Orchester, Video und Surround Sound SCHWEIZER ERSTAUFFÜHRUNG Mit Arthur Kisenyi (Sprecher) und Baldur Brönnimann (Leitung) Konzerteinführung um 18.45 Uhr mit Raffaele Perniola Vorverkauf: Bider & Tanner, Musik Hug ARTHUR KISENYI (SPRECHER) Der Schauspieler, Regisseur und Sänger Arthur Kisenyi wurde 1990 Uganda geboren. Er studierte Schauspiel am Performing Arts and Film Department der Makerere University in der ugandischen Hauptstadt Kampala. Für seine Regiearbeit an Nikolai Gogols «Die Heirat» erhielt er 2012 von seiner Universität die Auszeichnung «Best Play Director». Arthur Kisenyi ist Mitbegründer der Dynamo Theatre Company, die auf Theater-, Film- und Radioproduktionen für Kinder und Jugendliche spezialisiert ist und von Firmen wie Pepsi Uganda unterstützt wird. Arthur Kisenyis internationale Karriere begann mit seinem Engagement als Sprecher in «Strange News». Als 16-Jähriger gewann er in Kampala das Casting für die Rolle, die er anschliessend gemeinsam mit Josse De Pauw aufgrund von Recherchen im Norden Ugandas ausarbeitete. Seit der Uraufführung mit dem Oslo Philharmonic Orchestra im Jahr 2007 hat Kisenyi «Strange News» weltweit in mehr als zehn Städten aufgeführt, so auch im Oktober 2012 anlässlich des 10-Jahre-Jubiläums des Internationalen Strafgerichtshofes in Den Haag. ROLF WALLIN (KOMPONIST) Rolf Wallin, 1957 in Oslo geboren, ist ein norwegischer Komponist und Performancekünstler. Er zählt zu den prominentesten Vertretern der zeitgenössischen Musik Skandinaviens. Ursprünglich als Trompeter mit einer Bandbreite von Barockmusik bis Experimentalrock tätig, studierte Wallin Komposition an der Norwegian Academic of Music in Oslo und später an der University of California in San Diego. Die Kompositionen von Rolf Wallin vereinen in sich intuitive Freiheit mit strengen mathematischen Vorgaben. So verwendet Wallin fraktale Algorithmen, um sein musikalisches Rohmaterial zu generieren. Die kompositorische Verfeinerung erfolgt als dialektischer Prozess zwischen systematischer Berechnung und musikalischer Intuition. Daraus entsteht eine Musik, die eine Beeinflussung durch Luciano Berio, György Ligeti und Iannis Xenakis erkennen lässt. Nichtsdestotrotz schreibt Rolf Wallin keine abstrakten Werke, sondern stellt seine Musik in eine direkte Beziehung zu seiner Umwelt, insbesondere in Kompositionen wie «Act» (2004), das die Macht menschlicher Zusammenarbeit hochleben lässt, «Concerning King» (2006), das auf Redeausschnitten von Martin Luther King beruht, und ganz besonders in «Strange News» (2007).