BERICHT VORARLBERG: In seinem vierten Abonnementkonzert brachte das Funkorchester (Leitung: Hans Moltkau) vor Werken von Richard Wagner (Solistin Johanna Fritsch, Sopran) die Uraufführung der ersten Symphonie des in Bregenz wirkenden Oswald Lutz, die 1939/40 entstanden ist und bereits verschiedentlich deutlich erkennbare Ansätze eines um die musikalische Gestaltung ernst ringenden Musikers zeigt. Der Erfolg war sehr freundlich. Das Funkorchester wirkte auch verdienstvoll bei der Oratorienaufführung „Judas Maccabäus", die der Kammerchor „Zürcher Oberland" (Leitung: Musikdirektor Max Hengartner) den Dornbirner Musikfreunden bot. Auch die Solisten waren zum Teil Schweizer Gäste (Alice IleppKlarer, Rolando Monti), zu denen sich die oft bewährte Altistin Ilse Matzkait-Erdmann und Kammersänger Ernst Osterkamp (Baß) gesellten. Den Kinderchor stellte die Musikschule Dornbirn (Leitung: Hans Walter). — Das Landestheater überraschte diesmal mit einer eindrucksvollen „Tra- viata", bei der in den Hauptrollen Tamara Dragan a. G., Hugo Mayer-Gänsbacher und Fritz Bergar a. G. zu hören waren; das gut spielende Landestheaterorchester wurde von Wilhelm Stärk dirigert. In Feldkirch hörte man eine von Chordirektor Schwind! gewissenhaft vorbereitete Aufführung von Ferdinand Andergassens „Messe zu Ehren der kleinen hl. Theresia", die eine wertvolle Bereicherung des kirchenmusikalischen Repertoires darstellt. Bei einem von der Vorarlberger Bauhütte veranstalteten Dichter- und Komponistenabend hörte man Werke von Othmar Schoeck, Georg Bieri und Ernst Graenicher, die teils von Schweizer, teils von Vorarlberger Künstlern interpretiert wurden. In einem Solistenkonzert erblindeter Künstler gefielen der Bariton Karl Seifert und der Pianist Otto Binder. Einen gelungenen Kammermusikabend veranstalteten Musiker des Orchesters des Landestheaters, wobei insbesondere Lilian Müllner, Fritz Waldstätter und Theo Tabaka hervortraten. W. K. BERICHT Die Internationale Gesellschaft für Neue Musik hat uns einen Grundriß ihres Programmes für das diesjährige Fest in Amsterdam (5. bis 13. Juni) mitgeteilt. An der Spitze steht die Welturaufführung einer dreiaktigen komischen Oper „Die Duenna" (nach Sheridan) von Roberto Gerhard (Spanien). In einer Folge von drei Orchesterkonzerten präsentieren sich Raymond Chevreuille (Belgien) mit einem „Konzert für Orchester", Sem Dresden (Holland) mit einem Violinkonzert, Francesco Malipiero (Italien) mit seiner Fünften Symphonie, Miloslav Kabelak (Tschechoslowakei) mit seiner Zweiten, ferner Roger Sessions (USA.): Zweite Symphonie, Karl-Bjrger Blondahl (Schweden): Violinkonzert, Artur Malawski (Polen): Symphonische Etüden für Klavier und Orchester Louis Martinet (Frankreich): Orphee, symphonische Suite, und Walter Piston (USA.) mit einer Sinfonietta, Fartein Valen (Norwegen) mit einem Violinkonzert, Andrzej Panufnik (Polen) mit einem Wiegenlied für 29 Streicher und zwei Harfen, Alexander Spitzmüller (Österreich) mit einer Orchestersuite, Elisabeth Lutyens (England) mit einem Hornkonzert, Rudolf Escher (Holland) mit einer „Musique pour l'esprit en deuil". Zwei Kammerkonzerte bringen Werke von Klaus Egge (Norwegen), Humphrey Searle (England), Hans Henkemans (Holland), Antoni Szalowski (Polen), Richard Sturzenegger (Schweiz), Finn Hoffding (Dänemark), Charles Koechlin (Frankreich), Sandor Jemnitz (Ungarn), P. Glanville-Hicks (Australien), Julian Bautista (Spanien) und Stepan Lucky (Tschechoslowakei). Die Opera Comique führte zum dreißigsten Todestag Claude Debussys (26. März) einige seiner Werke auf, darunter „Pelleas et Melisande" und „Khamma". Der Verlag Denoel bringt aus dem gleichen Anlaß eine bisher unveröffentlichte Sammlung aus dem Briefwechsel zwischen Debussy und Gabriele D'Annunzio heraus. Der „Maggio Musicale", die traditionellen Florentiner Festspiele, die vom 27. April bis 4. Juni dauern, werden nach der Wiederherstellung des Stadttheaters wieder einige Opern in ihr Programm aufnehmen. Man nennt Verdis „Lombardi", Tschaikowskys „Eugen Onegin", einen Einakter von Donizetti und „Salome" von Richard Strauss. Am 21. Februar ist in Stirling (Schottland) der bekannte Pianist und Komponist Frederick Lamond im Alter von 80 Jahren gestorben. Lamond war ein Schüler Bülows und Liszts und einer der bedeutendsten Beethoven-Spieler. Bruno Walter wird bei der Gustav-Mahler-Feier der Staatsoper im Mai nach zehn Jahren zum erstenmal wieder in Wien ans Pult treten. Der Gesellschaft der Musikfreunde und dem ÖsterreichInstitut ist es kürzlich gelungen, den Dirigenten auch für ein zweites Konzert zu gewinnen. Die Städtischen Bühnen in Freiburg brachten dieser Tage Ermano Wolf-Ferraris letzte Oper „Der Kuckuck von Theben" zur deutschen Erstaufführung. Der Schweizer Komponist Frank Martin, dessen Tristan-Oratorium bei den heurigen Salzburger Unauthenticated Download Date | 5/11/16 6:39 PM 95 ÖSTERREICHISCHE MUSIKZEITSCHRIFT Festspielen zu hören sein wird, arbeitet gegenwärtig an einem neuen Oratorium, das er „Goleotha" nennt. ο Boris Blachers neue Oper „Die Nachtschwalbe" wurde, wie DENA. aus Deutschland berichtet, bei ihrer Leipziger Uraufführung ausgepfiffen. Der Schweizer Komponist Heinrich Sutermeister hat ein neues Orchesterwerk komponiert, dem Albrecht von Hallers „Alpen" zugrunde liegen; es soll im Juni in Bern uraufgeführt werden. Kurt Weill, der Komponist der „Drei-GroschenOper", der gegenwärtig in den Vereinigten Staaten lebt, hat eine neue Oper, „Der Feuerbrand", vollendet. Die Wiener Komponist Daniel Sternberg, der 1398 nach Amerika emigrierte und jetzt als Dekan an der Musikschule der Baylor-Universität in Waco (Texas) tätig ist, wurde für seine „Konzertouvertüre" mit einem vom Dallas-Symphonieorchester ausgeschriebenen Preis ausgezeichnet. Der junge Wiener Komponist Herbert Mogg arbeitet an einer Oper, der der Don-Juan-Stoff zugrunde liegt. Das Buch schrieb Dr. Johannes Müllern. Das nadh Kriegsende wiedererstandene Wiener Kammerorchester hielt vor kurzer Zeit seine konstituierende Generalversammlung, die Frau Maria Koschin zum Obmann des neugegründeten Vereines wählte. Die Kommission zur Beurteilung frei schaffender Künstler beim Unterrichtsministerium hat dem Pianisten Prof. Friedrich Wührer die Berufsausübung gestattet, dem ehemaligen Philharmoniker Helmut Wobisch hingegen bis zum Ablauf der gesetzlichen Sühnefrist untersagt. Prof. Hans Doubrawa und Prof. Vinzenz Geller, zwei hervorragende Vertreter der österreichischen Kirchenmusik, feierten in den ersten Märztagen ihren 80., bzw. 75. Geburtstag. Am 4. März ist in Wien Kammersängerin Hermine Kittel gestorben. Sie war Ehrenmitglied der Wiener Staatsoper, der sie bis in die dreißiger Jahre als geschätzte Vertreterin sämtlicher AltPartien sowohl des dramatischen als audi des Spielopernfaches jahrzehntelang angehört hatte. Der Wiener Schubert-Bund, verlieh Vizekanzler Dr. Schärf in Anerkennung seiner Verdienste um die Förderung dieses Vereines die silberne Keldorfer-Medaille. Den Staatsopernsängern Esther Rethy und Erich Kunz wurde der Kammersängertitel verliehen. Der Bundespräsident verlieh dem Komponisten Hans Erich Apostel (Wien), dem Chordirektor August Bloch (Wien), dem Pianisten und Komponisten Serge Bortkiewicz (Wien), der Gesangspädagogin Dora Eibenschütz-Keplinger (Salzburg), dem Musikschriftsteller Franz Gräflinger (Bad Ischl), dem Chordirektor Karl Koch (Innsbruck), dem Musikdirektor und Komponisten Odo Polzer (Bregenz) und dem Dirigenten und Direktor der Städtischen Musikakademie Innsbruck Fritz Weidlich den Professortitel. * Im General Hospital von South Baltimore (Maryland) wird seit kurzem zur Einschläferung der Patienten Musik verwendet, eine Methode, die sich ausgezeichnet bewährt haben soll. Dr. Sylvan Μ. Shane, der das Verfahren zuerst an sich selbst ausprobiert hat, ist davon überzeugt, daß der „Schlaf durch Musik" bei vielen Arten von operativen Eingriffen ein idealer Helfer ist. Man hat allerdings festgestellt, daß nicht jede Musik die gewünschte Wirkung tut. Märsche und Jazzmusik seien völlig ungeeignet, sagt man, sonderbarerweise auch Spirituals und andere religiöse Musik Die besten Erfolge wurden mit Chaussons „Poeme" erzielt. i NI Η A 1 Τ Hans Sittner: Werttheorie und M"sik S. 65 / Joseph Marx: Franz Scbreker S. 69 / Prof. Dr. Helmut Firchtner: Igor Strawinsky, seine Persönlichkeit und Kunstauffassung S . 70 / Prof. Friedrich Wildgans: Josef Matthias Hauer s . 75 / Prof. Dr. Wilhelm Waldstein: Zur Tektonik des Schlusses S . 77 / Musikerporträts: Alfred Jerger — Hans Sittner S. 80 / Der Fall Johann Nepomuk David S. 81 / Musik und Gese'Ischaft S . 82 / Österreichisches Jugendsingen 1948 S . 84 / Neue Musik im neuen Deutschland. (Schluß.) Orchesterwerke, Konzerte, Kammermusik, Klavierstücke, Gesänge S. 85 / ,.Βοη di, Venezia mia . . Abschied von Ermanno Wolf-Ferrari S. 88 I Opernpremiere η Salzburg. „Der Günstling*' von Rudolf Wagner-Regeny S . 89 / Neue Bücher und Noten S . 91 / Musikleben: Konzert und Oper in Wien und den Bundeslän.lern S. 92 / Bericht S. 95. Herausgeber, Eigentümer und Verleger: Dr. Peter Lafite, Wien, VH., Neustiftgasse 6 4 ; verantwortlicher Redakteur: Friedrich Saathen, Wien, IX., Währingerstraße Λ . Redaktion, Verwaltung und Anzeigenannahme: Wien, IX., Währingerstraße 22, Tel. A-14-9-44. Druck: Adolf Holzhausens Nfg., Wien, VII., Kanclgasse 19-21 —103/48 111/3^91. Alle Rechte für sämtliche Beiträge vorbehalten. Nachdruck nur mit Erlau nis der Redaktion. Preis: Einzelheit S 3.50, Vierteljahrsabonnement S .9.— Unauthenticated Download Date | 5/11/16 6:39 PM